Wandern mit Couch: SoFa(r)-so Good!
Von Jeppe Reinhardt
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Über dieses E-Book
(Jeppe Reinhardt, Autor)
„Ein Mann. Ein Wort. Ein Sofa." – (MDR, Sachsen-Anhalt)
Um Geschichten, auch wenn sie manch einem zunächst vielleicht „doof“ erscheinen mögen, zu erzählen, muss man sie vorher erleben. So hat sich Jeppe einer ungewöhnlichen Aufgabe gestellt. Er wollte unbedingt über 240 Kilometer weit durch Mitteldeutschland fernwandern gehen. Im Schlepptau: ein sperriges Sofa!
Den Einfall hatte er bereits vor Jahren und auch wenn er ihn stets als „großen Quatsch“ abstempelte und immer wieder beiseite schob, ließ er ihn nicht mehr los.
Jedes Mal fand er die Vorstellung erneut witzig, und eines Tages fragt er sich:
Warum eigentlich nicht?
Einmal entschlossen, findet sich Jeppe bald auf einer verrückten Wanderung wieder, die er von der Idee bis zur Umsetzung als großen Spaß erlebte, welche ihn allerdings auch an seine körperlichen Grenzen brachte.
In seinem Reisebericht erzählt er, wie es zu der ungewöhnlichen Reise gekommen ist, wie man sich auf eine teilmöblierte Wanderung vorbereitet - und natürlich von der Tour selbst. Von schrägen Schlafplätzen, körperlichen Strapazen und vielen unerwarteten Helfern am Wegesrand.
Ein Abenteuer, das er wohl nie mehr vergessen wird und das „manch einen“ so oder anders vielleicht zur Nachahmung anregen könnte... .
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Buchvorschau
Wandern mit Couch - Jeppe Reinhardt
Von der Idee zum Start
Es ist schon eine Weile her, da kam mir ein verrückter Gedanke in den Sinn. Ich wollte wandern gehen, aber mit Anhang: einem Sofa! Quasi teilmöbliert. Ich war gerade 20 Jahre alt und verbrachte ein halbes Jahr am anderen Ende der Welt beim Travel and Work. Damals hatte ich darüber nachgedacht, Couchsurfing auszuprobieren. Beim Couchsurfing bieten kontaktfreudige Personen Reisenden unentgeltlich einen Schlafplatz, meist auf der Gästecouch, an. Der Begriff kommt ursprünglich eigentlich aus dem Amerikanischen und wird verwendet, wenn man z.B. bei einem Freund übernachtet. Das System finde ich bis heute sehr interessant. Bietet es doch verschiedensten Menschen die Möglichkeit, sich spontan kennenzulernen, sich auszutauschen und einen Einblick in die Kultur und das Leben des Gegenübers zu erhalten. Ich gebe offen zu, dass ich mich nicht mehr komplett an meine genauen Gedankengänge von damals erinnere. Jedenfalls habe ich die Vorstellung, bei anderen Leuten unterzukommen, weitergesponnen und empfand es als lustige Idee, wenn man sein eigenes Sofa mitbringen würde. So selbstverständlich wie Schlafsack und Isomatte. Das Möbelstück müsste natürlich auch irgendwie transportiert werden. Würde man hierzu allerdings einen herkömmlichen Transporter benutzen, dann könnte man diesen auch direkt zum Campervan umbauen und darin nächtigen. Das hätte also keinen Sinn. Deshalb musste ein anderer Weg her. Wandern zum Beispiel. Aus diesen zugegeben etwas wirren Gedanken entstand eine Skizze mit dem Namen „Das Projekt runter von der Couch", die mir in den folgenden Jahren immer wieder in die Hände fiel.
Keine große Kunst, aber trotzdem schaffte es diese simple Skizze immer wieder in meine Gedanken.
Warum habe ich diese Idee damals nicht umgesetzt? Ich fand sie wirklich witzig, und ich war auch wesentlich fitter als heute. Vielleicht gingen mir derzeit einfach zu viele Ideen durch den Kopf. Wie es mit Ideen nun einmal so ist, sie kommen und gehen. Manche jedoch finden immer und immer wieder ihren Weg zurück. Dann fragt man sich, ob einem der Einfall noch gefällt und warum genau dieser es Mal um Mal schafft, sich erneut in die Gedanken zu schleichen. Meine Idee hielt ich immerzu für Quatsch, aber eben auch für lustig. Als das Bild des rollenden Sofas einmal mehr vor meinem inneren Auge aufploppte, erwischte ich mich bei der Frage, warum ich es damals nicht durchgezogen hatte. Nun waren schon neun Jahre vergangen, seitdem ich die Idee zum ersten Mal hatte. Ich stand kurz vor meinem dreißigsten Geburtstag. Bekanntlich gibt es Menschen, die sich in diesem Moment doch recht alt fühlen und ein klein wenig Zeit brauchen, um zu begreifen, dass dies Unsinn ist. Ich gehöre dazu. Ich erwischte mich also bei dieser Frage, und daraus resultierte eine weitere. Wollte ich schon jetzt damit anfangen zu bereuen, was ich früher nicht gemacht habe? Sicherlich nicht!
Zu diesem Zeitpunkt war ich Filialleiter in einem Outdoorgeschäft und stand kurz vor den Abschlussprüfungen eines nebenberuflichen Studiums. Ich spielte mit dem Gedanken, im Sommer meinen Job zu wechseln und mich einer neuen Herausforderung zu stellen. Weitaus besser gefiel mir jedoch die Idee, neben dem Arbeitsverhältnis auch die Wohnung zu kündigen, um wieder auf Reisen zu gehen. Die letzte große Reise, auf die ich gemeinsam mit meiner Freundin Wibke gegangen bin, mussten wir aufgrund der Corona-Pandemie leider abbrechen. Damals waren wir gerade ein Jahr unterwegs und hatten noch nicht geplant, bereits wieder nach Hause zu kommen. Seitdem spielten wir mit dem Gedanken, diese Reise irgendwann fortzusetzen. Der Zeitpunkt war ideal.
Unsere damaligen Abenteuer hatten wir mit einer langen Wanderung auf dem Camino del Norte begonnen. Über 650 Kilometer pilgerten wir von Santander nach Santiago de Compostela und weiter zum Kap Finisterre. Das war der beste Start überhaupt, denn Fernwandern befreit den Kopf ungemein. Nach wenigen Tagen des Einlaufens gewinnen ganz grundlegende Dinge wieder an Priorität. Wohin gehe ich heute? Wo schlafe ich heute? Was nehme ich heute zu mir? Und wo kann ich eventuell auf Toilette? Man hat ein paar Aufgaben, die man wirklich abarbeiten muss. Die restliche Zeit hat man nur für sich und all die Dinge, nach denen einem der Sinn steht. Am Abend fühlt man sich auf eine angenehme Art erschöpft. Ich finde es immer spannend, neue Orte zu entdecken und dabei alles, was man braucht, bei sich zu tragen. Zudem fliegt die Landschaft beim Wandern auch nicht so schnell vorbei. Das kann bei sehr anstrengenden Etappen manchmal etwas frustrieren, meistens ist es jedoch sehr entschleunigend.
„Die Reise wieder mit einer Wanderung zu starten, das wär‘s", dachte ich mir. Plopp! Da war sie wieder, die fixe Idee der rollenden Couch. Wenn mich eine Idee so lange nicht loslässt, was bleibt mir dann anderes übrig, als sie umzusetzen? Nun war das Vorhaben endgültig fest in meinem Kopf und wich auch nicht mehr.
Ich begann damit, mir das Unterfangen selbst schmackhaft zu machen. Dazu rückte ich die witzigen Gedanken und auch den sportlichen Aspekt in den Vordergrund. Die Tour würde definitiv anstrengend werden. Als erstes erzählte ich Wibke und meinen Eltern von der Idee. Davon erhoffte ich mir sowohl Zuspruch als auch die Entwicklung eines gewissen Ehrgeizes, meinen Worten Taten folgen zu lassen.
Die Meinungen waren - gelinde gesagt - recht verhalten.
„Das ist doch sinnlos! „Total bescheuert!
„Witzig, aber Quatsch. „Du machst dich zum Affen.
„Das machst du eh nicht..." Das waren einige typischen Reaktionen.
Eine Frage kam zudem auf, über die ich mir selbst noch keine Gedanken gemacht hatte. „Wo willst du denn mit dem Ding hinlaufen?" Gute Frage. So ein rollendes Sofa ist weder leicht noch schmal. Der Untergrund sollte also gut befestigt sein. Ziemlich schnell dachte ich daher an einen Radweg. Da ich das Sofa nicht erst irgendwohin bringen wollte, um damit irgendwohin zu wandern, sollte die Tour in meiner Heimatstadt Gera starten. Viele Fernradwege fielen mir da auf Anhieb nicht ein. Erst überlegte ich, die Thüringer Städtekette, welche Altenburg und Eisenach miteinander verbindet, anzugehen. Der Streckenverlauf erschien mir jedoch für mein Vorhaben zu hügelig, und ich verwarf den Gedanken schnell. Als Nächstes dachte ich über Radwege nach, auf denen ich bereits gewandert war.
Da gab es zum Beispiel den Elberadweg, auf dem ich vor ein paar Jahren für einige Tage unterwegs gewesen war, als ich das „Grüne Band Deutschland" abwanderte. Dieser asphaltierte Abschnitt führte stets unmittelbar entlang der Elbe und hatte daraus resultierend wenige Aufs und Abs. Ein Flussradweg könnte also gut geeignet sein.
Mit diesem Gedanken lag die Route auf einmal glasklar vor mir. Es muss der Radweg der Weißen Elster werden. Das war perfekt! Die Weiße Elster war zum einen aktuell von den Naturfreunden Deutschland sowie dem Deutschen Angelfischerverband zur „Flusslandschaft des Jahres" gekürt worden, zum anderen verbinde ich auch viel mit ihr.
Bereits seit dreiundzwanzig Jahren bin ich Mitglied im örtlichen Kanuverein. Auf diesem Gewässer habe ich das Paddeln gelernt. Ich hatte, bis ich sechzehn war, wöchentlich dreimal hier trainiert, war Wettkämpfe gefahren und helfe nun, wenn es die Zeit zulässt, beim Training des Nachwuchses.
Zudem fließt die Elster in ihrem weiteren Verlauf durch Leipzig und mündet bei Halle in die Saale. In Leipzig habe ich acht schöne Jahre verbracht. Zwei dieser Jahre war ich zum Arbeiten nach Halle gependelt. Bis nach Halle sind es entlang der Flüsse circa 125 Kilometer, die ich mit dem Sofa zurücklegen könnte. Bei meinen üblichen Wanderungen, ohne Couch, würde dies ungefähr fünf Tagesetappen entsprechen. Das erschien mir in meiner Planung als zu wenig, und so zog sich die Route im Kopf weiter entlang der Saale.
Den Saaleradweg bin ich in meiner Jugend mit meinem Opa Karl abgefahren. Zudem fließt der Strom durch Calbe, wo mein Papa aufgewachsen ist und meine anderen Großeltern lange Zeit gelebt haben, bevor sie vor ein paar Jahren nach Magdeburg gezogen sind. Hier habe ich viele schöne Stunden meiner Kindheit verbracht. Kurz hinter Calbe, in der Nähe von Barby, mündet die Saale wiederum in die Elbe. Wenig später fließt diese durch Magdeburg, wo ein großer Teil meiner Familie lebt. Bis zum Magdeburger Dom sollte die Strecke von Gera aus ungefähr 250 Kilometer lang sein. Das klang wesentlich besser. Und so entstand eine Route durch viele Orte, zu denen ich eine persönliche Verbindung habe, bevor es wieder in