Fürstenkrone 279 – Adelsroman: Ein König wählt die Liebe
Von Marianne Schwarz
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
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Buchvorschau
Fürstenkrone 279 – Adelsroman - Marianne Schwarz
Fürstenkrone
– 279 –
Ein König wählt die Liebe
Unveröffentlichter Roman
Marianne Schwarz
»Ich nehme an, daß du weißt, warum ich dich zu dieser Unterredung gebeten habe.«
Königin Mathilde von Torridon blickte ihren Sohn, den Prinzen Marius, forschend an, und in ihrem glatten, ebenmäßigen Gesicht war wenig Wärme zu entdecken, dafür aber um so mehr Würde und unnahbare Kühle.
Seit mehr als zwanzig Jahren regierte die Königin den einstmals sehr mächtigen und auch heute noch bedeutenden Inselstaat und sie hatte es gelernt, alle ihre persönlichen Wünsche und Gefühle diesem hohen Amt unterzuordnen.
Allgemein war die tüchtige und kluge Königin geachtet – aber beliebt und volkstümlich war Mathilde nicht.
Zu hoch waren die Schranken, die sie selbst um sich und ihren Thron errichtet hatte, und sie hatte auch noch nie den Versuch unternommen, diese Schranken auch nur teilweise einzureißen. Nicht einmal der Gedanke wäre ihr gekommen. Ihrer Meinung nach konnte es gar nicht anders sein. Sie als regierende Königin stand ganz oben in der menschlichen Rangliste, und wer dort stand, mußte sich das Leben in der einsamen Höhe entsprechend einrichten und durfte nicht nach unten blicken.
Ihr einziger Sohn, Prinz Marius, war anders.
Er war beliebt und volkstümlich, sein Charme war berühmt, und mit seiner Weltgewandtheit brachte er blendende Voraussetzungen mit, einmal ein guter, moderner König zu werden.
Prinz Marius lehnte sich jetzt in dem kostbaren, aber nicht so bequemen Gobelinsessel aus der Zeit des Spätbarocks zurück und lachte leise.
»Ich bitte tausendmal um Vergebung, Mutter«, antwortete er fröhlich auf ihre strenge Frage, »aber ich habe nicht die geringste Ahnung, was du mir mitzuteilen hast, denn es ist doch eine Mitteilung, oder?«
»Es wundert mich, daß du wirklich nichts von meinen geheimen Plänen zu ahnen scheinst. Es geht, kurz gesagt, darum, daß ich allmählich des Regierens müde bin. Ich möchte mich zurückziehen, möchte die Last der Verantwortung abgeben. Die Krone ist eine schwere Bürde, mein Sohn, sie hat mich bereits gebeugt. Du bist jünger und stärker, du bist gut vorbereitet auf das Amt, welches das Schicksal dir bestimmt hat, also solltest du allmählich nun auch meinen Platz einnehmen.«
Prinz Marius blickte die Königin sprachlos an.
»Ist das ein Scherz, Mutter«, fragte er endlich zögernd.
Die Königin schüttelte unwillig den Kopf.
»Ich pflege keine Scherze zu machen«, entgegnete sie scharf, »und ganz gewiß nicht bei so ernsten Angelegenheiten. Das sollte dir doch wirklich bewußt sein. Aber ich halte es nicht mehr für richtig, die Krone bis zu meinem Lebensende zu tragen und dich darüber vielleicht zum alten Mann werden zu lassen, der tatenlos verkümmern muß. Ich glaube, unserem Volk mehr zu dienen, wenn ich die Zügel in junge starke Hände lege. Darum meine Entscheidung. Das Persönliche ist zweitrangig. Es geht nicht um mich oder um dich, es geht um unser Land.«
»Ich weiß, Mutter. Es ist bewundernswert, wie kompromißlos du stets deine persönlichen Interessen und Wünsche hinter die staatspolitischen Entscheidungen stellst.«
»Das ist selbstverständlich für jeden, der ein solch hohes Amt bekleidet. Von dir wird man die gleiche Haltung erwarten.«
Prinz Marius war jetzt sehr ernst geworden.
»Ich weiß nicht, Mutter, ob ich dazu bereit bin. Ich neige nicht zur persönlichen Selbstaufgabe.«
»Ich will es dir und mir ersparen, meine Meinung zu deiner mir unverständlichen Auffassung kundzutun«, sagte Königin Mathilde kühl. »Bis jetzt konntest du vielleicht solchen Träumen nachhängen, doch nun mußt du dich benehmen wie ein Mann. Ein Junggeselle auf dem Thron von Torridon, das ist undenkbar.«
Prinz Marius machte ein finsteres Gesicht.
»So wie ich dich kenne, Mutter, hast du auch in dieser Hinsicht schon entsprechende Schritte ein-geleitet. Erlaube aber, daß ich dich darauf aufmerksam mache, daß ich keinesfalls gewillt bin, nach Belieben über mich verfügen zu lassen. Die Frau, die ich einmal heiraten werde, will ich mir selbst aussuchen.«
»Du hast mehr als genug Zeit dazu gehabt, Marius. Ich habe dich in den letzten Jahren genau beobachtet und dabei den Eindruck gewonnen, daß dir die Rolle als strahlender, vielumschwärmter Junggeselle ausgesprochen gut gefällt. Ich habe das mit angesehen, weil ich dir die Freiheit gönnte, denn als König wirst du um so unfreier sein.«
»Du willst mir also zu verstehen geben, daß das Ende meiner sogenannten goldenen Freiheit gekommen ist. Habe ich richtig verstanden, Mutter?«
»Du bist ja nicht dumm, mein Sohn. Ja, du hast mich richtig verstanden.«
»Wirst du mir einen Einblick in deine Pläne geben?«
»Ja, selbstverständlich. Übrigens möchte ich es noch nicht Plan nennen, sondern lieber Vorschlag. Ich will dir keine Frau aufzwingen.«
»Also, wen hast du ausgesucht?«
Königin Mathilde lächelte zufrieden.
»Prinzessin Carmen-Felizitas von Rebolledo«, sagte sie mit samtweicher Stimme.
»Prinzessin von Rebolledo?« fragte Prinz Marius bestürzt. »Sie muß doch noch ein halbes Kind sein.«
»Sie ist siebzehn Jahre alt. Ein Geschöpf von bezauberndem Liebreiz.«
»Das mag ja sein, aber was soll ich mit solch einem Kind? Ich wünsche mir eine Lebensgefährtin, keine Gespielin.«
»Eine Frau wird schneller älter, als es den Männern im allgemeinen lieb ist«, stellte die Königin lakonisch fest. »Auf jeden Fall wird eine junge Frau sich leichter und williger in die neuen Verhältnisse fügen, sie wird leichter zu führen sein als eine ältere, und das ist besonders auch für den Mann wichtig. Eine junge Frau kannst du dir erziehen, Marius. Das ist doch eine außerordentlich reizvolle Aufgabe für einen Mann. Und im übrigen soll die Eheschließung erst nach dem achtzehnten Geburtstag der Prinzessin erfolgen.«
»Soweit ist also schon alles abgesprochen?«
»Das letzte Wort hast selbstverständlich du. Du bist also einverstanden?«
»Einverstanden? Nein, so sehr möchte ich mich noch nicht festlegen. Aber ich habe nichts dagegen, mit der Prinzessin zunächst einmal näher bekannt zu werden.«
»Ausgezeichnet, mein Sohn. Das ist das, was ich beabsichtige. Hör zu. Ich werde meinen bevorstehenden Thronverzicht öffentlich bekanntgeben, und zwar an meinem Geburtstag, der ja wie in jedem Jahr vom ganzen Volk festlich begangen wird. Am Abend dieses Tages findet, wie du weißt, stets ein glanzvoller Hofball statt. Prinzessin Carmen-Felizitas wird deine Tischdame sein. Das wird einiges Aufsehen erregen, ist aber an sich für dich noch nicht bindend, denn die Prinzessin wird unter der Jugend die ranghöchste Dame sein, hat also einen Anspruch auf den Platz an deiner Seite. Alles weitere wird sich dann schon finden.«
*
Prinz Marius überquerte den Schloßhof, um zu den Stallungen zu gelangen.
Er wollte ausreiten, denn auf dem Pferderücken würde er am ehesten seine innere Ruhe wiederfinden.
Prinz Marius stutzte unwillkürlich.
Einige der zum königlichen Haushalt gehörenden Reitpferde waren nicht, wie sonst um diese Zeit, in ihren Boxen, sondern man hatte sie in den umzäumten Auslauf geführt.
Aber nicht das war es, was die eigentliche Aufmerksamkeit des Prinzen erregte.
Am Gatter lehnte eine junge Dame. Der Prinz konnte sich nicht erinnern, sie schon jemals im Schloß gesehen zu haben.
Sie war recht salopp gekleidet, und doch ging ein gewisser damenhafter Reiz von ihr aus. Eine enganliegende, tadellos sitzende lange Hose aus beigefarbenem Gabardine verriet nicht nur, daß ihre Trägerin fast knabenhaft schmale Hüften besaß, sondern sie zeigte auch, daß die Beine sehr lang und schlank waren.
Die obersten Knöpfe des roten Seidenhemdes standen offen, und die Ärmel waren aufgekrempelt, auch das sah schick aus.
Von dem schwarzbraunen Haar der Dame sah man nur ein paar Strähnen, die weich in die Stirn fielen.
Um die Fülle des Haares war ein weißes Kopftuch geschlungen und im Nacken verknotet, und darüber saß ein breitrandiger naturfarbener Strohhut.
Die Augen – sie waren groß und wundervoll blau mit einem leichten violetten Schimmer, wie Marius später feststellen sollte – waren hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen.
Die Fremde schaute nicht auf, als der Prinz sich näherte.
Sie hatte ihn wohl nicht bemerkt, denn sie war ganz in ihre Arbeit vertieft. Sie hielt einen Skizzenblock in der Hand und zeichnete gerade mit raschen gekonnten Strichen einen Pferdekopf.
Neugierig und auch ein wenig amüsiert trat der Prinz näher, denn er dachte, irgendeine gelangweilte Müßiggängerin habe sich hier eine besondere Art des Zeitvertreibes gesucht, wobei