Verräterische Zeilen: Dr. Norden Bestseller 421 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Hab' ganz umsonst Schiss gehabt. Das Geschäft scheint in letzter Zeit ganz gut zu laufen. Der alte, dicke Pechmann grinst sich zufrieden einen ab. Solang das so bleibt, sind Daddy und ich aus dem Schneider, schrieb Romina in ihrer krakeligen Schrift in ein Buch mit schwarzem festem Einband und roten Ecken. Während sie nachdenklich aus dem Fenster blickte und gedankenverloren auf dem Bleistift herumkaute, wurde sie von einem mühevollen Husten von nebenan aus den Gedanken gerissen. Seufzend klappte sie das Buch zu und steckte es zurück an seinen Platz zwischen ihre Wäsche. »Reg dich ab, Daddy, ich komm ja schon«, rief Romina ihrem Vater zu. Sie kannte diese Attacken nur zu gut, begleiteten sie sie doch schon seit vielen Jahren Tag und Nacht. »Ich kann nicht mehr. Hilf mir, mich aufzusetzen«, befahl ihr Vater keuchend. Seine Lippen waren blau angelaufen, und vor Anstrengung und Angst standen ihm die Schweißperlen auf der Stirn. »Kein Wunder. Die Luft ist ja zum Schneiden hier drin«, bemerkte Romina in ihrer saloppen, wenig gepflegten Sprache und ging zum Dachfenster, um es trotz des Regens draußen zu öffnen. »Was machst du jetzt schon wieder? Siehst du nicht, dass die Tapete nass wird?« »Willste hier drin ersticken?«, gab das Mädchen mit den glühenden braunen Augen und dem schwarz gelockten Haar ungerührt zurück.
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Buchvorschau
Verräterische Zeilen - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 421 –
Verräterische Zeilen
Rominas geheimnisvolles Tagebuch
Patricia Vandenberg
Hab’ ganz umsonst Schiss gehabt. Das Geschäft scheint in letzter Zeit ganz gut zu laufen. Der alte, dicke Pechmann grinst sich zufrieden einen ab. Solang das so bleibt, sind Daddy und ich aus dem Schneider, schrieb Romina in ihrer krakeligen Schrift in ein Buch mit schwarzem festem Einband und roten Ecken.
Während sie nachdenklich aus dem Fenster blickte und gedankenverloren auf dem Bleistift herumkaute, wurde sie von einem mühevollen Husten von nebenan aus den Gedanken gerissen. Seufzend klappte sie das Buch zu und steckte es zurück an seinen Platz zwischen ihre Wäsche.
»Reg dich ab, Daddy, ich komm ja schon«, rief Romina ihrem Vater zu. Sie kannte diese Attacken nur zu gut, begleiteten sie sie doch schon seit vielen Jahren Tag und Nacht.
»Ich kann nicht mehr. Hilf mir, mich aufzusetzen«, befahl ihr Vater keuchend. Seine Lippen waren blau angelaufen, und vor Anstrengung und Angst standen ihm die Schweißperlen auf der Stirn.
»Kein Wunder. Die Luft ist ja zum Schneiden hier drin«, bemerkte Romina in ihrer saloppen, wenig gepflegten Sprache und ging zum Dachfenster, um es trotz des Regens draußen zu öffnen.
»Was machst du jetzt schon wieder? Siehst du nicht, dass die Tapete nass wird?«
»Willste hier drin ersticken?«, gab das Mädchen mit den glühenden braunen Augen und dem schwarz gelockten Haar ungerührt zurück. »Würd mich echt interessieren, wie Mama das so lang mit dir ausgehalten hat«, redete sie unbekümmert weiter, während sie den schweren Oberkörper ihres Vaters hochhievte und ihm den Rücken mit einem Kissen auspolsterte. »Den ganzen Tag muss man dich bedienen und sich auch noch dein Gemotze anhören.«
»Was redest du da? Du bist ja sowieso den ganzen Tag in der Arbeit. Deine Mutter hatte wenigstens Zeit für mich.«
»Damals biste wenigstens noch manchmal in die Tretmühle gegangen. Jetzt muss ich ganz alleine sehen, woher ich die Kohle für unseren Unterhalt bekomme. Haste darüber schon mal nachgedacht?«
Den nächsten Satz, der ihr auf den Lippen lag, schluckte Romina wohlweislich hinunter. Ihr Vater hatte schon schwer genug an seiner Krankheit zu tragen, als dass sie ihm das Herz auch noch mit Sorgen schwer machen musste.
Carlo warf seiner Tochter einen skeptischen Blick zu und seufzte dann schwer.
»Schon gut, ich weiß schon, was du alles für mich tust«, war alles, was ihm doch an Lob über die Lippen kam. Er war noch nie ein herzlicher Mensch gewesen, und die geheimnisvolle Krankheit, die an seinem Körper zehrte, verbitterte ihn mehr und mehr. »Trotzdem will ich nicht immer hier alleine sein.«
Von Anfang an an diesen ruppigen Umgangston gewöhnt, macht sich Romina nicht viel daraus. Sie warf einen prüfenden Blick zum Himmel.
»Vergiss es. Eine Krankenschwester können wir uns nicht leisten. Ich geh jetzt in die Arbeit und lass das Fenster offen. Wird schon bald zu regnen aufhören. Ertrinken wirste schon nicht. Bis heut abend.«
Ohne ihren Vater noch eines Blickes zu würdigen, verließ sie das schäbige Zimmerchen unter dem Dach. Im düsteren Flur warf sie sich eine alte Jacke über, um sich notdürftig vor dem Regen zu schützen und zog schließlich die Tür der ärmlichen Wohnung hinter sich zu. Seit einem Jahr fuhr sie täglich bis auf sonntags mit ihrem alten Fahrrad quer durch die Stadt zu dem Buchladen, in dem sie gemeinsam mit ein paar Kolleginnen Kartons auspackte, Bücher einsortierte und Bestellungen verpackte und zur Post brachte. Es war eine gute Arbeit, die ein wenig Abwechslung in ihr ärmliches Leben in der schäbigen Wohnung brachte, das sie gemeinsam mit ihrem kranken Vater führte.
*
Auf dem ein wenig zu hübschen, gut geschnittenen Gesicht von Benedict Lessing stand ein gelangweiltes Lächeln, als er den Vertrag, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag, mit schwungvoller Unterschrift gegenzeichnete.
»So, damit wäre das Geschäft perfekt, Pechmann. Die Summe erhalten Sie wie vereinbart in bar von meiner Sekretärin. Damit gehört die Buchhandlung mitsamt der Stammkundendatei mir.«
Alois Pechmann starrte betreten auf den Vertrag.
»Sie halten sich doch an die Vereinbarung, neue Arbeit für die Mitarbeiter zu suchen?«, fragte er mit bangem Herzen. Die kleine Buchhandlung war mit den Jahren mehr und mehr zu einem Verlustgeschäft geworden. Angesichts der übermächtigen Konkurrenz war er bei dem Angebot von Benedict Lessing schließlich in die Knie gegangen.
Der blickte verständnislos drein, als wäre dieses Thema noch nie zuvor zur Sprache gekommen und schnippte auf diese Frage hin nur lässig mit den Fingern.
»Das Haus wird abgerissen. Ich habe bereits ein namhaftes Architekturbüro mit den Plänen für ein Wohn- und Geschäftshaus beauftragt. Den Mitarbeitern wird gekündigt. Unmöglich, für alle neue Jobs zu finden. Das habe ich Ihnen doch gesagt.«
Pechmann starrte eine Weile gedankenverloren vor sich hin. Obwohl die Aussage Lessings nicht der Wahrheit entsprach, hatte der alte Buchhändler nichts anderes erwartet. Dann nickte er langsam und seufzte tief. Er hatte sich an die für seine Verhältnisse beeindruckende Kaufsumme erinnert, und sein Gesichtsausdruck hellte sich auf.
»Die werden schon woanders unterkommen. Schließlich bin ich kein Wohlfahrtsverein. Mit dem Geld hier kann ich mir endlich ein kleines Häuschen im Grünen kaufen und von dem Rest in Ruhe leben. Vielen Dank, Herr Lessing. Sie haben mir sehr geholfen. Ach ja, hier ist die Diskette mit den Kundendaten.« Mit diesen Worten legte Alois Pechmann eine kleine Silberscheibe auf den Tisch und verdrängte im Übrigen den Verrat, den er eben an seinen treuen Mitarbeitern begangen hatte. Doch das war Nebensache. Schließlich musste jeder selbst für sein Glück sorgen.
*
Das erklärte Alois Pechmann auch seiner Mitarbeiterin Romina Kowalski, als er wenig später ins Lager der Buchhandlung kam.
»Was hätte ich tun sollen? Wir sind am Ende. Und ihr seid alle jung genug, um einen neuen Job zu finden«, versuchte er, der Nachricht den Schrecken zu nehmen.
Doch Romina war den Tränen nahe.
»Das kann nicht Ihr Ernst sein! Vor ein paar Tagen haben Sie groß rumposaunt, dass alles gut ist. Deshalb hab’ ich auch ein Angebot ausgeschlagen, das mir ein Kunde neulich gemacht hat. Er hätte einen Job für mich gehabt und nicht schlecht bezahlt.«
»Pech gehabt, Mädchen«, zuckte Pechmann nur mit den Schultern. »Ich geh dann jetzt mal. Verteil das hier an deine Kollegen. Jetzt ist hier Schluss.« Mit diesen Worten reichte Pechmann der verdutzten Romina ein Schreiben, das er bereits vorbereitet hatte. Darin kündigte er die Geschäftsaufgabe an und die folgenden Entlassungen. Noch ehe Romina den Text vollkommen überflogen hatte, hatte er schon seine Sachen zusammengerafft und verschwand aus der Tür.
»Mieser Dreckskerl!«, murmelte Romina, der alle Farbe aus dem Gesicht gewichen war. Ihre Freundin Luise, die eben das Lager betrat, sah sie verwundert an.
»Wo will Pechmann um diese Uhrzeit hin? Und wie redest du überhaupt von unserem Chef?«
»Wie er’s verdient hat«, zischte Romina, ohne Luise eines Blickes zu würdigen. Wortlos reichte sie ihr das Schreiben und stapfte mit verschränkten Armen wütend in dem kleinen Bürogebäude auf und ab.
»Er hat den Laden an den großen Benedict Lessing verkauft? Und jetzt?«, fragte Luise schließlich schockiert.
»Jetzt gehe ich und frag diesen Schnösel Lessing, was er vorhat. Ich will ihm nur raten, dass er uns