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Noch einmal nach Santiago: Meine Erinnerungen an den Jakobsweg - Über 800 Kilometer entlang der Atlantikküste nach Santiago de Compostela erzählen die Geschichte einer Reise, die im Inneren immer noch anhält.
Noch einmal nach Santiago: Meine Erinnerungen an den Jakobsweg - Über 800 Kilometer entlang der Atlantikküste nach Santiago de Compostela erzählen die Geschichte einer Reise, die im Inneren immer noch anhält.
Noch einmal nach Santiago: Meine Erinnerungen an den Jakobsweg - Über 800 Kilometer entlang der Atlantikküste nach Santiago de Compostela erzählen die Geschichte einer Reise, die im Inneren immer noch anhält.
eBook176 Seiten1 Stunde

Noch einmal nach Santiago: Meine Erinnerungen an den Jakobsweg - Über 800 Kilometer entlang der Atlantikküste nach Santiago de Compostela erzählen die Geschichte einer Reise, die im Inneren immer noch anhält.

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Über dieses E-Book

"Mit zwanzig Jahren bin ich den Camino del Norte, den Jakobsweg entlang der nördlichen Atlantikküste, von Irun nach Santiago de Compostela gepilgert."
Mit diesen Worten beginnt eine Reise, die ich vor vierzehn Jahren auf dem Jakobsweg begonnen habe und nun in der Erinnerung weiterführe. Mit Wegen, die mich durch eine Landschaft geleitet haben, welche ebenso facettenreich war wie meine Gedankenwelt. Eine Reise, deren Ziel damals Santiago de Compostela war und gleichzeitig immer noch vor mir liegt.
Ich blättere erneut durch mein Tagebuch und blicke zurück auf einen Weg, der mich noch heute begleitet.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum22. Aug. 2022
ISBN9783347566200
Noch einmal nach Santiago: Meine Erinnerungen an den Jakobsweg - Über 800 Kilometer entlang der Atlantikküste nach Santiago de Compostela erzählen die Geschichte einer Reise, die im Inneren immer noch anhält.

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    Buchvorschau

    Noch einmal nach Santiago - Sebastian Utermann

    Die ersten Schritte

    03. Juni – Irun

    Ein holpriger Anfang

    Die Reise beginnt nicht zu Fuß, sondern mit dem Zug. Am späten Abend des 02. Juni 2008 begebe ich mich in einen Schlafwagen nach Paris. Durch die Fenster des anfahrenden Zuges sehe ich meine Mutter und Schwester am Gleis stehen, deute ein unsicheres Lächeln an und hinterfrage meinen Plan ein weiteres Mal. Ich hätte die nächsten Wochen auch zu Hause verbringen können. Stattdessen fahre ich über Nacht allein nach Spanien, um dort einen Weg zu gehen, der mir noch unbekannt ist.

    Kurz bevor ich in den Nachtzug steige und mich auf den Weg nach Spanien begebe.

    Ich versuche, mich im Dunkeln zu orientieren. In den anderen Betten schlafen bereits Personen und ich möchte sie nicht wecken. Ich stelle meinen Rucksack ab, lege mich schnell hin und befürchte bereits nach wenigen Minuten, meine Wanderschuhe am Bahnsteig vergessen zu haben.

    Der Gedanke verfolgt mich bis zum nächsten Morgen, doch dann kann ich meine Schuhe schließlich in der Dämmerung schemenhaft neben meinem Bett erkennen. Im Gegensatz dazu bin ich mir schnell und ohne jeden weiteren Zweifel sicher, dass es nicht meiner Natur entspricht, liegend in einem fahrenden Zug zu schlafen. Auch wenn ich damit langanhaltende Nackenschmerzen riskiere, schlafe ich lieber im Sitzen. In meinem Bett liegend, täuschen mir meine Sinne ab einem gewissen Zeitpunkt Bewegungen vor. Ich weiß nicht, ob der Zug fährt oder steht, beschleunigt oder abbremst. Irgendwann in der Nacht scheint der Zug auch die Fahrtrichtung geändert zu haben. Oder habe ich ein völlig falsches räumliches Verständnis? Jedenfalls bin ich froh, in Paris anzukommen und mich zu Fuß fortzubewegen.

    Hier möchte ich mit dem Zug weiter nach Irun fahren, dem Startpunkt der ersten Etappe. Auf der Anzeigetafel entdecke ich jedoch einen Zug, der früher nach Hendaye fährt. Die französische Stadt liegt an der Grenze zu Spanien und ist – getrennt durch den Fluss Bidasoa (in der spanischen und baskischen Schreibweise) nur wenige Kilometer von Irun entfernt. Ich beschließe, den Zug umzubuchen und den Aufenthalt am Pariser Hauptbahnhof zu verkürzen. Wie jede große Stadt wimmelt Paris von Menschen, die es sehr eilig haben. Ich bereue nicht, dass eine Stadtbesichtigung ausfällt, die sich wegen der Größe von Paris sowieso schwierig gestaltet hätte. Stattdessen bin ich früher in Irun und kann mich dort zurechtfinden.

    Ich habe gehofft, dass die Geschwindigkeit dort allmählich abnimmt. In meiner Vorstellung ist Irun eine überschaubare Stadt, in der ich die Atmosphäre des Jakobsweges förmlich spüren kann. Aber es ist laut wie in einer Großstadt und die Menschen übertreffen in ihrer hektischen Art fast die in Paris.

    Nach kurzer Suche finde ich meine erste Herberge. Ich bin aufgeregt, denn obwohl die Herbergen die Pilger*innen erwarten, müssen wir dort aktiv nach einem freien Bett fragen. Diese erste Anfrage kostet mich als introvertierter Mensch viel Überwindung. Doch der Wunsch, endlich anzukommen und mich auszuruhen, ist größer und ich trete ein.

    Die Herberge ähnelt eher einer kleinen Wohnung, die für Pilger*innen geöffnet ist. Anna, die Herbergsmutter, ist eine herzliche Frau und bittet mich nach der Anmeldung, eine Broschüre aus dem Spanischen ins Deutsche zu übersetzen. Ich freue mich, behilflich sein zu können, lasse meinen Pilgerausweis zum ersten Mal abstempeln und arbeite kurz an der Übersetzung. Später koche ich mit zwei anderen Pilger*innen, die ich beim Einkaufen getroffen habe, ein einfaches Abendessen. Ich genieße den gemeinsamen Abend und das nette Gespräch sehr. Nach der langen Anreise und den vielen Eindrücken komme ich endlich zur Ruhe. Schnell schlafe ich ein und kann mich für meine erste Etappe ausruhen.

    Wenn ich später vom Jakobsweg erzähle, wiederholen sich die Reaktionen der Menschen, die mir auch beim Pilgern begegnet sind. Oft werde ich gefragt, wie ich eigentlich auf die Idee gekommen bin. Darin spricht wahrscheinlich auch die Überraschung, so etwas mit zwanzig Jahren zu machen. Tatsächlich hat mich ein Reiseblog von zwei Freunden dazu inspiriert, die gemeinsam den Küstenweg gepilgert sind.

    Für die Beiden bedeutete es in erster Linie Spaß und Abenteuer. Gerade das Abenteuerliche an den Erzählungen hat in mir den Wunsch geweckt, mehrere Wochen allein unterwegs zu sein und ebenfalls auf dem Küstenweg zu laufen, der mir im Vergleich zum Camino Francés wilder und weniger überlaufen vorkam. Gleichzeitig hatten bei mir auch Sinnesfragen einen entscheidenden Einfluss darauf, diese Wanderung zu machen und die Zeit vor einem weiteren Lebensabschnitt so zu gestalten: Wer war ich wirklich? Was ist der Sinn meines Lebens? Welche Rolle spielt Gott in meinem Leben?

    Nach dem Abitur habe ich in einem Krankenhaus meinen Zivildienst absolviert. Dieser erste Kontakt mit pflegerischen Tätigkeiten hat schnell in dem Wunsch gemündet, als Gesundheits- und Krankenpfleger zu arbeiten. Sowohl dieses Krankenhaus als auch die Ausbildungsstätte hatten einen christlichen Bezug. Es ist rückblickend nicht verwunderlich, dass ich für die Monate zwischen Ende des Zivildienstes und Beginn der Ausbildung einen Pilgerweg und keine beliebige Wanderung gewählt habe. Die Möglichkeit, mich in einem Umfeld, das von geistlichen Erfahrungen und anderen Sinnsuchenden geprägt war, mit den eigenen Fragen auseinanderzusetzen, hat meine Entscheidung mehr als alles andere beeinflusst.

    Im Nachhinein finde auch ich die Tatsache bemerkenswert, allein in eine unbekannte Stadt zu fahren und mich auf diesen Weg zu begeben, obwohl ich davor nur mit meiner Familie oder mit anderen Gruppen größtenteils innerhalb Deutschlands gereist bin. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt kaum abschätzen, was das für Auswirkungen haben könnte. Woher auch? Aber jetzt bin ich ebenso froh wie damals in der Herberge, dass ich den Mut gefasst habe, mich auf dieses Abenteuer einzulassen. Auch wenn ich heute weiß, wie sehr es mich körperlich und mental herausgefordert hat.

    04. Juni – San Sebastian (22 Kilometer)

    Die Last der Bücher

    Endlich beginnt für mich der Pilgerweg. Nach einem ausgiebigen Frühstück gehe ich die ersten offiziellen Schritte und besuche die Stadt Hondarribia, die sich etwas abseits des Weges befindet. Die Stadt ist eine Empfehlung des handlichen Wanderbuches im Taschenbuchformat, das ich mir für die Vorbereitung und die Wegbegleitung gekauft habe. Neben Karten und Wegbeschreibungen sind dort hilfreiche Informationen und Tipps aufgeführt.

    Gerade in den ersten Tagen habe ich die Beschreibungen genau befolgt und sie fast schon pedantisch mit den Markierungen auf dem Weg – der Jakobsmuschel – abgeglichen. Habe ich das Beschriebene nicht entdeckt, bin ich nervös geworden und habe geglaubt, mich verlaufen zu haben. Erst mit einer gewissen Routine nach der ersten Woche konnte ich mich von dem Buch lösen und war gedanklich mehr auf dem Weg. Die Markierungen erschienen unterschiedlich regelmäßig. In manchen Gebieten war auf sie mehr Verlass als in anderen. Trotzdem habe ich mich auf der ganzen Strecke nicht ernsthaft verlaufen.

    Hier in Hondarribia habe ich Not, mich zurechtzufinden und kann mit einem ungefähren Fingerzeig mehr anfangen als mit den ausführlichen Erklärungen der Bewohner*innen, die ich mit meinen rudimentären Spanischkenntnissen nach dem Weg durch die mittelalterliche Altstadt frage. Mit einigen Mühen finde ich aus der Stadt, die mit ihren kleinen Gassen und urigen Häusern einen Umweg wert war. Ich bringe einen äußert schwierigen Aufstieg zum Heiligtum von Guadalupe hinter mich, welches mir einen weiten Blick auf das Mündungsgebiet des Bidasoa und die Küste bietet.

    Ich vermute, dass das nur ein kleiner Vorgeschmack auf die kommenden Berge ist. Denn der erste Teil des Weges führt durch das Baskenland und soll durch seine ausgeprägten Steigungen hervorstechen. Ich merke bereits jetzt, dass ich mir mit dem großen Wanderrucksack, den ich mir von meiner Schwester geliehen habe und den einige Bücher füllen, den schweren Schuhen und der Alltagskleidung keinen Gefallen getan habe. Gerade die Entscheidung, Bücher mitzunehmen, kommt mir nun völlig irrational vor. Warum sollte ich meine Unerfahrenheit in langen Wanderungen zusätzlich auf die Probe stellen? In diesem Moment und auch an anderen Stellen merke ich, dass meine Vorbereitung auf den Jakobsweg in einigen Punkten verbesserungswürdig war.

    Ich habe mich zwar vorbereitet, aber einige Halbtagestouren mit einem Rucksack voller Bücher haben mir nur einen eingeschränkten Blick auf die Anstrengungen vermittelt, die vor mir liegen sollten. Auch wenn die zwölfbändige Hauslexikonreihe mit ihrem Gewicht eine gute Annährung war. Aber zumindest jetzt freue ich mich über die Herausforderung, die spätestens durch die ergreifende Aussicht am Ende eines Anstiegs immer wieder gerechtfertigt ist.

    Ein zweites Mal an diesem Tag höre ich auf das Wanderbuch und begebe mich auf einen lokalen Wanderweg, der mehrere Kilometer auf dem Grat des Jaizkibel in etwa 500 Meter Höhe verläuft. Ich habe einen weiten Ausblick auf das tief liegende Tal. Irgendwo in weiter Ferne bin ich heute Morgen gestartet und laufe jetzt einem Ziel entgegen, das ich noch nicht sehen kann. Es ist erstaunlich, wie viel Distanz ich trotz meiner langsamen Geschwindigkeit hinter mir lasse. Stetig setze ich einen Fuß vor den anderen

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