Heißer als die Wüstensonne
Von Olivia Gates
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Über dieses E-Book
Vor acht Jahren hat Roxanne Prinz Haidar verlassen, obwohl es ihr das Herz zerriss. Die Intrigen seiner Mutter waren schon schlimm, aber viel schlimmer wog der Vertrauensbruch des stolzen Wüstensohns. Nun steht Roxanne ihm als Diplomatin gegenüber und ist geblendet von seiner männlichen Aura. Wieder gibt sie seinem Werben nach und vergeht fast vor Lust. Denn Haidar weckt ein Verlangen in Roxanne, das nur er stillen kann. Doch kann sie seinen Liebesschwüren diesmal glauben - oder braucht er sie nur, um auf den umkämpften Thron seiner Heimat zu kommen?
Olivia Gates
Olivia Gates war Sängerin, Malerin, Modedesignerin, Ehefrau, Mutter – oh und auch Ärztin. Sie ist immer noch all das, auch wenn das Singen, Designen und Malen etwas in den Hintergrund getreten ist, während ihre Fähigkeiten als Ehefrau, Mutter und Ärztin in den Vordergrund gerückt sind. Sie fragen sich jetzt bestimmt – uhh, was ist mit dem Schreiben? Ja, sie hat auch immer geschrieben, zugegebenermaßen weniger als sie mit der Rennerei der oben genannten Dinge beschäftigt war. Irgendwie dachte sie nie daran, dass Schreiben eine Karriereoption sei. Dann mit dem Erwerb ihres ersten Computers 2001 (Ja ein bisschen der Zeit hinterher, aber sie zieht es vor, dies ein „Millenium Update!“ zu nennen) und ihrer Einführung in den Cyberspace, fand sie eHarlequin.com und entdeckte, dass die Verleger der Bücher mit denen sie aufgewachsen war und die sie verschlungen hatte auf der Suche nach Manuskripten von Autorenneulingen waren. Eine unbeirrte Schaffensorgie mit unzähligen Einreichungen (95% von denen waren naiv und ahnungslos, bis sie das wirklich harte Geschäft des Schreibens kennenlernte!) und zwei Jahre später, verkaufte sie ihr erstes Buch Doctors on the Frontline an Harlequin Liebesarztromane. Der Tag, an dem Sie einen persönlichen Anruf von ihrem Redakteur während ihrer ersten Autoren Konferenz mit ihren Schriftstellerfreunden und Idolen, die einzigen die wirklich nachvollziehen konnten, was dieser Erfolg für sie bedeutete erhielt, nimmt noch immer einen Ehrenplatz als ihr aufregendster Tag in ihrem Leben ein! Seit Juli 2003, war es eine Achterbahnfahrt aus Geschäftigkeit und Schaffensdrang, da sie jetzt eine Vollzeit Ärztin und Autorin ist. (Fragt nicht wie sie das meistert!) Das lustige (und eigenartige) daran ist, dass seitdem Olivia das Buch verkauft hat, sie nie mehr daran dachte einen Arztroman zu schreiben. Jetzt haben all ihre Bücher einen waghalsigen, sich für Schwache engagierenden Held oder Heldin, welche in einer unnachgiebigen Art und Weise mit dem Feuer spielen und in ausweglosen Situationen Menschen in Not helfen, während sie selbst noch mit dem Tumult in ihrem eigenen Leben voll von überschäumender Leidenschaft zu kämpfen haben. Olivia lebt mit ihrem Ehemann, einer liebenswerten Tochter und ihrer weißen Angora Katze zusammen. Ihr Ehemann ist ihr Berater und ihr treuester Fan zugleich. Ihre Tochter sprüht nur so vor verrückten Ideen, wie dieser, dass ein Arzt barfuss über einen warmen Regenbogen zu seinen Patienten läuft. Wegen einer solchen ...
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Heißer als die Wüstensonne - Olivia Gates
Olivia Gates
Heißer als die Wüstensonne
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2012 by Olivia Gates
Originaltitel: „The Sheikh’s Redemption"
erschienen bei: Harlequin Books, Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1819 - 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Kai Lautner
Abbildungen: Harlequin Books S.A, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733720384
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
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PROLOG
Vor vierundzwanzig Jahren
Der Schlag traf Haidars Gesicht mit voller Wucht.
Doch ehe er auch nur Luft holen konnte, fing er schon die zweite Ohrfeige ein, diesmal mit dem Handrücken. Dabei schrammte der kostbare, geschliffene Stein eines Rings über seine Wange und hinterließ einen blutigen Kratzer. Benommen hörte Haidar die Vorwürfe, die auf ihn niederprasselten, und sein Kopf flog hin und her von den Schlägen, die er empfing. Einer davon ließ ihn zu Boden gehen. Tränen brannten in der frischen Wunde und mischten sich mit Blut.
Von oben kam eine ruhige Stimme: „Wenn du weiterheulst, Haidar, lasse ich dich in den Turm werfen. Für eine ganze Woche."
Er schluckte und sah auf zu jenem Menschen, den er mehr als alles auf der Welt liebte. Warum tat sie ihm das an?
Bisher hatte seine Mutter ihn noch nie geschlagen. Nicht einmal einen Klaps auf die Hand hatte sie ihm gegeben oder ihn am Ohr gezwickt, wie sie es mit seinem Zwillingsbruder Jalal zu tun pflegte. Er war ihr erklärter Liebling, und sie bevorzugte ihn offen in jeder Hinsicht.
Doch seit einiger Zeit reagierte sie oft ungehalten auf ihn, obwohl er sich keiner Schuld bewusst war oder sich sogar eingebildet hatte, etwas ganz besonders Lobenswertes getan zu haben. Ihr Verhalten verwirrte ihn. Nichts jedoch hatte ihn auf diesen Ausbruch von eiskalter Wut vorbereitet, der ihn nun traf. Dabei hatte er angenommen, dass seine Mutter voller Lob für ihn sein würde.
Aus ihrer majestätischen Höhe schaute sie auf ihn herab und kam ihm vor wie eine Rachegöttin. „Hör auf mit dem Gejammer. Dummheit muss bestraft werden. Steh auf und bekenne dich zu dem, was du getan hast, wie es dein Zwillingsbruder auch getan hätte. Mit Würde und Mut."
Fast wäre Haidar mit der Wahrheit herausgeplatzt – dass es nämlich Jalal und Cousin Rashid waren, die bestraft werden müssten. Er hatte die beiden vor dem „Experiment" gewarnt, bei dem sie das Zimmer im Palast in Brand gesetzt und die Party zum zehnten Geburtstag der Zwillingsbrüder ruiniert hatten.
Jalal und Rashid waren wild und ungezogen, ganz im Gegensatz zu ihm selbst, und hatten längst jede Chance auf mildernde Umstände bei den Eltern verspielt. Ihre Strafe wäre hart gewesen. Da Haidar sich fast nie etwas zuschulden kommen ließ, hatte er vorgegeben, das Feuer verursacht zu haben. Sein Vater hatte ihn wie üblich nur gemaßregelt und die Sache damit als erledigt betrachtet. Mit der heftigen Reaktion seiner Mutter hatte Haidar nicht gerechnet.
In ihrem Blick las er, dass sie genau wusste, wer den Unfug angezettelt hatte. Also erwartete er Lob statt Tadel. Jetzt prasselten Schläge auf ihn ein, die auch sein Vater, König von Zohayd, der sich einmischen wollte, nicht verhindern konnte.
Zitternd stand Haidar auf und fasste sich an die blutende Wange. Seine Mutter schlug seine Hand weg.
„Geh zu deinem Bruder und deinem Cousin und bitte sie um Verzeihung, weil du deine Tat nicht gleich gestanden hast. Fast hätten sie statt deiner die Strafe erleiden müssen."
Ungläubig und zutiefst erschüttert sah er zu ihr auf. Sich entschuldigen? Vor allen Anwesenden? Vor den Eltern, den Dienstboten, den anwesenden … Mädchen?
Seine Mutter packte mit harter Hand sein Kinn. „Los, wird’s bald? Sie schubste ihn in Richtung Jalal und Rashid, die betreten dastanden. „Jalal! Rashid! Schaut Haidar ins Gesicht.
Alles Mütterliche war von Königin Sondoss von Zohayd abgefallen. Ihre Stimme hallte durch den Festsaal. „Er soll um eure Vergebung flehen müssen, und zwar in aller Öffentlichkeit."
Die beiden Jungen sahen verlegen zu Haidar, der jetzt von seiner Mutter einen Schlag auf den Hinterkopf erhielt, damit er sich in Bewegung setzte. „Los, bitte sie um Entschuldigung und erkläre, dass du nie mehr so etwas Idiotisches tun wirst."
Mit hochroten Wangen trat er vor seinen Zwillingsbruder und seinen Cousin und wiederholte stockend die Worte seiner Mutter.
„Ich war es doch gar nicht!", rief Haidar, während seine Mutter den Kratzer auf seiner Wange verarztete. Allein mit ihr in ihrer Palastsuite, war er entschlossen, sich von der Schuld, die auf ihm lastete, reinzuwaschen.
Sie lächelte ihn liebevoll an und küsste die Wunde, die sie ihm zugefügt hatte. „Das weiß ich doch. Ich weiß alles. Zumindest über euch drei."
„Aber … aber warum?"
Zärtlich umfasste sie sein Kinn. „Ich musste dir eine Lektion erteilen, Haidar. Weder dein Bruder noch dein Cousin sind dir zu Hilfe gekommen. Jetzt weißt du, dass niemand verdient hat, dass du für ihn in den Ring springst. Du darfst keinem trauen, hörst du? Und außerdem kennst du jetzt das Gefühl der Erniedrigung und wirst in Zukunft alles vermeiden, was dich noch einmal in so eine Situation bringen könnte."
In seinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander, und er versuchte, ihre Worte zu verstehen. Alles in ihm widerstrebte ihren Argumenten – aber hatte sie nicht immer recht?
Sie kniete sich neben ihn und nahm ihn in die Arme. „Du bist mein Ein und Alles, und ich werde zu verhindern wissen, dass dir jemand wehtut. Wenn du groß bist, wirst du ein Mann sein, der alles bekommt, was er will. Die Welt wird dir zu Füßen liegen. Verstehst du nun, weshalb ich dich schlagen musste?"
Die großartige Zukunft, die sie für ihn ausmalte, verlockte und verwirrte ihn gleichermaßen. Schließlich nickte er, aber nur, um endlich allein sein zu dürfen. Denn er musste nachdenken.
Sanft strich sie ihm übers Haar und flüsterte: „So ist es recht, mein Junge."
Vor acht Jahren
„Du bist genau wie Mutter."
Haidar wäre bei diesen Worten fast schmerzlich zusammengezuckt. Offenbar kannte Jalal genau seinen wunden Punkt. Schon lange hatten er und sein Bruder begriffen, was ihre Mutter in Wirklichkeit gewesen war. Eine dämonische Frau. Die böse Königin. Daran konnten auch seine tiefen, ehrlichen Gefühle für sie nichts ändern. Ihren Titel „Dämonin" hatte sie sich verdient.
Jahrelang hatte sie ihre Schönheit, ihre Intelligenz und ihre vielfältigen Talente nur als tödliche Waffen im Spiel um die Macht eingesetzt. Das Wort Gnade kannte sie nicht. Anstatt ihre Qualitäten einzusetzen, um loyale Mitstreiter zu gewinnen und Gutes zu tun, arbeitete sie mit Einschüchterung, Zwang und Bestechung. Dass sie sich viele Feinde machte, schien ihr zu gefallen. Und dass ihr Ehemann, der König, zu ihren größten Feinden gehörte, war für sie bloß eine Herausforderung. Früher hatte Haidar sich oft gefragt, ob sie überhaupt ein menschliches Wesen war.
Schlimmer jedoch war, dass er mit der Zeit herausfand, wie sehr er ihr in vielem ähnelte. Es war ihr gelungen, das Gift ihres Herzens auch in seines zu träufeln, und er fürchtete sich davor, dass es ihm eines Tages nicht mehr gelingen würde, die schlechten Seiten in ihm zu unterdrücken.
Nun warf ihm Jalal vor, der getreue Sohn seiner Mutter zu sein, und das zu einem Zeitpunkt, an dem er gehofft hatte, ihrem Dunstkreis endlich entronnen zu sein. Denn seit er Roxanne kannte, hatte sich alles in seinem Leben verändert …
„Nein, es stimmt nicht, fuhr Jalal fort. „Du bist schlimmer als sie. Dabei dachte ich, das sei gar nicht möglich.
„Du redest, als sei sie ein Monster."
Äußerlich waren sich die beiden Zwillinge sehr unähnlich, und auch ihre Persönlichkeit war sehr verschieden. Bisher hatten sie nur selten über ihre Mutter gesprochen, eigentlich redeten sie sowieso kaum noch miteinander.
Jalal zuckte die Achseln. Es war eine nonchalante Geste, doch die geballte Wut, die dahintersteckte, war unverkennbar und erinnerte Haidar daran, dass sein Bruder im Gegensatz zu ihm ab und zu die Fäuste zu Hilfe nahm.
„Trotzdem liebe ich sie, sagte Jalal. „Einfach, weil sie meine Mutter ist. Dagegen kann ich mich nicht wehren. Gegen dich schon. Hier lasse ich dir deine Herzlosigkeit nicht durchgehen.
Der alte Konkurrenzkampf, der zwischen den Zwillingsbrüdern immer bestanden hatte, gewann die Oberhand, und Haidar antwortete scharf: „Ist das deine Strategie? Getreu dem alten Sprichwort ‚Schrei deinen Feind so lange an, bis er dich schlägt‘?"
„Du bist doch derjenige, der nach dem Motto handelt: ‚Hau drauf und renn heulend weg, greif an und schrei um Hilfe‘."
Jalals Kritik traf ihn. „Ich hätte nicht gedacht, dass du ein so schlechter Verlierer sein würdest. Roxanne hat mich genommen, akzeptier das doch einfach."
„Du hast nur gewonnen, weil du mit unlauteren Mitteln gearbeitet hast. Sie ist die Betrogene."
Nur mit Mühe konnte Haidar sich beherrschen. „Eine sehr schwache Ausrede dafür, dass du versucht hast, sie mir auszuspannen. Wir wissen beide, dass ich jede Frau haben kann."
„Roxanne hättest du nicht bekommen, denn sie weiß genau, wie eiskalt du bist. Was hast du ihr vorgespielt, dass sie irgendwann dachte, du seist der Märchenprinz?"
Obwohl in einem männlich dominierten Umfeld aufgewachsen, hatte Haidar nie körperliche Gewalt angewandt, um einen Streit auszutragen. Immer unterdrückte er sein Temperament und bediente sich stattdessen kalter Überlegenheit, um seine Gegner auszumanövrieren. Jetzt allerdings sehnte er sich danach, in Jalals attraktives Gesicht einen gezielten Faustschlag zu platzieren.
Doch er riss sich zusammen. „Fakt ist – Roxanne gehört mir."
„So behandelst du sie auch. Wie deinen persönlichen Besitz. Schlimmer noch – wie ein schmutziges Geheimnis. Du zwingst sie sogar, eure Beziehung vor ihrer Mutter geheim zu halten und zuzusehen, wie du mit all den anderen Frauen ausgehst, die du angeblich mit einem Fingerschnippen haben kannst. Du behauptest, das tätest du nur, um Roxanne zu schützen, aber ich nehme an, es bringt sie fast um, selbst wenn sie dir deine Lügen glaubt. Wie müsste es sie dann erst treffen, wenn sie wüsste, dass sie nur ein Spielzeug für dich ist, eines, das du benutzt, um dein monströses Ego zu bedienen?"
Fast wäre Haidar explodiert, doch dann erwiderte er nur kühl: „Und du weißt alles über ihre Gefühle, weil du ja ihr selbstloser, selbst ernannter ‚bester Freund und Vertrauter‘ bist? Weiß sie, dass du ihr nur deswegen so geduldig zuhörst und mit ihr Squash spielen gehst, weil du hoffst, sie ins Bett zu kriegen? Kannst du vergessen, Jalal, denn Roxanne bevorzugt mein Bett. Dauerhaft."
„Sehr galant von dir, es in alle Welt hinauszuposaunen."
„Nicht in alle Welt. Du weißt sowieso, dass wir miteinander schlafen. Trotzdem versuchst du, sie anzumachen."
„Du willst sie gar nicht wirklich, fuhr Jalal ihn aufgebracht an. „Du hast sie doch nur verführt, weil du mir eins auswischen wolltest. Sie ist bloß eine Schachfigur in einem deiner vielen Machtspielchen.
„Hast du vergessen, dass du es warst, der dieses ganz spezielle Spiel begonnen hat?"
„Ich hatte diese blödsinnige Wette sofort wieder vergessen. Aber du nicht. Du hast so getan, als hinge alles davon ab, dass du gewinnst. Wie immer. Und dann hast