Bedrohte Harmonie: Dr. Norden Extra 99 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Wie lange sind Sie nun schon bei uns in der Firma?« Obwohl Lars Bergmann die Akte seines Mitarbeiters genau kannte, stellte er diese taktische Frage und blickte sein Gegenüber mit unverhohlener Geringschätzung an. »Seit beinahe zwei Jahren. Wie Sie wissen, habe ich mich in dieser Zeit bis zum Abteilungsleiter emporgearbeitet«, erklärte Rainer Tauber mit belegter Stimme. Vor Aufregung war sein Mund trocken, die Zunge klebte an seinem Gaumen. »Das ist mir bekannt. Wir waren in der Tat sehr zufrieden mit Ihren Leistungen. Leider konnten Sie an den Erfolg der Vergangenheit aber nicht anknüpfen.« Bergmann ließ sich diese Worte sichtlich auf der Zunge zergehen. »Seit geraumer Zeit beobachten wir einen eklatanten Umsatzrückgang. Wie können Sie sich die schlechten Zahlen erklären?« »Da gibt es viele Gründe. Zum einen waren zahlreiche Mitarbeiter erkrankt. Meine Abteilung war selten vollzählig. Und die Konkurrenz ist gewachsen. Die Zeiten sind härter geworden.« »Sicherlich haben Sie eine Strategie erarbeitet, mit der Sie dem Umsatzrückgang entgegenwirken können, nicht wahr?«, fragte Bergmann erbarmungslos weiter. Rainer Tauber zuckte zusammen.
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Dr. Norden
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Buchvorschau
Bedrohte Harmonie - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 99 –
Bedrohte Harmonie
Schweigen ist nicht immer Gold
Patricia Vandenberg
»Wie lange sind Sie nun schon bei uns in der Firma?« Obwohl Lars Bergmann die Akte seines Mitarbeiters genau kannte, stellte er diese taktische Frage und blickte sein Gegenüber mit unverhohlener Geringschätzung an.
»Seit beinahe zwei Jahren. Wie Sie wissen, habe ich mich in dieser Zeit bis zum Abteilungsleiter emporgearbeitet«, erklärte Rainer Tauber mit belegter Stimme. Vor Aufregung war sein Mund trocken, die Zunge klebte an seinem Gaumen.
»Das ist mir bekannt. Wir waren in der Tat sehr zufrieden mit Ihren Leistungen. Leider konnten Sie an den Erfolg der Vergangenheit aber nicht anknüpfen.« Bergmann ließ sich diese Worte sichtlich auf der Zunge zergehen. »Seit geraumer Zeit beobachten wir einen eklatanten Umsatzrückgang. Wie können Sie sich die schlechten Zahlen erklären?«
»Da gibt es viele Gründe. Zum einen waren zahlreiche Mitarbeiter erkrankt. Meine Abteilung war selten vollzählig. Und die Konkurrenz ist gewachsen. Die Zeiten sind härter geworden.«
»Sicherlich haben Sie eine Strategie erarbeitet, mit der Sie dem Umsatzrückgang entgegenwirken können, nicht wahr?«, fragte Bergmann erbarmungslos weiter.
Rainer Tauber zuckte zusammen.
»Selbstverständlich gibt es verschiedene Denkansätze. Welches Konzept wir allerdings in Zukunft verfolgen werden, ist noch nicht klar.«
»Sie sollten sich so bald wie möglich Klarheit verschaffen, mein lieber Tauber«, gab Bergmann zurück. »Es gibt einige Mitarbeiter, die interessante Ideen haben und nur darauf warten, sie an Ihrer Stelle in die Tat umzusetzen. Wir haben uns doch verstanden?«
»Natürlich, Herr Bergmann«, erklärte Tauber atemlos. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn, sein Herz schlug schnell vor Aufregung. »Geben Sie mir einen Monat Zeit. Dann werden wir Erfolge haben, von denen Sie bislang nur träumten.«
»Ich gebe Ihnen vierzehn Tage. Auf Wiedersehen, Herr Tauber.«
»Aber …«, wollte Rainer widersprechen, aber für Lars Bergmann war das Gespräch damit beendet. Er nickte seinem Mitarbeiter zu, um sich sofort anderen Dingen zuzuwenden. Sein Terminkalender war übervoll und für solch lästigen Gespräche war im Grunde genommen keine Zeit.
Rainer Tauber blieb nichts anderes übrig, als das Büro seines Chefs zu verlassen. Mit grimmiger Miene kehrte er an seinen Schreibtisch zurück und versuchte, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Aber was er auch anstellte, stets spürte er das Damoklesschwert über sich schweben. Konzentration war unter diesen Umständen unmöglich. Was sollte mit ihm und seiner Familie, seinem aufwendigen Lebensstil werden, wenn er seine Arbeit verlor? Allein die Schmach, der Nachbarschaft sein Versagen zu zeigen, verursachte ihm ein beinahe körperliches Unbehagen.
»Was ist denn mit dir los?«, fragte Rainer Taubers Kollege Ken Keaton kurze Zeit später, als er mit einem Anliegen in dessen Büro kam. Rainer überlegte kurz. Ken war einer der Ersten, mit denen er in der Firma Bekanntschaft geschlossen hatte. Nach anfänglichem Beschnuppern waren die beiden schnell Freunde geworden, und der Junggeselle war oftmals in dem feudalen Bungalow der Taubers zu Gast. Rainer konnte ihm seine Sorgen guten Gewissens anvertrauen.
»Bergmann will mich feuern, wenn ich nicht innerhalb von zwei Wochen eine Umsatzsteigerung vorweisen werde.«
»Das kann er doch nicht machen!«, rief Keaton überrascht aus.
»Nicht so laut!« Rainer Tauber legte den Finger mahnend auf die Lippen. »Schließlich soll es nicht die ganze Firma erfahren.«
»Tut mir leid. Aber hör mal, er kann dir nicht einfach kündigen. Immerhin hast du eine Frau und zwei Kinder. Da gibt es andere, die vor dir zur Verantwortung gezogen werden müssen.«
»Du weißt doch, dass es heutzutage im Geschäftsleben keine Sicherheit mehr gibt. Er zahlt mir eine Abfindung, und schon bin ich weg vom Fenster. Das geht von heute auf morgen. Da wird nicht viel Federlesen gemacht.«
»Mit deiner Qualifikation würde ich mir mal keine großen Sorgen machen. Selbst wenn Bergmann dich loswerden will, findest du doch überall sehr schnell eine neue Arbeit.«
»Darauf würde ich mich nicht verlassen. Schon beim letzten Mal war ich über ein Viertel Jahr arbeitslos. Und jünger werde ich auch nicht«, seufzte Rainer und stützte verzweifelt den Kopf in die Hände. »Ich kann mich nur zu gut an diese drei Monate erinnern. Und ich sage dir, eine solche Schande will ich nicht noch einmal erleben.«
»Wirf die Flinte nicht gleich ins Korn. So weit wird es nicht kommen. Wenn du willst, setzen wir uns morgen Vormittag zusammen und erarbeiten ein Konzept für Bergmann. Dem wird noch Hören und Sehen vergehen«, fand Ken Keaton tröstende Worte und setzte ein freundschaftliches, aber undurchsichtiges Lächeln auf.
Rainer warf dem Kollegen einen dankbaren Blick zu.
»Das würdest du für mich tun? Ich kann nur sagen, du bist ein echter Freund, Ken.«
»Natürlich bin ich das. Wann sehen wir uns also?«
»Sagen wir gegen elf Uhr bei uns zu Hause. Ich sage Amanda Bescheid, dass sie Sushi kommen lassen soll.«
»Hmm, Sushi, das liebe ich über alles.« Ken nickte zufrieden. Wieder war ein Vorwand gefunden, um einen weiteren Tag in Gesellschaft der bezaubernden Amanda Tauber zu verbringen und noch dazu nach allen Regeln der Kunst mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt zu werden. Mit knappen Worten erledigte er das geschäftliche Anliegen, das ihn zu Rainer Tauber geführt hatte, ehe er mit einem heiteren Lied auf den Lippen das Büro verließ. Soviel Grund Rainer zur Sorge hatte, so unbeschwert war das Leben von Ken, und er machte keinen Versuch, diese Tatsache vor dem Kollegen und vermeintlichen Freund zu vertuschen.
*
Mit einem flauen Gefühl im Magen blieb Rainer Tauber in seinem Büro zurück. So sehr er auch versuchte, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, so wenig wollte es ihm gelingen.
Er brauchte wohl eine Aspirin-Tablette. Er legte den Stift beiseite, fuhr den Computer herunter und löschte das Licht. Da es Freitag nachmittag war, hatten die meisten Kollegen das Haus bereits verlassen, allesamt fröhlich und mit vielversprechenden Plänen für das Wochenende. Auch Rainer hatte mit seiner Familie einen Ausflug geplant. Doch daraus sollte nun nichts werden. Es gab Wichtigeres, als die Ansprüche seiner Familie zu erfüllen.
Als er die breite Einfahrt zu dem noblen Bungalow hochfuhr, den er vor einigen Jahren gebaut hatte, wurde er bereits von seiner strahlend schönen Frau erwartet.
»Liebling, schön, dass du endlich da bist.« Amanda beugte sich über ihn und gab ihm einen Kuss. Dann musterte sie ihn mit einem eingehenden Blick. »Was ist denn mit dir? Du wirkst so bedrückt.«
Rainer, der selbst nach vielen Ehejahren bei jedem Treffen wieder betört war von der Schönheit seiner Frau, haderte einen Augenblick mit sich.
»Ich hatte viel Arbeit heute, nichts weiter«, brachte er die Wahrheit jedoch nicht über die Lippen. »Und ich habe eine schlechte Nachricht.«
»Welche denn?«
»Aus dem Ausflug in den Vergnügungspark wird leider nichts. Ken und ich müssen morgen einige geschäftliche Unterlagen durcharbeiten.«
»Die Kinder werden enttäuscht sein«, bemerkte Amanda spitz.
»Ich weiß, und es tut mir unendlich leid. Du könntest alleine mit Kathrin und Florian fahren.«
»Nein, davon halte ich nichts. Du weißt doch, wie anstrengend die beiden sind. Nun ja, mir wird schon etwas einfallen, womit ich sie trösten kann. Ken kommt, sagtest du? Wenn er zu Mittag bleibt, könnte ich Sushi kommen lassen. Die Haushälterin hat morgen frei und ich möchte euch mit meinen Kochkünsten verschonen.«
»Sushi war auch meine Idee. Wie gut wir uns doch verstehen«, schwärmte Rainer, verliebt wie am ersten Tag. Amanda war seine Traumfrau. Seine große Liebe, um die er lange geworben und hart gekämpft hatte, bis sie