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Versuchung auf der Luxusjacht
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eBook247 Seiten3 Stunden

Versuchung auf der Luxusjacht

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Über dieses E-Book

30 Tage weder Sex noch Skandal - das müsste doch zu schaffen sein! Nur so kann Gideon seinen Playboy-Ruf loswerden und einen riesigen Deal landen. Er lädt seinen Kunden auf einen glamourösen Segeltörn über das Mittelmeer ein, wo er garantiert sicher ist. Doch falsch gedacht! Denn an Bord trifft er auf die unerhört sinnliche Leonie Branson, die Besitzerin der Luxusjacht … Sein 30-Tage-Ultimatum ist plötzlich in Gefahr, denn Leonie ist die pure Versuchung!

SpracheDeutsch
HerausgeberMIRA Taschenbuch
Erscheinungsdatum2. Apr. 2020
ISBN9783745751895
Versuchung auf der Luxusjacht
Autor

Zara Cox

Zara Cox schreibt zeitgenössische und erotische Romane. Sie lebt im Garten Englands -- also Kent --, zusammen mit ihrem Mann und zwei Kindern. Sie liebt es zu lesen und zu reisen. Im Jahr 2017 schaffte sie es, ihr Nummer-Eins-Ziel auf ihrer Liste zu bereisen: Hawaii. Jetzt bettelt sie ihren Ehemann an, dort zu leben! Sie liebt es, von ihren Leserinnen zu hören, und ihr könnt via Twitter Kontakt zu ihr aufnehmen (@zcoxbooks), auf Instagram (zaracoxwriter) oder bei Facebook (zaracoxwriter).

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    Buchvorschau

    Versuchung auf der Luxusjacht - Zara Cox

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    Zum Autor

    Lieferbare Titel

    MIRA® TASCHENBUCH

    Copyright © 2020 by MIRA Taschenbuch

    in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2018 by Zara Cox

    Originaltitel: „Worth the Risk"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    in der Reihe: DARE

    Published by arrangement with

    HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./SARL

    Übersetzung: Christian Trautmann"

    Coverabbildung: GettyImages_Denis Vyalov

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN E-Book 9783745751895

    www.harpercollins.de

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    Prolog

    Gideon

    Großtante Flo lief in meinem Büro auf und ab.

    Fünfundsiebzigjährige, ganz gleich, wie munter sie noch sein mochten, sollten drei Monate nach einer doppelten Hüftimplantation nicht so auf und ab marschieren.

    Normalerweise hatte ich nichts gegen ihre spontanen Besuche, denn von allen meinen Blutsverwandten war sie die Einzige, die ich länger als fünf Minuten ertragen konnte. Was gut war, denn ich liebte jede Falte an ihr.

    Und normalerweise beruhte die Zuneigung auf Gegenseitigkeit.

    Heute jedoch lag in jedem Blick, den sie mir aus ihren hellblauen Augen zuwarf, Enttäuschung – und zwar in einem beunruhigenden Maße.

    Mein Nacken verspannte sich.

    Ich ging im Stillen die Liste meiner Verfehlungen durch, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte – verdammt, es gab einige –, und war rechtzeitig wieder im Hier und Jetzt, um ihren melodramatischen Seufzer zu hören.

    „Dass man dich einen draufgängerischen Playboy genannt hat, bringt das Fass zum Überlaufen."

    Ich widerstand der Versuchung, die Augen zu verdrehen. „Das ist absurd, Tante Flo. Erstens bin ich definitiv kein ‚Boy‘. Wären wir nicht miteinander verwandt, würde ich jetzt die Hose herunterlassen und es dir beweisen."

    Nelly, Tante Flos treue Assistentin, hustete und verschüttete den Tee, den sie gerade einschenkte.

    Tante Flo schnalzte mit der Zunge. „Gideon Alexander Mortimer, die Angelegenheit ist ernst. Und nein, diesmal kannst du dich nicht mithilfe deines Charmes herauswinden."

    Ich stieß mich von der Schreibtischkante ab, an der ich gelehnt hatte, und zog einen Sessel heran. „Bitte setz dich, Flo. Mir wird sonst ganz schwindelig."

    „Weil du schon wieder einen Kater hast?", fragte sie spitz.

    Ich hatte keinen Kater, und ihr scharfer Ton brachte mich aus der Fassung. Für gewöhnlich war Florence Jane Mortimer, die von ihren Liebsten Flo genannt wurde, ein sanftmütiger, nachsichtiger Mensch, der meinen schrägen Humor schätzte. Heute offenbar jedoch nicht.

    „Nein, ich bin nicht verkatert", erklärte ich wahrheitsgemäß. Allerdings hätte ich mehr als die zwei knappen Stunden Schlaf gebrauchen können nach dem Telefonat mit Vadim Ilyev, dem russischen Geschäftsmann, dessen Verzögerungstaktik bei unserem Milliarden-Pfund-Deal mir das Leben in den vergangenen Monaten zur Hölle gemacht hatte.

    Merke: Fange nach Mitternacht niemals ein Gespräch mit einem kompromisslosen Russen an.

    Der Vorstand ist mit seinem Latein am Ende."

    Ich horchte auf. „Was?" Jetzt ging es ums Geschäft. Dingen, die die Firma betrafen, schenkte ich immer meine ganze Aufmerksamkeit.

    Sie schürzte die Lippen, während sie die Teetasse von Nelly entgegennahm, und trank vornehm einen Schluck. „Die Mortimer Group ist ein traditionsreiches englisches Familienunternehmen und blickt auf eine lange makellose Geschichte zurück."

    „Ja, deren letztes Kapitel vor sechs Jahren ohne Happy End geschrieben worden wäre, wenn ich mich nicht eingemischt hätte", murmelte ich leise vor mich hin.

    „Sei kein Angeber, Gideon. Du weißt genau, dass ich für eingebildete Männer nichts übrig habe."

    Meine Miene verfinsterte sich weiter. „Was ist los, Flo? Normalerweise erzählst du jedem, der es hören will, wie großartig meine Leistungen sind."

    Sie nahm einen weiteren anmutigen Schluck und wich meinem Blick beharrlich aus. „Der Vorstand hat genug von deinen außerbetrieblichen Mätzchen."

    „Bedeutet ‚außerbetrieblich‘ nicht genau genommen, dass es sich dabei um meine Privatangelegenheiten handelt?", konterte ich so sachlich wie möglich.

    „Nicht, wenn man der Chef eines milliardenschweren Unternehmens ist."

    Jetzt fing ich an, auf und ab zu gehen.

    In jüngster Zeit waren Unmutsäußerungen über meinen Lebensstil laut geworden, der harte Arbeit und wilde Partys beinhaltete, und den ich nicht so bald aufzugeben gedachte. In Anbetracht der Tatsache, dass ich ganz allein das Unternehmen aus den roten Zahlen geholt und in ein unfassbar profitables Unternehmen verwandelt hatte, war dieser Unmut nur hinter meinen Rücken geäußert worden. Niemand wagte es, Gideon Mortimer offen für das zu kritisieren, was er tat, wenn er nicht gerade das profitabelste Bauunternehmen der westlichen Hemisphäre lenkte.

    Außerdem war Tante Flo bisher mein Bollwerk gegen all diesen Unsinn gewesen. Als fünffach Geschiedene war gerade sie Skandale und Klatsch gewohnt und empfing auch mit fünfundsiebzig noch gelegentlich Herrenbesuch in ihrem Haus in Fitzrovia. Sie unterstützte mich auch deshalb, weil sie auf diese Weise ihren anderen verklemmten Nichten und Neffen den schon leicht arthritischen Mittelfinger zeigen konnte.

    Darüber hinaus war sie die Einzige, die wusste, was wirklich in jener Nacht vor drei Jahren mit Damian passiert war. Und sie war dabei gewesen, als Penny die letzte seelenzerfetzende Bombe hatte platzen lassen.

    Sie allein verstand, weshalb ich für ganze sechs Monate aus der Bahn geworfen war – dass mein Leben zerstört worden war. Ohne ihre Einmischung säße ich jetzt womöglich wegen Mordes an meinem Cousin im Gefängnis. Sie behielt mein Geheimnis für sich, nutzte ihre Kontakte, damit die schlüpfrigen Details und die Gründe meines Zusammenbruchs nicht an die Öffentlichkeit drangen.

    Hätte ich sie nicht schon vorher verehrt, dann spätestens nachdem sich der Rauch verzogen und ich erkannt hatte, dass mein Leben noch nicht vorbei war.

    Der üble doppelte Verrat verfolgte mich noch immer. Die Dämonen wurden nur stiller, wenn ich sie mit einer willigen Frau und Single Malt Whisky verdrängte. Offenbar war das jedoch für einige scheinheilige Mitglieder meiner Familie inakzeptabel. Ich verbarg ein grimmiges Lächeln und fragte mich, ob sie ebenfalls so hyperkritisch gewesen wären, wenn sie den Grund für mein Verhalten gekannt hätten.

    „Vor allem, da du in vier Monaten dreiunddreißig wirst …"

    Mist, ich musste mich wirklich konzentrieren. „Was hat denn mein Alter damit zu tun?"

    „Du bist kein Junge mehr. Sie wollen eine deutliche Veränderung sehen, mehr Vernunft, sonst …"

    „Sonst was? Werden sie andernfalls meinen Bonus halbieren?" Wen interessierte das? Ich besaß mehr Geld, als ich in zwei Leben hätte ausgeben können. Außerdem hielt ich dreiundzwanzig Prozent der Anteile an einem Unternehmen, das eine Milliarde wert war. Damit war ich einflussreicher als jeder andere Einzelanleger.

    „Sonst werden sie in Erwägung ziehen, Harry für eine Weile das Kommando zu überlassen."

    Ich blieb unvermittelt stehen. „Harry? Ich musste spöttisch lachen. „Haben die den Verstand verloren? Ich habe diesem kleinen Schwachkopf alles beigebracht, was er weiß …

    „Was bedeutet, dass er einen brillanten Job machen wird. Besonders wenn er einen deiner anderen Cousins verpflichtet. Der Vorstand ist zuversichtlich, jemanden wählen zu können, der die Firma leitet, ohne dass ihnen auf Seite drei der Zeitung ständig der neueste Klatsch über dessen fragwürdigen Lebensstil entgegenspringt."

    Das war ein Schuss vor den Bug, gegen den ich wenig ausrichten konnte. Der saß.

    Mein Cousin Harry war öder als eine Pfütze im Winter, ohne einen Funken Persönlichkeit und ohne nennenswertes Privatleben. Mich hätte es nicht gewundert, wenn er jeden Abend in einem seiner gebügelten braunen Anzüge ins Bett ging, die Haare ordentlich gekämmt und mit akkurater Krawatte, stets bereit, sich wie ein Roboter wieder an die Arbeit zu machen.

    Das letzte Familienmitglied, das den anspruchsvollen Posten des Vorstandsvorsitzenden bekleidet hatte, hatte genau sechs Monate durchgehalten, ehe ein Nervenzusammenbruch es für einen längeren Aufenthalt in die Rehaklinik gebracht hatte.

    Man hatte mich für zu jung gehalten, als ich ihnen eine Drei-Jahres-Prognose über die Situation des Unternehmens vorgelegt hatte. Hätte sich nichts geändert, wäre alles auf einen Bankrott hinausgelaufen. Ich bot ihnen an, die Mortimer Group zu retten, unter der Bedingung, dass sie mich dafür zum Vorstandsvorsitzenden machten.

    In den sechs Jahren, seit ich das Kommando übernommen hatte, führte ich das Unternehmen extrem erfolgreich, verprellte dabei jedoch unglücklicherweise nicht gerade wenige Mitglieder meiner Familie.

    „Seite drei gibt es nicht mehr", sagte ich geistesabwesend, während ich gleichzeitig fieberhaft überlegte, was für meinen Posten wohl eine echte Bedrohung darstellen könnte.

    Trotz seiner Defizite war Harry ein hart arbeitender und intelligenter Untergebener, doch er war nicht einmal annähernd bereit, die Führung einer Firma zu übernehmen, die ich dazu gebracht hatte, wie ein Schweizer Uhrwerk zu funktionieren. Man durfte ihm auf keinen Fall den großen Deal anvertrauen, der kurz vor dem Abschluss stand. Jener Deal, der in den vergangenen acht Monaten neunundneunzig Prozent meiner Arbeitskraft beansprucht hatte.

    „Das wird verdammt noch mal nicht passieren", knurrte ich.

    Tante Flo stellte ihre Teetasse klappernd auf die Untertasse, erhob sich und richtete sich zu ihrer vollen Größe von knapp einem Meter sechzig auf. In ihrem Chanel-Kostüm mit perfektem Make-up und modisch gestyltem Haar sah sie zehn Jahre jünger aus. „Nein, wird es nicht. Denn das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist einer von Onkel Josephs Ich-hab’s-dir-doch-gesagt-Vorträgen."

    Ich hatte mich immer gefragt, wann aus dem Stock, der Onkel Joseph im Arsch steckte, eigentlich ein Baum werden würde. Mit achtundsechzig gehörte er zu den ältesten Mitgliedern des Mortimer-Clans und war vermutlich derjenige, der mich am meisten hasste. Gegen die fetten Schecks, die meine harte Arbeit ihm einbrachten, hatte er allerdings nie etwas einzuwenden, während er gleichzeitig den Lynchmob in Bereitschaft hielt, für den Fall, dass ich es richtig vermasselte – und das nicht mal im Verborgenen.

    „Wenn du nicht willst, dass das passiert, solltest du deine Eskapaden einstellen. Zumindest, bis dieser Russen-Deal über die Bühne gegangen ist. Darauf haben wir uns geeinigt."

    „Moment mal, wer hat sich darauf geeinigt?"

    „Heute Morgen fand eine zwanglose Familienzusammenkunft statt."

    Ich zog eine Braue hoch. „Zu der ich nicht eingeladen war?"

    „Es bestand allgemein Einigkeit darüber, dass es besser sei, dich nicht mit einzubeziehen. Außerdem warst du gerade in den Sozialen Medien aufgetaucht mit der Schlagzeile ‚Kürzlich genagelt‘. Ich dachte, du brauchst deinen Schlaf."

    „Ich habe bis drei Uhr morgens mit einem störrischen russischen Oligarchen telefoniert. Glaub mir, danach hatte ich gar keine Kraft mehr, um irgendwen zu nageln."

    „Aber dir ist klar, dass es ein Muster gibt, das diese Unterstellungen nährt, oder?", ließ sie nicht locker.

    Zum ersten Mal seit Ewigkeiten konnte ich dem Blick der einzigen Person, die mir etwas bedeutete, nicht standhalten. Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare und trat ans Fenster.

    Ich glaubte zu wissen, wer diese Fake-News gepostet hatte, und hätte ich nicht schon letzte Woche mit Mischa Schluss gemacht wegen all ihrer Macken, würde ich es spätestens jetzt tun, allein wegen ihrer dämlichen Instagram-Besessenheit.

    Seufzend drehte ich mich wieder zu Tante Flo um. „Ihr hattet also ein Treffen. Und da habt ihr euch alle auf diese … widerliche kleine Erpressung geeinigt?"

    Sie schürzte die Lippen. „Ich bin deine engste Verbündete, Gideon. Das weißt du. Doch selbst ich habe bemerkt, dass du in letzter Zeit ein wenig … nachgelassen hast."

    Ich knirschte mit den Zähnen, während ich mich zwang, den Mund zu halten. Ja, es stimmte, ich hatte die Handvoll exklusiver Gentlemen-Clubs, in denen ich Stammgast war, ausgiebig frequentiert. Tja, aber was machte es denn schon, dass ich nie länger als ein paar Wochen mit einer Frau zusammen war? Jeder sexuelle Kontakt stumpfte mich weiter ab. Hatte nicht irgendwer mal gesagt, die beste Methode, über mittelmäßigen Sex hinwegzukommen, sei, jemand anderen zu vögeln?

    Ich verzog innerlich das Gesicht bei der Erinnerung daran und wollte nicht wahrhaben, dass die üble Wunde des Verrats erneut aufzuklaffen drohte.

    „Und dich wählte man aus, die Überbringerin dieser bedeutsamen Neuigkeiten zu sein?"

    Zum ersten Mal, seit sie mein Büro betreten hatte, rang sie sich ein Lächeln ab. „Ich war versucht, einen deiner Onkel zu schicken, nur um zu erfahren, welche anschauliche Beschimpfung du dir diesmal ausdenken würdest. Letztes Mal war es, glaube ich, Giraffenarsch, oder?"

    Ich zuckte mit den Schultern. „Onkel Conrad hätte nicht ohne anzuklopfen in mein Büro marschieren dürfen. Er hat die Aston-Martin-Vertreterin in große Verlegenheit gebracht. War ja nicht meine Schuld, dass sie ihre Präsentation höchst spärlich bekleidet gehalten hat."

    Tante Flo schüttelte den Kopf, und wir grinsten beide. Gleich darauf wurde sie wieder sachlich. „Ich liebe dich, mein Junge. Genug, um dich wissen zu lassen, wie ernst es diesmal ist. Es geht das Gerücht, einige Vorstandsmitglieder wollten sich zusammentun, um eine Aktienmehrheit zu bilden. Ich unterstütze dich gerne mit meinen sechs Prozent, aber sollte es hart auf hart kommen, wird das nicht reichen."

    „Ich kann diesen Mist nicht glauben. Durch mich haben die mehr Geld verdient, als sie jemals ausgeben können."

    Sie nickte ein bisschen traurig. „Es sind undankbare Mistkerle. Jeder Einzelne von denen. Aber sie gehören nun einmal zur Familie. Und sie sind mächtig genug, um gemeinsam zuzuschlagen. Ich will nicht, dass dir das passiert."

    „Die nehmen mein Sexleben als Geisel?"

    „Nicht dein Sexleben. Sie wollen bloß keine anstößigen Schlagzeilen mehr oder Social-Media-Posts wie den von heute Morgen – alles, was den Deal gefährden könnte. Besorg dir doch einen dieser Sexroboter, die neuerdings Konjunktur haben."

    Ich schnaubte verächtlich. „Nein, danke. Wenn das meine einzige Wahl ist, lebe ich lieber im Zölibat."

    Flos sorgfältig gezupfte Augenbrauen schossen in die Höhe, bevor sie anfing zu lachen. „Sei lieber vorsichtig mit deinen Äußerungen, sonst nehmen die Anwälte das in deinen Vertrag mit auf."

    Ich stutzte. „Welcher Vertrag?"

    Sie machte ein gequältes Gesicht. „Die wollen etwas Verpflichtendes, damit du die Angelegenheit ernst nimmst. Dreißig Tage ohne schädliche Publicity sollten in Ordnung sein."

    Wow, das wurde ja immer besser. „Die haben wirklich Anwälte eingeschaltet, ohne mich zu informieren?" So etwas sollte eigentlich nicht wehtun, tat es aber doch. Auf die gleiche Weise, wie Damian mir bohrende Schmerzen bereitet hatte.

    Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, warum ich nach London zurückgekehrt war. Warum ich nicht in Singapur geblieben war, als Co-Manager einer auf Hotels spezialisierten Baufirma, die ich zusammen mit meinem Bruder Bryce vor acht Jahren gegründet hatte. Stattdessen hatte ich sie mit der Mortimer Group vereint. Alles außerhalb der Glaswände dieses gigantischen Wolkenkratzers des Unternehmens ging den Bach runter, seit ich Vorstandsvorsitzender geworden war.

    „Nelly, warten Sie draußen auf mich, hörte ich Flo leise sagen. Sie wartete ab, bis ihre Assistentin den Raum verlassen hatte, ehe sie sich wieder an mich wandte. „Ich bin die Letzte, die taktlos sein möchte, aber ich werde es dir rundheraus erklären. Du läufst Gefahr, durch die Geschehnisse vor drei Jahren dauerhaft Schaden davonzutragen. Es wird Zeit, dein Leben wieder besser unter Kontrolle zu bekommen, Gideon.

    Ich ballte die Faust, und die Wut, die die Erinnerungen an damals auslösten, drohte mich zu ersticken. „Ich wurde von meinem eigenen Fleisch und Blut verraten, Flo. Von der Person, der ich am meisten vertraut habe", brachte ich zähneknirschend hervor.

    Sie legte sanft ihre Hand auf meinen Arm. „Ich weiß. Du möchtest das vielleicht nicht hören, aber du könntest die Dinge klarer sehen, wenn du etwas Abstand gewinnst."

    Sie meinte es nur gut, doch ich konnte nichts gegen die Bitterkeit in mir tun. Und der unausgesprochene Vorwurf in ihren Worten passte mir schon gar nicht. Jene Andeutung, dass ich die Fehler meiner Eltern, die ich kaum kannte, zu wiederholen drohte.

    „Ich bin nicht wie meine Mutter, Flo, erwiderte ich angespannt. „Würde ich an irgendeiner Form von Sucht leiden, würde ich wohl kaum jeden Morgen um sechs zur Arbeit erscheinen und mich für diese Familie abrackern. Dabei war mir klar, dass mir die Heroinabhängigkeit meiner Mutter, die sie vor zehn Jahren schließlich in der Schweiz dazu gebracht hatte, mit ihrem Maserati von einer Klippe zu rasen, als charakterlicher Makel ausgelegt wurde. „Da gibt es nichts zu heilen oder aufzugeben. Aber ich werde ihren verdammten Vertrag unterschreiben, wenn es das ist, was sie wollen. Und sobald ich diesen Deal ohne Skandal unter Dach und Fach gebracht habe, erwarte ich, dass jeder Einzelne von ihnen auf Knien angekrochen kommt und mich um Verzeihung bittet."

    „Ich werde an deiner Seite sitzen, und wir werden Cognac trinken und uns amüsieren, während sie das tun."

    Ich brachte das Grinsen, das sie erwartete, einfach nicht zustande, also nickte ich nur.

    „Ich werde den Anwälten mitteilen, dass sie die Papiere heute Nachmittag fertig haben sollen, damit du unterschreiben kannst. Und jetzt mache ich mich lieber auf den Weg. Ich will zu meinem nächsten Termin nicht zu spät kommen." Sie stand auf und ging.

    Allein in meinem Büro, stand ich am Fenster und schaute hinaus, ohne irgendetwas wirklich zu sehen.

    Was zum Geier hatte ich gerade getan?

    Du hast dich damit einverstanden erklärt, dich dreißig Tage lang zu benehmen. Ergo keine Partys. Keine Gentlemen’s Clubs. Kein Sex.

    Keine Ablenkung von den Dämonen, die nachts hervorkrochen und mich lockten mit der Vorstellung dessen, was hätte sein können. Keine Ablenkung von der Hölle, die der Verlust der Person bedeutete, die ich einst für meinen besten Freund gehalten hatte. Grund für diesen Verlust war der Verrat, der mich nachts immer noch verfolgte. Ich ballte die Fäuste angesichts des Schmerzes, den die Erinnerung auslöste.

    Ich hoffte bei Gott, dass

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