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DIE ENTSCHEIDUNG IST GEFALLEN: Der Krimi-Klassiker!
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eBook237 Seiten3 Stunden

DIE ENTSCHEIDUNG IST GEFALLEN: Der Krimi-Klassiker!

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Über dieses E-Book

Ich traf am Tag nach dem großen Banküberfall in Toronto ein.

Alle Leute sprachen von nichts anderem. Die Clevenger-Bande war in die Bloor-Street-Filiale der Bank of South-West Manitoba eingedrungen und hatte eine Viertelmillion Dollar erbeutet.

Diesen Morgen war Elmer Bryson seinen Wunden erlegen. Elmer Bryson, der heldenhaft versucht hatte, einem der maskierten Gangster Widerstand zu leisten und dabei von dessen Schüssen durchsiebt worden war.

Es war heute - am 30. Juli - geradezu unerträglich heiß...

 

Der Roman Die Entscheidung ist gefallen des schottischen Schriftstellers John Cassells (ein Pseudonym des Bestseller-Autors William Murdoch Duncan - * 18. November 1909; † 19. April 1975) erschien erstmals im Jahr 1962; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte im gleichen Jahr.

Der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum29. Sept. 2022
ISBN9783755421832
DIE ENTSCHEIDUNG IST GEFALLEN: Der Krimi-Klassiker!

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    Buchvorschau

    DIE ENTSCHEIDUNG IST GEFALLEN - John Cassells

    Das Buch

    Ich traf am Tag nach dem großen Banküberfall in Toronto ein.

    Alle Leute sprachen von nichts anderem. Die Clevenger-Bande war in die Bloor-Street-Filiale der Bank of South-West Manitoba eingedrungen und hatte eine Viertelmillion Dollar erbeutet.                    

    Diesen Morgen war Elmer Bryson seinen Wunden erlegen. Elmer Bryson, der heldenhaft versucht hatte, einem der maskierten Gangster Widerstand zu leisten und dabei von dessen Schüssen durchsiebt worden war.

    Es war heute - am 30. Juli - geradezu unerträglich heiß...

    Der Roman Die Entscheidung ist gefallen des schottischen Schriftstellers John Cassells (ein Pseudonym des Bestseller-Autors William Murdoch Duncan - * 18. November 1909; † 19. April 1975) erschien erstmals im Jahr 1962; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte im gleichen Jahr.

    Der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

    DIE ENTSCHEIDUNG IST GEFALLEN

    Die Hauptpersonen dieses Romans

    John Hillary: ehemaliger Polizist.

    Peter Crandall: sein Freund.

    Jean Crandall: Crandalls Schwester.

    Lew Clevenger: Anführer der Clevenger-Bande.

    Mantilla, Rick, Demastri: Mitglieder der Clevenger-Bande.

    Russ Muller: ein seltsamer Nachbar.

    Der Roman spielt in Toronto, Kanada.

      Erstes Kapitel

    Ich traf am Tag nach dem großen Banküberfall in Toronto ein. Alle Leute sprachen von nichts anderem. Die Clevenger-Bande war in die Bloor-Street-Filiale der Bank of South-West Manitoba eingedrungen und hatte eine Viertelmillion Dollar erbeutet.                    

    Diesen Morgen war Elmer Bryson seinen Wunden erlegen. Elmer Bryson, der heldenhaft versucht hatte, einem der maskierten Gangster Widerstand zu leisten und dabei von dessen Schüssen durchsiebt worden war.

    Es war heute - am 30. Juli - geradezu unerträglich heiß.

    Alle Fenster in unserem großen Greyhound-Bus waren geöffnet; die Ventilatoren liefen auf Hochtouren. Aber selbst mir, der ich doch wahrhaftig Hitze gewohnt war, wurde es zu viel. Mein Jackett und Hut waren durchweicht - reif zum Fortwerfen oder zumindest für die Reinigung. Und dem Burschen neben mir erging es auch nicht besser. Er schien Ungar zu sein oder Tscheche oder irgend so etwas Ähnliches.

    Wir hatten nicht viel miteinander gesprochen. Bei solch einer Hitze ist einem jedes Wort zu viel. Nur einmal, als eine Streife der Staatspolizei uns anhielt, hatte er seinen Mund geöffnet.

    »Allerhand Arbeit für die Burschen, was? Große Sache!«, hatte er gemeint.

    »Tja«, stimmte ich ihm zu. Mehr war nicht dazu zu sagen.

    Wir saßen auf der ersten Bank gleich hinter dem Fahrer. Dieser musste unsere weitschweifige Unterhaltung mitangehört haben, denn nach einem Augenblick gab er - ohne sich dabei umzudrehen - auch seinen Kommentar zum besten.

    »Der Bankwächter soll heute Morgen gestorben sein, habe ich gehört.«

    »Scheußlich«, sagte ich. »Die Zeitungen schrieben schon, dass es ihm sehr schlechtgehen soll.«

    »Sie behaupten, es sei die Clevenger-Bande gewesen.«

    »Stand auch schon in der Zeitung.« - Vergangene Nacht, als ich im Warteraum in Windsor herumging, hatte ich den Artikel von Anfang bis Ende und noch einmal von vorn durchgelesen. Unter anderem hatte dort gestanden, dass einem der Gangster die Gesichtsmaske heruntergerutscht war und dass etliche Kunden im Schalterraum ihn deutlich gesehen hatten, bevor es ihm gelang, sie wieder heraufzuziehen. Diese wichtigen Zeugen hatten anschließend den Rest des Tages auf dem Polizeipräsidium verbracht, wo sie ihre Aussagen zu Protokoll gaben und über Verbrecheralben brüteten. Schließlich hatten sie - nebenbei: erstaunlicherweise einmal alle übereinstimmend - das Foto eines Ganoven herausgepickt. Dieser - ein Bursche namens Torre - hatte schon einmal wegen eines ähnlichen Deliktes gesessen; und nachdem er erst einmal identifiziert war, fiel es der Polizei nicht mehr schwer, festzustellen, wer hinter dem Raubüberfall steckte.

    Eine Million ist immer eine Menge Geld. Andererseits haben die Banken ja Geld genug. Die Sache mit dem Wächter stand auf einem anderen Blatt. - Die Zeitungen hatten ein Bild von seiner Frau und seinen beiden kleinen Töchtern gebracht.

    Der Fahrer drückte das Gaspedal gleichmäßig und ruhig herunter - der Zeiger des Tachometers stand ohne zu zittern auf 90. Er mochte fast hundert Kilometer gefahren sein, bevor er noch etwas hinzufügte. »Bryson, der Wächter, hat selbst noch zwei Schüsse abgefeuert, bevor er zusammenbrach. Die Polizei glaubt, dass einer der Verbrecher schwer verwundet sein muss.«

    »Ich hab’s gelesen, ja. Aber nicht schwer genug, um ihn aufzuhalten.«

    »Sie sollen ihn herausgeschleift haben, aber er hat es kaum bis zur Tür geschafft, hat jemand ausgesagt«, brummte der Fahrer.

    Damit verstummte er endgültig.

    Wir hatten die Großstadt Toronto erreicht. Das Gedränge auf den Straßen erforderte selbst von einem guten Fahrer äußerste Konzentration. Die meisten Passagiere standen auf und suchten ihr Gepäck zusammen. Ich holte meine Geldbörse aus der Hosentasche und kramte Crandalls Brief hervor. Der gelbe Umschlag war fleckig vor Schweiß. Vorsichtig zog ich den linierten Bogen heraus und las ihn noch einmal durch.

    16. Mai 19...

    Toronto

    1412 Avondale Avenue

    Lieber John!

    Herzlichen Dank für Deinen Brief. Ich habe mich gefreut, wieder einmal von Dir zu hören. Ganz besonders aber über die gute Nachricht, dass Du beabsichtigst, im Laufe des Sommers nach Toronto zu kommen.

    Solltest Du Deinen Entschluss wahrmachen, ruf mich bitte an, sobald Du angekommen bist. Du kannst, wenn Du Lust hast, gerne bei mir wohnen. Da ich in den nächsten Wochen einen neuen Anschluss bekommen soll, schreibe ich Dir meine jetzige Nummer gar nicht erst. Du findest mich aber jederzeit im Telefonbuch.

    Raff Dich auf und komm! Es gibt eine Menge zu erzählen. In der Hoffnung, Dich bald zu sehen und in alter Freundschaft

    Dein

    Peter

    Ja, so war es. Ich hatte Peter Crandall vor drei Jahren kennengelernt, als wir auf der Empress of Britain gemeinsam eine Kabine bewohnten. Unmittelbar nach der Landung in Kanada hatten sich unsere Wege getrennt. Crandall war mit der Bahn nach Toronto gefahren, um dort - soweit ich es beurteilen konnte - Wurzeln zu schlagen und nicht mehr fortzukommen.

    Ich wandte mich westwärts, zunächst nach Calgary. Von dort aus nach Vancouver, dann ging es nach Windsor, anschließend nach Detroit, wo ich mich einen Monat aufhielt, und schließlich landete ich wieder in Sarnia, wo mein Ausflug begonnen hatte. Ich saß, wie immer, ohne einen Cent in der Tasche da. Aber was soll’s - dafür war ich frei und ungebunden; dreißig Jahre jung, vergnügt, gesund und bester Dinge - also, was kostete die Welt? Ich kam herum, lernte Land und Leute kennen und genoss mein Leben. Ich arbeitete immer etwas anderes, versuchte dauernd etwas Neues. Heute war ich Lastwagenchauffeur in Calgary, morgen verdingte ich mich an einer Forellenzucht in Vancouver. In Saskatoon spielte ich den Sparringspartner für Ike Friedman, den kanadischen Schwergewichtschampion, und in Sarnia war ich sogar eine Zeitlang Polizeibeamter gewesen.

    Das war natürlich noch nicht alles. Oh, nein! Ich hatte in der Zwischenzeit noch eine Menge anderer Berufe ausgeübt - und das war eins der Dinge, die mir in Kanada so gut gefielen, diese unbegrenzten Möglichkeiten.

    Sechs Monate an einem Platz arbeiten und dann weiterziehen - so hatte ich es gehalten. Gewiss, ich war dabei nicht gerade Millionär geworden, aber ich war glücklich und zufrieden. Und ich kam viel herum. Nur in die Nähe von Toronto war ich nicht gekommen; bis auf das eine Mal, als ich des Nachts auf meinem Weg nach Westen dort Station gemacht hatte. Aber es war mir immer bewusst gewesen, dass ich eines Tages wieder dorthin kommen würde - und ich hatte Toronto nie aus den Augen verloren. Peter Crandall hätte mich am liebsten von Anfang an dort festgehalten. Ich glaube fast, er muss schon damals gespürt haben, dass ich ihm fehlen und er sich ziemlich einsam fühlen würde ohne mich. Er hatte jedenfalls sein Bestes versucht, mir das Bleiben schmackhaft zu machen. Als ich seinen Verlockungen nicht erlag, war er ziemlich enttäuscht gewesen. Ich hatte noch oft deutlich sein mageres, blasses Gesicht mit den schmerzlichen Falten, die sich um seinen Mund eingruben, vor mir gesehen, als ich ablehnte.

    »Es ist also aussichtslos, John? Du bist fest entschlossen, es nicht wenigstens hier zu versuchen?«

    »Ganz aussichtslos, Peter. Mein Entschluss steht fest. Ich habe von allen, die ich gefragt habe, nur eine Meinung gehört: Geh nach Westen, bleibe nicht in Ontario! - Das ist es.«

    »Toronto ist die Stadt! Sie nimmt einen ungeheuren Aufschwung - hier liegt das Geld auf der Straße!«

    »Ich weiß, Peter. Ich habe mich gründlich orientiert. Fabriken, Straßen, Häuser, alles schießt hier so schnell aus dem Boden wie bei uns zu Hause die Pilze. Aber das ist nichts Für mich. Deswegen bin ich nicht hierhergekommen. Ich bin aus Newcastle fortgegangen, weil ich hinauswollte aus der Großstadt - hinaus in die Weite. Was hat mir Toronto schon zu bieten, was Newcastle nicht auch hätte?« Er hatte tief aufgeseufzt. »Schade, es wäre sehr schön gewesen, wenn du hiergeblieben wärst. Ich fühle mich sehr allein.«

    »Du wirst schon darüber hinwegkommen«, hatte ich ihn getröstet. »Das überkommt uns alle manchmal. Aber eins verspreche ich dir - eines Tages werde ich nach Toronto kommen, und dann werde ich dich besuchen.«

    Sein düsteres Gesicht hatte sich aufgehellt.

    »Na schön, John - aber ich nehme dich beim Wort! Vielleicht gelingt es mir, dich zum Bleiben zu überreden, wenn du das nächste Mal kommst.«

    »Was ich bezweifle.«

    Ja, so war es damals gewesen, und dabei war es geblieben. Drei Jahre war es jetzt schon her; drei Jahre hatte ich ihn nicht mehr gesehen.

    Peter war ein netter Bursche. Er hatte zwar nur die Volksschule besucht, aber er war in Ordnung. Ich hatte oft an ihn denken müssen und darauf geachtet, den Kontakt nicht abbrechen zu lassen. Man konnte es zwar kaum als Briefwechsel bezeichnen, was wir da betrieben; aber ich hatte kein Weihnachten verstreichen lassen, ohne ihm eine Glückwunschkarte mit ein paar herzlichen Worten darauf zu schicken. - Und von Zeit zu Zeit, wenn mir plötzlich danach zumute war, auch einmal eine Postkarte. - Gewiss, selten genug und in unregelmäßigen Abständen, aber doch häufig und herzlich genug, um ihn fühlen zu lassen, dass ich noch an ihn dachte.

    Diesen Mai hatte ich mich nun plötzlich entschlossen, noch im Sommer nach Toronto zu fahren. Sarnia war an sich kein schlechter Platz, aber meine Dienststunden bei der dortigen Polizei waren unerfreulich und ermüdend. Als ich kündigte, gebrauchte ich dies zumindest als Vorwand - obwohl mir gleichzeitig innerlich klarwurde, dass es wahrscheinlich nur mein Reisefieber war.

    Nun gut - und jetzt war ich hier. Heute, am 30. Juli, dem letzten Samstag des Monats. Ich freute mich schon auf das Wiedersehen mit Peter. Und, weiß Gott, wir würden uns eine Menge zu erzählen haben!

    Der Reisebus war in eine holperige, unbebaute Straße eingebogen. Der Fahrer zog langsam eine große Schleife und brachte den Greyhound zum Stehen. Die Luft war mit einem Mal kühl und frisch. Alles drängte zur Tür und stieg aus.

    Es war ein angenehmes Gefühl, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Ich setzte meinen Koffer ab und zog mir mein Jackett über. Der Fahrer stand neben der Tür und überprüfte nochmals die Fahrscheine der Passagiere. Als ich ihm meinen reichte, warf er mir einen kurzen Blick zu.

    »Gleich vorne rechts im Warteraum geht es zur Toilette. Auf Wiedersehen.«

    »Besten Dank«, meinte ich. »Es war eine angenehme Fahrt.«

    Ich betrat den Warteraum und sah die von ihm bezeichnete Tür sofort. An den Wänden entlang waren Waschbecken angebracht, die fast alle besetzt waren. Ganz am Ende der einen Reihe war noch eins frei; ich ließ es randvoll mit heißem Wasser laufen und machte mich ans Werk. Nachdem ich mich gewaschen und rasiert hatte, war mir wohler. Ich wühlte ein sauberes, gestärktes Hemd und frische Unterwäsche aus meinem Koffer hervor sowie ein Paar frischgebügelter Popeline-Hosen. Als ich wieder Zum Vorschein kam, fühlte ich mich wie ein König.

    Während ich versonnen auf meinen Koffer hinunterblickte, überdachte ich die Lage. Peter hatte mir geschrieben, dass er mich bei sich unterbringen könnte. Hoffentlich tat er es auch! Aber verlassen konnte ich mich natürlich nicht darauf. Ich betrachtete die Situation in aller Ruhe von allen Seiten. Sollte ich meinen Koffer bei der Gepäckaufbewahrung abgeben und mich auf den Weg zur Avondale Avenue machen, oder war es klüger, zunächst einmal dort anzurufen? Schließlich entschloss ich mich, erst zu telefonieren, und machte mich auf die Suche nach einer Telefonzelle. Drüben in der Ecke entdeckte ich eine Reihe von Telefonkabinen. Ich wanderte mit meinem Koffer hinüber, wälzte das dicke Telefonbuch und fand Peters Nummer. Da stand sie, AM 997323. Ich steckte eine Münze in den Automaten und wählte. Nach einem Augenblick hörte ich es läuten.

    Ich ließ es eine Minute lang klingeln und meinte das leere Echo des Schrillens in einem ruhigen, verlassen daliegenden Hausflur zu vernehmen. Ich hatte das untrügliche Gefühl, welches einen dann hin und wieder überkommt, dass niemand abheben und antworten würde. Trotzdem wartete ich noch eine Weile, aber alles blieb still. Dann wurde es mir zu dumm. Ich legte wieder auf, holte meine Münze aus der Rückwurfschale und steckte mir eine Zigarette an, um in Ruhe weiter nachzudenken. Ich durfte nicht außer Acht lassen, dass es heute Samstagnachmittag war. Das beste war wohl, es in etwa einer Stunde noch mal zu versuchen; vielleicht hatte ich dann mehr Glück.

    Ich ging durch die Gepäckaufbewahrung hinaus auf die Straße. Wenige hundert Meter von der Busstation entfernt, entdeckte ich ein kleines Lokal. Ich setzte mich und bestellte mir ein Bier; es war angenehm kühl hier drinnen, und das Bier kam direkt vom Eis. Ich trank ein paar Gläser und rauchte eine Pfeife dazu. Soweit war ich ganz zufrieden. Ich freute mich auf Peter - es war doch schön, ihn endlich einmal wiederzusehen. Ich sinnierte darüber nach, was er wohl inzwischen gemacht haben würde und was er erreicht haben mochte; wahrscheinlich war er recht erfolgreich gewesen und hatte es zu einigem Geld und Ansehen gebracht! Denn ich hatte ihn immer für einen äußerst tüchtigen, intelligenten und wendigen Burschen gehalten. Ich sah auf die Uhr - es war fast vier. Also trank ich aus, zahlte und ging zur Busstation zurück, um nochmals zu telefonieren.

    Abermals hörte ich das entfernte Läuten - aber wiederum bekam ich keine Antwort.

      Zweites Kapitel

    Vor dem Bücherkiosk stand ein fetter Polizist und starrte müßig in die Gegend. Ich ging zu ihm hinüber, setzte meinen Koffer ab und sprach ihn an.

    »Ich bin hier fremd. Könnten Sie mir vielleicht ein ordentliches Hotel sagen, Herr Wachtmeister?«

    Er musterte mich abschätzend.

    »Wie wäre es mit dem Christlichen Hospiz?«, meinte er dann.

    »Ausgezeichnet«, gab ich zurück. »Besten Dank. Wie komme ich dorthin?«

    Er erklärte mir umständlich den Weg.

    Zwanzig Minuten später hatte ich ein kühles, sauberes Zimmer für mich und saß ohne Schuhe bequem ausgestreckt in einem Armsessel. Am Ende des Ganges hatte ich mehrere Duschräume gesehen. Ich beschloss, mich dort abzukühlen, mich nochmals umzuziehen und essen zu gehen. Danach würde ich ein drittes Mal zu telefonieren versuchen.

    Gedacht - getan. Das Duschen war herrlich erfrischend. Mindestens eine halbe Stunde lang hatte ich den eisigen Strom über meine Haut prickeln lassen, bis alle Hitze, Müdigkeit und Enttäuschung wie fortgeblasen waren. Als ich fertig angezogen war, zeigte die Uhr fast sechs. Ich fuhr hinunter und versuchte, in der Halle zu telefonieren.

    Wieder dasselbe Spiel. Allmählich begann ich mich zu beunruhigen. Ich verwünschte es, Peters Rat nicht angenommen zu haben, ihm zu schreiben, wann ich in Toronto eintreffen würde.

    Ich machte mich auf die Suche, nach einem Restaurant und hatte Glück, ein recht gutes zu finden. Eine Stunde brachte ich mit dem Abendessen zu, dann war die letzte Krume gegessen und ich satt bis obenhin - es blieb nichts mehr zu tun. Ich erkundigte mich nach dem Telefon. Drüben, unter der Treppe, sagte man mir. Irgendein aufmerksamer Kellner hatte sogar einen elektrischen Ventilator dort installiert, der sich automatisch einstellte, wenn man die Tür der engen Kabine schloss.

    Ich steckte meine Münze hinein und genoss die kühle Zugluft. Das nun schon altbekannte Spiel wiederholte sich unverändert. Nichts als das monotone tut-tut, tut-tut, tut-tut war zu hören. Ich ließ es klingeln. Vielleicht hielt Peter sich in einem anderen Zimmer auf oder vielleicht war er gerade im Bad. Warum nicht, ich hatte ja Zeit, und es kostete kein Geld.

    Ich beschloss zwei Minuten zu warten - ich verlängerte es auf drei. Ich stand da und starrte auf den Sekundenzeiger meiner Uhr, der unablässig und eilig weiterlief. Fünf Minuten - aber das war das Äußerste, sagte ich mir. Wenn er sich dann immer noch nicht meldete - zum Teufel mit Peter!

    Ruck - Ruck - Ruck - die fünf Minuten waren um. Ich gab noch eine zu - nur so; ich hatte es ja schließlich nicht eilig, nicht?! Der Zeiger

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