Enthüllt!
Von Cara Summers
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Über dieses E-Book
Die junge Reporterin Corinne muss fliehen: vor einem sehr attraktiven, aber leider auch sehr wütenden Mann! Unerlaubt hat sie Fotos gemacht und damit Hunter Marks auf den Plan gerufen. In einer Dessousboutique stellt er sie. Erst verlangt er die Aufnahmen, dann küsst er Corinne, wie sie noch nie geküsst worden ist…
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Buchvorschau
Enthüllt! - Cara Summers
IMPRESSUM
Enthüllt! erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2005 by Carolyn Hanlon
Originaltitel: „The Dare"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY SEXY
Band 24 - 2006 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Andrea Cieslak
Umschlagsmotive: GettyImages_AlexVolot
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733753757
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY
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PROLOG
Sommer 1999
Sollte er den Sprung nicht schaffen, würde er mit zerschmetterten Gliedern auf dem Asphalt landen. Harry Gibbs stand auf dem Dach des Hotels L’Adour in Paris und schätzte den Abstand zum Nachbargebäude ab. Er fühlte den vertrauten Adrenalinstoß und grinste.
Er schaute weder nach unten, noch achtete er auf das atemberaubende Panorama, das sich ihm vom Hoteldach aus bot. Um drei Uhr morgens waren der Eiffelturm und Notre-Dame immer noch effektvoll angestrahlt, doch Harry konzentrierte sich auf die schmale Lücke zwischen den Häusern – höchstens dreieinhalb Meter. Er war die Entfernung am Vormittag auf der Straße abgeschritten, nur für den Fall, dass sein Coup nicht ganz nach Plan verlief.
Und das war er nicht. Harry hatte das Collier aus dem Safe genommen, aber keine Zeit mehr gehabt, ihn zu schließen und den Wandteppich wieder davorzuhängen. Madame Cuvelier, die im Nebenzimmer schlief, war leider zu früh erwacht und hatte nach dem Dienstmädchen geklingelt. Es gab nur einen Weg von den Räumen der jungen Frau zu Madames Schlafzimmer, und der führte quer durch den Salon, in dem Harry am Werk gewesen war.
Madame Cuvelier residierte seit mehr als zehn Jahren in dem kleinen Hotel. Dass sie einen unruhigen Schlaf hatte, stand in dem Dossier, das er über sie zusammengestellt hatte. Der Diebstahl wurde dadurch riskanter.
Und spannender. Statt durch die Tür zu verschwinden, durch die er eingedrungen war, musste er nun über einen Balkon aufs Dach flüchten.
Polizeisirenen heulten durch die Nacht. Harry drehte sich um und ging ans andere Ende des Daches. Als er sich hinhockte wie ein Sprinter am Start, dachte er an seine Tochter Corinne. Das hatte er in letzter Zeit oft getan. Heute Nacht noch würde er ihr schreiben.
Er konzentrierte sich und flüsterte: „Du schaffst das, Harry. Wag es!" Dann sprang er.
Für einen Moment schwebte er zwischen den Häusern in der Luft. Wenn ihm etwas passierte …
Bevor er den Gedanken zu Ende denken konnte, setzte er hart auf und rollte übers Dach. Das Blut rauschte ihm in den Ohren. Harry richtete sich auf und lief zur Tür. Er brauchte keine drei Minuten, um das Schloss zu knacken. Die Sirenen waren immer noch einige Blocks entfernt.
Pfeifend betrat er das Treppenhaus.
Eine Stunde später stand Harry auf dem Balkon seines Apartments auf dem Montmartre und schwenkte den Cognac in seinem Glas. Jetzt, da sich seine Anspannung gelegt hatte, wurde er melancholisch. Er dachte wieder an Corinne. Er vermisste sie. Er hatte drei Töchter – Drillinge –, und in letzter Zeit vermisste er sie alle sehr.
Mehr noch, er verspürte den dringenden Wunsch, mit ihnen zu reden. Doch das war unmöglich. Sie waren zehn Jahre alt gewesen, als er und seine Frau Amanda gemeinsam beschlossen hatten, sich zu trennen, um den Kindern ein normales Leben zu ermöglichen.
Dabei hatte er sich jahrelang nach Kräften bemüht, ihnen ein guter Vater zu sein. Aber mit der Zeit langweilte ihn das „normale" Leben in einem Vorort von Washington. Er vermisste das Abenteuer, das Risiko und den Nervenkitzel, einen perfekten Coup durchzuziehen.
Amanda war unnachgiebig geblieben. Für seine Töchter war Harry damals ein Idol, und Amanda wollte verhindern, dass sie seinen Lebenswandel verherrlichten. Sie hatte nichts dagegen, dass er an seine frühere „Karriere" als Juwelendieb anknüpfen wollte, machte allerdings zur Bedingung, dass er seine Töchter vor ihrem sechsundzwanzigsten Geburtstag weder sehen noch anderweitig mit ihnen in Kontakt treten durfte.
Harry nippte an seinem Cognac. Es war der größte Fehler seines Lebens, dass er dieser Vereinbarung zugestimmt hatte. Amanda und er hätten einen anderen Weg finden müssen. Vor zwei Wochen hatten die Mädchen ihren zwanzigsten Geburtstag gefeiert, und auf einmal erschienen ihm sechs weitere Jahre zu lang. Ihm konnte jederzeit etwas zustoßen. Heute Nacht wäre es beinahe so weit gewesen.
Er ging hinein und trat an den Schreibtisch. Am Geburtstag der Drillinge hatte er seiner ältesten Tochter Natalie einen Brief geschrieben. Heute Nacht auf dem Dach aber hatte er an Corinne, die Zweitgeborene, gedacht. Jede seiner Töchter hatte etwas von seinen Fähigkeiten geerbt. Natalie konnte jedes Schloss im Handumdrehen knacken. Sierra, die Jüngste, hatte von ihm die Neugier und den scharfen Verstand.
Corinne liebte wie er das Risiko. Schon als ganz kleines Kind war sie die Impulsivste von den Dreien gewesen. Sie stürzte sich stets aufs Neue in brenzlige Situationen und überlegte erst dann, wie sie da wieder herauskommen sollte.
Vorhin hatte er seine drei Lieblingsfotos von Corinne betrachtet. Auf einem rannte sie bei einem Wettlauf über die Zielgerade. Harry lächelte stolz. Das zweite war auf einem Schülerball entstanden. Wie schön sie war! Als kleines Mädchen hatte sie sich im Gegensatz zu ihren Schwestern immer hässlich gefühlt. Harry fragte sich, ob sie mit den Jahren wohl mehr Selbstbewusstsein gewonnen hatte.
Das letzte Foto zeigte sie auf einem Pferd, das gerade über ein hohes Hindernis sprang. Sie war damals neunzehn, und dieses Turnier hatte für sie eine große Herausforderung bedeutet. Aber mutig war Corinne immer gewesen. Und eine exzellente Reiterin. Harry erinnerte sich an ihre gemeinsamen Ausritte, und sein Herz krampfte sich zusammen.
Er hatte alle diese Fotos selbst aufgenommen. Zwar hatte er Amanda versprochen, keinen Kontakt zu den Mädchen aufzunehmen, doch das hatte ihn nicht davon abgehalten, bei wichtigen Ereignissen in ihrem Leben heimlich dabei zu sein.
Harry stellte das Glas ab. Er hatte Fotos von seinen Töchtern, aber mehr auch nicht. Er griff nach Papier und Stift und verdrängte den quälenden Gedanken, dass ihm die Zeit zwischen den Fingern zerrann. Er würde vielleicht noch sechs Jahre warten müssen, bis er den Brief persönlich abgeben könnte, aber er würde ihn heute Nacht schreiben.
An Corinne, meine kleine Draufgängerin …
1. KAPITEL
Warum konnte sie nicht besser planen?
Entnervt bahnte Corinne Gibbs sich den Weg durch die Menge im Blue Pepper. Sie hatte ihre Schwestern um ein Treffen gebeten und dabei vollkommen vergessen, dass in der beliebten Bar in Georgetown, einem Stadtteil von Washington, am Dienstagabend immer Singletreff war. Jetzt musste sie sich wie immer auf ihr Glück verlassen, wenn sie noch einen Tisch ergattern wollte. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und ließ ihren Blick schweifen in der Hoffnung, einen der Lokalbesitzer zu entdecken.
George hatte wahrscheinlich an der Bar zu tun, aber sein Partner Rad müsste in der Nähe des Reservierungspults stehen. Wieder schaute Corinne sich um, oder genauer, sie versuchte es. Es war schon hinderlich, so klein zu sein.
„Entschuldigung." Corinne blickte lächelnd zu einem hoch gewachsenen Mann auf, als sie sich zwischen ihn und seine Begleiterin drängte. Er beachtete Corinne nicht einmal. Auch die anderen Gäste, die sie versehentlich anrempelte, schienen sie zu übersehen. Auf halbem Weg durch das Restaurant stieß sie schließlich mit Rad zusammen.
„Corinne." Rad ergriff ihre Hände und küsste die Luft neben ihrer linken Wange. Dann trat er einen Schritt zurück, um Corinne kritisch zu betrachten. Der ehemalige Modedesign-Student aus New York war der selbst ernannte Stilberater der Gibbs-Schwestern.
Gespannt wartete Corinne seine Reaktion ab. Rad, der seine Haarfarbe beinahe so häufig wechselte wie seine ausgefallenen Krawatten, hatte sie ermuntert, ihren eigenen Stil zu entwickeln. Doch wie bei allem, was sie tat, war sie sich unsicher, ob es ihr gelang. Ein Foto in der Zeitschrift Celebrities hatte sie dazu inspiriert, ihre ausgeblichene Hüftjeans mit einer Organdy-Bluse zu kombinieren, die sie unter den Brüsten zusammengeknotet hatte. Dazu trug sie hochhackige Riemchensandaletten. Ihre. Ohren waren mit Gehängen geschmückt, die aus vielen goldenen Ringen bestanden.
Endlich lächelte Rad anerkennend. Er beugte sich vor, damit sie ihn besser verstehen konnte. „Eine gelungene Variation des Sarah-Jessica-Parker-Looks! Und der kleine Knopf in deinem Bauchnabel – sehr sexy."
„Danke. Corinne wollte nicht darüber nachgrübeln, warum nur schwule Männer sie attraktiv fanden. Keine negativen Gedanken, ermahnte sie sich und schenkte Rad ein strahlendes Lächeln. „Du würdest mich noch glücklicher machen, wenn du einen freien Tisch für mich hättest.
Rad zog die Augenbrauen hoch. „An einem Dienstagabend? Du hast Glück, dass du zwei Schwestern hast, die etwas umsichtiger sind als du. Detective Natalie hat mich heute Mittag angerufen."
Das passt, dachte Corinne. Natalie nahm ihre Verantwortung als älteste Schwester ernst, und vorausschauendes Denken kam ihr als Polizistin sehr zugute.
„Dr. Gibbs hat sie übertroffen, indem sie mich bereits heute Morgen informiert hat", fuhr Rad fort.
Auch das überraschte Corinne nicht. Sierra war ein ausgesprochener Planungsfreak und hatte die Angewohnheit, ständig blaue Kärtchen mit sich herumzutragen, auf denen sie sich Notizen machte. Ihre Gewissenhaftigkeit schien sich auszuzahlen. Seit kurzem unterrichtete sie im Fachbereich Psychologie an der Universität von Georgetown.
Ein Anflug von Neid beschlich Corinne. Sie und ihre Schwestern waren so verschieden wie Sonne und Mond. Corinne wünschte, sie wäre ihnen ähnlicher.
Zum einen beneidete sie die beiden um ihr Aussehen. Natalie und Sierra waren groß wie ihr Vater. Corinne dagegen schlug mehr nach ihrer Mutter und war klein. Natalie war eine rassige Rothaarige, Sierra der Typ kühle Blondine, während Corinne die Rolle der unscheinbaren Brünetten erhalten hatte. Zum andern störte sie, dass ihre Schwestern mit sechsundzwanzig genau wussten, was sie wollten, und zielstrebig an ihrer Karriere arbeiteten. Sie dagegen war immer noch am Ausprobieren.
Nein, das ist nun vorbei, sagte sich Corinne. Wenn morgen alles glatt ging, würde sie demnächst einen festen Job als Reporterin bei der Zeitschrift Celebrities haben. Dann hätte sie endlich etwas vorzuweisen. Ihr Magen krampfte sich nervös zusammen.
„Deine Schwestern warten im Innenhof auf dich, erklärte Rad und wandte sich zum Gehen. „Sie haben schon die Vorspeisen bestellt.
Essen. Das war genau das Richtige, um Corinnes Nerven zu beruhigen. Normalerweise kaute sie bei innerer Anspannung Kaugummi, aber sie hatte keins mehr – ein weiteres Resultat mangelhafter Planung.
Keine negativen Gedanken! hämmerte sie sich erneut ein, während sie sich weiter den Weg durch die Menge bahnte. Immerhin stand ihr ein entscheidender Moment bevor. Sie würde den Brief öffnen, den sie von ihrem Vater bekommen hatte.
Vor einem Monat hatten sie und ihre Schwestern hier im Blue Pepper ihren sechsundzwanzigsten Geburtstag gefeiert. Sechzehn lange Jahre hatten sie nichts von Harry Gibbs gehört, und dann hatte plötzlich jede von ihnen über seinen Anwalt einen Brief von ihm erhalten. Harry war bereits sechs Jahre zuvor verstorben. Es war eine schwere Zeit für die Schwestern gewesen, denn sie hatten im Abstand von ein paar Monaten nicht nur den Vater, sondern auch die Mutter verloren.
Corinne hatte ihrem Vater nie ganz verziehen, dass er die Familie verlassen hatte. Ihren Schwestern ging es genauso. Kurz nachdem er verschwunden war, hatten sie aufgehört, ihn Dad zu nennen. Von da an war er für sie nur noch Harry.
Schon bei dem Gedanken daran, den Brief zu öffnen, spielten Corinnes Nerven verrückt. Natalie hatte ihren Brief vor einem Monat gelesen, und Harrys Rat – auf ihre Fähigkeiten zu vertrauen und alles zu riskieren, um ein Ziel zu erreichen –, hatte ihr Leben verändert. Die Älteste der Schwestern hatte nicht nur Ja zum Abenteuer des Lebens gesagt, sondern in Sean Mitchell auch die große Liebe gefunden.
Natalie hatte allerdings schon immer über eine Menge Talente verfügt, auf die