Dorian Hunter 69 - Die Schlichterin von Babylon
Von Susanne Wilhelm und Oliver Fröhlich
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Über dieses E-Book
Der 69. Band der legendären Serie um den "Dämonenkiller" Dorian Hunter. - "Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ›Dorian Hunter‹ und sein Spin-Off ›Das Haus Zamis‹ vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction." Kai Meyer
enthält die Romane:
258: "Die Schlichterin von Babylon"
259: "Der neue Schiedsrichter"
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Dorian Hunter 69 - Die Schlichterin von Babylon - Susanne Wilhelm
Die Schlichterin von Babylon
Band 69
Die Schlichterin von Babylon
von Oliver Fröhlich und S. R. Bellem
© Zaubermond Verlag 2012
© Dorian Hunter – Dämonenkiller
by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Titelbild: Mark Freier
eBook-Erstellung: story2go
© 2008 Zaubermond-Verlag
http://www.zaubermond.de
Alle Rechte vorbehalten
Was bisher geschah:
Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen verschrieben, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es Dorian, ihnen die Maske herunterzureißen.
Bald kommt Hunter seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als französischer Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Bösen, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Der Pakt galt, und als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, wanderte seine Seele in den nächsten Körper. Im Jahr 1713 wurde er als Ferdinand Dunkel in Wien Zeuge, wie Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, von einem Nachfolger verdrängt wurde, der sich fortan Asmodi II. nannte.
Nach vielen Irrungen nimmt Lucinda Kranich, die Schiedsrichterin der Schwarzen Familie, die Rolle des Asmodi an. Niemand weiß, dass sie in Wirklichkeit hinter dem wiedererstandenen Fürsten steckt. Und letztendlich wird ihre Maskerade Wirklichkeit. Dass Lucinda sich einen Teil Asmodis einverleibt hat, um seine Macht zu erlangen, wird ihr zum Verhängnis. Während eines Kampfes gegen einen Zentrumsdämon, der unter den Isles of Scilly gefangen war, übernimmt der in ihr schlummernde Asmodi die Kontrolle über ihren Körper und ersteht so tatsächlich wieder auf.
Zur selben Zeit kann Olivaro von den Scillies ein seltenes Artefakt mitnehmen: den Feuerschädel. Niemand weiß, was er damit vorhat ...
Erstes Buch: Die Schlichterin von Babylon
Die Schlichterin von Babylon
von Oliver Fröhlich und S. R. Bellem
nach einer Story von Susanne Wilhelm
1. Kapitel
Der Vollmond goss sein Licht über das dämonische Treiben auf dem Hexenhügel. Vor Hunderten von Jahren hatten unzählige zu Unrecht beschuldigte Frauen an diesem Ort ihr Leben verloren. Hingerichtet von der Inquisition. Gefoltert, verbrannt, geköpft, gehäutet oder auf sonstige bestialische Art im Namen der Kirche getötet. Blut hatte die Erde getränkt.
Ein Platz, wie geschaffen für einen Sabbat.
Asmodi hatte geladen und alle waren gekommen. Die rumänische Vampirsippe Modrescu mit ihrem Oberhaupt Radu. Naberius, ein alter Seuchendämon in der Gestalt eines hageren Mannes mit Raubvogelnase. Die Stansons, eine englische Werwolffamilie. Vanthara und Symirana, zwei geflügelte Dämonenschwestern aus dem fernen Osten. Didier Bagrod, ein haitianischer Voodoo-Priester. Edwin Jong und seine Brüder, allesamt Hexer aus den Niederlanden. Die von Hirdners, eine Gruppe von Nachtmahren. Und viele andere Kreaturen der Finsternis.
Sie tanzten ekstatisch um Feuerstellen, sangen finstere Ritualmelodien, gaben sich Orgien hin. Alle genossen das Fest. Nun, vielleicht nicht alle. Denn in den Mienen der sieben nackten, an Pfähle geketteten Jungfrauen lag Entsetzen, keine Freude. Sie kreischten, zerrten an den Fesselungen, weinten und wandten das Gesicht ab, wenn sich ein Dämon an ihnen verging. Sie flehten, man möge sie freilassen, doch damit stachelten sie die Feiernden nur weiter an.
Noch hatte Asmodi seinen Gästen nicht mitgeteilt, welchem Zweck der Sabbat diente. Doch die Tuscheleien der Anwesenden zeigten, dass viele einen Verdacht hegten.
»Hast du Neues von der Kranich gehört?«
»Seit einiger Zeit hat sie niemand mehr gesehen.«
»Ist sie bei Asmodi in Ungnade gefallen?«
»Aber sie hat ihm die Rückkehr doch erst ermöglicht!«
»Man erzählt sich, sie habe ihn verraten.«
»Wer erzählt das?«
»Na, eben man!«
»Sie ist tot.«
»Sie ist geflohen.«
»Asmodi hält sie gefangen.«
Der Fürst der Finsternis lauschte den Gerüchten und erfreute sich an ihnen. Bald würden die Gäste des Sabbats erfahren, worum es ging, aber bis dorthin sollten sie ruhig noch ein bisschen spekulieren. Auf die volle Wahrheit würde ohnehin niemand kommen. Und so musste es auch bleiben.
Lucinda Kranich hatte ihm die Rückkehr ermöglicht. Das traf zu. Allerdings unfreiwillig. Mittels eines nie da gewesenen magischen Rituals hatte sie ihn wiederauferstehen lassen – ihn, den wahren Fürsten der Finsternis, im Jahre 1713 entmachtet von einem Emporkömmling, der die Dreistigkeit besessen hatte, sich ebenfalls Asmodi zu nennen und in die Rolle als Oberhaupt der Schwarzen Familie zu schlüpfen.
Doch die Schiedsrichterin tat dies nicht, um ihn wieder auf den Thron zu heben. O nein, sie beanspruchte diesen Thron für sich selbst! Sie zeugte ein Kind mit Asmodi und fütterte es mit Teilen der sieben Höllenplagen-Dämonen. So gewann die Kindkreatur deren Fähigkeiten. Dass der wiedererweckte und noch schwache Asmodi nur kurz darauf bei einem Kellereinsturz das Leben erneut verlor, kam ihr gerade recht, hatte er die einzige ihm zugedachte Aufgabe mit der Zeugung doch erfüllt. Ihr ging es nämlich nur um das Teufelsbalg – oder um dessen Gehirn, das sie fraß. Denn so gingen die Kräfte der Höllenplagen-Dämonen auf sie über. Unter anderem die Fähigkeit der Gestaltwandlung. Sie ermöglichte es der Kranich, fortan als Asmodi aufzutreten.
Sie hatte allerdings nicht mit der Macht des wahren Asmodi gerechnet, die sie mit dem Gehirn des Kindes in sich aufgenommen hatte.
Der Fürst der Finsternis besaß nur eine verschwommene eigene Erinnerung an die Ereignisse nach seinem neuerlichen Tod. Doch irgendwie war es ihm offenbar gelungen, zu werden. In der verräterischen Lucinda Kranich. Er hatte sie vernichtet. Nun gab es nur noch ihn. Die Schiedsrichterin der Schwarzen Familie war Geschichte. Ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und ihre Erinnerungen jedoch lebten in ihm, Asmodi, fort.
Er war entschlossen, seine Herrschaft zu einer dauerhaften zu machen. Nie wieder durfte jemand es wagen, seinen Anspruch auf den Thron anzuzweifeln. Und er wusste bereits, wie er das durchsetzen konnte: Zum neuen Schiedsrichter der Schwarzen Familie würde er einen Dämon ernennen, der ihm schon während seiner ersten Amtszeit vor 1713 ergeben gewesen war. Er würde das eigentlich neutrale Amt mit einer Marionette besetzen und so in die Belange der Dämonen eingreifen können.
Eigens für diesen Sabbat hatte Asmodi einen Thron aus Menschenknochen herstellen lassen. Noch stand dieser verwaist auf einem ebenfalls aus Gebeinen errichteten Podest. Doch es war an der Zeit, seinem Gefolge den neuen Schiedsrichter vorzustellen.
Er stieg auf das Podium und ließ sich auf dem Knochensitz nieder. Es dauerte nur Sekunden, bis Ruhe einkehrte und sich alle Dämonenaugen ihm zuwandten. Selbst die Jungfrauen hörten auf zu kreischen und starrten wie gebannt in seine Richtung.
Wie er es gerne tat, zeigte sich der Fürst der Finsternis als stattlicher Mann im dunklen Anzug, der eine weiß schimmernde Fläche statt eines Gesichts trug, aus der heraus rotglühende Augen auf die Feiernden hinabsahen. Er breitete die Arme aus und schaute über die Dämonen hinweg. Mit einem magischen Trick gab er jedem Anwesenden das Gefühl, dass der Blick aus dem Ungesicht nur ihm galt.
»Seid gegrüßt«, hallte seine Stimme über den Hexenberg. »Ihr werdet euch fragen, warum ich euch zu diesem Sabbat eingeladen habe.«
Einige der Dämonen nickten, doch keiner wagte zu sprechen.
»Ihr sollt es erfahren«, fuhr Asmodi fort. »Denjenigen unter euch, die es noch nicht wissen, muss ich die Mitteilung machen, dass Lucinda Kranich tot ist.«
Noch immer lauschte die Menge, ohne einen Laut von sich zu geben.
»Das Amt des Schiedsrichters der Schwarzen Familie muss neu besetzt werden. Deshalb habe ich beschlossen …«
Plötzlich kehrte doch Unruhe ein. Asmodi konnte es nicht fassen, aber die Blicke wandten sich von ihm ab! Von ihm, dem Fürsten der Finsternis!
Es geriet Bewegung in die Menge, als sich ein Mann zwischen den Dämonen nach vorne schob. Aus weit auseinanderstehenden Augen in einem schmalen Gesicht sah er Asmodi an.
»Olivaro«, sagte der Herr der Schwarzen Familie, ohne die Stimme zu heben. In seinem Inneren jedoch tobte die Wut. »Ich kann mich nicht erinnern, dich eingeladen zu haben.«
»Ich weiß«, antwortete der ehemalige Januskopf. »Gewiss nur ein bedauerliches Versehen. Verzeihen Sie mein Eindringen, Asmodi. Aber es gibt da etwas, das Sie sehen sollten.«
Olivaro reckte die Hand nach vorne. Der Fürst der Finsternis zuckte zusammen, als er sah, was der ungebetene Gast hielt.
Das war unmöglich! Olivaro konnte diesen Gegenstand nicht besitzen. Und doch tat er es.
»Der Eidesstab!«, presste Asmodi hervor.
Der Januskopf lächelte und hielt den Stab über den Kopf, dass ihn auch jeder sehen konnte. Er war fast so lang wie sein Träger hoch und geformt wie ein schwarzer, knorriger Ast, den blutrote Bahnen umschlangen. »Wie ich sehe, erkennen Sie ihn wieder.«
»Das tue ich.«
»Wollen Sie Ihren Gästen nicht erklären, worum es sich handelt?«
Am liebsten wäre Asmodi dem Januskopf an die Gurgel gegangen oder hätte ihn mit einem Blitz vom Antlitz der Erde getilgt. Doch er wollte, dass ihn die Familie als stark ansah, nicht als unbeherrscht. Außerdem war er sich vor allem bei Olivaro nicht sicher, ob er ihn so ohne Weiteres vernichten könnte. Er wollte nicht ausgerechnet vor all den Dämonen scheitern.
Also blieb ihm nichts anderes übrig, als mitzuspielen. »Der Eidesstab ist das Amtszeichen des ersten Schiedsrichters, der dieses Amt jahrhundertelang bekleidete. Für lange Zeit galt er als … verschollen.«
Er war alles andere als entzückt von dessen erneutem Auftauchen. Und schon gar nicht wollte er das Artefakt in Olivaros Hand sehen. Beabsichtigte der Januskopf etwa, das Amt des Schiedsrichters an sich zu reißen? Ausgerechnet er, der als Einziger wusste, dass Asmodi nach seiner Wiederbelebung anfangs nicht er selbst, sondern Lucinda Kranich gewesen war. Etwas, das ihm die Schwarze Familie als Zeichen der Schwäche auslegen könnte.
»Verschollen.« Olivaro nickte und machte eine Pause, als müsse er über die Bedeutung des Wortes grübeln. »Das war er. Aber nun ist er wieder aufgetaucht. Keinen Augenblick zu früh, wie ich finde.«
Asmodi stand von seinem Knochenstuhl auf. »Wollen Sie sich um den Posten des Schiedsrichters bewerben?«
Olivaro riss die Augen auf und es gelang ihm tatsächlich, verblüfft auszusehen. Das hauchdünne Lächeln um seine Lippen zeigte dem Fürsten der Finsternis jedoch, dass dies nur gespielt war. »Ich? Wo denken Sie hin? Es steht mir nicht zu, mich dem Auswahlverfahren in den Weg zu stellen.«
»Auswahlverfahren?«
»Natürlich. Ich gehe davon aus, dass Sie nicht willkürlich jemanden zum Schiedsrichter ernennen, sondern unter den Bewerbern den Geeignetsten aussuchen.«
Gemurmel wurde laut.
Asmodi kämpfte wie ein Besessener, nicht die Beherrschung zu verlieren. Noch vor wenigen Minuten hätte er seinen Favoriten zum Schiedsrichter machen können, ohne auf Widerstand der versammelten Dämonen zu stoßen. Doch nun, da Olivaro ihnen den Floh eines Auswahlverfahrens ins Ohr gesetzt hatte, war dies nicht mehr durchführbar. Gerade in der Anfangszeit seiner Herrschaft musste er so viele Familien wie möglich hinter sich wissen. Nur so konnte er sicher sein, nicht wieder gestürzt zu werden. Olivaro war sich darüber klar und nutzte es für seine Zwecke aus, wie auch immer die aussehen mochten.
»So ist es«, antwortete Asmodi mit feierlicher Stimme. »Ich wollte es gerade verkünden, als Sie den Sabbat mit Ihrer Anwesenheit beehrten.«
»Sehr gut! Dann wird es Sie umso mehr freuen, dass der Eidesstab wieder aufgetaucht ist.« Olivaro drehte sich zu den Dämonen um. »Denn ihr müsst eines erfahren, meine Freunde: Aus sicherer Quelle weiß ich, dass Lucinda Kranich ihr eigenes Süppchen gekocht hat und nur auf ihren Vorteil bedacht war. Sie wollte selbst Fürst der Finsternis werden.«
Ein Raunen ging bei dieser Enthüllung durch die Dämonenmenge.
»Etwas, das nicht im Sinne des echten Fürsten sein kann. Nicht wahr, Asmodi?«
Was sollte dieses Geschwätz? Worauf wollte der Kerl hinaus? Das Dämonenoberhaupt stimmte zu, auch wenn er innerlich jederzeit bereit war, den Januskopf zum Schweigen zu bringen, sollte dieser das Geheimnis um Asmodis Wiedergeburt verraten wollen.
Olivaro lächelte den Fürsten der Finsternis an. »Entschuldigen Sie, ich will Ihnen nicht die Schau stehlen. Es ist schließlich Ihr Sabbat. Warum erzählen Sie Ihren Gästen nicht, was es mit dem Stab auf sich hat?«
»Wer einen Eid auf das Artefakt leistet, kann diesen nicht brechen«, presste Asmodi hervor. Er fürchtete, wenn er mehr sagte, könnte man ihm seine Wut anmerken.
»Die Schwarze Familie braucht einen starken Schiedsrichter«, nahm Olivaro den Faden auf. »Einen, der dieses Amtes würdig ist. Einen, der auf den Stab schwört und sich zur Neutralität verpflichtet. So, wie es das Amt von ihm verlangt.«
Plötzlich drängten die Dämonen auf den Januskopf zu. Offenbar gab es einige Interessenten für den Posten. Doch da löste sich der Eidesstab auf.
Ein Stöhnen der Enttäuschung ging durch die Menge.
»Eine hübsche Illusion, nicht wahr?«, sagte Olivaro. »Das echte Artefakt befindet sich in Sicherheit. Es wartet darauf, vom neuen Schiedsrichter, vom Würdigsten unter euch, gefunden zu werden.«
Aus dem Stöhnen wurde beifälliges Getuschel. Die Sippen schienen begeistert von dem Vorschlag zu sein, ermöglichte er doch, einen aus den eigenen Reihen in das Amt zu bringen. Neutralität hin, Eid her, bestimmt würde der neue Schiedsrichter eine Möglichkeit finden, die Familie zu bevorzugen, aus der er stammte. Asmodi konnte ihnen die Gedanken an den glänzenden Augen ablesen.
Für einen Augenblick schwieg der Fürst der Finsternis und ließ dem Stimmengewirr freien Lauf. Stattdessen dachte er über den Dämon nach, den er zum Schiedsrichter hatte ernennen wollen. Und über dessen … nun, spezielle Fähigkeit, von der außer ihm niemand wusste. Und plötzlich erschien ihm die Richtung, in die Olivaro ihn offenbar drängen wollte, gar nicht mehr so schlimm. Im Gegenteil! Sein Wunschkandidat könnte den Posten dennoch erringen und würde nur umso glaubhafter wirken. Und er, Asmodi, hätte trotzdem eine Marionette auf dem Stuhl des Schiedsrichters sitzen.
Er hob erneut die Arme. Sofort kehrte Ruhe ein.
»Ich danke Ihnen, Olivaro«, sagte er, diesmal ohne sich überwinden zu müssen. »Das ist eine brillante Idee, der ich gerne zustimme. Allerdings will ich nicht, dass alle Mitglieder der Schwarzen Familie eine wilde Hatz nach dem Stab starten. Deshalb soll sich jeder, der den Posten des Schiedsrichters für sich beanspruchen möchte, bis zum Morgengrauen bei mir melden.«
Und du, Olivaro, dachte er, wirst mir bei Gelegenheit erklären müssen, wie du an den Stab gekommen bist.
Asmodi entging keineswegs das zufriedene Lächeln des ehemaligen Januskopfs. Sollte er nur lächeln, solange er noch konnte. Schließlich wusste er nicht, welcher Trumpf noch im Ärmel des Fürsten der Finsternis steckte.
»Leider konnten wir Asmodi nicht besiegen.« Nur mit einer Badehose bekleidet lag Dorian Hunter in einer Liege auf dem Sonnendeck von Jeff Parkers Yacht und ließ sich die bräunenden Strahlen auf den Leib brennen. In der Hand hielt er einen Cocktail, dessen Hauptbestandteil Bourbon dem Getränk den rechten Kick verlieh. Er genoss es, nach den Erlebnissen auf den Isles of Scilly – oder sollte man besser sagen, unter den Isles of Scilly? – ein paar Tage auszuspannen.
Die Sonne über und Coco Zamis neben sich, so konnte einem das Leben Spaß machen. Dennoch kamen sie gelegentlich auf die vergangenen Ereignisse zu sprechen.
»Ich fürchte sogar«, fuhr Dorian fort, »dass er aus dem Kampf mit dem Zentrumsdämon gestärkt hervorgegangen ist.«
»Immerhin haben wir die Welt gerettet«, entgegnete Coco. »Und der Zentrumsdämon existiert auch nicht mehr. Kein schlechtes Ergebnis, wie ich finde.«
»Trotzdem hätte ich Asmodi gerne gleich mit vernichtet.«
Coco setzte sich auf, nahm einen Schluck von ihrem nicht gar so alkoholhaltigen, dafür umso farbigeren Cocktail und sah Dorian mit ernster Miene an. »Und dann? Es wäre der nächste Fürst der Finsternis gekommen und nach ihm der übernächste. Die Hoffnung, die Schwarze Familie falle nach dem Tod ihres Oberhaupts auseinander und sei leichter zu vernichten, habe ich längst aufgegeben.«
»Ich nicht! Außerdem bleibt uns ohnehin keine andere Wahl, als immer weiterzukämpfen. Bis wir eines Tages den Sieg davontragen.«
»Oder sterben.«
Dorian nickte. »Durchaus möglich. Aber dann sterbe ich wenigstens im Bewusstsein, alles versucht zu haben.«
Coco legte sich wieder hin und starrte in den Himmel.
»Was ist?«, fragte der Dämonenkiller.