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Die Wölfin: Niederrhein Krimi
Die Wölfin: Niederrhein Krimi
Die Wölfin: Niederrhein Krimi
eBook404 Seiten5 Stunden

Die Wölfin: Niederrhein Krimi

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Über dieses E-Book

Ein geschäftiger Dezembermorgen in Haus der Familie Thanhäuser. Alles ist wie immer. Ein reichlich gedeckter Frühstückstisch versorgt wortkarge, pubertierende Kinder und den eiligen Ehemann. Dr. Barbara Thanhäuser verlässt als letzte das Haus. Sie wird nicht in der Klinik ankommen, in der man die Ärztin ungeduldig erwartet. Am nächsten Tag finden Spaziergänger den völlig demolierten Wagen der Ärztin am Haffener Meer. Im Laufe der Ermittlungen unter Leitung der Hauptkommissarin Karin Krafft beginnt die harmonische Fassade der Arztfamilie zu bröckeln.
Das Team vom K1 ermittelt in Dingden, Dinslaken, Wesel und Duisburg. Dort begegnen sie einem alten Bekannten. Ferdi Fleischmann, bekannt als rasender Reporter, weiß aus der Vergangenheit der Frau Doktor zu berichten. Eine Kämpferin, die das Ziel verfolgt, ihren Kindern eine gute Lebenssituation zu bieten. Besser als das Fiasko ihrer eigenen Kindheit.

"Die Wölfin" ist eine rasante Geschichte mit unerwarteten Entwicklungen und der unverzichtbaren Portion Humor. Dafür sorgt unter anderem Schimanski im K1.
SpracheDeutsch
HerausgeberEmons Verlag
Erscheinungsdatum1. Juli 2015
ISBN9783863583385
Die Wölfin: Niederrhein Krimi

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    Buchvorschau

    Die Wölfin - Renate Wirth

    THOMAS HESSE, Jahrgang 1953, ist Redaktionsleiter in Wesel. Im Emons Verlag erschienen von ihm – zusammen mit Thomas Niermann – die Krimis »Der Esel«, »Der Rabe« sowie »Mord vor Ort I und II«. »Eulenblues« ist sein zehntes Niederrhein-Krimi-Buch.

    www.der-krimi-hesse.de.

    RENATE WIRTH, Jahrgang 1957, lebt in Xanten und arbeitet als Heilpädagogin und Gestalttherapeutin. Neben ihren Kriminalromanen, die sie zusammen mit Thomas Hesse schrieb, veröffentlichte sie diverse Kurzkrimis in Anthologien.

    VON BEIDEN AUTOREN gemeinsam erschienen im Emons Verlag »Das Dorf«, »Die Füchse«, »Die Eule«, »Eulenblues«, »Die Spinne« und »Der Käfer«. »Die Füchse« erschien auch als Hörbuch.

    Dieses Buch ist ein Roman. Handlung, Personen und manche Orte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.

    © 2013 Hermann-Josef Emons Verlag

    Alle Rechte vorbehalten

    Umschlagzeichnung: Heribert Stragholz

    Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch

    eBook-Erstellung: CPI – Clausen & Bosse, Leck

    ISBN 978-3-86358-338-5

    Niederrhein Krimi

    Originalausgabe

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    Kostenlos bestellen unter www.emons-verlag.de

    EINS

    »Falstaff, pfui!«

    Der alte Boxerrüde reagierte nicht, wie immer, sondern schnüffelte ausgiebig weiter an der Mauerkante zur Einfahrt, die als Reviergrenze herhalten musste. Seinem Herrchen passte das gar nicht, es war zu kalt, zu dunkel, viel zu früh und eindeutig nicht vereinbar mit seinem Biorhythmus. Unklar war, wer sich im Lauf der Jahre wem angeglichen hatte. Fakt war, dass sie sich ähnelten, durch den Gang der o-förmig gekrümmten Beine, das ungünstig verteilte Übergewicht, und zum Leidwesen von Frauchen mussten beide zu nachtschlafender Zeit raus. Theo Rolofs opferte sich zugunsten des ehelichen Friedens tapfer auf. Falstaff musste nicht mehr stundenlang rennen, ihm reichte eine kurze, schlurfende Runde um den Block, bevor er hechelnd zu seiner Decke neben dem Kachelofen zurückkehrte.

    Ein leises Knacken ließ Rolofs aufhorchen, es schien gegenüber aus Thanhäusers Vorgarten zu kommen. Bestimmt eine Katze, dachte er noch, bevor der massige Hundekörper sich gemächlich in Bewegung setzte.

    Er hätte Handschuhe mitnehmen sollen, denn zehn Minuten reichten für schmerzhaft kalte Finger. Da war es wieder. Eine kurze Bewegung, ein schemenhafter Schatten, ein Rascheln, da war doch jemand. Größer als eine Katze. Theo Rolofs scheute ein näheres Hinschauen. Auf Falstaff war im Ernstfall kein Verlass, der hörte nur angesichts kalorienhaltiger Belohnungen, und er selbst war eher der Denker aus der Ferne. Er ging ins Haus, schaute noch einmal durch das kleine Flurfenster, nichts zu sehen. Doch, da in den Sträuchern stand jemand, bewegte den Kopf hin und her. Aufgeregt weckte er seine Frau.

    »Martha, da ist jemand.«

    Sie drehte sich schlaftrunken um.

    »Einbrecher? Hol doch die Polizei.«

    »Nein, nicht bei uns. Da lungert jemand im Vorgarten der Thanhäusers herum.«

    »Vielleicht hat der Junge wieder einen nächtlichen Ausflug hinter sich und wartet auf die richtige Gelegenheit, um unbemerkt ins Haus zu kommen.«

    Sie nahm den Wecker zur Hand.

    »Zehn nach sechs, und du erzählst mir Geschichten von den Nachbarn. Bist du noch zu retten?«

    Er schlich erneut durch den unbeleuchteten Flur zu dem Fenster. Falstaff hechelte im Hintergrund.

    Als seine Augen sich wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, ging das Licht an. Martha stand im Morgenmantel hinter ihm.

    »Mach die Lampe aus, der sieht uns doch«, flüsterte er gepresst.

    Nun lugten beide zum Nachbarhaus, bis drüben der erste Lichtschein nach draußen drang.

    »Ich kann beim besten Willen nichts erkennen. So, jetzt sind die auf und können selbst auf sich aufpassen. Mach schon mal Kaffee, du Meisterdetektiv.«

    * * *

    Lichtstrahlen blinzelten durch die oberen Reihen der Rollläden in den dunklen, kalten Morgen, streiften zart die weiß bereiften, zu perfekten Kugeln und Kegeln geformten Lebensbäume im Vorgarten. Ein Fenster nach dem anderen erhellte sich, immer zur gleichen Uhrzeit, als würde eine Zeitschaltuhr die Beleuchtung der ersten Etage des stattlichen Einfamilienhauses in der Nähe des Rheindeichs im Xantener Ortsteil Lüttingen regeln. Viertel nach sechs. Auf Barbara Thanhäusers mütterliche Weckrunde war Verlass. Im Anschluss drang geschäftiges Geklapper aus der Küche durch das großzügige Treppenhaus.

    Nöliges Murren begleitete die seltenen, eher beiläufigen Begegnungen verschlafener Geschwister im Flur. Ein strenger Plan ordnete die Belegung des Bads, denn jedem der drei Kinder standen dort nur exakt zwanzig Minuten zur Verfügung. Julia, die Älteste mit dem Vorrecht der Ersten, stylte sich nach dem gründlichen Kontakt mit Wasser in ihrem Zimmer weiter. Im Regal neben dem deckenhohen Spiegel reihten sich Tiegel und Tuben eng nebeneinander, standen Becher mit Mascarastiften und Haarlackdosen hinter Paletten mit Lidschatten in aktuellen Schattierungen. Was waren zwanzig Minuten für Körperpflege, ein perfektes Make-up und die unverzichtbare In-Frisur? Ein absoluter Witz.

    Inzwischen zog der Duft von frischem Toastbrot zusammen mit dem Gebrutzel feingewürzten Rühreis durch das Haus.

    Tabita taumelte tollpatschig über die kühlen Fliesen, trommelte mit halber Kraft an die Zimmertür ihres Bruders, der ihr durch seine permanente Weigerung, nach Julia das Bad zu nutzen, die kostbaren letzten warmen Augenblicke im Bett raubte. So rutschte die Jüngste morgens in die Mitte und litt. Sie hockte mit geschlossenen Augen auf dem Wannenrand, ließ das Wasser ins Waschbecken laufen und scheute sich, auch nur die Fingerspitzen zu benetzen, weil sie dadurch vorzeitig wach werden könnte. Jede Minute Schlaf zählte, beim Dösen im Bad ging es um Sekunden. Sie würde morgen duschen, oder übermorgen und noch ein Weilchen von dem coolen Jungen an der Halfpipe im Xantener Stadtpark in Blickweite der Bundesstraße träumen, der sie Tage zuvor so lieb angelächelt hatte.

    Die Saftpresse verwandelte lautstark eine Orangenhälfte nach der anderen in goldgelben, aromatischen, dickflüssigen Saft.

    Roman brauchte als Einziger regelmäßig eine Extraeinladung, der er nur dann ohne Aufstand nachkam, wenn sein Vater sie rigoros aussprach. Der kannte kein Pardon, bahnte sich den Weg durch Klamottenberge, Schultasche, Bücher, durch das malerische Allerlei auf dem Teppichboden, riss das Fenster auf und schleuderte die Bettdecke seines Sohnes in die Zimmerecke. Das half. Der Filius stapfte laut und energisch auftretend aus seinem Chaos und ließ die Badezimmertür demonstrativ hinter sich ins Schloss knallen. Er ignorierte die Handtuchordnung, pinkelte generell im Stehen, und nur dank seiner guten Gene verzieh ihm sein Gebiss den eher sporadischen Kontakt zur Zahnbürste. Wenn es eben machbar war, setzte er die bestehenden Regeln außer Kraft.

    Horst und Barbara Thanhäuser reihten sich nie in die morgendliche Wanderung ihres Nachwuchses ein. Sie verfügten über ein eigenes Bad zwischen ihren Schlafräumen. Barbara war eine Frühaufsteherin, carpe diem, man musste dem Tag ins Auge schauen. Nach ausgiebigem, wechselwarmem Duschen, intensiver hautstraffender Körperpflege klopfte sie stets an seine Tür. Sich in aller Ruhe frisch zu machen, im begehbaren Kleiderschrank, in dem Weltmarken der Oberbekleidung sich aneinanderreihten, links für sie, rechts für ihn, das passende Ensemble, bis hin zu Schmuck, Krawatte und Duft, für den Tag zusammenzustellen, war für beide ein unverzichtbares Ritual. Das erste in der langen Reihe jeden Tages.

    Ein gesundes Frühstück bildet die Grundlage für einen Tag voller Arbeit. Barbara Thanhäuser kannte sich aus, bestand als Medizinerin jeden Morgen darauf, dass Mann und Kinder mit einer ordentlichen Mischung aus Vitaminen, Spurenelementen, Eiweiß und Ballaststoffen im Magen das Haus verließen. Horst genoss den häuslichen Service seiner emsigen Frau, lugte hinter der Zeitung hervor und betrachtete ihre edel umhüllte Figur. Um die Hüften hatte sie in letzter Zeit ein wenig zulegt, aber ansonsten sah sie tadellos aus für ihr Alter. Da begegneten ihm in seiner Hausarztpraxis ganz andere Kaliber, Mitte vierzig und aufgegangen wie Hefeklöße.

    Ein stilles Frühstück, müde Gesichter vor einem fürstlich gedeckten Tisch. In der Mitte dominierte ein adventliches Gesteck mit unterschiedlich hohen weißen Kerzen. Tabita zerrieb eine Tannennadel zwischen den Fingern, schnupperte daran.

    »Ich finde rote Kerzen schöner.«

    Julia sah nur kurz von ihrem Obstteller auf, blitzte ihre Schwester aus dunkel umrandeten Augen an.

    »Dich fragt aber niemand.«

    Lediglich der Regionalsender Radio KW lieferte im Hintergrund Fröhlichkeit in dezenter Lautstärke, seit Roman das Gerät angestellt hatte. Wenn alle schwiegen, war ihm generell nach Schreien. Damit würde er sich jedoch Julias Gunst verscherzen, die ihn in ihrem Auto mit zur Schule nehmen sollte. Auch Tabita wagte keinen Mucks mehr, fror sowieso ständig mit ihrer fettlosen Statur in XS-Jeans und hätte für die morgendliche Fahrt glatt die Autogrammkarte von Tokio Hotel, die sie wie einen Schatz hütete, meistbietend verkauft.

    Mit Frühstückspaketen versorgt verließen die Jugendlichen gleichzeitig das Haus, während der Winterhimmel im Osten sich rotorange färbte. Das überdimensionale Garagentor öffnete sich lautlos. Die Sitzordnung in Julias Austin Mini war klar, ebenso ob, wann und welche Musik zu hören war.

    Auch Horst Thanhäuser nahm seinen Mantel von der Garderobe.

    »Es wird später werden heute.«

    Barbara schaute ihm nach.

    »Bei mir auch. Uns fehlen drei Ärzte wegen Grippe in der Klinik. Auf unserer Station merkt man das an allen Ecken. Mach’s gut.«

    »Du auch.«

    Barbara räumte noch schnell die Lebensmittel in den Kühlschrank, der Rest blieb stehen für die Haushälterin. Auf Frau Abel war Verlass. Sie brachte das Haus in Ordnung, versorgte die Wäsche, kaufte ein, kochte und stellte alles parat. Wenn die Kinder mittags eintrudelten, brauchten sie nur portionsweise aufzuwärmen, was auf dem Herd stand.

    Ein kurzer kritischer Blick in den Spiegel, die Lippen flink und leuchtend nachgezogen, die kurzen braunen Haare mit den blonden Strähnchen geschickt in Form geknetet, schwungvoll in den silbergrauen Polarfuchsmantel geschlüpft, Schal und Tasche, Licht aus und los.

    Der anthrazitfarbene Van von Barbara Thanhäuser glitt vorsichtig zur Einfahrt heraus. Kurz vor der Fahrbahn abbremsen, Blinker setzen und das poltrige Geräusch vorn links geschahen gleichzeitig. Barbara stutzte, überlegte einen Moment lang, auszusteigen und nachzuschauen, als im Licht des linken Scheinwerfers ein Mann auftauchte, sich sichtlich mühsam aufrichtete. Wo kam der so plötzlich her? Sie hätte schwören können, dass weit und breit niemand in der Nähe gewesen war. Da stand der Mann nun, Schal und Mütze dicht um den Kopf, wirkte benommen und stützte sich mit behandschuhten Händen auf ihre Motorhaube.

    Sie schaltete den Motor ab und stieg eilig aus.

    »Ist Ihnen etwas passiert? Lassen Sie mal sehen, ich bin Ärztin.«

    Der Unbekannte winkte ab.

    »Nein, nichts passiert, es geht schon.«

    Beim Auftreten stöhnte er auf und zuckte zusammen.

    »Jaja, nichts passiert. Unterschätzen Sie bitte Ihre eindeutigen körperlichen Reaktionen nicht. Sie müssen dringend in die Ambulanz, zumindest zum Röntgen. Keine Widerrede, ich helfe Ihnen, steigen Sie ein.«

    Sie unterstützte ihn, während er zur Beifahrerseite humpelte, und öffnete die Tür.

    »Ich komme selbstverständlich für Ihre Unannehmlichkeiten auf. Auch die Reinigung Ihrer Kleidung, alles kein Problem.«

    Sie schüttelte ungläubig den Kopf.

    »Ich kann das gar nicht nachvollziehen, ich habe Sie wirklich nicht bemerkt.«

    Er atmete heftig, während er sich mit zittrigen Fingern anschnallte.

    »Ich bringe Sie rauf in die Hees zum St.-Josef-Krankenhaus. Haben Sie Ihre Karte mit? Die Patientengebühr der Ambulanz zahle ich. Geht es?«

    Er nickte stumm, während sie Lüttingen verließ, über die Passstraße zur Beek fuhr und bei der Fußgängerampel links auf die B57 abbog. Er räusperte sich mit heiserer, belegter Stimme.

    »Bitte, können wir nach Wesel ins Marienhospital fahren? Da kenne ich mich aus, wohne in der Nähe. Nur, falls was ist.«

    Barbara Thanhäuser überlegte kurz. Die Weseler Innenstadt lag auf ihrem Weg.

    »Kein Problem.«

    Ein anthrazitfarbener Van, eine besorgt blickende Frau am Steuer, daneben ein Mann, dessen Gesichtzüge sich hinter der warmen Vermummung langsam entspannten, glitt durch die winterliche Landschaft der Morgensonne entgegen.

    * * *

    Während sie den Feldsalat für das Mittagessen der Kinder wusch, dachte Frau Abel intensiv darüber nach, was der Doktor mit seinem Anruf vor einer Stunde gemeint haben könnte. Ob seine Frau im Haus wäre, wollte er wissen. Als sie dies verneinte, bat er sie, oben in ihren Räumen nachzuschauen, ob irgendetwas anders als sonst aussah. Alles an Ort und Stelle, nichts schien bewegt worden zu sein, auch im begehbaren Kleiderschrank hing und lag alles in gewohnter Ordnung. Was denn los wäre, wollte sie wissen. Nichts, sagte er. Nichts, nichts. Der konnte sie nicht für blöd verkaufen. Wegen nichts ruft man seine Haushälterin nicht vom Herd weg. Ob die beiden sich wieder gestritten hatten? Wäre ja nicht das erste Mal. Zoff gab es öfter bei den Doktoren, aber ernsthafte, bedrohliche Auseinandersetzungen hatte sie in all den Jahren nicht mitgekriegt.

    Die zarten Blattrosetten des Salats beanspruchten wieder ihre ganze Aufmerksamkeit. Feinkörniger Sand haftete an den äußeren Blättchen. Mit geschickten Fingern rieb sie ihn unter fließendem Wasser fort.

    Seine Fragen gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Man informierte Frau Abel immer, wenn ein Mitglied der Familie nicht zum Essen erwartet wurde oder wenn jemand auf Dienstreise oder Klassenfahrt ging. Keine Notiz, gar nichts. Und trotzdem sollte sie oben nachschauen, ob alles am Platz sei.

    Ging sie ja auch nichts an, was hier hinter den Kulissen los war. Hätte sie lediglich interessiert.

    Es schellte. Das konnte nur Tabita sein, die montags früh aus der Schule kam. Alle verfügten über eigene Schlüssel, aber Frau Abel hatte sich daran gewöhnt, dass jeder, der während ihrer Arbeitzeit kam, einfach klingelte, anstatt selbständig ins Haus zu gelangen. Kurz vor der Haustür wettete sie mit sich selbst, ob es wieder geschehen würde. Es geschah. Tabita stürmte hektisch an ihr vorbei und hinterließ auf dem Weg zwischen Eingangstür und Gästetoilette eine Spur aus Schal, Jacke, Mütze, Handschuhen und Rucksack. Als wenn es auf der Schule keine Toiletten gäbe, wiederholte sich dieses Ritual hartnäckig. Die Kleine räumte ihre Sachen wenigstens anschließend allein auf. Das konnte man hier nicht von allen behaupten. Mit ihr ließ sich auch ganz natürlich reden. Der Junge motzte nur und verzog sich bockig in seine Höhle. Wann hatte er zuletzt in ganzen Sätzen mit ihr kommuniziert? Sie konnte sich nicht erinnern. Der Gipfel der Ignoranz war die Große. Sie war die ungekrönte Prinzessin, das eingebildetste Geschöpf, das ihr je begegnet war. So viel Selbstverliebtheit. Die wird mal einen von den Windsors heiraten, dachte Frau Abel immer, wenn Julia mit erhobener Nase an ihr vorbeirauschte. Man spricht nicht mit Dienstboten, es sei denn, um Anweisungen zu erteilen.

    Tabita war da anders. Sie genoss die Nähe der Haushälterin, plauderte und half ihr auch manchmal beim Kochen. Seit sie ihr als Zweijährige auf Schritt und Tritt durch das Haus folgte, kannte Frau Abel dieses geschickte, interessierte Kind mit seinen verlässlichen Ticks. Als Nächstes würde sie eine Viertelstunde mit der Freundin telefonieren, von der sie sich vor wenigen Minuten auf dem Bürgersteig verabschiedet hatte. Schon sah Frau Abel im Augenwinkel, wie sie zur Ladestation huschte.

    »Da ist ja eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter.«

    »Ja? Dann hat jemand angerufen, als ich unten im Keller bei der Wäsche war.«

    Tabita drückte auf die Wiedergabetaste.

    »Ja, guten Morgen, Klinik an der Rheinaue hier, Schneider am Apparat. Frau Doktor, ich wollte kurz daran erinnern, dass Sie auf dem Dienstplan stehen. Man vermisst Sie schon. Bitte melden Sie sich kurz, falls Sie unpässlich sind. Vielen Dank.«

    Jetzt bekam der Anruf des Doktors einen Sinn. Frau Abel kombinierte, dass die Klinik auch bei ihm nachgefragt haben musste, warum seine Frau nicht zum Dienst gekommen sei. Die Frau Doktor, dachte sie kopfschüttelnd, was die wohl machte. Tabita sprach aus, worüber Frau Abel grübelte.

    »Wieso ist Mama nicht in der Klinik? Ist ihr nicht gut? Liegt sie im Bett?«

    »Nein, mein Kind, oben ist niemand. Sie ist bestimmt inzwischen dort angekommen. Vielleicht war wieder ein Unfall auf der Rheinbrücke, und sie stand ewig lange im Stau. Oder sie hatte eine Autopanne. Mach dir keine Sorgen. Komm, du kannst mir helfen.«

    Sie ließ das Kind eine Handvoll Walnüsse knacken und zerkleinern, um dem Salat damit einen nussigen Geschmack zu verleihen.

    Wenn das hier mal nicht was Schlimmes wird, dachte Frau Abel, als sie gegen halb zwei das Haus verließ.

    * * *

    Endlich Feierabend. Stundenlanges Sitzen waren sie alle nicht mehr gewohnt. Die eingeschlafenen, steif gesessenen Beine dehnend, mit müden Augen in die Neonbeleuchtung des Flures blinzelnd verließen fünf Kriminalbeamte den Fortbildungsraum in der Kreispolizeibehörde in Wesel. Den ganzen Tag über war das Team des K1 mit der Einführung in ein neues Datenverarbeitungsprogramm beschäftigt gewesen. Hausinterne Fortbildung zur Optimierung von Vernetzungsmöglichkeiten und Informationswegen, praxisbezogen und direkt umsetzbar. So stand es jedenfalls in der Mitteilung der Dienststellenleitung, Frau Dr. van den Berg. Sie hatten wertvolle Stunden mit unverständlichem Computerfachchinesisch verbracht und versucht, einem hochdotierten Fachmann, der ihnen keine adäquaten Erklärungen bieten konnte, aufmerksam zu lauschen. Jeder trug einen Papierberg unter dem Arm, auf dem der Referent das Wichtigste schriftlich fixiert hatte. Thomas Weber verabschiedete sich wortkarg. Selbst bei dem sonst quirligen Jeremias Patalon blieb die obligate flapsige Bemerkung aus. Dem farbigen, auf Haiti geborenen und in Wesel aufgewachsenen Kommissar fehlten sonst nicht so leicht die Worte. Gemeinsam mit dem stilleren Weber war er bekannt als effektives Ermittlerduo Tom und Jerry. Der Jüngste der Truppe, Nikolas Burmeester, frisch vom Assistenten zum Kommissar befördert, hing umgehend an seinem Handy und lauschte mit verklärtem Gesichtsausdruck den Nachrichten seiner Freundin auf der Mailbox. Jede einzelne hatte sich mit einem aufdringlichen Piepston in die Fortbildung gemischt, und mit der Anzahl der Töne nahm auch Burmeesters Ungeduld sichtbar zu. Simon Termath, dienstältester Kommissar der Abteilung, war sichtlich verärgert und beschleunigte seine Schritte in Richtung Ausgang.

    »Kann mir jemand sagen, wozu ich mir den ganzen Quatsch anhören musste? Meine Speicherkapazität für dieses Gedöns reicht wahrscheinlich nicht einmal bis morgen. Das liegt bestimmt am Alter. Und die da oben denken ernsthaft über Rente mit siebzig nach.«

    Hauptkommissarin Karin Krafft zog sich ihre daunengefütterte Jacke über und rief ihm lachend über den hellhörigen Flur nach, gleichzeitig Tasche, die losen Unterlagen, Schal und ihre leere Kaffeetasse balancierend.

    »Falsch, Simon, nicht das Alter ist schuld, sondern dieser didaktisch untalentierte Fachidiot hat das Ziel des Tages glatt verfehlt. Ich habe auch nichts kapiert.«

    Jemand hüstelte hinter ihr. Sie blickte sich hektisch um, sah in die Augen des Referenten, achtete einen Moment lang nicht auf ihr Gepäck. Während die Verlegenheitsröte sich über ihre Wangen zog, rutschte ihr der unhandliche Berg aus den Händen, landete zusammen mit dem Inhalt ihrer Tasche auf dem frisch gebohnerten Boden und verteilte sich sternförmig in alle Richtungen.

    Der Referent bückte sich, um die auseinandergefallenen Blätter zusammenzuklauben, während sie den Tascheninhalt einsammelte.

    »Für konstruktive Kritik ist man ja immer dankbar.«

    »So war das nicht gemeint. Sie sprechen nur eine völlig andere Sprache als wir und haben die Übersetzung vergessen. Unser Fachbereich ist Mord und Totschlag, niemand von den Kollegen hat Informatik studiert. Das kann nicht passen. Ich will uns hier nicht auf Minimalsprache reduzieren, aber es reicht, wenn man uns beibringt, wo welche Funktion wie zu finden ist, statt uns zu erklären, welcher Modus in irgendwelchen technischen Hemisphären wie mit anderen verknüpft ist.«

    Sein Gesicht wurde nachdenklich.

    »Wenn es Ihnen nicht zu viel Arbeit macht, wäre ich über die Verschriftlichung Ihrer Kritikpunkte dankbar. Ich muss hier noch durch alle Abteilungen, und wenn ich überall auf so eine Begeisterungswelle treffe, erschieße ich mich nach Beendigung der Fortbildungsreihe.«

    Sie knieten auf dem hässlichen PVC-Boden und lächelten sich freundlich zu.

    »Na, dann werde ich in den nächsten Tagen mal sehen, was ich zu Ihrer Rettung beitragen kann.«

    Er reichte ihr den Schal.

    »Warum retten Sie mich nicht schon heute? Wie wäre es, auf einen Martini zum Kornmarkt zu gehen?«

    Karin Krafft stand, diesmal systematischer bepackt, auf.

    »Tut mir leid, passwortgeschützte Datei, nicht vernetzbar. Verschriftlichen kann ich besser am PC im Büro als an der Theke im Alex. Schönen Abend noch«, sagte sie, während sie ihre Sachen zusammenraffte, um anschließend zum Behördenparkplatz zu gehen. Während sie auf der Rückfahrt nach Xanten die Rheinbrücke passierte, an deren rechter Seite grelles Flutlicht die Arbeiten an der Fahrbahn der neuen Brücke erhellte, musste sie noch über den plumpen Einladungsversuch grinsen. Was für ein verkopftes Computermännchen. Martini, geschüttelt oder verschriftlicht.

    Da wartete doch zu Hause was ganz anderes auf sie. Ihr Freund Maarten hatte gekocht. Indonesisch, sehr lecker und mit überaus aphrodisierender Wirkung, hatte er ihr zwischendurch per SMS mitgeteilt. Und es gäbe etwas Wichtiges zu besprechen.

    Karin kannte seine sinnliche Art, selbst eine Schale Pommes zu zelebrieren wie eine Vorspeise mit drei Sternen, und war gespannt, was dieser fantasiebegabte Niederländer sich wieder ausgedacht hatte. Die Vorfreude begleitete sie auf der Fahrt durch die Dunkelheit. Morgens vor dem Hellwerden raus und abends im Dunkeln wieder heim. Sie hatte die Sonne nur durch die Scheibe gesehen. Wenn man nicht aufpasste, drückten die kurzen Tage aufs Gemüt.

    * * *

    Das elektronisch gesteuerte Garagentor öffnete sich lautlos. Julias Mini stand mal wieder nicht an seinem Platz, sondern beanspruchte die doppelte Fläche. Typisch, dachte Horst Thanhäuser, stellt sich selbst hier in den Mittelpunkt. Kein Van. Barbara war also noch nicht zurück. Andererseits hatte sie angekündigt, dass es später werden würde.

    Der abgespannt wirkende Mann wurde bestürmt, als er die Haustür hinter sich schloss und die gepolsterte Stoffrolle, die zur Wärmedämmung diente, mit dem Fuß vor den unteren Türspalt schob. Tabita hatte mittlerweile für aufgeregte Stimmung gesorgt, die sich, bei aller zur Schau getragenen Coolness, auf ihre Geschwister übertragen hatte. Aus Romans Zimmer dröhnte Heavy Metal ins Treppenhaus, während er selbst breitbeinig auf den mittleren Stufen hockte.

    »Kannst du der Nervensäge nicht irgendeinen Stillmacher einpfeifen? Die regt sich ohne Ende auf, nur weil ihre Hauptbezugsperson noch nicht von der täglichen Jagd nach Ruhm und Profit zurückgekehrt ist.«

    Tabita war den Tränen nah.

    »Du bist so gemein. Ich mach mir solche Sorgen, Paps. Sonst sagt Mama doch immer Bescheid, wenn sie mal wegmuss. Auf dem Anrufbeantworter hat die Klinik sie am Morgen gesucht. Ich habe am Nachmittag mit der Sekretärin gesprochen. Sie hat sich nicht gemeldet, den ganzen Tag nicht. Inzwischen habe ich die Mailbox von ihrem Handy vollgequatscht und schicke dauernd SMS. Sie meldet sich einfach nicht.«

    Roman fühlte sich in seiner Einschätzung bestätigt.

    »Was sag ich dir? Völlig neben der Spur. Wenn das so weitergeht, hilft nur noch Einweisen in die Psychiatrie nach Bedburg-Hau.«

    Das war zu viel. Tabita wollte sich auf ihn stürzen, Horst Thanhäuser hielt seine Kinder auf Abstand zueinander.

    »Kann man hier nicht mal in aller Ruhe ankommen? Jetzt reiß dich zusammen, Mädchen. Ich wette, deine Mutter wird uns in absehbarer Zeit eine plausible Erklärung für ihr Verhalten darbieten. Ich bin auch gespannt. Eines ist mir jedoch klar: Dieser Frau geschieht nichts Unvorhergesehenes, dazu ist sie zu strukturiert.«

    Julia öffnete ihre Zimmertür, lugte über das Geländer.

    »Ich weiß auch nicht, was das Theater soll. Roman, schalt endlich deine Grölmusik ab, ist ja nicht zum Aushalten. Wer so was hört, isst kleine Kinder.«

    »Aber du mit deinem überkandidelten Schlagerschwachsinn. Rosenstolz. Nach zwei Stücken von dem Schmalz kriegt man Pickel.«

    Der nächste Konfliktherd brodelte. Horst ging in die Küche und nahm sich einen Sherry aus dem Kühlschrank. Mit dem Glas in der Hand schaute er kopfschüttelnd um die Ecke.

    »Wegen meiner könnt ihr euch zerfleischen, nur, dass es niemandem nützt oder hilft. Eure Mutter wird begeistert sein von den Spuren, die ihr dabei auf der Treppe produziert. Wenn das ihr erster Eindruck sein soll, wenn sie durch diese Tür kommt, bitte, nur zu. Ich bestehe jedoch auf gedämpfter Lautstärke, ich hatte einen anstrengenden Tag.«

    Aus dem Wohnzimmer erklang das Intro der Nachrichtensendung im ZDF.

    Roman polterte in sein Zimmer und drehte die Lautstärke runter. Tabita folgte ihm.

    »Glaubst du wirklich daran, dass alles gut ist?«

    »Logo.«

    Julia rauschte in kniehohen Lederstiefeln und kurzem Röckchen an der Tür vorbei. Manchmal vergriff sie sich im Stil. Der Rock war zu glockig für ihre relativ kurzen Beine, die, unglücklich bis knapp über den Kniescheiben, in schwarzem Wildleder stakten. Sie hielt inne, kehrte um.

    »Ihr werdet sehen, in einer Stunde ist sie da. Die klaut schon keiner, und wenn doch, dann setzt derjenige sie freiwillig nach einer Stunde wieder aus, weil sie rumnervt. Ihr wisst doch, wie das abläuft, wenn sie mal mit Horst Krach hat. Kein Zweifel am Sieg des Matriarchats.«

    Roman äffte die Art nach, wie sie ihre langen Haare mit einem perfekt eingeübten Schwung kunstvoll zur Seite schleuderte.

    »Red nicht immer so gestelzt, man könnte dich glatt für intelligent halten.«

    Schnaubend verließ sie das chaotische, nach jugendlichen Schweißfüßen muffelnde Zimmer.

    »Du bist doch bloß neidisch, weil dir ein paar der wichtigsten Hirnwindungen fehlen.«

    Tabitas ängstlicher Blick, einen Hauch tränenverschleiert, hielt ihn davon ab, seiner großen Schwester hinterherzuspurten. Verdammt, in Trösten war er ganz schlecht. Hatte er nie gelernt. Er sollte sich immer zusammenreißen, schon als kleiner Junge, und auf die Hinterbeine stellen und vor allem nicht heulen. Heul jetzt bloß nicht, sonst gibt es doppelten Ärger, hatte es immer geheißen. Was machte man mit einer übersensiblen kleinen Schwester kurz vor dem Heulkrampf? Das Problem weiterleiten.

    »Komm, wir setzen uns unten zum alten Herrn und glotzen ein wenig in die gleiche Röhre.«

    »Nö, hab keine Lust. Ich geh noch rüber zu Bianca. Kommst du mit?«

    Er schüttelte den Kopf und wandte sich seinem PC zu.

    Sich gegenseitig aufputschender Weiberhaufen mit theatralischem Hang zum Dramatischen, dachte Roman, kein Bedarf.

    Horst Thanhäuser blickte zum x-ten Mal auf die digitale Uhr am Receiver. Viertel nach sieben erst. Tabita huschte durch die Diele.

    »Ich bin noch bei meiner ABF.«

    »Kannst du deinen alten Herrn mal aufklären, was sich hinter dieser neuzeitlichen Abkürzung verbirgt?«

    »Paps, ABF, meine Aller-Beste-Freundin, Bianca. Bin pünktlich um halb neun zurück.«

    Die Haustür fiel sacht hinter Tabita ins Schloss. Ihre per SMS alarmierte Freundin erwartete sie schon an der nächsten Straßenecke. Ein heftiger, von Tränen und Umarmungen begleiteter Austausch, dann trennten sie sich. Tabita lief zurück zum Haus, holte ihr Fahrrad aus der Garage. Sie traf das andere Mädchen, nun ebenfalls auf dem Rad, an derselben Stelle, und gemeinsam fuhren sie in Richtung Xanten. Der beleuchtete Dom bot in der klaren Luft einen erhabenen Anblick.

    * * *

    Karin Krafft platzte fast vor Spannung und Vorfreude auf den gemeinsamen Abend. Wohlige Wärme schlug ihr in der Diele entgegen. Ein Meer aus Teelichtern in bunten Gläsern erwartete sie im Wohnzimmer, köstliche Wohlgerüche zogen durch die Räume. Karins Sohn Moritz war hocherfreut darüber gewesen, an einem stinknormalen Wochentag ausnahmsweise bei einem Freund übernachten zu dürfen. Sturmfreie Bude. Die letzte CD von Herbert Grönemeyer, »Zwölf«, lag auf, eingestellt auf ein melodisches Liebeslied: »Du bist die, die mich atmet, die mich fliegt, die mich rührt und die mich stählt.« Maarten wusste genau, was es brauchte, um Karin dahinschmelzen zu lassen. Und sie schmolz.

    Der Esstisch war eine stilvolle Augenweide. Schlichtes Geschirr und edle Gläser auf weißem Tuch, in der Mitte ein breites Band aus frischen roten Rosenblättern, vier silberne Kerzenleuchter überragten das Tischbild.

    Es gab Nasi Goreng und Saté-Spieße mit zartem Fleisch und einer absolut köstlichen Erdnusssauce. Karin schleckte sich die Finger ab. Sie prosteten sich mit einem Schluck süßem Wein zu.

    »Und jetzt die Nachspeise.«

    »Ich kann nicht mehr. Wenn ich noch einen Happen esse, werde ich bewegungsunfähig, und du musst mich ins Bett tragen.«

    »Auch kein Problem, aber keine Sorge, was ich vorbereitet habe, ist garantiert völlig kalorienfrei.«

    Maarten griff hinter das Kingsize-Sofa und holte eine abgenutzte Künstlermappe hervor.

    »Ich habe mal alle Zeichnungen zusammengestellt, die ich im Laufe unserer Zeit von dir gemacht habe. Kleine private Ausstellung.«

    Karin war fasziniert.

    »Du hast mich gezeichnet? Wann hast du das denn gemacht? Das habe ich gar nicht bemerkt. Ich hab dich doch seit unserem allerersten Treffen nie wieder mit den Zeichensachen in meiner Nähe bemerkt. Wie hast du das

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