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LOCKENDE VERSUCHUNG
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Über dieses E-Book

Hätte der Weltumsegler Crispin geahnt, in welch verzweifelter Lage sich seine Jugendliebe Julianna befindet, hätte er allen Winden getrotzt, um die Geliebte von ihrem trunksüchtigen und lüsternen Stiefbruder zu befreien. So aber muss Julianna sich selbst helfen - und findet ihre Rettung in einer Ehe mit Crispins Onkel Sir Edmund Fitzhugh. Eine Ehe, die nie vollzogen, sondern annulliert werden soll, sobald Crispin heimgekehrt ist. Doch Juliannas Cousin Francis, der auf ihren Wunsch einen Gatten für sie auswählte, hat einen folgenschweren Fehler begangen. Denn Sir Edmund ist zwar um einiges älter als Julianna, aber keineswegs alt! Und während die junge Julianna die wachsende Innigkeit zwischen ihnen für Freundschaft hält, weiß Sir Edmund längst, dass es Begehren ist, das sie zueinander treibt…

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum16. Dez. 2013
ISBN9783954467778
LOCKENDE VERSUCHUNG
Autor

Deborah Hale

Deborah Hale konnte es nie richtig glauben, wenn ihre Eltern erzählten, sie hätte schon mit sieben Monaten zu sprechen begonnen. Aber wie auch immer, eines ist sicher: Deborah liebt es, Geschichten zu erzählen, seit sie denken kann. In ihrer Jugend las sie unendlich viele Romane über das Meer und schrieb auch mit einer Freundin zusammen ein Buch über Piraten, als sie beide dreizehn Jahre alt waren. Auf den Geschmack gekommen, schrieben beide einzeln weiter und lasen ihre Werke gegenseitig, nur um sich zu bestätigen, welch brilliante Autorinnen sie beide seien. Nun, damals war das ganz sicher noch nicht so. Ein großes Steckenpferd von Deborah war Familiengeschichte; zehn Jahre lang dauerte es, bis sie alles lückenlos beisammen hatte und wusste, dass ihre Vorfahren im 18. Jahrhundert aus Britannien nach Kanada ausgewandert waren. Dieses interessante Hobby von Deborah Hale brachte ihr nützliches Wissen über die Gesellschaft der damaligen Zeit. Dieses Wissen konnte sie ab 1992 besonders intensiv nutzen, als sie ihren ersten historischen Liebesroman schrieb. Diesen überarbeitete sie zwei Jahre später noch einmal, als sie von der Organisation der Romance Writers of America erfuhr. Aber ihre Bemühungen wurden nicht sofort mit Erfolg gekrönt. Erst als weitere unzählige Verbesserungen und Kritiken das Werk geformt hatten, war es soweit: Deborah Hale gewann 1997 den Golden Hearts Award der Romance Writers of America für die beste historische Romance. Dadurch war sie in die Topliga ihrer großen Vorbilder aufgestiegen und überglücklich. Außerdem bedeutete der Preis ein riesen Sprungbrett für ihre Karriere; sie wurde von einer Agentur unter Vertrag genommen und begann, für Harlequin Enterprises Canada zu schreiben. Sie bekam endlich die große Unterstützung, auf die sie die ganze Zeit gehofft hatte. Deborah Hale ist seit siebzehn Jahren verheiratet. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Nova Scotia – zwischen der geschichtsträchtigen ehemaligen Garnisonsstadt Halifax und dem romantischen Annapolis Valley.

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    Buchvorschau

    LOCKENDE VERSUCHUNG - Deborah Hale

    1. KAPITEL

    Oktober des Jahres 1742

    „Liebe Gemeinde. Die hohe, fast pfeifende Stimme des Kuraten hallte im Gewölbe der leeren Kirche St. Martin im Felde, eine bei der eleganten Welt Londons derzeit bevorzugte Andachtsstätte. „Wir sind hier im Angesicht Gottes versammelt, um diesen Mann und diese Frau in den heiligen Bund der Ehe zusammenzufügen, einen ehrenwerten Stand …

    Einen ehrenwerten Stand? Julianna Ramsay konnte ein bitteres Lachen nur mühsam zurückhalten. Ein Bund – oder besser eine Bindung – sicherlich. Am liebsten hätte sie dem Geistlichen das Gebetbuch aus den plumpen Fingern gerissen und durch eines der hohen Fenster hinter dem Altar geschleudert.

    „Wenn einer unter euch ist, der ernsthafte Gründe gegen diese Eheschließung vorzubringen hat, so möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen."

    Hart schloss sich Jeromes derbe Hand um Juliannas schlanken Arm. Zornig streifte sie den von der durchzechten Nacht noch deutlich gezeichneten Stiefbruder mit einem raschen Seitenblick. In seinen dunklen Augen spiegelte sich die ganze Bosheit und Mitleidlosigkeit seiner Seele wider.

    Er schien ihren Blick zu spüren, denn seine Lippen verzogen sich zu einem hämischen Grinsen. Nur immer zu, Schwester, schien er sagen zu wollen, gönne dir ruhig einen hysterischen Wutanfall. Dann wird man dich in die dunkelste Zelle des Irrenhauses von Bedlam einschließen, noch ehe der Tag vorüber ist.

    Verzweifelt kämpfte Julianna bei diesem Gedanken um ihre Selbstbeherrschung. Sie presste die Lippen aufeinander, um ihren wütenden Protest zu unterdrücken, und ihre Miene glich den erstarrten Zügen auf den marmornen Gesichtern der Grabdenkmäler an den Wänden. Diesen Gefallen werde ich dir nicht tun, Jerome, dachte sie verächtlich, während sie dem fragenden Blick des Geistlichen auswich.

    Der klein gewachsene Kurat räusperte sich und erhob die viel zu hohe Stimme. „Willst du, Julianna Ramsay, diesen Mann zu deinem rechtmäßig angetrauten Gatten nehmen …"

    Zögernd richtete Julianna nun den Blick auf ihren Bräutigam, Sir Edmund Fitzhugh. Er konnte Crispin Bayard, dem Mann, den sie zu ehelichen gehofft hatte, wohl kaum unähnlicher sein. Wenn sie an ihren schönen jungen Liebsten dachte, krampfte sich ihr das Herz zusammen. Die Worte, die sie nun vor dem Altar Gottes aussprechen musste, würden ihre Hoffnung auf eine glückliche Zukunft mit Crispin für immer zunichtemachen.

    Oh, mein Geliebter, schrie ihre Seele über Tausende von Meilen hinweg, die sie trennten, warum hast du mich so im Stich gelassen? Doch sogleich erhob sich in ihrem Innern eine protestierende Stimme. Wie hätte Crispin, als er sich auf den Weg in die Südsee machte, ahnen können, dass ihr Vater in der Zwischenzeit nach dem Bankrott seines Geschäfts sterben und Julianna damit auf Gedeih und Verderb in die Hände ihres verachteten und zugleich gefürchteten Stiefbruders geben würde?

    Die erwartungsvolle Stille, die sich plötzlich über die wenigen Gäste und Zuschauer legte, und der neuerliche Druck von Jeromes derber Hand holten Juliannas Gedanken in die Gegenwart zurück.

    „Ja." Das Wort klang wie ein Aufschrei.

    Der Geistliche lächelte nachsichtig. Zweifellos missdeutete er die Heftigkeit ihrer Antwort als den dringenden Wunsch, einen Mann von Reichtum und Ansehen zum Gatten zu nehmen.

    „Und willst du, Edmund Fitzhugh, diese Frau zu deiner rechtmäßig angetrauten Gemahlin nehmen, um mit ihr fortan in Gottes heiligem Sakrament zu leben …"

    Wieder wanderten Juliannas Blicke zu ihrem künftigen Gemahl, während dieser seine Aufmerksamkeit auf die Worte des Kuraten lenkte. Sie hätte ihn auch ohne Jeromes entsprechenden Bericht für einen ehemaligen Seefahrer und Schiffskapitän gehalten. Die herausfordernde Haltung von Sir Edmunds breiten Schultern, die einen geradezu wagemutigen Eindruck vermittelte, und seine breitbeinige Stellung verrieten die Zahl der Jahre, die er auf einem schwankenden Schiffsdeck verbracht hatte. Seinen großen, kräftigen Händen konnte man ansehen, dass sie mühelos in der Lage waren, ein Segel zu reffen oder in wilder See das Steuer festzuhalten. Das feste Kinn mit der kleinen Kerbe und die harten Linien seines Mundes kennzeichneten ein entschlossenes, ausdauerndes Naturell, und in seinen tief liegenden Augen, die so kalt und grau waren wie der Atlantik, lag immer ein merkwürdig angestrengter Ausdruck, so als suche er einen weit entfernten Horizont ab.

    Alles in allem war er weit davon entfernt, das erbarmungswürdige alte Wrack zu sein, das sie am heutigen Morgen vor den Altarstufen erwartet hatte. Doch damit war auch der verzweifelte Plan, die Absichten des Stiefbruders zu durchkreuzen und sich ungebunden für Crispin zu bewahren, fehlgeschlagen. Als Jerome auf ihrer sofortigen Eheschließung bestand, hatte sie ihren vertrauten Vetter Francis damit beauftragt, einen Gatten für sie ausfindig zu machen, der zu alt und hinfällig war, um die Ehe tatsächlich zu vollziehen. Da alles so schnell gehen musste, war keine Gelegenheit gewesen, Francis nach dem Erfolg seiner Mission zu befragen. Doch aus seiner zufriedenen Miene hatte sie geschlossen, dass die Angelegenheit nach Wunsch geklärt sein musste.

    Jeromes spöttische Bemerkung über Sir Edmund hatte sie in der Überzeugung bestärkt, dass dieser Mann ihren Vorstellungen auf ideale Weise entsprach. „Er sammelt alte Drucke und altertümliches Kunstgewerbe und scheint selbst eine Art Antiquität zu sein. Denke nur, er zieht es vor, sein eigenes Haar zu tragen, obwohl es an manchen Stellen dürftig genug ist, um nach einer guten Perücke zu verlangen."

    Eine Antiquität? Unter anderen Umständen hätte Julianna diesen Gedanken äußerst belustigend gefunden. Zudem hatte Jerome Sir Edmunds vorgeschrittenes Alter noch um einige Jahre übertrieben. Nun aber stellte sich ihr Bräutigam als ein Mann in den besten Jahren dar, der durchaus zum Vollzug einer Ehe tauglich war. Der kühne Rettungsplan hatte also kläglich versagt.

    „… willst sie als die eine und einzige an deiner Seite in Ehren halten, bis dass der Tod euch scheidet?"

    „Ja." Der Ton von Sir Edmunds Stimme war dunkel und volltönend, wenn auch mit einem deutlichen Anklang von Schärfe. Eine solche Stimme ließ keinen Widerspruch zu, weder von einer Schiffsbesatzung noch von der Dienerschaft oder dem Eheweib. Gnade mir Gott, dachte Julianna entsetzt. Habe ich nicht soeben hoch und heilig versprochen, meinem Gatten gehorsam zu sein?

    Ihre kindischen Träume von einer nicht vollzogenen Ehe waren ein Hirngespinst gewesen. In wenigen Augenblicken würde sie für immer diesem strengen Mann gehören, denn Jerome hatte all ihre vertrauten Dinge verkauft – ihre geliebten Bücher und selbst ihre wie eine Kostbarkeit gehütete Harfe. Angeblich brauchte er jeden Penny, um die Schulden des Vaters zu begleichen. Eine gnädige Benommenheit überkam Julianna. Wie aus weiter Ferne beobachtete sie den Ablauf der Trauung, als betreffe sie eine Fremde.

    „Wer übergibt diese Frau an diesen Mann zum heiligen Ehestand?"

    „Ich", erwiderte Jerome gleichgültig.

    In Juliannas Ohren aber klang dieses Wort wie ein höhnischer Triumph. Und als sie der nach abgestandenem Brandy stinkende Atem ihres Stiefbruders traf, bewegte sie abwehrend den goldbestickten Fächer.

    Wer übergibt diese Frau? Für die meisten Bräute war diese Frage eine bloße Formalität. In ihrem Fall jedoch traf sie genau die Wahrheit. Ihr Stiefbruder gab sie einem völlig fremden Menschen. Nur um des Geldes willen zwang er sie zur Ehe. Sie wurde verkauft wie all ihr Hab und Gut, wie das Vermögen ihres verstorbenen Vaters, an denjenigen, der den höchsten Preis zu zahlen bereit war.

    „Im Namen Gottes nehme ich, Edmund Fitzhugh, dich, Julianna Ramsay, zu meiner rechtmäßig angetrauten Gattin. Ich werde von heute an zu dir halten in guten wie in schlechten Tagen, in Armut und Reichtum, in Krankheit und Wohlergehen, bis dass der Tod uns scheidet."

    Als nun die Reihe an Julianna kam, bewegte sie krampfhaft die Lippen, doch die Worte kamen kaum hörbar aus ihrem Munde. Starr blickte sie an Sir Edmunds hochgewachsener Gestalt vorbei und richtete den Schwur an Crispin, ihr Herz einzig und allein für ihn zu bewahren.

    „Ich, Julianna Ramsay, nehme dich, Edmund Fitzhugh, zu meinem rechtmäßig angetrauten Gatten …"

    Die Worte waren kaum mehr als ein Hauch, und Sir Edmund hatte den unerfreulichen Eindruck, als sehe seine künftige Gemahlin durch ihn hindurch.

    Warum, zum Teufel, blickt sie bei der Aussicht, meine Frau zu werden, nur so jammervoll drein, fragte er sich voller verletzten Stolzes. Schließlich ging der Plan dieser Ehe doch in erster Linie von ihr aus. Als ihr schüchterner Vetter mit diesem törichten Vorschlag bei ihm aufgetaucht war, hatte er keine andere ehrenhafte Möglichkeit gesehen, als darauf einzugehen.

    „… in Krankheit und Wohlergehen, bis dass der Tod uns scheidet."

    Bei Klang dieser Worte wurde Edmund unvermittelt die Tragweite dessen klar, was er soeben im Begriff war auszuführen, und diese Erkenntnis traf ihn wie ein unerwarteter Schlag in die Magengrube. Julianna Ramsay wirkte in ihrem schlecht sitzenden schwarzen Gewand und den zum größten Teil unter einer wenig kleidsamen Haube versteckten wirren Locken unsagbar jung. Obwohl er kaum vierzig Jahre alt war, hatte er in seinem Leben mehr gesehen und erlebt als andere mit achtzig. Die abenteuerlichen Jahre in der Tropen hatten ihre Spuren an seiner körperlichen Verfassung hinterlassen, und im Augenblick wünschte sich Edmund angesichts seiner ungewissen Zukunft nichts dringlicher als in den bequemen Armstuhl seiner Bibliothek entfliehen zu können, zu einer Pfeife würzigen westindischen Tabaks und den vertrauten Werken von Shakespeare oder Marcus Aurelius.

    „Mit diesem Ring binde ich dich …" Die Worte blieben ihm in der Kehle stecken, als er den schweren Goldreif über Juliannas eiskalten, starren Finger streifte, und nur mit Mühe konnte er den vorgeschriebenen Satz vollenden.

    Vor vielen Jahren hatte er sich geschworen, nie wieder zu heiraten. Die Ehe passte nicht zu seinem einzelgängerischen Wesen. Er und Amelia hatten einander während der nicht enden wollenden Monate ihrer kurzen Verbindung zutiefst unglücklich gemacht, doch nie hatte er sich einzureden versucht, Schuld daran habe allein seine kalte, ehrgeizige, viel zu früh verstorbene Gattin getragen. Welcher unsinnige Einfall hatte ihn nun nach all den Jahren an den Traualtar zurückgeführt?

    Verstohlen musterte er Julianna, die neben ihm kniete, um das Abendmahl zu empfangen. Das fahle Licht eines trüben Herbstmorgens fiel durch die Fenster der Apsis und hob die Zeichen von Schlägen in ihrem fein gezeichneten Gesicht deutlich hervor: ein bläulicher Striemen über ihrer Wange, dunkle Flecke am Kinn und eine geschwollene Unterlippe. Der Anblick dieses jungen, verletzlichen und offensichtlich brutal misshandelten Wesens an seiner Seite weckte den männlichen Beschützerinstinkt in ihm, und es zuckte ihm in der Hand, Jerome Skeldons feisten Nacken damit zu umschlingen. Wahrhaftig, um Julianna Ramsay aus den Fängen dieses Wüterichs zu befreien, war er sogar bereit, den Kopf erneut in die Schlinge des Ehestandes zu stecken.

    „Oh, Gott, der du das Sakrament der Ehe geheiligt hast, blicke gnädig auf diese deine frommen Diener."

    Edmund holte tief Luft und reckte die Schulter. Wie auch immer, jetzt waren vollendete Tatsachen geschaffen worden. In diesem Augenblick hatte er die Verantwortung für Juliannas Sicherheit übernommen, und er würde ihr nun jede nur mögliche Bequemlichkeit verschaffen. Mehr konnte sie doch wohl kaum von ihm verlangen. Danach würde er zu seiner geruhsamen, wohlgeordneten Lebensweise zurückkehren und sich einreden, dass die beunruhigenden Ereignisse der vergangenen Tage niemals stattgefunden hatten.

    Als er sich erhob, um die Glückwünsche der kleinen Hochzeitsgesellschaft entgegenzunehmen, plagte ihn nur noch ein einziger Gedanke: ob wohl Crispin tatsächlich einverstanden sein würde …

    Jeromes Kutsche ratterte über das Kopfsteinpflaster der Piccadilly Street und brachte ihn, Julianna und Francis zum Hochzeitsmahl nach Fitzhugh House. Lässig in die Ecke des Polstersitzes gelehnt, zog er einen silbernen Flakon aus seiner Rocktasche, öffnete ihn und nahm einen großen Schluck daraus. Dann wischte Jerome den Rand betont sorgfältig ab und hielt die Flasche Julianna hin. „Wollt Ihr mir nicht Gesellschaft leisten, Mylady?", fragte er mit beißendem Spott.

    Doch die junge Frau hob nur verächtlich die Brauen.

    „Ach so, du willst dir die Eindrücke dieses großen Tages natürlich nicht vernebeln, stichelte Jerome. „So ist es doch, Schwester, nicht wahr?

    Diese offene Verhöhnung versetzte Julianna einen schmerzhaften Stich und brachte ihr zugleich zu Bewusstsein, dass es außer ihr selbst niemanden gab, den sie für den Lauf der Dinge verantwortlich machen konnte.

    Inzwischen hatte Jerome das Flakon seinem Vetter angeboten. „Bist du vielleicht etwas geselliger aufgelegt als deine Cousine, Underhill?"

    „Nein, nein, wehrte Francis ab. „Ich beabsichtige, meinen Durst beim Hochzeitsmahl zu stillen. Juliannas Gemahl macht den Eindruck eines wahren Gentleman, und so fühle ich mich verpflichtet, seine Gastfreundlichkeit entsprechend zu würdigen.

    Jerome hob gleichmütig die Schulter. „Ganz wie du willst." Dann nahm er einen weiteren Schluck zu sich und stöhnte danach genussvoll.

    So ging es nun schon, seit die Kutsche sich in Bewegung gesetzt hatte: Jerome brachte Julianna mit seinen spöttischen Höflichkeitsfloskeln nicht weniger auf als Francis mit seinen gut gelaunten, aber nichtsdestoweniger lästigen Unterhaltungsversuchen. Diese Situation zerrte schrecklich an ihren Nerven.

    Die unnatürlich Ruhe, die während der Hochzeitszeremonie über sie gekommen war, verflüchtigte sich immer rascher, und hinter der Maske der Gefasstheit kam ein verängstigtes Kind zum Vorschein. Ratlos starrte sie auf den breiten Goldreif, der ihren Finger wie eine Fessel umschlang. Konnte sie wirklich die Frau dieses kalten, schweigsamen Mannes sein? Und wie sollte sie den heutigen Tag und die Nacht überstehen, gar nicht zu reden von den darauffolgenden Tagen und Monaten und Jahren?

    Der Kurat kletterte in Sir Edmunds Kutsche. „Ich bitte um Verzeihung für die Verzögerung, sagte er atemlos. „Aber während ich noch dabei war, den Ornat abzulegen, hielt mich der Gemeindevorsteher mit einer dringlichen Angelegenheit auf.

    „Wie bitte?" Widerstrebend wandte Edmund den Blick vom Fenster ab, denn er hatte die Überraschung noch nicht verwunden, die Juliannas rasche Entscheidung, die Kutsche ihres Bruders zu nehmen, bei ihm hervorgerufen hatte. War es nur das Bestreben gewesen, schnell dem Platzregen zu entkommen? fragte er sich zum wiederholten Male. Oder sollte sie die Gesellschaft dieses widerlichen Flegels Skeldon absichtlich der seinen vorgezogen haben?

    „Der Gemeindevorsteher, wiederholte der Kurat mit lauterer Stimme. „Er lässt Euch ausrichten, dass er ungemein bedauert habe, bei Eurer Trauung nicht anwesend sein zu können. Wenn Ihr nicht in so großer Eile wegen der Eheschließung gewesen wäret, hätte er es ganz bestimmt ermöglicht … Er brachte ein riesiges Taschentuch zum Vorschein und trocknete sich vorsichtig das Gesicht ab. „Ein Wetter ist das, murmelte er. „Aber Regen am Hochzeitstag bedeutet Glück für die junge Ehe, soviel ich weiß.

    Edmund erwiderte achselzuckend: „In Surrey heißt es: glücklich die Braut, die die Sonne bescheint."

    Der Geistliche kicherte leise. „Weil wir gerade von der Braut sprechen – wo ist denn die reizende junge Frau?"

    Ist sie tatsächlich reizend, überlegte Edmund, während er beiläufig das Fehlen seiner Gemahlin mit ihrer Hast erklärte, sich in dem erstbesten Wagen vor dem Regenguss in Sicherheit zu bringen. Nein, nicht im landläufigen Sinne, entschied er sich schließlich. Ihre Augen zum Beispiel hatten eine merkwürdige Farbe: das blasse Bernsteinbraun von frisch gebrühtem Tee. Um wirklich schön zu sein, war der Mund auch zu groß. Aber vielleicht vermittelten ja auch die Verletzungen in ihrem Gesicht einen falschen Eindruck.

    Nun, wie auch immer, auf jeden Fall berührte ihn Juliannas einnehmende Art, und deshalb scheute sein doch so leidenschaftsloses und standhaftes Herz vor dem Ausdruck von Widerwillen zurück, den er in den Augen seiner Braut zu erkennen geglaubt hatte.

    Die beiden Kutschen passierten eine von schmiedeeisernen Gittern unterbrochene Steinmauer und hielten dann vor dem Eingangstor von Fitzhugh House an, einem geräumigen, vielfenstrigen Gebäude aus tiefrot gebrannten Ziegeln. Der Regenschauer hatte sich in der Zwischenzeit zu einem leichten Plätschern abgeschwächt, und als Julianna Jeromes Kutsche verlassen hatte, bot Edmund ihr höflich den Arm.

    Vor der schweren geschnitzten Eichentür wartete ein Bediensteter in einer makellosen Livree. Sir Edmund nickte ihm zu und wandte sich dann an seine Gemahlin. „Lass uns damit beginnen, dass ich dir meinen Haushofmeister vorstelle, Mr Mordecai Brock."

    Der Mann verneigte sich wortlos. Er trug einen außerordentlich beeindruckenden Backenbart und hatte die düstersten Augenbrauen, die Julianna je zu Gesicht gekommen waren. Zwei stechende blaue Augen betrachteten die neue Hausherrin voller Missfallen.

    „Ich bin erfreut, Euch kennenzulernen, Mr Brock", sagte Julianna, obwohl sie weit davon entfernt war, irgendwelche Freude darüber zu empfinden.

    Der Haushofmeister öffnete schweigend die Tür und geleitete die Hochzeitsgesellschaft in eine große, mit Marmorplatten ausgelegte Eingangshalle. Eine elegant geschwungene Holztreppe führte von dort aus in das erste Stockwerk empor.

    In der Halle selbst war eine wahrhafte Armee von Dienstboten aufmarschiert: Lakaien, Kutscher und weibliches Hauspersonal jedweder Bestimmung. Sir Edmund schritt mit seiner jungen Gemahlin die Reihe ab wie ein General, der seine Truppen inspiziert, während Mr Brock den Namen jedes einzelnen nannte. Aber Julianna hörte kaum hin. Nur der Ausdruck der Gesichter beeindruckte sie. Unverhüllte Neugier und Geringschätzung lag darin. Die offene Antipathie der Leute bedrückte sie, zumal sie zu den Bediensteten in ihrem Vaterhaus ein durchaus freundliches Verhältnis gepflegt hatte. Wenn sie den Leuten doch verständlich machen könnte, wie wenig es sie danach verlangte, in diesem Hause zu sein! Offensichtlich ebenso wenig, wie diese ihre Anwesenheit wünschten.

    Als die allgemeine Vorstellung beendet war, flüsterte Mr Brock Sir Edmund ein paar Worte zu, der sich darauf sofort an Julianna wandte. „Würdest dich mich wohl bitte für einen Augenblick entschuldigen? Eine wichtige Angelegenheit erwartet mich. Dann winkte er Francis herbei. „Ich bitte Euch, mich für kurze Zeit zu vertreten, Underhill, und meine Gemahlin in das Speisezimmer zu geleiten.

    „Es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen, Sir Edmund", erwiderte Francis strahlend und reichte Julianna mit einem ermunternden Lächeln den Arm.

    Doch deren walisisches Temperament begann sofort zu kochen. Wie konnte dieser Narr es wagen, so überaus selbstzufrieden auszusehen? Er war doch angeblich Crispins bester Freund. Nannte er das vielleicht Freundschaft – die heimliche Braut seines Jugendgefährten einem völlig Fremden auszuliefern? Unter dem Schutz ihrer weiten Röcke versetzte sie Francis einen so heftigen Stoß gegen das Schienbein, dass er erschrocken zusammenzuckte und seine ohnehin sanften Augen den Ausdruck eines todwunden Rehes annahmen, während Juliannas Blick keinen Zweifel über ihren Zorn zuließ.

    Als zwei Lakaien die Flügeltür zu dem Speisezimmer öffneten, kam ein bewundernder Laut über die Lippen des Kuraten. Im sanften Schein zahlloser Kerzen wirkte die mit Silber, Kristall und vergoldetem Porzellan reich gedeckte Tafel wie eine geöffnete Schatztruhe.

    „Sir Edmund ist ein sehr großzügiger Gastgeber", murmelte der Geistliche tief beeindruckt.

    „Wenn nicht sogar ein außergewöhnlich freundlicher", setzte Jerome halblaut hinzu, während er zu der Anrichte hinüberschlenderte und die dort aufgereihten Weinflaschen einer genauen Inspektion unterzog.

    Trotz ihrer unliebenswürdigen Attacke schob Francis höflich einen Stuhl für Julianna zurecht. „Das ist ein Festmahl, wie ich es mir gewünscht habe. Dein Vater hat zwar auch immer eine gute Tafel gehalten, meine Liebe, aber das hier übertrifft selbst sein bestes Galadiner."

    Mit einem verächtlichen Schniefen unterbrach Jerome seine Besichtigung. „Vater vergeudete sein Vermögen, indem er jeden Tunichtgut von London bewirtete. Er hätte seine Aufmerksamkeit lieber auf das Geschäft anstatt auf seinen Salon richten sollen. Dann hätte er nicht derart ungeordnete Verhältnisse hinterlassen."

    „De mortuis nil nisi bonum, mahnte der Geistliche im frommen Tone. „Sprecht nur Gutes von einem Toten.

    „Gutes sprechen? Ich habe Gutes getan, indem ich meiner Schwester in so kurzer Zeit einen Bräutigam verschafft habe, und das auch noch ohne jede Mitgift." Jerome nahm eine der Flaschen und füllte sich ein Glas.

    Bei diesen Worten hätte Julianna ihm an liebsten einen der rotbackigen Äpfel aus der großen Obstschale an den Kopf geworfen. Doch zum Glück betrat in diesem Augenblick Sir Edmund das Speisezimmer.

    „Ah, wie ich sehe, habt Ihr mich zur rechten Zeit erwartet, Skeldon, sagte er und befahl einem der Lakaien, auch den anderen Gästen Wein einzuschenken. Dann ging er zu seinem Platz am Kopfende der Tafel und erhob den kostbaren Kristallkelch. „Lasst uns das Hochzeitsmahl mit einem Toast auf die Braut beginnen. Unter der betonten Herzlichkeit dieser Worte glaubte Julianna allerdings eine verborgene Feindseligkeit erkennen zu können.

    „Wenn Ihr gestattet, Sir Edmund. Die Worten kamen Jerome bereits nicht mehr ganz sicher über die Lippen. „Ich glaube, als Juliannas um zehn Jahre älterer Bruder und bis vor Kurzem ihr Vormund, bin ich wohl am besten geeignet, Eurer jungen Gemahlin einen Gruß zu entbieten.

    Julianna erbleichte. Genau diese Worte hatte Jerome gestern Abend benutzt, als sie sich in ihr Schlafzimmer zurückziehen wollte und er ihr den Weg versperrte. Glaubst du, ich lasse dich in der Hochzeitsnacht zu Bett gehen ohne einen brüderlichen Gruß zuvor? Glücklicherweise hatte er wieder einmal zu tief ins Glas geschaut, sodass sie seinem Zugriff entkommen konnte, wenn auch nicht ohne einen blauen Fleck auf der Wange. Aber danach hatte sie die ganze Nacht wach gelegen und inbrünstig gebetet, dass ihr Ehemann zu alt und schwächlich sein würde, um sie jemals derart lüstern zublicken.

    Inzwischen hatten die Herren mit unverhüllter Begeisterung auf das Wohl der schönen Braut getrunken und erwartungsvoll wieder Platz genommen.

    „Ich fürchte, ich werde nie in meinem Leben wieder so gut essen", seufzte Francis, nachdem zunächst die Suppe aufgetragen worden war, gefolgt von Aal in Gelee und einer mit pikant gewürzten Nierchen gefüllten heißen Pastete.

    „Gefüllte Schnepfen!, flüsterte der Geistliche andächtig, während er mit Messer und Gabel einen der knusprig gebratenen Vögel zerlegte. „Und sogar drei Paar davon. Hastig stopfte er sich ein großes Stück des zarten Fleisches in den Mund.

    Unter anderen Umständen hätte auch Julianna diese köstlichen Speisen sehr genossen, doch heute brachte sie kaum einen Bissen davon hinunter und spielte nur nervös mit dem Essen auf ihrem Teller. Aber auch Sir Edmund schob jedes einzelne Stückchen mehrfach hin und her, bevor er hin und wieder einmal eines davon in den Mund steckte.

    Um so mehr glich Francis die Appetitlosigkeit des Brautpaares aus. Er griff so herzhaft zu, als habe er wochenlang nichts Richtiges zu essen bekommen und erwarte auch in Zukunft denselben Mangel. Gut gelaunt scherzte er dabei mit dem Kuraten, während Jerome sich vorzugsweise an Sir Edmunds ausgezeichneten Weinen schadlos hielt.

    Als ein Lakai wieder einmal Juliannas kaum berührten Teller abräumte, fiel ihr Blick auf ein Porträt über dem Kamin. Es zeigte eine schöne Frau in dem Gewand der vorigen Generation. Mit ihrem ovalen Gesicht und dem festen Kinn ähnelte sie dem Hausherrn. Nur ihre Lippen waren voller, und die Augen sahen irgendwie vertrauenerweckend aus.

    Bei diesem Anblick wich Juliannas Zurückhaltung einer kindlichen Neugier. „Ist das ein Bild Eurer Mutter, Sir Edmund?", erkundigte sie sich.

    Der Hausherr schreckte bei ihren Worten zusammen, so als habe er ihre Gegenwart völlig vergessen. Francis und der Kurat waren immer noch in ihr lebhaftes Gespräch vertieft, das Jerome hin und wieder mit albernen, abgestandenen Witzen zu bereichern versuchte. Inmitten dieses Stimmengewirrs schien sich Sir Edmunds Antwort mehr an die Frau auf dem Gemälde denn an Julianna zu richten, und sie musste sich näher zu ihrem Gatten neigen, um etwas verstehen zu können.

    „Leider kann ich mich an meine Mutter nicht erinnern, sagte Sir Edmund gedankenverloren. „Sie starb bei meiner Geburt. Das Bild dort drüben zeigt meine Schwester Alice. Sie war mehr als ein Dutzend Jahre älter als ich und hat Mutterstelle bei mir vertreten. Nun ist sie auch schon fast zehn Jahre tot.

    Nach einer kurzen Pause schien er noch etwas hinzufügen zu wollen, als Francis unvermittelt eine Frage an ihn richtete. „Wir haben gerade das Wappen der Fitzhugh dort an der Wand bewundert, Sir Edmund. Stimmt es, dass Ihr der Träger eines Adelstitels seid, der auf die Zeit von Wilhelm dem Eroberer zurückgeht?"

    Mit etwas bemühter Freundlichkeit erwiderte der Hausherr: „Der erste Fitzhugh kam tatsächlich zusammen mit Herzog Wilhelm nach England. Ich stamme jedoch von einer langen Linie jüngerer Söhne ab. Ein Edmund Fitzhugh nahm im Jahre 1096 bereits am ersten Kreuzzug teil, und ein späterer fiel 1148 bei Agincourt am 25. Oktober, dem Tag des Heiligen Crispin."

    Die Erwähnung des Namens Crispin durch Sir Edmund war mehr, als Julianna ertragen zu können glaubte. Vielleicht hat Jerome ihm erzählt, wem meine wahre Liebe gehört, dachte sie verzweifelt, und nun will er mich an unserem Hochzeitstag damit erschrecken. Ihre Knie begannen so stark zu zittern, dass sie sie mit den Händen festhalten musste, und sie dachte dabei krampfhaft über eine Möglichkeit nach, sich mit einer einigermaßen glaubhaften Entschuldigung zurückziehen zu können.

    In diesem Augenblick erhob sich Sir Edmund unvermutet. „Ich bitte nun, uns zu entschuldigen, meine Herren. Meine Gemahlin und ich möchten uns zurückziehen, da mein Gesundheitszustand derzeit nicht der beste ist und Lady Fitzhugh zweifellos noch an dem Kummer ihres erst jüngst eingetretenen schweren Verlustes leidet. Meine Tafel und mein Weinkeller stehen Euch auch weiterhin zur Verfügung. Dann legte er Juliannas Hand auf seinen Arm und schob seine junge Frau so rasch zur Tür hinaus, dass ihr keine Möglichkeit mehr blieb, irgendeine Bemerkung dazu zu machen. Noch als die Lakaien die schweren Türflügel lautlos hinter ihr schlossen, hörte sie den bewundernden Pfiff von Jerome und seine dreiste Bemerkung: „Der alte Genießer hat es ja sehr eilig!

    Vergebens versuchte sie, den Kloß in ihrer Kehle hinunterzuschlucken. Aber vielleicht war es wirklich das beste, alles schnell hinter sich zu bringen. Nichts war doch schlimmer, als auf ein unausweichliches Ungemach warten zu müssen.

    Als sie sich wieder in der Halle befanden, wandte sich Sir Edmund mit einer leichten Verbeugung an sie und erklärte zu ihrer Überraschung: „Ich hoffe, du bist mit unserem plötzlichen Aufbruch einverstanden gewesen. Ich konnte es nämlich nicht eine Minute länger mit diesem Menschen in einem Raum aushalten."

    Da Julianna keine Ahnung hatte, was er damit zum Ausdruck bringen wollte, nickte sie nur mechanisch, während ihr Gemahl ein Hausmädchen herbeiwinkte. „Zeige Lady Fitzhugh ihre Suite, Gwenyth, und hilf ihr beim Auspacken oder was sonst zu tun ist. Sein Gesicht wirkte plötzlich angespannt und müde. „Ich fürchte, fuhr er fort, „dass ich auch dir im Augenblick keine Gesellschaft mehr leisten kann. In den vergangenen Tagen habe ich meine Kräfte übermäßig beansprucht und brauche jetzt Ruhe. Später werde ich in dein Zimmer kommen, und dann können wir über alles reden."

    Wieder nickte Julianna wortlos und folgte etwas verwirrt dem Mädchen, das vor ihr die Treppe hinaufstieg. Offensichtlich muss ich auf das Ungemach doch noch warten, dachte sie resigniert.

    2. KAPITEL

    „Eure Zimmer liegen auf dieser Seite, Mylady." Die Stimme der Bediensteten hatte einen vertrauten walisischen Tonfall, und Juliannas Herz wandte sich ihr ob dieser erfreulichen Tatsache sofort zu. Was auch immer in Sir Edmunds Haus auf sie zukommen mochte, so schien sie doch zumindest eine Verbündete hier zu haben.

    Von der Redeweise ihrer Großmutter waren ihr einige Bruchstücke in Erinnerung geblieben, sodass sie mit etwas Mühe

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