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Flauschnacht Rauschnacht: Gedichte
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eBook118 Seiten38 Minuten

Flauschnacht Rauschnacht: Gedichte

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Über dieses E-Book

Hauptsache, die Laserpointer der Glühwürmchen leuchten dir heim.

Es war die Zeit, als die Termine aus den Kalendern verschwanden, als wären sie mit Tinte geschrieben, die wie von Zauberhand auf einmal unsichtbar wird.
Erzählerischer sind sie geworden, die neuen ­Gedichte, ­gegenwartsnäher, schärfer und ­pointierter. Aber ­gleichzeitig kombinieren sie das Hellwache mit traumwandlerischer Sprachmagie und der scheinbaren Mühelosigkeit schwereloser Bilder.
SpracheDeutsch
HerausgeberPENDRAGON Verlag
Erscheinungsdatum9. März 2022
ISBN9783865327925
Flauschnacht Rauschnacht: Gedichte

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    Buchvorschau

    Flauschnacht Rauschnacht - Hellmuth Opitz

    Hohelieder aus den Zeiten des hohen C

    Wer die Schönheit angeschaut mit Augen

    ist dem Tode schon anheimgegeben.

    August von Platen

    Replay

    Es hätte besser laufen können

    beim allerersten Mal an jenem

    Nachmittag in deinem Zimmer.

    Wir steckten fest im Nesteln

    unterm Pappschnee der Bettdecke.

    Nicht mal der Tonarm hob ab

    von der Platte, die Nadel hakte

    störrisch in der Auslaufrille des

    Joni-Mitchell-Albums, obwohl

    es in deinem Lieblingssong

    doch ums Abheben ging.

    Da standst du auf, liefst nackt

    zum Plattenspieler, drehtest dich

    um mit diesem unverschämten

    Grinsen, das sagte: Ich drück mal

    auf Repeat, kamst dann zurück:

    mit dem wunderbar wippenden

    Gang, der mir heute noch nachgeht,

    wenn ich diesen Nachmittag

    auflege und der Tonarm knisternd

    das Erinnern berührt: Es hätte

    besser nicht laufen können.

    Jedes Mädchen hat ein Gedicht verdient,

    eins, das nur ihm gehört, zugesteckt wie ein Kassiber,

    ein klein gefalteter Zettel mit Kästchen, darauf

    ein Gedicht, das ihm auf Anhieb peinlich war,

    die ungelenke Schrift, die unbeholfenen Komplimente,

    der ungeheure Mut, es ihm zu geben auf dem Hof,

    wo es stand, inmitten eines Pulks von Freundinnen,

    kichernd in der großen Pause, einen Herzaussetzer

    lang Stille und natürlich wollten es dann alle lesen.

    Das Mädchen aber zeigte es den anderen nicht,

    weil es an etwas rührte und noch heute treibt es ihm

    die Röte ins Gesicht, oben auf dem Dachboden,

    fünfzig Jahre später, wo es in einer Kiste wühlt,

    auf diesen Zettel stößt und wo zur gleichen Zeit

    in einem anderen Leben der Schreiber sich durch

    einen Ordner seiner frühen Werke blättert und

    vor Scham versinken möchte in der Erkenntnis:

    Nicht jedes Gedicht hat ein Mädchen verdient.

    Die Queen jenes Sommers

    Ihre Schulterblätter sind das, was mir noch vor Augen steht

    aus diesen hechelnden Hundstagen im unteren Jura der Jugend,

    ihre blassen Schulterblätter, auf denen ein später Juli

    viele Sommersprossen ausgesät hatte.

    Ich sah den Wassertropfen zu, die sich dazwischen

    entlang schlängelten, gespeist aus einem wilden Rotschopf,

    wie sie Tempo aufnahmen, wenn sie die Schultern bewegte,

    und ihren Rücken weiter hinunter liefen.

    Mein Blick lief ihnen nach bis zum Rand der Bikinizone,

    während wir hier lagen zum Trocknen auf den

    sonnenwarmen Planken dieses Stegs am See, ihr riesiges

    Handtuch mit dem Union Jack, fast hätte ich salutiert

    vor dieser Queen aus Swindon.

    Wie überlegen sie mir war, einen halben Kopf größer,

    vom Größenunterschied im Kopf gar nicht zu reden.

    Sie war gut in Physik, ich nur in Physis, ihr Thema:

    Energie und wie sie verschwendet wird.

    Könnte man mit der Kraft, die notwendig ist, um eine

    Brandschutztür aus Stahl zu öffnen, nicht gleichzeitig

    ein paar Orangen auspressen, fragte sie. Was da

    verloren geht! Ich hatte keinen blassen Schimmer,

    ganz im Gegensatz zum See.

    Ich hatte nur Augen für ihren Mund, aus dem

    diese Versuchsanordnungen nur so sprudelten,

    ihre rauen, rissigen Lippen, die nach Zimt schmeckten

    oder Holunder, da verschwimmt die Erinnerung.

    Später, als wir aufstanden, blieb ihr Blick an meiner

    Badehose hängen. Abklingbecken, sagte sie, grinste

    und ich weiß bis heute nicht, woher sie die Vokabel hatte.

    Nur den Klang habe ich noch im Ohr, den weichen

    Wiltshire-Akzent einer Austauschschülerin.

    Damals aber verstand ich nicht mal, was sie meinte.

    Wochen später, als sie längst weg war, ging es mir auf,

    in einer Physikstunde, als es um Kraftwerke

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