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Engel im Herbst mit Orangen: Gedichte
Engel im Herbst mit Orangen: Gedichte
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eBook94 Seiten25 Minuten

Engel im Herbst mit Orangen: Gedichte

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Über dieses E-Book

Diese erste größere Gedichtsammlung vereint Verse von expressiver Wucht, melancholischer Leichtigkeit und formaler Eleganz. Hellmuth Opitz kann, er beweist es wieder einmal, Gedichte schreiben, die etwas vom Puls, vom Tempo, von der Hektik, von der Einsamkeit und Verzweiflung unserer Zeit wiedergeben.
SpracheDeutsch
HerausgeberPENDRAGON Verlag
Erscheinungsdatum9. Feb. 2015
ISBN9783865324726
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    Buchvorschau

    Engel im Herbst mit Orangen - Hellmuth Opitz

    DER 88. JANUAR

    aber die strände klarer, kühler tage

    sind selten und kostbar.

    Gerhard Falkner

    Weißglut

    Und dann kam der Januar. Ein riesiger

    Kerl. Jesus! Ein Kreuz

    wie ein Kühlschrank.

    In einem Mantel

    aus zertrampeltem Schnee kam er,

    stellte Prost Neujahr sturznüchtern den Fuß

    in die Tür, wollte Geld und sah uns ernst an.

    Mit einem Schlag waren wir still.

    Irgendetwas trommelte mit harten Knöcheln

    gegen unsere Wände und Einwände. Etwas

    wie Weißglut wischte durch die Nacht eines

    anderen Himmels und ließ uns kalt

    zurück. Ich

    war ein schlechter Vorname in diesen Tagen:

    Zu groß. Hallte wie ein Treppenhaus, wenn man ihn rief.

    Auf den Stufen kam Ich

    ins Stolpern. Im Fallen zog mein

    ganzes Leben an meinen Augen vorbei.

    Bruchteile

    von Sekunden, aber selbst die

    verdammt uninteressant.

    Narkosenamen fallen auf die Namen

    von Landschaft und Zeit. Schnee-

    weiß und weich geht das Fremde

    schräg durch Gesichter. Nennen wir’s

    damals, als wir so schwer verglückt waren

    und der Himmel noch Bunt stiften ging.

    Wir gehn entzwei zu Ich und Du

    Kein Tod ist so leicht wie Entfernung.

    Du hast die Schwerkraft des Erinnerns

    gut aufgehoben: Nichts fällt mir ein

    als Narkosenamen auf die Namen

    von Landschaft und Zeit.

    Schnee.

    Springtime

    Höchste Zeit für die Zeit,

    da der März durch die Milchstraßen fährt,

    die Wintermäntel, die skalpierten Wohnblocks.

    Springtime sagen die Engländer,

    springt an und schon hängen der Stadt

    hellblonde Strähnen in die Stirn aus frühem Licht.

    Dann blüht ein Kaufrausch

    und Farben trachten Frauen nach dem Leben.

    Kühlerhauben springen auf. Motoren springen an.

    Überall öffnen sich Adern.

    Und manche platzen auf wie rote Tulpen

    wenn sie springen. Springtime sagen die Engländer.

    Kaltes, klares Wasser läuft über meine Hände

    und du fragst mich, warum ich den Januar liebe.

    Schau, sag ich, weil er ein Scheißkerl ist. Nie

    kannst du dich auf ihn verlassen. Stehst du in

    Hut und Mantel, kommt er unter falschem Namen

    mit krokusfarbenem Hemd und einer Sonnenbrille

    groß wie Ungarn. Und dann wieder strenger als

    Erich von Stroheim: Eisigen Blicks, wenn er die

    Küste abschreitet in preußischen Stiefeln und

    den Nordwest knallen läßt überm Jadebusen, daß

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