Der Lord, der auch ein Werwolf war: Moonlight Romance 37 – Romantic Thriller
Von Helen Perkins
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Über dieses E-Book
Moonlight Romance bietet wohlige Schaudergefühle mit Gänsehauteffekt, geeignet, begeisternd für alle, deren Herz für Spannung, Spuk und Liebe schlägt. Immer wieder stellt sich die bange Frage: Gibt es für diese Phänomene eine natürliche Erklärung? Oder haben wir es wirklich mit Geistern und Gespenstern zu tun? Die Antworten darauf sind von Roman zu Roman unterschiedlich, manchmal auch mehrdeutig. Eben das macht die Lektüre so fantastisch...
Susan setzte sich in Bewegung. Die Burg war ihr Ziel. Dort gab es sicher Menschen, mit denen sie reden, die das Geheimnis lüften konnten. Sie sah, dass über den Zinnen des Burgturms eine Fahne wehte, was darauf hinwies, dass die Bewohner daheim waren. Kaum hatte die Träumende die ersten Schritte gemacht, erklang schauriges Wolfgeheul. Susan blickte sich um, konnte das Tier aber nirgends ausmachen. Sie bemerkte, dass der Mond voll und rund über dem Meer aufgegangen war. Der Wind frischte auf und griff mit eisigen Fingern nach ihr. Ein kalter Schauer rann über Susans Rücken. Und dann erklang wieder das Heulen, diesmal schon ganz nah. Sie schaute sich hektisch um, denn nun hörte sie noch andere Laute. Das Trappeln von Pfoten und ein gieriges Hecheln. Unvermittelt ergriff Angst die Träumende. Und zugleich versuchte sie, diesem Zustand, der sich allmählich zum Albtraum entwickelte, zu entkommen. Sie wollte aufwachen. Doch der Traum ließ sie nicht los! Der kleine Ort Newburgh lag nahe der Küste in einem schmalen Seitental der Grampian Mountains. Nur wenige kleine Steinhäuser reihten sich an der Dorfstraße auf. Ihre Bewohner waren meist Leibeigene der Lords von Somersby, die einen weiten Landstrich im Westen der schottischen Highlands besaßen. Als arme Tagelöhner lebten die Menschen in der kargen, sturmgepeitschten Landschaft von der Hand in den Mund.
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Buchvorschau
Der Lord, der auch ein Werwolf war - Helen Perkins
Moonlight Romance
– 37 –
Der Lord, der auch ein Werwolf war
Im Hause Somersby kam das Böse in die Welt
Helen Perkins
Susan setzte sich in Bewegung. Die Burg war ihr Ziel. Dort gab es sicher Menschen, mit denen sie reden, die das Geheimnis lüften konnten. Sie sah, dass über den Zinnen des Burgturms eine Fahne wehte, was darauf hinwies, dass die Bewohner daheim waren. Kaum hatte die Träumende die ersten Schritte gemacht, erklang schauriges Wolfgeheul. Susan blickte sich um, konnte das Tier aber nirgends ausmachen. Sie bemerkte, dass der Mond voll und rund über dem Meer aufgegangen war. Der Wind frischte auf und griff mit eisigen Fingern nach ihr. Ein kalter Schauer rann über Susans Rücken. Und dann erklang wieder das Heulen, diesmal schon ganz nah. Sie schaute sich hektisch um, denn nun hörte sie noch andere Laute. Das Trappeln von Pfoten und ein gieriges Hecheln. Unvermittelt ergriff Angst die Träumende. Und zugleich versuchte sie, diesem Zustand, der sich allmählich zum Albtraum entwickelte, zu entkommen. Sie wollte aufwachen. Doch der Traum ließ sie nicht los!
Der kleine Ort Newburgh lag nahe der Küste in einem schmalen Seitental der Grampian Mountains. Nur wenige kleine Steinhäuser reihten sich an der Dorfstraße auf. Ihre Bewohner waren meist Leibeigene der Lords von Somersby, die einen weiten Landstrich im Westen der schottischen Highlands besaßen.
Als arme Tagelöhner lebten die Menschen in der kargen, sturmgepeitschten Landschaft von der Hand in den Mund. Oft reichte das Wenige, das sie durch ihrer Hände Arbeit erwarben, weder zum Leben noch zum Sterben. Der Aberglaube hatte Hochkonjunktur im ausgehender Mittelalter, den so genannten »dark ages«. Man schrieb das Jahr 1492. Heinrich der Siebte, der erste Tudor auf dem britischen Thron, hatte seinen Vorgänger bei der Schlacht am Bosworth Field besiegt und regierte nun seit sieben Jahren. Durch seine Heirat mit Elisabeth von York hatte er die Rosenkriege beendet und das Land befriedet. Ruhe und Ordnung hatten unter seiner Regentschaft Einzug gehalten. Das feudale Gesellschaftssystem vermittelte den Menschen Sicherheit. Jeder wurde in sein Schicksal sozusagen hinein geboren. Und doch gab es immer wieder Einzelne, die sich damit nicht abfinden wollten, die nach mehr strebten.
Roweena Carter war solch ein Mensch. Ihre Mutter hatte in Triphon-Castle, dem Stammsitz der Lords von Somersby, als Köchin gearbeitet. Ihr Vater war ein hoffnungsloser Trinker gewesen, der bereits das Zeitliche gesegnet hatte, als Roweena kaum hatte laufen können. Sie wuchs quasi in der Schlossküche auf, denn die Mutter konnte sie sonst nirgends lassen, wenn sie die Mahlzeiten für die hochherrschaftlichen Bewohner des Schlosses kochte.
Als Roweena alt genug war, übernahm sie die Pflichten eines Küchenmädchens. Sie war fleißig und geschickt und machte ihrer Mutter nur Freude. Trotzdem achtete diese peinlich darauf, dass niemand von der Herrschaft ihre Tochter zu Gesicht bekam. Denn Roweena entwickelte sich zu einer bildschönen jungen Frau. Ihr Teint war hell wie Porzellan, ihre Gesichtszüge ebenmäßig und eine Flut reichen, kupferroten Haares brachte ihre himmelblauen Augen zum Leuchten.
Die Mutter zwang sie, alte Lumpen zu tragen und ihr Haar stets unter einem Kopftuch zu verstecken. Diese Sicherheitsmaßnahmen konnten allerdings nicht verhindern, dass einer der jungen Lords Roweenas Schönheit bemerkte und anfing, ihr nachzustellen.
Lord Humphrey war ein erstklassiger Kavalier, wohl gelitten bei Hofe, von blendendem Aussehen, dazu von angenehmem Wesen und aufrichtiger Denkungsart. Im Gegensatz zu seinen Brüdern hatte er es nicht auf ein flüchtiges Abenteuer abgesehen, sondern umwarb das schöne junge Mädchen mit zurückhaltender Galanterie.
Roweena verlor ihr Herz an den jungen Edelmann und träumte von einem Leben an seiner Seite. Als Lord Humphrey, dessen Absichten durchaus ernsthaft und ehrlich waren, sich allerdings seinem Vater offenbarte, unterband der alte Lord rigoros jedes weitere Zusammentreffen der Liebenden. Er verschaffte seinem Sohn einen Posten auf einem Expeditionsschiff, das in fremde, exotische Gewässer aufbrach und nie nach England zurückkehrte.
Roweena wurde zur Strafe für ihr ungebührliches Verhalten im Wald ausgesetzt, damit wilde Tiere sie fressen sollten. Sie irrte lange umher, bis sie, halb verhungert und irre vor Leid und Verzweiflung, von einer Kräuterfrau aufgelesen wurde, die in einem Hüttchen im tiefsten Wald hauste. Die Alte päppelte das schöne Mädchen wieder auf und weihte es in ihre Künste ein. Roweenas Schönheit war dahin. Das glänzende Haar stumpf und kurz geschnitten, die ebenmäßigen Züge verhärmt von bitterer Qual, die einst strahlenden Augen matt und trübe. Nur ein Gefühl beherrschte ihr Herz noch: Der Wunsch nach Rache!
Sie wollte es den Somersbys heimzahlen. Nicht eher wollte sie ruhen, bis das mächtige Geschlecht vom Erdboden getilgt war. Sehnsucht, Liebeskummer und Verzweiflung mischten sich in ihrem Herzen wie ein giftiger Cocktail. Der Verlust des Geliebten, das Ausgestoßensein von allen anderen Menschen und der übergroße Hass auf die Adelsfamilie in Triphon-Castle veränderten sie völlig. Von ihrer Lehrmeisterin erfuhr sie nicht nur, wie man heilende Salben und Kräutertinkturen herstellte, sie lernte auch alles über die schwarze Magie, die bald zu ihrem neuen Lebensinhalt werden sollte.
Im tiefen Wald wurde aus dem schönen, jungen Mädchen eine böse Hexe, die bereit war, alles zu tun, um ihr Ziel zu erreichen.
Und nach etwas mehr als einem Jahr war es dann soweit: Die »neue« Roweena kehrte in die menschliche Gesellschaft zurück.
In der Zwischenzeit war ihre Mutter vor Kummer gestorben. Roweena hatte sich so verändert, dass niemand sie mehr erkannte. Da sie von ihrer Mutter das Kochen gelernt hatte, übernahm sie bald deren Arbeit in der Schlossküche. Von diesem Tag an begann der Niedergang des Hauses Somersby. Rätselhafte Erkrankungen rafften die männlichen Mitglieder der Familie innerhalb von wenigen Monaten dahin. Nur Lord Cecil, Humphreys Vater, blieb davon verschont. Seine Gattin Lady Virginia setzte ihrem Leben in geistiger Umnachtung ein Ende. Mord, Entführung und Raub setzten den Somersbys heftig zu.
Kaum ein Jahr nach Roweenas Rückkehr sah es so aus, als würde das stolze Adelsgeschlecht schon sehr bald Geschichte sein. Die junge Hexe wollte bereits triumphieren, da erschien ein gefürchtetes Mitglied der Inquisition in dem dünn besiedelten Landstrich. Joaxim de Fernandez, ein junger Spanier, hatte es sich auf die Fahnen geschrieben, alle Hexen und Zauberer vom Erdboden zu tilgen. Lord Cecil lud den Mann in sein Schloss ein und bat ihn Hände ringend, die Quelle all des Übels und Unglücks, das seine Familie getroffen hatte, zu finden. Tatsächlich verstand de Fernandez sein Handwerk. Es dauerte nicht lange, bis Roweena der Hexerei beschuldigt und in Triphon-Castle eingekerkert wurde.
Der Lord veranstaltete einen Schauprozess. Alle Einwohner von Newburgh versammelten sich in der Schlosshalle. Da zu dieser Zeit auch die Pest bis nach Schottland vorgedrungen war, lastete man der Angeklagten ebenfalls die Pesttoten an. Der Inquisitor setzte Roweena brutalen Proben aus und wollte ihre Schuld durch ein Gottesurteil beweisen. Die Hexe sollte geköpft werden.
Doch sie lachte nur darüber. »Ihr könnt mich nicht töten«, schrie sie triumphierend. »Aber ich habe die Somersbys fast ausgerottet. Ich warne dich, Cecil Somersby! Lass mich frei, dann werde ich meine Rache vollenden und niemandem sonst schaden. Schlägst du mir aber den Kopf ab, kehre ich zurück und verfluche dich. Dich und alle folgenden Generationen von Somersbys! Ihr werdet ein Schicksal erleiden, das schlimmer sein wird als der Tod!«
Der Lord ließ sich aber nicht einschüchtern. Und das einfache Volk forderte zudem die Hinrichtung der Hexe, vor der alle sich sehr fürchteten.
So geschah es, dass