Fundus
Von Kurt Scharf
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Über dieses E-Book
Türen werden geöffnet, die zu neuen Räumen, neuen Träumen führen.
Und eine Märchenstunde wird eingelegt.
Kurt Scharf
geboren 1954; Studium am Leipziger Literaturinstitut (1978 bis 1981); lebt in Wolgast
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Buchvorschau
Fundus - Kurt Scharf
Inhaltsverzeichnis
Fundus
Märchenstunde
Lektüre
Nachschlag
Fundus
Klage
Über manche Tage
fällt mir nichts ein.
Grund:
Ich war allein.
Wo hinter Wäldern
Wälder wandern
(dran fährt der Zug vorbei)
und Bäume Licht
zu andern
Bäumen senden –
sind sie frei.
Mein Schatz,
wir sehen heute
lauter frohe Leute.
Alle sind sie froh.
(Das bleibt
auch morgen so.)
Vollmond soll wohl sein.
Er fällt schon strahlend ein
und liegt auf unserm Dach
und hält uns lange wach.
Später
Alle Stunden
sind verbunden,
sie bekunden
Nacht.
Und wir stippen
unsre Lippen,
und wir kippen
sacht.
Grüne Küsse
sendet uns die Welt,
Farben hat sie noch genug.
Sie schenkt sie her,
für gar kein Geld,
im munterbunten
Frühlingsflug.
Tag im Mai
Die Sonne scheint!
Wer aber meint,
sie schiene nicht –
lebt hinterm Licht.
Ich lebe froh,
von dir geschaut,
und freu mich so
und sage laut
an jedem Tag,
der kommt und geht,
dass ich dich mag
von früh bis spät.
Die übliche Bande...
Dem runden Blesshuhne
folgt hinter der Buhne
die Möwe (am Strande).
Als wir uns der Kälte
stellten,
fällten
wir sie. –
Dauerhaft?
Nie!
Ich habe gut geschlafen;
die Träume die mich trafen,
sie kamen nur von dir
und sind noch jetzt bei mir.
Die Pferdchen warten,
und all die zarten
Gräser auch –
ja, jeden Strauch
sollst du berühren,
und Wärme spüren.
Die Amsel singt am frühen Morgen,
der Sprosser vorm Beginn der Nacht.
In ihren Liedern sind geborgen
der Erde Glanz und Himmels Pracht.
Droben thront
der Mond,
drunten wohnt
die Welt.
Julitag
Noch hat keine Wolke man gefunden.
Lichtumrandet brandet trockner Staub.
Straßenflanken zittern. – Regenstunden?
Himmel stellt (kein Tropfen fällt) sich taub.
Häuser, reihenweise, aufwärts schauen.
Bäume üben stumm Gelassenheit.
Alle wollen hier dem Blau vertrauen. –
Regen kommt. In einer fernen Zeit.
Im Salzmeer
im Sand
am erhabenen Abend,
am Salzmeerstrand
fand
ich heute erneut:
dich.
Damit die Seelen
sich besser ernähren,
ist zu empfehlen,
dass (wenn möglich
tagtäglich)
sie einander
die Liebe erklären.
Wipfel wollen zeigen:
Mond wird wieder steigen.
Träume sich verzweigen.
Und die Wiesen schweigen.
Der Abend rückt heran.
Wird wohl Zeit, dass dann
alle enger rücken
und am Monde sich entzücken.
Finsternis
Die Sonne ist am Schmelzen,
ein Viertel hingeschwunden,
der Mond, auf langen Stelzen,
hat sich mit ihr verbunden.
Egal an welchem Orte,
ich flüstre Liebesworte
und raune sie entgegen
dir auf allen Wegen.
Alter Kahn
Rechts, da lag „Brunhilde"
(hier nicht mehr im Bilde),
ach vor langen Jahren,
als wir Kinder waren.
Segelboote zogen
damals durch die Wogen,
frischen Windes Beute,
grade so wie heute.
Und auch morgen geben
wir uns hin dem Leben,
Liebste, auf der Erde.
(Und am Fluss stehn Pferde.)
Des Frühlings Blütenfarben
finden wir im Herbst,
die sommerliche Wärme
auch an Wintertagen.
So halten wir das Jahr
in unsren Händen.
Weil wir uns lieben,
wird's nicht enden.
Sanft und mild
kommt die Nacht,
Bild um Bild
wird gebracht,
sinkt hinein
in den Traum,
hüllt uns ein,
hier im Raum.
Und schlichen auch die Stunden
lahm dahin im tristen Alltagsgrau,
verstrichen Tage und Sekunden,
in trübes Einerlei gebunden –
es glänzt, wir wissen das genau,
wenn wir uns sehn, der Himmel blau.
Wir würden gern an allen Orten,
die Freuden die wir haben horten,
bevor sie fallen und verblassen.
(Das Glück, man sagt, sei schwer zu fassen
und nur dem Augenblick gewogen.)
Der Frühling, bald davongezogen,
er kehrt zurück wenn wir es wollen,
und wieder schöpft er aus dem Vollen.
Die Wolken brechen auf.
Der Mond, in seinem Lauf,
schaut staunend nun herunter:
„Ach, da sind noch Leute munter!"
Landgang
Wir gehen hin und gehen her,
wir baden im Lavendelmeer,
wir schwingen uns von Strauch zu Strauch,
wir schweigen, singen manchmal auch,
wir gehen hin und gehen her,
wir baden im Lavendelmeer.
Ach, die Sonnenstrahlen wollen
nicht so recht wie sie wohl sollen
durch die Wolken die sich ballen
auf die Erde niederfallen...
Herbstanfang
Träge legt sich auf die Erde
Regen, und ein sanftes Fließen
spielt um Steine, die genießen
froh mit heiterer Gebärde,
weil sie nach den trocknen Tagen
straßeneingestaubter Zeiten
sich ein feuchtes Fest bereiten
und dem Sommer nun entsagen.
Herbstlichtgedicht
Wie ist die Welt so bunt umzundert!
Die Farben sind dem Herbst zu eigen –
da fehlen wenig nur an hundert,
die sich im Walde wieder zeigen.
Bevor des Winters weißes Schweigen,
darin die vielen Farben säumen,
sich breitet auf den müden Zweigen,
die schon vom nächsten Frühling träumen.
Der Mond
belohnt
mit fahlen
Strahlen
das Warten.
Auch wir harrten
sehr
seiner Wiederkehr.
Der Mond lehnt sich zurück,
und liegt nun auf dem Rücken.
Er schaukelt noch ein Stück,
die Nacht zu überbrücken,
und bringt uns beiden Glück
und helleres Entzücken.
Die Sonne stieg durch Bäume
und legte sich zur Ruh,
sie glitt in unsre Träume;
wir schwebten immerzu,
beleuchtet noch vom Tage
der keinen Abschied nahm,
und waren in der Lage,
als dann der Morgen kam,
mit Wärme zu beginnen,
was unser Herz berührt
mit sonnenhellen Sinnen
und in die Zukunft führt.