In Samt und Seide: Sophienlust Extra 116 – Familienroman
Von Gert Rothberg
()
Über dieses E-Book
In der Reihe Sophienlust Extra werden die schönsten Romane dieser wundervollen Erfolgsserie veröffentlicht. Warmherzig, zu Tränen rührend erzählt von der großen Schriftstellerin Patricia Vandenberg.
Die Skifahrer an der Station des Sessellifts in St. Anton vergaßen ihren Ärger über das lange Warten. Die meisten sahen einem Paar entgegen, das jetzt durch den Schnee gestapft kam. Es war ein mittelgroßer, etwas untersetzter Mann mit einem rotblonden Vollbart und ein kleines schwarzes Mädchen. Diesem Mädchen vor allem galt das Interesse der Skifahrer. Die Kleine sah allerliebst aus. Sie hatte einen knallroten Skidress an und eine weiße Zipfelmütze auf dem krausen Haar. Die großen Augen waren um vieles dunkler als die Haut. Und sie blitzten sehr unternehmungslustig. Der Mann beugte sich jetzt zu dem Kind hinab. »Soll ich dir lieber deine Skier tragen, Peggy?« »Nein.« Das Mädchen sah ihn entrüstet an und schob die kurzen Bretteln auf den Schultern wieder zurecht. »Ich bin sechs Jahre alt, Onkel Luchs. Da kann ich meine Skier selbst tragen. Und heute werde ich nicht mehr so oft hinfallen. Das wirst du sehen.« Das Kind sprach gut Deutsch. Nur ein leichter Akzent war zu hören. Der Mann lachte glücklich.
Mehr von Gert Rothberg lesen
Ähnlich wie In Samt und Seide
Titel in dieser Serie (100)
Hochzeitsglocken in Sophienlust: Sophienlust Extra 1 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnsere geliebten Kinder: Sophienlust Extra 22 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnser Rotschopf: Sophienlust Extra 4 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOhne Vater – ohne Mutter: Sophienlust Extra 2 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDorles großes Geheimnis: Sophienlust Extra 15 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAxel und Hanjo: Sophienlust Extra 14 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Mädchen Mirja: Sophienlust Extra 8 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEikos stiller Wunsch: Sophienlust Extra 5 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Millionenerbe: Sophienlust Extra 16 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Mädchen von nirgendwoher: Sophienlust Extra 12 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Kind der Liebe: Sophienlust Extra 11 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEr müsste sprechen können: Sophienlust Extra 6 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Armvoll Seligkeit: Sophienlust Extra 9 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMutterhände: Sophienlust Extra 3 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBiggi und ihre Tiere: Sophienlust Extra 26 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZärtliche Mutter gesucht: Sophienlust Extra 31 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOhne Mutterliebe: Sophienlust Extra 24 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Papi für unsere Mami: Sophienlust Extra 7 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer gute Freund: Sophienlust Extra 10 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwei Menschenkinder: Sophienlust Extra 17 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZart wie Mutters Hände: Sophienlust Extra 28 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimweh im Herzen: Sophienlust Extra 19 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMarietta: Sophienlust Extra 13 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEmilys neue Mutter: Sophienlust Extra 25 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDrolli träumt im Sonnenschein: Sophienlust Extra 38 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleiner Mann hat Angst: Sophienlust Extra 21 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnser kleiner Spatz: Sophienlust Extra 27 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEndlich geborgen: Sophienlust Extra 18 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Esel Fridolin: Sophienlust Extra 20 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Kind ist wichtiger als die Liebe: Sophienlust Extra 50 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Halt mich fest, Mutter: Sophienlust 213 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHalt mich fest, Mutter: Sophienlust Bestseller 113 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCordulas Vermächtnis: Leni Behrendt Bestseller 5 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZart wie Mutters Hände: Sophienlust Extra 28 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Werke von Johanna Spyri: Heidi + Heimatlos + In sicherer Hut + Ein Blatt auf Vronys Grab + Rosenresli + In sicherer Hut… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie schönsten Weihnachtsgeschichten von Johanna Spyri: In sicherer Hut, Heidi, Rosenresli, Kornelli wird erzogen, Artur und Squirrel, Beim Weiden-Joseph… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie beliebtesten Romane und Geschichten aus Alpengebirge Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJohanna Spyri: Gesammelte Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeidis Lehr- und Wanderjahre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie beliebtesten Kindergeschichten aus den Alpen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTante Daffis Haus: Die weiße Wölfin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWer kennt dieses Kind?: Sophienlust Bestseller 156 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeihnachten mit Johanna Spyri: Die beliebtesten Romane & Geschichten aus Alpengebirge: In sicherer Hut, Heidi, Rosenresli, Kornelli wird erzogen, Artur und Squirrel, Beim Weiden-Joseph, Der Toni vom Kandergrund, Moni der Geißbub, Am Felsensprung, Wo Gritlis Kinder hingekommen sind… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeliebter kleiner Conny: Sophienlust Extra 106 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 80 – Arztroman: Es fing ganz harmlos an Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn du mein Papa wärst …: Mami 2063 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSammelband: Heidis Lehr- und Wanderjahre/Heidi kann brauchen, was es gelernt hat Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die schönsten Geschichten aus der Bergwelt: Heidi + Heimatlos + In sicherer Hut + Vom This, der doch etwas wird + Gritlis Kinder… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie schönsten Kinderbücher aller Zeiten (15 Romane in einem Buch - Illustrierte Ausgaben): Tom Sawyer, Ein Kapitän von 15 Jahren, Nils Holgerssons wunderbare Reise mit den Wildgänsen, Die Schatzinsel, Alice im Wunderland, Heidi, Nesthäkchen, Die Familie Pfäffling, Oliver Twist, Pinocchio... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie schönsten Kinderbücher aller Zeiten: 15 Romane in einem Buch - Illustrierte Ausgaben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWer kennt dieses Kind?: Sophienlust 159 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fluch der Highlands Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert): Tom Sawyer, Ein Kapitän von 15 Jahren, Nils Holgersson, Die Schatzinsel, Alice im Wunderland… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEndlich ein Brüderchen für Rosa: Notarzt Dr. Winter 38 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn du mein Papa wärst …: Dr. Norden Bestseller 430 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNelly soll lachen und glücklich sein: Mami Bestseller 80 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch will keinen neuen Vati: Sophienlust Bestseller 78 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur Liebe macht Kinder glücklich: Sophienlust 473 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Zeitgenössische Romantik für Sie
Eine Braut für den spanischen Playboy Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine filmreife Hochzeit (Hochzeitsfieber bei den Andersens #1) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Finnische Träume - Teil 1 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDem Paradies so nah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie verbotene Babysitterin: Ein Milliardär - Liebesroman: Nachtclub-Sünden, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebesspiele auf Schloss Nymphenburg: Sexy Storys aus der Weltstadt mit Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNanny für eine Nacht: Ein Milliardär – Liebesroman Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Urlaubsromanzen Kurzgeschichten: Jahreszeit des Verlangens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie griechische Überraschung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Biest | Kurzgeschichte: Der etwas andere Bar-Besuch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Gestohlene Unschuld Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoktorluder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 6 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerführt von dem griechischen Tycoon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 4: Unter Feuer, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJulia Extra Band 386 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenA Pretty Mess Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeapel sehen - und sich verlieben: Die Rinucci Brüder 6 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf der Suche nach dem Earl ihrer Träume Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit dir kommt das Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Versprochene Braut des Scheichs: Die Almasi Scheich, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Rancher Und Die Zweckdienliche Braut Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieben Sie mich, Marquess! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRules Of Pain Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThe Billionaire's Agreement: Ein Weihnachtliche Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntehrt von einem Highlander Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für In Samt und Seide
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
In Samt und Seide - Gert Rothberg
Sophienlust Extra
– 116 –
In Samt und Seide
Unveröffentlichter Roman
Gert Rothberg
Die Skifahrer an der Station des Sessellifts in St. Anton vergaßen ihren Ärger über das lange Warten. Die meisten sahen einem Paar entgegen, das jetzt durch den Schnee gestapft kam. Es war ein mittelgroßer, etwas untersetzter Mann mit einem rotblonden Vollbart und ein kleines schwarzes Mädchen.
Diesem Mädchen vor allem galt das Interesse der Skifahrer. Die Kleine sah allerliebst aus. Sie hatte einen knallroten Skidress an und eine weiße Zipfelmütze auf dem krausen Haar. Die großen Augen waren um vieles dunkler als die Haut. Und sie blitzten sehr unternehmungslustig.
Der Mann beugte sich jetzt zu dem Kind hinab. »Soll ich dir lieber deine Skier tragen, Peggy?«
»Nein.« Das Mädchen sah ihn entrüstet an und schob die kurzen Bretteln auf den Schultern wieder zurecht. »Ich bin sechs Jahre alt, Onkel Luchs. Da kann ich meine Skier selbst tragen. Und heute werde ich nicht mehr so oft hinfallen. Das wirst du sehen.« Das Kind sprach gut Deutsch. Nur ein leichter Akzent war zu hören.
Der Mann lachte glücklich. Am liebsten hätte er vor Vergnügen einen Luftsprung gemacht. Aber das wäre vielleicht doch nicht ganz passend gewesen für den fast fünfzigjährigen Tierschriftsteller Eugen Luchs. Er hatte auch im Urlaub ein bisschen auf Würde zu achten. Allein schon wegen seines Pflegekindes, der kleinen schwarzen Peggy. Sobald sie merkte, dass er übermütig wurde, schlug sie selbst erst recht über die Stränge. Dabei war sie ohnehin kaum zu bändigen. Das Kind aus Swasiland in Afrika war unter anderen Temperaturen geboren worden, aber jetzt durfte es im Schnee toben. Das genoss die kleine Peggy.
Jetzt war sie einige Schritte voraus, stolperte und wäre gestürzt, wenn nicht eine junge Dame sie aufgefangen hätte.
»Tante Andrea«, prustete Peggy, »du bist schon hier? Onkel Luchs und ich wollten doch vor dir und Onkel Hans-Joachim am Lift sein. Wir haben uns so sehr beeilt.«
»Aber eben doch nicht genug, Peggy.« Die junge braunhaarige Frau lachte amüsiert. Ihre blauen Augen blitzten ihren Partner an. »Ja, Hans-Joachim, wir sind Frühaufsteher geworden, was? Auch wenn’s schwerfällt.«
Der große Mann gähnte. »Musst du mich auch noch daran erinnern, Andrea?« Er sah Eugen Luchs entgegen. »Ich hätte es gern Ihnen und Peggy überlassen, früher am Lift zu sein, Herr Luchs. Für mich ist das ein zweifelhafter Sieg. Um diese Zeit verarzte ich zu Hause schon Tiere und sehe nicht ein, warum ich im Urlaub ebenso früh auf den Skihang getrieben werden muss. Das nächste Mal fahre ich allein. Dann kann ich wenigstens so lange im Bett liegen bleiben, wie es mir passt.«
»Armer Dr. von Lehn.« Eugen Luchs lachte. »Sie genießen mein vollstes Verständnis. Peggy behauptete heute auch schon zu nachtschlafender Zeit, die Sonne scheine bereits.«
»Die schien auch, Onkel Luchs«, protestierte Peggy.
Andrea von Lehn legte den Arm um die Schultern der Kleinen. »So etwas merken nur wir beide, Peggy, aber nicht diese Schlafmützen.« Nun stieß sie ihren Mann an. »Von wegen allein Urlaub machen, Hans-Joachim. Das schlage dir nur gleich aus dem Sinn. Nie …«
Andrea von Lehn konnte das, was sicher eine Drohung geworden wäre, nicht mehr aussprechen. Peggy nahm ihre Hand und schüttelte sie. »Schau doch, Tante Andrea, dort ist Dolly. Darf ich heute wieder mit ihr Ski fahren?«
»Ja, Peggy, aber lass uns jetzt erst mit dem Lift hinauffahren. Ihr trefft euch ja oben. Dollys Onkel spricht gerade mit jemandem.« Andrea von Lehn sah zu dem hageren, etwas blasiert wirkenden Mann, neben dem die kleine Dolly stand. Komtess Dolly, verbesserte sich Andrea in Gedanken. Und ihr Onkel war Adrian Graf Solling. Ja, Peggy suchte sich noble Freunde aus.
Andrea lächelte in sich hinein. Ein Glück, dass Kinder keine Standes- und Rassenunterschiede kannten. Komtess Dolly und die kleine schwarze Peggy waren sehr glücklich über die in St. Anton geschlossene Freundschaft. Diesem Graf Adrian schien diese Freundschaft jedoch weniger angenehm zu sein. Jedenfalls hatte er sich bis jetzt sehr herablassend benommen. Besonders Peggy gegenüber.
Auch jetzt hielt er seine Nichte fest in der Hand, als diese Peggy entdeckt hatte und zu ihr laufen wollte.
»Geck!«, murmelte Andrea in sich hinein.
»Sagtest du etwas, Andrea?«, fragte ihr Mann.
»Nicht zu dir, mein Schatz.« Andrea lehnte sich an Hans-Joachim. »Wenn du so wärst wie dieser versnobte Graf Solling, dann würde ich dich schon allein in den Urlaub fahren lassen.«
»Wie schade, dass ich nicht der bin«, sagte Hans-Joachim lachend. »Ich weiß übrigens gar nicht, was du gegen diesen Herrn vorzubringen hast. Er ist doch äußerst korrekt und höflich. Übrigens hat er mich gestern Abend gefragt, ob er sich heute zu uns an den Tisch setzen darf, sobald die Kinder zu Bett gegangen sind.«
»Was?«
Andrea sah ihren Mann fassungslos an. Dann zuckte sie die Schultern. »Es wird sich noch herausstellen, ob das für uns eine besondere Ehre ist. Vergnügen verspreche ich mir jedenfalls keines davon.«
Gleich darauf verschwendete Andrea von Lehn keinen Gedanken mehr an den Grafen Solling. Sie genoss den Ausblick vom Sessellift und freute sich schon auf das muntere Treiben am Skihang.
Peggy wartete nach dem Aussteigen aus dem Lift auf Dolly. Vom Sessel aus winkte die kleine Komtess ihr zu. Sie hatte ein lustiges Gesicht mit großen grauen Augen und kurzes blondes Haar. Als sie aus dem Sessel hüpfte, rief sie: »Du kannst dich sonnen gehen, Onkel Adrian. Ich bleibe bei Peggy.«
Aha, dachte Andrea, er geht sich sonnen. Natürlich ist er zu faul zum Skifahren.
Aber eigentlich war ihr das recht. Sie freute sich, Dolly bei Peggy zu wissen.
Die beiden hatten schon ihre Skier angeschnallt und wagten die erste Abfahrt. Natürlich lagen sie beide gleich darauf im Schnee. Peggy rief: »Onkel Luchs, das ist aber das allereinzige Mal, dass ich heute hinfalle.«
»Selbstverständlich, Peggy«, rief Eugen Luchs zurück. Zu Dr. von Lehn sagte er: »Bei den anderen Malen mache ich die Augen zu.«
Dolly und Peggy tobten die ganze Zeit miteinander herum. Dann schnallten sie ihre kleinen Skier ab und setzten sich darauf. Plötzlich wurde Dollys Gesicht traurig. »Wir fahren morgen schon weg, Peggy.«
»Wieso denn das auf einmal?«, fragte Peggy erschrocken. »Du hast doch gesagt, dass ihr noch eine Woche bleibt.«
»Ja, das hatte Onkel Adrian auch gesagt. Aber er ist gestern angerufen worden. Aus unserer Wasserburg.«
Peggy blieb der kleine Mund offen stehen. Ihre Augen kullerten. »Was ist denn das?«, fragte sie.
»Eine Burg, die mitten im Wasser steht, Peggy.«
Peggy schüttelte den Kopf. »Das gibt es gar nicht. Da muss ich gleich meinen Onkel Luchs fragen. Der weiß alles. Er ist schon in der ganzen Welt gewesen und hat mich aus Afrika mitgebracht. Aber dort gibt es keine Burg, die mitten im Wasser steht.«
»Bleib hier, Peggy.« Dolly hielt ihre kleine Freundin fest. »Das kann ich dir doch erklären. Unsere Burg Solling ist ganz groß. Sie hat einen Turm, und man muss nicht von der Haustür gleich ins Wasser. Da ist noch ein Stück Land um die Burg, wie ein kleiner Park. Aber dann kommt eine Brücke, über die man auf das große Land gehen kann. Eine Zugbrücke. Weißt du, diese Brücke kann man hochziehen, und dann kommt niemand mehr in die Burg.«
»Aber fort kommt man dann auch nicht von der Burg«, sinnierte Peggy laut. »Das würde mir nicht gefallen. Gefällt dir das vielleicht, Dolly?«
Die kleine Komtess hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Ich weiß nicht, ob es mir gefallen wird. Ich war ja noch nicht dort. Mutti hat mir nur alles erklärt und mir Bilder von unserer Wasserburg gezeigt.«
»Dann geh lieber gar nicht hin. Es wird dir bestimmt nicht gefallen. Ich habe es schön. Ich wohne mit meinem Onkel Luchs in einem ganz tollen Wohnwagen. Mit dem können wir weiterfahren, wenn wir Lust dazu haben. Aber jetzt stehen wir schon lange auf einem Platz, weil es uns dort so gut gefällt. Er liegt zwischen dem Kinderheim und einem Tierheim. Du, Dolly, das ist vielleicht lustig. Ich kann immer spielen, wenn ich nicht in der Schule sein muss. Davon muss ich dir noch viel erzählen. Mit wem wirst du denn spielen auf dieser komischen Wasserburg?«
Dollys sonst so lustiges Gesicht wurde traurig. »Ich weiß nicht, ob es dort Kinder gibt. Ich wollte ja auch nicht auf die Burg und wäre viel lieber in Rio geblieben. Das ist weit fort von hier. Dort habe ich viele Freundinnen. Mein Vati war Botschafter in Rio. Aber er war so lange krank, und jetzt ist er gestorben.«
»Ich habe auch keinen Vati, Dolly. Aber einen Onkel Luchs, und der ist genau wie mein Vati.«
Jetzt strahlten Dollys Augen wieder. »Ich habe aber eine Mutti. Sie ist nur noch in Rio geblieben. Onkel Adrian war bei Vatis Beerdigung und hat mich schon mit nach Deutschland genommen. Mutti kommt aber bald nach.« Dolly stand auf. »Ich muss gehen, Peggy. Onkel Adrian kommt. Er hat mir schon zugewinkt.«
Auch Peggy stand auf. Sie machte ein trauriges Gesicht. »Kommst du wirklich morgen nicht mehr an den Sessellift, Dolly?«
»Nein. Wir fahren schon ganz früh. Onkel Adrian sagte, es ist eine weite Reise. Bis an die Ostsee. Weißt du, wo das ist?«
»Nicht genau«, tat Peggy etwas überlegen. Dann gestand sie jedoch: »Nein, ich weiß gar nicht, wo das ist. Aber Onkel Luchs wird es mir erklären.« Sie reichte Dolly etwas verlegen die Hand. »Auf Wiedersehen, Dolly.«
»Vielleicht darf ich im Hotel noch einmal zu dir