Ein Regenbogen für Jessica: Sophienlust - Die nächste Generation 38 – Familienroman
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Über dieses E-Book
Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
»Du hattest doch kaum Kontakt zu deiner Stiefschwester, zu dieser … dieser Melanie! Warum in aller Welt hast du damals die Patenschaft für ihre kleine Tochter übernommen, Sonja? Und wieso fühlst du dich an dieses lächerliche Versprechen so sehr gebunden? Du hast alles Recht der Welt, dich darüber hinwegzusetzen. Du …« Lars Eglofs verstummte und schüttelte den Kopf, als verstünde er die Welt nicht mehr. »Lars, bitte!« Beschwörend griff Sonja nach Lars' Hand. »Bitte mach mir jetzt keine Vorwürfe. Vorwürfe sind das Letzte, was ich im Moment brauchen kann. Wirklich.« Lars Eglofs verdrehte genervt die Augen, schwieg aber. Stattdessen legte er seine freie Hand auf Sonjas Knie und ließ sie dann besitzergreifend noch ein Stück höhergleiten. Sonja Hanisch schob Lars' Hand sanft, aber bestimmt weg. »Ich weiß sehr wohl, dass ein Kind keinen Platz in meinem … in unserem Leben hat, Lars«, sagte sie. »Aber als ich Melanie damals versprochen habe, im Falle ihres Todes für Jessica zu sorgen, sah es nicht danach aus, dass ich dieses Versprechen je würde einlösen müssen. Melanie war alleinerziehend, gewiss. Aber sie war gerade einmal fünfundzwanzig Jahre alt und kerngesund. Dass sie verunglücken würde, konnte ich doch nicht ahnen.
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Rezensionen für Ein Regenbogen für Jessica
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Buchvorschau
Ein Regenbogen für Jessica - Carolin Weißbacher
Sophienlust - Die nächste Generation
– 38 –
Ein Regenbogen für Jessica
Wie die Fröhlichkeit in ihr Herz zurückkehrte …
Carolin Weißbacher
»Du hattest doch kaum Kontakt zu deiner Stiefschwester, zu dieser … dieser Melanie! Warum in aller Welt hast du damals die Patenschaft für ihre kleine Tochter übernommen, Sonja? Und wieso fühlst du dich an dieses lächerliche Versprechen so sehr gebunden? Du hast alles Recht der Welt, dich darüber hinwegzusetzen. Du …« Lars Eglofs verstummte und schüttelte den Kopf, als verstünde er die Welt nicht mehr.
»Lars, bitte!« Beschwörend griff Sonja nach Lars‘ Hand. »Bitte mach mir jetzt keine Vorwürfe. Vorwürfe sind das Letzte, was ich im Moment brauchen kann. Wirklich.«
Lars Eglofs verdrehte genervt die Augen, schwieg aber.
Stattdessen legte er seine freie Hand auf Sonjas Knie und ließ sie dann besitzergreifend noch ein Stück höhergleiten.
Sonja Hanisch schob Lars‘ Hand sanft, aber bestimmt weg.
»Ich weiß sehr wohl, dass ein Kind keinen Platz in meinem … in unserem Leben hat, Lars«, sagte sie. »Aber als ich Melanie damals versprochen habe, im Falle ihres Todes für Jessica zu sorgen, sah es nicht danach aus, dass ich dieses Versprechen je würde einlösen müssen. Melanie war alleinerziehend, gewiss. Aber sie war gerade einmal fünfundzwanzig Jahre alt und kerngesund. Dass sie verunglücken würde, konnte ich doch nicht ahnen. Immerhin besaß sie nicht einmal ein Auto. Sie …«
Wie in einem Film sah Sonja plötzlich Jessicas Taufe vor ihrem inneren Auge ablaufen. Die Erinnerung daran war so klar und deutlich, als wären seither höchstens sieben Tage vergangen und keine sieben Jahre.
Jessica war ein kleines, zerbrechliches Wesen mit winzigen, zu Fäusten geballten Händchen und großen blauen Augen gewesen.
Augen, deren Blicke Sonja bis tief ins Herz gedrungen waren.
Die Kleine hatte allerliebst ausgesehen in ihrem spitzenbesetzten Taufkleidchen. Und als der Pfarrer ihr Köpfchen mit dem geweihten Wasser benetzt hatte, hatte sie weder geweint noch geschrien. Ganz ruhig hatte sie die Zeremonie über sich ergehen lassen.
Es war ein wunderbares Gefühl gewesen, sie im Arm zu halten …
»Sonja, du weißt, dass in drei Wochen deine Welttournee startet«, riss Lars Eglofs Sonja aus ihren Gedanken. »Du wirst unter anderem die Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte singen. An der Metropolitan Opera und in der Oper in Sydney. Du wirst an der Pariser Oper auftreten, in Wien und in Salzburg, du wirst …«
»Wie sollte ich das nicht wissen?«, fiel Sonja Lars ins Wort. »Und mir ist auch vollkommen klar, was du als mein Manager für meine Karriere tust und schon getan hast. Ich bin dir unendlich dankbar für alles. Ohne dich würde ich immer noch eine kleine Chorsängerin an der Kleinstadtbühne sein, an der nach meinem Gesangsstudium alles angefangen hat. Ohne dich hätte ich es nie gewagt, bei großen Agenturen vorzusingen. Und wenn du mich nicht zu jedem Auftritt begleiten und im Künstlerzimmer für mich da sein würdest, würde ich vor Lampenfieber sterben. Aber trotzdem ist die kleine Jessica …« Sonja seufzte. »Bitte versuch doch wenigstens, mich zu verstehen, Lars. Vielleicht war das Versprechen, das ich Melanie gegeben habe, unüberlegt und leichtfertig, das mag ja sein. Aber es war trotzdem ein Versprechen. Und ein Versprechen muss doch Gültigkeit haben. Wenn man einmal sein Wort gegeben hat …«
»Du hast nicht nur Melanie ein Versprechen gegeben, sondern auch mir. Bitte vergiss das nicht, Sonja«, mahnte Lars Eglofs. »Wir sind verlobt und wollen, wenn deine Welttournee zu Ende ist, heiraten. Nach drei Jahren Wartezeit haben wir es endlich geschafft, einen passenden Termin zu finden. Einen Termin, der uns nach der Hochzeit noch einen kurzen Honeymoon erlaubt. Und nun möchtest du allen Ernstes ein siebenjähriges Kind mit in unser Ferienhaus an der Algarve nehmen? Tut mir leid, Sonja, aber ich für meinen Teil möchte das nicht. Wir können den Hochzeitsurlaub auch absagen.«
»Ich habe mit keinem Wort gesagt, dass ich vorhabe, Jessica mit an die Algarve zu nehmen«, wehrte sich Sonja, die bei Lars‘ Worten ganz blass geworden war. »Wir müssen einfach versuchen …«
Sonja unterbrach sich, als wie aus dem Boden gewachsen Jessica vor ihr stand.
»Ich bin so alleine. Darf … darf ich ein bisschen zu dir kommen, Tante Sonnie?«, fragte sie und sprang, ohne eine Antwort abzuwarten, neben Sonja auf das weiche Ledersofa vor dem offenen Kamin. Bittend hielt sie Sonja das Buch hin, das sie mitgebracht hatte. »Das ist das Buch von Bodo, dem Flaschengeist«, sagte sie. »Du hast es mir zu meinem sechsten Geburtstag geschenkt, weißt du noch?«
Sonja nickte. »Aber klar weiß ich das, Schätzchen.«
»Und? Liest du mir daraus vor?«
»Meinetwegen. Was möchtest du denn hören, Jessie?«
»Ich möchte, dass du mir den Abschnitt vorliest, in dem Bodo wieder einmal seine Zauberformeln verwechselt und plötzlich eine himmelblaue Giraffe bei Oma Bommel im Garten steht. Es ist so lustig, wie Bodo versucht, die Giraffe wieder wegzuzaubern, und sie davon nur rosarot wird und Schlappohren bekommt, die fast so lang sind wie ihr Hals.«
Jessica fing spontan an zu kichern, und Sonja kicherte mit.
Dass Lars genervt die Augen verdrehte, fiel den beiden nicht auf.
»Also.« Sonja schlug das Buch auf und begann: »Bodo stellte sich auf die Zehenspitzen und schwang seinen Zauberstab. ‚Aturumboro ballatum‘, flüsterte er geheimnisvoll. Als nichts passierte, wartete er zuerst eine Weile, dann wurde er ungeduldig und schwang seinen Zauberstab schneller und schneller. Dabei glitt er ihm aus der Hand und drehte sich wie ein Kreisel in der Luft. Es dauerte ganze zehn Minuten, bis er endlich abstürzte, sich noch eine Weile qualmend am Boden weiterdrehte und dann liegen blieb. Der Zauberstab war angekokelt und ein bisschen verbogen, aber das störte Bodo nicht. Er nahm ihn erneut in die Hand, rieb die Spitze mit etwas Spucke ein und fing noch einmal von vorne …«
Ohne Vorwarnung nahm Lars Sonja das Buch aus der Hand, klappte es zu und legte es auf den Kaminsims.
»Schluss jetzt. Du musst vor deiner großen Welttournee deine Stimme schonen, Sonja«, sagte er streng. Jessica bedachte er mit einem geringschätzigen Blick. »Im Alter von sieben Jahren sollte ein Kind längst selber lesen. Und sich nicht vorlesen lassen wie eine Dreijährige. Oder bist du etwa Legasthenikerin?«
In Jessicas Augen schimmerten Tränen.
»Letenikin? Was ist das?«, wollte sie wissen. »Ist das etwas Schlimmes?«
Sonja legte spontan ihre Arme um die Kleine, als wollte sie sie vor Lars beschützen. Liebevoll zog sie das Kind an sich. »Aber nein, Jessie«, sagte sie. »Das ist ganz einfach jemand, der es mag, wenn man ihm vorliest.«
»Ach so«, meinte Jessica. »Etwas vorgelesen zu bekommen, mag ich wirklich gerne. Es ist richtig schön. Mama hat mir auch immer vorgelesen. Jeden Abend. Sie hat dabei verschiedene Stimmen gehabt. Die Stimme, die Bodo gehört hat, war ein bisschen laut. Und Oma Bommels Stimme war heiser. Und die Giraffe hat immer ganz hell und piepsig geklungen. Ich habe die Augen zugemacht und mir die Bilder dazu vorgestellt. Und irgendwann bin ich dann eingeschlafen.«
»Wie interessant«, bemerkte Lars gereizt. »Würdest du mich und Tante Sonnie jetzt bitte wieder allein lassen? Wir haben noch eine ganze Menge zu besprechen. Schließlich ist deine Tante Sonnie eine berühmte Sängerin und nicht einfach nur Schneiderin wie deine Mama.«
»Mama hat alle meine Kleider selber genäht«, sagte Jessica, die das Gefühl hatte, ihre Mutter verteidigen zu müssen. »Und sie konnte auch Puppen machen. Und Stofftiere. Einen Bodo hat sie mir auch gebastelt. Er ist ganz weiß, wie Geister eben sind. Aber er hat genauso einen kunterbunten Zauberumhang wie der Bodo in dem Buch.«
»Das ist in der Tat ungeheuer lustig«, giftete Lars. »Doch jetzt …«
Er verstummte überrascht, als Sonja ihm mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete, Schweigen gebot.
Diese sanften rehbraunen Augen konnten mit einem Mal richtig Funken sprühen!
Was war nur plötzlich in die sonst so fügsame Sonja gefahren? Fühlte sie sich in eine ihrer Opernrollen versetzt