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Adromenda - Das Geheimnis von Adromenda (Band 2)
Adromenda - Das Geheimnis von Adromenda (Band 2)
Adromenda - Das Geheimnis von Adromenda (Band 2)
eBook453 Seiten6 Stunden

Adromenda - Das Geheimnis von Adromenda (Band 2)

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Über dieses E-Book

Band 2 des 2-bändigen Fantasy-Romans Adromenda:
In Thuran hat sich Kirag, der Königsmörder, auf den Thron gesetzt. Gemeinsam mit einer kleinen, abtrünnigen Einheit des Heeres zieht der rechtmäßige Thronfolger, Prinz Fahrib, nach Bawegg, der östlichsten Provinz, um dort das Reich ›Neu-Thuran‹ zu gründen.

Mit ihm reitet Prinzessin Eurenia von Empres, die er als Herrscherin an seiner Seite auserkoren hat. Auch wenn sie für den jungen Prinzen die Frau seines Herzens ist, so ist die Jungmagierin aus dem anderen Volk nicht von der Richtigkeit ihres Handelns überzeugt. Aber sie hat einen Eid abgelegt und sie ist entschlossen, ihn einzuhalten.

Auch wenn Eurenia der Meinung ist, Lanika, die Göttin des Schicksals, hätte sie bereits genug geprüft, so gestalten sich ihre Pfade weitaus verwobener als die Prinzessin glaubt. Sie hat noch mehr als eine Prüfung zu bestehen.

SpracheDeutsch
HerausgeberFred Kruse
Erscheinungsdatum11. Apr. 2020
ISBN9780463260685
Adromenda - Das Geheimnis von Adromenda (Band 2)
Autor

Fred Kruse

Fred Kruse schreibt seit einigen Jahren Romane, die er im Selbstverlag herausgibt und auf jeder größeren Plattform als eBook oder auch als Taschenbuch erhältlich sind. Insbesondere die 7 Romane und 2 Erzählungen, die im Rahmen der Serie »Lucy – ein Weltraumabenteuer nicht nur für Jugendliche« erschienen sind, erfreuen sich einer für von Verlagen unabhängige Publikationen erfreulich großen Leserschaft.Alle Informationen zu Inhalten und Vertrieb der Werke erhalten Sie Sie auf der Homepage des Autors:fred-kruse.lucy-sf.de.HINTERGRUND:Der Autor lebt in Norddeutschland, ist verheiratet und Vater von drei Töchtern und einem Sohn. Während des Physikstudiums beschäftigte er sich besonders mit Elementarteilchen- und Astrophysik. Seit Jahren arbeitet er jetzt allerdings im IT-Management. Im Laufe seiner beruflichen Laufbahn hat er eine Reihe wissenschaftlicher Texte sowie Publikationen im IT-Umfeld veröffentlicht.VERÖFFENTLICHUNGEN:Lucy – Ein Weltraumabenteuer nicht nur für Jugendliche»Lucy – Ein Weltraumabenteuer nicht nur für Jugendliche« ist eine Science-Fiction Serie (Space Opera), die als Jugendbuch konzipiert wurde, aber auch gerne von Erwachsenen gelesen wird. Mittlerweile hat sich eine wachsende Fan-Gemeinde um die Geschichte gebildet.INHALT: Zusammen mit ihren irdischen Begleitern bricht das 16-jährige Mädchen Lucy zu einem Weltraumabenteuer auf. Anfangs glauben die vier unfreiwilligen Schicksalsgenossen noch, dass sie nur ihren Planeten Terra, die Erde, retten müssen. Im weiteren Verlauf der Odyssee, die sich über die insgesamt sieben Bände erstreckt, müssen sie aber erfahren, dass es sich um weitaus größere Ziele handelt. Es geht um nicht weniger, als das Überleben des ganzen bekannten Teils der Galaxie.Lucy, das mutige Mädchen mit dem etwas herben Charme, der etwas verschrobene aber geniale Christoph, der gut aussehende und mutige Lars mit dem gut versteckten, großen Herzen und die hübsche, auf den ersten Blick etwas naiv wirkende Kim, die aber ganz unvorhergesehene Fähigkeiten entwickelt, haben gemeinsam gefährlichste Abenteuer zu bestehen. Von exotischen Umgebungen auf fremden Planeten bis hin zu wilden Weltraumschlachten müssen sie bedrohlichste Situationen meistern.Dabei lernen sie nicht nur die weiterentwickelte Technik des Biologiezeitalters kennen, die Lucy noch nicht einmal aus Science-Fiction-Filmen oder -Romanen kennt, die vier müssen auch mit dem fremdartigen Verhalten ihrer neuen außerirdischen Freunde zurechtkommen.Folgende Bände sind bisher in der Reihe erschienen:Band 1: Besuch aus fernen WeltenBand 2: Im Herzen des FeindesBand 3: Der Bund der DreiBand 4: GorgozBand 5: Der SchlüsselBand 6: Die Rückkehr der SchattenBand 7: Die EntscheidungGeisterschiff (Erzählung)Gemeingefährlich (Erzählung)Final Shutdown:Der Roman »Final Shutdown« ist ein Cyber-Thriller. Zu dem Buch Final Shutdown regte den Autor die Sorge um die zunehmende Abhängigkeit unserer Gesellschaft von der Informationstechnologie an. Für besonders besorgniserregend hält er den Verlust der Kontrolle über entscheidende Komponenten unserer Infrastruktur. Der Großteil der Menschen in unserem Land sowie in ganz Europa verlässt sich darauf, dass die Technik funktioniert, ohne dass die für sie verantwortlichen Unternehmen kontrolliert werden können. Genauso wenig kann ausgeschlossen werden, dass insbesondere amerikanische Geheimdienste tief in die Struktur der Software und damit in lebenswichtige Teile unserer Infrastruktur eingreifen können.INHALT: Der erfolgreiche Kriminalautor Marko Geiger lässt sich von seinem alten Freund und IT-Spezialisten Oliver Vogt überreden, den mysteriösen Unfalltod zweier Kollegen zu recherchieren. Marko wittert einen interessanten Romanstoff und engagiert die couragierte Privatdetektivin Jana Brand, ihn bei der Recherche zu unterstützen. Was als spleenige Idee beginnt, entwickelt sich für die drei ungleichen Gefährten schnell zu einem Kampf ums nackte Überleben.

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    Buchvorschau

    Adromenda - Das Geheimnis von Adromenda (Band 2) - Fred Kruse

    Danksagung

    Ich danke meiner Frau Annemarie für ihre Unterstützung. Ganz besonderer Dank gilt wieder meiner Cousine Doris Mischke für die fantastische Lektoratsarbeit.

    Fred Kruse

    Inhalt

    Danksagung

    Teil 1: Die Prophezeiung

    Einzug in die östliche Provinz

    Der Hof von Bawegg

    Neu-Thuran

    Der Fluch der Lanzen

    Ein beschwerlicher Weg

    Das Kloster Ijamah

    Das Vermächtnis der Urmutter

    Teil 2: Die dunkle Macht Markons

    Kriegsrat

    Die Schlacht um Thuran

    Der thuranische Königshof

    Die Provinz Walum

    Das Schloss vergangener Träume

    Das Kloster Tarlak

    Der Hof von Empres

    Teil 3: Die Kraft Jutides

    Die Dienerin Lanikas

    Schatten der dunklen Macht

    Das Kloster Navania

    Die heilige Stätte Markons

    Die schwarzen Scharatun

    Die Zuflucht der Götter

    Die letzte Prüfung

    In eigener Sache

    Andere Werke des Autors

    Teil 1: Die Prophezeiung

    Einzug in die östliche Provinz

    Schon früh am Morgen brachen Prinz Fahrib und seine Gefolgsleute von ihrem provisorischen Lager auf. Prinz Fahrib war der einzige männliche Nachfahre des letzten Königs von Thuran und somit der rechtmäßige Thronfolger. Allerdings beschuldigte man ihn des Meuchelmordes an seinem Vater und so hatte sich sein Schwager Kirag, der Mann seiner ältesten Schwester zum König ausrufen lassen.

    Hinzu kam, dass Fahrib Ansichten vertrat, die dem größeren Teil des Heeres missfielen. Daher freute es die überwiegende Mehrheit der Offiziere und auch der einfachen Soldaten, dass ihr ehemaliger General zum König gekrönt worden war.

    Die Ansichten, die der junge Sohn des toten Herrschers vertrat, waren in der Tat revolutionär. So legte er die heilige Lehre, die in beiden Staaten dies und jenseits des Meeres gepredigt wurde, so aus, dass sie ein friedliches Zusammenleben der beiden Völker ermöglichte, die in Adromenda, der bekannten Welt, lebten.

    Die ›Dunkelherzen‹, wie sie von den Thuranern genannt wurden, also das Volk auf der anderen Seite des Meeres, waren nicht nur eine andere Rasse, sie gehörten zu einer anderen Art, die sich, auch wenn sie sich äußerlich nur wenig von den hiesigen Menschen unterschieden, nicht mit ihnen vermischen konnten. Thuraner und Empreaner, wie sich die ›Dunkelherzen‹ selbst nannten, konnten keine gemeinsamen Nachkommen zeugen.

    Die offizielle Lehre, die auf beiden Seiten des Meeres galt und nach der sich die Könige richteten, besagte deshalb, dass das höchste Ziel des Volkes die Ausrottung der jeweils anderen Art sei.

    Dieser Auslegung der heiligen Schriften der Götter widersprach insbesondere Meister Barusch, der Großmeister des Klosters Tarlak und Mentor des jungen Herrschersohns. Er sah mit Prinz Fahrib eine neue Zeit anbrechen und hatte sich ihm daher mit seinen getreuen Mönchen angeschlossen.

    Zu der kleinen Truppe gehörte aber auch eine Gruppe von Empreanern, die sich aus ehemaligen Sklaven zusammensetzte. Sie wurden angeführt von Prinzessin Eurenia, der jüngsten Tochter des Herrschers von Empres, die nach Thuran verschleppt und zur Sklavin am Königshof degradiert worden war.

    Dieses Schicksal teilte sie mit der Herzogstochter Tarnara und ihrer ehemaligen Zofe Juranthe. Die jungen Empreanerinnen verband aber noch eine weitere Gemeinsamkeit. Alle drei waren zu Jungmagierinnen ausgebildet worden und im Besitz der drei heiligen, magischen Lanzen. Mit diesen hatten sie am Vorabend des Aufbruchs eine gewaltige, magische Kathedrale aus blauem Licht erzeugt.

    Neben Mönchen und Empreanern bestand die Gefolgschaft des Prinzen aus einer Einheit des thuranischen Heers, die durch den Hauptmann Nafrael geführt wurde. Der Offizier war ein langjähriger Freund und innigster Vertrauter Fahribs. Außerdem gehörte eine Einheit von Amazonen zu ihnen, die von Prinzessin Seriah, der jüngsten Schwester des Herrschersohns, befehligt wurde.

    Schon kurz nach dem Aufbruch stießen einige verstreute Männer, die zu Nafraels Truppe gehörten und aus verschiedenen Gründen nicht mit ihrer Einheit hatten aufbrechen können, zu ihnen. Sie waren dem Zeichen der gewaltigen, blauen Lichtsäule gefolgt, die in ganz Thuran zu beobachten gewesen war.

    Die angekommenen Männer erzählten von großer Aufregung am Königshof und einer noch stärkeren Verunsicherung in der Bevölkerung. Im gesamten Reich ging die Kunde um von einer neuen Zeit. Dieses Gerücht wurde natürlich kräftig durch die Priester und Magier geschürt. Der König hatte einen entscheidenden Fehler mit dem Angriff auf das Kloster Tarlak begangen. Nicht alle Großmeister teilten Baruschs Ansichten, aber der Überfall auf eine heilige Stätte hatte einen großen Teil von ihnen gegen Kirag aufgebracht.

    Für den selbsternannten König stellte diese Entwicklung ein Problem dar. Er wusste, dass Barusch und zwei Dutzend weitere Mönche zu der Truppe der Abtrünnigen gestoßen waren. Damit besaß diese verhältnismäßig kleine Einheit ein ungeheures, militärisches Potenzial. Er hätte schon mehrere Großmeister in seiner Armee benötigt, wenn er den Prinzen angreifen wollte.

    Seine Kundschafter hatten ihn darüber informiert, dass Fahrib nach Osten zog. Der korrupte Herzog von Bawegg, des östlichsten Teils des Reiches, war zwar ein Verbündeter Kirags, aber die Freundschaft zwischen den beiden Männern ging letztendlich nicht so weit, dass er für die Rettung der ansonsten nicht sonderlich wichtigen Provinz ganze Einheiten seines Heeres geopfert hätte.

    Das alles wusste Fahrib, der am Anfang des Trupps ritt. Die Kundschafter hatten es ihm zugetragen. Dennoch wollte er sich beeilen. Dem Herzog von Bawegg sollte möglichst wenig Zeit bleiben, sich auf den Angriff vorzubereiten. Allerdings gab sich der Prinz keinen Illusionen hin, er war sicher, dass sie Schreckliches erwarten würde.

    Fahrib ließ sein Pferd etwas zurückfallen. Er gliederte sich am Ende der Offiziersgruppe ein. Er brauchte einen Moment Ruhe, um seine Gedanken zu ordnen. Nafrael und Tarnara ritten gemeinsam mit Meister Barusch direkt vor ihm. Sie waren in Gespräche über die kommenden Aufgaben in der östlichen Provinz vertieft. Fahrib wusste, dass er sich besser an diesen Beratungen beteiligen sollte.

    Er konnte nicht einordnen, was ihn davon abhielt. Der Grund war nicht mehr der alte Seelenschmerz, wenn er daran dachte, wie Tarnara ihn getäuscht hatte. Er wusste um ihre Beweggründe und er hatte ihr verziehen. Er hatte sogar sich selbst vergeben, dass er damals in seiner Blindheit Nafrael betrogen hatte. Wenn er einen Bruder im Geiste hatte und einen wirklichen Freund, dann war es sein Hauptmann.

    Nein, der Stachel war gezogen und die Wunde vernarbt. Der Schmerz, den er empfand, wenn er die Blicke sah, die sich die beiden Liebenden zuwarfen, rührte aus einer anderen Quelle. Die Vertrautheit der beiden machte ihm nur umso deutlicher, was er verloren hatte. Die Ursache seiner Qual befand sich zwei Reihen vor ihm an der linken Seite.

    Schweigsam, ohne dass sie sich mit einem anderen Menschen austauschte, ritt Eurenia mit leichtem Abstand zu den übrigen Personen aus der Offiziersriege. Fahrib fragte sich, was vorgefallen war. Die tiefe Freundschaft zu ihrer ehemaligen Zofe, von der er vermutet hatte, dass sie womöglich weiterging, als sich dies für eine Prinzessin schickte, schien getrübt. Juranthe ritt stattdessen neben Seriah.

    Seine Schwester hatte bisher nicht besonders viel Interesse an Empreanern gezeigt. Und die hübsche, zierliche Juranthe bildete das Gegenstück zu der grobschlächtigen Thuranerin. Fahrib wunderte sich über dieses ungleiche Paar. Die Pflege des gestorbenen, empreanischen Mädchens hatte zumindest den Respekt zueinander wachsen lassen.

    Auch wenn er versuchte, es zu verhindern, so wanderten sein Blick und seine Gedanken immer wieder zu Eurenia. Er konnte nicht glauben, was er in den letzten Tagen erlebt hatte.

    Sein Herz sagte ihm, dass die empreanische Prinzessin anders war, als sie sich gab, auch wenn alles darauf hindeutete, dass sie ihn und seine Gefühle schlichtweg getäuscht hatte. Vielleicht behielten die bösen Zungen doch recht, die behaupteten, Empreaner besäßen kein Herz. Auch wenn das nicht für alle galt, so schien es doch auf Eurenia zuzutreffen.

    Der Weg nach Bawegg wirkte gespenstisch. Keine Truppen stellten sich ihnen entgegen. Die Straßen und auch die Ortschaften, durch die sie ritten, waren wie leer gefegt. Keine Menschen zeigten sich. Kirags Kundschafter mussten der Bevölkerung schrecklichste Schauermärchen erzählt haben. Die Anwohner hatten ihr Hab und Gut zusammengepackt und waren in die Wälder und Berge geflohen. Häuser und Höfe lagen verlassen am Wegesrand.

    Seriah und Nafrael hatten glücklicherweise vorausschauend und unverzüglich gehandelt. Schnelle, gut bewaffnete Erkundungstrupps galoppierten voraus, um die Vorratsspeicher des Königs zu erobern und vor der Zerstörung durch Kirags Trupps zu schützen. So war wenigstens die Versorgung gesichert, auch wenn auf dem Weg keine Hilfe durch die Bevölkerung zu erwarten war.

    ***

    Mittlerweile ritten sie zwei Wochen. Abgesehen von dem Kampf gegen Kälte und Regen bewegten sie sich stetig und unbehelligt Richtung Osten. An einigen Tagen zeigten sich in der Ferne Kundschafter, aber bevor die Vorhut der Truppe sich auch nur zum Angriff vorbereitet hatte, waren sie schon wieder verschwunden.

    Die Spitze der Hauptgruppe bildeten wie immer die Führungsoffiziere. Wie jeden Tag ritt Eurenia allein und etwas abseits von den anderen. Fahrib begann, sich um sie zu sorgen. Seit dem Aufbruch schien sie kaum noch Kontakt zu den anderen beiden empreanischen Lanzenträgerinnen zu pflegen.

    Ihm selbst ging sie so geschickt aus dem Weg, dass er nicht einen Abend mit ihr hatte sprechen können, seit sie unterwegs waren. Ihr Verhalten schmerzte ihn noch immer, aber er hatte es aufgegeben, zu hoffen, dass die Gefühle zueinander noch einmal aufleben könnten.

    Nafrael, der normalerweise ganz an die Spitze des Zuges ritt, kam zurück und reihte sich neben ihm ein.

    »Es ist nicht mehr weit bis zur Grenze von Bawegg, Fahrib. Ich bin neugierig, was unser Freund Pirlonek sich hat einfallen lassen, um gegen uns anzutreten.«

    »Was denkt Ihr, könnte er unternommen haben?«

    »Ich weiß es nicht. Einen offenen Angriff wird er nicht wagen. Er hat kaum mehr Männer unter Waffen, als wir als Streitmacht mitbringen. Soweit ich weiß, sind kaum Lanzenträger unter ihnen. Sie haben keine Chance gegen uns.«

    »Was ist mit den Straßenbanden?«

    »Die gehören natürlich nicht zu seinem offiziellen Heer, aber ich fürchte, er wird sie gegen uns einsetzen. Allerdings glaube ich nicht, dass sie den Mut aufbringen, sich uns offen in den Weg zu stellen. Sie werden eher aus dem Hinterhalt agieren.«

    Fahrib nickte nachdenklich.

    »Ich habe bereits jetzt Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Sowohl der Spähtrupp als auch die Nachhut sind besonders wachsam.«

    Fahrib nickte. Ihm fiel auf, dass Seriahs Amazonen an beiden Seiten des gleichmäßig dahin trabenden Zuges auf und ab patrouillierten.

    ***

    Einen Tag später erreichten sie das Wachhäuschen, das das Ende des letzten Herzogtums vor der östlichsten Provinz ankündigte. Fahrib wusste, dass es sich bei diesem Grenzübergang um den am besten bewachten innerhalb des thuranischen Reiches handelte. Es erstaunte allerdings niemanden, dass sie ihn verwaist vorfanden. Das Grenzwärterhäuschen sah aus, als wäre es erst vor wenigen Stunden verlassen worden.

    »Kirag muss gewaltigen Respekt vor unserer Kampfkraft haben. Nicht einmal die Brücke über den Grenzfluss haben sie zerstört. Der will uns mit aller Gewalt aus dem Reich schleusen und Bawegg hat er offensichtlich ohnehin aufgegeben«, meinte Nafrael.

    »Lasst uns dennoch die Brücke untersuchen, bevor wir sie betreten.« Fahrib traute dem Frieden nicht.

    Nafrael teilte eine kleine Truppe von Männern ein, die die Konstruktion der Überführung begutachteten. Nachdem sie den Überweg als betretbar eingestuft hatten, galoppierte ein Erkundungstrupp hinüber, um auszukundschaften, wie sicher die andere Seite des Flusses war.

    In der Zwischenzeit legte der Rest der Truppe eine Pause ein. Fahrib nutzte die Gelegenheit, Eurenia aufzusuchen. Sie saß abseits der anderen auf einem Stein und knabberte gedankenverloren an einem Apfel. Als Fahrib sie ansprach, schrak sie zusammen.

    »Entschuldigt, wenn ich Euch erschreckt habe, Eurenia. Das war nicht meine Absicht. Auch wenn Euch meine Gegenwart missfällt, so sollten wir dringend über unseren Einmarsch in Bawegg und die Übernahme des Herzogtums reden.«

    »Ich muss mich entschuldigen, Fahrib. Es lag nicht in meiner Absicht, Euch zu kränken. Eure Gegenwart ist mir keineswegs unangenehm. Mein Geist ist verwirrt. Ich versuche die Zeichen Lanikas zu lesen und kann sie doch nicht deuten. Ich wollte weder Euch noch jemand anderen verletzen.«

    »Ich verstehe Eure Sorge nicht. Ihr habt Euch entschieden, mit uns zu kommen. Lanika hat Euch deutliche Zeichen gesandt. Ihr braucht Euch nicht auf die Göttin zu berufen. Ich habe verstanden, dass ich nicht den Raum in Eurem Herzen einnehme, den ich mir wünsche. Also lasst uns über die praktischen Dinge unseres Vormarschs reden.«

    Eurenia setzte an, etwas zu erwidern, aber Fahrib ließ sie nicht zu Wort kommen.

    »Wir werden in diese Provinz einmarschieren und sie zu einem neuen Reich erklären. Die Besonderheit dieses Reiches wird es sein, dass Thuraner und Empreaner in Eintracht in ihm leben. Dieses Reich wird einen König und eine Königin brauchen. Sie werden gemeinsam Recht sprechen und alle wichtigen Entscheidungen fällen müssen. Sie sollten von unterschiedlicher Art sein, damit sich kein Volk übergangen fühlt.«

    »Habt Ihr schon eine Vorstellung, wen Ihr zur Gattin nehmen wollt, Prinz Fahrib?«

    »Ja, aber sie wird keine Frau des Herzens sein. Wichtig ist, dass ich mit ihr gemeinsam das neue Reich erschaffen kann. Dazu braucht man nicht die Liebe des Herzens, sondern einen klaren Verstand und den ehrlichen Willen das Land neu aufzubauen. Wir werden es ›Neu-Thuran‹ nennen. Es soll der Ausgangspunkt für die neue Zeit sein. Von dort werden wir ausziehen, ganz Adromenda zu erobern.«

    »Ihr wollt tatsächlich die ganze Welt gewinnen?«

    »Prinzessin Eurenia, ich bitte Euch, denkt über die Schriften Lanikas und Meister Baruschs Worte nach. Lest die Zeichen, die uns die Göttin gesandt hat. Wenn Ihr sie nicht selbst lesen könnt, dann redet mit dem Großmeister. Ich bitte Euch, bei dem Fortbestand unserer beider Völker, seid die Königin an meiner Seite.«

    »Glaubt Ihr wirklich, das ist eine gute Idee?«

    »Ihr seid die rechtmäßige Prinzessin von Empres.«

    »Die Letztgeborene!«

    »Ihr seid die einzige Prinzessin von Empres im Reich ›Neu-Thuran‹. Deshalb steht Euch das Recht der Regentschaft zu. Ihr werdet die Königin des Reiches sein. Ich werde von Euch keinerlei Erfüllung irgendwelcher Pflichten verlangen. Der Hof von Neu-Thuran wird nicht wie der Hof von Thuran sein. Es wird nie wieder eine thuranische Königin geben, die Handlungen gegen Euren Willen verlangt.«

    »Dann muss Neu-Thuran tatsächlich anders sein, als alle Reiche davor.« Ein ungläubiges Lächeln umspielte Eurenias Mund.

    »Mir ist bewusst, dass Ihr keine Achtung vor mir empfindet. Ihr wisst, dass ich mir von Euch mehr als das wünschen würde, aber ich kann Eure Gefühle akzeptieren. Ich bitte Euch aber, Respekt vor den Lehren des Großmeisters zu wahren und vor dem Willen Lanikas.«

    »Ich weiß nicht, ob ich die geeignete Herrscherin dieses neuen Reiches bin. Ich verletze Euch jedes Mal, wenn ich den Mund öffne, selbst wenn ich solches nie beabsichtigt habe. Neu-Thuran wird ein neues Reich. Ihr werdet neue Regeln einführen. Sucht Euch auch eine neue Herrscherin. Es muss nicht die Prinzessin von Empres sein.«

    »Was denkt Ihr Euch? Soll ich den Herzenstraum meines besten Freundes zur Königin nehmen oder lieber eine ehemalige Zofe? Eurenia, wenn Ihr schon meine Gefühle verschmäht, so beleidigt bitte nicht meinen Verstand. Kein Mensch Eures Volkes, der mit uns zieht, würde eine andere Königin akzeptieren als Euch.

    Ich bitte Euch nicht um meinetwegen, im Gegenteil, die Erfüllung dieser Bitte wird mir täglich neue Schmerzen bereiten. Ich bitte Euch, des Willens Lanikas wegen. Werdet meine Frau, auch wenn wir kein Königspaar der Herzen sein werden.«

    Eurenia starrte zum Horizont. Über den Wipfeln der Bäume erhoben sich in weiter Ferne die Berge des Nordens.

    »Gebt mir Bedenkzeit bis morgen früh, Prinz Fahrib«, sagte sie schließlich. Der nickte. Als er sich umdrehen wollte, hielt sie ihn am Arm fest. »Bitte verzeiht mir Fahrib. Ich wollte Euch nicht verletzen, aber ich habe den Weg, den Lanika mir weist, noch nicht erkannt.«

    Fahrib nickte ein weiteres Mal, dann ging er.

    ***

    Die Reise war in den vergangenen Wochen beschwerlich gewesen. Daher hatte der Prinz sofort in den Schlaf gefunden, trotzt der Sorge um die Ereignisse, die ihnen in den nächsten Tagen widerfahren würden, und trotz des Herzschmerzes, den er bei jedem Anblick und jedem Gedanken an Eurenia verspürte. So saß er schon früher als die anderen Offiziere an dem kleinen Feuer, an dem sie gewöhnlich ihr Mahl vor dem Aufbruch zu sich nahmen.

    Die empreanische Prinzessin kam mit entschlossenen Schritten und ernstem Gesicht auf ihn zu. Er hatte sie am Abend vorher in inniger Unterhaltung mit Meister Barusch gesehen. Dennoch gab er sich keinen Hoffnungen hin, dass sie seinem Anliegen zustimmen würde. Äußerlich gewappnet sah er ihrer Entscheidung entgegen.

    »Ich wünsche Euch einen guten Morgen, mein Prinz. Möge Lanika diesen Tag für uns alle glücklich gestalten.«

    »Lanikas Segen!«, erwiderte Fahrib wachsam.

    »Prinz Fahrib, ich habe mich entschlossen, bei Euch zu bleiben und das neue Reich aufzubauen«, sagte Eurenia feierlich. »Ich will Euer Wort, dass Ihr dafür kämpfen werdet, dass es ganz Adromenda umfassen wird. Ich spreche dabei nicht nur von dem bekannten Teil der Welt, sondern auch von dem unbekannten.«

    »Ihr verlangt viel, Prinzessin Eurenia!«

    »Wenn Ihr wirklich eine neue Zeit erschaffen wollt, dann muss sie auch die ganze Welt, ganz Adromenda, umfassen.«

    »Prinzessin Eurenia, ich gebe Euch mein Wort, dass ich danach streben werde, dass alle Menschen Adromendas gemeinsam ohne Zwietracht in einem Reich leben werden«, antwortete Fahrib ebenso feierlich.

    »Ich werde mit Euch das Ritual der Hochzeit vor den Göttern vollziehen. Ich tue dies zum Wohlergehen des Anteils unseres Reiches, der zu meinem Volk gehört. Aber ich knüpfe an diese Vermählung zwei Bedingungen.

    Die erste ist, dass Ihr, mein Prinz, und ich gemeinsam herrschen werden. Meister Barusch behauptet, dass die Götter nicht vorschreiben, dass der König die Macht über die Königin besitzen muss. In Neu-Thuran werden daher immer ein König und eine Königin mit gleichem Gewicht regieren, wobei beide Völker vertreten sind. Alle Entscheidungen müssen gemeinsam fallen. Ist sich das Herrscherpaar nicht einig, wird ein Großmeister ein Urteil Lanikas herbeiführen.«

    »So soll es sein«, versprach Prinz Fahrib feierlich. Ernst schaute er in die dunklen, braunen Augen der Prinzessin.

    »Prinz Fahrib, ich werde nicht die Frau sein, die Ihr glaubt, Euch zu wünschen. Wir gehören unterschiedlichen Arten an und können uns nicht mischen. Zwei Herzen schlagen in meiner Brust. Ich wünsche meine Pflicht zu erfüllen, die in dem neuen Reich genauso bestehen wird, wie sie bis heute in den alten gilt.«

    »Das ist nicht richtig Prinzessin. In dem neuen Reich wird es Paare geben, deren Pflicht nicht die Erhaltung ihres Teils unseres gemeinsamen Volkes ist. Ihre Aufgabe wird in der Bezeugung der tiefen und innigen Freundschaft zwischen den beiden Teilen unseres Volkes bestehen.«

    »Das wird nicht einfach werden, aber selbst wenn die Großmeister eine Lösung finden, so gilt für mich der Wunsch, Söhne und Töchter zu gebären. Auch wenn ich Euch mehr liebe, als ich bisher einen anderen Menschen geliebt habe, so kann ich nicht Eure Frau sein.«

    »Prinzessin Eurenia, Ihr seid nicht mehr in der Notlage, mir falsche Liebesschwüre zu leisten, also bitte verschont mich damit«, erwiderte Fahrib, so kalt er konnte.

    Eurenias Augen, die für einen kurzen Moment weich geworden waren, wurden so hart, wie Augen nur werden können.

    »Meine zweite Bedingung ist, dass Ihr keine ehelichen Pflichten von mir verlangen werdet. Dazu ist es uns beiden freigestellt, königliche Nachkommen zu zeugen und zu gebären, mit Partnern unserer freien Wahl.«

    »So soll es sein«, versprach Prinz Fahrib fest. Mit keiner Regung verriet er den grausamen Schmerz, der sein Herz zu zerreißen drohte.

    Die Regelung wurde durch einen feierlichen Handschlag besiegelt. Nafrael schlenderte auf das Feuer zu. Fahrib war froh, sich über den weiteren Vormarsch unterhalten zu können. Wortlos, mit traurigem Gesicht hörte Eurenia den Planungen der beiden Männer zu.

    ***

    Am späten Vormittag des nächsten Tages erreichten sie die erste Siedlung. Fahrib fiel auf, wie weit entfernt diese von der westlichen Grenze des Herzogtums lag. Allein diese Tatsache zeigte, wie unsicher dieser Landstrich war. Mit jedem Kilometer Entfernung zum Hof des Herzogs wurde die Gegend gefährlicher.

    Innerlich hatte Fahrib sich auf verschiedene Möglichkeiten des Empfangs in dem recht kleinen Ort vorbereitet. Was die Truppe dann erwartete, verschlug ihm dennoch den Atem. Der Ort war ausgestorben. Die Hälfte der fünf Dutzend Häuser war mehr oder weniger verbrannt. Sie fanden neun Leichen. Bei drei von ihnen handelte es sich um Kinder und bei zwei um Frauen. Alle waren mit Schwertern erschlagen worden. Zwei Tote konnte man kaum noch als menschliche Körper erkennen, so hatte man sie zugerichtet.

    »Wenn ich die Bestien in die Finger bekomme, die dieses getan haben, dann wird auch die Gnade der Götter ihnen nicht mehr helfen«, presste Seriah zwischen den Zähnen hervor. Sie sah auf die Leichen zweier Kinder.

    »Sie werden ihre gerechte Strafe erhalten und die wird der Grausamkeit ihrer Tat angemessen sein«, erwiderte Eurenia. Ein Blick in ihre Augen verriet, dass sie entschlossen war, diese Drohung gnadenlos umzusetzen.

    »Begrabt die Toten ehrenvoll«, gab sie den Befehl dem kleinen Trupp empreanischer Männer.

    »Meister Barusch, ich bitte Euch, sprecht die Totenmesse. Wir haben leider nicht die angemessene Zeit, die wir uns nehmen sollten. Aber die Verwüstung an diesem Ort zeigt, dass wir uns beeilen müssen, den Hof von Bawegg zu erreichen und diesem Gräuel ein Ende zu bereiten.«

    ***

    Nachdem die unbekannten Toten begraben waren, ritten sie weiter. Suchtrupps hatten zwar die Umgebung und die Wälder durchstreift, aber weder geflüchtete Einwohner des Ortes noch eine der für den Überfall verantwortlichen Banden aufgespürt.

    Fahrib ritt jetzt an der Spitze des Trupps, gemeinsam mit Eurenia, Nafrael und Seriah. Alle anderen waren weiter nach hinten verbannt worden. Juranthe und Tarnara sicherten das Ende des Trupps. Als der nächste Ort am späten Nachmittag in Sicht kam, winkte Fahrib einer kleinen Gruppe Kämpfer, mit ihm zu reiten. Der Rest der Einheit sollte in einigem Abstand nachkommen.

    Gemeinsam mit Seriah, Eurenia und Nafrael, gefolgt von dem Trupp Schwertkämpfern, galoppierte der Prinz in den Ort. Eine dunkle Rauchfahne hing über ihm und verhieß nichts Gutes.

    Als sie die Hauptstraße des Dorfes erreichten, die durch das Zentrum führte, drosselten sie ihre Pferde. Langsam trabten sie in Richtung des in seiner Mitte gelegenen Marktplatzes. Der Ort war wesentlich größer als das Dörfchen, durch das sie am Vormittag geritten waren. Er bestand aus mehreren Hundert Häusern, mehr als tausend Einwohner mussten in ihm gelebt haben.

    Hatten sie am Vormittag noch geglaubt, dass eine Steigerung an Gräueltaten nicht möglich wäre, so wurden sie eines Besseren belehrt. In den Straßen lagen Dutzende von Leichen. Einige Dorfbewohner hatte man erhängt, nicht nur Männer, sondern auch Frauen, ja sogar einzelne Kinder baumelten mit aufgedunsenen Gesichtern an Stricken von Bäumen. Einige Frauen waren teilweise oder ganz entkleidet. Man hatte sie offensichtlich geschändet, bevor sie grausam ermordet wurden. Einige Menschen hatte man auf bestialische Weise verstümmelt, bevor sie getötet wurden.

    Fahrib, der Prinz und Anführer, durfte auf keinen Fall seine Gefühle zeigen. Von Kindesbeinen an war er darauf trainiert worden. Er hatte an Hinrichtungen und an Schlachten teilnehmen müssen. Er hatte schon in jungen Jahren gelernt, Grausamkeiten zu ertragen und schrecklichen Szenen beizuwohnen. Dennoch konnte er kaum seine Mimik beherrschen. Noch nie seit seiner Kindheit war es ihm so schwergefallen, seine Tränen zurückzudrängen.

    Eurenia ritt neben ihm. Mit starrem Gesicht betrachtete sie die Grausamkeiten, derer sie am Wegesrand Zeuge wurden. Plötzlich blickte sie auf und gab ihrem Pferd die Sporen. Jetzt erkannte auch Fahrib, dass einer der Schwertträger der Vorhut sie zu sich heranwinkte. Fahrib folgte der Prinzessin.

    Vor dem Soldaten kniete ein Mann. Er hielt eine tote Frau im Arm. Die Leiche war grausam zugerichtet und blutüberströmt. Der Mann weinte hemmungslos und schien nicht zu bemerken, was um ihn herum vorging.

    Mit einer geschmeidigen Bewegung glitt Eurenia vom Pferd. Sie gab dem Schwertträger ein Zeichen zurückzutreten und kniete sich neben den Mann.

    »Ist das Eure Frau, mein Herr?«, fragte sie mit erstaunlich sanfter Stimme.

    Der Mann nickte, wandte aber den Blick nicht von dem blutüberströmten Gesicht der Frau. Eurenia sah sich um.

    »Sind das Eure Kinder?« Eurenia zeigte auf zwei Kinderleichen, die neben der Frau lagen. Der Mann nickte erneut, ohne dass zu erkennen war, ob er Eurenia wirklich verstanden hatte.

    Die Prinzessin erhob sich. Ihre Augen funkelten vor Zorn.

    »Waren Lanzenträger unter den Übeltätern?«, fragte sie mit harter, lauter Stimme.

    Jetzt sah der Mann zu ihr auf, es lag aber kein Verständnis in seinem Blick. Eurenia zog ihre Lanze. Augenblicklich glühte sie rot auf. Ein roter Kugelblitz schoss gen Himmel und explodierte mit lautem Knall über ihren Köpfen.

    »Ich frage Euch, Mann aus Adromenda, waren Lanzenträgern unter denen, die Euch diese Gräuel angetan haben?«

    Panik trat in die Augen des Mannes. Er schüttelte ängstlich den Kopf.

    »Lasst es gut sein Eurenia. Es gibt keine Anzeichen für die Anwendung magischer Lanzen in diesem Dorf.« Seriah war zu ihr getreten. Beruhigend legte sie eine Hand auf Eurenias Oberarm.

    »Die Feuer brennen noch. Das Blut ist noch nicht getrocknet. Weit können die Schurken nicht sein. Die Lanzenträger sollen die Bande verfolgen und zur Strecke bringen«, ordnete die Prinzessin an.

    »Wir werden uns sofort auf die Suche machen«, erwiderte Seriah entschlossen.

    »Halt, wartet! Weist alle Lanzenträger an, nur Schlafmagie zu verwenden.«

    »Ihr wollt diese Monstren am Leben lassen, Prinzessin Eurenia?«, rief Seriah empört aus.

    »Dies ist jetzt das Reich ›Neu-Thuran‹. Jedem der Gefangenen wird der Prozess gemacht. Jeder wird die Strafe erhalten, die ihm zusteht. Die Kindermörder und Folterer werden den Feuertod erleiden, die anderen werden zur Abschreckung weiterer Banden an allen Ortseingängen an die Bäume gehängt. Das Fleisch soll ihnen von den Raben von ihren Knochen gefressen werden!«

    Seriah sah Eurenia einen kurzen Moment erstaunt an.

    »So soll es sein«, sagte sie dann grimmig und machte sich auf den Weg.

    »Seriah, seht zu, dass Ihr so viele Dorfbewohner findet wie möglich. Bringt sie zurück aus den Wäldern zu ihren Häusern und Höfen. Ich will sie als Zeugen befragen, um die Kindesmörder aus dem anderen Gesindel herauszufinden.«

    Seriah nickte noch einmal, bevor sie sich auf den Weg machte, ihre Amazonen und sonstige Lanzenkämpfer um sich zu scharen, um die Jagd auf die Täter zu beginnen. Fahrib trat neben Eurenia.

    »Ihr wollt die Mörder dem Feuer überantworten?«

    »Seid Ihr anderer Meinung, Prinz Fahrib?«

    »In Thuran werden nur Hochverräter in den Feuertod geschickt.«

    Eurenia warf Fahrib einen undefinierbaren Blick zu. Er wusste, was sie dachte.

    »So sollte es jedenfalls sein, wenn die Rechtsprechung nach den Regeln angewandt wird«, schränkte er kleinlaut ein.

    »Die Kinder des Reiches ›Neu-Thuran‹ sind seine Zukunft. Sie zu morden, ist Hochverrat, mein Prinz! Denkt an unsere Vereinbarung. Solltet Ihr anderer Meinung sein, soll Großmeister Barusch Lanika entscheiden lassen.«

    Plötzlich kam Leben in den am Boden knienden Mann.

    »Ihr seid Prinz Fahrib? Man sagt, Ihr urteilt gerecht. Seht was diese Monstren getan haben! Meine Frau, meine Kinder, meine Nachbarn! Lasst Eure Prinzessin Recht sprechen. Lasst Gerechtigkeit widerfahren! Verbrennt den Herzog gleich mit. Er nimmt den Zehnten von diesen Barbaren und lässt sie dafür meine Familie töten!«

    Der Mann brach wieder schluchzend über der Leiche seiner Frau zusammen.

    Eurenia fasste Fahrib am Ärmel und zerrte ihn außer Hörweite anderer Menschen.

    »Ihr müsst jetzt harte Urteile sprechen, Prinz Fahrib. Hier herrschen Gräuel und Vernichtung. Wenn Ihr das Vertrauen und die Liebe dieses Volkes haben wollt, müsst Ihr gnadenlos die Übeltäter bestrafen.«

    Fahrib fehlte die Überzeugung und das spielte sich offenbar auf seinem Gesichtsausdruck wider, denn Eurenia fügte hinzu:

    »Wenn Ihr nicht selbst grausame Strafen verhängen wollt, so widersprecht mir wenigstens nicht!«

    Ihre Augen brannten wie dunkle Kohlen in ihrem Gesicht. Fahrib wusste, dass es sich nicht lohnen würde, ihr zu widersprechen. Zweifel nagten an ihm, er nickte dennoch. Es würde schwierig werden, gemeinsam zu regieren.

    ***

    Die Feuer waren gelöscht und die Toten so ehrenhaft wie möglich aufgebahrt, als der Suchtrupp zurückkehrte. Seriah ritt an der Spitze als Erste in den Ort ein. Sie führte ein Pferd am Zügel, über das drei Männer gebunden waren. Sie schnürte die bewusstlosen Verbrecher los und ließ sie achtlos vom Pferderücken in den Dreck fallen, um dann noch einmal auf sie auszuspucken.

    Die meisten anderen Mitglieder des Trupps führten ebenfalls bepackte Pferde mit sich und taten es ihr gleich. Als Juranthe Eurenia erreichte, erschrak sie. Die Lanzenträgerin war mit Blut besudelt. Erst beim zweiten Blick erkannte sie, dass es sich nicht um Juranthes Blut handelte, das ihre Kleidung verdorben hatte, sondern um das einer jungen Frau. Die Banditen hatten sie verschleppt. Allerdings kam jede Hilfe zu spät.

    Seriahs Amazonen brachten zwei weitere junge Dorfbewohnerinnen zurück, von denen aber nur noch eine lebte und auch das mehr schlecht als recht.

    »Ich hoffe, Ihr steht zu Eurem Wort Prinzessin Eurenia und habt Euch nicht durch das Zaudern meines Bruders von Eurem Urteil abbringen lassen.« Seriahs dunkelblaue Augen funkelten wild. Sie bohrten sich in Eurenias.

    »Prinz Fahrib hat davon Abstand genommen, mein Strafmaß durch eine Schicksalsentscheidung von Lanika bestätigen zu lassen. Mein Wort gilt.«

    »Ich wusste, dass wir uns verstehen würden, meine Prinzessin.« Seriah lächelte grimmig. Eurenia erwiderte das Lächeln anmutig aber kalt.

    In der Zwischenzeit kamen die Dorfbewohner vorsichtig und ängstlich aus den Wäldern zurück. Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass Prinz Fahrib mit seiner empreanischen Prinzessin ins Dorf einmarschiert war und für Recht und Ordnung sorgte.

    Seriah und die Prinzessin sorgten dafür, dass sich die Dorfbewohner die gefangenen Verbrecher der Bande ansahen. Jeder, der als einer derjenigen erkannt wurde, der Kinder gemordet oder Frauen grausam geschändet hatte, wurde der Gruppe der am härtesten zu bestrafenden zugeordnet.

    »Haltet ein! Lasst ein paar übrig, die die Eingänge des Dorfes als Abschreckung zieren«, rief Eurenia, als die Dorfbewohner von nahezu allen Mördern behaupteten, sie gehörten zu den besonders grausamen. Eurenia sorgte dafür, dass auch in der zweiten Gruppe genug Delinquenten für ihre Pläne verblieben.

    Prinz Fahrib kümmerte sich derweilen um die Organisation des Begräbnisses der toten Dorfbewohner und die Unterkünfte der Truppe. Dabei wurde kräftig Hand angelegt, um die verwüsteten Häuser wenigstens so weit wieder herzurichten, dass man in ihnen die Nacht verbringen konnte.

    Der Prinz beobachtete nur von Weitem Eurenias Treiben. Ihr schien es nicht im Geringsten zu Herzen zu gehen, dass sie all diese Männer zum Tode verurteilte und nur die Grausamkeit der Hinrichtung als Strafmaß variierte. Hätte er die Prinzessin nicht auch liebevoll und zärtlich erlebt, wäre er von ihrer Herzlosigkeit durch die Handlungen an diesem Tag endgültig überzeugt gewesen.

    Zur Urteilsvollstreckung musste natürlich auch der Prinz anwesend sein. Er gab gemeinsam mit der Prinzessin das Zeichen zur Ausführung der Strafe. Es war bei Weitem nicht die erste Hinrichtung, der der Prinz beiwohnen musste. Er war auch in der Vergangenheit schon bei Vollstreckungen anwesend gewesen, die einem von ihm gefällten Urteil folgten. Dennoch war es diesmal anders. Noch nie war in seiner Gegenwart eine ganze Verbrecherbande exekutiert worden.

    Wie er es aus anderen Fällen kannte, nahmen die Delinquenten ihr Schicksal in unterschiedlicher Weise an. Es gab die, die gefasst in den Tod gingen, aber auch die, die jammerten und um Gnade flehten. Bei den Dorfbewohnern konnte ihr Flehen allerdings kein offenes Ohr finden. Sie wurden bespuckt und verhöhnt.

    Es gab vier Ortseingänge, zwei an der Hauptstraße und jeweils einen an Nebenstraßen, die in die Wälder führten. An jedem dieser Ausgänge wurde eine Gruppe der Bande gehängt. Dazu zog die ganze Meute, einschließlich aller Gefangenen von einem Hinrichtungsplatz zum nächsten.

    Auf dem Marktplatz des Dorfes hatte man mehrere Scheiterhaufen aufgeschichtet. An Pfählen in ihrer Mitte fesselte man die Mörder, bevor das Holz in Brand gesteckt wurde. Die Luft roch nach Angst und Feuer. Sie war mit Schmerzensschreien erfüllt. Untermalt wurde die grausige Szenerie von vor Begeisterung schreiender, lachender und klatschender Dorfbewohner, die sich an den Qualen ihrer Peiniger und der Mörder ihrer Verwandten und Freunde labten.

    Als das Feuer drei Männer, die gemeinsam an einen Pfahl gebunden waren, erfasste,

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