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Der Fluch des Rhododendrons: Paula und der Pakt
Der Fluch des Rhododendrons: Paula und der Pakt
Der Fluch des Rhododendrons: Paula und der Pakt
eBook199 Seiten3 Stunden

Der Fluch des Rhododendrons: Paula und der Pakt

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Über dieses E-Book

In der Lüneburger Heide, nahe Uelzen existiert ein seit Jahrhunderten mit hochwirksamen Flüchen belastetes Grundstück, der sogenannte Hexentobel. Die Flüche sind bis heute unvermindert wirksam. Sie helfen Frauen und bestrafen Männer, die Frauen bedrohen oder angreifen. Die Flüche wurden von Frauen, die auf dem Grundstück lebten ausgesprochen und werden wirksam durch Pflanzen und Tiere, die sich auf dem Grundstück aufhalten. Die 25-jährige Paula Gehring erbt unerwartet das Grundstück und muss innerhalb eines Jahres die Geschichte des Grundstücks erforschen und seine Geheimnisse und Flüche ergründen. Am Ende muss sie selbst einen Fluch erstellen, den sie mit alten Schwüren bindet und dem Grundstück schenkt.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum28. Dez. 2017
ISBN9783745074512
Der Fluch des Rhododendrons: Paula und der Pakt

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    Buchvorschau

    Der Fluch des Rhododendrons - Barbara Ropertz

    Barbara.A.Ropertz

    Der Fluch des Rhododendrons

    Band 1 - Paula und der Pakt

    Der Fluch des Rhododendrons

    Paula und der Pakt

    Barbara.A.Ropertz

    Impressum

    Alle Rechte vorbehalten

    Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen  wären rein zufällig und sind von der Autorin nicht beabsichtigt.

    Copyright 2017 © by Barbara Ropertz 1.Auflage

    Lektorat: Anke Unger

    ISBN E-Book:  978-3-947546-00-8

    Buchcoverdesign: Sarah Buhr / ww.covermanufaktur.de Unter Verwendung von Bildmaterial von Kruchenkova depositphotos.com, sowie Ellerslie; Romolo Tavani; yoko_ken_chan_ / shutterstock.com

    Druck:            epubli - ein Service der neopubli GmbH,

    Berlin

    Paulas Botschaft an  ---  D I C H

    ***

    Du bist eine Nicht-Eingeweihte          –  noch

    Das kann sich ändern                            –  vielleicht

    Wenn Du die Botschaft verstehst

    ***

    Seit  Jahrhunderten  wissen  Eingeweihte, dass die Sagen und Gerüchte über ein Grundstück, auf dem bis heute uralte Flüche herrschen, der Wahrheit entsprechen. Wahr ist auch, dass ein mächtiger Liebesfluch auf dem Grundstück liegt, der niemals endet, nicht einmal mit dem Tod!

    Die junge Paula G. erbt überraschend dieses Grundstück und muss sich den Flüchen aus alter Zeit und dem, was sie noch immer und zwar bis heute bewirken, stellen.

    Ihre Lehrzeit auf dem „Hexentobel" beginnt am 21.3., ihrem 25. Geburtstag und schon bald wird sie beweisen müssen ob sie dieses schwere Erbe tragen und eine gute Hüterin für den Tobel und seine Flüche werden kann.                                   

    Sie wird wie ihre Vorgängerinnen eine

    „Eingeweihte und Hüterin"

    sein und wenn die Zeit gekommen ist vielleicht

    eine unbarmherzig Strafende

    ***

    Der Fluch des Rhododendrons

    Teil 1 - Paula und der Pakt

    Prolog

    Seit Hunderten von Jahren kursiert unter der Landbevölkerung der Lüneburger Heide, von Harburg im Norden bis Celle im Süden die Sage über ein Grundstück, auf dem bis heute uralte Flüche herrschen sollen, Flüche, die Männer grausam töten und Frauen schützen. Niemand weiß wie viele Flüche es sind, doch sie haben zu keiner Zeit ihre erbarmungslose Macht verloren, sondern sogar im Laufe der Jahre an Gefährlichkeit stetig zugenommen und wirken bis auf den heutigen Tag. Doch diese tödliche Gefahr ist nur die eine Seite. Es soll auch ein mächtiger Liebesfluch auf dem Grundstück liegen, der den Betroffenen unumkehrbar bindet und niemals endet, nicht einmal mit dem Tod. Man nennt ihn „den ewigen Fluch".

    Auszug aus:

    „Suderburger Sagen und Märchen aus alter Zeit"

    „Die Waldhexen vom Hexentobel"

    Vor Zeiten lebten mitten im Suderburger Land, nahe der alten Hansestadt Uelzen in einem kleinen Dorf zwei Frauen, Mutter und Tochter, in einer ärmlichen Hütte am Rande des alten Waldes zwischen der alten Celler Heerstraße und dem Flüsschen Hardau. Sie wurden von den Dorfbewohnern mit Scheu und Argwohn betrachtet und nur widerwillig geduldet. Da sie aber schon so manchen Frauen bei Krankheiten oder Geburten beigestanden hatten, ließ man die beiden Frauen meist unbehelligt.

    Im Dorf und im ganzen Suderburger Land und darüber hinaus bis in die Städte Lüneburg und Hannover hinein waren die beiden Frauen bekannt als Kräuterhexen und als Zauberinnen, die sich auf viele Künste verstanden. Man nannte sie „die Waldhexen". Sie galten als Pflanzenkundige und als gute Hebammen, oder wie man damals sagte, Wehmütter und Hebemütter.

    Es war aber auch bekannt, dass sie entsetzlich zu strafen wussten, doch bei den Weibern der Dörfer waren sie hoch angesehen ob ihrer Heilkunst. Bernadette, die Mutter, so munkelte man, sei adliger Herkunft gewesen und aus einem Kloster entflohen, nachdem sie gesündigt hatte und schwanger geworden war. Man sagte allgemein, dass das Grundstück verhext und für Männer äußerst gefährlich sei.

    Die Leute im Suderburger Land nannten es

                            „den Hexentobel!"                                                                                     

    Im 21. Jahrhundert

    Das Grundstück, das über Jahrhunderte hinweg weithin als „Hexentobel" bekannt und gefürchtet war, liegt heute, wie zu Bernadettes, der Waldhexe Zeiten, am Waldrand, im Wehrbrink, nahe der Stadt Uelzen im Suderburger Land.

    Es war über all die Jahre stets im Besitz von Frauen, die als einzige um seine geheimnisvollen Kräfte wussten und die sich Hüterinnen nannten. Angeblich liegen noch immer die alten Flüche darauf, denen schon so manche Männer zum Opfer gefallen sind und die bis in die heutige Zeit hinein unvermindert wirksam sein sollen. Nur die Eigentümerin und nach deren Tod die Erbin werden in die Geheimnisse des „Hexentobels" eingeweiht. Nur sie wissen genau, welche Mächte dort wirksam sind. Der Hexentobel bedeutet noch immer für die Erbin Besitz, Verpflichtung und Aufgabe zugleich.

    21. März 2015 -  Paulas Erbe

    Paula Gehring verließ wie betäubt das Notariat in Fulda, in dem sie gerade erfahren hatte, dass ihr größter Traum und zugleich ihr schlimmster Albtraum Wahrheit geworden war. Heute an ihrem 25. Geburtstag hatte Paula unerwartet den sagenhaften, gefürchteten Hexentobel im Suderburger Land geerbt. Es war das Haus und das Grundstück, das sie schon immer heiß geliebt und mehr als sie sich selbst eingestand auch geängstigt hatte. Dieser geheimnisvolle, sagenumwobene Ort, der seit vielen Generationen in ihrer Familie war und der nur von Frau zu Frau vererbt werden durfte, der „Hexentobel im  Wehrbrink nahe Suderburg, gehörte jetzt Paula. Sie war die neue Erbin und Hüterin. In ihrer Tasche steckte die Urkunde, die sie zur Inhaberin machte, so unglaublich sich das für Paula in diesem Augenblick auch anfühlte.  Gleichzeitig mit der Erbschaftsurkunde hatte Paula einen dicken, feuerroten Umschlag erhalten. Mit welch wichtiger Miene und welchem rätselhaften, strengen Gesichtsausdruck die Notarin sie angesehen hatte, als sie ihr die Urkunde aushändigte! Es hatte Paula einen eisigen Schauer über den Rücken gejagt.  Der Umschlag enthielt, wie die grauhaarige, hagere Notarin ihr mit einem kurzen Blick über ihre runde, pinkfarbene Brille erklärte, all die Papiere, die jede neue Besitzerin bei Antritt der Erbschaft bekam. „Ich habe Ihnen noch eine Botschaft der Erblasserin vorzulesen, die Sie bitte zur Kenntnis nehmen und in meinem Beisein unterschreiben wollen, sagte sie ernst. „Sie enthält nähere Angaben zur Geschichte des Grundstücks." Die Notarin rückte ihre Brille zurecht und begann laut zu lesen:

    „Botschaft an die neue Herrin

    Du bist seit heute die Erbin und Hüterin des Tobels, das heißt, dass du 25 Jahre alt geworden bist und nun dein Amt antreten kannst. Du wirst Eigentümerin des Tobels sein, um den sich seit Jahrhunderten so viele Sagen und Legenden ranken. Noch immer lasten dunkle Flüche darauf. Das wirst du bald erfahren.  Auch ein mächtiger Liebesfluch ist dort seit langem wirksam, der dem Paar, das ihn erweckt, ewige, unlösbare Liebe bis über den Tod hinaus bringt. Paula schnaubte verächtlich, als sie diese Worte der Notarin hörte. Für sie war die Liebe vorbei, sie hatte vor drei Monaten ein für alle Mal mit diesem Kapitel ihres Lebens abgeschlossen. Die Notarin räusperte sich mit einem kurzen Blick zu Paula und fuhr fort: „Also stelle dich deiner Aufgabe mit Achtsamkeit und Vorsicht, damit du für den Tobel eine gute Hüterin und wenn die Zeit deiner Bewährung kommt, eine umsichtige Strafende sein wirst. Doch beachte stets, dass du unter allen Umständen Stillschweigen über die Geheimnisse des Tobels zu wahren hast. Solltest du das Schweigen brechen, werden die Flüche sich sammeln und unaufhaltsam auf dich zurück fallen. Die Notarin schob die Urkunde über den Tisch und Paula erschrak, als sie den Namen im Briefkopf las. Sie hatte nicht gewusst, wer ihre Vorgängerin als Hüterin des Grundstücks gewesen war. Paula hatte den Tobel von ihrer 1982 unter geheimnisvollen Umständen spurlos verschwundenen Urgroßmutter Anna geerbt. Anna war von einer Reise an die Nordsee nicht zurückgekehrt und ihre Spur hatte sich für immer in Hamburg verloren. Anna musste bereits vor ihrem Verschwinden verfügt haben, dass ihre erste, damals noch gar nicht geborene Urenkelin die Erbin sein würde und das Erbe an ihrem 25. Geburtstag antreten sollte. Paula unterschrieb nervös das Papier, das ihr die Notarin über den Tisch hinweg vorgelegt hatte und Paulas Hand erwärmte und rötete sich heftig während sie schrieb.  Die Notarin warf einen kurzen, prüfenden Blick auf Paula, dann unterschrieb sie ebenfalls, als Bestätigung für Paulas geleistete Unterschrift. Während die Notarin schrieb, weiteten sich ihre Augen entsetzt und auch ihre Hand rötete sich, als hätte sie in Brennnesseln gefasst.

    21.3.2015

    – Suderburg nahe Uelzen – der Hexentobel erwacht

    Noch am selben Abend, kurz nachdem Paula die Erbschaftspapiere erhalten und unterzeichnet hatte, erwachte der Hexentobel nach 33 Jahren tiefem Schlaf zum ersten Mal wieder. Es begann als sanftes Raunen und Wispern in den Blättern der Pflanzen, als Bewegung, die wellenartig durch das gesamte Waldgrundstück ging. Ein Vibrieren, das auch bis tief in die Erde spürbar war durchlief das Grundstück und erfasste sogar den umgebenden Wald; ebenso alle Gewässer der Gegend, die sanft zu sprudeln begannen. Der mächtige alte Rhododendron rauschte und brauste, seine dunklen Blätter erzitterten wie in einem tief aus ihm selbst hervor kommenden Sturm. Die große, alte Buche, die in ihrer Rinde den lebenden Fluch trug, seufzte wie nach langem, tiefem Schlaf und reckte knackend ihre Äste empor. Tiere, die ein feines Gespür für diese Vorgänge haben, kamen auf den Tobel. Es waren nicht mehr die Tiere von früher, doch sie fühlten, dass sie gebraucht wurden. Die klagenden Rufe eines Käuzchens hallten laut durch den Wald und dann kamen sie. Eine Wölfin mit zwei Welpen, ein Waldkauz; Mäuse und ein Igel raschelten herbei. Fledermäuse kamen in Scharen, sogar ein Uhuweibchen mit leuchtenden Augen, eine Füchsin und auch ein Otterweibchen von der Hardau, einem nahen Gewässer.  Pflanzen reckten sich, erwachten und entfalteten lustvoll ihre Blätter. Im hellen Mondlicht wurde in dieser Nacht die geheime Aura der Pflanzen sichtbar. Eine Ameisenstraße bildete sich unter dem Rhododendron und die kleinen Insekten trippelten in militärischer Ordnung wie zum Appell heran. Plötzlich trat eine kleine Frau mit strengem, dunklem Gesicht mitten aus dem Rhododendron heraus, es war die sichtbar gewordene Fee der Pflanze. Sie hob langsam die Arme und eine riesige Blüte erschien zwischen den dunklen Blättern des Busches. Als die weiße Blüte im Mondlicht hell erstrahlte, erwachten auch die alten Flüche, die sich nur selten in ihrer sichtbaren Schreckensgestalt sehen ließen.  Über der alten Eibe, von der man sagte, dass es gefährlich sei, sich unter ihren Ästen aufzuhalten, erschien lautlos „der tödliche Schatten" in Gestalt einer riesigen Fledermaus, die ruhig über dem Grundstück schwebte. Der Hexentobel war zu frischen Taten erwacht und erwartete seine neue Hüterin.

    *  Kapitel 1 – Paula *

    Paula ahnte von all dem nichts und konnte es noch immer nicht ganz fassen, dass sie zur neuen Herrin des verwunschenen Grundstücks bestimmt worden war. Ihr Name Paula kam aus dem Lateinischen und bedeutete, wie sie wusste, die Geringe, die Kleine und so fühlte sie sich oft. Blass und durchschnittlich und nicht aufregend genug. Das hatte wohl auch die Notarin gedacht, die ihr den roten Umschlag übergeben und es sorgfältig vermieden hatte, Paula die Hand zu reichen. Paulas Selbstbewusstsein war noch nie besonders ausgeprägt gewesen. Es war noch um einiges gesunken, als ihr Verlobter Chris kurz vor dem Weihnachtsfest sichtlich verlegen unter fadenscheinigen Ausreden ihre Beziehung beendet hatte. Paula war nicht sehr groß und sie fand sich auch bei weitem nicht schlank genug. Die meisten Leute, die sie kennenlernten, konnten sich später kaum an sie erinnern, wie sie wusste. Chris, der eigentlich immer gut gelaunt und fröhlich war, hatte sichtlich verlegen etwas von: „noch zu früh für eine Bindung gemurmelt.  Paula war tief getroffen und schwer verletzt, auch wenn sie offiziell auf Chris‘ Version der Entlobung: „Wir bleiben gute Freunde einging und sich weiterhin gelegentlich im gleichen Freundeskreis bewegte, wenn auch deutlich seltener als zuvor. Auch beruflich war für Paula nicht alles so gelaufen, wie sie es gerne gehabt hätte. Eigentlich wollte sie Lehrerin werden. Dieses Ziel hatte sie aus mancherlei Gründen, über die sie nicht einmal selbst nachdenken mochte, nicht vollständig erreicht. Vor einiger Zeit war es ihr allerdings gelungen, einen Job bei einer Fern-Uni zu finden, für die sie die eingesandten Arbeiten korrigierte. Da Paula nach dem Unfalltod ihrer Mutter deren Zwei-Zimmer- Eigentumswohnung in Fulda sowie ein kleines Vermögen geerbt hatte und außerdem die Lebensversicherung ihrer Mutter ausbezahlt bekommen hatte, konnte sie einigermaßen sorgenfrei leben.  Der Vorteil ihrer Arbeit bei der Fern-Uni war natürlich, dass Paula sich ihre Arbeitszeit frei einteilen und von zuhause aus arbeiten konnte, was ihr eine Menge Freiraum verschaffte. Nach dem Ende der Beziehung zu Chris hatte sie zwar wenig Verwendung für die Freizeit, aber das konnte sich ja wieder ändern. Noch scheute sich Paula, den dicken, roten Umschlag, von dem eine eigenartige Faszination ausging, zu öffnen und die Wahrheit über ihren neuen Besitz zu erfahren. In der folgenden Nacht schlief sie sehr schlecht. Selbst wenn sie für kurze Zeit erschöpft einnickte, suchten sie wirre, erschreckende Träume heim, aus denen sie starr vor Angst erwachte. Der große, rote Umschlag und sein Inhalt gingen ihr einfach nicht aus dem Kopf. Auch den ganzen folgenden Tag fand sie keine Ruhe. Paula fühlte die Bedrohung, die von dem noch ungeöffneten Umschlag ausging, mit jeder Stunde stärker auf sich lasten. Sie hatte bereits in der ersten schlaflosen Nacht daran gedacht, eine Art Tagebuch zu führen. Sie könnte darin, um mit der Situation besser umzugehen, ihre Gedanken und Erlebnisse festhalten oder einer nicht existenten Person mitteilen und so vermeiden, die dunklen Flüche auf sich zu lenken, die über ihrem Erbe lagen. Paula hoffte, auf diese Art, halb Tagebuch und halb Briefe an eine fiktive Person, alles ausdrücken zu können, was sie so sehr bewegte, was sie unbedingt formulieren musste, und was sie laut Testament doch keinem Menschen erzählen durfte, ohne sich einer unkalkulierbaren Gefahr auszusetzen. Erneut kam Paula eine Geschichte in den Sinn, die sie in ihrer Kindheit oft gehört hatte. Es gab da vor langer Zeit eine Erbin, die sich nicht an die Schweigepflicht hielt und das bald bitter bereuen sollte. Es wurde stets nur flüsternd und in unbestimmten Andeutungen in der Familie darüber geredet. Diese Erbin, die das Schweigen brach, war innerhalb kurzer Zeit schwer erkrankt. Es war eine geheimnisvolle Krankheit, die sie schwächte und auszehrte, ja, die sie regelrecht auffraß. Die Erbin wurde immer schwächer, ohne dass die Ärzte etwas dagegen tun konnten. Es war eine Erkrankung, für die es keinerlei Chance auf Heilung gab, ein heftiges Fieber, das schleichend aber sicher zum Tod führte. Immer wieder schielte Paula nach dem roten Umschlag,  der ihr in den letzten zwei Tagen so viel Angst gemacht hatte. Dann, als hätte sie einen Schubs bekommen, gab sie einem plötzlichen Impuls nach und öffnete ihn. Er enthielt weitere Briefumschläge und Paula betrachtete sie nachdenklich. Auf drei Umschlägen standen in großer Schrift Frauennamen. Vermutlich waren es die Namen der Hüterinnen, die vor ihr den Tobel besessen hatten. Ein roter Umschlag, auf dem in einer schönen, goldenen Schrift Bernadette" stand. Ein blauer Umschlag mit dem in Silber geschriebenen Namen Elisabeth" und ein grüner Umschlag mit schlichten schwarzen Buchstaben in einer strengen Schrift und dem Namen „Johanna".  Es gab noch einen schwarzen Umschlag, der Paula Angst machte und den sie halb unbewusst beiseiteschob. Paula fühlte sich besonders von Bernadette" angezogen, sie wusste nicht weshalb, doch wenn sie wählen konnte, würde sie sich zuerst für Bernadette entscheiden. Dann sah sie, dass noch ein Schriftstück in dem Umschlag gewesen war, das sie bisher übersehen hatte. Es war eine wunderschön gestaltete Urkunde, die  in einer stark verschnörkelten Schrift geschrieben war, die ein wenig an die kunstvollen alten Handschriften in Bibeln erinnerte. Die Ränder waren mit Bildern geschmückt, Bildern von Bäumen, die sich um die Urkunde rankten, Pflanzen und Tiere, die den Text einrahmten. Paula las mit einem Schaudern die Überschrift, die in goldenen Lettern mitten auf der Urkunde prangte:

    Der Pakt Zwischen Paula Iris Gehring

    Und

    Dem Hexentobel, Am Wehrbrink, Suderburg

    Paula  Iris,  die ernannte, durch Unterschrift bestätigte Erbin

    Und das Grundstück  „Hexentobel",  Flurstück P369  der Gemarkung  Suderburg schließen  folgenden unwiderruflich bindenden Pakt:

    § 1.1

    Paula  Iris  verpflichtet sich hiermit zu unbedingtem Stillschweigen in allen Angelegenheiten, die dieses Erbe und das o.g. Grundstück betreffen. Paula Iris verpflichtet sich weiter das Haus und das Grundstück jederzeit zu schützen und zu unterstützen.

    § 1.2 

    Paula Iris verpflichtet sich unwiderruflich jenen Schutz und Beistand zu gewähren, die durch das Grundstück erwählt sind und Hilfe benötigen.

    § 1.3 

    Paula Iris verpflichtet sich innerhalb Jahresfrist eine Eignungsprüfung  abzulegen, deren Bedingungen sie zu gegebener Zeit erfahren  wird.

    § 1.4 

    Paula Iris schwört bei ihrer Gesundheit und ihrem Leben, alle Bedingungen des Paktes genauestens einzuhalten, stets ihre Pflichten gegenüber dem Grundstück zu erfüllen und niemals von diesem Weg abzuweichen.   

    § 1.5 

    Sollte Paula Iris diesen Schwur brechen, so  werden Krankheit, Fieber, Not und Pein sie jederzeit heimsuchen und nie mehr verlassen. Sie wird des Nachts nicht mehr schlafen und des Tags keine Ruhe finden.  Die Leiden werden sich verstärken Tag um Tag mehr, von Nacht zu

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