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5 Colt Western Oktober 2022
5 Colt Western Oktober 2022
5 Colt Western Oktober 2022
eBook516 Seiten7 Stunden

5 Colt Western Oktober 2022

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Über dieses E-Book

Dieser Bad enthält folgende Western

von Pete Hackett:



Höllisches Spiel

Cochise der Apache

Cochise der Krieger

Cochise der Kämpfer

Cochise der Unbarmherzige





Der Apache ging auf Jesusa zu und hob die Hand mit dem Tomahawk. Seine Augen funkelten gefährlich. Um seinen Mund lag ein brutaler Zug. Die Mexikanerin konnte nicht zurückweichen, denn hinter ihr war der Ofen. Sie hob instinktiv die Hände, als wollte sie den Schlag abwehren, den sie erwartete. Zu ihrer Angst, zum Entsetzen gesellte sich die Verzweiflung. Sie wob tief auf dem Grund ihrer Augen, ihr Mund klaffte auf wie zu einem Schrei. Doch der Krieger schlug nicht zu, sondern ließ die Hand mit der Streitaxt sinken und rief über die Schulter: "Seht in dem anderen Raum nach!"

Zwei der Apachen setzten sich in Bewegung und verschwanden in der Schlafstube. Eine helle Kinderstimme war zu hören, sie wurde von der barschen Stimme eines der Apachen unterbrochen, dann zerrte der Krieger den neunjährigen Felix Ward in die Küche. Der Junge hatte schwarze Haare, seine Haut war etwas dunkler als die Haut eines weißen Kindes, und es war deutlich, dass in seinen Adern Indianerblut floss.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum6. Okt. 2022
ISBN9783745224443
5 Colt Western Oktober 2022

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    5 Colt Western Oktober 2022 - Pete Hackett

    Pete Hackett

    5 Colt Western Oktober 2022

    UUID: 12362adb-6ec5-4221-ab58-d93a7e7c28e9

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    5 Colt Western Oktober 2022

    Copyright

    Höllisches Spiel

    Cochise der Apache

    Cochise der Krieger

    Cochise der Kämpfer

    Cochise der Unbarmherzige

    Über den Autor

    5 Colt Western Oktober 2022

    Pete Hackett

    Dieser Bad enthält folgende Western

    von Pete Hackett:

    Höllisches Spiel

    Cochise der Apache

    Cochise der Krieger

    Cochise der Kämpfer

    Cochise der Unbarmherzige

    Der Apache ging auf Jesusa zu und hob die Hand mit dem Tomahawk. Seine Augen funkelten gefährlich. Um seinen Mund lag ein brutaler Zug. Die Mexikanerin konnte nicht zurückweichen, denn hinter ihr war der Ofen. Sie hob instinktiv die Hände, als wollte sie den Schlag abwehren, den sie erwartete. Zu ihrer Angst, zum Entsetzen gesellte sich die Verzweiflung. Sie wob tief auf dem Grund ihrer Augen, ihr Mund klaffte auf wie zu einem Schrei. Doch der Krieger schlug nicht zu, sondern ließ die Hand mit der Streitaxt sinken und rief über die Schulter: „Seht in dem anderen Raum nach!"

    Zwei der Apachen setzten sich in Bewegung und verschwanden in der Schlafstube. Eine helle Kinderstimme war zu hören, sie wurde von der barschen Stimme eines der Apachen unterbrochen, dann zerrte der Krieger den neunjährigen Felix Ward in die Küche. Der Junge hatte schwarze Haare, seine Haut war etwas dunkler als die Haut eines weißen Kindes, und es war deutlich, dass in seinen Adern Indianerblut floss.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    COVER A. PANADERO

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Höllisches Spiel

    Western von Pete Hackett

    Über den Autor

    Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

    Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie Texas-Marshal und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung.

    Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie Der Kopfgeldjäger. Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © by Author www.Haberl-Peter.de

    © der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    www.AlfredBekker.de

    Für zwölf Jahre sollte Jim Selleck hinter den Mauern und dem Stachel­draht des Staatsgefängnisses von Yuma verschwinden. Richter Jack Williamson hatte das letzte Wort ge­sprochen. Zwölf Jahre Yuma! Ein To­desurteil wäre gnädiger gewesen. So aber war Jim Selleck ein Sterben auf Raten gewiss. Zwölf Jahre hatte noch selten ein Mann in den Steinbrüchen von Yuma überlebt.

    Seit sieben Wochen befand sich Jim Selleck in Yuma, eingesperrt wie ein wildes Tier. Der Achtundzwanzigjährige schien in diesen sieben Wochen um Jahre gealtert. Jeden Tag - sechs­mal die Woche - zehn Stunden im Steinbruch. Das Essen war ein Schlan­genfraß, besaß kaum Nährstoffe und reichte gerade aus, den schlimmsten Hunger zu vertreiben. Dreißig Mann in einer Gefängnisbaracke. Eine äch­zende Holzpritsche, ein Kopfkeil, eine zerschlissene Decke, Wanzen und Flöhe …

    Yuma war die Hölle. Die Tageshitze machte das Atmen zur Qual. Staub und Schweiß, Demütigung und Entwürdigung, Siechtum und Tod. Das war Yuma - irdischer Vorhof zur Hölle.

    *

    Jim Selleck schwang den fünfzehn Pfund schweren Vorschlaghammer. Unter der sonnengebräunten Haut seines Oberkörpers spielten die Mus­keln und Sehnen. Eine schmierige graue Schicht aus Staub und Schweiß überzog ein hohlwangiges Gesicht. Der Hammer sauste mit Wucht auf den Felsbrocken hernieder. Es klirrte. Funken stoben. Jim spürte die Er­schütterung bis in seine Schulterge­lenke. Wie Geschosse trafen Splitter seine Beine.

    »Noch einmal.« Earl Mire, ein Mit­gefangener, ächzte. Ein nicht sehr großer Mann mit krankhaft eingefal­lenem Gesicht und einem ausgemer­gelten Körper. Er schielte einen Ge­röllabhang hinauf. »Du musst noch einmal zuschlagen«, sagte er leise, und seine Hände krampften sich hart um den Stiel einer Schaufel. »Bud Stryker schaut dir zu. Er sucht doch nur nach einem Grund, um dich …«

    Jim hob den Hammer.

    Eine klirrende und zugleich hohn­volle Stimme erreichte ihn: »Was ist denn, Selleck? Du willst doch nicht etwa schlappmachen? Du bist hier nicht auf Urlaub. Ausruhen kannst du, wenn du tot bist. Seit sieben Wo­chen versuche ich dir das klarzuma­chen. Wenn du so weitermachst, wirst du sehr bald Sonderbehandlung ge­nießen.«

    Der Sprecher lachte schallend. Jim ließ den Schlägel sinken und wandte den Kopf. Oben, auf dem Abhang zu seiner Rechten, stand breitbeinig, mit feixendem Gesichtsausdruck, Bud Stryker, der Oberaufseher. Seine Rechte hielt den Peitschenstiel fest. Das lange Peitschenleder hing zusammengerollt über seiner Schulter. Die linke Hand hatte Stryker auf den Re­volverknauf gestemmt. Sein blaues Wollhemd war verschwitzt und ver­staubt.

    Bud Stryker - der Teufel von Yuma. Die Häftlinge hassten und fürchteten ihn. Vor seinen Gemeinheiten war keiner sicher. Auf Jim Selleck schien er es ganz besonders abge­sehen zu haben. Neben ihm stand Wade Boggs. Er hielt einen Karabiner mit beiden Händen fest. Auch Wade Boggs feixte.

    Jim wandte sich wieder ab. Er wusste, dass er Stryker nicht herausfordern durfte. Der grobschlächtige, stiernackige Bursche mit der Halbglatze und einem Gesicht, das Brutalität und Unmenschlichkeit verriet, würde ihm mit der Peitsche das Fleisch von den Knochen schlagen,

    Impulsiv schwang Jim den Hammer. Die Sonne knallte auf seinen Rücken, Schweiß sickerte durch seine Brauen und brannte in seinen entzün­deten Augen. Hände und Arme schmerzten. Er hatte Durst. Doch er ließ kein Anzeichen von Schwäche oder Erschöpfung erkennen.

    Wieder kam Jim nicht zum Schlag. Hinter ihm ertönte ein Knall. Es hörte sich an wie ein Schuss, doch es war die Peitsche des Oberaufsehers. »Stopp, Selleck!«, rief der schneidend. Spiele­risch wog Stryker den Stiel in seiner Rechten. Er zog den Mund schief. »Wenn ich mit dir spreche, Selleck, dann gib gefälligst Antwort!«

    »Er will dich fertigmachen, Jim«, raunte Earl Mire hinter vorgehaltener Hand. »Seit du hier bist, hat er es auf dich abgesehen. Es hat schon die Runde durchs ganze Lager ge­macht.«

    Jim hatte sich den schweren Ham­mer auf die Schulter gelegt. Er drehte sich halb herum. Bud Stryker kam vorsichtig den Hang herunter. Wade Boggs blieb oben stehen und hatte wie zufällig die Mündung seines Kara­biners auf Jim gerichtet.

    Langsam begann Stryker die bei­den Gefangenen zu umkreisen. Er ließ dabei Jim keinen Moment aus den Augen. Ringsum verebbten die Geräusche. Einer der Aufseher brüllte in einiger Entfernung einen rauen Befehl. Eine Peitsche zischte durch die Luft, traf den Rücken ei­nes Mannes und ließ den Gezüchtigten heiser aufstöhnen.

    Bud Stryker war Sergeant. Für den Dienst im Indianerland war er untragbar geworden. Die Soldaten, denen er vorgesetzt gewesen war, hatten mehr als einmal offen gegen seine Metho­den revoltiert. Er war ein gnadenloser Schleifer und hatte fast ein Dutzend junger Kerle zur Fahnenflucht getrie­ben. Nach etlichen Eingaben seiner Vorgesetzten war Stryker endlich nach Yuma versetzt worden. Für den Abschaum hinter den Zuchthausmau­ern war seine Art genau die richtige. Das war zumindest die Auffassung der Verantwortlichen.

    Jim Selleck blieb ruhig stehen. »Was wollen Sie, Stryker?«

    Der Oberaufseher lächelte ironisch. Er blieb bei dem flachen Wagen ste­hen, den Earl Mire schon gut zur Hälfte mit dem Geröll vollgeschaufelt hatte, das ihm Jim mit dem Vorschlag­hammer lieferte. Das Material wurde für den Ausbau der Überlandstraße verwendet, die von Yuma über Maricopa nach Tucson und von dort aus durch das südwestliche New Mexico bis nach El Paso, Texas, führte.

    »Ich kann dich nicht ausstehen, Selleck«, erklärte Stryker hämisch. »Au­ßerdem arbeitest du zu langsam. Wir haben ein Soll zu erfüllen. Du weißt das. Und dennoch trödelst du.«

    Jim atmete scharf ein. Stryker wollte ihn provozieren.

    Earl Mire stand dabei und machte ein Gesicht, als hätte man ihn ge­zwungen, Essig zu trinken. Obwohl die Sonne erbarmungslos auf ihn her­nieder brannte, fröstelte Earl Mire plötzlich.

    »Mr. Stryker«, murmelte Jim rau. »Sir - ich glaube nicht, dass ich weni­ger arbeite als die anderen hier.«

    Mire staute den Atem. War Selleck denn verrückt geworden, total übergeschnappt? Stryker zu widerspre­chen - Earl Mire dachte unwillkür­lich an die namenlosen Gräber draußen an der Zuchthausmauer. In Yuma lernte ein Mann seine Lektio­nen entweder sehr schnell - oder er verschwand rasch unter einem dieser staubigen Hügel.

    Entgegen den Erwartungen Earl Mires blieb Stryker völlig ruhig. Allerdings zeigte er die Zähne, als er zischte: »Mir wirst du nie genug arbeiten, Selleck. Wie ich schon sagte: ich kann dich nicht leiden. Und wenn ich einen Mann nicht ausstehen kann, dann ma­che ich ihn fertig. Du wirst noch die Stunde verdammen, in der Richter Williamson dich nicht zum Tode ver­urteilte, sondern nach Yuma schickte.«

    Durchdringend starrte er Jim an. Es war ein seltsamer, ausdrucksloser Blick, den Jim nicht deuten konnte. So schaut man einen Mann an, der so gut wie tot ist!, durchfuhr es ihn heiß. Soll dieser Schuft etwa vollenden, was dem Richter und seinem Cousin nicht gelungen ist?

    »Du kannst jetzt weitermachen, Selleck!«, stieß Stryker kalt hervor. »Und denk daran: du darfst mich nie­mals reizen! Für Kerle wie dich habe ich nämlich nicht die Spur von Ver­ständnis. Ich zerbreche sie.«

    Jim schwang den Hammer. Mit Wucht sauste er auf den Steinbrocken. Knirschend zerbarst er. Jim wünschte sich, der Stein wäre Strykers Schädel gewesen.

    *

    Rice O'Heaney hielt seinen Rot­fuchs, an und las die verwitterte Schrift auf dem morschen Holzschild: Del Rio, hieß es da. Und darunter stand kaum noch lesbar: welcome.

    »Willkommen in Del Rio«, mur­melte Rice. Er ließ seinen Blick die Straße hinunterschweifen. Es war die Zeit der Abenddämmerung. In den Häusern zu beiden Seiten der Main Street brannten noch keine Lichter. Der sachte Abendwind wirbelte den Straßenstaub auf und trieb ihn vor sich her. Rice nahm einige Menschen auf den Gehsteigen wahr. Ein Pferde­fuhrwerk rumpelte die Main Street herunter.

    Del Rio am Verde River im Yavapai County vermittelte Ruhe und Frieden.

    Rice trieb sein Pferd mit einem Schenkeldruck an. Am Fahrbahnrand zockelte er dahin. Er gab sich wie ein Mann, der unendlich viel Zeit hatte. Seine Blicke wanderten. Er nahm alles in sich auf. Immer wieder wurden die Fronten der falschen Fassaden von Gassen unterbrochen. Es gab zwei Saloons, einen kleinen und ei­nen größeren, eine City Hall, in der das Sheriff Office untergebracht war, ein Hotel und eine Anzahl von Ge­schäften.

    Der Rotfuchs schnaubte. Seine Hufe schaufelten den Staub. Pferd und Reiter waren verstaubt und ver­schwitzt. Die Main Street zog sich von Süd nach Nord. Im Westen ent­flammte der Himmel in einem inten­siv goldenen Rot, das sich ausbreitete und erst weit im Norden verblasste. Die Berge leuchteten im Sonnenuntergang. Schatten krochen über die heiße Fahrbahn.

    Rice fragte einen Passanten nach dem Mietstall. Der Mann erklärte ihm den Weg. Rice fand ihn am Ende einer Gasse. Er ritt in den Hof und saß ab. Der Pferdeknecht kam. Es war ein ge­beugter Bursche, dessen Gesicht fast vollständig von einem wuchernden Bartgestrüpp verdeckt war. Rice reckte und dehnte sich. Er fühlte sich steif und müde. Außerdem war er hungrig und durstig.

    Der Stallbursche nahm die Zügel. »Haben 'nen längeren Ritt hinter sich, Stranger, wie?« Abschätzend mu­sterte er Rice.

    »Yeah.« Rice schnallte die Satteltaschen los und zog seine Winchester aus dem Scabbard.

    »Es kommen nicht oft Fremde nach Del Rio«, fuhr der Stallmann fort. »Und wenn, dann haben sie mei­stens einen Grund.«

    Rice grinste. »Ich bin zufällig vor­beigekommen«, meinte er dann und schwang sich die Satteltaschen über die Schulter.

    »Dann werden Sie sicher morgen weiterreiten, Stranger«, sagte der Stallmann. »Wohin geht die Reise, wenn man fragen darf?«

    »Hat Ihnen schon einmal jemand gesagt, dass Sie verdammt neugierig sind, mein Freund?«

    Der Mann lachte auf. »Das liegt in der Natur meines Jobs«, antwortete er dann, ohne böse zu sein. »Ich frage das, obwohl ich die Richtung der mei­sten Burschen Ihres Kalibers, die nach Del Rio kommen, kenne, Fremder. Wenn man den ganzen Tag nur Pferde um sich hat, wechselt man eben gern ein paar Worte mit einem Menschen. Und um ins Gespräch zu kommen, stelle ich Fragen.«

    Rice lachte ebenfalls, streckte einen Arm aus. »Was für eine Richtung ist das?«, fragte er.

    »Westen.«

    »Was ist dort?«

    »Williamsons Ranch. John Williamson gehört das ganze Valley bis zu den Black Mesa im Norden und den Santa Maria Mountains im We­sten und Süden.«

    Rice zuckte mit den Achseln. »Ein mächtiger Mann also, dieser John Williamson. In Prescott gibt es einen Richter gleichen Namens. Jack Wil­liamson. Ist er mit dem Rancher ver­wandt?«

    »Haben Sie schon Bekanntschaft mit Jack Williamson gemacht?«

    »Ich habe von ihm gehört«, gab Rice ausweichend zur Antwort.

    »Er und John Williamson sind Cou­sins. Ihre Väter waren Brüder. Wahr­scheinlich ist ihre Sippe die reichste im nördlichen Territorium. Und sie unterlassen nichts, um ihren Reich­tum zu vermehren. Es heißt sogar, dass Johns Sohn und Jacks Tochter einander heiraten werden.«

    »Auf diese Art und Weise kommt wenigstens nichts aus der Familie«, meinte Rice lächelnd. »Ich werde wahrscheinlich länger in der Stadt bleiben. Wenn Sie wollen, zahle ich für eine Woche im Voraus.«

    »Also doch nach Westen?« Das Ge­sicht des Stallmannes verschloss sich jäh.

    »Nein. Ich sagte in der Stadt.« Rice nickte ihm zu, dann stakste er davon.

    Der Oldtimer starrte hinter ihm her. »Verdammt will ich sein, wenn er nicht spätestens in drei Tagen den Sat­tel der J.W.-Ranch quetscht. So wie er die Colts trägt …«

    Rice stiefelte zum Hotel. Inzwi­schen war es so dunkel geworden, dass in den Häusern die Lichter angingen.

    Hinter der Rezeption döste ein glatzköpfiger Mister mit einer Nickel­brille auf der Nase vor sich hin. Er schreckte hoch, rieb sich die Augen und musterte Rice dann aufmerksam. Rice lehnte die Winchester gegen das Anmeldepult. Staub rieselte von sei­nen Schultern und der Hutkrempe. Der Owner verzog das Gesicht.

    »Sie wollen ein Zimmer?«, fragte er mürrisch.

    Rice nickte. »Wenn's geht, mit Blick auf die Straße.«

    Der Owner zog das Gästebuch heran.

    Rice trug sich ein und studierte die anderen Namen in der Kladde. Dann schob er das Buch zurück und nahm den Schlüssel in Empfang.

    »Zimmer eins, gleich oben rechts«, erklärte der Owner.

    Rice nahm das Gewehr, stapfte bis zur Treppe und wandte sich noch einmal um. »Ich suche einen Job, Mister«, rief er halblaut. »Können Sie mir einen Tipp geben?«

    Der Mund des Owners klaffte auf. Sein Blick hing an Rices tiefgeschnallten Schießeisen. Rice trug sie am Kreuzgurt. Die Halfter waren mit dünnen Lederschnüren an den Ober­schenkeln festgebunden. Die Kolben aus glattem Walnussholz standen weit ab. Die Augen des Owners wurden unfreundlich. Er rief gepresst: »Die Art von Job, für die Sie in Frage zu kommen scheinen, Mi­ster …« Er warf einen schnellen Blick in das Gästebuch, »… Mr. O'Heaney, hat in diesem Teil des Landes nur John Williamson zu vergeben. Versuchen Sie's mal bei ihm. Seine Ranch liegt im Westen.«

    »Welche Art von Job meinen Sie?«

    Der Owner schürzte die Lippen. Ein Ausdruck der Verachtung trat in seine Augen. »Ich spreche von einem Gunslinger-Job.«

    Rice hatte nichts anderes erwartet. »John Williamson ist nicht gerade be­liebt in Del Rio, wie?«

    Die Brauen des Owners schoben sich zusammen. Zwei steile Falten bil­dete sich über seiner Nasenwurzel. »Er ist drauf und dran, eine Stampede vom Zaun zu brechen, die niemand im Valley verschonen wird.«

    »Was soll das heißen?«

    Im Blick des Owners flackerte un­verhohlene Antipathie. »Finden Sie's selbst heraus, O'Heaney«, stieß er heftig hervor. »Leute, die ihre Colts so tragen wie Sie und die einen Job in dieser Gegend suchen, sind sehr bald eingeweiht, denn King Williamson bietet ihnen einen warmen Platz in seiner Revolvergarde.«

    »Und wozu braucht er diesen colt­schwingenden Anhang?«, versuchte Rice es noch einmal.

    »Um Probleme aus der Welt zu schaffen«, versetzte der Owner sarkastisch und furchtlos.

    *

    Der Rotfuchs war ausgeruht und lief raumgreifendes Tempo. Rice hatte ebenfalls zwölf Stunden fest ge­schlafen, dann hatte er ausgiebig ge­frühstückt. Er fühlte sich wie neuge­boren. Längst war Del Rio im schwim­menden Sonnenglast versunken. Ungetrübt spannte sich der Himmel von einem Horizont zum anderen.

    Rice ritt über Weideland. Er folgte dem Verde River nach Nordwesten. Der Wasserstand im Fluss war niedrig. Seit Wochen hatte es nicht mehr ge­regnet. Vom Ufer bis zum Wasserspie­gel zog sich hartgebackener, fladenar­tig zerrissener Schlamm. Das Rinnsal in der Mitte des Flussbettes reichte ei­nem Mann vielleicht noch bis unter die Knie.

    In seine Gedanken versunken ritt Rice dahin. Rinderrudel tummelten sich am Flussufer. Es waren Longhorns. Sie rupften am ausgedörrten Gras und knabberten an den Trieben der Büsche. Andere standen im Fluss und tranken. Rice sah, dass sie nicht den J.W.-Brand trugen. Sie waren mit dem Brandzeichen der Rainbow-Ranch Bill Sellecks gekennzeichnet.

    Seit anderthalb Stunden war Rice unterwegs. Er verließ den Fluss, trabte auf die Hügel im Westen zu, er­reichte einen von tiefen Wagenspu­ren zerfurchten Weg und folgte ihm. Ein Tal öffnete sich. Vor Rices Blick lagen die Gebäude einer Ranch. Aus dem Kamin stieg weißer Rauch.

    Im Schritt ritt Rice darauf zu. Es war eine Ranch von mittlerer Größe. Das Haupthaus war breit und ausla­dend. Das Untergeschoß war gemau­ert, das Obergeschoß aus Balken und Brettern gezimmert. Im rechten Win­kel zum Ranchhaus war das Bunkhouse erbaut worden. Diesem gegen­über lagen der Pferdestall, die Re­mise, einige Schuppen und Scheunen. In zwei Corrals tummelten sich Pferde. Ein Ranchhelp verschwand gerade im Stall.

    Rice ritt in den weiträumigen Ranchhof. Der Staub hier war knö­cheltief. Aus dem Bunkhouse traten zwei Cowboys. Sie hielten Gewehre in den Händen. An einem der Fenster zeigte sich ein dritter Mann, ebenfalls bewaffnet. Rice hielt an und sah sich um. Die Tür des Haupthauses schwang knarrend auf. Ein großer, breitschult­riger Mann trat auf den Vorbau. Die Bohlen ächzten unter seinem Ge­wicht. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Er ging bis zum Geländer, legte seine riesigen Hände darauf, schaute düster und sagte schließlich nach kurzer, eingehender Musterung:

    »Tag, Stranger. Was treibt Sie auf die Rainbow-Ranch?«

    Tief in seinen Augen verbargen sich Argwohn und Wachsamkeit, was Rice nicht entging. Er nahm die Zügel kurz. Der Rotfuchs stampfte mit dem Vorderhuf. Sein Schweif peitschte.

    Rice erwiderte den Gruß. Dann sagte er ein wenig staubheiser: »Ich kam gestern erst in der Gegend an, Mr. Selleck. Ich bin auf der Suche nach einem Job. Man verwies mich an Sie.«

    Bill Selleck reagierte verwundert. »Wer hat Sie an mich verwiesen, Stranger?« Er legte den Kopf schief, seine Augen wurden schmal.

    »Einige Leute in Del Rio«, antwor­tete Rice. »Der Stallmann, der Owner des Hotels …«

    »Ich habe keinen Job zu verge­ben!« Schroff lehnte Bill Selleck ab. »Wenden Sie Ihr Pferd und verlassen Sie die Rainbow-Ranch.«

    Rice setzte sich bequemer im Sattel zurecht. »Sie sind nicht gerade freundlich, Selleck.«

    Ein zweites Mal schwang oben die Tür auf. Rice hielt die Luft an. Nancy Selleck trat neben ihren Vater. Sie fixierte Rice prüfend. Er griff an die Hutkrempe und nickte Nancy zu.

    »Weshalb nicht, Dad?«, fragte sie, ohne ihren Vater dabei anzusehen.

    »Ich kenne ihn nicht«, stieg es rau aus der Kehle Bill Sellecks. »Des­halb.«

    »Wer sind Sie, Stranger, und woher kommen Sie?« Nancy ließ Rice nicht einen Moment aus den Augen.

    Rice schien gebannt von ihrem An­blick. Kehlig erwiderte er: »Ich heiße Rice O'Heaney, Miss. Ich komme von Tucson herauf. War vorher einige Zeit drüben in Mexiko.«

    »Ein Abenteurer also!« In Nancys Stimme schwang ein herablassender Unterton mit. Geringschätzig verzog sie den Mund. Und dann fragte sie ohne Umschweife: »Sagt Ihnen der Name John Williamson etwas, O'Hea­ney?«

    Sie beobachtete Rice scharf.

    »Ich habe den Namen gehört, Miss, sicher«, gab Rice zu. »Immerhin kam ich schon gestern Abend nach Del Rio. Ich konnte einige Dinge aufschnap­pen.«

    »Was für Dinge?«, dröhnte das tiefe Organ des Ranchers.

    »Üble Dinge!« Die Spur eines Lä­chelns hellte Rices Miene auf. »Und dieser John Williamson soll dafür ver­antwortlich sein. Von Bill Selleck und der Rainbow-Ranch hörte ich nur Gu­tes.«

    Nun lächelte auch Nancy. Aber ihr Lächeln mutete eine Spur zu über­heblich, vielleicht auch spöttisch an. »Williamson ist ein Aasgeier!«, stieß sie in jäher Wildheit hervor. Ihr Lä­cheln war wie weggewischt. »Er hat meinen Bruder auf dem Gewissen, und er wird nicht ruhen, bis die Rainbow-Ranch ausradiert ist.«

    »Still, Nancy!«, polterte Bill Selleck. »Es geht ihn nichts an. Wir wis­sen immer noch nicht, ob er einer von Williamsons Spitzeln ist.«

    Einer der Cowboys schlenderte heran. Die Mündung seines Gewehres deutete unmissverständlich auf Rice. Breitbeinig blieb er fünf Schritte vor Rice stehen. Leidenschaftlich, fast hassvoll, stieß der Bursche hervor: »Niemand in der Stadt hat dich zu uns geschickt, Stranger. Denn jeder weiß, dass wir keine Gunslinger be­schäftigen. Die Rainbow-Ranch wehrt sich gegen Williamsons Zu­dringlichkeiten, gewiss. Aber wir dul­den keine Kerle von deinem Schlag auf der Rainbow. Wir helfen uns selbst. Das weiß auch jeder in der Stadt. Und darum hat dich weder Rocky, der Stallmann, noch Red Dexter vom Hotel auf die Rainbow ge­schickt. Was also treibt dich wirklich hierher?«

    Rice hatte sich dem Mann zuge­wandt. Er sah einen Cowpuncher, ei­nen Burschen mit dicken Lasso­schwielen auf den Fäusten und krum­men Reiterbeinen. Er besaß ein offe­nes, ehrliches Gesicht und gehörte zu jener Sorte, die ihrem Herrn bis zum letzten Atemzug dienten.

    »Ich sagte es schon: ich suche einen Job.« Rice verlor auch angesichts der drohend auf ihn gerichteten Waffe nichts von seiner kühlen Besonnen­heit.

    »Hau ab, Mister, wir wollen dich hier nicht. Mein Name ist Joe Hickey. Merk dir diesen Namen. Denn solltest du in der Gegend bleiben und in Wil­liamsons Sattel klettern, werden wir zwei noch eine Menge Spaß miteinan­der haben.«

    »Schon gut, Joe Hickey. Ich werde mir den Namen merken.« Rice schaute wieder Bill Selleck an. »Gilt das, was Ihr Reiter sagte, Selleck?«

    Selleck nickte. »Yeah. Joe ist mein Vormann. Sein Wort gilt so viel wie mein eigenes,«

    Rice schürzte die Lippen. »All right, dann reite ich.« Er grüßte zu Nancy hin, zog dann sein Pferd herum und schnalzte mit der Zunge.

    Da erschallte dumpfer, rumorender Hufschlag. Er kündigte ein ganzes Ru­del von Reitern an und sickerte heran wie eine Botschaft von Unheil und Gewalt.

    Rice aber hielt nicht mehr an. Er schaute sich auch nicht um, sondern verschwand zwischen den Hügeln, als über eine Bodenwelle im Westen der Ranch das Rudel Reiter strömte.

    *

    »Wir kriegen unliebsamen Be­such!«, brüllte der Rancher. »Ver­schanzt euch! Aber haltet euch zurück, Leute. Wir werden erst mal se­hen, was die Kerle wollen.«

    Joe Hickey rannte krummbeinig in den Pferdestall. Die anderen Cow­boys verschwanden gleichfalls. Sie postierten sich an den Fenstern des Bunkhouses.

    »Schnell, Nancy, mein Gewehr!«, befahl Bill Selleck.

    Nancy rannte ins Haus.

    Lauter und lauter quoll der Huf­schlag unter dem heißen Himmel heran. Es waren acht Reiter. Sie ka­men in einem dichtgeballten Haufen, eine wallende Staubfahne hinter sich herziehend.

    Nancy kehrte auf den Vorbau zu­rück. Sie reichte Bill Selleck die Win­chester. Er hebelte eine Patrone in den Lauf.

    »Zurück ins Haus, Nancy!«, röhrte sein tiefer Bass. »Die Schufte sehen nicht so aus, als würden sie uns einen Höflichkeitsbesuch abstatten.«

    Nancy verschwand hinter der Haustür. Gleich darauf aber tauchte sie an einem der hochgeschobenen Fenster auf. Sie hielt mit beiden Hän­den ein Gewehr und war bereit, in ei­nen möglichen Kampf einzugreifen.

    Der Pulk stob in den Ranchhof. Die Reiter drosselten das Tempo der Pferde und ritten bis vor das Haupt­haus. Dort zügelten sie die Tiere hart. Die einen knickten auf der Hinter­hand ein, andere stiegen und kreisel­ten herum. Die Reiter nahmen sie hart in die Kandare. Bill Selleck verzog angewidert das Gesicht.

    Schließlich kam Ruhe in den Pulk. Der aufgewirbelte Staub senkte sich. Einer der Reiter löste sich aus dem Knäuel. Er schob sich ein wenig den Hut aus der Stirn, blinzelte und rief staubheiser: »Deine Mannschaft hat bei den Black Mesa die Herde der J.W.-Ranch vom Wasser vertrieben, Selleck. Einer unserer Weidereiter wurde verwundet. Um ein Haar wäre eine Stampede ausgebrochen. Warum tust du das?«

    Wilder, heißer Zorn hatte in der Stimme des Mannes gelegen.

    Bill Selleck schürzte die Lippen. Seine Miene verriet Unversöhnlichkeit und kompromisslose Härte. Sein Bass grollte: »Es sind die Wasserlöcher der Rainbow-Ranch, Hal, von denen wir eure Longhorns wegjagen. Die J.W.-Ranch hat die Möglichkeit, ihre Rinder zum Verde River im Nor­den zu treiben. Es gibt auch Neben­flüsse auf dem Land der J.W.-Ranch. Die Weide und das Wasser der Rainbow-Ranch hingegen sind tabu für euch und eure Kuhschwänze.«

    »Das wird sich ändern — und zwar sehr bald!« Hal Williamson explo­dierte förmlich. In seinen Zügen wühlte der blanke Hass. »Wir Williamsons machen euch fertig, Selleck. Dein Sohn ist schon dort, wo er hinge­hört. Er wird Yuma nicht wieder ver­lassen. Kein Mensch auf der Welt übersteht zwölf Jahre Yuma. Die Cowboys laufen dir reihenweise da­von.« Hal Williamsons Zeigefinger stach auf Bill Selleck zu. »Und du bist der nächste, alter Narr. Du fliegst mit der Nase in den Dreck. Und dann gibt es nur noch deine Tochter.«

    Sellecks Gesicht verzerrte sich. »Yeah, dank deines Meineides ist Jim in Yuma, Williamson. Und wenn der alte Patterson gestorben wäre, dann hätte dein Onkel meinen Sohn an den Galgen geschickt. Ein Indizienprozess und dein Meineid, Hal Williamson! Du wirst dafür bezahlen,«

    Williamson lachte schallend und bösartig. »Dein missratener Sohn geht in Yuma vor die Hunde. Dafür garantiere ich. Dich jagen wir aus dem Land, Selleck. Und die Rainbow-Ranch machen wir dem Erdboden gleich.«

    »Du vergisst ganz, du Ratte, dass nicht alle Reiter der Rainbow aufgegeben haben!«, brüllte Joe Hickey aus seiner Deckung. »Einige Boys sind geblieben. Und wir haben uns geschworen, euch Halsab­schneidern von der J.W. das Handwerk zu legen. Für alle Zeiten. Bei dir und deinem Haufen werden wir wohl gleich anfangen. Auf euch sind fast ein halbes Dutzend Mündungen ge­richtet. Wenn wir gleichzeitig ab­drücken, werden eine ganze Reihe von Pferden reiterlos auf die J.W. zurückkehren.«

    Hal Williamsons Kopf war herumgeflogen. Einen Augenblick lang schien der Ranchersohn verblüfft und verwirrt zu sein. Aber dann kehrten seine Selbstsicherheit und seine Arro­ganz zurück. Er schnarrte: »Aus dem Hinterhalt zu schießen ist das Markenzeichen der Leute von der Rainbow-Ranch. Wenn du Mut hast, Hickey, dann komm heraus. Ich bin gern bereit, es mit dir auszutra­gen.«

    »Du spuckst höllisch laute Töne, Hal Williamson!«, peitschte Bill Sellecks Stimme. »Dabei vergisst du scheinbar vollkommen, dass du dich auf dem Grund und Boden der Rain­bow-Ranch befindest und dass es eine Menge zu regeln gibt zwischen der J.W.-Ranch und mir. Dinge, die zum Himmel stinken. Dinge, zu denen du dein Teil beigetragen hast, Hal. Be­stell deinem niederträchtigen Vater folgendes: Hände weg von der Rainbow! Er wird sich die schmutzigen Finger daran verbrennen. Und was Jims Sache betrifft, so habe ich alles für ein Wiederaufnahmeverfahren vor einem unparteiischen Gericht in die Wege geleitet. Man wird die Ma­chenschaften eines John und eines Jack Williamson aufdecken. Und dann gnade ihnen Gott - und jedem, der sich zum Werkzeug dieser beiden Hyänen machte.«

    Sein düsterer, viel versprechender Blick streifte die Kerle mit den tiefsit­zenden Colts, die mit Hal gekommen waren. Es waren Revolver-Cowboys. Sie verstanden es, mit dem Colt ebenso gut umzugehen wie mit dem Lasso. Kerle, denen die Regeln der Fairness nicht immer geläufig waren.

    Hals Hand zuckte zum Revolver. Darauf gab es nach seiner Auffassung nur eine Antwort. Aber sein Verstand holte die impulsive Bewegung zur Waffe ein. Denn die Mündung Bill Sellecks starrte wie das hohle Auge eines Totenschädels auf ihn. Der Rancher brauchte nur den Finger zu krümmen, um den züngelnden Tod aus ihr rasen zu lassen. So jähzornig Hal William­son auch sein mochte — ein Selbst­mörder war er nicht.

    Seine Hand fuhr zurück. Er riss den Kopf in den Nacken. »Keine Chance, Selleck! Ich gebe dir keinen Anlass, auf mich zu schießen. Ich bin auch nicht gekommen, um den heißen Tanz anzufangen. Ich wollte dich nur warnen. Unsere Rinder verdursten, wenn du sie nicht an dein Wasser her­anlässt. Nach dem Gesetz der freien Weide …«

    Bill Selleck unterbrach ihn hart und trocken: »Das Gesetz der freien Weide findet auf Weidepiraten keine Anwendung, Williamson. Treibt eure Rinder zu den Flüssen. Oder bringt ih­nen von mir aus das Wasser eimer­weise hinaus auf die Weide. Aber nä­hert euch nicht meinem Wasser. Ich werde meinen Männern Befehle ge­ben, ab sofort gezielt zu schießen. Je­der Reiter der J.W., der mein Land betritt, muss mit heißem Blei rechnen. Und jetzt wendet eure Mähren und gebt Fersengeld. Meine Geduld ist am Ende, Williamson. Dein Anblick verursacht mir Übelkeit.«

    »Wir fegen euch hinweg, Selleck! Das ist ein Versprechen. Du alter Narr wirst den Herbst nicht mehr erleben. Wir …«

    Bill Selleck zog durch. Der Schuss röhrte aus dem Lauf. Mit dem Auf­brühen der Detonation wurde vor den Hufen von Hal Williamsons Pferd Staub hochgeschleudert. Das er­schreckte Tier bäumte sich auf. Hal Williamsons Hände zuckten nach vorn. Instinktiv versuchte er, sich an den Pferdehals zu klammern. Im sel­ben Moment warf sich das Tier herum. Hals Hände schossen ins Leere. Rücklings flog der Ranchersohn aus dem Sattel. Der Länge nach schlug er in den Hof. Schnell ritt einer seiner Männer heran. Er packte Hals Pferd am Zaumzeug und bändigte es mit stählerner Faust.

    Aus dem Bunkhouse war ein spötti­sches Lachen zu vernehmen. Die Hände der J.W.-Reiter tasteten nach den Waffen. Aber eine kalte klirrende Stimme hielt sie zurück. Sie gehörte Jim Hickey. Der Vormann rief: »Macht nur weiter, Leute. Es wird uns ein höllisches Vergnügen berei­ten, euch Halunken von der J.W. die Flügel zu stutzen. Es sind da eine ganze Menge alter Rechnungen offen.«

    Hal Williamson rappelte sich müh­sam hoch.

    »Mein Vater wird dich in den Staub treten, Selleck. Wie einen Wurm. Und wenn du im Dreck liegst, dann werde ich dich an diese Stunde erin­nern. Du wirst winseln vor mir.«

    Seine Worte fielen wie ein böses Omen, wie eine teuflische Prophezeiung. Bill Selleck wusste, dass er in Hal Williamson einen Todfeind hatte.

    »Klemm dir deinen Gaul zwischen die Beine und verlass mein Land, Wil­liamson!«, befahl Bill Selleck unbeein­druckt. »Und vergiss nicht, was ich dir für deinen Vater aufgetragen habe.«

    *

    Mit Wucht zertrümmerte Jim Selleck einen Felsbrocken zu faustgro­ßem Geröll. Das schweißnasse, dunkle Haar fiel ihm strähnig in die Stirn. Die Luft um ihn herum schien zu kochen. Hinter Jims Rücken war die Felswand. Frische Sprengstellen zeigten an, dass der riesige Berg von Schutt und Geröll auf der Sohle des Steinbruchs vor wenigen Stunden noch fester Bestandteil der Wand ge­wesen war.

    Klirren und Bersten erfüllte den Steinbruch. Mit den Gewehren in den Fäusten beaufsichtigten die Wärter die Gefangenen. Es ging auf Mittag zu. Die Hitze zog den Männern das Mark aus den Knochen.

    Earl Mire schaufelte den Schotter auf den flachen Transportwagen. Zwei Mulis standen mit hängenden Köpfen und einem stumpfen Aus­druck in den großen Augen im Ge­schirr. Ein Stück entfernt lehnte Wade Boggs im Schatten eines Vor­sprungs an der Felswand. Er rauchte. Das Gewehr hing am Riemen an sei­ner Schulter.

    Der Aufseher hakte die Wasserfla­sche von seinem Gürtel, schraubte sie auf und trank einen Schluck. Sein zyni­scher Blick traf über die erhobene Flasche hinweg Jim Selleck. Er schloss die Flasche wieder und hängte sie zurück an seinen Gürtel. Sehnsüchtig schielte Jim nach der Wasserflasche an Boggs' Gürtel.

    Wade Boggs entging dieser Blick nicht. Er begann hämisch zu grinsen. »Was ist denn, Selleck?«, fragte er und schnippte den Zigarettenstummel fort. »Willst du schon aufhören? Vorwärts, vorwärts, schwing deinen Hammer! Oder muss ich Stryker informieren, damit er dir Beine macht?«

    Jim stellte den Hammer ab und ver­schränkte die Hände über dem Stiel­ende. Er blinzelte, weil ihm der Schweiß die Sicht vernebelte.

    Earl Mire schaufelte wie besessen. Die Anstrengung verzerrte sein vorzeitig gealtertes Gesicht. Wade Boggs nahm das Gewehr von der Schulter und packte es mit beiden Händen.

    »An die Arbeit, Selleck, ver­dammt!«, schrie der Aufseher.

    In diesem Moment taumelte Earl Mire gegen den Wagen. Schwäche und Übelkeit hatten ihn befallen. »Jim … Jim - ich kann nicht mehr!« Das tonlose Flüstern klang losgelöst und wimmernd wie ein Windhauch. Ein Krampf überlief das totenbleiche Antlitz Earls.

    Boggs kam drei Schritt näher. Sein Schädel stach vor wie der Kopf eines Raubvogels. Ein tückisches Schillern trat in seine Augen. »Hölle!«, stieß er hervor. »Wenn das ein gemeiner Trick ist, Mire …« Misstrauisch äugte er zu Jim hin.

    »Kein Trick, Boggs.« Hohl brachen die Silben über Earls pulvertrockene Lippen.

    »Was hast du gesagt, Mire?«, fauchte Boggs, und die jähe Wildheit in seinen Augen war erschreckend.

    Ein Ruck ging durch Earls magere Gestalt. Er stieß sich vom Wagen ab. »Schon gut, Boggs, schon gut«, krächzte er. »War nur eine vorüber­gehende Schwäche. Es geht schon wieder.« Auf tauben Beinen wankte er vom Wagen weg und schnappte nach Luft. Die Kraftlosigkeit schien alle Muskeln und Sehnen in ihm zu läh­men. In seiner Brust kämpfte sich ein Gurgeln hoch, seine Lippen sprangen auseinander, ein unartikulierter Ton löste sich von ihnen. Verbissen stemmte sich der kleine Mann gegen die Nebel der Benommenheit, die ge­gen sein Bewusstsein anbrandeten.

    »Heavens, Boggs, er braucht eine Pause«, sagte Jim und war sich seiner Hilflosigkeit und Ohnmacht bewusst. »Das siehst du doch, Boggs. Willst du ihn umbrin­gen?«

    »Du hältst das Maul, Selleck!«, kreischte Boggs fast hysterisch.

    »Was ist los hier?«

    Es war die kratzende rasselnde Stimme Bud Strykers. Der Oberaufseher bog um die Felsnase. Jim Selleck konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Stry­ker schon längere Zeit dort gelauscht hatte.

    Breitbeinig, in aufreizend lässiger Haltung, blieb Stryker bei Wade Boggs stehen. Die Häftlinge, die in der Nähe arbeiteten, wagten nicht aufzublicken.

    »Was ist los, verdammt?«, wieder­holte er unheilvoll.

    »Mire, diese kleine Ratte, will nicht mehr!«, erklärte Wade Boggs mit hohntriefendem Tonfall. »Wenn er so weitermacht, schafft er gerade das halbe Soll.«

    Die Peitsche glitt von Strykers Schulter und schlängelte sich wie der Leib einer Natter zwischen dem Geröll.

    »Einen Moment!« Jim stand Mire bei. »Boggs hat nicht begriffen, wie krank Earl ist, Mr. Stryker. Seine Lunge …«

    »Wer hat dich nach deinem Kom­mentar gefragt, Selleck?«, rief Stryker schneidend. Sein Kopf flog herum zu Earl Mire. »Du willst doch nicht etwa streiken, Mire?«, fragte er sanft - trü­gerisch sanft. »Du weißt, was auf­müpfigen Kerlen blüht.«

    »Nein! - Ich …« Earl Mire warf eine Schaufel voll Geröll über die Bordwand. Seine Bronchien rasselten und pfiffen. Sein Gesicht war krank­haft grau. Plötzlich schüttelte ihn ein trockener, krampfartiger Husten.

    »Wasser!«, stieß Jim drängend her­vor. »Geben Sie ihm Wasser, Stryker. Earl ist am Ende. O verdammt — er stirbt, wenn Sie ihm kein Wasser ge­ben. «

    Earl Mire brach auf die Knie nieder. Weit traten ihm die Augen aus den Höhlen. Der Anfall krümmte seinen Oberkörper nach vorn. Seine Hände verkrampften sich vor der Brust. Auf seinen Lippen zeigte sich blutiger Schaum. Die Schaufel war ihm ent­glitten.

    Jim stieß den Vorschlaghammer beiseite und war mit drei Schritten bei Earl. »Earl, mein Gott …« Verzwei­felt suchte sein Blick den Oberaufse­her, der ohne jede Gemütsregung, ohne eine Spur von Anteilnahme, den kleinen Mann beobachtete.

    »Wasser!« Jims Stimme war fast flehend. »Geben Sie ihm Wasser, Stryker - sonst stirbt er.«

    »Soll ich ihn vielleicht von meiner Flasche trinken lassen?«, grollte der Oberaufseher. »Soll er mich mit der Schwindsucht anstecken, Selleck? Den Gefallen tue ich dir nicht.« Er grinste gehässig. »Und jetzt sieh zu, dass du dieses menschliche Wrack wieder auf die Beine bringst. Euer Soll sind täglich vier Wagen voll Ge­röll. Wenn Mire ausfällt, wirst du die vier Wagen alleine vollschaufeln müssen.« Stryker grinste breit und selbstgefällig.

    Jim war nahe daran zu explodie­ren. Er hätte in dieser Minute Stryker mit den bloßen Händen erwürgen können.

    »Hilf mir hoch, Jim«, bat Earl Mire mühsam und erstickt. »Hilf mir hoch - er soll seine vier Wagen voll Schot­ter kriegen …« Earl verdrehte die Augen und kippte nach vorn. Sein Kampf gegen die Schwäche war erfolglos ge­blieben. Er wurde ohnmächtig. Seine Züge erschlafften, seine Hände fielen herab.

    Behutsam ließ Jim den schlaffen Körper zu Boden gleiten. Er kniete dabei links ab. Langsam wandte er den Kopf und stieß leidenschaftlich hervor: »Du Schwein, Stryker - du elendes, niederträchtiges Schwein. Wenn Earl stirbt, hast du ihn auf dem Gewissen. Ich werde dich eines Tages daran erinnern. Du allein wirst der Grund sein, der mich diese Hölle überstehen lassen wird. Und dann …«

    Stryker machte einige unbe­herrschte Sätze auf Jim zu. Die Peit­sche zuckte hoch und pfiff durch die Luft. Das Leder riss Jims Rücken auf. Sofort sickerte Blut aus der Wunde. Jim biss die Zähne zusammen, dass der Schmelz knirschte. Mit einem Ruck stand er. Und wieder raste die Peitschenschnur heran. Sie wand sich um Jims Hals. Mit beiden Händen riss und zerrte Stryker am Peitschengriff. Jim strauchelte und stürzte und rang nach Luft, weil das Leder ihm gnadenlos die Kehle zuschnürte. Hart schlug er hin. Seine Ellenbogen bluteten.

    »Ich schlage dich in Stücke!«, kreischte Stryker. »Du gottverdamm­ter …«

    Mit einem Sprung war Wade Boggs bei seinem Vorgesetzten. Er riss ihn zurück. »Aufhören!«, zischte er. »Du vergisst dich, Bud. Reiß dich zusam­men - es gibt zu viele Zeugen!«

    Im ersten Moment wollte Stryker sich losreißen. Doch Boggs' letzte Worte ernüchterten ihn. Er schaute sich um wie jemand, der aus einem Rausch erwachte. In seinen Pupillen glomm der Funke von Hass und Zer­störungswut. Sein mächtiger Brustkasten hob und senkte sich. Sein Gesicht hatte sich zu einer brutalen, sadisti­schen Grimasse verzerrt.

    Überall hatten die Sträflinge ihre Arbeit unterbrochen. Sie beobachte­ten das Schauspiel, das sich ihnen bot.

    »An die Arbeit!« Strykers Stimme überschlug sich.

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