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EIN ZOMBIE KOMMT SELTEN ALLEIN 3: GEJAGT: Roman
EIN ZOMBIE KOMMT SELTEN ALLEIN 3: GEJAGT: Roman
EIN ZOMBIE KOMMT SELTEN ALLEIN 3: GEJAGT: Roman
eBook442 Seiten6 Stunden

EIN ZOMBIE KOMMT SELTEN ALLEIN 3: GEJAGT: Roman

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Über dieses E-Book

Seuche, Infektionen, Tod. 
Die Zivilisation ist unter dem Ansturm der lebenden Tote zusammengebrochen. Nur ein Mann ist immun gegen die größte Seuche in der Geschichte der Menschheit. Unser Held, sofern man ihn so nennen will, wird nun gejagt. Von Regierungswissenschaftlern, Schattenorganisationen und den lebenden Toten, die ihn einfach nur verspeisen wollen. Aber die Menschheit braucht ihn. Und unser Held ist nicht länger der Trottel, der einen Fehler nach dem anderen begeht - er ist jetzt ein knallharter Kerl, der einen Fehler nach dem anderen begeht …
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum24. Mai 2024
ISBN9783958358911
EIN ZOMBIE KOMMT SELTEN ALLEIN 3: GEJAGT: Roman

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    Buchvorschau

    EIN ZOMBIE KOMMT SELTEN ALLEIN 3 - Rich Restucci

    Majestik

    Ein rotes Licht blinkte neben der Tür.

    »Drei Minuten!«, schrillte es durch unsere Kopfhörer, und ich wusste, dass es gleich richtig losgehen würde. Ich sah mich im Inneren des Hubschraubers um und fragte mich, wie dumm ich eigentlich war.

    Ich sah Kinga an, einen Marine Corps Forces Special Operations Command Jarhead. Er stand da und kontrollierte den Rucksack des anderen MARSOC-Soldaten, Remo. Während Kinga ein Typ ist, der einen aus anderthalb Kilometern Entfernung umbringen kann, ist Remo eher ein Mann der Tat. Versteht mich nicht falsch, Kinga ist knallhart, aber Remo hat anderen Marines beigebracht, wie man tötet. Er konnte alles als Waffe benutzen … er konnte mit einem Zahnstocher töten. Ohne Scheiß, einem Zahnstocher. Er war aber genauso tödlich, wenn er unbewaffnet war.

    Sie spürten beide, dass ich sie anstarrte, und sahen mich daher gleichzeitig an.

    »Machen wir das wirklich?«, fragte ich und legte eine Pause beim Schreiben ein.

    »Alles, was du brauchst, ist alles, was du hast.« Kinga schmunzelte. »Außerdem ist das deine Idee gewesen.« Sie sahen mich beide noch härter an, als ich es für möglich gehalten hätte.

    »Hoch mit dir«, sagte Remo.

    Ich stand auf, er ging meinen Rucksack durch und überprüfte die Sachen.

    Wir waren im Begriff, aus einem Hubschrauber auf die Majestik Maersk, ein riesiges Containerschiff, zu springen. Das letzte Mal, als ich auf diesem Schiff gewesen war, hatten wir einen Wirbelsturm erlebt.

    Ich konnte das riesige Schiff aus dem Fenster sehen. Es trieb, und viele der Container hatten sich gelöst und waren in seltsamen Winkeln durcheinander geworfen worden. Sie bildeten eine Art Labyrinth aus Stahl auf dem massiven Deck. Viele der riesigen bunten Kisten, die ich von früher kannte, waren nicht mehr zu sehen, da sie während des Sturms über Bord gegangen waren. Eine davon war gefährlich nahe daran, über Bord zu gehen, und hing viereinhalb Meter über dem Rand des Decks. Beim ersten Wetterumschwung würde sie Geschichte sein.

    Die Majestik sah aus wie ein Wolkenkratzer, der auf dem Wasser lag. Sie war wirklich riesig und ja, sie wimmelte vor Zombies.

    Dies ist eines meiner Tagebücher, das im Grunde eine Zombiegeschichte ist, und wenn du es liest, bedeutet das, dass ich tot bin und du es irgendwo gefunden hast, oder ich habe es dir zum Lesen gegeben.

    Meine beiden Freunde und ich sind gerade dabei, uns auf eine Rettungsmission zu begeben, um den kollektiven Arsch einer anderen Gruppe meiner Freunde und einiger armer Leute zu retten, die auf diesem Todesboot gefangen waren.

    Aber ich schweife ab.

    Das Wetter war schön, als wir zum Endanflug ansetzten. Der Wetterfrosch auf der Atlantis hat uns, bevor wir losfuhren, gesagt, dass es ruhig sei. Wenn du meine ersten beiden Tagebücher gelesen hast, dann weißt du, dass die Atlantis eine schwimmende Irrenanstalt (sprich: Ölplattform) im Golf von Mexiko ist. Du weißt auch, dass ich meinen großen Kumpel Ship, meine Freundin und einen Soldatenfreund von diesem Boot retten werde. Ja, sein Name ist tatsächlich Ship. Seine Eltern waren böse, schätze ich.

    Als ich oben erwähnt habe, dass es auf dem Deck krabbelte, habe ich dich nicht verarscht. Ich konnte mindestens ein paar Hundert dieser Eitersäcke, wie ich sie nenne, sehen. Bevor sie den Hubschrauber hörten, hatten sie nach Nahrung gesucht, aber jetzt waren alle roten, untoten Augen auf uns gerichtet. Das Essen bin ich. Ich bin mir sicher, dass du das weißt, da wir schon mehr als ein Jahr in dieser Apokalypse-Sache stecken, aber nur für den Fall, dass du einen toten Kerl laufen siehst, solltest du rennen. Es sei denn, der Tote rennt, dann solltest du zwei weitere Dinge wissen: Er ist nicht tot, will dich aber trotzdem töten, und du musst schneller rennen als er.

    Ich weiß, ich springe hier herum. Tut mir leid, aber ich bin zu Tode erschrocken, und dies ist der Anfang eines neuen Tagebuchs.

    Remo klopfte mir auf den Rücken meines Condor-Assault-Packs. »Du bist gut.«

    Remo redet nicht viel. Er hat kein Wort gesagt, als er mir einen Zahnstocher reichte. Noch mal, ohne Scheiß.

    Das rote Licht wurde mit einem Summen grün, und Kinga schob das Portal auf. Die Luft des Rotors traf uns, und ich roch wieder die Seeluft. Wir befanden uns gerade etwa viereinhalb Meter über dem Dach des Aufbaus der Majestik, als Kinga zwei schwarze Seile ausrollte. Er und ich befestigten die Seile an einem kleinen Metallding, das an meiner Taille befestigt war. Ich weiß nicht mehr, wie es heißt, aber wenn ich es über meine Taille nach unten und zurück ziehe, verlangsamt es meinen Abstieg beim Abseilen. Karabiner! Es ist ein Karabinerhaken.

    Ich wollte mich gerade hinauslehnen, als der Co-Pilot dieses Tagebuch vor mir hochhielt. Ich hatte es auf dem Sitz liegen lassen. Ich nickte dankend, steckte es in mein taktisches Gurtband und seilte mich ab.

    Ich ging mit Kinga voraus, und Remo folgte uns, als wir beide sicher unten waren. Der Co-Pilot zog die Seile wieder hoch und der Hubschrauber hob ab. Der Bastard winkte nicht einmal zum Abschied. Wahrscheinlich, weil er wusste, dass wir bereits tot waren, aber wir hatten es noch nicht herausgefunden.

    Das Geräusch des Hubschraubers und des Rotors verschwand. Der Lärm wurde durch die Geräusche der Toten ersetzt. Es waren Schreie und Stöhnen und dieses rasende Hacken zu hören. Es war unnatürlich, und ich sehnte mich plötzlich danach, dass der Hubschrauber sie wieder übertönen würde. Aber der Vogel kam nicht mehr zurück. Wir würden frühestens morgen Abend mit dem Boot abtransportiert werden. Wenn wir dann noch am Leben waren. Das Boot würde vierundzwanzig Stunden warten, wenn kein Kontakt mit uns hergestellt werden konnte, und danach würden wir als tot abgeschrieben und hier zurückgelassen werden.

    Kapitän Schumitz vom Zerstörer Stockdale würde daraufhin ein weiteres Team in den Tod schicken, wahrscheinlich so lange, bis er niemanden mehr schicken könnte. Er hatte allerdings einen Hintergedanken, warum wir auf diesem Kahn waren: Er wollte einige Daten und einen Schlüssel. Der Schlüssel sah seltsam aus und die Daten betrafen Experimente mit Untoten. Doch er wollte diese Dinge unbedingt haben, und ich kam nicht umhin zu glauben, dass seine Vorgesetzten etwas wussten, was wir nicht wussten.

    Ich hatte die Schreie der Toten seit mehr als zwei Tagen nicht mehr gehört. Daran gewöhnt man sich nicht, aber es ist auf jeden Fall besser, sie nicht zu hören.

    Remo und Kinga bauten ein Kommunikationssystem auf, das wie ein umgedrehter Regenschirm aussah, der an einer Stereoanlage befestigt war. »Pluto, hier ist Hammer One. Verstanden, over?«

    Vorsichtig schritt ich zum Rand der Luke im Stahldach des Aufbaus. Ich hatte sie schon einmal benutzt.

    Man kann sich gar nicht vorstellen, wie groß dieses Schiff ist, bis man es betreten hat. Selbst aus der Luft ist es riesig, aber wenn man erst mal an Bord ist, ist es, als wäre man in einer Stadt und würde zwischen großen Gebäuden hindurchgehen. Von hier aus gesehen befanden wir uns gerade am höchsten Punkt des Schiffes.

    Ich öffnete die Luke und warf einen Blick in das Steuerhaus. Das war ein Fehler, denn der Gestank, der von dort heraufdrang, hat mich fast umgehauen. Ich war immer noch am Würgen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte und zu Kinga aufsah. »Das ist das letzte Mal, dass du allein losgehst. Das nächste Mal erschieße ich dich.«

    Ich war sechs Meter von ihnen entfernt und hatte daher nicht gedacht, dass ich das allein machen würde. Ich entschied mich für Diskretion und nickte einfach.

    Remo war sofort zur Stelle und reichte mir einen schwarzen Sharpie-Marker. »Öffne keine Türen, bevor wir alle bereit sind. Zeichne jetzt das Innere des Steuerhauses.«

    Ich habe es getan. Ich habe es direkt auf den weißen Stahl des Schiffs gemalt. Das Steuerhaus war vielleicht achtzehn oder zwanzig Meter breit und befand sich an der Spitze des Aufbaus. Die Fenster vorne und hinten blickten sowohl nach draußen als auch nach unten, und an beiden Enden gab es eine Tür (eine Luke), von der aus eine Metalltreppe zum Deck hinunterführte. Zwei weitere Türen, ebenfalls aus Holz, führten von der Rückseite des Steuerhauses zu einer Innentreppe, durch die man wiederum ins Innere des Schiffes gelangte.

    Kinga zeigte auf drei Stellen, eine an jedem Ende und eine hinten in der Mitte der Zeichnung.

    »Nur drei Wege hinein?«

    »Vier, wenn man diese Luke mitzählt.«

    Remo schlug mit seinem Messer auf die Seite des Stahls. Wir warteten eine Minute, dann tat er es wieder. Wir starrten alle in das Loch hinein. Es gab eine Leiter nach unten, und wir konnten einiges sehen, aber nichts, was uns fressen wollte. Remo zog einen Spiegel an einem Teleskopstab heraus, fuhr ihn aus und schob ihn durch die Luke.

    Ich hob meine Augenbrauen. »Alles frei?«

    »Negativ. Ich sehe mindestens drei. Einer steht an der Backbord-Luke, einer sitzt neben ihm, und einer befindet sich auf dem Deck auf halber Höhe des Steuerhauses.«

    »Als ich das letzte Mal hier war, war das Steuerhaus sicher. Es kam nichts durch die Luken, und die hinteren Türen waren fest verschlossen und verstrebt. Warum zum Teufel sollten sie dort abhauen?«

    Kinga benutzte seinen Spiegel und führte eine eigene Erkundung durch.

    »Greifen wir an?« Ich hatte keinen Spiegel, doch dieser Scheiß stand auf meiner Liste der Dinge, die ich unbedingt haben musste, wenn ich das hier überleben wollte.

    »Ich kann nicht das ganze Steuerhaus überblicken. Wenn da noch mehr hinter den Konsolen sitzen, könnten es genauso fünfzig sein.«

    Ich zuckte mit den Schultern. »Dann schrei doch einfach mal.«

    »Ich würde es vorziehen, unsere Tarnung nicht zu gefährden.«

    »Warum hast du dann mit deinem Messer auf die Luke geschlagen?«

    Er sah zuerst mich an, dann Kinga, zuckte mit den Schultern und stand auf. Er packte eine Rolle Seil aus, band ein Ende an ein Antennengehäuse und ging dann auf die Vorderseite des Steuerhauses zu. Er spähte vorsichtig über den Rand und ich starrte ihn verwirrt an.

    »Was zum Teufel machst du da?«

    »Ich will einen Blick durch die vorderen Fenster werfen.« Er band sich fest, warf das andere Ende des Seils hinüber und verschwand kurz darauf über die Bordwand.

    Sofort hörte ich die schrecklichen Schreie der Untoten durch die Luke. Remo kletterte wieder hoch, und Kinga half ihm über den Rand. »Nö, es sind nur drei. Aber die Türen in der Mitte stehen weit offen.«

    »Also schalten wir die drei hier aus«, flüsterte Kinga, »sichern die Türen so schnell wie möglich und nutzen das hier als unseren FOB.«

    »Äh ... was ist ein FOB?« Das missbilligende Augenrollen von Kinga ließ mich die Frage sofort bereuen. Der Bastard sah genauso aus wie Ship, wenn ich ihn nach Internetprotokollen gefragt oder Clip gesagt hatte, obwohl ich Magazin meinte.

    »Vorgeschobene Operationsbasis«, erklärte mir Remo. »Hier lagern wir unser Zeug und hierher ziehen wir uns zurück, wenn wir in Schwierigkeiten geraten. Im Notfall können wir durch dieses Schott fliehen.« Er rieb sich das Kinn. »Ich gehe zuerst runter und schalte sie damit aus«, er zog sein riesiges Messer, »oder mit schallgedämpftem Feuer. Du folgst und sicherst die Türen.« Er hatte angedeutet, dass Kinga der Türschließer sein würde. Ich war merkwürdigerweise weder bei der heimlichen Beseitigung der Untoten noch bei den heldenhaften Türschließungsaktionen eingeteilt worden. Meine Operation hieß offenbar: Bleib-verdammt-noch-mal-hier-oben-und-komm-mir-nicht-in-die-Quere. Ich konnte es kommen sehen.

    »Was ist mit mir?«, wagte ich daher, zu fragen.

    Remo starrte immer noch auf die grobe Zeichnung, die ich vom Steuerhaus angefertigt hatte. Ich war eine Niete in Pictionary. »Du bleibst hier und bewachst unseren Rückzug, falls nötig. Lass nichts zwischen uns und die Leiter kommen.« Ich bemerkte, wie Kinga grinste, als er einen von drei Schalldämpfern aus dem Ärmel seines Tarnanzuges zog. Arschloch!

    Remo schaute zuerst mich an und dann Kinga. »Dosen drauf.«

    Ich wusste tatsächlich mal, was das bedeutet. Eine Dose war Militärjargon für einen Schalldämpfer. Ein Schalldämpfer ist ein Ding, das Geräusche dämpft, für euch Leute, die tatsächlich an Schalldämpfer glauben. Der Scheiß ist nämlich nicht leise, aber deutlich leiser, und es ist schwerer, das Geräusch zu lokalisieren, wenn man es hört.

    Wir haben alle die langen Rohre an unsere taktischen Pistolen geschraubt. Jeder von uns hatte drei Schalldämpfer. Eine weitere Tatsache, die du wahrscheinlich nicht weißt, ist, dass sie mit der Zeit ausbrennen. Sie werden lauter, wenn man durch sie schießt, und man muss sie daher irgendwann auswechseln. Außerdem erhöhen sie das Gewicht der Waffe, sind auf engem Raum schwierig zu handhaben und können die Genauigkeit bei einem Weitschuss beeinträchtigen.

    Ich liebe sie verdammt noch mal. Es ist etwas von Natur aus Cooles, mit einem Schalldämpfer zu schießen.

    Sowohl Remo als auch Kinga überprüften das Steuerhaus erneut mit ihren kleinen Spiegeln. Remo nickte und stieg katzenartig die Leiter hinunter. Kinga folgte ihm, und ich beugte mich vor und überprüfte die Gegend. Die drei Zombies zerrten allesamt an der vorderen Scheibe auf der Backbordseite, obwohl eines der Fenster in der Steuerbordmitte herausgebrochen war. Die Eitertaschen versuchten immer noch, an Remo heranzukommen, als er direkt vor ihnen baumelte.

    Beide Kämpfer schlichen sich leise hinter die langen Konsolen und schauten durch die offenen Hecktüren. Dort muss nichts gewesen sein, denn Remo ging weiter und schlich sich an den ersten Totenkopf heran. Er schlug einen weiten Bogen mit seinem Arm und durchbohrte die Schläfe der nächsten Kreatur. Er drehte seine Hand und erstach den zweiten an der gleichen Stelle. Beide fielen lautlos um. Nummer drei drehte sich um, knurrte, doch bevor es einen Schritt machen konnte, ragte zweieinhalb Zentimeter Stahl aus seiner Schädeldecke heraus. Remo hatte die Klinge direkt unter seinem Kinn in sie hineingebohrt.

    Kinga schloss jetzt die Türen und sicherte sie. »Frei.«

    »Alles klar«, antwortete Remo und überprüfte die Backbordluke.

    Ich kletterte die Leiter hinunter und vergewisserte mich, dass die Steuerbordluke ebenfalls gesichert war. Zu dritt schauten wir aus den Fenstern auf das Deck. Unmengen dieser Dinger schlängelten sich durch das Labyrinth der Stahlcontainer. Die Viecher befanden sich in unterschiedlichen Stadien der Verwesung, einige waren komplett verrottet, andere sahen noch relativ frisch aus. Ich suchte nach schwarzer Tarnkleidung, um das Team zu identifizieren, das vor uns hierher geschickt worden war, aber ich konnte keine sehen.

    Ich überprüfte noch einmal alle Türen. Die hinteren waren nicht aufgebrochen worden, und ehrlich gesagt wusste ich nicht, ob das überhaupt möglich war, denn sie bestanden aus dickem Holz in Stahlrahmen mit Verriegelungsmechanismen oben, unten und an den Seiten. Wahrscheinlich zum Schutz vor Piraten. Die seitlichen Luken waren aus Stahl und mit acht dieser kleinen Griffe versehen, die sie sicherten. Sie hatten auch Schlösser, und Kapitän Bob hatte mir erzählt, dass die Fenster in diesen Luken kugelsicher waren.

    Ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, wo Kapitän Bob hingegangen war. Warum hätte er weggehen sollen? Seine Aufgabe war es gewesen, die Majestik so nah wie möglich an Mexiko heranzubringen. Damals war es ein Selbstmordkommando gewesen. Das war vor Monaten gewesen, bevor wir einen Zerstörer zur Verfügung gehabt hatten. Jetzt war der Plan, alle Lebenden von diesem Kahn zu evakuieren und ihn zu versenken. Sie wollten ein Loch unter die Wasserlinie sprengen und zusehen, wie sie sank.

    Einige Leute waren der Meinung, wir sollten das Schiff räumen und es als schwimmendes Hotel nutzen oder zumindest die Container überprüfen. Ich habe sofort erwidert, dass sie total verrückt sind. Das Schiff war voller Infizierter, und jeder der Leute, die vorgeschlagen hatten, es zu räumen, konnte sich frei fühlen, auf diesem Ding zu räumen, was er wollte, sobald ich von Bord war. Niemand hatte sich freiwillig gemeldet.

    »Okay«, sagte ich seufzend. »Wir sind in Sicherheit. Was nun?«

    Kinga legte seine Hände auf die Konsole und betrachtete die zahllosen Ziffernblätter, Schalter, Knöpfe und Lichter. »Jetzt finden wir heraus, wo alle abgeblieben sind.«

    Small Talk

    Was wir wirklich bräuchten, wären Implantate in den Menschen, die von einer zentralen Einheit im Steuerhaus der Majestik aus gelesen werden könnten. Hast du den Film Alien gesehen, in dem sich die Überlebenden des ersten Angriffs der Außerirdischen in den Operationsräumen verschanzt haben und sich die elektronischen Baupläne der Anlage ansehen? Sie suchen nach den Implantaten und finden heraus, dass sich alle Menschen an einem zentralen Ort befinden. Genau so sahen wir jetzt aus, nur dass unsere Fingerabdrücke aus Papier waren, niemand ein Implantat hatte und wir Zombies statt Aliens hatten.

    Im Grunde waren wir aufgeschmissen. Wir könnten dieses riesige Schiff wahrscheinlich eine Woche lang durchsuchen und würden nicht herausfinden, wo sich meine Freunde versteckt hielten. Dazu noch ein paar Infizierte, und wir würden für immer hier sein.

    »Ich sehe mir mal die Leichen an.« Die beiden Jungs starrten mich an, als wäre ich verrückt geworden. »Einer von ihnen müsste den Schlüssel haben, den Schumitz haben will.« Ich bemerkte eine große Leiche, deren Gesicht größtenteils von einem schwarzen T-Shirt verdeckt war. Das war ein Freund von mir gewesen. Ich bekam tatsächlich einen Kloß im Hals und fühlte ein nicht geringes Schuldgefühl. Ich hatte ihn erschossen, als er nach dem Biss langsam ohnmächtig geworden war. Ich ging auf die Knie und berührte seine Hand. Die Erinnerung an seinen Tod war niederschmetternd.

    Die Dinger hier oben hatten ihn nicht in Stücke gerissen, also konnte ich nur annehmen, dass die Zeitspanne, die ein Körper braucht, um für die Toten unappetitlich zu werden, abgelaufen war, bevor sie sich Zugang zum Steuerhaus verschafft hatten.

    Ich ging dorthin, wo ich den zusammengesunkenen Körper von Doktor Callus in Erinnerung hatte. Sie lag immer noch da, aber ausgestreckt und die Hände auf der Brust gefaltet. Ihr Gesicht war mit einem Handtuch bedeckt.

    Ich sah sie an und war sofort traurig. Diese Frau, so dumm sie auch gewesen war, hatte es nicht verdient, so zu sterben. Sie hatte Hunderte von Infizierten mit Gewalt an Bord dieses schwimmenden Heiligtums gebracht, um sie zu studieren, damit sie einen Impfstoff oder ein Heilmittel oder was auch immer fand. Ich hasste sie dafür, dass sie so eine Idiotin gewesen war, aber als ich ihren Leichnam betrachtete, musste ich an all die anderen Toten auf der Welt denken. Sie waren Menschen wie ich. Alle tot wegen dieser dummen Seuche.

    Aber diese Dumpfbacke hier hatte trotzdem einen Haufen Leute umgebracht, die es zumindest noch eine Weile geschafft hätten. Ich teilte ihr ehemals weißes Hemd und sah eine Kette um ihren Hals. Ich zog daran und etwas von ihrem Schleim kam mit. Es war absolut ekelerregend. Ich ruckte an der Kette und sie löste sich mit der gleichen Art von Schlüssel, die auch Schumitz hatte. Er war rot und rundlich. Ein Zylinder mit herausgeschnittenen Stücken. Eine Art Metall.

    Warum hatte die erste von Schumitz entsandte Gruppe nicht wenigstens diesen Schlüssel mitgenommen?

    Ich wischte ihn an der Hose der toten Ärztin ab und steckte ihn in eine kleine Stahlbox, die mir Hauptmann Schumitz gegeben hatte. Das Kästchen war an einer Kette befestigt, genau wie die der Ärztin, und ich legte sie mir um den Hals.

    Remo und Kinga waren mit etwas beschäftigt, als ich zu den Konsolen zurückkehrte. Kinga schaute auf. »Hast du sie gefunden?«

    »Den Schlüssel? Ja. Aber ich weiß nicht, wo die Daten sein könnten.«

    »Wir müssen das melden«, informierte mich Kinga. »Wo ist er?«

    Ich klopfte mir auf die Brust. »Sicher verwahrt.«

    Er streckte seine Hand aus. »Ich werde ihn nehmen.«

    Ich zog das ganze Ding aus meinem Hemd und reichte es ihm. Er legte sich die Kette um den Hals und steckte die kleine Schachtel in sein eigenes Hemd. Nachahmer.

    Mehrere Tote hatten es die lange Stahltreppe hinaufgeschafft und begannen, am Fenster der Backbord-Luke zu kratzen. Wir alle sahen uns das an und widmeten uns dann wieder unserer eigentlichen Aufgabe. Kinga begann wieder mit der Einrichtung des Com-Link-Dings. Ich fragte ihn, warum er nicht einfach das Funkgerät der Majestik benutzte, und er erklärte mir, dass es nicht sicher sei.

    Remo schüttelte angewidert den Kopf und nahm seinen Helm ab, um sich die Stirn abzuwischen. Normalerweise richteten sich diese Blicke auf mich, wenn ich etwas monumental Dummes tat, aber ich hatte seit mindestens zehn Minuten nichts Dummes mehr getan. Zumindest glaubte ich das nicht. Remo nahm ein Telefon in die Hand und drückte einen Knopf. »An die Soldaten, Matrosen, Besatzungsmitglieder und Flüchtlinge an Bord der Majestik Maersk: Mein Team ist hier, um Sie von diesem Schiff zu holen und an einen sicheren Ort zu bringen. Wenn Sie mich hören können und sich in der Nähe eines Telefons befinden, rufen Sie bitte im Steuerhaus an.« Er legte den Hörer, der, man glaubt es kaum, an einer Schnur hing, wieder in die Halterung zurück.

    Das Telefon klingelte in weniger als zehn Sekunden. Remo, der es die ganze Zeit beobachtet hatte, nahm sofort ab.

    »Ja. Ja, wir sind im Steuerhaus. Wir haben es gesichert, aber wir müssen zu euch gelangen. Habt ihr die Daten, nach denen Schumitz gesucht hat? Wo seid ihr? Wie viele von euch gibt es? Morgen kommt ein Schiff von Exfil. Mein Team wird euch innerhalb einer Stunde abholen. Wartet ab.«

    »WARTE!« Das hatte ich förmlich geschrien. Remo warf mir einen flüchtigen Blick zu. »Frag, ob Ship, Alvarez oder Donna bei ihnen sind.«

    Remo fragte und nickte mir dann bejahend zu. Er reichte mir den Hörer.

    »Das ist Alvarez!«

    »Bist du immer noch so hässlich?« Man hätte ein großes Fahrzeug durch mein Grinsen fahren können.

    »Ähh … was? Wer ist da?«

    Mein Gesicht saß später tief in der Scheiße, als dieses spezielle Grinsen noch breiter wurde und drohte, meine Wangen zu zerreißen. »Nun, du dummes Arschloch, wir beide sind zusammen nach Atlantis gekommen. Ich habe Ship in New Hampshire getroffen, ich repariere Sachen, und ein verrückter CIA-Typ hat mich von einer Ölplattform entführt. Hässlich und dumm also.«

    »Du bist es! Du Mistkerl! Du bist am Leben?«

    »Das bin ich, ja.« Ich konnte hören, wie er sich mit den anderen unterhielt, aber ich konnte nicht verstehen, was gesagt wurde. Im Hintergrund war jetzt ein Weinen zu hören. Das war wahrscheinlich nicht Ship.

    »Schön, deine Stimme zu hören, Kumpel! Ich wünschte allerdings, du wärst nicht hier, denn das hier wird echt schlimm werden. Ship kritzelt wie wild, und eine gewisse junge Dame möchte mit dir sprechen.«

    Meine Freundin ging ans Telefon. »Danke, dass du nicht tot bist.«

    »Ich tue, was ich kann.«

    »Wo warst du? Haben sie dir wehgetan? Wie konntest du entkommen?« Plötzlich änderte sich ihr Tonfall. »Bist du verrückt geworden? Was zum Teufel machst du hier? Du wirst dich noch umbringen!« Sie fuhr fort, und bevor ich etwas sagen konnte, erzählte sie mir, dass Ship ihr eine Nachricht übermittelt hatte.

    Es gab eine kurze Pause. »Du hast völlig recht.« Das hatte sie nicht zu mir gesagt. »Ship sagt, du bist ein Idiot und hättest es besser wissen müssen, als einen Rettungsversuch zu unternehmen. Du bist zu wichtig, um auf diesem Schiff zu sterben. Ich stimme ihm voll und ganz zu! Warum bist du hier?«

    »Nun, jemand muss eure dummen Ärsche doch retten, und dieser Jemand bin ich.« Remo und Kinga sahen mich an. »Äh … ich meine wir. Wir holen euch jetzt.«

    »Dieses schreckliche Schiff wimmelt von Infizierten. Sie sind überall.« Sie seufzte. »Du solltest einfach verschwinden.«

    »OKAY.« Ich fügte mich achselzuckend, nicht, dass sie mich durch das Telefon sehen konnte. »Wir werden einfach abhauen. Ich werde dir aber eine Pizza bestellen, bevor ich gehe. Oh verflixt. Und Fudge. Du hast etwas, das ich brauche, ich kann deshalb nicht weg.«

    »Die Festplatten! Deshalb sind sie hier!« Ich hörte sie mit den Fingern schnippen. Sie machte diesen Scheiß immer und es war echt nervig. Sie hat auch die unangenehme Angewohnheit, »Socke!« zu schreien und mich dann mit einer ihrer Socken ins Gesicht zu schlagen. Dieser Scheiß ist erschreckend, aber auch urkomisch.

    »Äh, nein. Ich bin wegen dir und den anderen beiden Dumpfbacken hier, die bei dir sind. Ich gebe einen Scheiß auf Festplatten. Davon einmal abgesehen, wer hat sie denn?«

    Alvarez hatte die Festplatten. Sie hatten jedoch viele Männer verloren, um sie zu bekommen. Von den zwölf, die auf dieses Schiff zurückgekehrt waren, waren nur noch drei übrig geblieben, aber sie hatten drei weitere gefunden, die mehr als ein Jahr lang auf diesem infizierten Schiff überlebt hatten. Ich erfuhr auch, dass die Leiche von Kapitän Bob nirgendwo zu finden war, als das Team das Steuerhaus betreten hatte. Der Rest der Informationen würde warten müssen, bis wir zu den Überlebenden kamen, denn es war an der Zeit, dass wir uns auf den Weg machten.

    Ich war mehr als nur ein wenig beunruhigt, aber es hieß jetzt oder nie. Wer den Film Alien vor der Seuche nicht gesehen hat, ist ein Vollidiot.

    Rauf und Runter

    Kinga hatte sich über Funk bei Schumitz auf der Atlantis gemeldet und den Schlüssel sicher auf dem Dach des Aufbaus verstaut. Wenn uns jetzt etwas zustoßen würde, könnten sie wenigstens den verdammten Schlüssel holen. Das war also ein Vorteil für uns. Unser Rettungsversuch würde in der Kombüse stattfinden, denn dort hatten sich alle verschanzt.

    Ich hatte gedacht, dass wir das tun sollten, was wir immer getan hatten. Wir stellen etwas auf, das so weit wie möglich von uns entfernt Lärm machte, und dann machten wir, was wir wollen. Das Problem bei diesem Plan war allerdings, dass es auf diesem Schiff keine Möglichkeit gab, weit weg zu kommen. Das Deck wimmelte vor Infizierten, und einige waren bereits an den Backbord- und Steuerbordluken des Steuerhauses. Wir würden uns ruhig verhalten müssen, wie Remo zu sagen pflegte.

    »Aber was ist, wenn fünfzig von ihnen auf der anderen Seite dieser Tür stehen?«, fragte ich und deutete auf die gesicherten, schweren Türen, die in die Eingeweide des Schiffes führten. Wow! Daran habe ich bis jetzt noch nie gedacht. Ich war dabei, in die Eingeweide hinabzusteigen. Igitt. Ich war schon einmal dort unten gewesen, und es war wirklich schlimm gewesen.

    Kinga sagte: »Dann stecken wir in der Scheiße. Du fällst zurück auf die Leiter und bist raus.«

    »Was ist mit euch?«

    »Oh, Prinzessin, machst du dir etwa Sorgen?«, fragte Kinga und überprüfte sein Gewehr. »So hübsch bist du nicht.«

    Remo schmunzelte.

    Das war ungerecht. Nummer eins: Ich war besorgt, denn es waren gute Männer. Nummer zwei: Ich bin hübsch. Klassisch gut aussehend ist die richtige Bezeichnung. »Ich will nicht sehen, wie du gefressen wirst.«

    Remo deutete auf die Tür. Er hatte bereits gelauscht und war auf nichts gestoßen. Er schloss das obere und untere Stangenschloss auf und legte seine Pfote auf die Türklinke. »Auf drei«, maunzte er.

    Ich war nervös, als er erst einmal, dann zweimal mit dem Kopf nickte und auf das dritte Nicken hin die Tür weit aufstieß.

    Zwei tote Männer begrüßten uns. Wahrhaftig tot. Einer lag auf dem Treppenabsatz und besaß nur noch die Hälfte seines Kopfes. Er war zerquetscht, nicht erschossen worden, was uns einiges verriet. Der größtenteils aufgegessene Kadaver mit dem, was wie Militärkleidung aussah, neben ihm verriet uns weitere Dinge. Der obere Teil seines Kopfes fehlte, und das verschmierte Zeug an der Wand verriet mir, dass er sich selbst den Kopf weggeschossen hatte. Gebissen oder gefangen.

    Die fluoreszierenden Deckenleuchten und die kleinen, versenkten Wandlampen waren mit Blut überzogen und tauchten den Treppenabsatz und die darunter liegende Treppe daher in ein unheimliches rotbraunes Licht. Ich spähte über die Seite des oberen Geländers. Die Treppe war so beschaffen, dass mir jeder Treppenabsatz die Sicht versperrte, wenn ich versuchte, nach unten zu schauen, aber von dort drang absolut kein Licht nach oben. Ich war erstaunt, dass das Boot nach so langer Zeit ohne Wartung immer noch Strom hatte. Garantiert hatten sie jetzt nur noch wenig Treibstoff übrig.

    Beide MARSOC-Leute schwenkten mit ihren taktischen Lampen hin und her.

    »L3 ist an, Licht aus«, flüsterte Remo in sein Mikrofon.

    Schumitz hatte uns unter anderem Ground Panoramic Night Vision Goggles zur Verfügung gestellt. (GPNVG). Die Okulare in der Farbe Desert Coyote sahen aus wie zwei Ferngläser, die mit einer Schiene an der Oberseite befestigt waren. Sie waren an unseren Helmen angebracht, und wenn sie ausgeklappt waren (nach unten geschwenkt, um unsere Augen zu verdecken), sahen wir aus wie der dreiäugige Außerirdische aus Star Wars, nur dass diese Dinger vier Augen hatten. Sie boten uns ein breiteres Sichtfeld als normale NVGs, und obwohl sie größer waren, fühlten sie sich auf unseren Köpfen leichter an. Ich klappte das Ding herunter und es schaltete sich automatisch ein. Alles wurde grün.

    Es war verdammt fantastisch. Ich habe fast gekichert. Ich konnte wirklich alles sehen. Ich konnte sogar die Aufschrift auf Kingas Sturmgepäck lesen. Habe ich erwähnt, dass es geil war? Weil es geil war, getaucht in Geilheit mit geiler Soße! Ich warf noch einen Blick die Treppe hinunter, aber die Aussicht war dieselbe. Schumitz bekam die Dinger auf keinen Fall zurück. Nennt es Gefahrenzulage, aber diese Dinger waren einfach zu cool.

    »Ich zuerst, dann du«, Remo zeigte auf mich, »dann du, Kinga. Kontrolliert jede Tür, aber macht sie nicht auf. Von hier an sind wir leise. Wenn wir überwältigt werden oder getrennt, stürzen wir uns auf die Treppe und steigen ins Steuerhaus. Wenn das Steuerhaus in Gefahr gerät, ziehen wir uns auf die Affeninsel zurück.«

    Kinga begann, die Türen zu schließen, während ich mich fragte, was eine Affeninsel war. Wir hatten unsere HK416 auf der Atlantis zurückgelassen und benutzten nun MP5SD3. Das waren eher Maschinenpistolen als Kampfgewehre, aber sie waren dafür mit integrierten Schalldämpfern ausgestattet.

    Kinga beugte sich zu mir, als Remo den ersten vorsichtigen Schritt die Treppe hinunter machte. »Die Affeninsel ist das Dach des Steuerhauses.«

    Ich nickte und begann, Remo zu folgen. Unsere Stiefel gaben fast kein Geräusch von sich, als wir in die Dunkelheit hinabstiegen. Wir waren schon ein paar Minuten unterwegs, als wir von unten ein Stöhnen hörten und Remo die linke Hand hob. Wir warteten und lauschten, aber alles, was wir hörten, war eine Bewegung. Mit angespannten Nerven folgte ich dem MARSOC-Mann, als er sich nach unten bewegte. Alle Türen in diesem Turm waren verschlossen, als wir hinuntergingen.

    Aus den beschissenen, nicht elektronischen Blaupausen hatten wir erfahren, dass sich die Kombüse in der Mitte des Schiffes, auf Deck drei, befand. Es gab insgesamt sechs Decks, und wir befanden uns gerade auf dem Landeplatz außerhalb von Deck fünf, als wir das Stöhnen erneut hörten. Es folgte eine Art raspelndes Hacken. Die Geräusche lagen zu weit auseinander, um von einem einzigen Wesen zu stammen. Wir hatten also mehrere Ziele im Treppenhaus. Ist es überhaupt ein Treppenhaus auf einem Schiff? Nautische Begriffe sind mir größtenteils fremd (ich wusste ja auch nicht, was eine Affeninsel ist). Ich werde die Jungs fragen müssen, wenn wir das Ganze hier überleben.

    Wir erreichten jetzt Deck vier, und ich muss dir sagen, dass das Grün, das meine Welt war, wenn ich durch diese fremden Augen schaute, langsam nervte. Ich hatte ein großes Sichtfeld und konnte in der Schwärze sehen, aber die Geräusche der Toten in dieser Todesfalle veranlassten mich dazu, die ganze Operation zu überdenken.

    Pechschwarz. Warum war alles stockdunkel? Der Strom war doch an, und ich kann nicht glauben, dass dieses Treppenhaus nicht wie ein Weihnachtsbaum beleuchtet war, damit die Crew hier nicht umkam. Es ergab überhaupt keinen Sinn, und wenn etwas keinen Sinn ergab, sollte man Angst haben, und wenn ich Angst habe, muss ich es den Jungs sagen.

    »Stopp«, flüsterte ich daher in mein Mikrofon. Remo hörte auf, sich zu bewegen, ging aber in die Hocke und überprüfte die Umgebung noch stärker, wenn das überhaupt möglich war.

    »Was?« Kinga flüsterte. »Was ist los?«

    »Warum sind alle Lichter ausgeschaltet?«

    Kinga trat vor und sein Fuß traf auf zerbrochenes Glas. Ich kann nicht glauben, dass wir nicht schon vorher darauf getreten haben, denn alle Lichter über uns müssen kaputt gewesen sein, außer direkt vor dem Steuerhaus. Auf jeden Fall klang das zerbrochene Glas in der Stille unserer Umgebung wie ein Schrotflintenschuss, und nun hörten wir das Stöhnen und die Schreie der Toten um uns herum.

    »Sagt es!«, flüsterte Kinga in das Mikrofon.

    »Sie können uns nicht sehen, wir schalten sie aus, wenn sie in … Reichweite kommen!«

    Remo feuerte einmal, zweimal, dann dreimal. Diese Waffen waren viel leiser als unsere anderen schallgedämpften Waffen, aber für mich klangen sie immer noch wie Kanonenfeuer. Die Tür zu Deck fünf über uns öffnete sich, und Tote strömten hindurch. Offenbar war die Tür nur auf der Treppenseite verschlossen worden. Auch Licht strömte jetzt herein, und ich war vorübergehend geblendet. Es dauerte nur ein paar Sekunden, aber das war eine verdammt lange Zeit, um blind zu sein, wenn etwas, das dich fressen will, geradewegs auf dich zukommt.

    Kinga wirbelte herum und feuerte, wobei mehrere von ihnen zu Boden gingen, und ich beschloss, dass es an der Zeit war, zu handeln. Ich wusste nicht, wie viele genau von unten kamen, aber es waren verdammt viele, die von oben kamen, also schoss ich auf einige von ihnen. Wahrscheinlich konnten sie uns in der Dunkelheit nicht sehen, aber hey, das sind wandelnde Tote, also wer weiß das schon?

    Es ist schwierig, mit diesen L3-NVGs einen Kopfschuss zu landen. Mein erster Schuss traf ein Majestik-Crewmitglied in die Kehle, und es war ihm scheißegal. Ich passte mich an und zielte erneut auf seinen Kopf, war aber etwas zu hoch und traf stattdessen den Unterleib des Dings hinter ihm. Nach meinem zweiten Fehlschuss konnte ich das Ganze ausgleichen und schaltete das Crewmitglied aus, das prompt zusammenbrach und auf den Boden fiel, während seine Brüder über ihn hinwegtrampelten. Die Masse sah aus wie ein Pig Pile aus der Mittelschule, bei dem eine Gruppe auf ein wehrloses Opfer springt, und ich hatte gerade keine Lust zu spielen.

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