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Weltensucher - Siedler (Band 2)
Weltensucher - Siedler (Band 2)
Weltensucher - Siedler (Band 2)
eBook423 Seiten5 Stunden

Weltensucher - Siedler (Band 2)

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Über dieses E-Book

Nach monatelanger, vergeblicher Suche nach einem Weg zurück in die heimische Galaxie verliert die Mannschaft der ›Weltensucher‹ die Hoffnung. Die Besatzung bedrängt ihre Kommandantin den Alternativplan für das Schiff umzusetzen und einen geeigneten Planeten zum Aufbau einer Siedlung zu suchen.
Die Suche verläuft erfolgreich, ein idealer Planet wird gefunden. Allerdings stehen sie unvermittelt vor einem gravierenden Problem, die feindlich gesonnenen Fremden kontrollieren anscheinend auch diesen Himmelskörper ...
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›Weltensucher‹ ist eine Science-Fiction Serie. Einerseits ist sie als Nachfolge der Serie ›Lucy‹ konzipiert. So werden Lucy-Fans viele ihrer Lieblingscharaktere wiederfinden und an ihrer weiteren Entwicklung teilhaben können. Andererseits ist sie so aufgebaut, dass auch ›Neueinsteiger‹ mit Band 1 beginnen können. Die Kenntnisse der Vorgeschichte aus der Lucy-Serie sind zwar nützlich, aber zum Verständnis der Handlung nicht notwendig.
Anders als die Serie ›Lucy‹ ist sie nicht als explizites Jugendbuch geschrieben worden. Sie enthält aber keine Elemente, die eine Altersbeschränkung notwendig machen würden, sodass sie auch jugendlichen Sience-Fiction-Fans ans Herz gelegt werden kann.

SpracheDeutsch
HerausgeberFred Kruse
Erscheinungsdatum20. Nov. 2018
ISBN9780463079874
Weltensucher - Siedler (Band 2)
Autor

Fred Kruse

Fred Kruse schreibt seit einigen Jahren Romane, die er im Selbstverlag herausgibt und auf jeder größeren Plattform als eBook oder auch als Taschenbuch erhältlich sind. Insbesondere die 7 Romane und 2 Erzählungen, die im Rahmen der Serie »Lucy – ein Weltraumabenteuer nicht nur für Jugendliche« erschienen sind, erfreuen sich einer für von Verlagen unabhängige Publikationen erfreulich großen Leserschaft.Alle Informationen zu Inhalten und Vertrieb der Werke erhalten Sie Sie auf der Homepage des Autors:fred-kruse.lucy-sf.de.HINTERGRUND:Der Autor lebt in Norddeutschland, ist verheiratet und Vater von drei Töchtern und einem Sohn. Während des Physikstudiums beschäftigte er sich besonders mit Elementarteilchen- und Astrophysik. Seit Jahren arbeitet er jetzt allerdings im IT-Management. Im Laufe seiner beruflichen Laufbahn hat er eine Reihe wissenschaftlicher Texte sowie Publikationen im IT-Umfeld veröffentlicht.VERÖFFENTLICHUNGEN:Lucy – Ein Weltraumabenteuer nicht nur für Jugendliche»Lucy – Ein Weltraumabenteuer nicht nur für Jugendliche« ist eine Science-Fiction Serie (Space Opera), die als Jugendbuch konzipiert wurde, aber auch gerne von Erwachsenen gelesen wird. Mittlerweile hat sich eine wachsende Fan-Gemeinde um die Geschichte gebildet.INHALT: Zusammen mit ihren irdischen Begleitern bricht das 16-jährige Mädchen Lucy zu einem Weltraumabenteuer auf. Anfangs glauben die vier unfreiwilligen Schicksalsgenossen noch, dass sie nur ihren Planeten Terra, die Erde, retten müssen. Im weiteren Verlauf der Odyssee, die sich über die insgesamt sieben Bände erstreckt, müssen sie aber erfahren, dass es sich um weitaus größere Ziele handelt. Es geht um nicht weniger, als das Überleben des ganzen bekannten Teils der Galaxie.Lucy, das mutige Mädchen mit dem etwas herben Charme, der etwas verschrobene aber geniale Christoph, der gut aussehende und mutige Lars mit dem gut versteckten, großen Herzen und die hübsche, auf den ersten Blick etwas naiv wirkende Kim, die aber ganz unvorhergesehene Fähigkeiten entwickelt, haben gemeinsam gefährlichste Abenteuer zu bestehen. Von exotischen Umgebungen auf fremden Planeten bis hin zu wilden Weltraumschlachten müssen sie bedrohlichste Situationen meistern.Dabei lernen sie nicht nur die weiterentwickelte Technik des Biologiezeitalters kennen, die Lucy noch nicht einmal aus Science-Fiction-Filmen oder -Romanen kennt, die vier müssen auch mit dem fremdartigen Verhalten ihrer neuen außerirdischen Freunde zurechtkommen.Folgende Bände sind bisher in der Reihe erschienen:Band 1: Besuch aus fernen WeltenBand 2: Im Herzen des FeindesBand 3: Der Bund der DreiBand 4: GorgozBand 5: Der SchlüsselBand 6: Die Rückkehr der SchattenBand 7: Die EntscheidungGeisterschiff (Erzählung)Gemeingefährlich (Erzählung)Final Shutdown:Der Roman »Final Shutdown« ist ein Cyber-Thriller. Zu dem Buch Final Shutdown regte den Autor die Sorge um die zunehmende Abhängigkeit unserer Gesellschaft von der Informationstechnologie an. Für besonders besorgniserregend hält er den Verlust der Kontrolle über entscheidende Komponenten unserer Infrastruktur. Der Großteil der Menschen in unserem Land sowie in ganz Europa verlässt sich darauf, dass die Technik funktioniert, ohne dass die für sie verantwortlichen Unternehmen kontrolliert werden können. Genauso wenig kann ausgeschlossen werden, dass insbesondere amerikanische Geheimdienste tief in die Struktur der Software und damit in lebenswichtige Teile unserer Infrastruktur eingreifen können.INHALT: Der erfolgreiche Kriminalautor Marko Geiger lässt sich von seinem alten Freund und IT-Spezialisten Oliver Vogt überreden, den mysteriösen Unfalltod zweier Kollegen zu recherchieren. Marko wittert einen interessanten Romanstoff und engagiert die couragierte Privatdetektivin Jana Brand, ihn bei der Recherche zu unterstützen. Was als spleenige Idee beginnt, entwickelt sich für die drei ungleichen Gefährten schnell zu einem Kampf ums nackte Überleben.

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    Buchvorschau

    Weltensucher - Siedler (Band 2) - Fred Kruse

    Rückzug

    Erschreckend laut krachte es. Ein Zittern durchlief die ›Weltensucher‹. Auch wenn sie die Kampfkraft der kleinen, fremden Schiffe bereits mehrfach hatte kennenlernen müssen, so erstaunte Lucy die Macht ihrer Waffen jedes Mal aufs Neue. Endlich zerplatzte auch der letzte Angreifer in einem grellen Feuerball. Glücklicherweise hatte das Zusammenspiel der Einmannjäger, die wie Insekten um das Mutterschiff schwirrten, und der eigenen Waffensysteme funktioniert.

    »Weitere Angreifer materialisieren! Es sind Hunderte«, rief Varenia, die Kommunikationsoffizierin.

    Sie befanden sich noch nicht in Schussweite, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis sie die ›Weltensucher‹ erreicht hatten.

    »Alle Pfeile zurück in den Hangar!«, brüllte Lucy in einen der Kommunikationsschirme.

    »Aber ...«, versuchte Lara, die Kommandantin des Geschwaders der Einmannjäger, die aufgrund ihrer Form von der Mannschaft nur kurz ›Pfeile‹ genannt wurden, einen Einspruch vorzubringen.

    »Das ist ein Befehl! Wer in drei Sekunden nicht im Hangar ist, bleibt hier!«, schnauzte Lucy. Derart wütend hatte ihre Mannschaft sie nur selten erlebt.

    Die Schiffskommandantin fing dann auch nur noch einen enttäuscht trotzigen Blick ihrer jungen Offizierin auf, bevor sie die Kommunikationsverbindung unterbrach. Auf dem Außenschirm zog sich die Staffel der Einmannjäger, wie ein Mückenschwarm zusammen, der durch das Hangartor in das Innere des großen Mutterschiffs verschwand.

    »Aufnahme der Jäger abgeschlossen«, meldete Varenia.

    »Notsprung vorbereiten!«, kommandierte Lucy.

    »Aber wir sind noch viel zu nah an dem Planeten!«, jammerte Trixi.

    »Das weiß ich, verdammt noch mal!«, brüllte Lucy zurück. »Gleich bricht hier die Hölle los und wir werden gegrillt, wenn wir bis dahin nicht weg sind!«

    Dass sie ihre Maschinistin derart grob anfuhr, kam noch seltener vor als Wutausbrüche anderen Mannschaftsmitgliedern gegenüber. Spätestens in diesem Moment hatte auch der Letzte der Anwesenden auf der Brücke verstanden, dass die Nerven ihrer Kommandantin blank lagen.

    Die ›Weltensucher‹ beschleunigte mittlerweile mit maximaler Leistung in Richtung des leeren Raums. Es gab kein anderes bekanntes Schiff dieser Größe, das eine derart hohe Beschleunigung erreichen konnte, trotzdem holten die kleineren und wendigeren Angreifer unerbittlich auf.

    Die Distanz zu dem Gasriesen, aus dessen Orbit sie flohen, war bei Weitem noch nicht groß genug, als Shyringa, die aranaische Navigatorin, mit ihrer typisch emotionslosen Stimme verkündete:

    »Noch eine Minute bis zur Kampfentfernung!«

    »Einen Angriff dieser Größenordnung überstehen wir keine drei Sekunden«, brummte Gurian.

    Es war nicht eindeutig auszumachen, ob er mit sich selbst sprach oder sich diese Information an die Mannschaft auf der Brücke richtete. Lucy hatte sie dennoch verstanden.

    »Wir springen in dem Moment, in dem sie Schussentfernung erreichen!«

    »Das geht nicht gut!« Trixi starrte angstvoll auf ihre Instrumente. Sie leitete dennoch den Countdown ein, der die Sekunden bis zum Notsprung anzeigte.

    Lucy versuchte den Zustand zu erreichen, in dem sie alle äußeren Einflüsse ausschaltete und nur noch auf das Fliegen konzentriert war. Alle Sinne verschmolzen mit den Instrumenten und der Steuerung des Schiffes.

    Natürlich hatte ihre Schiffsingenieurin recht, ein Sprung in so einer Entfernung zu einem derart massereichen Himmelskörper war gefährlich, lebensgefährlich. Aber gerade von dieser Angst durfte Lucy sich nicht gefangen nehmen lassen, auch wenn sie noch so berechtigt sein mochte. Sie brauchte jetzt die vollkommene Konzentration.

    »…, drei, zwei, eins, Sprung!«, zählte der Bordcomputer den Countdown herunter.

    Lucys Gesichtsfeld wurde von einem Bruchteil einer Sekunde zur nächsten durch die glühend wabernde Atmosphäre eines gigantischen Himmelskörpers ausgefüllt. Im ersten Moment hielt sie es für das Zentralgestirn des Systems, aber für einen gelben Stern leuchteten die Gasmassen vor ihren Augen zu schwach, auch wenn das Licht reichte, die Pilotin zu blenden.

    Andererseits strahlte das Himmelsobjekt in einer Intensität, dass es sich nicht um einen Gasplaneten handeln konnte. Es musste ein braunen Zwerg sein, also einen Stern, der nur einen Bruchteil der Masse der irdischen Sonne und nur geringe Fusionsaktivitäten aufweist.

    Diese Gedanken schossen Lucy nur am Rande ihres Bewusstseins durch den Kopf, an der Stelle, an der sie blitzschnell die veränderte Situation auswertete und die Gefahren für das Schiff abwägte.

    Für Letzteres brauchte man keine aufwendige Analyse. Die ›Weltensucher‹ stürzte gerade auf einen Stern! Auch wenn er der kleinsten Klasse dieser Himmelskörper angehörte und kälter als seine großen Brüder und Schwestern war, so reichte seine Hitze und seine Strahlung noch bei Weitem, um ein Schiff zu verbrennen, ganz abgesehen von der Schwerkraft, die es zerquetschen würde.

    Noch bevor der letzte Gedankengang ihr Hirn bis zum Ende durchlaufen hatte, lenkte Lucy sämtliche Antriebsenergien auf die Steuerungssysteme, um das Schiff in eine Umlaufbahn um den Stern zu schwenken. Sie ignorierte die heulenden Sirenen auf der Kommandobrücke, die den Protest sämtlicher Sensoren herauszuschreien schienen.

    Die Schutzschirme gegen Wärme und Strahlung zeigten Höchstbelastung an. Wenige Sekunden später mischte sich ein weiterer Heulton in die Geräuschkulisse. Der Materieschirm stand kurz vor dem Zusammenbruch.

    Das Schiff steuerte automatisch dagegen und erhöhte die Energie auf diese Schutzfunktionen, wodurch diese an anderen Stellen fehlte. Wenige Sekunden später begann infolgedessen, die künstliche Gravitation zu stottern.

    Nur am Rande registrierte Lucy Varenias Warnrufe, sich festzuhalten und sich anzuschnallen. Die Kommandantin kümmerte in diesem Moment das Wohlergehen einzelner Mitglieder der Mannschaft nicht. Sie alle waren vor dem Sprung gewarnt worden. In so einer Situation hatte jeder für seine eigene Sicherheit zu sorgen. Die Aufgabe der Kommandantin bestand in diesem Fall allein darin, die ›Weltensucher‹ zu retten.

    Lucy war eine erfahrene Pilotin und viele hielten sie für die beste der Republik. Ihr Ruf beruhte bis zu diesem Zeitpunkt allerdings auf ihren Leistungen, die sie während des großen Krieges mit einem wesentlich kleineren und wendigeren Schiff erbracht hatte.

    Die ›Weltensucher‹ gehörte zu den größten Raumfahrzeugen, die in der Republik jemals gebaut worden waren. Auch wenn es über zusätzliche Antriebe verfügte, die es schneller und wendiger machten, so konnte man es nicht einfach herumreißen. Es bewegte sich in dieser Situation wie ein alter, klappriger Kahn.

    Zum Verzweifeln langsam hob sich die Schnauze des Schiffs, während die Mannschaft immer härter durchgeschüttelt wurde. Neben Lucy krachte es. Irgendetwas musste auf der Brücke nicht ordnungsgemäß gesichert gewesen sein. Es spielte keine Rolle, um was es sich handelte. Der Gegenstand zerschellte einen knappen Meter neben Lucys rechter Hand.

    Irgendjemand hatte nicht so viel Glück. Sie hörte einen abrupt abbrechenden Schmerzensschrei. Varenia rief nach den Sanitätern. Lucy hatte nicht einmal Zeit, sich über den Schwachsinn dieser Anweisung auszulassen, die nur weitere Personen gefährden würde, geschweige denn, konnte sie sich umsehen, um herauszufinden, wen es getroffen hatte und was passiert war.

    Die Mannschaft wurde noch einmal kräftig durchgeschüttelt, dann versagte die künstliche Schwerkraft vollständig. Lucy wurde, wie alle anderen auch, aus ihrem Sitz geschleudert und hing in den Gurten.

    Die Menschen im Kommandoraum gerieten von einer Sekunde auf die andere in eine mental kaum verarbeitbare Situation. Auf den Bildschirmen sahen sie noch immer den Stern unter sich, während ein kräftiges Schwerkraftfeld sie zur Decke hin zu ziehen schien.

    Die Erklärung für dieses Phänomen war in der Tat nicht einfach. Die ›Weltensucher‹ flog über Kopf auf den Himmelskörper zu. Das lag ganz einfach daran, dass die Automatik gemeinsam mit Lucys tatkräftiger Unterstützung es so gedreht hatte, um seine empfindlichsten Teile, die unterhalb angebrachten, kleineren Schiffe der Aranaer und Loratener, vor dem Wüten des glühenden Gases zu schützen.

    Im Weltraum ist es im Grunde gleichgültig, in welche Richtung ein Raumschiff gedreht ist. Es gibt weder Luftwiderstand noch Schwerkraft, wodurch eine Richtung gegenüber der Flugachse ausgezeichnet wäre. Die künstliche Schwerkraft war in allen Schiffen so konstruiert, dass sie in Richtung ihrer Unterseite wirkte. Die Menschen im Innern hatten dadurch das Gefühl, sich in einem Gebäude auf einem Planeten zu befinden.

    Wenn das Schiff sich nun, aus welchen Gründen auch immer, über Kopf oder in einem anderen schiefen Winkel im Orbit eines Himmelskörpers bewegte, wurden die Bilder der Sensoren soweit verdreht, dass die Illusion für die Besatzung bestehen blieb, ›richtig herum‹ um das Objekt zu kreisen, nämlich so, dass Schwerkraft und optische Wahrnehmung zusammenpassten.

    Dadurch, dass die künstliche Schwerkraft ausfiel, führte das natürlich erst recht zur Verwirrung der Sinne. Lucy versuchte, das Gefühl der Übelkeit, das die Illusion der Richtungsveränderung bei ihr auslöste, zu verdrängen, ebenso wie den Schmerz, den die Gurte an ihren Schultern verursachten.

    Sie konzentrierte sich vollkommen auf die Aufgabe, die Nase des Schiffes nach oben zu bekommen. Viel tiefer durften sie nicht stürzen. Hitze, Strahlung und die Belastung des Materieschirms bewegten sich schon über der offiziellen Höchstgrenze, tief im roten Bereich. Der Sicherheitsspielraum, den sämtliche Schutzvorrichtungen besaßen, war mittlerweile vollständig ausgereizt. Jeden Moment konnten die Systeme zusammenbrechen.

    Lucy gab die letzte Schubreserve auf das Steuerungssystem des Schiffes. Sie wusste sehr wohl, dass sie damit den Nebenantrieb überlastete und er dadurch zerstört werden konnte. Sie ignorierte den hohen spitzen Schrei, den ihre Schiffsingenieurin ausstieß. Wenn dieses Manöver nicht half, brauchten sie ohnehin keine Steuerung des Schiffes mehr, und zwar nie wieder.

    In die Warntöne der Schutzvorrichtungen mischte sich jetzt auch ein unangenehmes Kreischen, das die Überlastung des Nebenantriebs anzeigte. Sein Ton steigerte sich, bis er plötzlich erlosch und durch das Flackern von Warnmeldungen auf gleich mehreren Bildschirmen in Grellrot abgelöst wurde. Der Antrieb war ausgefallen.

    Aber der kurze Schub hatte gereicht, den Bug der ›Weltensucher‹ ein wenig anzuheben. Der Eintrittswinkel in die glühende Gashülle wurde damit etwas flacher, gerade genug, damit das Schiff von ihr abprallte und von dem Himmelskörper weg geschleudert wurde.

    Durch die plötzliche Beschleunigung in Richtung des Kabinenbodens gab es einen weiteren Ruck in die Gurte. Lucy blieb fast die Luft weg. Das Blut staute sich ohnehin in ihrem Kopf. Sie meinte, ihr Schlüsselbein brechen zu hören. Der Schmerz ließ ihre Sinne für den Bruchteil einer Sekunde schwinden. Aber sie schaffte es, sich weiter auf die Steuerung zu konzentrieren.

    Jetzt kam es darauf an, ganz sanft in einen Orbit um den Stern einzuschwenken. Wenn sie nicht gegensteuerte, würden sie in den leeren Raum geschleudert werden und könnten ihre Energiereserven nicht auffüllen. Noch schlimmer wäre aber, das Gegenlenken zu überziehen, was zur Folge hätte, wieder auf den Himmelskörper zu fallen und diesmal hatte sie an der entscheidenden Seite keinen Steuerungsantrieb mehr.

    Mit jeder Minute, die sie sich von dem Stern entfernten, nahm die Schwerkraft ab. Als der Schwenk in den Orbit gelang, schwebten sämtliche Mannschaftsmitglieder in ihren Sicherheitsgurten.

    Plötzlich erklang ein kurzer, eindringlicher Warnton. Die künstliche Schwerkraft sprang wieder an. Auch wenn es sich nur um wenige Zentimeter handelte, die Lucy abstürzte, so hatte sich der Körper auf die Schwerelosigkeit eingestellt und war nicht auf den Aufschlag gefasst. Ein Stich schoss ihr durch den Rücken und ihre Unterarme schlugen auf der Konsole vor ihr auf.

    Eine kurze Schrecksekunde hatte sie sich nicht unter Kontrolle und ein schmerzerfülltes Stöhnen entwich ihrer Kehle, ging aber in den aus Schmerz und Überraschung ausgestoßenen Ausrufen der restlichen Mannschaft unter.

    »Verdammt, das war knapp!«, brummte Gurian und schnallte sich ab.

    Lucy nickte nur und befreite sich mühsam von ihrem Gurt. Ihren linken Arm konnte sie vor Schmerz kaum bewegen. Varenia war schon von ihrem Sitz aufgesprungen und hatte sich ganz nach Vorschrift als Erste selbst medizinisch versorgt. Als Nächstes stürzte sie zu ihrer Kommandantin herüber.

    »Andere hat es härter erwischt als mich«, versuchte Lucy sie abzuwimmeln.

    »Die Sanitäter sind schon unterwegs. Doron muss auf die Krankenstation. Hier kann ich nichts für ihn tun.«

    Lucy sah zu dem noch jungen Waffenoffizier hinüber. Er war bewusstlos und blutete stark aus mindestens einer schweren Wunde. Sein Kollege versuchte, die Blutung zu stoppen, schien aber nicht sehr erfolgreich damit zu sein.

    Die Eingangstür zur Kommandozentrale öffnete sich und mehrere Sanitäter stürmten herein. Wenige Minuten später verließen zwei von ihnen den Raum, gefolgt von einer sechsbeinigen Robotertrage, die Doron selbstständig zur Krankenstation trug.

    »Schadensmeldung!«, forderte Lucy. Sie klang erschöpft.

    »139 Verletzte, davon 11 schwer, aber niemand in Lebensgefahr«, berichtete Varenia.

    Lucy nickte müde.

    »Kontakte zu fremden Schiffen?«

    »Kein Kontakt!«, meldet Shyringa. »Soweit unsere Sensoren reichen, ist kein künstliches Objekt zu erkennen. Interkom Signale sind ebenfalls nicht messbar.«

    »Es ist alles ruhig.« Arek stand plötzlich neben ihr. »Du solltest dich ausruhen, Kommandantin. Du hast jetzt schon anderthalb Schichten hinter dir.«

    Er sah sie mitfühlend an.

    »Das Schiff muss aufgeräumt und repariert werden«, widersprach Lucy.

    »Du hast einen Vizekapitän an Bord und der hätte schon vor einer halben Schicht das Kommando übernehmen sollen.«

    Lucy wollte widersprechen, aber irgendetwas in Areks Stimme und in seinem Blick ließ sie nach kurzem Zögern nicken.

    Sie machte sich auf den Weg in ihre Kabine. Als sie unterwegs an ihrem Lieblingsaussichtsdeck vorbeikam, beschloss sie, dass sie sich noch zu aufgewühlt fühlte, um sich ins Bett zu legen. Sie stellte sich vor das große Panoramafenster und sah auf die wabernden Gasmassen des kleinen Sterns.

    Ihre Gedanken kehrten zurück zu Arek. Warum hatte sie sich wegschicken lassen? Warum hatte sie nicht widersprochen? Eine Erklärung war sicher, dass sie tatsächlich müde und erschöpft war, ja eigentlich mehr als das.

    Aber in seiner Stimme und in seinem Blick hatte sie noch etwas anderes erkannt. Etwas, nach dem sie sich sehnte, auch wenn sie es sich nicht zugab. Ungewollt stöhnte Lucy laut auf. Dieses merkwürdige, ungeklärte Verhältnis zu Dengan reichte wirklich aus. Sie konnte nicht noch einen väterlichen Freund brauchen.

    Bei dem Gedanken schluckte sie unwillkürlich und bekam den eigenen Speichel in die Luftröhre, was einen kurzen Hustenanfall zur Folge hatte. Sie war hier nicht auf der Erde, verdammt noch mal, schalt sie sich in Gedanken. In der Welt, in der sie lebte, gab es keine Väter. So etwas sollte sie nicht einmal denken. Wenn sie einen Freund wollte, sollte sie sich einen suchen, aber dann einen richtigen.

    Lucy schüttelte über sich selbst den Kopf. Was wusste sie wirklich über diese Welt und die Gefühle der Menschen, die in ihr lebten? Vielleicht würde nicht nur Dengan, sondern sogar Arek sie tatsächlich verstehen.

    Alle ihre Freunde taten immer so, als würden sie sich damit zufriedengeben, sie einfach nur in den Arm zu nehmen und ihr für einen Moment Schutz zu gewähren. Aber wünschten sie im Grunde nicht doch mehr als das, ganz besonders jemand wie Dengan, dem sie nie mehr gab? Enttäuschte sie ihre Freunde nicht doch ständig?

    Lucy starrte auf die brodelnden Gasmassen unterhalb des Schiffes und schüttelte ungläubig den Kopf.

    »Jetzt betäube ich mich schon mit solchen Schwachsinnsgedanken!« Verdammt! Hatte sie das laut ausgesprochen? Ängstlich sah sie sich um, aber niemand befand sich im Raum.

    Das fehlte jetzt noch, dass in dieser komplett aussichtslosen Katastrophe die Kommandantin durchgedreht und Selbstgespräche führend durchs Schiff geistern würde. Lucy atmete tief durch. Ein leichtes Zittern breitete sich in ihrem Körper aus. Sie stand einfach zu sehr unter Anspannung.

    Sie spürte eine Berührung und zuckte so heftig zusammen, dass ihr für den Bruchteil einer Sekunde schwarz vor Augen wurde. Zwei Arme schlangen sich von hinten um ihren Körper, die Hände verschränkten sich vor ihrem Bauch.

    »Verdammt Kara, du sollst dich nicht immer so anschleichen! Ich bin fast gestorben vor Schreck!« Lucy hatte ärgerlich schimpfen wollen, klang aber nur müde und resigniert.

    »Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich habe dich hier stehen sehen und hatte plötzlich das Verlangen, dich in den Arm zu nehmen.« Kara hauchte ihr einen sanften Kuss auf den oberen Rand des rechten Ohres, das im Gegensatz zu ihrem linken nicht durch ihren Haarschnitt verdeckt wurde.

    »Ich sollte oben auf der Brücke bei meiner Mannschaft sein.«

    »Du hast deine Schicht schon lange überzogen. Du solltest dich ausruhen und sehen, dass du wieder fit wirst. Dazu darfst du dich auch gerne von deinen Freunden verwöhnen lassen.«

    Kara schmiegte ihren Kopf an Lucys.

    »Komm entspann dich! Du bist steif wie ein Brett.«

    »Kara, es geht nicht. Mir schwirrt so viel im Kopf herum.«

    »Lucy, du kannst nichts dafür!«

    »Du verstehst das nicht, ich bin die Kommandantin!«

    Kara löste die Umarmung.

    »Hältst du mich für blöd?«, fragte sie ärgerlich.

    »So meine ich das doch nicht!« Lucy schluchzte fast. »Aber wieder sind zwei Besatzungsmitglieder gestorben und das für einen Einsatz, der rein gar nichts gebracht hat!«

    »Wir haben neue Erkenntnisse gewonnen. Wir haben eine unbekannte, bewohnte Welt vermessen. Wir haben neue Arten entdeckt, auch wenn sie vielleicht nicht ganz so spektakulär wie auf den vorherigen drei Planeten sind. Wir haben sogar Menschen in einem ganz frühen Stadium der Entwicklung angetroffen. Es gab bisher noch nirgends die Möglichkeit, derart plastisch den Übergang von einem Affen zu einem bewusst lebenden Humanoiden zu beobachten. Das sind wichtige Erkenntnisse. Das ist genau die Aufgabe, wegen der wir hier sind.«

    Kara sprach mit Nachdruck. Ihre Augen blitzten fast ärgerlich.

    »Klar, das ist unser Auftrag.« Ein zynischer Zug bildete sich um Lucys Mund. »Aber der macht nur Sinn, wenn wir davon ausgehen, dass wir wieder zurückkehren. Bisher gibt es nicht einmal eine Idee, wie wir das technisch schaffen könnten. Wir sammeln Informationen, die wir niemals gebrauchen können! Und dafür opfern wir unsere Mannschaft, das Einzige, was uns von zu Hause geblieben ist!«

    Mit Gewalt zwang die Kommandantin sich, ihre Verzweiflung nicht zu zeigen, konnte aber ein Zittern, das ihren ganzen Körper erfasste, nicht verhindern. Kara nahm sie erneut in den Arm, auch wenn sich Lucy wehrte.

    »Du darfst nicht aufgeben«, sagte sie leise, aber eindringlich. »Solange das Wissenschaftsteam noch nach einer Lösung sucht, besteht auch Hoffnung. Und selbst wenn wir hierbleiben müssen, ist es doppelt wichtig, dass wir diese Galaxie kennen. Wir sind dann die am weitesten entwickelte Spezies hier, abgesehen von unseren ›speziellen Freunden‹ natürlich.

    Wir werden uns eine neue Heimat suchen und uns dort niederlassen müssen. In so einem Fall müssen wir dann unsere Kultur aus eigener Kraft weiterentwickeln. Dazu gehört auch, dass wir weiterhin Raumfahrt betreiben und uns gegen diese unbekannten Angreifer behaupten.«

    »Aber dafür brauchen wir jedes Besatzungsmitglied. Jeder untersuchte Planet hat uns bisher Tote beschert.«

    »›Jeder‹ ist zwar nicht ganz richtig, aber du hast recht, es hat Verluste gegeben«, stimmte Kara zu. »Aber Lucy, was hast du gedacht? Hast du geglaubt, diese Mission wird ein Betriebsausflug? Wir fliegen ein bisschen durchs All und kehren dann als strahlende Helden zurück?

    Es war doch allen klar, dass diese Reise gefährlich wird. Wir können von Glück sagen, dass wir den ersten Sprung aus unserer Galaxie heraus überlebt haben! Wenn du ehrlich bist, weißt du, dass es dafür keine Garantie gab.«

    Widerwillig nickte Lucy. Kara redete weiter:

    »Diese beiden Mannschaftsmitglieder, die wir verloren haben, sie haben sich gegen die Regeln verhalten!«

    »Sind sie deswegen selbst schuld, dass sie umgekommen sind, oder was willst du damit sagen? Sie haben die Gefahr unterschätzt!«

    Lucy wehrte sich gegen die Umarmung, aber Kara hielt sie fest.

    »Richtig! Sie haben die Gefahr unterschätzt. Aber genau das ist der Punkt. Ich weiß, du hörst das nicht gern und die anderen hier auf dem Schiff womöglich noch viel weniger, aber diese Mission werden nur die überleben, die in der Lage sind, ein Gespür für Gefahr zu entwickeln. Dazu gehört in erster Linie, dass man überhaupt überleben will!«

    »Was willst du damit sagen?« Nun machte Lucy sich doch von ihrer Freundin los.

    »Du bist nicht mit den Bodentruppen unten gewesen«, antwortete die. »Einige Mannschaftsmitglieder verhalten sich wirklich merkwürdig. Viele sind entwurzelt. Ich denke, eine ganze Reihe von denen hat sich freiwillig gemeldet, weil sie ohnehin nicht mehr besonders am Leben hängen.«

    »Willst du damit sagen, diese Todesfälle waren versteckte Suizide?«, fragte Lucy ärgerlich, auch wenn sie nicht wusste, gegen wen sich ihre Wut richtete.

    »Ich glaube nicht, dass menschliche Gefühle und menschliches Verhalten so einfach gestrickt sind. Ich meine aber, dass man das notwendige Gespür für Gefahr in einer völlig fremden Umgebung nicht bekommt, wenn man nicht den hundertprozentigen Überlebenswillen hat.«

    »Und du? Hast du diesen Willen?«

    »Zweifelst du daran?« Karas Gesichtsausdruck änderte sich zu dem spöttischen Grinsen, dass Lucy so gut kannte.

    »Und warum bist du dann mit auf diese Expedition gekommen?«

    »Ist dir noch nicht aufgefallen, dass ihr, Christoph und du, die Menschen seid, die mir am wichtigsten sind?«

    Kara sah sie fragend an. Lucy fühlte sich durch dieses Geständnis überfahren.

    »Ich dachte bis jetzt, dass Riah und Borek dir am wichtigsten wären«, antwortete sie schließlich.

    »Das waren sie auch mal, aber Gefühle ändern sich.«

    Kara sah hinunter auf die dunkelrot lodernden Gasmassen des Sterns. Schließlich wanderte ihr Blick zurück zu Lucy.

    »Du hast die Veränderungen in der Gruppe nicht bemerkt, weil du dir eingeredet hast, dass die beiden für dich die wichtigsten Personen sind.«

    »Das sind sie auch für mich«, erwiderte Lucy leise. Eine plötzliche Traurigkeit hüllte sie ein und schien sie fast zu verschlingen.

    Kara schüttelte den Kopf.

    »Und warum hast du dann mit Christoph und mir über deine Pläne gesprochen und mit ihnen nicht?«

    »Weil ich sie nicht verletzen wollte. Du hast doch gesehen, wie sie reagiert haben.«

    »Auch über deine Erlebnisse auf den Patrouillenflügen hast du ihnen nichts erzählt oder wenn, dann nur eine stark geschönte Version.«

    »Sie leben in einer anderen Welt. Selbst Boreks Schiff operiert nur in völlig ungefährlichen Gegenden. Sie haben mit unseren Einsätzen nichts zu tun.«

    »Das Gleiche gilt aber auch für Christoph. In seinen Labors besteht nun wirklich keine Gefahr für ihn. Trotzdem wollte er immer alles wissen, wenn wir nach Hause gekommen sind. Er hat danach gefiebert, alle Einzelheiten unserer Einsätze zu hören. Ich glaube, er wäre schon immer gerne dabei gewesen.«

    »Du meinst so wie jetzt?«

    »Ja, genau! Er ist zwar kein großer Kämpfer und eigentlich nicht auf der Brücke zu gebrauchen. Aber jetzt hat er sein Labor hier auf dem Schiff und leistet seinen Anteil an der Mission. Das ist genau das, was er sich auch schon die letzten Jahre gewünscht hat.«

    Lucy nickte, auch sie hatte den Eindruck, dass Christoph sich grundsätzlich wohlfühlte, auch wenn ihm die konkrete Situation zu schaffen machte.

    »Riah und Borek könnte ich mir auf diesem Schiff nicht vorstellen, geschweige denn Nuri oder Belian.«

    »Trotzdem vermisse ich sie.« Lucy schluckte hart einen Kloß herunter, der sich in ihrem Hals gebildet hatte.

    Kara sah sie kritisch an.

    »Meinst du, ich nicht? Ich glaube, du verwechselst da etwas. Es geht nicht darum, dass ich unsere Freunde nicht mehr mag. Auch ich möchte bei ihnen sein und schöne Stunden mit ihnen verbringen. Aber Christoph und du, ihr steht mir näher, weil ihr das gleiche Leben sucht wie ich.«

    Lucy drückte Kara lächelnd an sich, um dann aber gleich wieder ernst zu werden.

    »Ich weiß nicht, was für ein Leben ich suche«, sagte sie. Ihr Blick wanderte zurück zu dem Stern, dessen Gasmassen in gleichmäßiger Glut zu schwelen schienen.

    Warum war sie wirklich hier?

    »Meinst du, dass es Leute auf dem Schiff gibt, die gar nicht wieder zurückwollen?«, fragte sie schließlich.

    Kara starrte auch auf das Sternenfeuer. Sie antwortete, ohne ihren Blick abzuwenden:

    »Ich glaube, einem ganzen Teil der Mannschaft, ganz besonders unter den Bodentruppen, wäre es recht, wenn wir nicht wieder zurückkehren. Sie können sich genauso gut vorstellen, auf einem neu entdeckten Planeten zu siedeln.«

    Einen Moment starrten beide Frauen weiter auf das Schauspiel vor der Panoramascheibe. Lucy fragte sich, was sie antrieb. War auch sie geflohen? Suchte sie einen Neuanfang auf einem fremden Planeten?

    Kara hatte recht damit, dass sie sich in gewisser Weise ihren liebsten Freunden entfremdet hatte. Das galt nicht für die Zeiten, in denen sie zusammen waren, schon gar nicht für die Stunden, in denen sie sich gegenseitig Wärme und Zärtlichkeit gaben. Aber es betraf die Wünsche, die über diese Gemeinsamkeiten hinausgingen.

    Riah und Borek verstanden nicht ihre Sehnsucht nach Abenteuern, ihren Entdeckergeist, ihre Suche nach neuem, unbekannten Wissen. Mit ihnen wäre sie nie auf eine solche Reise gegangen, selbst wenn sie wesentlich ungefährlicher gewesen wäre.

    War das schon ein Zeichen für einen Bruch? Hatte sie in Wirklichkeit nur noch weg wollen?

    Unvermittelt schüttelte sie den Kopf.

    »Ich will zurück, um jeden Preis«, sagte sie. »Und wenn ich Borek und die anderen nur alle paar Jahre in den Arm nehmen kann, dann werde ich doch immer wiederkommen. Ich werde dieses Schiff zurück nach Imperia bringen, koste es, was es wolle.«

    »Ich bin dabei!« Kara grinste sie an. »Und jetzt kommst du mit und lässt dich ein wenig verwöhnen. Du wirst deine Kräfte noch brauchen.«

    Roter Zwerg

    Der zweite Planet füllte fast den gesamten Hauptschirm des Kommandoraums der ›Weltensucher‹ aus. Sein im Verhältnis zur irdischen Sonne kleines Zentralgestirn tauchte ihn in ein rotes Licht. Wasser bedeckte fast siebzig Prozent seiner Oberfläche. Durch die rötliche Lichtquelle wirkte er aber eher grünlich als blau.

    Auf einem seitlich angebrachten Nebenschirm wurden Daten übertragen. Myrigan stand neben Lucy und schüttelte zum wiederholten Male den Kopf.

    »Das gibt es nicht«, flüsterte sie und, als die Kommandantin sie fragend ansah, ergänzte sie: »In unserer Heimatgalaxie haben wir über Jahrhunderte nach Leben außerhalb der uns bekannten, sehr engen Rahmenbedingungen gesucht und nichts gefunden. Hier erkunden wir mittlerweile den vierten Planeten, der überhaupt die theoretischen Bedingungen im weitesten Sinn erfüllt, und entdecken wieder vollkommen unbekannte, komplexe, organische Formen vor.«

    »Na ja, der Planet umkreist seine Sonne in einer Entfernung, die Temperaturen erlaubt, in denen Wasser flüssig ist. Er hat die richtige Schwerkraft und seine Atmosphäre setzt sich aus Sauerstoff und Stickstoff zusammen. Da ist es doch nicht so unwahrscheinlich, dass Leben auf ihm existiert«, erwiderte Lucy nüchtern, die sich erinnerte, dass diese Kombination damals auf Terra als Minimalkonstellation für die Entstehung von Leben galt.

    »Aber diese Sonne ist ein roter Zwerg!«, antwortete Myrigan begeistert. »In der Milchstraße gibt es unzählige Planeten wie diesen und keiner hat Leben hervorgebracht. Wir, also ich und nur ganz wenige andere, haben über die Möglichkeit spekuliert und sind als Spinner abgetan worden.«

    Myrigan schüttelte erneut den Kopf. »Gängige Wissenschaftsmeinung ist, dass bei roten Zwergen der UV-Anteil im Licht zu gering ist und daher die Fotosynthese nicht funktioniert. Ja und ohne Fotosynthese keine Pflanzen, also gar kein Leben!«

    »Offensichtlich ist diese These falsch«, erwiderte Lucy pragmatisch. »Holt doch noch mal die Außenkamera des Roboters auf den Hauptschirm.«

    Sie hatten eine Maschine auf den Planeten geschickt, die Messungen direkt auf der Oberfläche machen sollte.

    »Oh, das sieht richtig einladend aus!«, schwärmte Varenia. »Es weht kaum ein Wind und die Temperatur liegt bei 25 Grad. Das wäre direkt etwas für einen Urlaub.«

    »Gibt es da unten Leben? Ich meine nicht diese komischen Pflanzen, sondern Tiere oder gar Menschen, die uns fressen könnten.« Gurian versuchte Varenia durch ein besonders barsches Knurren aus ihrer Schwärmerei zu reißen.

    »Diese ›komischen Pflanzen‹ sind etwas ganz Besonderes. Sie sind offenbar in der Lage, selbst unter diesen Bedingungen Fotosynthese zu vollziehen«, erwiderte Myrigan, die sich durch Gurians Tonfall mehr gestört fühlte als die Kommunikationsoffizierin.

    »Sie sehen fast durchsichtig aus«, kommentierte Lucy die Bilder auf dem Hauptschirm.

    »Der Bio-Scan der Planetenoberfläche ist abgeschlossen. Nach den Daten ist fast das gesamte Festland bewachsen. Wüsten, also sehr trockene Zonen, gibt es so gut wie keine. Auch in den Ozeanen muss pflanzliches Leben existieren.«

    »Und was ist mit Tieren?«, hakte Gurian übel gelaunt nach.

    »Tiere gibt es auch. Sie scheinen aber insgesamt kleiner und niedriger gewachsen zu sein als auf den uns bekannten Planeten, jedenfalls sagen das die Daten, die wir von dieser Entfernung aus messen können.

    Und bevor du noch einmal nachfragst, es gibt keine Messwerte, die auf Menschen oder Ähnliches hinweisen. Wenn es auf dem Planeten bewusst lebende Arten gibt, müssen sie sich in einem ganz frühen Stadium der Entwicklung befinden, noch keine Gebäude und Siedlungen kennen und nur in ganz kleinen Gruppen zusammenleben.«

    »Was sagt unser Interkom-Empfänger?«, fragte Lucy.

    »Noch das Gleiche wie beim Anflug auf den Planeten: In diesem System gibt es nichts, das auf eine raumfahrende Spezies hinweist. Mit Ausnahme dieses einen Signals, das regelmäßige kurze Impulse abgibt, kann ich absolut keine Kommunikation feststellen.«

    »Das sind die gleichen Signale, die wir schon von Rogeb und den anderen belebten Planeten empfangen haben?«, fragte Lucy noch einmal nach, obwohl sie die Antwort schon kannte.

    »Ja, sie sehen sehr ähnlich aus, auch wenn sie weniger intensiv und weniger häufiger als auf Rogeb senden.«

    »Das haben sie auf den letzten beiden Planeten auch und trotzdem sind unsere ›speziellen Freunde‹

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