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Usus Belli
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eBook349 Seiten4 Stunden

Usus Belli

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Über dieses E-Book

"Usus Belli" ist das vierte Buch des Romans "PSYCHE".
In PSYCHE haben die Nazis in vielen Ländern die Macht ergriffen und einen Weltkrieg ausgelöst. Es geht dabei um die weitere Existenz von PSYCHE. Denn inzwischen ist klar, dass die Selachii diese Welt vernichten wollen.
Um dieses Ziel zu erreichen, verraten sie den Bewohnern PSYCHEs das Geheimnis der Atombombe. Nun forschen alle Kriegsparteien an dieser und an anderen Waffen, um den Krieg für ihre Seite zu entscheiden.
Der Hohe Rat will den Krieg so schnell wie möglich beenden und sendet seine schärfste Waffe: Aidoneus, den Gott des Todes.

1.Buch:Imperium
2.Buch:Conversio
3.Buch:Omnipotens
4.Buch:Usus Belli
5.Buch:Pugnam Pugnare
6.Buch:Per Aspera Ad Astra
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum14. Aug. 2020
ISBN9783347121737
Usus Belli
Autor

Thorsten Klein

Über den Autor Thorsten Klein wurde am 02. Oktober 1964 in Großenhain geboren. Dort lebt er immer noch. Nach einer Ausbildung im Großenhainer „Institut für Lehrerbildung“ begann er sein Berufsleben im Gesundheitswesen. Nach vielen Jahren in der Erziehungshilfe und einem Studium zum Dipl. Sozialpädagogen/Dipl. Sozialarbeiter ist er nun in verschiedenen Feldern der Sozialarbeit tätig. Weitere Informationen zum Autor und seinen Büchern: www.planet-psyche.de

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    Buchvorschau

    Usus Belli - Thorsten Klein

    1. Kapitel Criminatio*

    Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.

    J. J. Rousseau (1712 – 1778)

    Ort:    Psyche, Berlin, Sakanias Wohnung

    Die Frau war fast zwei Meter groß. Schlank, durchtrainiert, muskulös und braun gebrannt.

    Die beiden Männer wirkten dagegen blas. Obwohl sie größer und muskulöser waren als die Frau.

    Alle drei waren nackt.

    Das ist manchmal so, wenn man Sex hat.

    Sakania versuchte verzweifelt, wegzusehen. Wer will seine eigenen Brüder schon in einer solchen Situation überraschen?

    So sehr sie sich aber auch anstrengte, es gelang ihr nicht. Sie fühlte sich wie eingefroren und hatte keine Kontrolle über ihren Körper.

    Wenn sie wenigstens in der Lage gewesen wäre, ihre Augen zu verschließen. Oder ihre Ohren.

    Obwohl … Dann hätte sie vielleicht nicht die Stimme gehört, die plötzlich in ihrem Kopf dröhnte.

    Die Stimme des schwarzen Herzogs?

    Sie klang so. So ähnlich zumindest. Denn diese sprach, als sei ihr Inhaber im spanischen Sprachraum aufgewachsen. Dem Herzog hörte man in jeder Sprache an, dass er in Deutschland geboren und aufgewachsen war.

    Die Menage a trois hatte wenigsten mit ihren gymnastischen Übungen aufgehört. Um ebenfalls der Stimme zu lauschen. Wie Schüler ihrem Meister

    Der gab genaue Anweisungen, wie es auf Psyche weiterzugehen habe. Sie hatten keine Einwände gegen seine Vorschläge. Sakania hingegen fand das, was sie hörte, einfach nur abscheulich. Ihre Feiglinge von Brüdern protestierten nicht, sondern neigten die Köpfe und nickten ergeben.

    Nur die Frau wagte etwas einzuwenden: „Was du vorhast, wird weder Sakania, noch Wihtania gefallen."

    Stimmt, dachte Sakania wütend, und wir werden alles unternehmen, diese Pläne zu durchkreuzen. Das Lachen darauf dröhnte so in Sakanias Kopf, dass sie glaubte, der würde zerspringen.

    „Wenn die beiden Gören sich gegen uns stellen, werdet ihr doch wohl in der Lage sein, sie aufzuhalten. Oder?"

    Was Sakania am meisten erboste, war die devote Zustimmung der drei. Das bekamen die auch zu hören, denn Sakania hatte endlich die Kontrolle über ihren Körper wieder. Sie anschreiend und fieberhaft nach ihrem Schwert suchend, stürmte sie auf ihre Brüder und deren Freundin zu.

    Aber die verschwanden einfach in der RaumZeit, ohne sie zur Kenntnis zu nehmen.

    Unsagbare Wut schüttelte Sakania.

    Wut, die ständig ihren Namen rief?

    Mit der Stimme Takhtushos?

    Als sie die Angst in dessen Gesicht sah, war sie mit einem Schlag hellwach.

    „Huldrich und Gerrich, stotterte sie, „haben Furchtbares mit Psyche vor. Es wird einen schrecklichen Krieg geben und sie werden versuchen, den Psychanern für diesen Krieg die Macht des Atoms zu verschaffen.

    Takhtusho war erleichtert, dass Sakania endlich aus ihrem Alptraum erwacht war und mit ihm sprach.

    Aber um den Inhalt ihrer Worte richtig zu verstehen, benötigte er, wie immer, sehr lange. Dann sah er sie ungläubig an. „Nuklearwaffen? Für diese Menschen? Die werden ihre Welt vernichten."

    „Das ist ihr Plan. Der Geist dieser Welt will es so."

    Takhtusho musterte Sakania aufmerksam. „Bist du dir sicher? Er riskiert seine eigene Existenz?"

    „Das ist ja das unverständliche … Seine Stimme klang wie die des schwarzen Herzogs, nur in Nuancen anders, versuchte Sakania sich an den Inhalt ihres Traumes zu erinnern, „also kann es nicht der Herzog gewesen sein. Aber wer war es dann?

    „Einer seiner Verwandten?"

    „Da gibt es tausende, die in Frage kämen."

    „Aber nur wenige, die so mächtig sind, dass sie eine ganze Welt beherrschen könnten."

    Beide überlegten eine Weile.

    „Paulos, rief Takhtusho dann, um sofort von Sakania unterbrochen zu werden: „Paulos hat keine Macht.

    „Aber nur, weil ihm der Herzog diese entzogen hat, um ihn dann zu verbannen. Als Familienoberhaupt darf er das, ohne den Hohen Rat fragen zu müssen."

    „Das weiß ich doch. Ich habe zwar noch nicht gelebt, als ihr den Krieg der Kinder vom Zaun gebrochen habt, aber ich hatte bei Richard Kummer Geschichtsunterricht. Schon vergessen? Deshalb weiß ich auch, wo Paulos ist."

    „Hol ihn her", schlug Takhtusho vor.

    „Wenn das so einfach wäre", erwiderte Sakania und überlegte. Eine ganze Weile. Dann erklärte sie Takhtusho ihren Plan.

    Was sie verschwieg, war die Beteiligung der dritten Person an der Verschwörung. Jener Frau, die Sex mit Huldrich und Gerrich hatte.

    Schon dafür gehörte sie bestraft. Allerdings durfte Takhtusho nie erfahren, dass es gegen seine Schwester ging. Vielleicht würde er dann die Seiten wechseln. Sie brauchte ihn aber. Nicht nur, weil sie ihn liebte. Er war auch der einzige, der Bcoto gewachsen war, sollten sie gegen sie kämpfen müssen.

    Ort:    Psyche, Dai Nippon, Tokio

    Die beiden Kämpfer standen sich gegenüber. Jeder hatte ein Schwert in der Hand. Die Klingen waren aus Bambus und die traditionellen Visiere ihrer Samuraihelme verbargen ihre Gesichter. Der Gaijin musterte sie mit Kennermiene. Das gefiel seinem Begleiter überhaupt nicht. Er wollte dem eingebildeten Deutschen mit diesem Besuch einer japanischen Kampfschule eigentlich zeigen, die Japaner seien die besten Kämpfer der Welt. Japanische Samurai sowieso.

    Der tat, als kenne er sich aus. Wie sollte er? Nur, weil er fehlerfrei japanisch sprach? Gut, auch mit ihren Traditionen kannte er sich aus. Aber beim Kämpfen?

    Die beiden Schwertkämpfer zeigten eine knappe halbe Stunde, was sie bereits gelernt hatten. Dieser kleine Einblick in den Kenjutsu schien den Fremden ebenfalls nicht zu beeindrucken.

    „Diese Schüler waren gut, aber sie müssen noch viel lernen. Vor allem Geduld. Sie wussten, dass ich zusehe, nicht wahr?"

    Ozaki Hotsumi2 wurde nicht schlau aus diesem Mann, den er gern als seinen Freund sehen würde. Der gab sich als Russe aus, arbeitete aber für eine renommierte deutsche Zeitung in deren Sprache.

    Hotsumi verneigte sich vor dem Wissen des Gaijin und antwortete: „Sie wussten, dass Sie ein Reporter sind. Deshalb ihre Aufregung."

    „Aufregung beim Kampf ist immer ungünstig. Es sei denn, man macht sie sich zum Verbündeten. Ihr Lehrer ist Shigetada Tōgō. Richtig?"

    „Sie kennen Shigetada Tōgō?"

    „Wir sind uns ein paar Mal begegnet. In einem früheren Leben. Er war Lehrer in Jigen-Ryū. Ich konnte ihm ein paar Tricks mit dem Katana beibringen. Zur Belohnung zeigte er mir seine Kampfkunst."

    „In einem früheren Leben? Haben Sie unser Leben so verinnerlicht, dass Sie zum Hinduismus übergetreten sind?"

    „Weil ich weiß, das Leben ist eine beständige Wanderung zwischen Geburt, Tod und Wiedergeburt? Nein. Die Palingenese ist kein asiatisches Monopol. Auch die Jünger des Pythagoras aßen keine Bohnen, da sie glaubten, die Seelen Verstorbener könnten darin wohnen. Ich allerdings ziehe die Körper von Menschen als Behausung meines Geistes stets vor."

    Hotsumi verstand den Sinn dieser Antwort nicht. Er glaubte aber, eine Gelegenheit gefunden zu haben, sich dem Fremden erkenntlich zu zeigen. „Ich kann Sie dem Meister vorstellen. Ich hatte selbst einige Zeit die Ehre, sein Schüler zu sein."

    „Darum wollte ich dich gerade bitten."

    „Unter welchem Namen? Wenn ich Ihren damaligen Namen benutze, erkennt er Sie vielleicht aus Ihrem früheren Leben wieder."

    „Höre ich da Spott in deiner Stimme? Ich habe in dieser Welt nur einen Namen. Stell mich also bitte als Richard Sabota vor."

    Ort:    Psyche, Berlin, vor dem Reichstag

    „Richard Sabota lebt natürlich noch. Den habe ich ja nicht umgebracht?", gab il caskar zu.

    „Kann es sein, dass Richard Kummers Geist in sein östliches Alter Ego geflüchtet ist und jetzt in Richard Sabotas Körper lebt?", fragte Takhtusho.

    „Das ist nicht möglich, widersprach il caskar. „Denk doch an Alexandra Al Kahira. Die Geister zweier Vollbürger in einem Körper verursachen schwere psychische Krankheiten. Richard Sabota ist geistig gesund und so mächtig wie eh und je. Aber für uns ist er keine Gefahr, da er nur im Osten herrscht.

    „Dann solltest du dich zuerst einmal mit der Frage beschäftigen, was Richard Kummers Geist anstellt, eh du versuchst, in der Nazipartei Macht zu erlangen", brachte Takhtusho seine Bedenken nochmals auf den Punkt.

    „Ich habe keine Vollbürgerkräfte mehr. Hast du das vergessen? Ich bin fast so ein Nichts, wie die Ureinwohner dieser Welt. Der Hohe Rat hat mich schwach gemacht, weil er Angst vor mir hat. Also muss ich schnell wieder stark werden. Das geht am schnellsten durch die Macht des Faschismus. Schließlich habe ich den erst mächtig gemacht."

    „Deswegen haben sie dich doch verurteilt. Wenn du weiter mit den Nazis zusammenarbeitest, zeigst du, dass du das Urteil nicht annimmst und gibst ihnen das Recht, dich doch auf eine einsame Welt zu verbannen."

    „Meinst du?", fragte il caskar nachdenklich.

    „Ich denke, der Herzog wollte genau das. Er tat so, als komme er dir entgegen. Dabei hofft er auf dein Scheitern, um dich dann doch noch für Jahrhunderte unschädlich zu machen. Nach dem Krieg der Kinder hat es doch auch geklappt."

    il caskar sah seinen großen Freund überrascht an. „Du hast recht. Das könnte sein Plan sein. Dann müssen wir anders vorgehen."

    „Aber wie?"

    „Nun lass mich doch erstmal überlegen." Das tat il caskar dann auch. Lange.

    „Ich habe doch die Aufgabe, Psyches Europa wirtschaftlich und politisch zu einigen", begann er dann das Ergebnis seiner Überlegungen mitzuteilen.

    „Stimmt. So steht es im Urteil."

    „Da steht aber nicht drin, wie. Also bedeutet das, in dieser Frage habe ich freie Hand."

    „Kann man so interpretieren", war Takhtusho nicht ganz überzeugt.

    „Kann man nicht, muss man. il caskar hatte wie immer keine Zweifel. „Die Nazis wollen ganz Europa erobern. Daraus machen sie ja keinen Hehl, auch wenn das die Politiker der anderen Länder ignorieren. Wir helfen ihnen und bleiben dabei immer schön im Hintergrund. So können die Nazis diesen Plan umsetzen und ich erfülle damit die Auflagen meines Urteils.

    Nun überlegte Takhtusho eine ganze Weile. Länger, als il caskar. Wer ihn bereits aus den vorherigen Büchern kennt, weiß noch, Denken war noch nicht so seine Stärke. Kämpfen eher. Mit Kämpfen hatte il caskars Plan wenig zu tun. Aber viel mit dem, was der Hohe Rat seit Jahrhunderten auf Psyche machte. Also stimmte er seinem Freund zu und versprach, zu helfen.

    „Sakania wird bestimmt auch mitmachen. Sie hat sich über deine Verurteilung gefreut und gesagt, vielleicht besserst du dich, damit sie dich irgendwann mal leiden kann."

    „Über Sakania reden wir später. Können wir wieder über Heinrich Ether reden?"

    Wegen Heinrich Ether war il caskar nämlich im nächtlichen Berlin unterwegs. Er wollte herausfinden, was dieser hochgestellte Nazi mitten in der Nacht in Berlin zu tun hatte.

    il caskar glaubte, ein Treffen Ethers mit Richard Kummer gesehen zu haben. Eines sehr jungen Richard Kummers, zugegeben. Dieser Kummerritter schien auch nicht sehr helle gewesen zu sein, meinte il caskar. Aber das Gesicht war unverkennbar.

    „Schade, dass ich nicht dabei war", bedauerte Takhtusho.

    „Ja, du hättest mir helfen können, die beiden gefangen zu nehmen."

    „Nein, ich hätte mir seine Aura ansehen können. Du kannst das ja nicht mehr. Dann wären wir sicher gewesen, ob es wirklich Richard Kummer ist. Sakania sucht ihn, seit er gestorben ist. Sie hätte sich über ein Wiedersehen mit ihm gefreut."

    „Wir suchen ihn doch. Er muss hier irgendwo sein. Hilf mir, ihn zu finden, dann kannst du seine Aura nicht nur scannen, sondern ihn gleich gefangen nehmen und deiner kleinen Freundin apportieren."

    „Ich hatte für heute Abend eigentlich andere Pläne", maulte Takhtusho.

    „Du kannst deine Schöne ficken, wenn wir ihn gefunden haben. Glaub mir, sie wird viel williger sein, wenn du ihr den Kummerritter bringst."

    Ort:    Psyche, Dai Nippon, Tokio

    Ozaki Hotsumi brachte Richard Sabota also zu dem berühmten Kampfkunstlehrer. Erstaunt war er nicht nur über dessen Begrüßung des Gastes, sondern auch darüber, dass sich der Lehrer in seinem Gespräch dem Fremden sofort unterordnete. Als sei er dessen Untergeber. Im Japanischen erkannte man das bereits an der Art und Weise der Wortwahl und der Gesprächsführung. Sabota ging mit dem Lehrer um, als sei er dessen Fürst, der einem von ihm besonders geschätzten Samurai die Ehre eines Gespräches erwies.

    Danach versammelte der seine Schüler. Die kurzen Befehle, die er sprach, erstaunten Ozaki Hotsumi noch mehr. Es sollte einen Kampf geben. Der Fremde gegen alle Schüler. Damit es nicht unfair sei, sprach der Meister, würde der Fremde unbewaffnet kämpfen. Den Schülern gestatte der Fremde alle Waffen, die ihnen genehm seien. Auch scharfe.

    Der Fremde hatte sich derweil seiner gesamten Kleidung entledigt und stand nackt im Zentrum der Tatami.

    Er versprach dem Schüler, der als letzter gegen ihn bestehen würde, die Ehre eines Zweikampfes.

    Die Schüler musterten den Fremden nach diesem Angebot, das so sehr nach Prahlerei klang, noch wesentlich aufmerksamer als vorher. Er bestand nur aus durchtrainierten Muskeln, das mochte schon sein. Aber für einen Gaijin war er nicht sehr groß. Und gegen ihre Gruppe hatte er sowieso keine Chance. Glaubten sie.

    Ort:    Psyche, Berlin, vor dem Reichstag

    il caskar glaubte bereits zum wiederholten Male, Richard Kummer erkannt zu haben.

    Takhtusho fand das nicht mehr lustig, sondern betrachtete seinen Freund mit Besorgnis. Hatte der Hohe Rat gepfuscht? War ihnen ein Fehler unterlaufen, als sie il caskar seiner Kräfte beraubten? Nach einer Weile schlug er sich gegen den Kopf. Was war er doch immer noch für ein Idiot. Trotz der erfolgreichen mentalen Ausbildung durch Sakania.

    „Gib mir deine Hand", forderte er il caskar auf.

    „Ich kann schon allein laufen. Auch im Dunkeln", antwortete der gewohnt unfreundlich.

    Also ergriff Takhtusho einfach il caskars Hand und forderte ihn auf: „Erinnere dich an das Bild des Menschen, den du für den Kummerritter gehalten hast. Sieh mich nicht so bescheuert an. Mach einfach."

    il caskar machte einfach. Takhtusho sah dabei aus, als würde er mit glasigen Augen träumen. Dann nickte er und wies vor sich. „Wir müssen in die Richtung", sagte er.

    „In den Reichstag?"

    „In den Reichstag. Und entsichere deine Pistole. Du kannst dich auf einen Kampf gefasst machen."

    Das hatte il caskar befürchtet.

    Ort:    Psyche, Dai Nippon, Tokio

    Ozaki Hotsumi hatte befürchtet, sein ausländischer Freund würde nicht lange in diesem Kampf bestehen. Nun befürchtete er, die Schüler könnten den Kampf nicht lange genug bestehen, um die Lehre zu verstehen, die ihnen der fremde Meister erteilen wollte.

    Dass es um eine solche ging, war Hotsumi nach wenigen Augenblicken des Kampfes klar.

    Richard Sabota bewegte sich rasch. Musste er auch. Bei so vielen Gegnern. Aber er griff dabei auch an. Zu allererst die, die ihn mit einer scharfen Waffe bedrohten. Geschickt schlug er die so, dass sie sich mit ihren Waffen selbst verletzten. Nicht gefährlich, aber schmerzhaft.

    Immerhin zeigten die Verletzten so viel Mut und innere Festigkeit, selbständig die Tatami zu verlassen, um den noch kämpfenden Schülern nicht im Wege zu sein.

    Aber auch die wurden immer weniger. Schließlich stand, wie von dem Fremden angekündigt, nur noch ein Gegner vor ihm. Der griff nicht an, sondern lauerte auf eine Gelegenheit dazu.

    Mit allem gebotenen Respekt, was Hotsumi für vernünftig hielt. Jetzt keinen Respekt vor dem Fremden zu haben, wäre eine gefährliche Überheblichkeit.

    Richard Sabota, der des gegenseitigen Belauerns müde schien, griff nun seinerseits an. Zum Teil mit Finten, die die Schüler nicht einmal bei ihrem Meister gesehen hatten.

    Nun verstand Hotsumi auch den Respekt, den der Meister diesem Fremden entgegenbrachte. Der Respekt des unterlegenen Kampfkünstlers.

    Die anderen Schüler sahen mit Erstaunen sowohl die Angriffe des Fremden, als auch das Ausweichen und Verteidigen ihres Mitschülers. Den hatten sie bisher ob seiner Zurückhaltung beim Kampf für ein Weichei gehalten. Nun sahen sie, was er konnte.

    Hotsumi vermutete, genau das habe Richard Sabota beabsichtigt. Denn plötzlich, nach einem letzten Angriff, den er nicht zum siegreichen Ende führte, trat er einen Schritt zurück und verneigte sich vor seinem Gegner. Wie ein Meister, der die Leistung seines besten Schülers anerkennt.

    Der schien froh zu sein, so aus dem Kampf zu kommen, und verneigte sich tiefer, als es der Respekt erfordert hätte.

    Ort:    Psyche, Berlin, im Reichstagsgebäude

    il caskar bekam Respekt vor Takhtusho. Nur zähneknirschend zwar, aber immerhin Respekt. Dieses Gefühl ließ er nur langsam zu.

    Immerhin hatte Takhtusho Fähigkeiten, die il caskar immer mehr vermisste. Kein Wunder, dass der besser war, als er. Er hatte auch diesen Menschen entdeckt, der dem Kummerritter so ähnelte. Mitten im Sitzungssaal des Reichstages. Und trotz der Dunkelheit.

    „Ob der den Fußboden reinigt?", fragte il caskar. In der Hoffnung, Richard Kummers Reinkarnation sei als Reinigungskraft in diese Welt zurückgekehrt.

    „Mit Benzin? Wohl kaum."

    „Das ist Benzin? Will der die Bude abfackeln?"

    „Sieht so aus."

    „Wir nehmen ihn fest, präsentieren ihn der Polizei und sammeln Pluspunkte. Bei den Nazis, den Bullen und beim Hohen Rat."

    Takhtusho hielt il caskar zurück. „Hast du vergessen, dass die SS jetzt die Polizei ist. Der Typ hat mit Ether gesprochen. Ether ist die SS. Die wissen also Bescheid. Ich glaube kaum, wir bekommen mit dieser Enthüllung bei irgendjemandem Pluspunkte. Sakania sagt immer, der Hohe Rat surfe auf den Ereignissen, ohne sie zu beeinflussen."

    „Sakania sagt …, maulte il caskar. „Mag sein, du machst nur, was Sakania sagt. Aber ich muss nicht auf deine kleine Prinzessin hören.

    „Und warum nicht? Wenn sie doch recht hat. Dieser Mensch scheint ein schweres Verbrechen begehen zu wollen. Wären wir nicht da, würde es seinen Lauf nehmen. Also lass ihn machen und wir überlegen, was sich daraus machen lässt."

    „Einverstanden, stimmte il caskar nach kurzem Überlegen zu. „Wir nutzen es zu unseren Gunsten.

    Ort:    Psyche, Berlin, im Polizeipräsidium

    „Wie wollen Sie das zu Ihren Gunsten nutzen, Herr Polizeipräsident? Es sind doch nur Fotos."

    Jörgensen, ehemals Chef der Berliner politischen Polizei und jetzt Polizeipräsident von Berlin, sah den Kriminalrat Renatus verdattert an. „Ja aber … Erkennen Sie denn die Frau auf den Fotos nicht, Renatus?"

    Der schüttelte den Kopf und der Polizeipräsident seufzte. „Sie müssen mehr in die Gesellschaft gehen, Renatus. Sie kapseln sich ab. Diese Frau, die hier nackt zu sehen ist, hat letztes Wochenende geheiratet."

    „Dann muss man ihr gratulieren. Jetzt wird sie solche Bilder nicht mehr nötig haben. Obwohl das schade ist. Sie ist sehr schön. Vor allem nackt."

    Der Polizeipräsident drohte mit dem Finger. „Ich weiß nicht, ob die Sitte bei Ihnen in den richtigen Händen ist, Renatus. Die vielen leichtlebigen Frauen, die Sie alle anschmachten. Wer soll da stark bleiben?"

    „Sie vergessen, lieber Graf, dass ich bereits mit zwei Frauen verheiratet bin. Das ist Weiblichkeit genug."

    Der Polizeipräsident lachte. Dieser Renatus und seine Witze. Der war der eingefleischteste Junggeselle, den man sich vorstellen konnte. Und der begehrteste. Ohne das scheinbar zu merken. „Geben Sie mir die Fotos, bat er stattdessen. „Ich bin mit dem Reichsführer SS zum Essen verabredet. Die werde ich ihm zeigen. Er wird prächtig verdauen, wenn er sie gesehen hat.

    Nur Renatus Lächeln zeigte, dass genau das seine Absicht gewesen war, als er die Bilder übergab.

    Ort:    Psyche, Berlin, Grunewald, Villa Eberbach

    il caskars Mutter übergab die Bilder.

    Die andere Frau betrachtete sie.

    il caskars Mutter betrachtete derweil diese Frau.

    Die sah wie ihr eigenes Ebenbild aus. Nur älter.

    Diese Ähnlichkeit würde der Psychanerin jedoch verborgen bleiben. Genau wie die Gleichheit der Namen, die beide Frauen trugen. Beide waren sie Gattinnen eines Generalobersts von Eberbach. Der Gatte der älteren Frau war Kommandant des Berliner Wehrkreises. Der der jünger aussehenden, einer der mächtigsten Götter des Hohen Rates. Und il caskars Vater.

    Nun galt es, il caskar auf Psyche Eltern zu verschaffen.

    Es passte alles, dachte il caskars Mutter. Vielleicht also eine Chance, den Fluch des Herzogs zu kompensieren?

    Wenn die andere Frau von Eberbach mitspielte.

    Die betrachtete die Fotos schon eine ganze Weile. „Sind Sie sich sicher?", fragte sie.

    Die lächelte. „Hören Sie auf Ihre innere Stimme. Sagt die Ihnen nicht, das könnte Ihr Sohn sein?"

    „Leider bin ich nie in der Lage gewesen, meinem Mann Söhne zu schenken", bedauerte die Psychanerin.

    Die jüngere Frau lächelte. Die Kinderlosigkeit dieser Ehe war ihr vertraut. Schließlich lag die in ihrer Verantwortung. Sie war die Göttin des weiblichen Herdfeuers. Und der weiblichen Fruchtbarkeit. Überall im Multiversum. Manchmal können Götter auch Dinge zu ihrem Vorteil nutzen, die sie nie geschehen ließen. Hier war das dringend notwendig.

    Nicht im Interesse der Psychanerin. Aber im Interesse der Göttin.

    „Er wird Sie auf jeden Fall als Mutter erkennen, warb die Göttin bei der Sterblichen um Unterstützung. „Sie ähneln seiner Mutter verblüffend. Vertrauen Sie mir einfach.

    „Und mein Mann? Was soll ich dem sagen, wenn wir plötzlich ein erwachsenes Kind haben."

    „War es nicht ihr Mann, der nicht auf die Hochzeitsnacht warten konnte? Dann wird er auch den Rest der Geschichte verstehen."

    „Welcher Geschichte?"

    Die jung scheinende Frau erzählte sie ihr. Eine Geschichte, die in Zeiten, die nur verheiratete Mütter tolerierte, oft vorkam. Eine Geschichte, die alles erklärte.

    Frau von Eberbach lauschte immer erstaunter dieser unbekannten Dame und erkannte: Genau so könnte es gewesen sein. In vornehmen Familien kommt so etwas manchmal vor. Sie kam aus einer der vornehmsten. Ihr Mann ebenfalls. Also musste er es verstehen.

    „Wenn er es aber nicht versteht?", äußerte sie ihren letzten Zweifel.

    Die Göttin lächelte. „Wenn er es nicht versteht, dann ist er nicht ihr Mann. Das wird also nicht geschehen. Aber zu Ihrer Sicherheit verspreche ich Ihnen: Versteht er es nicht, werde ich Ihnen die Hilfe geben, die Sie von ihm erwarten konnten."

    Das beruhigte die Frau.

    Ort:    Psyche, Berlin, Grunewald, Villa Kowalski

    „Es beruhigt mich ungemein, dass du mir hilfst, eine bessere Kämpferin zu werden als Bcoto", sagte Ala Skaunia.

    Keuchend. Sie war nackt und sie war außer Atem. Aber nicht, weil sie mit Kowalski Sex hatte, der ebenfalls nackt und außer Atem war. Nein. Beide kämpften. So etwas kommt in einer ehelichen Gemeinschaft schon mal vor. Aber sie bewarfen sich nicht mit Haushaltsgegenständen, sondern übten sich in echter Kampfkunst. Mit Schwertern, Äxten und anderen geeigneten Gegenständen.

    Ala Skaunia war inzwischen viel schlanker und

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