Im Wirbelsturm der Gefühle
Von Nina Harrington
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Über dieses E-Book
Wie ein Wirbelsturm fegt Dee in Sean Beresfords Leben - und stellt alles, was dem Workaholic wichtig war, auf den Kopf. Der Hoteltycoon weiß selbst nicht, warum er sich persönlich um die Wünsche der chaotischen Tee-Expertin kümmert. Ihre Veranstaltung droht zwar durch einen unverzeihlichen Buchungsfehler zu scheitern, aber derlei Dinge klären sonst seine Angestellten. Erst als Dee ihn küsst, ahnt er: Es gibt noch so viel mehr als den Job! Sean genießt zwei unbeschwerte Wochen mit Dee - dann geschieht etwas Unerwartetes, das ihn vor eine schwere Entscheidung stellt.
Nina Harrington
Nina Harrington wuchs in der Grafschaft Northumberland in England auf. Im Alter von 11 Jahren hatte sie zuerst den Wunsch Bibliothekarin zu werden – einfach um so viel und so oft sie wollte lesen zu können. Später wollte sie dann Autorin werden, doch bevor sie ihren Traumberuf ausüben konnte, machte sie verschiedene Ausbildungen und verdiente ihren Lebensunterhalt als Apothekerin, technische Redakteurin und Universitätsdozentin. Wenn Nina Herrington eine Pause vom Schreiben einlegt, dann kocht und isst sie gerne und genießt auch mal einen guten Wein. Mehr zu der Autorin erfahren Sie unter: www.ninaharrington.com.
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Buchvorschau
Im Wirbelsturm der Gefühle - Nina Harrington
IMPRESSUM
Im Wirbelsturm der Gefühle erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2014 by Nina Harrington
Originaltitel: „Trouble on Her Doorstep"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe MODERN TEMPTED
Band 212014 - 2014 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Alexa Christ
Umschlagsmotive: Premium RF / Masterfile, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733701048
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Tee, wunderbarer Tee. Ein Reigen der schönsten Teesorten aus der ganzen Welt.
Es gibt keine bessere Art, Trübsal zu vertreiben, als eine dampfende Tasse Tee. Zwei Stück Zucker, viel Milch. Weiße Porzellanbecher. Eine Mischung aus kenianischem und indischem Tee. Kochen Sie gleich eine Kanne, denn eine Tasse ist nie genug.
Aus Flynns Enzyklopädie des Tees
Dienstag
„Ladys, bitte nicht alle durcheinanderreden. Ja, ich weiß, dass er sich völlig inakzeptabel verhalten hat, aber so sind nun mal die Regeln. Was im Bake & Bitch Club geschieht …?"
Dee Flynn hob ihre rechte Hand und gestikulierte damit wie ein Dirigent in Richtung der Frauen, die sich an den Stehtischen rund um das Kuchenbüfett versammelt hatten.
Die Frauen stellten ihre Teetassen ab, warfen sich verstohlene Blicke zu, zuckten schließlich die Achseln und hoben die rechte Hand.
„Bleibt im Bake & Bitch Club", kam die vielstimmige Antwort, ehe die Gruppe in herzhaftes Gelächter ausbrach.
„Also gut, ich darf es vielleicht nicht petzen, aber ich kann immer noch nicht fassen, dass dieser Fälscher tatsächlich versucht hat, diesen Biskuitkuchen als seine eigene Kreation auszugeben, ätzte Gloria, während sie sich eine weitere Tasse Darjeeling einschenkte und ein selbst gebackenes Haselnuss-Biscotti hineintunkte. „Jede Frau beim Kuchenverkauf der Grundschule wusste, dass es Lotties dreistöckige Engelstorte war. Der Guss ist absolut einzigartig. Nach unseren vergeblichen Bemühungen letzte Woche wissen wir alle, wie schwer er herzustellen ist.
„Hey! Geh nicht so hart mit dir ins Gericht, entgegnete Lottie. „Das ist eins meiner besten Rezepte, und Biskuitteig ist nie leicht. Aber lassen wir das jetzt. Wir haben nur noch fünf Minuten, bis eure Kuchen aus dem Ofen kommen, also gerade noch genug Zeit, dass ihr mein neuestes Februarrezept probieren könnt. Das ist der Kuchen, den ich nächste Woche präsentieren werde.
Lottie Rosemount wartete darauf, dass die anderen Frauen aufhörten zu reden und ihren Blick auf die Kuchenplatte richteten, von der sie daraufhin schwungvoll die silberne Glocke nahm. Ein bewunderndes Keuchen war die Reaktion.
„Ganz unterschiedliche Cupcakes. Dunkle Schokolade oder Himbeeren mit weißen Schokoladenherzen. Gerade rechtzeitig für den Valentinstag. Was haltet ihr davon?"
„Davon halten? Dee hustete und nahm einen großen Schluck Tee. „Ich male mir gerade mit Schrecken aus, dass ich nur eine Woche habe, um die richtige Teemischung zu finden, die zu Schokolade und Himbeeren passt.
„Tee? Machst du Witze?, quiekte Gloria. „Zur Hölle, nein. Diese Cupcakes sind zu schade, um am Küchentisch mit Tee hinuntergespült zu werden. Keine Chance. Das sind Schlafzimmer-Dessertkuchen. Wenn ich Glück habe, schaffe ich es, einen halben von ihnen zu essen, ehe mein Valentinstag-Date richtig zur Sache kommt – wenn ihr versteht, was ich meine, Mädels. Himmel, ich muss unbedingt sofort einen probieren.
Gekicher schallte durch den Raum. Auch Dee musste lachen. Doch als sie ihre Tasse, in der sich ein besonders wohlduftender Granatapfeltee befand, abstellte, hörte sie den charakteristischen Klang der antiken Türglocke am Eingang zum Teesalon.
Lottie, die gerade ihre Cupcakes servierte, schaute überrascht auf. „Wer kann das sein? Wir haben doch schon seit Stunden geschlossen."
„Bleib sitzen, ich geh schon. Aber heb mir einen dieser Cupcakes auf, ja? Man weiß ja nie – ich könnte Glück haben und noch vor dem Valentinstag taucht völlig unvermittelt ein neuer Mann auf. Wunder geschehen immer wieder."
Dee verließ die Küche und war mit drei langen Schritten im Teesalon. Sie knipste die Lampe an, worauf die pistaziengrünen und mokkabraunen Wände in warmes Licht getaucht wurden.
Lotties Kuchenladen und Teesalon hatte erst vor ein paar Monaten eröffnet. Bislang war Dee es noch nicht leid, einfach nur zwischen den quadratischen Holztischen und den bequemen Stühlen hindurchzuschlendern und sich dabei daran zu erinnern, dass dies nun ihr Laden war. Nun, Lotties und Dees Laden. Sie hatten beide jeweils die Hälfte des Kapitals hineingesteckt, um ihr Geschäft zu gründen. Und als Partnerinnen teilten sie sich alles: Tee und Kuchen. Beide arbeiteten sie in dem, was sie am meisten liebten. Beide waren sie gewillt, alles in diese verrückte Idee zu investieren und dabei auch das Risiko einzugehen, dass es nicht funktionierte.
Ein großes Risiko.
Dee erschauerte. Der Teesalon musste einfach erfolgreich werden. Nur so konnte sie hoffen, irgendwann als selbstständige Teehändlerin zu arbeiten. Dies hier war ihre letzte Chance – ihre einzige Chance – sich selbst und ihren Eltern, die sich bereits im Ruhestand befanden, eine sichere finanzielle Zukunft zu ermöglichen.
Plötzlich wurde das Klingeln von einem lauten Hämmern ersetzt. „Hallo? Ist da jemand?", hörte Dee eine tiefe männliche Stimme von der Straße her rufen.
Was für eine Frechheit! Es war beinahe neun Uhr abends. Der Mann musste schon sehr verzweifelt sein. Außerdem regnete es in Strömen.
Da sie ihr halbes Leben lang gereist war, fürchtete sich Dee nicht vor einem Fremden, der spät abends an ihre Tür klopfte. Deshalb hob sie das Kinn, ging raschen Schritts auf die Tür zu, drehte den Schlüssel herum und zog die Tür mit Schwung auf.
Mit ein bisschen zu viel Schwung, wie sich herausstellte.
Ab diesem Moment schien sich alles in Zeitlupe abzuspielen.
Denn als sie die Tür aufstieß, hatte der sehr große Mann gerade den Arm erhoben, um erneut anzuklopfen.
Offensichtlich konnte er die Vorwärtsbewegung nicht mehr abfangen, denn er steuerte direkt auf Dee zu, die automatisch einen Schritt zurückgewichen war, um zu sehen, wer da so laut gegen die Tür hämmerte.
Ein Paar äußerst überraschter grau-blauer Augen weitete sich, während er auf sie zutaumelte und von dem hellen Licht im Inneren des Teesalons geblendet wurde.
Was als nächstes geschah, war einzig und allein Dees Schuld. Alles.
Mit einem Mal sah sie sich mit Anwälten konfrontiert, die sie wegen gebrochener Nasen oder verstauchter Handgelenke verklagten. Oder noch Schlimmeres.
Deshalb tat sie das Einzige, was ihr in dieser Situation einfiel.
Sie riss ihm die Beine unter den Füßen weg.
Es schien die einzig vernünftige Entscheidung.
Dee packte seinen Arm, schob die Hüfte vor und wirbelte den Mann über ihre Schulter, sodass er sanft auf dem Boden landete.
Es war ein verdammt guter Judo-Wurf, der seinen Sturz stoppte und gleichzeitig sein Gewicht auffing. Perfekt!
Ihr alter Martial-Arts-Trainer wäre stolz auf sie gewesen.
Dumm nur, dass zwei der Knöpfe seines schicken Cashmere-Mantels absprangen und quer über den Boden unter einen Tisch rollten. Doch das war es wert gewesen. Anstatt den Knöpfen hinterherzujagen, blieb ihr Besucher auf dem Boden liegen. Er schien sich nichts getan zu haben.
Dee ließ langsam den nassen Ärmel seines Mantels los, worauf sein Arm auf seine Knie sank.
Sie schloss die Eingangstür und ging dann in die Hocke, damit sie etwa auf Augenhöhe mit ihrem Gast war und ihn genau anschauen konnte.
Und wie sie ihn anschaute.
Oh, mein Gott. Seine grau-blauen Augen waren nicht das einzig Bemerkenswerte an ihm. Er hatte kurze, dunkelbraune Haare, die sich über seinen Ohren lockten. Sein Gesicht hätte einem Renaissance-Gemälde entsprungen sein können: Dunkle Schatten und markante Wangenknochen zeichneten es aus.
Verflixt! Sie hatte gerade den attraktivsten Mann aufs Kreuz gelegt, der ihr seit Langem über den Weg gelaufen war, und das schloss die Jungs vom Fitnessstudio gegenüber ein, die sich vor dem Training bei ihr mit einer ordentlichen Menge Kohlenhydrate versorgten.
Männer wie dieser Fremde klopften normalerweise nicht an ihre Tür … niemals. Vielleicht hatte sie ja tatsächlich einmal Glück.
Aber was machte er hier? Und wer war er?
Warum fragte sie ihn nicht einfach und fand es heraus?
„Hallo, sagte sie, blickte in sein Gesicht und befahl ihren Hormonen, sich zu beruhigen. „Tut mir leid, aber ich hatte Angst, Sie könnten sich verletzen, als Sie in den Laden gestürzt sind. Wie geht es Ihnen da unten?
Wie es ihm ging?
Sean Beresford stützte sich auf einen Ellbogen und nahm sich ein paar Sekunden, um sich zu sammeln und seine Umgebung in Augenschein zu nehmen. Er schien sich in einem schicken Café oder Bistro zu befinden, auch wenn das schwer zu sagen war, weil er auf dem Fußboden lag.
Wenn er geradeaus schaute, sah er eine Kuchentheke, Teekannen und eine schwarze Tafel, die ihm sagte, dass das Tagesangebot eine Lauch-Käse-Quiche war, gefolgt von einem Brownie aus dunkler Schokolade und so viel Assam-Tee, wie man nur trinken konnte.
Sean starrte die Tafel an und lachte leise.
Der Tag wurde wirklich immer verrückter.
Er hatte in Melbourne begonnen, was ihm mittlerweile wie Ewigkeiten vorkam. Von dort hatte er einen endlos langen Flug genommen, währenddessen er vielleicht drei oder vier Stunden geschlafen hatte, nur um dann in Heathrow festzustellen, dass sein Gepäck nicht mitgekommen war.
Sean brachte sich in eine sitzende Position, indem er sich an einer Stuhllehne festhielt und aufrichtete. Dann atmete er langsam aus und hob den Kopf.
Und starrte in die grünsten Augen, die er je gesehen hatte.
So grün, dass sie das schmale Gesicht, das von kurzem dunklem Haar eingefasst war, völlig dominierten.
Die Frau hatte makellose Haut und einen Mund, der oft zu lächeln schien, denn sie hatte Lachfältchen um die Mundwinkel, obwohl sie nicht älter als fünfundzwanzig sein konnte.
Was zur Hölle war gerade passiert?
Er streckte seine Beine aus. Nichts gebrochen oder verstaucht. Das war eine Überraschung.
„Kann ich Ihnen etwas bringen?, fragte die Brünette leichthin. „Eine Decke? Einen Drink?
Sean seufzte laut und schüttelte den Kopf. Er musste völlig lächerlich aussehen.
Nur gut, dass die Hotelangestellten, die darauf hofften, dass er das Chaos, das ihn bei seiner Ankunft erwartet hatte, lösen würde, jetzt nicht sehen konnten.
Wahrscheinlich würden sie es sich noch mal gut überlegen, ob sie dem Sohn von Tom Beresford vertrauen sollten.
„Nicht im Moment, danke", murmelte er.
Er zog die Augenbrauen zusammen, worauf sie sich vorbeugte und eine Hand auf seine Stirn legte. Besorgt betrachtete sie ihn.
Ihre Finger waren warm und sanft. Der unerwartete Körperkontakt war so überraschend, dass Sean der Atem stockte.
Ihre Stimme klang noch wärmer. Sie hatte einen markanten Akzent, der ihm sagte, dass sie viel Zeit in Asien verbracht hatte.
„Sie scheinen kein Fieber zu haben, aber draußen ist es kalt. Machen Sie sich keine Sorgen. Sie werden sich schnell aufwärmen."
Wenn er jetzt noch kein Fieber hatte, so würde er es schnell bekommen – zumindest angesichts des Dekolletés, das die Frau ihm präsentierte, als sie sich näher zum ihm vorbeugte.
Ihre Brust war nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, weshalb er sich ein wenig zurücklehnte, um den Blick ungehindert genießen zu können. Sie trug einen dieser merkwürdig aufreizenden Pullover, die seine Schwester Annika auch so liebte. Nur dass Annika immer ein T-Shirt darunter trug, das ihre Blöße bedeckte, wenn der Pullover über eine Schulter nach unten rutschte.
Diese Frau trug kein T-Shirt. Ein knapper, violetter Spitzen-BH war alles, was ihre großzügigen Reize bedeckte.
Es war schon eine ganze Weile her, dass er das letzte Mal einer Frau mit derart fantastischer Figur nahe gewesen war, deshalb dauerte