Für dich
Von Kurt Scharf
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Über dieses E-Book
In diesen Gedichten gestaltet sich Privates, aber immer ist darin die Welt enthalten.
Lebendige Texte, bei allem Formbewusstsein frei von nüchterner Abstraktheit – so kommen die Verse von Kurt Scharf daher.
Kurt Scharf
geboren 1954; Studium am Leipziger Literaturinstitut (1978 bis 1981); lebt in Wolgast
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Buchvorschau
Für dich - Kurt Scharf
Inhalt
Durch das Jahr
Im Garten Lüttenort
Neue Gedichte
Durch das Jahr
Ozeaneum Stralsund:
Die Flunder liegt
in den Sand geschmiegt.
Ja, und du siehst
sie nur,
wenn sie mal niest.
Lebe den Tag,
dass er uns mag.
Noch in der Nacht
gib auf ihn acht.
Lobe die Nacht.
Sie hat gebracht,
weil sie uns mag,
den nächsten Tag.
Sonnenschein,
du treuer,
komm heran,
mach alles neuer.
Auf dich warten
heute
alle Leute.
Der Reif hat uns erfreut,
und auf die Ränder
der Blätter Bänder
aus Zuckerguss gestreut.
Aus dem Nachtverschlag
hebt sich froh der Tag,
reckt sich grad wie wir
in das Lichtrevier.
Schwarz- und Buntspecht
trommeln um die Wette,
eine junge Eibe
grüßt vom Wegrand her,
am Gebüsche Tropfen Tau
wie eine Perlenkette;
es scheint, als ob dies schon
ein Tag im Frühling wär...
Dicht steh'n hier an dicht
Seeraben (Kormorane)
im frühen Abendlicht
am blauen Brückenplane.
Der Nebel schlief
auf Winterwegen,
hat morgens
friedlich dagelegen.
Wir weckten ihn.
Er stieg empor,
bis er am Himmel
sich verlor.
Immer wieder Zinnowitz:
Der Strand scheint unbelebt.
(Sind auch ziemlich
hohe Wogen.)
Nur eine Silbermöwe
schwebt.
Die andern
haben sich verzogen.
Sommerprognose (Haiku):
Vor dem Gewitter
schweigen die Wolken, später
redet der Regen.
Wie sonderbar:
Am Hügel liegt,
ihm angeschmiegt,
ein alter Ast,
der früher fast
ganz grade war.
Rote Morgenstunde.
Licht
reicht bis zum Grunde,
wärmt das Wasser linder. –
Tag:
er siegt geschwinder.
Über Schatten, die der Morgen warf,
springt der Frost auf weiße Wege,
küsst die Bäume zärtlich träge.
Aber seine Küsse schmecken scharf.
Der Winter hält sich, keine Frage,
noch für ein paar kalte Tage.
Dann taucht er ab, sitzt im Verstecke.
Und Blumen blüh'n in jeder Ecke.
Das ist dem Wald zu eigen –
das Zwitschern in den Zweigen,
das Klopfen eines Spechts.
(Mein Schatz geht immer rechts.)
Der Januar
ist trübe?
Dem Februar
fehlt Liebe?
Ach was! Im März,
eventuell,
wird's im Herzen
hell.
Der Haubentaucher tauchte.
Wofür er lange brauchte.
Die Haube auf dem Haupte –
ich gebe zu, ich glaubte:
verliert er sie beim Tauchen?
(Ich hätt’s nicht denken brauchen;
sie saß dann jedenfalls
noch schön auf Kopf und Hals.)
Sag, wie gelang es diesen Wellen,
deren weiße Kämme schwellen,
so viel Seegras anzuschwemmen,
worin die bunten Enten schlemmen?
Wenn wir uns in den Armen liegen
und zärtlich aneinander schmiegen,
vergessen Sterne wir, Kometen,
die sonst wir wohl betrachten täten,
wenn abends wir durch Straßen streiften,
in denen unsre Träume reiften.
Im Spiel der Schatten hat,
am Abend in der Stadt,
der Kirchturm eine Kerbe.
Der Mond, als halbe Scherbe,
schaut drüber hin. Und sacht
umschließt uns nun die Nacht.
Aus Wolken,
zu beweisen,
dass Winter ist,
Flocken erdwärts reisen.
Sie lassen nachts,
wenn sie so treiben,
sich fröhlich nieder
auch auf Autoscheiben,
die morgens wieder
wir enteisen.
Der Himmel war verhangen.
Wir sind hinaus gegangen.
Die Wolkenberge schwammen
und hielten sich zusammen.
Dann riss der graue Schleier.
Wir fühlten uns gleich freier
und drehten noch zwei Stunden,
im Walde wandernd, Runden.
Wenn wir den Schatz gehoben haben,
der in uns schon seit langem ruht,
dann glänzt, den wir verloren gaben,
im Licht der Hoffnung unser MUT.
Vor dem Hause, noch vor Tagen,
sah ich einen Schneemann ragen.
Der Riese auf dem Rasen
ist geschrumpft,
ähnelt einem weißen Hasen
und wird noch weiter klein,
bald im Maulwurfsloch
verschwunden sein.
Der Frühling kommt
in Winters Fährten,
streut Glöckchen prompt
in alle Gärten.
Was immer ich sag
an diesem Tag –
von solcher Sorte
sind meine Worte,
laut oder leise:
Liebesbeweise.
Die Schmalfußmöwe:
geht mit kleinen
Schritten vor uns her,
wenn wir mit Krumen
Brot erscheinen
am Meer.
Der Mond ist mein Begleiter,
wenn nachts ich von dir geh,
er schreitet mit mir weiter,
mal ist