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Bruckmann Reiseführer Bretagne: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen
Bruckmann Reiseführer Bretagne: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen
Bruckmann Reiseführer Bretagne: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen
eBook684 Seiten3 Stunden

Bruckmann Reiseführer Bretagne: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen

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Über dieses E-Book

Im Westen Frankreichs, vom Meer umsäumt und in dramatischer Natur liegt die Bretagne. Mit diesem Reiseführer sind Ihre Tage ereignisreich: beim Ausflug zum Mont-Saint-Michel, einem Bummel durch Concarneau, mit Kindern im spannenden Océanopolis in Brest, im Maschinenzoo von Nates oder beim Wandern an der Côte de Granit Rose. Gönnen Sie sich das Besondere! Mit vielen Tipps und praktischer Bretagne-Karte.
SpracheDeutsch
HerausgeberBruckmann Verlag
Erscheinungsdatum27. Juli 2018
ISBN9783734313899
Bruckmann Reiseführer Bretagne: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen

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    Buchvorschau

    Bruckmann Reiseführer Bretagne - Silke Heller-Jung

    DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

    Dem Himmel so nah: der Mont-Saint-Michel

    Mont-Saint-Michel (S. 32)

    Auf einem vom Meer umspülten Granitfelsen ließen sich im 10. Jahrhundert n. Chr. Mönche nieder und fingen an, auf dieser eng begrenzten Grundfläche ein Kloster zu errichten. Entstanden ist ein zum Himmel strebendes, formvollendetes Ensemble aus Wohn- und Gästehäusern, Kapellen und Lagerräumen, die sich teils auf den Fels, teils aufeinander stützen. An alleroberster Stelle steht – wie könnte es anders sein – die Klosterkirche. Angesichts dieser architektonischen Meisterleistung trägt der Klosterfelsen seinen Beinamen »Pyramide der Meere« völlig zu Recht. Man sagt ja, dass der Glaube Berge versetze. Der Mont-Saint-Michel zeigt: Manchmal erschafft er auch welche.

    sea, sun, and … crêp’ (S. 132)

    So und nicht anders müssen sich Ferien anfühlen: Aus den Haaren tropft noch das Salzwasser vom erfrischenden Bad im Meer. Zwischen den nackten Zehen spürt man den warmen Sand. Und in der Nase kitzelt der Duft von frisch gebackenen Crêpes. Geduldig stehen Kinder und Rentner, Einheimische und Touristen, Surfer und Radler Schlange vor dem kleinen, knallroten Wägelchen, in dem die immer gut gelaunte Karen jeden freundlich begrüßt und ihm ganz nach Wunsch einen süßen oder herzhaften Crêpe über die Theke reicht.

    Ein charmantes Trio in Festtagstracht

    Calvaire von Tronoën (S. 131)

    Von ergreifender Schlichtheit ist der Calvaire des kleinen gotischen Kirchleins, das abgelegen zwischen Dünen und Heide in der Nähe des Surferstrands La Torche liegt. Die beiden Friese, die den Sockel umziehen, zeigen Szenen aus dem Neuen Testament. Darüber ragt die Kreuzigungsgruppe in den Himmel. Flechten haben sich auf den aus Granit gehauenen Figuren angesiedelt, Wind und Wetter haben ihre Konturen im Laufe der Jahrhunderte rund geschliffen. Besonders stimmungsvoll ist der Calvaire, wenn die tief stehende Abendsonne die Umrisse der Figuren vergoldet.

    Die Menhirfelder von Carnac (S. 182)

    Was genau mag die Menschen vor Tausenden von Jahren bewogen haben, gerade hier unzählige große Felsbrocken hochkant zu stellen und zu langen Reihen und akkuraten Halbkreisen zu gruppieren? Das gibt der Wissenschaft bis heute Rätsel auf. Die Steinreihen von Carnac sind zu jeder Jahres- und Tageszeit ein faszinierender Anblick. Doch wenn im Herbst frühmorgens weiße Nebelschwaden die steinernen Kolosse umhüllen, geraten nicht nur Fotografen in Ekstase …

    Ein Eis Chez Tinou in Saint-Cast-le-Guildo (S. 50)

    Wie soll man sich da bloß entscheiden? Die lange Theke der Kult-Eisdiele Chez Tinou in Saint-Cast-le-Guildo stellt Einheimische wie Feriengäste jedes Mal aufs Neue vor die Qual der Wahl. Die Auswahl ist riesig! Neben Klassikern wie Schokolade oder Vanille gibt es auch ungewöhnliche Kombinationen wie Zitrone-Basilikum oder Erdbeere-Pfeffer. Etwas Mut braucht man für die eher experimentellen Varianten, etwa Algen-, Austern- oder Dijonsenf-Eis.

    Die Felsen an der Côte de Granit Rose (S. 60)

    Im Licht der Abendsonne scheinen die rötlichen Granitfelsen von innen heraus zu leuchten. Wasser, Wind und Wetter haben aus dem über 350 Millionen Jahre alten Gestein bizarre Skulpturen geformt. Bei einer Wanderung auf dem alten Zöllnerpfad entlang der Küste kann man mit etwas Fantasie die merkwürdigsten Gebilde entdecken: vom Totenkopf bis zum Holzschuh, von der Hexe bis zur Jakobsmuschel.

    Die schroffen Klippen an der Pointe du Raz (S. 122)

    Hoch oben über den Klippen der Pointe du Raz wacht seit 1904 die anrührende Statue der Notre-Dame-des-Naufragés (»Unsere Liebe Frau der Schiffbrüchigen«). Wenn Stürme um die schroffen Felsen heulen, die sich bis zu 70 Meter hoch über dem tobenden Meer erheben, kann man sich hier oben kaum auf den Beinen halten. Doch auch bei sonnigem Wetter und ruhiger See ist die wilde Schönheit dieses zerklüfteten Zipfels Festland, der sich weit ins Meer hinausstreckt, einfach atemberaubend.

    Die Fête des Brodeuses in Pont-l'Abbé (S. 140)

    Gestärkte Hauben und raschelnde Schürzen, goldbestickte Männerwesten und runde schwarze Hüte, dazu schmissige Bombardenklänge und blühende Hortensien vor grauem Granit – die Fête des Brodeuses (»Fest der Stickerinnen«) in Pont L’Abbé vermittelt ein unvergessliches, heiteres Bild der Bretagne. Im Sommer gibt es einige dieser farbenfrohen Feste, mit denen die Bretoninnen und Bretonen ihre alten Traditionen hochhalten. Trachtenumzüge und Tanzdarbietungen gehören meist dazu; anschließend wird bis in den Abend hinein gefeiert.

    Per Seilrutsche übers Meer sausen (S. 89)

    Auf einem vorgelagerten Inselchen fast am Ende der Welt gelegen, diente das Fort Bertheaume einst dazu, Feinden die Einfahrt in die Rade von Brest zu verwehren. Heute ist die Festung in der Nähe von Plougonvelin Teil eines außergewöhnlichen Kletterparks. Gut gesichert balanciert man über Seilbrücken, klettert durch Felsspalten oder saust die 200 Meter lange Seilrutsche entlang, die das Inselchen mit dem Festland verbindet. Wer das Fort erobern möchte, muss mindestens neun Jahre alt sowie über 1,40 Meter groß sein – und rechtzeitig reservieren …

    Den Wald von Huelgoat (S. 254)

    Eben noch stand man in einer hübschen Kleinstadt am Ufer eines Sees. Nur ein paar Schritte weiter taucht man ein in eine andere Welt: Gewaltige Steine liegen kreuz und quer übereinander, irgendwo im Untergrund rauscht ein unsichtbarer Fluss, durch die dichten Bäume fällt in goldenen Bahnen das Sonnenlicht. Um den Wald von Huelgoat ranken sich viele Sagen und Legenden. Steht man erst einmal unter dem grünen Blätterdach, möchte man sie fast für bare Münze nehmen …

    Auf den Menhirfeldern von Carnac stehen die Steine ordentlich in Reih und Glied.

    WILLKOMMEN IN der Bretagne

    »Die« Bretagne gibt es nicht. Das ist wohl die erste Lektion, die jeder Urlauber im Handumdrehen lernt. Die Bretagne hat unendlich viele Gesichter: schroffe Klippen und sanfte Hügel, dichten Wald und feine Sandstrände, weite Heideflächen, Salzgärten und ausgedehnte Moore, prähistorische Denkmäler, mittelalterliche Festungen und moderne Städte, ein hochkarätiges Kulturangebot und liebevoll gepflegte Traditionen. Langweilig wird es hier nie!

    Die Bretagne ist der westlichste Zipfel Frankreichs. Die Bewohner der von drei Seiten von Wasser umgebenen Halbinsel, die lange ein autonomes Herzogtum, zeitweise sogar Königreich war, pflegten und pflegen bis heute ein mehr oder weniger distanziertes Verhältnis zum französischen Zentralstaat. In der Bretagne, so sagt man, gehen die Uhren stets ein wenig anders als im restlichen Frankreich. So bilden die Bretonen zum Beispiel bei der Zahl der Ehescheidungen das Schlusslicht im innerfranzösischen Vergleich, während sie angeblich beim Alkoholkonsum an der Spitze liegen sollen.

    Kite-Surfer finden in der Bretagne ideale Bedingungen, wie hier am Strand von Saint-Lunaire.

    Die schönen alten Trachten werden von Generation zu Generation weitergegeben.

    Als bodenständig und konservativ, beharrlich und feierfreudig werden die Bretonen oft dargestellt. Wo, wenn nicht in der Bretagne, könnte das kleine gallische Dorf stehen, dessen Bewohner – allen voran Asterix und Obelix – sich so erfolgreich der römischen Besatzung widersetzen? Ein deutlich weniger schmeichelhaftes Bild der Bretonen zeichnen die Bécassine-Comics, die 1905 (gut 50 Jahre vor dem ersten Asterix-Band) in einer französischen Mädchenzeitschrift erstmals erschienen. Die Titelfigur, deren Name Bécassine auf Deutsch »Schnepfe« heißt, soll ein typisches Mädchen aus der Bretagne darstellen, das auf der Suche nach Arbeit nach Paris kommt und sich dort als Hausmädchen verdingt. Naiv, aber ihrer Herrschaft treu ergeben, stolpert Bécassine mit ihrem Trachtenhäubchen durch den Großstadtalltag und sorgt mit ihren zahlreichen sprachlichen Missgriffen für Erheiterung – bei den Franzosen, nicht aber in der Bretagne. Hier regte sich entschiedener Protest, als die französische Post hundert Jahre nach dem Erscheinen des ersten Bandes eine Bécassine-Briefmarke ankündigte.

    Viele Bretonen identifizieren sich stark mit ihrer Heimatregion. Dieses allumfassende »Wir-Gefühl« eint sie über alle regionalen und lokalen Unterschiede hinweg. Und derer gibt es viele: Da wäre als Erstes der Gegensatz zwischen Armor und Argoat. Außerdem unterscheidet man zwischen Haute- und Basse-Bretagne. Es gibt vier (ursprünglich fünf) Départements; bevor diese im 18. Jahrhundert eingeführt wurden, war die Region in neun Bistümer untergliedert (und Heiraten über Bistumsgrenzen hinweg waren höchst unüblich). Und dann gibt es noch die vielen größeren und kleineren lokalen und regionalen Einheiten. Diese historisch gewachsenen »Pays« (bretonisch: »bro«) unterscheiden sich untereinander zum Beispiel durch unterschiedliche Trachten und Tänze.

    Märchenhafte Stimmung im Zauberwald von Huelgoat

    Das Land vor dem Meer

    Armor, die Küstenregion, verdankt ihren Namen den Kelten, die diesen vom Atlantik geprägten Landstrich Aremorica, »das Land vor dem Meer«, nannten. Schroffe Felsen und tief eingeschnittene Flussmündungen wechseln sich hier mit weiten Buchten und flachen Sandstränden ab. Hinzu kommen rund 800 Inseln. Die Bretagne verfügt insgesamt über fast 3000 Kilometer Küste; davon steht rund ein Fünftel unter Naturschutz. Mit ihren zahlreichen Hafenstädten, ausgerichtet auf Schifffahrt und Handel, war die Küstenregion stets der weltoffenere, wagemutigere, fortschrittlichere Teil der Bretagne. Die Fischzüge der bretonischen Fischer führten sie bis nach Neufundland. Entdecker wie Jacques Cartier, dessen Suche nach einer Westpassage nach Fernost zur Entdeckung Kanadas führte, aber auch Tausende von Auswanderern, die sich in der Fremde ein besseres Leben erhofften, brachen von einem bretonischen Hafen aus zu ihren Reisen auf. Umgekehrt strömten mit dem Aufkommen des Badetourismus in den 1880er-Jahren auch viele Touristen in diesen Teil der Bretagne. In einem etwa zwanzig Kilometer breiten Streifen entlang der Küste leben heute etwa drei Fünftel der bretonischen Gesamtbevölkerung.

    Das Land des Waldes

    Im Gegensatz dazu war und ist das Landesinnere eher dünn besiedelt. Es war einst dicht bewaldet – daher stammt der Name Argoat, der »Land des Waldes« bedeutet. Ausgedehnte Rodungen im Mittelalter haben den Wald an vielen Stellen zurückgedrängt. Die Wälder von Huelgoat und Paimpont sind die letzten großen Überbleibsel eines Urwalds aus Eichen, Buchen und Kastanien. Ein typisches Landschaftsbild im Herzen der Bretagne sind die Bocages, eine kleinteilige, von Wegen durchzogene Mischung aus Grünland und Ackerflächen, die mit Wallhecken oder Steinmauern eingefasst sind. Das Landesinnere galt lange als traditionsbewusst, konservativ und eher rückständig. Im Mittelalter kamen manche Landstriche und Orte durch die Leinenweberei und den Tuchhandel zu Wohlstand. Doch als in den Küstenregionen die Industrialisierung beispielsweise in Gestalt der Konservenfabriken Einzug hielt, ging der wirtschaftliche Aufschwung am vor allem durch die Landwirtschaft geprägten Binnenland weitgehend vorbei. Der Bau des Kanals zwischen Nantes und Brest im 19. Jahrhundert war vor diesem Hintergrund auch als Infrastrukturprojekt gedacht, das neuen Schwung in diese abgehängte Region bringen sollte.

    Ein Platz an der Sonne …

    Haute-Bretagne und Basse-Bretagne

    Unterschieden wurde und wird auch zwischen Haute-Bretagne und Basse-Bretagne, der »oberen« und der »niederen« Bretagne. Diese Bezeichnungen sind nicht geografischer Natur, sondern verweisen vielmehr auf die Sprache und den Grad ihrer Wertschätzung in früheren Zeiten. Im Osten, der Haute-Bretagne (auf bretonisch: »Breizh Uhel«), sprach man Gallo, das zur romanischen Sprachfamilie gehört und im 16. Jahrhundert durch die französische Sprache abgelöst wurde. Im Westen der Halbinsel, in der Basse-Bretagne (auf bretonisch: »Breizh Izel«), breitete sich hingegen mit den keltischen Einwanderern aus Großbritannien ab dem 5. Jahrhundert das Bretonische, eine eigenständige keltische Sprache, aus. Während der Feudalzeit wurde auch hier das Französische zur Amtssprache. Doch nur die Oberschicht parlierte Französisch, die Angehörigen der niederen Stände sprachen Bretonisch.

    Dieser liebenswürdige Esel grast in Quistinic im Morbihan.

    Lange Zeit wurde das Bretonische im französischen Zentralstaat rigoros unterdrückt. So war es beispielsweise bei Strafe verboten, in der Schule Bretonisch zu sprechen. Zwar entdeckten im 19. Jahrhundert Schriftsteller die Schönheit der bretonischen Sprache (wieder), bereits 1839 erschien beispielsweise eine Sammlung alter Volkslieder. Doch es sollte noch bis 1951 dauern, bis das Bretonische von offizieller Seite als regionale Sprache anerkannt wurde.

    In den 1970er-Jahren gab es ein Revival des Bretonischen; bilinguale Schulen entstanden, in denen Kinder die Sprache ihrer Vorfahren erlernen können. Im Jahr 2016 gab es insgesamt 490 solcher Schulen, an denen rund 17 000 Schülerinnen und Schüler Bretonisch lernten. Im Jahr 2001 wurde in Carhaix die Kampagne »Ya d’ar brezhoneg« (»Ja zum Bretonischen«) gestartet, der sich sowohl Unternehmen als auch Kommunen anschließen können. Die Teilnehmer verpflichten sich dazu, die bretonische Sprache mit unterschiedlichen Maßnahmen – von zweisprachigen Ansagen auf den Anrufbeantwortern bis zur Finanzierung von Bretonischkursen im Rahmen der Fort- und Weiterbildung – in den (Arbeits-)Alltag zu integrieren und so ihre Verbreitung zu fördern. Bis zum Sommer 2017 hatten sich über 700 Unternehmen und rund 200 Kommunen und Gemeindeverbände der Kampagne angeschlossen. Dennoch warnt das »Ofis publik Ar Brezhoneg«, das »Öffentliche Büro für die bretonische Sprache«, davor, dass die bretonische Sprache aussterben könnte. Die Zahl der bretonischsprachigen Menschen sei zwischen 1997 und 2007 um ein Drittel zurückgegangen, von 246 000 auf 172 000. Schätzungen gehen davon aus, dass heute noch höchstens 200 000 überwiegend ältere Menschen Bretonisch sprechen und vielleicht doppelt so viele es verstehen.

    Bretonische Ortsnamen

    In den bretonischen Ortsnamen aber ist die Sprache nach wie vor sehr präsent. Je weiter man nach Westen kommt, desto häufiger enthalten die Namen Elemente, die aus dem Bretonischen stammen: Die Silbe »Plou« oder »Ploe« etwa bedeutet Pfarrei. Ploërmel (»Plou-Armel«) ist folglich der Pfarrbezirk des heiligen Armel. »Lann« bedeutet Einsiedelei, der Ort Lanildut verdankt seinen Namen also der Klause von Saint-Ildut. »Loc« steht für »heiliger Ort« und wird fast immer mit dem Namen einer oder eines Heiligen kombiniert. So verweist beispielsweise der Ortsname Locronan auf den heiligen Ronan. Die bretonische Vorsilbe »Tre« bezeichnet ein kleines Dorf oder einen Weiler und ist beispielsweise in Ortsbezeichnungen wie Treffiagat oder Trégastel enthalten. Verbreitet sind auch »Ty« oder »Ker« (»Haus«), »Coz« (»alt«) und »Bihan« (»klein«).

    Die Départements

    Verwaltungstechnische Gesichtspunkte standen im Vordergrund, als man das ehemalige Herzogtum Bretagne im Jahre 1790 in fünf Départements aufteilte. Die neuen Verwaltungseinheiten hießen Finistère, Côtes-du-Nord (1990 umbenannt in Côte d’Armor), Morbihan, Ille-et-Vilaine und Loire-Inférieure (1957 umgetauft in Loire-Atlantique). Dieses letztgenannte Département wurde 1941 mitsamt der historischen Hauptstadt Nantes im Zuge einer 1956 bestätigten Gebietsreform von der Bretagne abgespalten und dem benachbarten Pays de la Loire zugeschlagen – zum großen Leidwesen vieler Bewohner, die sich bis heute als Bretonen fühlen und verstehen.

    Diese sonnige Café-Terrasse lädt in Paimpont zu einer Rast ein.

    Ille-et-Vilaine

    Durch die Neuordnung der Départements wurde Rennes zur neuen Hauptstadt der Bretagne. Die Universitätsstadt, die über einen besonders schönen mittelalterlichen Stadtkern verfügt und Sitz des bretonischen Parlaments war, ist gleichzeitig auch die Hauptstadt des Départements Ille-et-Vilaine. Diese Verwaltungseinheit, die häufig als die »französischste« unter den verbliebenen vier bretonischen bezeichnet wird, hat eine Fläche von rund 6800 Quadratkilometern.

    Entlang der früheren Grenze zu Frankreich reihen sich imposante Festungen, etwa in Fougères, Vitré oder Châteaugiron. Bekannte Highlights sind das Korsarennest Saint-Malo mit seiner komplett von Mauern umschlossenen Altstadt, der sagenumwobene Wald von Brocéliande, das traditionsreiche Seebad Dinard, wo sich schon Berühmtheiten wie der Regisseur Alfred Hitchcock und der Künstler Pablo Picasso erholten, und das Hafenstädtchen Cancale, das für seine Austern berühmt ist. Auch der weltberühmte Klosterberg Mont-Saint-Michel lag ursprünglich in diesem Département, gehört aber heute zur benachbarten Normandie.

    Literaturliebhaber erkunden das Bücherdorf Béchérel, wandeln in Combourg auf den Spuren des Romantikers François-René de Chateaubriand oder besuchen das Château des Rochers-Sévigné, wo sich im 17. Jahrhundert Madame de Sévigné mit ihren Briefen ihren Platz im Olymp der französischen Literatur erschrieb. Unweit von Rennes liegt der Roche-aux-Fées (»Feenfelsen«). Die aus tonnenschweren Steinen errichtete jungsteinzeitliche Grabstätte ist der größte Dolmen der Bretagne, die reich an Megalithdenkmälern ist.

    Badespaß und viel Natur: Côtes d’Armor

    Die Hauptstadt des rund 6900 Quadratkilometer großen Départements Côtes d’Armor ist Saint-Brieuc. Der Verwaltungsbezirk trägt den Hinweis auf seine Küsten nicht ohne Grund bereits im Namen: Der berühmteste Küstenabschnitt ist sicher die Côte de Granit Rose, wo die Erosion den rötlich schimmernden Granit zu faszinierenden Skulpturen geschliffen hat. Doch auch der Rest der Küstenlinie lockt mit seinen Steilküsten und Traumstränden Jahr für Jahr viele Besucher an. Bei Plouha ragen die höchsten Klippen der Bretagne rund 140 Meter über dem Meer empor. Ein faszinierendes Stück Natur ist die von der Brandung umtoste Landzunge Cap Fréhel. Einen ganz eigenen Charme hat auch die Côte d’Ajoncs (»Stechginsterküste«) mit ihren tief eingeschnittenen Flussmündungstrichtern. Beliebte Badeorte sind unter anderem Perros-Guirec und Pléneuf-Val-André.

    Port-Blanc an der Côte de Granit Rose

    Der wehrhafte Tour Solidor prägt die Silhouette von Saint-Malo.

    Die Blumeninsel Bréhat mit ihrer mediterranen Vegetation gehört ebenso zu diesem Département wie der Archipel der Sept Îles, eines der größten Vogelschutzgebiete Frankreichs. Im Hinterland der Küste warten ausgedehnte Heidelandschaften, beeindruckende Wälder, kleine Kapellen und alte Herrenhäuser darauf, entdeckt zu werden. Auch das von seiner mittelalterlichen Stadtmauer umgebene Dinan und die alte Bischofsstadt Tréguier lohnen einen Besuch.

    Das dramatisch über dem Meer gelegene Fort La Latte war schon häufiger Schauplatz von Dreharbeiten. Ähnlich malerisch sind die Ruinen der Abteien Beauport und Bon-Repos. Wer sich für Kommunikationstechnik interessiert, steuert die Cité des Télécoms und den Parc du Radôme an. Gleich daneben lädt ein gallisches Dorf zu einer interessanten Zeitreise ein. Eine echte Entdeckung ist der schaurige Totentanz auf dem Wandfresko der alten Kapelle von Kermaria-an-Isquit.

    Das spektakuläre Ende der Welt: Finistère

    Anfang oder Ende? Das ist eine Frage der Perspektive … Für die römischen Besatzer war hier, am westlichsten Zipfel der bretonischen Halbinsel, das Ende der Welt erreicht. Und genau so, »finis terrae«, nannten sie folgerichtig diesen äußersten Vorposten des Festlandes im Atlantischen Ozean. Für die bretonischen Bewohner hingegen war dies ganz klar »Penn ar Bed«, der Anfang der Erde. Bei der Namensgebung haben sich die Römer durchgesetzt: Finistère heißt das rund 6800 Quadratkilometer große westlichste Département der Bretagne, dessen Hauptstadt Quimper schon allein aufgrund der herrlichen Kathedrale einen Abstecher wert ist. In den Augen vieler Urlauber und eingefleischter Fans stellt das Département mit der legendären Ordnungsnummer 29 sozusagen die Quintessenz der Bretagne dar. Auch Maler wie Paul Gauguin, der sich in Pont-Aven niederließ, liebten die raue Schönheit dieser Region.

    Mit der Pointe du Raz und der Pointe du Van trotzen hier gleich zwei atemberaubende Felskaps den Wogen. Die Inseln Sein, Batz, Molène, Ouessant haben sich jede ihren ganz eigenen Charakter bewahrt. Der kilometerlange Strand von La Torche zieht Surfer aus aller Welt an, während Badeurlauber sich gern auf der Halbinsel Crozon oder an der »bretonischen Riviera« bei Bénodet entspannen.

    Die geschützte Lage macht Brest zu einem idealen Hafen.

    Das Landschaftsschutzgebiet des Parc Naturel Régional d’Armorique umfasst die Inselwelt des Mer d’Iroise und zieht sich bis tief ins Landesinnere, wo sich in der eigentümlichen Heidelandschaft der Monts d’Arrée die höchsten Erhebungen der Bretagne finden.

    Die umfriedeten Kirchhöfe mit ihren ausdrucksvollen Kalvarienbergen legen beredtes Zeugnis von der tiefen Frömmigkeit ab, die diesen Landstrich lange prägte – ebenso wie die zahlreichen Pardons, die Wallfahrten zu Ehren bestimmter Heiliger. Weitere Highlights dieses Départements sind Morlaix mit seinem schwindelerregenden Eisenbahnviadukt und der jungsteinzeitliche Grabhügel Cairn de Barnenez, die auf einer Insel im Hafen gelegene Altstadt von Concarneau, Roscoff, die Wiege der Thalassotherapie, und die Côte des Abers mit ihrem melancholischen Charme. Die lebendige Hafenstadt Brest, im Zweiten Weltkrieg zerstört und mit modernem Gesicht wieder aufgebaut, nennt mit dem Meeresaquarium Océanopolis, ihrer historischen Festung und der im Frühjahr 2017 eröffneten Standseilbahn einige bemerkenswerte Attraktionen ihr Eigen.

    Im Land der Menhire: Morbihan

    Morbihan, »kleines Meer«, heißt das südlichste Département der Bretagne. Sein Name geht auf den Golf von Morbihan zurück, ein von zahlreichen Inseln und Inselchen übersätes Binnenmeer, von denen vor allem die wie ein Kreuz geformte Île aux Moines (»Mönchsinsel«) im Sommer viele Touristen anzieht. Den Golf, der nur über eine schmale Passage mit dem offenen Meer verbunden ist, prägt ein ganz eigenes Landschaftsbild, in dem die Grenze zwischen Land und Meer zu verschwimmen scheint. Am Ende des Golfs liegt Vannes, die Hauptstadt des gut 6800 Quadratkilometer großen Départements Morbihan, mit ihrer Stadtmauer, der sehenswerten Kathedrale und ihren malerischen Waschhäusern. Die Hauptattraktion des Départements sind aber zweifellos die Menhirfelder von Carnac: Die Alleen aus rund 3000 aufrecht gestellten Steinen, Alignements genannt, erstrecken sich über vier Kilometer Länge.

    Imposante Zeugen aus prähistorischer Zeit.

    Im Château de Nantes residierten einst die Herzöge der Bretagne.

    Der Süden der Bretagne profitiert von einem ungewöhnlich milden Klima – davon profitieren die vielen Badegäste und Wassersportler, die sich an den kilometerlangen Sandstränden und in den geschützten Buchten im, am und auf dem Wasser tummeln. Die Halbinsel Quiberon steht auch bei französischen Urlaubern hoch im Kurs. Als durch und durch moderne Stadt präsentiert sich das nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaute Lorient. Die »Stadt der fünf Häfen« war im Mittelalter der Sitz der französischen Ostindien-Kompanie. Heute findet hier jeden Sommer mit dem »Festival interceltique« eine der größten Veranstaltungen für die keltische Kultur statt. Lohnend sind auch Ausflüge ins Hinterland, das eine abwechslungsreiche Mischung aus Wald- und Heideflächen, hübschen Orten und lieblichen Flusstälern bereithält.

    Die Belle-Île (»schöne Insel«) etwa war nicht nur das liebste Ferienziel der berühmten Schauspielerin Sarah Bernhardt, sondern inspirierte auch Künstler wie den französischen Impressionisten Claude Monet zu einer ganzen Serie von traumhaften Gemälden. Hoëdic, die »Blumeninsel«, erstrahlt je nach Jahres- und Blütezeit in unterschiedlichen Farben, und auf der Île Groix, der ehemaligen Thunfischfängerinsel, dreht sich statt eines Wetterhahns ein Fisch auf der Spitze des Glockenturms.

    Das verlorene Stück: Loire-Atlantique

    Eine Verwaltungsreform hat dafür gesorgt, dass Nantes, die ehemalige Hauptstadt der Bretagne, nun außerhalb derselben liegt. Die alte Herzogsstadt mit ihrem imposanten Schloss, der Kathedrale und dem herrlichen Jardin des Plantes ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Passage Pommeraye, eine stilvolle Einkaufspassage, brachte im 19. Jahrhundert Pariser Großstadtflair nach Nantes.

    Die Stadt ist ein echter Hotspot für Kunstinteressierte. Ein spannender Kunstpfad führt von hier bis zur Loiremündung. Im Rahmen des Festivals Le Voyage à Nantes wird den ganzen Sommer über der öffentliche zum Ausstellungsraum, und auf der Île de Nantes wird buchstäblich »große Kunst« gemacht: Die kreativen Köpfe des Künstlerkollektivs Machines de l’Île haben ein ehemaliges Werftgelände übernommen und fertigen dort überlebensgroße mechanische Figuren an. Publikumsliebling ist ein enormer Elefant, der mit etlichen Passagieren auf seinem Rücken majestätisch seine Runden dreht.

    Zwischen Ginster und Heidekraut

    Auch das Seebad La Baule mit seiner schönen Bucht und dem kilometerlangen Sandstrand gehörte früher zur Bretagne, ebenso wie die stolze mittelalterliche Stadt Guérande am Rande der berühmten Salzgärten, in denen das weiße Gold seit Jahrhunderten in kunstvoller Handarbeit gewonnen wird. Im Hinterland der Halbinsel erstreckt sich die Grand Brière, das zweitgrößte Moorgebiet Frankreichs. Mit einem der traditionellen Flachkähne durch das Labyrinth der Kanäle zu gleiten ist ein unvergessliches Erlebnis. In den Werften der lebendigen Hafenstadt Saint-Nazaire mit ihrer charakteristischen rot-weißen Brücke wurden etliche legendäre Ozeanriesen auf Kiel gelegt. Noch heute werden hier große Kreuzfahrtschiffe gebaut. Auch der Flugzeughersteller Airbus unterhält hier ein Werk.

    Palmen, Ginster und Hortensien

    Die »Nationalblume« der Bretagne ist die Hortensie. Vielerorts strahlen die weißen, rosafarbenen, blauen oder violetten Blütenbälle malerisch vor dem grauen Granit der Fassaden. Der Golfstrom sorgt für ein mildes Klima; an der bretonischen Küste liegen die durchschnittlichen Jahrestemperaturen gut fünf Grad höher als an anderen Orten auf demselben Breitengrad. In geschützten Lagen im milderen Süden der Bretagne gedeihen deshalb sogar Oleanderbüsche, Kamelien und Palmen.

    Die landschaftliche Vielfalt der Bretagne spiegelt sich in einem außerordentlich abwechslungsreichen Pflanzenbestand wider. Die Eichen-, Buchen- und Kastanienwälder

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