Freund oder Feind?: Dr. Norden Extra 95 – Arztroman
()
Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Aber Lutz, du kannst doch nicht so einfach Schluss mit mir machen. Hast du schon vergessen, wie glücklich wir waren?« Verzweifelt wollte sich Selma Nitsch an den Hals des Mannes werfen, der ihr verlegen lächelnd gegenüberstand. Aber Lutz dachte nicht daran, das Flehen seiner Freundin zu erhören. Seine am Morgen diesen Tages getroffene Entscheidung stand fest. »Du weißt so gut wie ich, dass es keinen Sinn hat. Wir passen einfach nicht zusammen, und es hat keinen Zweck, noch länger, um etwas zu kämpfen, das ohnehin aussichtslos ist.« »Aber gestern Abend war doch noch alles ganz anders. Ich verstehe dich einfach nicht«, wehrte sich Selma verzweifelt gegen seine endgültigen Worte. »Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?« »Ich kann es nicht glauben.« Selma betrachtete ihren Freund, der ihr wie so oft, wie ausgewechselt schien. Bei einem Treffen liebevoll, zärtlich und verständnisvoll, konnte er tags darauf ebenso ruppig und unverschämt sein. »Manchmal denke ich, ich kenne dich nicht.« »Das macht nichts. Es sollte dir Lehre genug sein, dass es dir bis heute nicht gelungen ist, mich zu verstehen.« »Du hast mir nie eine reelle Chance dazu gegeben. Kein einziges Wort hast du je über dich gesprochen.« Lutz betrachtete seine Freundin mit stechendem Blick und lachte hämisch.
Mehr von Patricia Vandenberg lesen
Sophienlust - Die nächste Generation
Ähnlich wie Freund oder Feind?
Titel in dieser Serie (100)
Das Mädchen, das ich liebe: Dr. Norden Extra 2 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerwundete Seele: Dr. Norden Extra 26 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch dachte, es wäre Liebe: Dr. Norden Extra 6 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur für einen Sommer?: Dr. Norden Extra 10 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Traum, der keiner mehr ist: Dr. Norden Extra 1 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerlorene Träume: Dr. Norden Extra 24 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSie konnte nicht vergessen: Dr. Norden Extra 19 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Herz voller Zweifel: Dr. Norden Extra 7 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCordulas Weg ins Leben: Dr. Norden Extra 11 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Baby vor der Praxistür: Dr. Norden Extra 3 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSie hatte viel gewagt: Dr. Norden Extra 42 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWovor hast du Angst?: Dr. Norden Extra 29 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMut zum Weiterleben: Dr. Norden Extra 8 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin ganz besonderes Wochenende: Dr. Norden Extra 4 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErste Liebe - erstes Leid: Dr. Norden Extra 22 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVor einer Entscheidung: Dr. Norden Extra 18 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas die Zukunft bringt...: Dr. Norden Extra 16 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlück auf Rezept: Dr. Norden Extra 12 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenImmer an deiner Seite: Dr. Norden Extra 17 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAn Liebe dachte sie nicht: Dr. Norden Extra 13 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch halte dich fest für's ganze Leben: Dr. Norden Extra 9 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMan hielt sie für ein Traumpaar: Dr. Norden Extra 5 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeben ohne Angst: Dr. Norden Extra 32 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWohin geht die Fahrt?: Dr. Norden Extra 14 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer andere in ihrem Leben: Dr. Norden Extra 33 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs war im letzten Sommer: Dr. Norden Extra 28 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerzeihen - aber nicht vergessen: Dr. Norden Extra 55 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Blick in die Vergangenheit: Dr. Norden Extra 15 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch stehe zu meinem Wort: Dr. Norden Extra 23 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas sie nicht zu schaffen wagte: Dr. Norden Extra 21 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Freund oder Feind?: Dr. Norden Bestseller 445 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBleib bei mir, wenn du es noch willst: Dr. Norden Extra 154 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Reise ohne Wiederkehr: Dr. Norden Extra 92 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Reise ohne Wiederkehr: Dr. Norden Gold 107 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDilettanten des Lebens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Reise ohne Wiederkehr: Dr. Norden Bestseller 442 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Herrgottsengel: Erzählung aus "Der Waldschwarze", Band 44 der Gesammelten Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHoppla, jetzt kommen wir!: Mami 1968 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThe Watcher - Nah Bei Dir Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKönigin für eine Nacht: Dr. Norden Gold 72 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiane Reinold Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJoy & Noel: A Holly Jolly Christmas Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBlondes Gift Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis des Wassers: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHab keine Angst, mein Mädchen: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAus Vernunft gefreit: Leni Behrendt Bestseller 4 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBarfuß ins Verderben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEdelwild Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWo die Liebe hinfällt …: Der Bergpfarrer 316 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDilettanten des Lebens: Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleine Küstenmorde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTausend heiße Liebesnächte: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEigentlich Prinzessin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBlondes Gift: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDAS GEHEIMNIS JENER NACHT: Der Krimi-Klassiker! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLumpenmüllers Lieschen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVati, ich warte so auf dich: Sophienlust 131 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTage mit Turmalin: Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Leben ist ein Regenbogen: Kurzgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBleeding Cherries Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Grimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Sämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 5 von 5 Sternen5/51984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Denke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die Welle: In Einfacher Sprache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Schöne neue Welt von Aldous Huxley (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHandbüchlein der Moral Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Immanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWalter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGriechische Mythologie: Theogonie + Die Götter + Die Heroen: Heldensagen und Heldendichtungen (Herkules + Der Trojanische Krieg + Theseus + Die Argonauten) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Werke Gustav Meyrinks Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHans Fallada: Gesamtausgabe (32 Werke und Illustrationen) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIlias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Werke: Romane, Memoiren, Essays, Novellen und Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Haus mit vielen Zimmern: Autorinnen erzählen vom Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDienstanweisung für einen Unterteufel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Harry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Freund oder Feind?
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Freund oder Feind? - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 95 –
Freund oder Feind?
Sie erkannte ihn nicht wieder
Patricia Vandenberg
»Aber Lutz, du kannst doch nicht so einfach Schluss mit mir machen. Hast du schon vergessen, wie glücklich wir waren?« Verzweifelt wollte sich Selma Nitsch an den Hals des Mannes werfen, der ihr verlegen lächelnd gegenüberstand.
Aber Lutz dachte nicht daran, das Flehen seiner Freundin zu erhören. Seine am Morgen diesen Tages getroffene Entscheidung stand fest.
»Du weißt so gut wie ich, dass es keinen Sinn hat. Wir passen einfach nicht zusammen, und es hat keinen Zweck, noch länger, um etwas zu kämpfen, das ohnehin aussichtslos ist.«
»Aber gestern Abend war doch noch alles ganz anders. Ich verstehe dich einfach nicht«, wehrte sich Selma verzweifelt gegen seine endgültigen Worte.
»Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?«
»Ich kann es nicht glauben.« Selma betrachtete ihren Freund, der ihr wie so oft, wie ausgewechselt schien. Bei einem Treffen liebevoll, zärtlich und verständnisvoll, konnte er tags darauf ebenso ruppig und unverschämt sein. »Manchmal denke ich, ich kenne dich nicht.«
»Das macht nichts. Es sollte dir Lehre genug sein, dass es dir bis heute nicht gelungen ist, mich zu verstehen.«
»Du hast mir nie eine reelle Chance dazu gegeben. Kein einziges Wort hast du je über dich gesprochen.«
Lutz betrachtete seine Freundin mit stechendem Blick und lachte hämisch.
»Was sollte ich kleiner Student und Lagerarbeiter dir auch zu
sagen haben? Die Welten, aus denen wir kommen, sind ganz einfach zu verschieden. Deine Eltern haben das von Anfang an begriffen. Aber du wolltest es nicht einsehen.«
»Meine Eltern? Ach, du meinst Cordula und Hannes«, erinnerte sich Selma fröstelnd daran, ihm auch nicht immer reinen Wein eingeschenkt zu haben. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. »Am Anfang hast du aber noch ganz anders gesprochen.«
»Am Anfang war ich auch blind und verliebt. Das kannst du mir kaum zum Vorwurf machen. Aber jetzt sehe ich endlich klar und weiß, dass es so nicht weitergehen kann.«
»Aber wir sind doch schon so weit gekommen«, bettelte Selma weiter, obschon sie wusste, dass er recht hatte. »Gib uns doch noch eine einzige Chance.«
»Wie viele Chancen brauchst du denn noch, um einzusehen, dass es nicht geht? Glaube mir, mir fällt dieser Schritt auch nicht leicht. Aber es wird Zeit, dass sich unsere Wege endgültig trennen. Du hast genau wie ich ein Recht darauf, dein Glück zu finden. Gemeinsam ist uns das nicht gelungen«, erklärte Lutz ein wenig weicher. Seine Augen waren glasig, sein Kinn unrasiert. Selma redete sich ein, dass auch er voll des Kummers war über die getroffene Entscheidung. Zumindest das war ihr ein kleiner Trost.
»Du glaubst wirklich, was du da sagst, nicht wahr?«, seufzte sie endlich einsichtig.
»Natürlich. Und du weißt, dass ich recht habe.«
»Na schön. Dann werde ich also jetzt gehen.« Bedrückt sah sich Selma in der Wohnung um, die für ein paar Monate ihr zweites Zuhause gewesen war. »Meine Sachen hole ich ein anderes Mal. Ich kann jetzt nicht. Auf Wiedersehen, Lutz.«
»Leb wohl, Selma.« Er öffnete ihr mit einer unsicheren Bewegung die Tür, und ihr blieb nichts anderes übrig, als der stummen Aufforderung zu folgen. Mit hängenden Schultern verließ sie Lutz und stieg die Stufen des Wohnhauses hinunter. Sie fühlte sich leer und ausgebrannt. Alles, wofür sie in den vergangenen Monaten gekämpft hatte, schien umsonst gewesen zu sein.
Um ihre triste Stimmung noch zu unterstreichen, fiel draußen ein feiner Nieselregen auf den grauen Schnee, der die Straßen bedeckte. Auf eine lang anhaltende Kälteperiode war ein Wärmeeinbruch gefolgt und hatte die weiße Pracht in hässlichen Matsch verwandelt. Selma kam diese triste Stimmung gerade recht. Sie wanderte durch die Straßen und gelangte schließlich in das Viertel, in dem die Altbauwohnung lag, die sie mit ihrer Freundin Nelly bewohnte.
»Es ist aus«, murmelte sie, als die sie erwartungsvoll im Flur begrüßte.
»Wie bitte?«
»Ich sagte, es ist aus«, wiederholte Selma mit Grabesstimme. »Lutz hat Schluss gemacht.«
»Na endlich. Ich dachte schon, ihr beiden kommt niemals mehr voneinander los. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass dieses Chaos dann endlich ein Ende hat«, erklärte Nelly schonungslos. »Außerdem konnten dein Onkel und deine Tante ihn ohnehin nicht leiden.«
»Ist das ein Argument? Den beiden war noch nie jemand gut genug. Und vielen Dank auch für deine mitfühlenden Worte«, schnaubte Selma empört.
»Was willst du denn von mir hören? Soll ich dich bemitleiden und dich damit nur noch mehr ins Unglück stürzen?«
»Nein, natürlich nicht. Du hast ja recht. Sag mal, kommst du mit zum Langlaufen? Ich brauche jetzt einen Ausgleich.«
»Bist du verrückt geworden? Bei dem Wetter?«
»Ist doch egal. Wenn ich schon kein Mitleid bekomme, dann habe ich wenigstens moralische Unterstützung verdient«, beharrte Selma eigensinnig.
Nelly seufzte. Der Argumentation ihrer Freundin war sie an diesem Samstagnachmittag nicht gewachsen.
»Also schön. Was sollte man bei diesem Wetter auch anderes machen? Auf diese Art und Weise kommen wir wenigstens an die frische Luft.«
Rasch waren Jeans und Pullover gegen Langlaufkleidung vertauscht, und tapfer machten sich die beiden Freundinnen mit dem Wagen auf den Weg an den Stadtrand. Zu Selmas großer Erleichterung waren sie fast alleine. Kaum ein Mensch wagte sich bei diesem Wetter ins Freie.
»Auf diese Weise hat man wenigstens die Natur für sich«, lächelte Nelly schicksalsergeben. »So eine Stille habe ich hier noch nie zuvor erlebt.«
»Und so eine Kälte. Ich bin ganz klamm.«
»Wir sollten ein paar Aufwärmübungen machen.«
»Nein, keine Lust. Lass uns loslaufen. Sonst ist es dunkel, ehe wir zurück sind. Und darauf habe ich auch keine Lust«, erklärte Selma und schien schon nicht mehr so begeistert von ihrer Idee zu sein. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
Nelly übernahm die Führung und lief mit großen, geübten Schritten voran. Selma, die erfüllt war von ihrem Schmerz, Lutz für immer verloren zu haben, folgte ihr langsam. Der Abstand wurde größer und größer, als Nelly endlich innehielt und nach der Freundin Ausschau hielt.
»Mausi, wo bist du denn? Ich kann dich gar nicht mehr sehen, so düster ist es.«
»Keine Sorge, ich bin hier«, rief Selma und beschleunigte ihren Schritt. Tatsächlich hatte sich dichter Nebel wie eine Wand zwischen sie geschoben. Die langsam einsetzende Dämmerung tat noch ihr Übriges dazu.
»Sei vorsichtig. Da vorne ist ein unangenehmes Loch. Ich wäre beinahe mit der Skispitze darin hängen geblieben«, stieß Nelly eine fürsorgliche Warnung aus. Aber ein schmerzerfüllter Schrei ihrer Freundin ließ sie ahnen, dass es zu spät gewesen war.
»Aua, so ein Mist. Das hat mir gerade noch gefehlt«, fluchte Selma. Sie saß im Schnee und rieb sich das schmerzende Knie.
»Was ist passiert? Ich kann dich gar nicht sehen.«
»Deine Warnung kam zu spät. Ich bin gestürzt und habe mir das Knie verdreht. O Mann, das tut vielleicht weh.«
Nelly wendete und tastete sich auf ihren Skiern vorsichtig zurück. Schemenhaft erschien die Gestalt ihrer Freundin in der Düsternis.
»Kannst du aufstehen, Mausi?«, fragte sie, als sie Selma erreicht hatte. Schon schnallte sie ihre Ski ab und kniete fürsorglich neben der Verletzten nieder.
»Wenn du mir hilfst, geht es vielleicht.« Mit klammen Fingern machten sich die beiden Frauen an der Skibindung zu schaffen. Wenig später stand Selma mit angezogenem Bein auf Nelly gestützt und versuchte ein Lächeln.
»Das musste ja passieren. Ein Unglück