Liebe ist mehr als ein Ort
Von Christyne Butler
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Über dieses E-Book
Bobby Winslow ist zurück! Die Rückkehr des berühmtesten Sohnes der Stadt verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Nur Leeann ist alles andere als begeistert. Damals wollten sie und Bobby heiraten. Doch dann verließ er sie, um als Rennfahrer durchzustarten. Was ihm gelang - bis er einen schweren Unfall hatte. Aber ihr erstes Wiedersehen macht Leeann klar: Bobbys Lebensmut ist ungebrochen, seine Augen blitzen, sein Haar sieht immer noch aus, als käme er gerade aus dem Bett. Leeann wird warm ums Herz … doch diese Zeiten sind vorbei. Sie haben sich beide geändert! Oder etwa nicht?
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Buchvorschau
Liebe ist mehr als ein Ort - Christyne Butler
IMPRESSUM
Liebe ist mehr als ein Ort erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2011 by Butilier
Originaltitel: „Welcome Home, Bobby Winslow"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1896 - 2013 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Valeska Schorling
Umschlagsmotive: Daniel_Kay, Aleshyn Andrei / Shutterstock, wisanuboonrawd / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 08/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733779528
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Bobby Winslow kehrte also zurück.
Der Titelseite der Lokalzeitung zufolge hatte ihn bisher zwar noch niemand offiziell gesehen, aber der Reporter war trotzdem davon überzeugt, dass sich der während seiner Highschoolzeit zum geschicktesten Automechaniker gewählte Bad Boy, inzwischen einer der besten Rennfahrer Amerikas, auf dem Heimweg befand.
Unfein schnaubend schleuderte Deputy Leeann Harris das Blatt auf den Rücksitz ihres Streifenwagens, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen, den Blick von der gewundenen Bergstraße vor ihr auf die Fotos unter der fetten Schlagzeile zu richten. Auf einem davon sah man Bobby, wie er im Rollstuhl aus einer Rehaklinik geschoben wurde – das erste Mal seit fünf Monaten, dass die Öffentlichkeit ihn zu Gesicht bekam. Dem Artikel zufolge hatte er bei dieser Gelegenheit verkündet, sich zu Hause erholen zu wollen.
Die ganze Stadt ging davon aus, dass er Destiny, Wyoming, damit gemeint hatte.
Woher sollten die anderen auch wissen, dass Bobby mit achtzehn Jahren geschworen hatte, nie mehr einen Fuß über Wyomings Landesgrenze zu setzen? Auch wenn damals nur die Wut und der Schmerz eines jungen Mannes aus ihm gesprochen hatten, dem man gerade das Herz gebrochen hatte.
Sie gab sich einen Ruck, um die Aufmerksamkeit wieder auf die Straße vor ihr zu richten. Auf keinen Fall durfte sie sich jetzt ihren Erinnerungen hingeben. Das Beste wäre, sich ganz auf die Gegenwart zu konzentrieren – eine Übung, die sie schon länger beherrschte, wenn sie sich beruhigen musste.
Warum nicht mit dem wunderschönen Spätseptembertag anfangen? Leeann saugte den Anblick der Birken, Eschen und Ahornbäume auf, die sich leuchtend gelb, orange und rot von dem leuchtend blauen Himmel abhoben, während die Tannen und Blaufichten stur an ihrem grünen Kleid festhielten. Die Straße war mit einer frischen dunklen Teerschicht bedeckt, als habe sie sich wegen des bevorstehenden Winters in eine warme Wolljacke gehüllt. Doch als Leeann das Fenster öffnete, drang noch immer laue Spätsommerluft in den Wagen.
„Was für ein schöner Tag, um arbeitslos zu werden", murmelte sie vor sich hin. Streng genommen war sie ihren Job zwar erst nach Schichtende in – sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr – zwei Stunden los, doch danach waren ihre drei Jahre bei der Polizei in Destiny vorbei.
Der Grund waren Haushaltskürzungen. Wer zuletzt eingestellt worden war, musste zuerst gehen. Okay, in ihrem Fall traf das nicht ganz zu. Deputy Ben Dwyer hatte einen ganzen Monat nach ihr angefangen, aber da er Familie hatte, war er auf den Job angewiesen. Als sich herumgesprochen hatte, dass jemand entlassen werden musste, war Leeann direkt in das Büro ihres Chefs gegangen, um Bens Job zu retten.
Sie hatte ohnehin schon länger mit dem Gedanken gespielt, ihre Zelte abzubrechen und weiterzuziehen. Seit im letzten Jahr ihre beiden besten Freundinnen ihre große Liebe gefunden und geheiratet hatten, war Leeann irgendwie rastlos. Nicht, dass sie sich nach Liebe, einem Zuhause oder der Ehe sehnte, aber irgendetwas fehlte. Sie brauchte einfach … mehr.
So wie es aussah, stand sie also mal wieder an einem Scheideweg, wie ihre Tante Ursula es gern ausdrückte. Nichts Neues unter der Sonne.
Als Leeann bei ihrem Lieblings-Aussichtspunkt ankam, hielt sie an, um den Anblick der Hügel zu genießen. Hoffentlich würde der Rest ihrer Schicht ohne Zwischenfall verlaufen. Allerdings war die Highschool seit einer halben Stunde vorbei, und die Straße war ein Paradies für Teenager, die eine Spritztour machen wollten, vor allem an einem so schönen Tag wie heute. Unwillkürlich musste sie an früher denken, als sie hier entlanggesaust war und sich lachend am Beifahrersitz festgeklammert hatte, während neben ihr …
Ein lautes Motorgeräusch drang an ihre Ohren. Sekunden später schoss ein riesiges Fahrzeug so schnell an ihr vorbei, dass die Karosserie ihres Wagens schwankte. Was zum …?
War das etwa ein Wohnmobil?
Rasch schaltete Leeann das Blaulicht und die Sirene ein und nahm die Verfolgung des gigantischen Fahrzeugs auf, das gerade hinter der ersten Kurve aus ihrem Blickfeld verschwand. Als sie über die nächste Hügelkuppe schoss, fuhr das Wohnmobil ein Stück vor ihr rechts ran.
Da dahinter kein Platz mehr war, parkte sie ihren Dienstwagen schräg davor. Sie sah in den Rückspiegel, gab per Funk das aus North Carolina stammende Nummernschild durch und stieg aus. Nachdem sie sich das kinnlange Haar aus dem Gesicht gestrichen hatte, setzte sie sich die Baseballkappe des Polizeireviers von Destiny auf.
Wer mochte das sein? Touristen vielleicht? Ein Senior mit Bleifuß?
Sie legte die rechte Hand auf ihre Dienstwaffe und schärfte ihre Instinkte. Alles war ruhig. So weit, so gut – nur dass sie wegen der blendenden Sonne die zwei Personen hinter der Windschutzscheibe nicht genau erkennen konnte. Sie ging ein paar Schritte weiter und machte dem Fahrer eine Geste, das Fenster herunterzukurbeln.
Er gehorchte und lehnte sich aus dem Fenster. „Gibt es ein Problem, Officer?"
Der Mann hatte kurz geschorenes, grau meliertes Haar und trug eine dunkle Sonnenbrille. Sein Oberarm unter dem schwarzen T-Shirt war breiter als ihr Oberschenkel. Deutlich zeichnete sich ein gut trainierter Bizeps mit einem Tattoo darauf ab, das sie nicht genau erkennen konnte.
„Bitte steigen Sie aus. Auf keinen Fall würde sie sich mit dem Kerl unterhalten, solange er hoch über ihr thronte. „Und bringen Sie Ihren Führerschein und Ihre Fahrzeugpapiere mit.
„Ich komme hinten raus. Der Mann klopfte von außen gegen seine Tür. „Wir haben Probleme mit der Tür.
„Ist gut."
Grinsend zog er den Kopf ein.
Leeann beobachtete, wie er etwas zu seinem Beifahrer sagte und dann nach hinten aus ihrem Blickfeld verschwand. Als sie zu ihrem Streifenwagen zurückkehrte, betrachtete sie neugierig die kunstvoll bemalte Motorhaube des Wohnmobils.
Im Schatten der Bäume konnte sie den zweiten Mann im Wagen besser erkennen. Er trug eine verspiegelte Sonnenbrille und eine rückwärts aufgesetzte Baseballkappe. Sie hatte das unangenehme Gefühl, dass er sie von Kopf bis Fuß musterte, auch wenn sie sich wegen des Spiegelglases seiner Brille nicht ganz sicher sein konnte.
Zu ihrer Bestürzung spürte sie, dass sie unter seinem Blick hochrot anlief. So etwas war ihr in Gegenwart eines Mannes schon ewig nicht mehr passiert, höchstens am Anfang, als man sie noch öfter angestarrt hatte, wenn man sie auf der Straße erkannte. Doch je länger ihr glamouröses Leben in New York zurücklag, desto seltener kam so etwas vor.
Warum also jetzt? Warum ausgerechnet bei diesem Typen?
Als der Fremde schließlich den Blick abwandte, beruhigte Leeann sich mit der Erklärung, dass ihr bestimmt nur wegen der spätsommerlichen Hitze so heiß geworden war.
In diesem Augenblick ging die Hintertür des Wohnmobils auf, und ein wahrer Riese von einem Mann stieg aus. Er war mindestens zwei Meter groß und von Kopf bis Fuß genauso durchtrainiert wie seine Oberarme. Das schwarze T-Shirt spannte sich über seine breite Brust und passte perfekt zu der dunklen Jeans, die wie eine zweite Haut saß.
Er sah ihr direkt in die Augen, als er auf sie zukam, doch abgesehen von der Wachsamkeit, die sie als Polizistin allen Fremden gegenüber empfand, zeigte ihr Körper keinerlei Reaktion – ganz anders als bei dem stummen Blickwechsel mit seinem Beifahrer gerade eben.
Der Mann blieb vor ihr stehen und schenkte ihr ein Lächeln, das zu gutmütig war, um gekünstelt zu sein. Er hielt ihr seine Autopapiere hin.
Leeann nahm sie entgegen und warf einen Blick auf seinen Führerschein. „Dean Zippenella?"
„Ja, Ma’am."
„Dean Martin Zippenella?"
Grinsend zuckte er die Achseln. „Ich komme aus einer großen italienischen Familie, und meine Nonni war ein großer Fan von Dean Martin. Die meisten nennen mich allerdings Zip oder Zippy."
„Seine Brüder heißen Frank und Joey."
Leeann warf einen überraschten Blick auf den im Fahrerhäuschen sitzenden Mann. Diese Stimme … Er hatte zwar sehr leise gesprochen, aber irgendwie kam sie ihr bekannt vor.
Erst jetzt sah sie den Hund auf seinem Schoß. Das bunt gescheckte Tier mit dem schwarzen Fleck über einem Auge hatte hechelnd die Vorderpfoten gegen die Windschutzscheibe gestützt und sah sie an. Es schien ein Mischling zu sein.
„Nach Frank Sinatra und Joey Bishop?", fragte sie belustigt.
Die beiden Männer nickten.
„Und wer sind Sie?", wandte sie sich an den Typen im Wohnmobil, der den Hund zwischen den Ohren kraulte.
„Hm?" Er erstarrte in der Bewegung.
„Sind Sie beide miteinander verwandt?", hakte sie nach.
„Nein."
„Ja."
Beide Männer sprachen gleichzeitig. Misstrauisch sah Leeann zwischen ihnen hin und her. „Habe ich mich etwa missverständlich ausgedrückt?"
Der Fahrer verschränkte herausfordernd die Arme über der massiven Brust. „Wir sind nicht blutsverwandt, stehen uns aber so nahe wie Familienmitglieder."
Leeann sah ihn warnend an.
Gehorsam ließ er die Arme sinken. „Was spielt das schon für eine Rolle?, sagte der Mann im Wohnmobil. Er sprach noch immer leise, doch die Schärfe in seinem Tonfall war unüberhörbar. „Und warum haben Sie uns überhaupt angehalten? Wir sind schließlich nicht schneller als erlaubt gefahren.
„Ich habe es allmählich satt, zwischen Ihnen beiden hin und her zu sehen. Warum kommen Sie nicht zu Ihrem Freund nach draußen und lassen den Hund im Wagen?"
Der Unbekannte starrte sie an, bis Leeann unbehaglich den Blick abwandte. Eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf sagte ihr, dass sie ihn irgendwoher kannte. Sie ignorierte sie.
„Ist das wirklich nötig, Officer Harris?", fragte er ausdruckslos.
Als Leeann ihren Namen aus seinem Mund hörte, wandte sie ihm wieder ruckartig das Gesicht zu. Seine Stimme klang plötzlich ganz anders. Weicher. Und irgendwie vertraut. Woher kannte er ihren Namen? Hatte er ihn vielleicht auf dem kleinen Namensschild an ihrer Uniform gesehen?
Sie schluckte. „Ja, es ist nötig."
Fragend sah er seinen Reisegefährten an, der kaum merklich nickte.
Der Typ im Wagen zog den Hund zurück und stand auf.
Als Leeann den Namensvetter des Rat Packs aufseufzen hörte, drehte sie sich irritiert zu ihm um. Warum wollte er nicht, dass sein Freund nach draußen kam? „Sie heißt Daisy, erzählte der Muskelprotz ungefragt. „Den Hund, meine ich. Ich habe sie nach Daisy Duke bekannt. Der scharfen Braut aus ‚Ein Duke kommt selten allein‘.
Leeann unterdrückte ein Lächeln. „Ich kenne die Serie. Ist sonst noch jemand im Wohnmobil?"
„Nein, nur wir drei."
Sie nickte. Allmählich entspannte sie sich. Trotzdem zählte sie innerlich die Minuten, bis sein Kumpel herauskam. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die Tür schließlich aufging und der Mann mit der Spiegelbrille schwerfällig ausstieg und mühsam zu ihr humpelte. Leeann fragte sich, ob er Drogen genommen hatte.
Anders als bei seinem Kumpel hingen seine Kleidungsstücke trotz seiner breiten Schultern lose an ihm herunter. Sein weißes Baumwollhemd war zerknittert, und er zog seine mit Sneakers bedeckten Füße durch den Staub, als fiele es ihm schwer, einen Fuß vor den anderen zu