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Im Zeichen der Liebe, Hoffnung und Sehnsucht
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Im Zeichen der Liebe, Hoffnung und Sehnsucht
eBook288 Seiten3 Stunden

Im Zeichen der Liebe, Hoffnung und Sehnsucht

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Über dieses E-Book

Endlich sind Sophia und Tom ein Paar. Nach Jahren, die von Hindernissen und Toms Krebserkrankung geprägt waren, haben sie doch zueinander gefunden und geheiratet. Ihre kleine Tochter Lilly machte ihr Glück perfekt.
Seidem Tom vor wenigen Monaten aus beruflichen Gründen für ein Jahr nach Malaysia gegangen ist, verbringt Sophia mit Lilly ihre Wochenenden und Ferien meist allein in ihrem Wochenendhaus auf dem Land. Ganz in der Nähe des Hauses befindet sich eine kleine Kapelle, in der Sophia eines Abends ein helles Licht leuchten sieht. Nachdem sie sich übezeugt hat, dass es sich um kein Feuer handelt, entdeckt sie dort einen schönen Stein, der mit seinem Licht das Innere der Kapelle erstrahlen lässt. Als sie den Stein genauer betrachtet, sieht sie darin plötzlich Bilder von Tom, die sie an seiner Liebe zu ihr zweifeln lassen und ihr Vertrauen in ihn zutiefst erschüttern. Doch bei diesem Ereignis bleibt es nicht: An dieser Kapelle lernt sie auch noch Theresa kennen, eine ältere Frau, die ein Geheimnis umgibt, das sie auf rätselhafte Weise mit der Kapelle und Tom verbindet.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum12. Feb. 2015
ISBN9783738688931
Im Zeichen der Liebe, Hoffnung und Sehnsucht
Autor

Christina Maria Schweiger

Christina Maria Schweiger was born in 1965 and works as a secretary at the office of a hotel. Her passions are social projects such as hospice and grief worker and writing. Since 2007 she has been working as an author. She has already published a trilogy of novels as well as a village chronicle of her hometown.

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    Buchvorschau

    Im Zeichen der Liebe, Hoffnung und Sehnsucht - Christina Maria Schweiger

    davonging.

    Juni 2011

    Sophia saß auf einem der bequemen Gartensessel auf der mit Glas überdachten Terrasse ihres Wochenendhauses und lauschte dem sanften Prasseln des Nieselregens.

    Gerade überzog eine Gewitterfront den Himmel über ihr. Es war sehr warm und der leichte Regen hatte die Luft bisher nicht sonderlich abgekühlt.

    Sophia sah auf ihre Armbanduhr. Erst in einer Stunde musste sie ihre Tochter Lilly von der Reitstunde auf dem Gestüt nicht weit von ihrem Wochenendhaus entfernt abholen. Also hatte sie noch etwas Zeit.

    Sie nahm sich das Buch, das neben ihr auf dem Glastischchen lag, und versuchte sich auf den Roman zu konzentrieren.

    Doch immer wieder schweiften ihre Gedanken zu Tom, ihrem Mann.

    Sie hatte ihn nun schon seit über sechs Monaten nicht mehr gesehen. Eine überquellende Sehnsucht danach, in seinen starken Armen zu liegen, überfiel sie fast schmerzlich.

    Er befand sich aus beruflichen Gründen in Malaysia und kam voraussichtlich erst Ende August wieder zurück.

    Es war jetzt genau drei Jahre her, als sie mit Tom dieses Wochenendhaus gekauft und renoviert hatte. Ihre gemeinsame Tochter Lilly war damals fünf Jahre alt und sie lebten in einer schönen Vier-Zimmer-Wohnung im Osten Münchens. Ihr gemeinsamer Traum war es, zusätzlich ein Wochenendhäuschen auf dem Lande zu besitzen.

    In sich hinein lächelnd blickte sie zu dem Tag zurück, als sie und Tom dieses Haus zum ersten Mal besichtigt hatten.

    Im April 2008, waren sie auf dieses Haus gestoßen, das sich in einem sehr schlechten Zustand befand und einer Ruine gleichkam. Aber es lag ruhig und für sich, genauso wie sie beide es sich vorgestellt hatten.

    Ein Immobilienmakler aus München vermittelte ihnen dieses Haus, jedoch schon mit dem Vorbehalt, dass es zwar sehr günstig sei, jedoch auch sehr renovierungsbedürftig. Was Sophia nach der Besichtigung für maßlos untertrieben befand. Sie war richtiggehend entsetzt, als sie das erste Mal vor dem Objekt standen. Zum einen, war es für Sophia fast zu abgelegen, der nächste Ort war mehr als zwei Kilometer entfernt; zum anderen konnte sie sich nicht vorstellen, dieses Haus mit eigener Kraft, jemals in einen bewohnbaren Zustand versetzen zu können.

    Doch Tom war von Anfang an fasziniert. Er verhielt sich eigenartig. Erstaunt und wie gebannt nahm er die Umgebung in sich auf.

    Das Haus lag auf einer Wiese, die fast einer Lichtung glich. Nur etwa hundertfünfzig Meter entfernt hinter dem Haus stand eine kleine weißgekalkte Kapelle vor einem hohen Tannenwald, der sich majestätisch über eine Anhöhe zog. Über einen ausgetretenen Pfad, den ein kleiner Bachlauf kreuzte, gelangte man vom Haus zu der Kapelle.

    Der Immobilienmakler bemerkte sofort Toms Interesse und machte ihm die Lage des Hauses und die besonderen Eigenschaften schmackhaft, indem er von der Heilquelle berichtete, die unter der Kapelle entsprang und aus der man jederzeit Wasser schöpfen konnte.

    Wie er weiter erzählte, besagte eine Überlieferung, dass dieses Heilwasser in früheren Zeiten für Augenund Rheumaleiden verwendet wurde.

    Der Makler bat sie ins Innere des einstöckigen Hauses und hielt ihnen eine beschädigte Haustür auf, deren Verglasung schon herausgebrochen war, und nur mit einer Plastikfolie provisorisch ausgebessert worden war.

    Über einen alten Steinfußboden, dessen Farbe durch Staub und Dreck nicht mehr genau zu definieren war, gelangten sie in einen großen Raum, der gleichzeitig als Wohnraum und Küche dienen sollte. Durch einige zerbrochene Dachplatten strömten Sonnenstrahlen, wodurch die herumfliegenden Staubpartikel tänzelnde Lichtstäbe bildeten, die den Raum durchbrachen und diesem dadurch eine etwas geheimnisvolle Atmosphäre verliehen.

    Sophia war entsetzt. Alles an dem Haus war kaputt und es wirkte mit dem vielen Staub und den Spinnweben gespenstisch und trostlos.

    Als sie das Schlafzimmer, das Bad und eine etwas größere Abstellkammer besichtigt hatten, wurde Sophia klar, dass dieses Haus nicht in Frage kommen würde. Zu viel musste hier renoviert werden.

    „Es würde Jahre dauern, bis wir dieses Haus bewohnbar gemacht hätten.", rief sie hoffnungslos aus.

    Tom erwiderte nichts darauf. Er war die ganze Zeit über schon sehr schweigsam gewesen.

    Als sie wieder vor die Haustür traten, sah sie der Immobilienmakler fragend an.

    „Na, was sagen sie dazu?", konzentrierte sich dabei aber nur auf Tom, da er vermutlich schon bemerkt hatte, dass Sophia entschlossen war, das Haus nicht zu kaufen.

    Toms Blick richtete sich daraufhin bittend zuerst an Sophia, bevor er sich dem Makler wieder zuwandte.

    „Wir geben Ihnen in den nächsten Tagen Bescheid."

    Sophia atmete hörbar laut ein und schüttelte den Kopf.

    Sie sagte jedoch nichts, denn sie spürte, dass es Tom sehr wichtig war, dem Makler nicht sofort abzusagen. Sie war gespannt welche Argumente sie überhaupt dazu bringen, um in Erwägung zu ziehen, dieses Haus, besser gesagt, diese Ruine zu kaufen.

    Der Makler zog ein etwas säuerliches Gesicht. Er schien enttäuscht, dass er keine Zusage für den Verkauf des Hauses in der Tasche hatte.

    Als er in sein Auto gestiegen und abgefahren war, nahm Tom Sophias Hand und zog sie auf den schmalen Pfad zur Kapelle. Dort setzten sie sich auf eine Bank am Waldrand.

    Es war Frühling und die ersten warmen Sonnenstrahlen erwärmte die Luft. Immer noch hielt Tom Sophias Hand.

    „Irgendetwas hat dieser Ort. Es fühlt sich für mich so vertraut an. Ich kann es dir nicht beschreiben. Es ist so ein Gefühl", und fasste sich dabei an seine Brust. Aufmunternd sah er bei seinen Worten Sophia an.

    Als sie nichts darauf erwiderte, sprach er weiter.

    „Lilly würde es hier doch sicher auch sehr gut gefallen, meinst du nicht?"

    Wieder blickte er erwartungsvoll in ihr Gesicht.

    „Es geht hier nicht allein um Lilly. Ich bestreite ja gar nicht, dass es hier wirklich wunderschön ist. Aber….! Sophia holte tief Luft. Sie suchte nach den richtigen Worten. „Wir haben die Zeit nicht, um dieses Haus zu renovieren. Wir würden über Jahre hinweg jedes Wochenende hier arbeiten müssen, bevor wir es so nutzen könnten, wie wir uns das vorstellen. Was hätte dann Lilly davon? Bis wir hier einziehen könnten, ist sie ein Teenager und will wahrscheinlich gar nicht mehr mit uns am Wochenende aufs Land fahren. Und um es in kürzester Zeit bewohnbar zu machen, müssten wir eine Firma beauftragen und dazu fehlt uns einfach das Geld., stieß sie aufgeregt aus. „Wie stellst du dir das vor?"

    Tom senkte den Kopf und zuckte mutlos mit den Schultern.

    „Du hast ja Recht. Ich habe darüber noch gar nicht richtig nachgedacht. Doch ich möchte nicht gleich aufgeben. Du kennst mich doch. Es gibt immer einen Weg. Wenn der eine nicht machbar ist, findet sich eine andere Lösung." Lächelnd nahm er wieder ihre Hand. Sophia lächelte zweifelnd. Doch kuschelte sie dann ihren Kopf an seine Schulter.

    „Du weißt immer genau, wie du mit mir reden musst, damit ich klein beigebe. Aber ich sehe momentan dennoch keinen Weg, wie wir das hier bewerkstelligen sollten. Aber reden wir zuhause weiter. Jetzt genießen wir noch einen Augenblick Ruhe hier, bevor wir Lilly bei meinen Eltern abholen."

    Tom gab sich zufrieden. Er wusste, dass Sophia wenigsten noch einmal darüber nachdenken würde, ob und wie sie den Kauf und gleichzeitig die Renovierung des Hauses bewältigen könnten.

    Er drückte Sophia einen Kuss auf die Stirn und schmiegte seine Wange an ihren Kopf, der immer noch an seiner Schulter ruhte.

    Er liebte Sophia abgöttisch und war jeden Tag dankbar, sie an seiner Seite zu haben. Er dachte mit mulmigem Gefühl an die Zeit zurück, als er vor Jahren mit dem Tod kämpfte.

    Als sie damals endlich nach vielen Jahren zusammengefunden hatten, holte ihn seine Krebserkrankung ein, die er bis dahin glaubte, überstanden zu haben.

    Innerhalb von nur einem Jahr wurde ein zweiter Tumor in seinem Kopf diagnostiziert.

    Er musste damals schwer kämpfen, um es zu überleben.

    Aber er kämpfte mit Sophia an seiner Seite. Sie unterstützte ihn unermüdlich und als er sich endlich nach vielen Monaten auf dem Weg der Besserung befand, wurde ihr gemeinsames Glück durch Sophias Schwangerschaft gekrönt. Lilly kam zur Welt und die Schmerzen und Schwierigkeiten der Vergangenheit rückten in weite Ferne.

    Nachdem Sophia und Tom noch eine Weile auf der Bank nahe der Kapelle die Sonne und die Ruhe genossen, dabei aber mit keinem Wort mehr über den Kauf des Hauses gesprochen hatten, schlenderten sie zum Auto, das oben neben dem alten Haus geparkt war.

    Tom warf einen kurzen nachdenklichen Blick zurück zur Kapelle, bevor er einstieg.

    Er wusste, dass er Sophia nicht bedrängen durfte, denn damit erreichte er bei ihr nichts. Er musste ihr Zeit geben, damit sie in Ruhe darüber nachdenken konnte.

    Sie fuhren los, um Lilly bei Sophias Eltern abzuholen. Anschließend machten sie sich direkt auf den Weg nach Hause. Während der Autofahrt erkundigte sich Lilly neugierig nach dem Haus, das ihre Eltern besichtigt hatten.

    Tom erzählte seiner Tochter voller Begeisterung von der tollen Gegend, von der großen Wiese, dem Wald und der Kapelle. Das Haus erwähnte er nicht.

    „Und das Haus, wie groß ist es?", bohrte Lilly neugierig und sehr altklug weiter nach.

    „Das Haus ist nicht allzu groß und etwas renovierungsbedürftig.", antworte Tom etwas zögerlich.

    Bei seinen doch sehr untertriebenen Ausführungen schüttelte Sophia fassungslos den Kopf und warf Tom einen entrüsteten Blick zu, sagte aber nichts dazu.

    Dies wollte sie auf keinen Fall vor Lilly mit Tom ausdiskutieren.

    „Würdest du denn gerne auf dem Land wohnen?" Fragend warf Tom einen Blick in den Rückspiegel auf seine Tochter.

    Lilly zögerte einen Moment, als würde sie über diese Frage erst einmal nachdenken müssen, obwohl ihre Eltern dieses Thema ja schon des Öfteren zuhause mit ihr besprochen hatten.

    „An den Wochenenden und in den Ferien, wäre das schön. Und ich könnte ja mal eine Freundin mitnehmen, oder?"

    Sophia drehte sich zu Lilly um.

    „Wir haben doch schon mit dir darüber gesprochen, dass es nur ein Wochenendhaus wäre.", beruhigte Sophia ihre Tochter.

    „Dann ist es gut. Also kaufen wir das Haus!", rief Lilly freudig aus.

    „Nicht so schnell, Lilly. Da gibt es noch Vieles zu überdenken", bremste Sophia sanft die Euphorie ihrer Tochter.

    Sophia sah aber dann gerade noch, wie Tom in den Rückspiegel blickte und seiner Tochter verschwörerisch zuzwinkerte. Sie knuffte Tom unsanft in den Oberschenkel, worauf er einen ergebenen Seufzer ausstieß.

    Als Sophia und Tom am späten Abend mit einem Glas Wein auf dem Sofa saßen, nachdem sie Lilly zu Bett gebracht hatten, legte Tom die Mappe des Maklers auf den Tisch und schlug sie auf. Wortlos studierte er alle darin beschriebenen Einzelheiten über das Grundstück und das Haus.

    „Du bist wohl schon fest entschlossen?"

    Sophia musterte Tom bei ihren Worten aufmerksam. Immer noch sah er sie nicht an, sondern blickte auf das Bild, das oben auf der ersten Seite der Akte prangte. Es war sehr vorteilhaft fotografiert, so dass man von außen den schlechten Zustand des Hauses nicht gleich auf den ersten Blick erkennen konnte.

    „Du musst zugeben, dass der Preis des Hauses, sensationell niedrig ist?"

    „Aber das Geld, das wir uns beim Kaufpreis einsparen werden, reicht nicht aus, um das Haus von einer Firma in einen bewohnbaren Zustand versetzen zu lassen, entgegnete Sophia. „Und wir können die Renovierung unmöglich mit eigenen Händen bewältigen, das musst du einsehen.

    Tom lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

    „Da hast du Recht. Gedankenverloren starrte er weiter auf das Bild. „Ich werde mir was überlegen. Lass uns eine Nacht darüber schlafen und morgen noch einmal darüber sprechen.

    Sophia konnte sich zwar nicht vorstellen, was es da noch zu überlegen gab, aber sie schwieg und ließ das Thema für den Moment auf sich beruhen und trank ihr Glas leer.

    „Kommst du mit ins Bett? Ich bin schon sehr müde."

    Sophia stand auf und nahm Toms Hand. Doch Tom zog sie wortlos zu sich auf den Schoß. Sie kuschelte sich in seine Arme und so verharrten sie einen Augenblick, bevor Tom seine Lippen auf ihre geschlossenen Augenlider drückte.

    „Ich bin noch nicht müde. Ich bleibe noch ein wenig sitzen."

    Sophia richtete sich auf, strich ihm mit der Hand sanft über die Wange.

    Sie konnte ihn gut verstehen. Er hatte Schweres durchgemacht. Nach seiner Krebserkrankung sah er vieles mit anderen Augen. Mit den Augen eines Menschen, dessen Leben nur noch an einem seidenen Faden hing.

    Der nahe stehende Tod ist der beste Lehrmeister des Lebens.

    Diese Worte hatte Tom nach seinem Rückfall damals oft ausgesprochen.

    In den Wochen nach seinem Rückfall wurde Tom bewusst, dass es nicht wichtig war, was Andere denken und leben. Einzig und allein um sein Denken ging es und um sein Leben musste er in diesem Augenblick kämpfen, das begriff er. Und dann gab es für ihn keine Begrenzungen mehr. Es zählen für ihn seither nur der heutige Tag und das, was ihm persönlich für sein Leben wichtig erscheint. Er lebt bewusster und freier als vorher, obwohl er dennoch oftmals von Ängsten gequält, aber auch von Hoffnung durchflutet ist.

    Sophia hatte in dieser Zeit viel von Tom gelernt.

    Für Tom galt seither der Sinnspruch: „Geht nicht, gibt’s nicht!"

    Was für Sophia oft sehr schwer zu leben war, da die Verantwortung und die Maschinerie des Alltags manchmal einfach zu übermächtig ihr Leben bestimmten.

    Besonders nach Lillys Geburt wurde es noch schwieriger für sie, Toms Übermut dem Leben gegenüber und die Verantwortung, die auf ihnen als Familie lastete, auszugleichen und in der Waage zu halten.

    „Gute Nacht mein Schatz."

    Nach einem letzten Kuss erhob Sophia sich und ging ins Bad.

    Tom blickte ihr nachdenklich hinterher, nahm sein Glas und nippte an seinem Wein.

    Lange blieb er in dieser Nacht noch auf der Couch sitzen, bis er plötzlich aufsprang und die dünne Akte des Maklers in die Hand nahm.

    „Genauso werde ich es machen! Ich will dieses Haus kaufen! Ich will dorthin!", flüsterte er und ballte freudig seine rechte Hand zu einer Faust.

    Schnell lief er vom Wohnzimmer in sein Arbeitszimmer und suchte unter den vielen Aktenordnern einen bestimmten heraus. Als er ihn gefunden hatte, schlug er ihn auf, setzte sich an den Schreibtisch und blätterte suchend die Papiere durch. Gleich morgen früh würde er Sophia seine Idee präsentieren, dann konnte sie einfach nichts mehr einwenden.

    Sophia schlug die Augen auf, als lautes Kinderlachen von der Küche her bis zu ihr drang. Sie musste lächeln.

    Tom konnte so wunderbar mit seiner Tochter umgehen.

    Sophia konnte ihr Glück manchmal gar nicht fassen. Alles war perfekt. Tom ging es sehr gut. Er schien nun endgültig geheilt zu sein. In den letzten Jahren hatte es keine Komplikationen mehr gegeben. Und Lilly war ihre größte gemeinsame Freude.

    Sophia beschloss noch einen Augenblick im Bett liegen zu bleiben. Sie wusste, dass die beiden das Sonntagsfrühstück zubereiteten und sie wollte sie dabei nicht stören.

    Tom sah Lilly die ganze Woche über sehr wenig, da er bereits in der Arbeit war, wenn sie aufstand, und er abends erst spät vom Büro heimkam. Tom hatte Brückenbau studiert und war für die Planung, Konstruktion, Bau, Wartung und Inbetriebnahme von Brücken für ein großes Ingenieurbüro tätig.

    Darum genoss er es an den Wochenende besonders, seine Tochter morgens für sich zu haben.

    Sophia war nun hellwach und sofort kam ihr wieder der gestrige Tag in Erinnerung. Die Besichtigung des halbverfallenen Hauses, das Tom so begeistert hatte. Sie war gespannt, was er sich gestern Abend noch überlegt hatte, um sie doch noch überzeugen zu können.

    Nach einer weiteren Viertelstunde, in der Sophia im Bett ihren Gedanken nachhing, stürmte Lilly zu ihr ins Zimmer, sprang auf das Bett und kitzelte sie.

    Sophia stellte sich schlafend, doch sie konnte nicht lange an sich halten und musste lauthals lachen.

    Auch Tom kam ins Zimmer und sah den beiden lächelnd zu.

    „Aufstehen, das Frühstück ist fertig!, rief er nach einer Weile. „Wer als erster am Tisch sitzt, bekommt das erste Rührei. Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, war Lilly vom Bett gesprungen und in die Küche gelaufen.

    Sophia stand auf und schmiegte sich an Tom.

    „Guten Morgen."

    Er schlang fest die Arme um sie.

    „Na, hast du etwas Schönes geträumt? Hoffentlich von unserem neuen Wochenendhaus. Stell dir vor, ich habe eine Lösung gefunden", fiel er sogleich mit der Tür ins Haus.

    Sophia befreite sich aus seinen Armen und sah ihn ungläubig an.

    „Da bin ich aber neugierig!, skeptisch sah sie ihn an, „Jetzt brauche ich erst mal eine Tasse Kaffee.

    Kopfschüttelnd ging sie an ihm vorbei in Richtung Bad.

    Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich dagegen.

    ‘Er hat an diesem Haus einen Narren gefressen. Ich werde ihn nicht mehr davon abbringen können.

    Bitte lieber Gott, hilf mir, dieses Drama abzuwenden’, flehte sie inbrünstig.

    Als sie Minuten später alle am Frühstückstisch saßen, deutete Sophia mit einem warnenden Blick auf Lilly, dass sie das Thema ‘Hauskauf’ nach dem Frühstück mit ihm alleine besprechen wollte.

    Als Lilly später in ihrem Zimmer verschwand, blieb Tom am Frühstückstisch sitzen, während Sophia wortlos begann, den Tisch abzuräumen.

    Tom sah ihr zu. Er spürte, dass sie nicht gut auf das Thema zu sprechen war.

    „Was schaust du mich so an?", fragte sie ihn, als sie mit dem Rücken zu ihm an der Spüle stand.

    „Willst du gar nicht wissen, was ich mir überlegt habe? Wie wir den kompletten Umbau und die Sanierung des Hauses realisieren könnten?"

    Sophia hielt beim Einräumen der Spülmaschine inne und drehte sich zu ihm um.

    „Aber dieses Haus ist eine Ruine", entgegnete sie zum wiederholten Male.

    „Aber eine günstige Ruine. Mit einem großen Grundstück, in einer Toplage", wandte er ein.

    „Und die Kosten für den Umbau und der Sanierung würden unser Budget erheblich sprengen?" Fragend und herausfordernd sah Sophia ihn an.

    Schon sprang er auf, lief in sein Arbeitszimmer und kam mit einem Stapel Papiere zurück.

    „Hier, das ist eine von meinen zwei Lebensversicherungen. Sie ist fast fertig einbezahlt. Ich werde mir die Summe auszahlen lassen. Natürlich werde ich etwas Verlust dabei haben, doch bei dieser hohen Summe ist das nicht so schlimm."

    Ungläubig starrte Sophia auf das Papier, das er ihr unter die Augen hielt.

    „Du willst wirklich deine Lebensversicherung opfern?" Fassungslos blickte sie ihn an.

    „Ich werde sie nicht opfern. Ich werde sie sinnvoll anlegen. Mit dieser Summe und dem Rest, der uns nach dem Kauf bleibt, können wir locker eine Firma mit den Arbeiten beauftragen und in kürzester Zeit ist unser Häuschen fertig." Strahlend blickte er sie an.

    „Na, was sagst du?"

    Sophia fehlten die Worte. Sie wollte nichts Falsches sagen. Sie wusste, dass sie verloren hatte. Tom würde nicht mehr einlenken. Er hatte sich festgebissen an der Idee, dieses Haus zu kaufen.

    Doch einen letzen Versuch wollte sie noch starten.

    „Wollen wir uns nicht zuerst noch andere Häuser ansehen?"

    „Wozu?, entgegnete er. „Das ist doch perfekt. Wieder hatte er die Akte vom Makler in der Hand und blätterte darin.

    Sophia sah Tom kopfschüttelnd an. Sie wusste, wann sie verloren hatte. Doch es ging hier um viel Geld. Sophia versuchte Tom zu einer längeren Bedenkzeit zu überreden. Sie machte ihm klar, dass sie auf keinen Fall den Kauf des Hauses überstürzen wollte. Doch alle Diskussionen mit Tom, in den folgenden Tagen, verliefen erfolglos.

    Er war fest entschlossen, seine Lebensversicherung für die Sanierung einzusetzen.

    Sophia hoffte nur, dass er sie mit seiner Begeisterung noch anstecken würde, denn momentan war sie alles andere als euphorisch dem Kauf dieser Ruine gegenüber.

    Einige Tage später hatte Tom dem Makler zugesagt, dass sie das Haus kaufen würden. Er konnte sogar noch einige Prozente der Provision heraushandeln, denn der Makler war sichtlich froh, endlich dieses baufällige Objekt losgeworden zu sein.

    Knapp einen Monat später, lag der fertige Plan auf dem Küchentisch, den Tom von einem befreundeten Architekt hatte anfertigen lassen.

    Einige Abende brüteten Sophia und Tom über diverse Einrichtungsmöglichkeiten. Heizung, Dachplatten, Fußböden, Türen, Fliesen, Bad- und Duschwanne, Toilette, Farbe für die Wände und

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