Bange Herzen im Herrenhaus
Von Margaret Way
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Über dieses E-Book
Garrick Rylance - ihre große Liebe! Bei der Hochzeit ihres Bruders sieht Zara ihn wieder. Bis heute hat sie ihn nicht vergessen können, wie süß seine Küsse schmecken, wie gut sich seine Umarmungen anfühlen … Aber wird Garrick ihr jemals verzeihen, dass sie ihn nach ihrer leidenschaftlichen Affäre vor fünf Jahren verlassen musste? Voller Hoffnung besucht sie ihn nach der Feier in seinem eindrucksvollen Herrenhaus. Doch als sie schon an das Wiedererwachen ihres Glücks zu glauben beginnt, taucht plötzlich seine Exverlobte Sally auf. Wird Garrick sich für sie entscheiden?
Margaret Way
Mit mehr als 110 Romanen, die weltweit über elf Millionen Mal verkauft wurden, ist Margaret Way eine der erfolgreichsten Liebesroman-Autorinnen überhaupt. Bevor sie 1970 ihren ersten Roman verfasste, verdiente sie ihren Unterhalt unter anderem als Konzertpianistin und Gesangslehrerin. Erst mit der Geburt ihres Sohnes kehrte Ruhe in ihr hektisches Leben ein. Die gebürtige Australierin liebte ihre Heimat und vor allem das australische Outback übte dank seiner atemberaubenden Schönheit und fast unendlicher Weite schon immer eine große Faszination auf sie aus. So ist dieses schöne Fleckchen Erde auch fast immer Schauplatz ihrer romantischen, gefühlvollen Familiensagas. Die beliebte Autorin verstarb 2022.
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Buchvorschau
Bange Herzen im Herrenhaus - Margaret Way
IMPRESSUM
ROMANA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG
© 2010 Margaret Way Pty. Ltd.
Originaltitel: „Cattle Baron Needs A Wife"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: ROMANA
Band 1903 (16/1) 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Johannes Martin
Fotos: RJB Photo Library_shutterstock
Veröffentlicht als eBook in 08/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
ISBN: 978-3-86349-171-0
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
ROMANA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY, TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY
Margaret Way
Bange Herzen im Herrenhaus
1. KAPITEL
Eine Stunde vor Brisbane trieben von Osten dunkle, von grellen Blitzen durchzuckte Wolken heran, die sich zu einem riesigen Ungetüm zusammenballten. Für Garrick Rylance, den erfahrenen Piloten, war es ein vertrautes Bild, das er immer wieder fasziniert beobachtete. Die aufgetürmten, regenprallen Wolkenmassen, aus denen die grandiosen Lichterscheinungen in die Stratosphäre hinaufschnellten, waren aber nach wie vor ein furchterregendes Schauspiel für ihn. Ungeahnte Kräfte konnten sein leichtes Flugzeug erfassen – es herumschleudern, abstürzen oder gnädig passieren lassen.
An diesem Nachmittag war das Himmelsfeuerwerk nicht stark genug, um gefährlich zu werden, trotzdem kam es ihm nicht gelegen. Kritisches Wetter machte jeden Piloten nervös, und das konnte er sich gerade jetzt nicht leisten. Die Nase der „Beech Baron" tauchte in den dichten Nebel ein. Wie ein schweres, feuchtes Tuch legte er sich um die kleine Maschine. Blendend helle Blitze zerteilten das Grau und schossen wie Leuchtraketen über die Tragflächen hinweg.
Nach einigen herzhaften Flüchen ließ Garricks Anspannung jedoch spürbar nach. Sein Kopf war wieder klar, und die Hände lagen ruhig auf dem Steuer. Ein guter Pilot musste abwarten können, sonst verlor er die Übersicht. Garrick besaß diese Fähigkeit. Er hatte seinen Pilotenschein vor vielen Jahren gemacht, unmittelbar nach seiner Volljährigkeit. Sein Vater war unheimlich stolz gewesen und hatte ihm anerkennend auf die Schulter geklopft.
„Du bist ein Naturtalent, Garrick. Alles gelingt dir wie von selbst. Mit so einem Jungen kann sich keiner messen."
Garrick war überzeugt, diese Coolness nur geerbt zu haben. Sein Vater, Daniel Rylance, war in allem sein Vorbild gewesen, auch was das Fliegen betraf. Trotzdem gehörte er nicht zu den waghalsigen Menschen. Er ging ernsthaft an die Dinge heran, und Fliegen konnte höchstes Vergnügen, aber auch den Tod bringen. Das vergaß er niemals. Keinen Augenblick, denn es gab im Outback immer wieder Unfälle. Dieses Dröhnen der Motoren auf der Rollbahn und dann das adlergleiche Aufsteigen in den weiten blauen Himmel, wo nur noch Wolken seine Begleiter waren – welch ein Freiheitsgefühl! Es erregte ihn und schenkte ihm gleichzeitig wundersamen Frieden.
Im Lauf der Jahre hatte er mehr als eine gefährliche Situation bewältigen müssen. Heute meinte es das Wetter allerdings noch vergleichsweise gut mit ihm, doch weiter oben im Norden konnte es wirklich brenzlig werden. Zum Beispiel am Top End, über den heißen, feuchten Steppen während der Regenzeit!
Alles in allem hatte Garrick eine ziemlich turbulente Reise hinter sich. Gleich zu Beginn hatte er sich bereit erklärt, einen Arbeiter der benachbarten Ranch ins Krankenhaus zu transportieren, weil dort kein Flugzeug zur Verfügung stand. Nicht alle Rancher waren so wohlhabend wie die Rylances, die nicht nur über „Coorango, sondern auch über „Rylance Enterprises
herrschten – ein weltweit verzweigtes Industrieunternehmen. Garrick hatte mit seiner Maschine auf einer asphaltierten Straße landen müssen, die irgendwo im Nichts endete. Eine heikle Situation, wenn man an die schmale Piste und an die vielen Kängurus in der Region dachte, die durch Geräusche leicht zu erschrecken waren, zumal eine niedergehende „Beech Baron" geradezu Höllenlärm verbreitete. Dabei geriet jede Herde in Panik. Die Tiere sprangen dann wild umher und bildeten eine ständige Gefahrenquelle. Manche warfen sich flach hin, als hätten sie Gelenkstarre, und schienen mit großen dunklen Augen zu flehen: Bitte tu mir nichts. Kängurus gehörten eben nicht zu den verständigen Kreaturen.
Zum Glück war die behelfsmäßige Landebahn nicht zu kurz gewesen, denn die Straße führte endlos weiter, quer durch eine rote Landschaft mit weiten Flächen von verdorrtem falbfarbenem Spinifex-Gras, verkrüppelten Büschen mit gezackten Zweigen und unzähligen ausgetrockneten Flussläufen, in denen die Aborigines lagerten. Nur selten gab es ein Leben spendendes Wasserloch, in dem sich das goldene Sonnenlicht spiegelte.
Sand. Spinifex. Tracks mit „Bull dust"-Löchern. Sie bestimmten das Rote Zentrum des Landes.
Der arme Patient, grau im Gesicht und schweißüberströmt, hatte furchtbare Schmerzen ausgestanden, aber tapfer die Zähne zusammengebissen und nicht geklagt. Die laienhafte Diagnose lautete Nieren- oder Gallensteine. Der Ranchbesitzer und zwei seiner Männer hatten den Kranken im Pick-up zur Straße transportiert und auf einer Trage in die „Beech Baron umgeladen. Jetzt musste Garrick ihn nur noch zum nächsten Standort des „Royal Flying Doctor Service
bringen, wo wegen unerwartet vieler Entbindungen und mehrerer ernsthafter Unfälle gerade Hochbetrieb herrschte. Einem Mann war die Schulter von einem Stier mit dem Horn durchbohrt worden. Das gereizte Tier hatte ihn an den Lattenzaun genagelt und dort über zehn Minuten festgehalten.
Der Auftritt als barmherziger Samariter hatte Garrick in seinem Zeitplan um Stunden zurückgeworfen. Als er endlich in Brisbane landete, flaute das Unwetter langsam ab. Blasse Sonnenstrahlen brachen durch die dichten Wolkenmassen und trieben sie auseinander. Der Himmel färbte sich noch einmal tiefblau, denn es war kurz vor Sonnenuntergang. Nach dem prächtigen Farbenspiel würde die Welt sofort in schwarzer Nacht versinken, denn in den Tropen dunkelte es überraschend schnell.
Garrick landete so weich wie ein Brolgakranich auf dem Wasser und parkte die Maschine hinter einem „Gulfstream Jet". Irgendwann würde er sich auch so ein Luxusmodell zulegen. Nachdem er alle Funktionen noch einmal überprüft hatte, stieg er aus und ging über das betonierte Vorfeld zu einer Limousine, neben der ein Chauffeur wartete, der ihn zu der Rylance-Villa bringen sollte, die in einem großen Garten am Brisbane River lag.
„Guten Flug gehabt, Mr Rylance?", fragte der Fahrer, indem er mit zwei Fingern seine fesche graue Mütze berührte.
„Ich habe schon bessere erlebt." Garrick verstaute das einzige Gepäckstück, das er mitgebracht hatte, mühelos im Kofferraum. Auf die Hilfe des Chauffeurs konnte er, weiß Gott, verzichten.
Sobald sie unterwegs waren, begann er eine belanglose Unterhaltung. Er war gekommen, um bei der Hochzeit seines Cousins Corin, die in zwei Tagen stattfinden sollte, Brautführer zu sein. Nach den traumatischen Wochen, die dem Tod von Corins und Zaras Vater und ihrer Stiefmutter gefolgt waren, stand ein ganz großes Ereignis bevor. Dalton und Leila Rylance waren bei einem Flugzeugabsturz in China ums Leben gekommen – ein Unfall, der ganz Australien aufgestört hatte. Dalton war Herrscher über ein riesiges Wirtschaftsimperium gewesen, an dessen Spitze jetzt Corin stand. Er musste die Rolle annehmen, ob er wollte oder nicht. Zur Belohnung dafür durfte er jetzt Miranda Thornton, die große Liebe seines Lebens, heiraten.
Garrick hatte die zierliche Frau mit den silberblonden Haaren und den auffallend türkisblauen Augen bei Daltons und Leilas Beerdigung kennengelernt. Sie war ihm auf den ersten Blick sympathisch gewesen, nicht nur wegen ihrer aparten Schönheit, sondern auch wegen ihrer Intelligenz. Sie wollte Ärztin werden, und ihre Art, mit Menschen umzugehen, prädestinierte sie für diesen Beruf. Corin konnte von Glück sagen, aber er verdiente es auch. Er hatte es im Leben nicht leicht gehabt – ebenso wenig wie seine Schwester Zara. Der frühe Tod ihrer Mutter – der allseits verehrten ersten Mrs Rylance – hatte beide Geschwister schwer getroffen.
Die zweite Mrs Rylance hatte diese Achtung nicht genossen, wenigstens nicht bei Garricks Mutter. Er selbst hatte sich von Leilas Charme und ihrer scheinbaren Warmherzigkeit einfangen lassen. Möglich, dass sie mit ihren viel gerühmten Verführungskünsten bei ihm etwas übertrieben hatte!
„Du bist ein reicher, gut aussehender junger Mann, mein Lieber." Garrick meinte noch, die strenge Stimme seiner Mutter zu hören. „Dafür haben Frauen wie Leila den richtigen Blick."
Wie auch immer, Leila Rylance war eine ungewöhnlich attraktive Frau gewesen und hatte den arroganten, selbstherrlichen Dalton glücklich gemacht. Die Tragödie hatte trotzdem ihren Lauf genommen. Auch die Superreichen blieben nicht vom Leid verschont.
Dalton und Garricks Vater Daniel waren Cousins zweiten Grades. Daniels Familie hatte ihr Geld mit Schaf- und Rinderzucht gemacht. Leider war der tatkräftige, allseits beliebte und geachtete Daniel seit einigen Jahren an den Rollstuhl gefesselt. Er war einem „Jackeroo" – so nannte man die Neulinge bei der Rancharbeit – zu Hilfe geeilt, dabei vom Pferd gestürzt und am Rückgrat verletzt worden. Seitdem siechte er immer mehr dahin.
Daniel und Dalton hatten sich nie besonders nahegestanden. Dalton erweckte keine Zuneigung, geschweige denn Liebe. Er hatte nur als Geschäftsmann etwas dargestellt, als übermächtige Leitfigur und Pionier der landeseigenen Metallindustrie.
Von Dalton wanderten Garricks Gedanken zu Zara, was häufiger geschah, als ihm lieb war. Sie trug die Schuld an seinen ausgestandenen seelischen Qualen. Sie hatten sich einmal leidenschaftlich geliebt – nein, er hatte Zara leidenschaftlich geliebt. Für sie war dagegen alles nur ein Spiel gewesen. Ihm hatte sie alles bedeutet. In ihren Armen zu liegen hieß, die Welt um sich her zu vergessen. Er hätte ihr jedes Opfer gebracht, wenn er vom Verzicht auf sein Erbe einmal absah.
Ihr chauvinistischer Vater hatte nur eins von ihr verlangt: gut auszusehen, den Sohn einer anderen Gelddynastie zu heiraten und für neue Nachkommen zu sorgen. Geschäftssinn sprach er Frauen grundsätzlich ab.
„Große Unternehmen können nur von Männern geleitet werden."
Entsprechend diesem Grundsatz war „Rylance Metals ein von Männern dominiertes Unternehmen. Das traf zwar auch auf „Rylance Enterprises
zu, aber dort änderte sich jetzt manches. Garricks Mutter saß inzwischen im Vorstand und nahm aktiv am Geschäftsleben teil. Sie hatte die Berufung von zwei weiteren kompetenten Frauen durchgesetzt, die sich ausgezeichnet bewährten. Helen Rylance war eine Frau von Format und dazu eine große Menschenkennerin. Warum sie sich in Zara so geirrt hatte, würde ihm immer unverständlich bleiben.
Seine so wunderschöne Zara. Sein dunkler Engel. Sein ewiger Traum.
Sie war zwei Jahre jünger als er und trotz ihrer achtundzwanzig Jahre immer noch ungebunden. Bei einer hübschen Person wie ihr, die dazu noch ein bedeutendes Erbe erwartete, war das mehr als ungewöhnlich. Natürlich standen die Verehrer seit Jahren bei ihr Schlange, aber Zara ging ihren eigenen Weg. Statt die verwöhnte, reiche Tochter zu spielen, strebte sie eine Karriere in der Finanzwelt an. Sie hatte die Aufgeschlossenheit für geschäftliche Unternehmungen der Rylances geerbt, doch das beeindruckte ihren Vater nicht. Ein Platz bei „Rylance Metals" blieb ihr versagt, obwohl sie ein Diplom in Betriebswirtschaft besaß. Dalton hatte sie