Ich erwische dich doch!: Der neue Dr. Laurin 108 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Du hast die Stelle, Livia«, sagte Paul Rieger mit einem freundlichen Lächeln, hinter dem er seine Besorgnis verbarg. Vor ihm saß Livia Obermann, 23 Jahre alt, sportlich, hübsch, die langen braunen Haare zum Pferdeschwanz gebunden, mit großen braunen Augen und freundlicher Ausstrahlung. Auf den Mund gefallen war sie auch nicht. Sie hatte eine ordentliche Ausbildung zur Fachverkäuferin und hervorragende Zeugnisse. Ihr Auftreten war sympathisch, und wieder einmal, wie schon unzählige Male zuvor, hoffte er inständig, dass sie die Eine war, die ihn nicht enttäuschte. Wie oft hatte er schon gehofft, endlich eine richtig gute Verkäuferin für sein Geschäft zu finden? Er konnte die Fälle, in denen er sich hatte täuschen lassen, schon gar nicht mehr zählen. Einen guten Eindruck beim Vorstellungsgespräch machten mittlerweile die meisten, und bei sehr vielen war nichts dahinter. Traurig, aber wahr. Außerdem wechselten junge Leute heutzutage offenbar gerne ihre Jobs – von wegen ›Stellung fürs Leben‹! Sobald sie woanders bessere Arbeitsbedingungen witterten, waren sie weg. Dabei wurden sie hier besser bezahlt als in den meisten anderen Geschäften, und das Betriebsklima war auch in Ordnung. Aber nichts war so schwer, wie gutes Personal zu finden. Manche konnten einfach nicht verkaufen, manche hatten keine Lust zum Arbeiten, einige konnten sich das Sortiment nicht merken, andere schafften es nicht, bei Kundinnen oder Kunden den richtigen Ton zu treffen. Tatsächlich war es so, dass seine beste Verkäuferin über sechzig war, eine vom alten Schlag, die alles konnte, was man in diesem Beruf können musste. Und sein bester Verkäufer war auch schon weit über fünfzig. Was er aber brauchte, denn schließlich führte er ein Geschäft für Sportartikel, waren mehr junge Menschen, die auch junge Kundschaft anzogen. Und gerade mit den Jungen hatte er in den letzten Monaten nur Pech gehabt. Paul zählte sich mit seinen vierunddreißig Jahren selbst noch zu den Jungen, und es kam auch vor, dass er sich in den Laden stellte und beim Verkauf aushalf.
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Buchvorschau
Ich erwische dich doch! - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 108 –
Ich erwische dich doch!
Unveröffentlichter Roman
Viola Maybach
»Du hast die Stelle, Livia«, sagte Paul Rieger mit einem freundlichen Lächeln, hinter dem er seine Besorgnis verbarg.
Vor ihm saß Livia Obermann, 23 Jahre alt, sportlich, hübsch, die langen braunen Haare zum Pferdeschwanz gebunden, mit großen braunen Augen und freundlicher Ausstrahlung. Auf den Mund gefallen war sie auch nicht. Sie hatte eine ordentliche Ausbildung zur Fachverkäuferin und hervorragende Zeugnisse. Ihr Auftreten war sympathisch, und wieder einmal, wie schon unzählige Male zuvor, hoffte er inständig, dass sie die Eine war, die ihn nicht enttäuschte.
Wie oft hatte er schon gehofft, endlich eine richtig gute Verkäuferin für sein Geschäft zu finden? Er konnte die Fälle, in denen er sich hatte täuschen lassen, schon gar nicht mehr zählen. Einen guten Eindruck beim Vorstellungsgespräch machten mittlerweile die meisten, und bei sehr vielen war nichts dahinter. Traurig, aber wahr. Außerdem wechselten junge Leute heutzutage offenbar gerne ihre Jobs – von wegen ›Stellung fürs Leben‹! Sobald sie woanders bessere Arbeitsbedingungen witterten, waren sie weg. Dabei wurden sie hier besser bezahlt als in den meisten anderen Geschäften, und das Betriebsklima war auch in Ordnung.
Aber nichts war so schwer, wie gutes Personal zu finden. Manche konnten einfach nicht verkaufen, manche hatten keine Lust zum Arbeiten, einige konnten sich das Sortiment nicht merken, andere schafften es nicht, bei Kundinnen oder Kunden den richtigen Ton zu treffen. Tatsächlich war es so, dass seine beste Verkäuferin über sechzig war, eine vom alten Schlag, die alles konnte, was man in diesem Beruf können musste. Und sein bester Verkäufer war auch schon weit über fünfzig.
Was er aber brauchte, denn schließlich führte er ein Geschäft für Sportartikel, waren mehr junge Menschen, die auch junge Kundschaft anzogen. Und gerade mit den Jungen hatte er in den letzten Monaten nur Pech gehabt.
Paul zählte sich mit seinen vierunddreißig Jahren selbst noch zu den Jungen, und es kam auch vor, dass er sich in den Laden stellte und beim Verkauf aushalf. Vor Weihnachten zum Beispiel oder im Ostergeschäft, wenn es wieder so richtig losging, vor allem mit der Sportkleidung, weil die Leute wieder draußen Sport machen wollten. Er konnte es noch, schließlich hatte er früher oft im Verkauf gejobbt. Aber es gab Menschen, die waren für diesen Beruf einfach ungeeignet, und leider war er noch immer nicht so weit, dass er nach einem Gespräch beurteilen konnte, ob er ein Talent vor sich sitzen hatte oder nicht. War Livia Obermann ein Talent? Nichts wünschte er sich mehr.
Sie strahlte ihn an. »Das hatte ich gehofft«, sagte sie. »Ihr seid die Besten, das weiß ich schon lange.«
Wollte sie ihm schmeicheln? Oder meinte sie es ernst?
»Woher denn?«
»Na, weil ich schon oft hier war! Dachtest du vielleicht, ich bewerbe mich hier auf einen Job, wenn ich den Laden nicht kenne?« Sie wies auf ihre Unterlagen, die vor ihm auf seinem Schreibtisch lagen. »Du hast ja gesehen, wo ich vorher war. Ich bin da absichtlich hingegangen, weil ich auch Erfahrungen in einem Kaufhaus sammeln wollte. Ein Jahr habe ich mir gegeben, und ein Jahr habe ich auch durchgehalten, aber jetzt reicht es. Ich will den Leuten ja Dinge verkaufen, die gut sind und ihnen weiterhelfen. Übrigens, was ihr noch ausbauen könntet, wäre eine Abteilung für Ältere.«
Paul traute seinen Ohren nicht. Für Ältere, ausgerechnet? Wo er doch vor allem die Jungen im Sinn hatte! Aus guten Gründen, wie er fand.
Livia sprach schon weiter. »Meine Oma zum Beispiel, die ist jetzt siebzig, die hat mir neulich gesagt, dass sie nirgends geeignete Sportklamotten für sich findet. Alles knalleng, in Knallfarben, oft bauchfrei oder ohne Ärmel. Darin fühlt sie sich komisch. Ich hab ihr gesagt, wenn ich den Job hier kriege, spreche ich das an.«
Paul wusste nicht, wie ihm geschah. Offenbar hatte die Jobzusage die Zunge der Bewerberin gelöst. Auch vorher hatte sie seine Fragen offen beantwortet, aber jetzt schien es, als hätte sich eine Sperre in ihr gelöst. Seltsamerweise fand er das angenehm. Sie plapperte ja kein dummes Zeug, sondern zeigte ihm, dass sie sich Gedanken über ihren möglichen zukünftigen Arbeitsplatz gemacht hatte. Das gefiel ihm. Er war nur allergisch gegen Reden um des Redens willen, doch diesen Vorwurf konnte er Livia nicht machen.
»Ich denke eigentlich eher über eine Verjüngung unseres Geschäfts nach«, sagte er und wunderte sich über sich selbst. Livia war über zehn Jahre jünger als er, eine hoffentlich gute Fachverkäuferin, die aber natürlich keine Ahnung von betriebswirtschaftlichen Erfordernissen hatte.
Sie nickte. »Verstehe ich, aber die ältere Generation hat mehr Geld, und es werden immer mehr, die sich fit halten wollen. Ich würde das trennen, glaube ich. Hier sind doch auch ein paar Ältere im Team, oder? Meine Oma lässt sich lieber von einer Frau beraten, die zehn Jahre jünger ist als von einer, die ihre Enkelin sein könnte. Vielleicht geht es anderen anders, aber da gibt es bestimmt Bedarf, glaub mir. Man muss es ja nicht so machen, dass das eine auf den ersten Blick als ›Alten-Ecke‹ zu erkennen ist und der Rest für die Jungen, da fühlen sich Ältere natürlich schnell abgeschoben, aber wenn du willst, denke ich mal darüber nach, wie man das machen könnte. Meine Oma ist da eine gute Gesprächspartnerin.«
Paul kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, und die Hoffnung, dass er endlich einmal eine junge Verkäuferin gefunden hatte, die ihren Beruf mit Freude ausübte und dazu auch noch gute Ideen hatte, wurde größer.
Er piepste Marianne Zorn an, die von allen nur Nana genannt wurde. »Kannst du mal in mein Büro kommen?«, fragte er.
»In fünf Minuten«, antwortete sie.
Er nutzte die Zeit, um Livia vorzubereiten: »Nana ist sechzig und schon sehr lange bei uns. Sie wird dich am Anfang ein bisschen betreuen. Wenn du Fragen hast, wende dich an sie. Ich glaube, es gibt keine einzige, die sie dir nicht beantworten kann.«
»Super«, erwiderte Livia. »Wann kann ich denn anfangen?«
»Sofort, wenn du willst. Aber du hast ja sicher eine Kündigungsfrist, oder?«
Sie lachte und wirkte sofort noch jünger, als sie war. Ihr Lachen kam von Herzen. »Ich habe das ja lange vorbereitet«, sagte sie. »Ich kann noch so viele Überstunden abfeiern, dass ich, wenn du willst, morgen hier anfangen kann.«
»Ich will!«, sagte er so entschieden, dass sie daraufhin beide lachen musste.
Gleich darauf klopfte es, und Marianne Zorn kam herein. Ihre grauen Haare tönte sie mit Henna, die blauen Augen flogen einmal schnell zwischen Paul und Livia hin und her, dann lächelte sie freundlich und sagte: »Da bin ich, Paul.«
»Nana, das ist Livia, unsere neue Verkäuferin, sie fängt morgen an. Livia, das ist Nana, die dich am Anfang betreuen und ein bisschen einweisen wird.«
Livia war bei Nanas Eintreten aufgestanden, jetzt reichte sie ihr die Hand. »Hallo, Nana«, sagte sie. »Ich hoffe, ich mache dir nicht zu viel Arbeit.«
Paul war angenehm überrascht, dass Livia aufgestanden war, um ihre ältere Kollegin zu begrüßen. Da hatte er schon ganz andere