Unter Verdacht: Chefarzt Dr. Norden 1265 – Arztroman
Von Marietta Brem
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Über dieses E-Book
So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche!
Nachdenklich betrachtete Dr. Norden, Chefarzt der Behnisch-Klinik, den Befund, den er eben mit seiner Patientin besprochen hatte. Marga Lehmann war schon seit Jahren Patientin bei ihm, seit sie mit einem lebensbedrohlichen Herzinfarkt in seine Klinik eingeliefert worden war. Seitdem ließ sie sich in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen stationär aufnehmen, denn die Angst vor einem erneuten Infarkt ließ sie oft nicht zur Ruhe kommen. Dennoch war sie nicht bereit, etwas an ihrem Leben zu ändern, eben gesünder zu leben. »Hast du einen Augenblick Zeit für mich, Dan?« Dr. Fee Norden betrat nach kurzem Anklopfen das Sprechzimmer ihres Ehemannes. »Ich hatte auf einmal das Gefühl, als wolltest du unbedingt mit mir sprechen.« Sie trat neben ihren Mann und beugte sich zu ihm hinunter. Der zärtliche Kurs, der auf seine Wange gehören sollte, landete natürlich auf seinem Mund, weil er rasch sein Gesicht zu ihr drehte. »So hatte ich das nicht gedacht«, stellte sie lachend fest, als sie sich nach einer Weile aus seiner zärtlichen Umarmung gelöst hatte. »Ich hatte auf einmal solch eine Sehnsucht nach dir, dass ich einfach kommen musste.« Sie trat einen Schritt zurück. »Eben im Gang ist mir Frau Lehmann begegnet. Wie geht es ihr eigentlich? Sie sah nicht gerade zufrieden aus.« »Genau darüber wollte ich mit dir reden, Feechen. Die Frau will einfach nichts verstehen.
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Buchvorschau
Unter Verdacht - Marietta Brem
Chefarzt Dr. Norden
– 1265 –
Unter Verdacht
Unveröffentlichter Roman
Marietta Brem
Nachdenklich betrachtete Dr. Norden, Chefarzt der Behnisch-Klinik, den Befund, den er eben mit seiner Patientin besprochen hatte. Marga Lehmann war schon seit Jahren Patientin bei ihm, seit sie mit einem lebensbedrohlichen Herzinfarkt in seine Klinik eingeliefert worden war. Seitdem ließ sie sich in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen stationär aufnehmen, denn die Angst vor einem erneuten Infarkt ließ sie oft nicht zur Ruhe kommen. Dennoch war sie nicht bereit, etwas an ihrem Leben zu ändern, eben gesünder zu leben.
»Hast du einen Augenblick Zeit für mich, Dan?« Dr. Fee Norden betrat nach kurzem Anklopfen das Sprechzimmer ihres Ehemannes. »Ich hatte auf einmal das Gefühl, als wolltest du unbedingt mit mir sprechen.« Sie trat neben ihren Mann und beugte sich zu ihm hinunter. Der zärtliche Kurs, der auf seine Wange gehören sollte, landete natürlich auf seinem Mund, weil er rasch sein Gesicht zu ihr drehte.
»So hatte ich das nicht gedacht«, stellte sie lachend fest, als sie sich nach einer Weile aus seiner zärtlichen Umarmung gelöst hatte. »Ich hatte auf einmal solch eine Sehnsucht nach dir, dass ich einfach kommen musste.« Sie trat einen Schritt zurück. »Eben im Gang ist mir Frau Lehmann begegnet. Wie geht es ihr eigentlich? Sie sah nicht gerade zufrieden aus.«
»Genau darüber wollte ich mit dir reden, Feechen. Die Frau will einfach nichts verstehen. Dass ihr Herz nicht in Ordnung ist, darüber gibt es keine Diskussion. Ich glaube ihr jedoch nicht, dass sie die Medikamente, die wir ihr verordnet haben, regelmäßig nimmt. Es müsste ihr einfach deutlich besser gehen. Das ist aber anscheinend nicht der Fall. Inzwischen ist sie nicht zweimal im Jahr stationär bei uns sondern viermal.«
»Besteht denn eine Notwendigkeit dazu?«
Dr. Norden zog die Schultern hoch. »Es könnte ihr jedenfalls deutlich besser gehen«, antwortete er zögernd. »Ich weiß nicht, woran das liegt. Eigentlich müsste sie bei regelmäßiger Überwachung durch ihren Hausarzt nicht unbedingt stationär aufgenommen werden. Ich habe bei ihr die Befürchtung, dass sie sich, zu ihrer bestehenden Erkrankung dazu, etwas einredet. Seit ihr Sohn vor drei Jahren geheiratet hat, hat sich ihr gesundheitlicher Zustand ziemlich verschlechtert. Ich habe sie in Verdacht, dass sie sich absichtlich ständig aufregt und dazu ihre Medikamente nicht einnimmt.«
»Wozu soll das gut sein?«, fragte Fee verständnislos. »Sie weiß doch, dass sie mit ihrem Leben spielt. Ich dachte, sie hat schreckliche Angst vor einem erneuten Herzanfall.«
»Hat sie auch«, antwortete der Chefarzt ärgerlich. »Doch an diese Frau ist ja nicht heranzukommen. Sie hat ihren eigenen Kopf, und den trägt sie sehr hoch. Vermutlich will sie etwas provozieren.«
»Du denkst tatsächlich, dass es mit dieser Schwiegertochter zusammenhängt. Vielleicht will sie allen beweisen, dass diese Frau allein an ihrer Krankheit Schuld hat. Kennst du sie denn?«
Der Chefarzt schüttelte den Kopf. »Die Schwiegertochter kenne ich nicht, aber ich kenne Frau Lehmann.« Er verzog das Gesicht, das mehr aussagte als eine ausführliche Antwort.
Dr. Fee Norden brach in helles Lachen aus. »Dieser Spruch sagt eigentlich alles. Ich hatte noch nicht so viel mit Frau Lehmann zu tun, aber ich denke, dass mit ihr nicht gut Kirschen essen ist. In der Haut dieser Schwiegertochter möchte ich jedenfalls nicht stecken. Ich erinnere mich noch gut an eine Unterhaltung, die ich mit ihr hatte. Das muss wohl kurz nach der Heirat ihres Sohnes gewesen sein. Damals meinte sie, sie hätte alles versucht, um den armen Jungen von diesem Schritt abzuhalten. Aber er sei unbelehrbar gewesen. Dann meinte sie noch, dass er diesen Schritt bald bereuen würde.«
»Davon hast du mir gar nichts erzählt, Schatz.« Dr. Norden lehnte sich in seinem Stuhl zurück und holte tief Luft. »Das wirft natürlich ein völlig neues Licht auf ihre ständigen Beschwerden.« Er vertiefte sich wieder in die Patientendaten, die er noch immer auf seinen Computerbildschirm hatte. »Ah, ja, da ist es ja. Der erste Herzinfarkt war etwa ein halbes Jahr nach der Heirat ihres Sohnes. Vorher hatte ich nicht einmal eine Ahnung, dass es eine Frau Lehmann gibt.«
»Dann wurde sie da zum ersten Mal in unserer Klinik eingeliefert?«
Dr. Norden nickte. »Somit bestätigt sich mein Verdacht, dass ihre Erkrankung zumindest zum Teil einen psychischen Ursprung hat. Natürlich ist ihr Herz dem Alter entsprechend verkalkt und zeigt auch schon eine erste deutliche Schwäche. Ich vermute, dass sie von gesunder Ernährung nicht viel gehalten hat, denn sie lehnte unsere gesunde Küche ebenfalls immer ab. Gemüse mochte sie erst, wenn die Kuh sie zuerst bearbeitet hat, sagte sie immer.«
»Wie bitte?« Fee Norden war entsetzt. »Dass sich das heutzutage noch jemand getraut zu sagen, wo wir den deutlichen Trend zu vegetarischer Ernährung haben.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab ja nichts gegen eine vernünftige Mahlzeit, bei der auch ein Stückchen Fleisch dabei ist. Wenn jemand es haben möchte, dann ist das seine Entscheidung. Doch dieser Ausspruch treibt meinen Adrenalinspiegel gewaltig in die Höhe.« Sie wollte lachen, doch es wurde nur ein kurzes Husten daraus.
Daniel Norden beobachtete seine Frau voller Liebe. Ja, das war seine Fee, die er vor Jahrzehnten geheiratet hatte und noch immer liebte wie am ersten Tag. »Da ergeht es mir nicht anders. Doch diese Frau zu missionieren war unmöglich. Also haben wir ihr etwas mehr Kartoffelbrei gegeben und ein Ei dazu, damit sie satt wird. Die Medikamente, die wir ihr verordnet haben, müssten ihr sehr gut helfen, dachten wir. Doch inzwischen werde den Verdacht nicht los, dass sie mit ihrem Verhalten etwas provozieren will. Wenn es so weitergeht, müssen wir operieren.«
»Das wäre aber schon … schlimm«, überlegte Fee. »Das würde ja bedeuten, dass sie ihre Krankheit gar nicht hergeben will. Vielleicht benutzt sie sie als Druckmittel gegen die ungeliebte Schwiegertochter.«
»Nach allem, was ich bis jetzt von ihr so mitbekommen habe, würde ich es ihr unbedingt zutrauen. Ich will ihr nichts Schlechtes nachsagen, aber für mich ist sie eine typische Schwiegermutter mit Haaren auf den Zähnen und Lockenwickel in den Haaren, wie sie in Komödien oft dargestellt wird. Man muss sie ertragen, aber man muss sie nicht