Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Unterwegs mit mir ...: ... auf dem Jakobsweg
Unterwegs mit mir ...: ... auf dem Jakobsweg
Unterwegs mit mir ...: ... auf dem Jakobsweg
eBook211 Seiten3 Stunden

Unterwegs mit mir ...: ... auf dem Jakobsweg

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Viele Menschen träumen davon, den Jakobsweg zu gehen und, gemessen daran ist es ein kleiner Teil Menschen, der sich diesen Traum verwirklichen kann. Die vielen Kilometer Tag für Tag zu absolvieren, sich auf das einzulassen, was der Weg bringt, das zu akzeptieren, was einem alles begegnet oder passiert, ist eine persönliche Herausforderung für den, der sich auf den Weg macht. Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Grund man unterwegs ist. Fremde werden zu Kameraden, Weggefährten und Freunden. Menschen helfen sich, rücken zusammen, teilen ihre Vorräte und unterstützen sich, ohne etwas dafür zu verlangen.
Der Jakobsweg hat seine eigenen Gesetze. Das begreift nur, wer auf ihm unterwegs ist. Dieses Buch schildert Neugierigen Erlebnisse und Begebenheiten, die mitunter banal erscheinen, aber auf einem Pilgerweg andere Bedeutungen bekommen. Es erzählt von Begegnungen und Freundschaften, die sich ergeben, die bereichern, auch wenn man eigentlich allein sein will.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum16. Dez. 2011
ISBN9783844825299
Unterwegs mit mir ...: ... auf dem Jakobsweg
Autor

Beate Piehler

Jahrgang 1959, schrieb von jeher Tagebuch bei ihren Wanderungen, schreibt Gedichte, Geschichten und Erzählungen. Sie hat sich ihren Traum vom eigenen Buch erfüllt und überrascht damit ihre Lieben.

Mehr von Beate Piehler lesen

Ähnlich wie Unterwegs mit mir ...

Ähnliche E-Books

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Unterwegs mit mir ...

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Unterwegs mit mir ... - Beate Piehler

    Ziel!

    Unterwegs mit mir

    Ja, so sollte es sein: Ich wollte mit mir allein sein, und nur mit mir.

    Laufen und allein sein, mit Menschen reden, wenn ich es möchte - oder aber auch nicht, einkehren, wo ich will, Rast machen, wann ich will und laufen, wie ich es will.

    Und ich wollte Zeit haben zum Denken. Ich wollte mit mir und meinen Gedanken allein sein, nachdenken können, um mehr über mich und mein ganz persönliches Ich zu erfahren. Mich selbst erleben zu dürfen, soweit und so tief wie ich es zulasse und in dem Moment für richtig halte.

    Bis an meine Grenzen gehen dürfen, für mich entscheiden, was ich mir antue und mir zumute. Zu erfahren, wie ich mit meiner, mehr oder weniger, Belastbarkeit fertig werde, vielleicht resigniere oder aber kämpfe, mich durchbeiße, meinen inneren Schweinehund besiege oder aber ihm nachgebe.

    Den Kopf frei haben für den täglichen Kampf mit den Widrigkeiten des Unterwegsseins, in einem neuen Rhythmus denken lernen und sich darauf einlassen dürfen, weil keine anderen Aufgaben als nur das Laufen auf mich warten.

    Ein Traum, der eines Tages da war, eine Verlockung, der ich nicht widerstehen konnte!

    Heute nun lade ich Sie ganz herzlich ein, zu erfahren, was unterwegs mit mir, aus mir geworden ist.

    Die Idee

    „Du musst den Jakobsweg nicht finden. Der Weg findet dich." Diesen Ausspruch höre ich unterwegs oft genug, wenn ich auf die Frage, warum ich unterwegs bin, nicht sofort eine klare Antwort gebe. Was soll ich auch sagen? Schließlich bin ich mir selbst nie richtig klar darüber geworden, warum mir eigentlich eines Tages diese Idee kam und sich im Kopf festsetzte. Vieles hatte ich schon über den Jakobsweg gelesen und gehört, aber nie geglaubt, dass ich diesen Weg einmal gehen würde.

    Eines Tages, das war im August 2009. Ich bin zu einem Lehrgang in unserer Landeshauptstadt und habe zwei Abende Zeit zum Ruhen und Ausspannen. Ich nutze die Gelegenheit, allein über vieles nachzudenken. Warum ich just zu der Zeit auf die Idee komme, den Jakobsweg zu gehen, bleibt mir bis heute verschlossen. Aber vielleicht werde ich durch ein Muschelzeichen in eben diesem Kloster wieder einmal darauf aufmerksam und mein innerer Wunsch wächst dadurch unbemerkt, aber ausschlaggebend ist es sicher nicht. Gut, ich gehe mittlerweile gerne mit meinem Mann in den Bergen wandern und könnte endlos weiter laufen, wenn der Urlaub zu Ende geht und ich bedauere jedes Mal, dass wir aufhören müssen. Aber warum ich mir deswegen den Jakobsweg auf einmal in den Kopf setze, weiß ich nicht mehr.

    Ja, ich bin gläubig, aber wenn ich sage, ich hätte mich deswegen gerade auf die Spuren des Heiligen Jakobus begeben, wäre es geschwindelt. Auch wenn ich behaupte, ich wollte zu mir selbst finden, mein Leben neu ordnen oder all diese anderen psychologischen Motive ins Feld führen würde, weshalb sich viele Menschen genau auf diesen Weg machen, wäre es unwahr. Ich denke eher, es ist die Länge der Strecke und die lange Zeitspanne, die man dafür braucht, die ausschlaggebend für meinen Wunsch ist. Eher würde ich es als persönliche Herausforderung bezeichnen, der ich mich stellen wollte. Auf jeden Fall habe ich von da an bei jedem passenden und unpassenden Moment in Gesprächen erwähnt, dass ich den Jakobsweg gehen will.

    Was allerdings von Anfang an für mich klar ist: Ich will den Weg am Stück gehen und mir, wenn möglich, zwei Monate Zeit nehmen. Ihn in Etappen zu laufen, war für mich vollkommen indiskutabel. Und ich will ihn allein gehen, um einzig und allein mit mir allein zu sein, was auch immer das bedeuten wird. Dieser Wunsch ist ebenso ganz einfach da, wie der Pilgergedanke. Über eventuelle Ängste, die mich unterwegs allein beschleichen werden, mache ich mir da noch keine Gedanken.

    Bei den Vorbereitungen auf meinen runden Geburtstag im November und auch zum Weihnachtsfest äußere ich bereits klare Vorstellungen zu Geschenkmöglichkeiten im Hinblick auf mein Vorhaben. Mir schwebt zu der Zeit bereits das späte Frühjahr vor Augen, weil sich da auch beruflich die Chance bieten würde, eine Auszeit zu nehmen.

    Zumindest nimmt mich mein Umfeld ernst und schenkt mir zu den folgenden Anlässen alle möglichen Utensilien, die ich für die Vorbereitung und Durchführung brauchen kann. Allerdings stehen letztendlich doch alle Kopf, als ich Datum und Dauer meiner beabsichtigten Pilgertour bekannt gebe und sowohl Urlaub als auch Freistellung für den Zeitraum von sieben Wochen beantrage - und bewilligt bekomme. 50 Tage will ich insgesamt der Arbeit und allen gewohnten und lieb gewordenen Tätigkeiten fern bleiben. Unvorstellbar für viele - und ein wenig auch für mich!

    Manchmal bekomme ich regelrecht Angst vor meinem Mut und vor mir selber, so etwas tun zu wollen. Vor allem bei den direkten Reisevorbereitungen. Der Rückflug von Santiago de Compostela ist nach einigen Überlegungen doch recht schnell gebucht. Nur die Anreise stellt für mich eine unvorstellbare Hürde dar, an der ich fast scheitere. Ich und Zug fahren? Allein? Eine Horrorvorstellung! Ich weiß, dass darüber viele Menschen den Kopf schütteln. 800 Kilometer allein laufen, aber nicht allein Zug fahren! Ich stelle mich ganz einfach dieser Lächerlichkeit und jammere wirklich darüber. Mein Mann, der mich nur allzu gut kennt und natürlich auch gerne mitwandern würde, macht mir dann kurzerhand den Vorschlag: „Was hältst du davon, wenn ich dich nach Saint-Jean-Pied-de-Port fahre und wir genehmigen uns das Wochenende zusammen?" Man (oder Frau) wäre blöd, solch ein Angebot nicht anzunehmen! Meine Wanderung ist gerettet!

    So geschieht es dann auch, dass ich alles daraufhin vorbereite und organisiere. Dass es sich 2010 um ein so genanntes Heiliges Jahr handelt, beachte ich nicht weiter. Ich denke mir nur, dass es dadurch sicher um einiges einfacher sein wird, weil viele Menschen unterwegs sind.

    Am Wochenende vor meiner Abreise ist Ostern. Eine gute Gelegenheit, mit Freunden und Bekannten Abschied zu feiern. Erst jetzt registrieren auch sie, dass ich wirklich losziehe. Ich bekomme viele kleine Aufmerksamkeiten und Geschenke, die für die Reise gedacht sind. Unter anderem ein kleines Holzkreuz, das mich begleiten soll und eine Box mit 100 guten Wünschen für den Weg. Von zwei netten Freundinnen erhalte ich einen Brief mit Geldscheinen, aber solchen, die mit Schnaps gefüllt sind, damit ich unterwegs mal einen Nottrunk habe, „wenn die Welt zum Kotzen ist"!

    Doch ganz besonders freue ich mich über geschriebene Wünsche, die ich erst nach meiner Rückkehr vollumfänglich begreife und die mich mit Sicherheit begleitet haben. Zwei davon schreibe ich hier nieder, weil mir die Tragweite dessen und die Wirksamkeit erst nach meiner Pilgerschaft bewusst sind.

    Die erhabene Sprache der Natur, die Töne der bedürftigen Menschheit lernt nur der Wanderer kennen. Johann Wolfgang von Goethe

    Der Sinn des Reisens ist, an sein Ziel kommen.

    Der Sinn des Wanderns, unterwegs zu sein. Theodor Heuss

    Nach der Arbeit, am 09.04.2010, starten wir unsere Reise nach Frankreich. Tochter und Enkel winken zum Abschied.

    Mein Gepäck

    In allen Ratgebern, Berichten und Schriften über den Jakobsweg kann man lesen, dass das Gewicht des Rucksackes 10-11 Kilogramm nicht überschreiten sollte. Auch ich bin natürlich bestrebt, mein Gepäck so zu gestalten, dass ich es gut bewältigen kann. Allerdings versäume ich es, meinen komplett gepackten Rucksack zu wiegen.

    In Saint-Jean-Pied-de-Port packe ich meinen Rucksack zum ersten Mal wirklich startklar und bin erschrocken, wie schwer er doch ist. Also, alles wieder raus, einiges aussortieren und erneut packen. Mein Mann schätzt die aussortierten Kleidungsstücke und Dinge auf zwei Kilogramm und ich bin zufrieden, dass mein Gepäck nun sicherlich ein angenehmes Gewicht hat.

    Letztendlich kann ich im Nachhinein sagen, dass ich nur zwei Kleidungsstücke zu viel im Rucksack habe, alles andere ist vollkommen in Ordnung. Meine Weste nehme ich mit, weil ich sie bei Stadt- oder Dorfbummeln tragen will. In den vielen Taschen haben nämlich meine Geldbörse, mein Handy und mein Fotoapparat hervorragend Platz, sodass ich keine Bauchtasche brauche. Tragen tue ich sie letztendlich nur drei Mal und da hätten auch meine Hosentaschen für die aufgezählten Utensilien ausgereicht. Die kurzärmelige Bluse trage ich zwar in Burgos, um für die Stadt chic zu sein. Aber mein T-Shirt hätte es mit Sicherheit auch getan!

    Naja, ich bin eben auch nur eine Frau, die sich zu einem besonderen Anlass auch gerne was Besonderes anzieht. Und eins muss ich sagen: Es gab schon einige Tage, an denen ich mir wünschte, ein weißes Shirt und ne Jeans aus dem Gepäck zu ziehen, um mich fraulich elegant zu fühlen. Letztendlich sind es aber nur kurze gedankliche Ausflüge, unter denen ich nicht weiter leide. Schließlich habe ich zwei Sets Oberteile zum Anziehen dabei, bestehend aus einem ärmellosen Shirt und einem Kurzarmshirt, sodass ich nach dem Duschen zumindest saubere Kleidung anziehen kann. Aber beide Kombinationen gehören zur Sparte der zweckmäßigen Wanderkleidung und sind grau. Nun, für eine Frau nicht gerade die Ausgeh- und Wohlfühlfarbe. Ich liebe rot und wenn es nicht so warm ist, kann ich mich zumindest in diesem Fall angenehmer gekleidet fühlen, denn ich habe einen langarmigen Pullover, eine Jacke und einen Anorak in Rot dabei, in denen ich mich sehr wohl fühle. Außerdem hat diese farbige Oberbekleidung den Nebeneffekt, dass die Fotos schöner aussehen.

    Doch nun zurück zu meinem Rucksack. Also kleidungstechnisch bin ich gut ausgerüstet, auch was die Wetterbekleidung angeht. Regenponcho, Rucksacküberzug und Regenhose gehören standardmäßig ins Gepäck. Immerhin waren wir schon oft in den Bergen unterwegs und sind insofern auf alles eingerichtet. Letztendlich geht es beim Packen nur darum, aus den vorhandenen Sachen die Leichtesten auszuwählen. Und so wird mein Mann des Öfteren Zuschauer meiner Anproben.

    Zum Wandern entscheide ich mich für meine Bergschuhe aus Leder, damit ich auch bei Regen trockne Füße behalte. Und ich hoffe, dass ich wieder keinerlei Probleme mit Blasen haben werde, denn das hatte ich noch nie. Klar sind die Bergschuhe schwer und ich überlege lange, ob ich wirklich diese Wanderstiefel anziehen will, denn meine Beine müssen die Schuhe ja mitschleppen. Doch das Gewicht will ich in Kauf nehmen, denn nichts ist schlimmer als Schuhwerk, mit dem man Probleme hat oder bekommt.

    Als Wechsel- oder Ersatzschuhe packe ich meine Trekkingsandalen ein, mit denen ich ja notfalls wandern kann, wenn irgendetwas mit meinen Schuhen sein sollte. Letztendlich bin ich alle Kilometer des Weges mit meinen Bergschuhen gelaufen und trage die Sandalen nur im Anschluss an die Tagesetappen für die Spaziergänge und Einkaufsbummel in den Städten und Ortschaften. Aus Gewichtsgründen habe ich auf Badelatschen verzichtet und bin davon ausgegangen, dass ich nötigenfalls auch mit den Sandalen duschen kann. Das tue ich dann aber doch nicht, weil ich mir nicht sicher bin, ob sie bis zum Morgen trocken werden und ich hätte ja nach dem Duschen nichts mehr an die Füße zu ziehen. Natürlich ärgere ich mich über diesen Mangel, wobei ich in der ersten Woche auch mal die Latschen von Petra, einer Pilgerkameradin, tragen darf und drei Mal barfuß dusche.

    Am 16. Tag, in Burgos, kaufe ich mir dann leichte Badelatschen für zwei Euro, weil ich es leid bin, ständig in der Sorge vor Fußpilz zu erzittern, wenn ich gerne den Staub von der Tagesetappe abspülen würde. Wenn denn schon die Duschen so angenehm aussehen, dass ich diese Aktion wagen kann und auch die Raumund Außentemperaturen dies für mich zulassen, dann will ich zumindest diese Wohltat auch genießen können. Und ich habe es nicht bereut, die Latschen gekauft zu haben.

    Das Gewicht meines Rucksacks schätze ich beim Start, mit 2 Mal 500ml Wasser, auf 12 Kilogramm. Aber es gibt nichts im Gepäck, das ich reduzieren kann oder will. Immerhin soll man ja ausreichend Flüssigkeit mitnehmen, eigentlich mehr als ein Liter. Unterwegs ändere ich allerdings meine Strategie, was das Trinken angeht. Ich trinke gleich morgens schon zwei Tassen Wasser, manchmal noch Kaffee und entscheide mich, je nach Streckenverlauf, für nur einen halben Liter Wasser im Gepäck. Denn Wasser gibt es fast überall, oft als Brunnen mit dem Trinkwasserzeichen oder in Bars am Wegesrand. In einigen Ortschaften gibt es Getränkeautomaten, wenn das Wasser aus den Brunnen für Menschen ungenießbar ist, sodass sich Pilger bei Bedarf mit Getränken versorgen können. Zwei Mal nehme auch ich unterwegs einen Automaten in Anspruch, jeweils einen halben Liter Mineralwasser. Ansonsten bediene ich mich am Leitungswasser und an Brunnen, ohne irgendwelche Nebenwirkungen.

    Nun gut, also noch mal zurück zum Rucksackgewicht. Meine geschätzten 12kg entpuppen sich in Roncesvalles mit einem Liter Wasser als 14kg Gewicht. Eine Federwaage in der Herberge verleitet mich zur Gewichtskontrolle. Gleiches teste ich in Pamplona in der Casa Paderborn beim Abmarsch am 16.04.2010, am 5. Tag meiner Wanderung. Der hinzugekommene Herbergsvater schüttelt den Kopf und belehrt mich über das, was ich bereits weiß: 14kg sind entschieden zu viel Gewicht! Ich nehme es zur Kenntnis, höre mir seine Standpauke an und pilgere weiter. Was sollte ich rauswerfen? Genau ab dem Tag packe ich nur noch einen halben Liter Trinken ein. Trotzdem empfinde ich das Gewicht nie als Übergewicht oder zu viel Last.

    Natürlich spricht man auch von Pilger zu Pilger darüber. Ich weiß, dass mein Schreibzeug, das spanische Wörterbuch, die Wanderkarte und der Wanderführer mit Sicherheit ein Kilogramm ausmachen. Und dennoch verschwende ich keinen Gedanken daran, davon etwas zu reduzieren. Erst in Villatuerta, dem eigentlich 7.Tag meiner Pilgerei, der allerdings zum Ruhetag wird, entscheide ich mich für den Abschied vom Wörterbuch, obwohl es mir eine Freundin nur geliehen hat. Dass mein Gesamtgewicht durch das zurückgelassene Wörterbuch wesentlich schrumpft, kann ich nicht sagen, aber es beruhigt mein Gewissen etwas. Alles in allem wird mein Rucksack durchschnittlich wohl 13kg wiegen. Immerhin kommt manchmal noch der Einkauf dazu, später dann kommen noch zwei weitere Notizblöcke und viele Faltblätter von Kirchen und Sehenswürdigkeiten hinzu, die sich summieren.

    Am 11.Mai in Ponferrada, dem 29. Tag meiner Pilgerschaft, bin ich mal versucht, das vollgeschriebene Tagebuch nach Hause zu schicken, um mein Gewicht zu verringern. Mein Pilgerfreund tut dies, obwohl sein Tagebuch wesentlich leichter ist. Und er muss fast acht Euro dafür löhnen. Meins würde noch teurer werden, also verwerfe ich dieses Vorhaben aus Sparsamkeitsgründen. Immerhin will ich mit meinen mitgenommenen Euros bis Santiago reichen und vielleicht noch weiter.

    Mein Rucksack hat hervorragende Trageeigenschaften und niemals vorher und keinen Moment während meiner Wanderung stört etwas am Gurtsystem. Er trägt sich einfach hervorragend. Für mich ist daher das Gewicht meines Rucksacks noch nie von Bedeutung gewesen. Aber das wird es eines Tages, und das schon in der ersten Woche! Meine Knie bekommen am sechsten Tag Probleme mit meinem Gesamtgewicht. Doch darüber später mehr.

    Auf dem Weg

    Ich will mal fast behaupten: Verlaufen unmöglich! Aber es kann trotzdem vorkommen, dass man manchmal nach Wegmarkierungen sucht oder aber unaufmerksam ist und dadurch vom Weg abkommt.

    Seit dem letzten Jahrhundert hat der Jakobsweg als Pilgerweg an Bedeutung zugenommen und wurde zunehmend sicherer. Die Popularität kommt in den letzten Jahren wohl auch durch die Veröffentlichungen in den Medien, sei es nun ein Buch von oder Reportagen über berühmte Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben. Doch bevor der Medienrummel begann, sorgte bereits ein Geistlicher dafür, dass der Jakobsweg für die Pilger sicherer wurde, indem er sich für eine bessere Markierung einsetzte. Elias V. Sampedro war Pfarrer in O Cebreiro (Galicien) und arbeitete gezielt an der Wiederbelebung der Jakobswallfahrt und der damit verbundenen Sicherheit für die Pilger. Er führte in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts die Kennzeichnung des Weges mit gelben Pfeilen ein, die heute genauso überall anzutreffen sind, wie die gelbe Muschel auf blauem Grund. Aber auch die Muschelzeichen sind mittlerweile so bunt und vielfältig geworden, dass es einfach überall Muscheln gibt. Hier sind der Fantasie und der Kreativität der Regionen, der Städte, der Ortschaften und der Menschen

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1