Mit Rucksack zu Fuß: Pilgererlebnisse auf dem Camino Francés mit Finisterre und Muxía in Tagebuch-Form
Von Monika Laatsch
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Buchvorschau
Mit Rucksack zu Fuß - Monika Laatsch
Monika Laatsch ist 1949 in Berlin geboren. Sie wohnt mit ihrem Mann im Süden Berlins.
2012 bricht sie zu einer Pilgerwanderung auf dem Caminho Português auf. 2013 erscheint ihr Buch „Langsam kommt man auch ans Ziel".
Jetzt hat sie sich entschlossen, auch den Camino Francés zu erkunden. Sie macht sich allein auf den Weg.
Trotz zwischenzeitlichem Scheitern und durch Rückschläge lässt sie sich nicht entmutigen und geht den Weg erneut weiter. Sie nimmt die Herausforderung an und erreicht schließlich glücklich und zufrieden das angestrebte Ziel.
Humorvoll, selbstkritisch, emotional und auch kritisch berichtet sie von ihrer Zeit auf dem Camino, von der sie trotz aller Widrigkeiten nicht einen Tag missen möchte. Der Pilgervirus hält sie weiterhin im Bann.
So lange es ihre Gesundheit zulässt, wird sie immer wieder auf einen Pilgerweg gehen, denn das Pilgern macht süchtig und ist ihr Lebenselixier geworden.
Berlin, im März 2019
Monika Laatsch
Mit Rucksack zu Fuß
Pilgererlebnisse auf dem Camino Francés mit Finisterre und Muxía
in Tagebuch-Form
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2019
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Copyright (2019) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
E-Book Herstellung Zeilenwert GmbH, Rudolstadt
ISBN 9783961458073
www.engelsdorfer-verlag.de
INHALT
Cover
Titel
Impressum
Es ist die Anstrengung
Anfang Januar 2014
„Bin noch mal weg"
Freitag, 15. August 2014
Samstag, 16. August 2014
Sonntag, 17. August 2014
Montag, 18. August 2014
Dienstag, 19.August 2014
Mittwoch, 20. August 2014
Abendgebet der Pilger
„Auf nach Finisterre und Muxía 2017"
Donnerstag, 20. April 2017
Freitag, 21. April 2017
Samstag, 22. April 2017
Sonntag, 23. April 2017
Montag, 24. April 2017
Dienstag, 25. April 2017
Mittwoch, 27. April 2017
Donnerstag, 27. April 2017
Man sieht auf offenen Straßen
„Pilgern mit Oma-Bonus"
Donnerstag, 22. März 2018
Freitag, 23. März 2018
Von Burgos nach Santiago de Compostela
Mittwoch, 8. August 2018
Donnerstag, 9. August 2018
Freitag, 10. August 2018
Samstag, 11. August 2018
Sonntag, 12. August 2018
Montag, 13. August 2018
Dienstag, 14. August 2018
Mittwoch, 15. August 2018
Donnerstag, 16. August 2018
Freitag, 17. August 2018
Samstag, 18. August 2018
Sonntag, 19. August 2018
Montag, 20. August 2018
Dienstag, 21. August 2018
Mittwoch, 22. August 2018
Donnerstag, 23. August 2018
Freitag, 24. August 2018
Samstag, 25. August 2018
Sonntag, 26. August 2018
Montag, 27. August 2018
Dienstag, 28. August 2018
Mittwoch, 29. August 2018
Donnerstag, 30. August 2018
Freitag, 31. August 2018
Samstag, 1. September 2018
Resümee
Pilgergebet
Symbol Jakobsmuschel
Rezept für eine Empanada, hier mit Thunfisch
Irisches Pilgerlied
ES IST DIE ANSTRENGUNG
Es ist die Anstrengung, sagt der Verstand.
Es ist unmöglich, sagt die Erfahrung.
Es kann gar nicht sein, sagt die Hoffnungslosigkeit.
Es ist nicht vorhanden, sagt die Verbitterung.
Es darf nicht sein, sagt die Angst,
die Angst vor mir selbst.
Es hat doch keinen Zweck, sagt die Verzweiflung.
Es ist nicht auszuhalten, sagen die Schmerzen.
Es ist bei allen so, sagt die Genugtuung.
Es lässt mich erstarken, sagt die Hoffnung.
Es ist Vertrauen auf die Kraft, sagt der Mut.
Es verbindet uns Menschen für immer,
sagt die Freundschaft.
Es war, wie es war; es bleibt, wie es bleibt
und es ist, wie es ist, sagt die Liebe;
das tut gut!
(frei nach Bernhard Schürkens)
Es ist ein kühler, nebliger Tag
ANFANG JANUAR 2014.
Gerade habe ich die Sachen in die Waschmaschine getan, die wir auf unserem Kurztrip dabei hatten. Den Jahreswechsel hatten wir diesmal in Budweis verbracht. Des Bieres wegen. Wir waren in einem netten Hotel untergebracht und hatten angenehme Tischnachbarn.
Denen hab' ich von meinen Pilgererlebnissen auf dem Portugiesischen Weg von vor zwei Jahren vorgeschwärmt. Ich habe sofort gemerkt, wie sehr ich mich da hinein gesteigert habe. Es war eine wunderschöne Zeit damals.
Alles war sofort wieder präsent: der schöne Weg, die vielen netten Leute und das herrliche Sommerwetter. Pilgern ist eben besonders!
Nur mal so kurz schalte ich jetzt den Computer an und klicke unverbindlich auf die „Flüge-Seite". Aha! Schon für unter hundertfünfzig Euro kommt man zum Beispiel nach Bilbao. Von dort würde es mit dem Zug und dann mit dem Bus weiter gehen bis zum Ausgangspunkt im Baskenland, dem Navarrischen Pilgerweg. Dessen idyllisch gelegene kleine Hauptstadt ist Saint-Jean-Pied-de-Port. Dieser Weg geht dann über die Pyrenäen bei Puente la Reina in den Französischen Weg über, den Camino Francés.
Gute 800 Kilometer sind das bis Santiago de Compostela, und zum Kap Finisterre – ans Ende der Welt – nochmals ungefähr neunzig Kilometer.
Dafür müsste ich gute sieben Wochen einplanen.
Nach ein paar weiteren Klicks bin ich auf der Fotoseite von Harald, der vor zwei Jahren zum Mitglied unserer kleinen Pilgerfamilie gehörte und der mir seine Fotos vom Camino Francés geschickt hat. Er ist im letzten Frühjahr diesen Weg gelaufen und war ganz begeistert.
Ganz versunken bin ich in diese Fotoserie, die bestimmt an die tausend Bilder beinhaltet.
Ich gehe in Gedanken den Weg mit.
Das Rumpeln meiner Waschmaschine, die jetzt den Schleudergang eingelegt hat, lässt mich hoch schrecken. Ich schalte den Rechner schnell wieder aus und widme mich wieder meinem Tagewerk.
„Sag mal", frage ich meinen Göttergatten später, „wir kommen doch Mitte Juli aus der Toskana zurück. Du weißt ja, dass ich gerne noch einmal auf einen Pilgerweg gehen möchte. Was würdest Du denn dazu sagen, wenn ich mich ein paar Wochen später noch einmal auf einen Camino begeben würde, wäre das okay für Dich?"
Was soll er dazu sagen? Nach so vielen gemeinsam verbrachten Ehejahren sieht mein Mann es meinem Gesichtsausdruck sofort an. Er weiß schon lange, dass ich noch einmal allein loswandern möchte. Als ob die Frage längst fällig war, antwortet er: „Wenn Du das unbedingt machen willst, dann tue es bald, wir werden schließlich nicht jünger."
Zum Glück hat er „wir gesagt und nicht „du
!
Ein bisschen schlucken muss ich da schon, aber das ist ja wahr. Und wer weiß, vielleicht würde ich in zwei, drei Jahren gar nicht mehr in der Lage sein, 800 bis 900 Kilometer zu Fuß zu bewältigen.
Noch habe ich die Traute dazu und fühle mich wie Mitte vierzig – meistens jedenfalls!
Da gibt es jetzt nicht mehr lange etwas zu überlegen. Ein paar Tage später habe ich den Hinflug für den 14. August und den Rückflug für den 30. September gebucht. Die Zeit müsste ausreichen, um die Strecke von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela zu gehen.
Das sind sechsundvierzig Tage – inklusive Flugtage.
Übers Internet suche ich mir dann noch die Mailadresse von der St. Jakobus-Gesellschaft-Berlin-Brandenburg heraus und stelle gleich fest, dass dort wieder die so genannten „Fastenwanderungen" angeboten werden. Ich frage nach, ob ich mich dazu noch anmelden kann und kriege augenblicklich Treffpunkt und Uhrzeit übermittelt. Übrigens hat das in diesem Fall nicht zu bedeuten, dass man während der Wanderungen fasten muss, sondern nur, dass diese Wanderungen in der Fastenzeit stattfinden. Aber man kann natürlich gerne z.B. auf Süßigkeiten oder auf das Rauchen verzichten.
Ich verzichte schweren Herzens auf meine geliebten Gummibärchen.
An drei Samstagen (am vierten bin ich leider verhindert) marschieren wir, d.h. eine Gruppe von fast dreißig Leuten, durch unser schönes Brandenburger Umland Richtung Bad Wilsnack. Dort befindet sich die Wunderblutkirche, das ausgesuchte Pilgerziel.
Auch wenn es zwischendurch öfter etwas sehr windig und kühl ist, haben wir dennoch an allen Wandertagen gutes Wetter.
Wir sehen die Natur erwachen: Erste Schneeglöckchen und Veilchen schauen aus dem frischen, hellgrünen Gras hervor, und die Meisen und Spatzen zwitschern übermütig, als wollten sie uns auf die Schönheiten in der Natur aufmerksam machen.
Eine nette Gruppe Gleichgesinnter hat sich hier zusammengefunden: jung und alt, dick und dünn, so bunt gemischt, wie die Frühlingsfarben auf den Wiesen. So manches Kleinod entdecken wir, wie z.B. kleine liebevoll wieder restaurierte alte Dorfkirchen. Viel Engagement der Bewohner, die in ihrer Freizeit für ihren Ort tätig sind, macht das alles möglich.
In unserer Pilgergruppe ist eine Dame, die Kunsthistorikerin ist und uns auf viele Einzelheiten aufmerksam macht, die wir sonst sicher nicht bemerkt hätten. Ich komme aus dem Staunen nicht heraus.
Ich muss gestehen, dass ich mich als „Wessi-Frau" noch nie für Kirchen – schon gar nicht in Brandenburg – interessiert habe. So langweilig und öde, wie Brandenburg so oft dargestellt wird, ist es bei weitem nicht. Es bedarf nur einer gewissen Anleitung, und man muss eben nur genauer hinschauen, um all die Schätze zu entdecken. Schade bei allem Schönen ist für mich leider nur, dass sich mein lieber Mann nicht damit anfreunden kann, einmal mitzukommen.
Darum bleibt jedes Mal ein etwas schlechtes Gewissen, wenn ich so freudestrahlend zum Treffpunkt aufbrechen möchte. Und auch an den Nachmittagen, wenn ich voller schöner Eindrücke zurückkomme in die Stille, die zu Hause herrscht, weil mein Gatte ja vor dem Rechner sitzt und deswegen kaum ansprechbar ist, ist das jedes Mal wie ein Stich ins Herz. Aber damit muss ich mich wohl leider auch abfinden. –
Monat für Monat vergeht, und täglich werde ich mit Gedanken an meinen geplanten Weg wach.
Die meisten Dinge für solch eine Pilgerreise habe ich ja schon vor zwei Jahren angeschafft. Eine schnell trocknende Bluse und eine lange schwarze Wanderhose lege ich mir aber dann doch noch zu.
Mit meinem Herzallerliebsten geht es Anfang Juli für zehn Tage in die Toskana. Dort ist es herrlich, und ich befasse mich wenigstens nicht unentwegt mit meinem späteren Vorhaben. Aber so ganz genießen kann ich diese Urlaubszeit dort dennoch nicht.
Stets denke ich doch z.B. daran, auf meine Füße schon regelmäßig Hirschtalg aufzutragen. Und den ganzen Sommer über gehe ich nicht barfuß oder in einem See baden, damit ich mir nicht etwas eintrete. Auch trage ich möglichst keine Schuhe mit hohem Absatz mehr, um nicht möglicherweise umzuknicken.
Um meine Füße an die richtige Haltung während der Strapazen zu gewöhnen, lasse ich mir vom Orthopäden Einlagen