Eine verblüffende Ähnlichkeit: Mami Bestseller 84 – Familienroman
Von Susanne Svanberg
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Über dieses E-Book
Mami ist als Familienroman-Reihe erfolgreich wie keine andere! Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt!
Bernhard kam wieder einmal zu spät zum Mittagessen. Das passierte häufig, da er als Leiter des elterlichen Werkes oft durch wichtige geschäftliche Besprechungen aufgehalten wurde. Seine Mutter, die nicht nur Wert auf Pünktlichkeit, sondern auch auf ein schmackhaftes, nicht abgekühltes Essen legte, schob ihre Brille in die graublonden Locken und sah ihn vorwurfsvoll an. »Tschuldigung«, murmelte der Sohn und setzte sich Antonia Fehrenbach gegenüber. »Es waren noch einige technische Fragen wegen der Lieferung der Kühleinrichtungen für das neue Hotel in den Emiraten zu klären. Unsere Ingenieure sind inzwischen schon auf dem Weg zum Flughafen. Die Erörterung der speziellen Technik war daher unaufschiebbar.« Antonia verzichtete auf eine Erwiderung. Daß die mit großem Zeitaufwand zubereitete Pastete jetzt nur noch lauwarm war, würde Bernhard ohnehin bemerken. Seine Mutter war eine exzellente Köchin, die es sich nicht nehmen ließ, die Mahlzeiten stets selbst zuzubereiten. Mit großer Sorgfalt plazierte sie ein Stück Pastete und Gemüse auf Bernhards Teller. Es roch sehr appetitlich und überzeugte ihn davon, daß es sich gelohnt hatte, in aller Eile vom Werk hierher zu kommen. Das Haus seiner Eltern befand sich, zwischen hohen Bäumen versteckt, im hinteren Teil des weitläufigen Betriebsgeländes. Seit sein Vater vor sechs Jahren unerwartet an einem Herzinfarkt starb, war das tägliche Mittagessen bei Antonia zu einer für ihn sehr angenehmen Gewohnheit geworden. Für die Seniorchefin hatten diese Treffen den Vorteil, daß sie stets darüber unterrichtet war, was in dem von ihrem Mann gegründeten Unternehmen lief. Sie war auch sonst vielseitig interessiert, hatte einige Hobbys und einen großen Bekanntenkreis. Normalerweise war sie eine lebhafte Person mit einem ausgeprägten Mitteilungsbedürfnis. Doch heute schwieg sie verbissen. Bernhard wußte, daß dies kein gutes Zeichen war.
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Eine verblüffende Ähnlichkeit - Susanne Svanberg
Mami Bestseller
– 84 –
Eine verblüffende Ähnlichkeit
Was verbindet den kleinen Maximilian mit Bernhard?
Susanne Svanberg
Bernhard kam wieder einmal zu spät zum Mittagessen. Das passierte häufig, da er als Leiter des elterlichen Werkes oft durch wichtige geschäftliche Besprechungen aufgehalten wurde. Seine Mutter, die nicht nur Wert auf Pünktlichkeit, sondern auch auf ein schmackhaftes, nicht abgekühltes Essen legte, schob ihre Brille in die graublonden Locken und sah ihn vorwurfsvoll an.
»Tschuldigung«, murmelte der Sohn und setzte sich Antonia Fehrenbach gegenüber. »Es waren noch einige technische Fragen wegen der Lieferung der Kühleinrichtungen für das neue Hotel in den Emiraten zu klären. Unsere Ingenieure sind inzwischen schon auf dem Weg zum Flughafen. Die Erörterung der speziellen Technik war daher unaufschiebbar.«
Antonia verzichtete auf eine Erwiderung. Daß die mit großem Zeitaufwand zubereitete Pastete jetzt nur noch lauwarm war, würde Bernhard ohnehin bemerken. Seine Mutter war eine exzellente Köchin, die es sich nicht nehmen ließ, die Mahlzeiten stets selbst zuzubereiten. Mit großer Sorgfalt plazierte sie ein Stück Pastete und Gemüse auf Bernhards Teller. Es roch sehr appetitlich und überzeugte ihn davon, daß es sich gelohnt hatte, in aller Eile vom Werk hierher zu kommen. Das Haus seiner Eltern befand sich, zwischen hohen Bäumen versteckt, im hinteren Teil des weitläufigen Betriebsgeländes.
Seit sein Vater vor sechs Jahren unerwartet an einem Herzinfarkt starb, war das tägliche Mittagessen bei Antonia zu einer für ihn sehr angenehmen Gewohnheit geworden.
Für die Seniorchefin hatten diese Treffen den Vorteil, daß sie stets darüber unterrichtet war, was in dem von ihrem Mann gegründeten Unternehmen lief. Sie war auch sonst vielseitig interessiert, hatte einige Hobbys und einen großen Bekanntenkreis. Normalerweise war sie eine lebhafte Person mit einem ausgeprägten Mitteilungsbedürfnis. Doch heute schwieg sie verbissen.
Bernhard wußte, daß dies kein gutes Zeichen war. Die Würdigung ihrer Kochkünste war Antonia sehr wichtig, und jede Mißachtung empfand sie als persönliche Kränkung.
Dies war absolut nicht die Absicht des Sohnes, weshalb er versuchte, seinen Fehler wiedergutzumachen. »Exzellent diese Pastete, sie verdient mindestens drei Sterne«, erklärte er kauend. Eigentlich waren seine Gedanken bei dem mit einem Schweizer Hoteldirektor abgeschlossenen Vertrag, über die Ausstattung der Kühlräume einiger neuer Hotels. Dieser Mann, der für die wohlhabenden Scheichs der Emirate arbeitete, hatte angedeutet, daß weitere Aufträge folgen würden, wenn alles zur Zufriedenheit der Auftraggeber ablief. Es durfte also nicht der geringste Fehler bei der Montage passieren. Das war eine Voraussetzung, die nicht ohne weiteres zu erfüllen war, obwohl die Firma Fehrenbach in der Erstellung von Kälteanlagen über eine reichhaltige Erfahrung verfügte.
Antonia antwortete nicht, sondern tat, als habe sie das Lob nicht gehört. Bernhards Unpünktlichkeit ärgerte sie häufig und heute ganz besonders, denn sie hatte für den Nachmittag Gäste eingeladen. Die Zeitverzögerung würde ihr vermeidbaren Streß bescheren. Sie wollte noch eine Torte garnieren und den Kaffeetisch hübsch decken. Auch die Hefeteilchen, die sie anbieten wollte, sollten ganz frisch sein, und sie waren noch nicht einmal im Ofen.
Eigentlich hätte sie mit dem Junior sehr zufrieden sein können, denn er führte die Fabrik mit Interesse und Pflichtbewußtsein. In den wenigen Jahren, seit er an der Spitze des Unternehmens stand, hatte es sich zu einer Firma gemausert, die in der ganzen Welt bekannt war. Trotz starkem Konkurrenzdruck wuchs die Produktion ständig. Bernhard beschäftigte in seinen modernen Fabrikationshallen mehrere hundert Mitarbeiter. Natürlich war Antonia stolz darauf. Nur die private Situation bereitete ihr Sorgen. Bernhard war inzwischen fünfunddreißig Jahre alt und noch immer Junggeselle. Er ging kaum aus, sondern blieb abends in seiner Wohnung, um von dort aus mit Geschäftsfreunden zu telefonieren oder Akten zu studieren. Nach Antonias Ansicht war dies für einen gut aussehenden jungen Mann absolut nicht die richtige Art, seine Freizeit zu verbringen.
Bernhard wechselte das Thema, obwohl es ihm schwerfiel, im Moment an etwas anderes zu denken als an den wichtigen Auftrag aus den Emiraten. »Ich bin froh, daß ich die Sache vor meinem Urlaub noch regeln konnte. Am Wochenende fliege ich also nach Mallorca. Nach all den Problemen, die zu bewältigen waren, freue ich mich aufs Ausspannen. Wolltest du nicht nachkommen, Mutsch?« Es kam selten vor, daß Bernhard den Kosenamen aus der Kinderzeit verwendete.
Er verfehlte seine Wirkung nicht. Antonia lächelte zufrieden, was ihr rosiges, noch immer faltenfreies Gesicht jugendlich erscheinen ließ. Dank ihrer Vorliebe für gutes Essen wog sie einige Kilo zuviel, doch es stand ihr, ließ sie sanft und gemütlich wirken.
»Ja, allerdings erst eine Woche später, weil ich die Neuinszenierung der ›Zauberflöte‹ nicht verpassen möchte. Damit du dich in der Zwischenzeit nicht so einsam fühlst, habe ich Lisa-Luise gebeten, dir auf unserer Finca in Camp de Mar Gesellschaft zu leisten.« Antonia hob stolz den Kopf.
Ihrem Sohn hingegen blieb fast ein Stück der vortrefflichen Pastete im Hals stecken. Er hustete erschrocken und wurde ganz rot im Gesicht. »Was hast du?« fragte er überrascht. Das Entsetzen in seiner Stimme war echt.
»Lilu ist nicht nur sehr hübsch, sie ist auch in einer netten Art unterhaltend. Und das ist genau das, was du brauchst, um endlich mal abzuschalten.« Antonia erkannte klar, daß sie ihrem erwachsenen Sohn mit dieser Ankündigung einen gewaltigen Schreck eingejagt hatte. Trotzdem blieb sie gelassen. Aus ihren hellen Augen blitzte der Schalk.
»Mutter, wer Tag für Tag angestrengt arbeitet, braucht Ruhe. Lilus läppisches Geplauder nervt mich, das weißt du doch. Ich möchte ausspannen, die Frühlingssonne genießen und sonst gar nichts.« Die Vorstellung, die freien Tage mit der früheren Sandkastenkameradin verbringen zu müssen, verdarb Bernhard den Appetit. Am liebsten hätte er verärgert den Teller weggeschoben, doch das hätte Antonia sehr gekränkt, was er vermeiden wollte.
Letzten Endes meinte sie es gut mit ihm.
»Es ist nicht richtig, daß du immer allein bist. Du versäumst so viel Schönes, mein Junge.« Antonia gehörte zu den Frauen, die ihre Mutterrolle nicht ablegen konnten, auch dann nicht, wenn ihre Kinder längst erwachsen waren. Schließlich hatte sie nur noch diesen Sohn und hegte die Hoffnung, daß er die traditionsreiche Familie erhalten würde.
»Ich vermisse nichts und bin ganz zufrieden.« Inzwischen aß Bernhard lustlos und schluckte mit Widerwillen.
»Aber ich nicht!« behauptete Antonia temperamentvoll. »Hast du schon mal daran gedacht, daß ich gerne ein Enkelkind hätte? Ich bin schon fünfundsechzig und möchte die Kleinen doch noch aufwachsen sehen.«
Bernhard blies die Backen auf, wie er es als kleiner Junge oft getan hatte, wenn ihm etwas nicht gefiel. Seine tiefblauen Augen wurden dunkel vor Empörung. »Du wirst doch nicht annehmen, daß ich Lilu heirate? Ich konnte sie noch nie leiden, auch wenn ihre Mutter deine Freundin ist. Schon als Dreijährige haben wir miteinander gestritten.«
»Lilu hat sich völlig verändert, seit sie aus den USA zurück ist. Sie hatte dort einen verantwortungsvollen Posten als Dolmetscherin bei der Botschaft. Du wirst staunen, wie selbstbewußt und erfahren sie ist. In den USA ist sie viel gereist und kennt sich in den verschiedenen Staaten bestens aus.«
»Vermutlich ist ihr Gerede noch hohler als früher«, brummte Bernhard, dem dieses Gespräch gründlich zuwider war. Es war nicht das erste Mal, daß seine Mutter versuchte, ihm eine Ehefrau zu verschaffen, was überhaupt nicht in seinem Sinn war. Wenn er heiratete, dann würde er sich seine Partnerin selbst aussuchen. »Sag mal, kannst du die Einladung nicht wieder rückgängig machen? Lilu wird mir die freien Tage total verderben.«
»Nun stell dich bitte nicht so an. Die Finca ist schließlich groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen, wenn man allein sein möchte. Was ich von deinem Hang zur Einsiedelei halte, weißt du ja.«
»Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du einsehen würdest, daß ich neben der beruflichen Belastung keine Zeit für eine Familie habe. Unter diesen Umständen würde eine Ehe das