Eine Lüge für die Liebe: Der neue Dr. Laurin 111 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Lass uns auf die andere Seite wechseln«, sagte Enno Freienthal und legte seinem neunjährigen Neffen Max eine Hand in den Nacken, um ihn in die von ihm gewünschte Richtung zu schieben. Er hatte es heute sehr eilig. Max, der wie eine kindliche Ausgabe seines Onkels aussah – hellbraune Augen, dunkelbraune lockige Haare, schmales Gesicht mit gerader Nase und einem Mund, der sich gern zu einem Lachen verzog – sah fragend nach oben. »Warum denn auf einmal?«, fragte er. Aber Enno antwortete nicht, er beobachtete konzentriert den Verkehr und schob Max bei der ersten sich bietenden Gelegenheit über die Straße. Dort angekommen, sah er sich verstohlen um und atmete auf. »Ach, jetzt versteh' ich, was los ist«, sagte Max. »Wieder eine Ex von dir, der du nicht begegnen willst?« »Sei nicht so vorlaut«, rügte Enno lächelnd, ohne die Frage zu beantworten. »Ich bin nicht vorlaut, ich weiß nur Bescheid«, sagte Max, wechselte dann aber bereitwillig das Thema. »Da vorne gibt es sehr leckeres Eis.« Er sah Enno auffordernd an. »Willst du deinen alten Onkel etwa erpressen?« Max wies das weit von sich. »Wie kommst du denn darauf?
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Buchvorschau
Eine Lüge für die Liebe - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 111 –
Eine Lüge für die Liebe
Unveröffentlichter Roman
Viola Maybach
»Lass uns auf die andere Seite wechseln«, sagte Enno Freienthal und legte seinem neunjährigen Neffen Max eine Hand in den Nacken, um ihn in die von ihm gewünschte Richtung zu schieben. Er hatte es heute sehr eilig.
Max, der wie eine kindliche Ausgabe seines Onkels aussah – hellbraune Augen, dunkelbraune lockige Haare, schmales Gesicht mit gerader Nase und einem Mund, der sich gern zu einem Lachen verzog – sah fragend nach oben. »Warum denn auf einmal?«, fragte er.
Aber Enno antwortete nicht, er beobachtete konzentriert den Verkehr und schob Max bei der ersten sich bietenden Gelegenheit über die Straße. Dort angekommen, sah er sich verstohlen um und atmete auf.
»Ach, jetzt versteh‘ ich, was los ist«, sagte Max. »Wieder eine Ex von dir, der du nicht begegnen willst?«
»Sei nicht so vorlaut«, rügte Enno lächelnd, ohne die Frage zu beantworten.
»Ich bin nicht vorlaut, ich weiß nur Bescheid«, sagte Max, wechselte dann aber bereitwillig das Thema. »Da vorne gibt es sehr leckeres Eis.« Er sah Enno auffordernd an.
»Willst du deinen alten Onkel etwa erpressen?«
Max wies das weit von sich. »Wie kommst du denn darauf? Und überhaupt: Wem könnte ich schon was erzählen?«
»Du willst mich also tatsächlich erpressen. Elsa ist schrecklich eifersüchtig, wehe, du erwähnst das hier auch nur mit einer Silbe.«
»Mach ich nicht. Ich will Schoko und Pistazie. Und wie lange soll das mit Elsa noch gehen?«
»Könnten wir bitte das Thema wechseln?«
»Hab ich doch gerade, ich wollte ein Eis, aber du hast wieder von deinen Freundinnen angefangen. Ist mir recht, ich rede gerne über sie, da kann ich was fürs Leben lernen.«
Enno konnte nicht anders, er musste lachen. Max und er hatten sich vom ersten Tag an, da Max auf der Welt gewesen war, bestens verstanden, so sahen es alle in der Familie. Ein Herz und eine Seele, wie es so schön hieß. Sie waren sich nicht nur äußerlich, sondern auch in ihrem Wesenskern ähnlich. Der Altersunterschied spielte bei ihnen eine erstaunlich geringe Rolle. Mit Max konnte Enno Gespräche führen, die er weder mit seinem Bruder, Max‘ Vater, noch mit etlichen seiner Freunde hätte führen können. Natürlich galt das nicht uneingeschränkt, schon gar nicht für alle Themen, aber es überraschte ihn immer wieder, und natürlich freute es ihn auch.
Er kaufte Schoko und Pistazie für sie beide, mit Sahne, ohne die ging es nicht. Eine Weile wanderten sie schweigend weiter, sie waren auf dem Weg zu Max‘ Zuhause. Enno hatte seinen Neffen, wie er es öfter tat, von der Schule abgeholt, damit sie wieder einmal ›ein Gespräch unter Männern‹ führen konnten, wie Max das nannte. Er war stolz auf seinen jungen Onkel, der bei den Frauen so begehrt war und auch die Mädchen seiner Klasse schwer beeindruckte, wenn er vor der Schule stand und auf Max wartete. Neulich war Max sogar einmal gefragt worden, ob Enno sein großer Bruder sei – er sah aber auch viel jünger aus als achtundzwanzig. Max jedenfalls war fest entschlossen, Enno später einmal nachzueifern – er würde auch lange jung aussehen, und dafür sorgen, dass die Frauen verrückt nach ihm waren. Beides schien ihm höchst erstrebenswert zu sein.
Mit seinem Vater, Ennos älterem Bruder Matthis, hatte Max ein weit weniger lockeres Verhältnis. Matthis war ein liebevoller Vater, aber er war strenger als Enno. So konnte er sich nur schwer damit abfinden, dass Max in der Schule fast durchweg mäßige Noten hatte, weil er lieber draußen war und Fußball spielte, als Hausaufgaben zu machen. Er machte seine ›Faulheit‹, wie Matthis es nannte, zwar zum Teil durch lebhafte Teilnahme am Unterricht wett, aber es war fraglich, ob er auf eine weiterführende Schule würde gehen können, wenn er sich nicht bald mehr Mühe gab.
Enno verstand die Befürchtungen seines Bruders, aber er teilte sie nicht. »Nicht jeder braucht Abitur und ein Studium, Matthis. Max hat so viele Fähigkeiten, der findet seinen Weg schon!«
Er selbst hatte ähnliche Probleme in der Schule gehabt, er hatte schon damals immer nur zeichnen wollen – und nun war er ein recht erfolgreicher Grafiker geworden und mit dieser Berufswahl vollkommen glücklich. Matthis hingegen war Banker, was, wie Enno fand, für ihn ebenfalls die perfekte Berufswahl war, was aber auch die Unterschiede zwischen ihnen deutlich machte.
»Aber er macht es sich unnötig schwer, nur weil er es nicht schafft, sich nachmittags eine Stunde hinzusetzen und zu lernen!«
Die Brüder hatten dieses Gespräch schon oft geführt, ohne je zu einer Einigung zu gelangen. Enno hatte schon öfter gedacht, dass es für Max ein Unglück war, keine Geschwister zu haben: Auf diese Weise war ihm die ständige ungeteilte Aufmerksamkeit beider Eltern sicher. Das tat auf Dauer keinem Kind gut. Matthis war selbst längere Zeit ein Einzelkind gewesen, bis Enno, der Nachzügler, ihm den Platz als Kronprinz streitig gemacht hatte. Aber wie es schien, hatte sich Matthis damals über den Familienzuwachs uneingeschränkt gefreut. Von Anfang an war er Ennos bester Freund gewesen, obwohl sie, anders als Max und er, unterschiedlicher nicht hätten sein können. Aber dafür hatten sie sich gut ergänzt, während Max und er eher auf einer Wellenlinie lagen.
»Mit Elsa läuft es nicht besonders gut«, sagte Enno. »Also, eher müsste ich sagen: Für sie läuft es mit mir nicht gut.«
Max leckte sich genüsslich Sahne von den Fingern. »Hast du schon eine Neue?«, fragte er.
»Nein, aber …« Enno seufzte. Er konnte selbst nicht recht erklären, warum er es mit keiner Frau lange aushielt. Am Anfang war er Feuer und Flamme, aber schon nach kaum zwei Monaten begann er mit seinen Rückzugsbewegungen. Er fühlte sich schnell eingeengt, Eifersucht konnte er überhaupt nicht ertragen, und wenn er erst einmal angefangen hatte, seine jeweilige Freundin kritisch zu betrachten, war es sowieso zu spät. Er bewunderte diejenigen seiner Freunde, die ihre Freundinnen auch nach Jahren noch liebten und irgendwann heirateten. Er würde das nie im Leben fertigbringen, das wusste er schon jetzt. Er war kein Mann für eine feste Beziehung.
»Elsa denkt, dass ich in Scheidung lebe«, sagte er.
Max ließ sein Eis sinken, die schönen braunen Augen wirkten fast rund vor Erstaunen. »Wieso das denn?«
Enno seufzte. »Weil ich es ihr erzählt habe«, sagte er. »Sie ist nicht die Erste, bei der ich das so mache.«
»Davon hast du mir noch nie ein Wort gesagt.«
»Es war mir ein bisschen peinlich, aber nun weißt du es ja.«
»Wissen Papa und Mama das auch?«
»Natürlich nicht, wo denkst du hin? Dein Papa wäre entsetzt, wenn er es erführe.«
»Und wieso erzählst du deinen Freundinnen so was?«
Enno sah Max an. »Denk nach, dann kommst du von selbst drauf.«
Max schleckte den Rest von seinem Eis auf, während er so angestrengt nachdachte, dass sich seine Stirn in Falten legte. Schließlich kam er zu einem Ergebnis. »Weil es dann leichter ist, Schluss zu machen.«
»So ist es«,