Ein Kind sehnt sich nach Zärtlichkeit: Sophienlust Extra 81 – Familienroman
Von Gert Rothberg
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In der Reihe Sophienlust Extra werden die schönsten Romane dieser wundervollen Erfolgsserie veröffentlicht. Warmherzig, zu Tränen rührend erzählt von der großen Schriftstellerin Patricia Vandenberg.
In der Halle von Sophienlust hatten sich die Kinder um Denise von Schoenecker versammelt. Die Herrin von Sophienlust und Schoeneich wollte ihnen eine Geschichte aus der Zeitung vorlesen. Eigentlich war es gar keine Geschichte, sondern ein Tatsachenbericht über einen Hund. Über den Boxer Donald. »Was ist nun mit dem Boxerhund, Tante Isi?«, fragte die kleine Heidi drängend. Fabian wollte dagegen wissen: »Wie heißt er doch gleich wieder?« »Er heißt Donald. Und nun seid schön still, damit ich euch die Geschichte vorlesen kann.« Denise räusperte sich und las die Überschrift: »Ein junger Hund fährt aus Heimweh immer Eisenbahn.« Dann folgte ein Bericht über einen jungen Boxerhund, der Donald hieß. Donald war erst ein Jahr alt. Er wurde als trauriger Hund bezeichnet, denn er hatte Heimweh. Heimweh nach seiner Hundemutter, von der man ihn getrennt hatte, als er acht Wochen alt gewesen war. Mit der Eisenbahn war er zu seinem neuen Besitzer gefahren. Und dem lief er nun immer wieder davon. Er lief zurück zum Bahnhof, und dort sprang er dann in irgendeinen Zug, um wieder zurück zu seiner Mutter zu kommen. Aber natürlich landete er immer an einem falschen Ort, weil er nie den richtigen Zug erwischte. »Der Arme«, sagte Heidi leise.
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Buchvorschau
Ein Kind sehnt sich nach Zärtlichkeit - Gert Rothberg
Sophienlust Extra
– 81 –
Ein Kind sehnt sich nach Zärtlichkeit
Wie eine besondere Familie zusammenfand …
Gert Rothberg
In der Halle von Sophienlust hatten sich die Kinder um Denise von Schoenecker versammelt. Die Herrin von Sophienlust und Schoeneich wollte ihnen eine Geschichte aus der Zeitung vorlesen. Eigentlich war es gar keine Geschichte, sondern ein Tatsachenbericht über einen Hund. Über den Boxer Donald.
»Was ist nun mit dem Boxerhund, Tante Isi?«, fragte die kleine Heidi drängend.
Fabian wollte dagegen wissen: »Wie heißt er doch gleich wieder?«
»Er heißt Donald. Und nun seid schön still, damit ich euch die Geschichte vorlesen kann.« Denise räusperte sich und las die Überschrift: »Ein junger Hund fährt aus Heimweh immer Eisenbahn.«
Dann folgte ein Bericht über einen jungen Boxerhund, der Donald hieß. Donald war erst ein Jahr alt. Er wurde als trauriger Hund bezeichnet, denn er hatte Heimweh. Heimweh nach seiner Hundemutter, von der man ihn getrennt hatte, als er acht Wochen alt gewesen war. Mit der Eisenbahn war er zu seinem neuen Besitzer gefahren. Und dem lief er nun immer wieder davon. Er lief zurück zum Bahnhof, und dort sprang er dann in irgendeinen Zug, um wieder zurück zu seiner Mutter zu kommen. Aber natürlich landete er immer an einem falschen Ort, weil er nie den richtigen Zug erwischte.
»Der Arme«, sagte Heidi leise.
Die anderen Kinder dachten genauso. Auch ihnen tat der Hund, den sie nicht kannten, leid. »Steht noch etwas über Donald in der Zeitung, Tante Isi?«, wollte Peter wissen, der nur vorübergehend in Sophienlust weilte.
»Ja. Donald fährt immer nur erster Klasse«, las Denise weiter.
Die Kinder lachten. Sie erfuhren außerdem noch, dass Donald seinem neuen Herrchen schon unzählige Male davongelaufen war, dass ihn aber Sebastian Barring, so hieß sein Besitzer, immer wieder zurückbekommen hatte. Meist durch Suchanzeigen in der Zeitung.
»Und jetzt ist Donald wieder einmal verschwunden«, beendete Denise den Bericht.
Die Kinder begannen nun aufgeregt durcheinanderzureden. Nick brachte sie schließlich zum Schweigen. »Seid doch einmal still. Man versteht ja sein eigenes Wort kaum.«
»Tut dir denn der arme Donald nicht leid?«, fragte Pünktchen entrüstet.
»Natürlich tut er mir leid. Der arme Kerl muss ja entsetzliches Heimweh nach seiner Mutter haben. Sonst würde er nicht immer wieder davonlaufen.«
»Vielleicht behandelt ihn sein neuer Besitzer nicht gut«, gab Henrik zu bedenken und schaute dabei seinen älteren Bruder fragend an.
Nick wiegte den Kopf. »Könnte sein.«
»Dann müsste man ihm Donald aber wegnehmen«, schimpfte Heidi laut.
Vicky gab ihr recht: »Das finde ich auch. Stellt euch doch bloß einmal vor, was dem armen Donald auf seinen Reisen alles passieren kann.«
Dieser Einwurf erregte sofort die Fantasie der Kinder. »Er kann von einem Zug überfahren werden«, meinte Heidi erschrocken.
»Oder von einem Auto!« Die Erregung steigerte sich, sodass Denise schon fast bereute, den Kindern den Artikel vorgelesen zu haben.
»Wir müssen unbedingt etwas tun, Tante Isi«, sagte Pünktchen. Sie war aufgesprungen und schaute die anderen Kinder erwartungsvoll an.
Alle nickten ihr zu. »Pünktchen hat recht. Aber was können wir tun, Mutti?«, fragte Nick.
»Ich fürchte, nicht viel.« Denise legte die Zeitung beiseite. »Der Hund gehört ja schließlich nicht uns, sondern einem Herrn Barring in Reutlingen.«
»Aber wir könnten doch diesem Herrn Barring hellen, seinen Hund wiederzufinden«, schlug die ältere Irmela vor. »Dagegen kann er doch nichts haben.«
»Das nicht. Aber nehmen wir einmal an, wir finden Donald und bringen ihn zurück. Bei der nächsten Gelegenheit läuft er doch wieder davon«, gab Nick zu bedenken.
Die Heimleiterin kam in die Halle und gab Denise ein Zeichen. »Sie werden am Telefon verlangt, Frau von Schoenecker.«
»Ich komme.« Denise stand auf und ging hinaus.
»Die Kinder sind ja ganz durcheinander«, sagte Else Rennert auf dem Gang zu Denise von Schoenecker.
Diese nickte. »Ich habe mit der Geschichte aus der Zeitung etwas Schönes angerichtet. Wer ist übrigens am Apparat?«
»Frau von Lehn.«
Andrea von Lehn wollte ihre Stiefmutter nur etwas fragen. Dabei erzählte Denise ihr auch von dem Zeitungsartikel über den Boxer.
Nachdenklich hörte ihre junge Stieftochter zu.
Tiere interessierten Andrea immer. Schließlich war das Tierheim Waldi & Co. durch ihre Initiative entstanden und wurde auch von ihr geführt.
Das Gespräch wurde durch Nick und Pünktchen gestört.
»Wir haben gehört, dass du mit Andrea sprichst, Mutti. Dürfen wir sie etwas fragen, wenn du fertig bist?«
Denise nickte und gab die Bitte durchs Telefon an Andrea weiter. Dann reichte sie Nick den Hörer. »Sprich sofort mit ihr.«
»Kennst du die Geschichte von Donald schon?«, fragte Nick gleich nach der Begrüßung seine Stiefschwester.
»Ich habe sie soeben von Mutti gehört. Natürlich kaufe ich mir sofort die Zeitung.«
»Kannst du dir sparen. Wir haben einen anderen Vorschlag. Das heißt, eigentlich eine Bitte«, verbesserte sich Nick.
»Die Kinder möchten sich unbedingt mit dir über Donald unterhalten. Sie meinen, du verstündest am meisten von Tieren.«
Denise, die so etwas geahnt hatte, atmete hörbar ein. Jetzt werden sie wahrscheinlich Andrea auf den Pelz rücken, dachte sie. Und genau das schlug Nick seiner Stiefschwester im nächsten Moment vor.
»Dürfen wir heute Nachmittag zu dir kommen, Andrea? Natürlich nicht alle, damit es nicht zu viel wird. Wir werden auslosen, wer mitkommen darf. Ungefähr die Hälfte. Dann bringen wir die Zeitung mit, und du kannst die Geschichte selbst lesen.«
»Einverstanden«, sagte Andrea. »Ich erwarte euch so gegen vier. Dann gibt es sogar Kakao und Kuchen.«
Die Kinder klatschten vor Begeisterung, als Nick Andreas Vorschlag weitergab.
Natürlich wollte ein jedes Kind mitkommen. Deshalb musste das Los darüber entscheiden, wer wirklich mitkommen durfte.
Kurz vor vier lenkte der Chauffeur von Sophienlust den roten Schulbus auf das Lehnsche Grundstück. Die Kinder stiegen aus und begrüßten Andrea stürmisch. Allen voran Nick mit der Zeitung in der Hand.
Während Andreas Hausmädchen Betty den Kakao einschenkte, las Andrea den Artikel. Schließlich legte sie die Zeitung nachdenklich beiseite. »Ich kann das eigentlich gar nicht glauben«, sagte sie.
Nick schaute seine Stiefschwester erstaunt an. »Du meinst …«
»Ich meine, dass wir es hier mit einer sogenannten Zeitungsente zu tun haben.«
Nick schaute seine Schwester verblüfft an. An so etwas hatte bisher niemand gedacht. Auch seine Mutter nicht. »Das glaube ich nicht, Andrea. Die können doch nicht einfach so eine Geschichte in der Zeitung erzählen, wenn sie nicht stimmt.«
»Die können viel«, meinte Andrea in ihrer burschikosen Art.
Die übrigen Kinder hörten nichts von dieser Unterhaltung zwischen Andrea und Nick, weil sie in der Küche stattfand. Doch jetzt ging Andrea mit der Zeitung in der Hand zum Telefon. »Weißt du was? Ich werde ganz einfach bei der Redaktion anrufen und mich erkundigen«, sagte sie zu Nick, der ihr gefolgt war.
Erstaunt schaute er seine gewandte Schwester an. Im Handumdrehen hatte sie die Nummer der Redaktion herausgefunden. Und nun wählte sie bereits. Man wollte ihr zuerst keine Auskunft geben. Doch so leicht ließ sich Andrea nicht abweisen. Sie bestand darauf, mit dem Chefredakteur zu sprechen.
Von diesem erfuhr sie schließlich, dass der Artikel über den Boxer Donald sehr wohl wahr sei. Er verband Andrea mit dem zuständigen Redakteur. Von diesem erfuhr sie sogar noch etwas mehr über die Hintergründe des ›Falles Donald‹, wie der Redakteur es nannte.
»Wie du nur so etwas machst«, sagte Nick anerkennend, sobald Andrea den Hörer zurückgelegt hatte.
Sie schmunzelte. »Ihr hattet recht. Es ist alles wahr, was über Donald in der Zeitung steht.«
»Wieso? Hast du nicht geglaubt, dass es wahr ist?« In der Tür stand Pünktchen und schaute Andrea fragend an.
»Ehrlich gesagt, nein. Es klang mir einfach zu unglaubwürdig.«
Andrea ging mit Nick und Pünktchen zurück zu den anderen.
Nach ein paar Minuten gesellte sich auch Helmut Koster, der Tierpfleger, zu ihnen. Henrik hatte ihm beim Füttern der Tiere geholfen. Dabei hatte er ihm von dem heimwehkranken Donald erzählt.
»Wissen Sie es schon, Herr Koster?«, fragte Andrea, während sie ihm Kaffee einschenkte.
»Ich kenne bereits die ganze Geschichte.«
»Und was sagen Sie dazu?«, fragte Nick. Er hielt sehr viel von der Meinung Helmut Kosters. Schließlich kannte dieser sich mit Tieren aus. Als Tierpfleger hatte er den ganzen Tag mit ihnen zu tun.
Helmut Koster überlegte sich die Antwort genau. Er sagte niemals etwas Unüberlegtes. »Wenn der Hund seinem neuen Besitzer dauernd davonläuft, dann muss das einen Grund haben.«
Andrea hatte sich ebenfalls in die Runde gesetzt. »Und welchen Grund könnte