Wir dürfen uns nicht verlieren!: Chefarzt Dr. Norden 1130 – Arztroman
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So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche!
Dr. Felicitas Norden saß kerzengerade im Bett und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit, die genauso undurchdringlich war wie die Stille um sie herum. Was war es dann, das sie geweckt hatte? Sie spürte in sich hinein. An den Bauchschmerzen konnte es nicht liegen. Diese leichte Übelkeit trug sie seit Tagen mit sich herum. Mal schlimm, mal weniger schlimm. Im Augenblick waren sie erträglich. Genau wie das Sodbrennen. Wahrscheinlich allesamt Symptome einer Magenverstimmung. Ich hätte die Popcorn im Kino nicht essen sollen!, ging es ihr durch den Sinn. Sie fiel zurück ins Kissen, lauschte auf den tiefen Atemzug, den ihr Mann neben ihr machte. Spürte, wie er im Schlaf nach ihr suchte. Seine Hand schob sich auf ihren Bauch. Dann bewegte er sich nicht mehr. Eine Weile lag Felicitas da und versuchte, wieder in den Schlaf zu finden. Die Gedanken, die sich in der Dunkelheit selbstständig machten, machten ihr einen Strich durch die Rechnung. Ohne dass sie Einfluss darauf gehabt hätte, spulte ihr Kopf das Programm des nächsten Tages ab. Der überfällige Besuch beim Steuerberater, bei dem sie die Quittungen aus dem letzten Jahr abliefern musste, damit die – schon seit Juni verlängerte – Abgabe der Steuererklärung in der nächsten Woche endlich über die Bühne gehen konnte.
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Buchvorschau
Wir dürfen uns nicht verlieren! - Patricia Vandenberg
Chefarzt Dr. Norden
– 1130–
Wir dürfen uns nicht verlieren!
Dr. Daniel Norden bangt um sein Lebensglück
Patricia Vandenberg
Dr. Felicitas Norden saß kerzengerade im Bett und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit, die genauso undurchdringlich war wie die Stille um sie herum.
Was war es dann, das sie geweckt hatte? Sie spürte in sich hinein. An den Bauchschmerzen konnte es nicht liegen. Diese leichte Übelkeit trug sie seit Tagen mit sich herum. Mal schlimm, mal weniger schlimm. Im Augenblick waren sie erträglich. Genau wie das Sodbrennen. Wahrscheinlich allesamt Symptome einer Magenverstimmung. Ich hätte die Popcorn im Kino nicht essen sollen!, ging es ihr durch den Sinn. Sie fiel zurück ins Kissen, lauschte auf den tiefen Atemzug, den ihr Mann neben ihr machte. Spürte, wie er im Schlaf nach ihr suchte. Seine Hand schob sich auf ihren Bauch. Dann bewegte er sich nicht mehr. Eine Weile lag Felicitas da und versuchte, wieder in den Schlaf zu finden. Die Gedanken, die sich in der Dunkelheit selbstständig machten, machten ihr einen Strich durch die Rechnung. Ohne dass sie Einfluss darauf gehabt hätte, spulte ihr Kopf das Programm des nächsten Tages ab. Der überfällige Besuch beim Steuerberater, bei dem sie die Quittungen aus dem letzten Jahr abliefern musste, damit die – schon seit Juni verlängerte – Abgabe der Steuererklärung in der nächsten Woche endlich über die Bühne gehen konnte. Das Gespräch mit ihrem Stellvertreter Volker Lammers, der wieder einmal die Eltern eines kleinen Patienten vor den Kopf gestoßen hatte. Fee dachte an die Liste, die sie unbedingt schreiben musste, damit einer der Zwillinge einkaufen gehen konnte, während sie und Daniel in der Klinik waren. Dazu musste sie aber zuerst die Mahlzeiten planen. Und Geld holen. Rechnungen bezahlen. Und da war ja noch die kaputte Jalousie in Felix’ altem Zimmer. Wenn die Pflanze darin nicht bald wieder Tageslicht bekam, würde sie jämmerlich eingehen. Fee setzte einen Anruf beim Handwerker auf die Liste in ihrem Kopf. Irgendjemand musste all das schließlich machen. Und zwar neben der regulären Arbeit in der Klinik. Fee keuchte in die Dunkelheit. Kein Wunder, dass sie bei diesem Pensum Atemnot bekam. Es lag am Stress. Das war doch logisch! Aber stimmte das auch wirklich? Plötzlich musste sie an die Patientin denken, von der Daniel ihr bei einer ihrer gemeinsamen Kaffeepausen in der Klinik berichtet hatte. Eine 27-jährige Sängerin, bei der Multiple Sklerose diagnostiziert worden war. »Es kann jeden treffen«, hatte er nachdenklich gesagt und an seinem Kaffee genippt. Oder die Nachbarin, von der ihre Freundin Elena erst am vergangenen Abend erzählt hatte. Die arme Frau, die während der Schwangerschaft an Brustkrebs erkrankt war. Obwohl Fee sie nicht kannte, hatte sie furchtbar Mitleid mit ihr. Gleichzeitig hatte ihr dieses Schicksal einen Schrecken eingejagt. Dan hatte recht: Es konnte jeden treffen.
»Morgen hole ich mir einen Termin bei Dr. Lekutat und lasse mich durchchecken«, flüsterte sie in die Dunkelheit. Ihre Wahl hatte einen Grund. Bei ihr konnte sie sich der nötigen emotionalen Distanz sicher sein. Die beiden Frauen kannten sich nur flüchtig. Selbst wenn die Notärztin aus gutem Grund in der Klinik als Elefant im Porzellanladen verschrien war, war sie keine Klatschbase. Fee wusste, dass sie sich in jeder Hinsicht auf die Lektutat verlassen konnte.
Die Bettdecke neben ihr raschelte.
»Was ist denn, mein Schatz?«, murmelte eine schlafwarme Stimme. »Hast du schlecht geträumt?«
»Alles gut. Schlaf weiter!« Fee beugte sich über ihren Mann und küsste ihn auf die Wange. Dann schmiegte sie sich in seine Armbeuge, um Schutz zu suchen vor den Gespenstern der Nacht.
Und wirklich: Daniels Magie wirkte auch nach so vielen Jahren immer noch. Schmerzen und Schrecken verblassten, und kurz darauf war auch Felicitas wieder eingeschlafen.
*
Der nächste Morgen schien sich vorgenommen zu haben, die Schrecken der Nacht noch ein wenig auszukosten. Viel zu spät öffnete das Ehepaar Norden die Augen. Warum nur hatte der Wecker nicht geklingelt?
Das Frühstück musste ausfallen, und auf dem Weg in die Klinik entgingen sie nur mit knapper Not einem Unfall.
»Du liebe Zeit!«, schimpfte Dr. Daniel Norden, als er den Kleinwagen glücklich auf dem Parkplatz der Behnisch-Klinik abgestellt hatte.
»Das war ganz schön knapp«, murmelte Fee neben ihm.
»Ich möchte mal wissen, wer dieser Wahnsinnige ist, der uns die Vorfahrt genommen hat.« Der Wagen wackelte, als Daniel Norden die Tür zuwarf. Er starrte hinüber zur schwarzen Limousine, die nicht weit von ihnen geparkt hatte. Die Sonne spiegelte sich im Lack und blendete ihn. So erkannte er den Kollegen erst auf den zweiten Blick. »Aydin? Sie?«
»Guten Morgen allerseits!«, rief der neue Kollege. Wie von Zauberhand öffnete sich die hintere Tür seines Wagens. Überrascht stellte Daniel fest, dass es sich um eine Schiebetür handelte, in der der Rollstuhl des Neurochirurgen auftauchte. Eine Schiene beförderte ihn nach draußen. Unterdessen hatte Milan Aydin ein Rutschbrett neben dem Fahrersitz herausgeklappt. Mit ein paar Handgriffen war der Rollstuhl aufgeklappt, die Fußstützen eingehängt und das Sitzkissen positioniert. Ein Ruck, und Milan landete wohlbehalten in seinem Stuhl. »Ist das nicht ein herrlicher Tag?« Sein Atem stand in kleinen Wolken vor seinem Mund.
Er hatte recht. Die Sonne schien vom blassblauen Himmel. Der Raureif an Bäumen und Sträuchern glitzerte wie Tausende kleine Diamanten.
Dr. Norden war trotzdem nicht zum Lachen zumute.
»Oft möchte ich nicht gemeinsam mit Ihnen hier ankommen.«
»Was kann ich dafür, dass die Sonne so blendet?« Die Rollstuhlreifen knirschten auf dem Split, den ein umsichtiger Mensch gestreut hatte. »Worüber regen Sie sich überhaupt auf? Es ist doch nichts passiert.« Mühelos hielt Milan mit dem Ehepaar Norden mit, das auf den Eingang der Klinik zuging. Die Türen schoben sich auf. Ein angenehmer Geruch, der an freundliche Menschen und nette Gespräche erinnerte, empfing sie. Prompt kam ihnen Dr. Linhardt entgegen.
»Guten Morgen, die Herrschaften«, grüßte sie und blieb bei den Kollegen stehen.
»Wie war der Dienst?«, erkundigte sich Daniel bei der Herzspezialistin.
»Überraschend ruhig.« Sie strich sich eine dunkle Strähne aus der Stirn. »Ich konnte sogar ein bisschen schlafen.«
»Das freut mich. Das hier ist übrigens unser neuer Kollege …« Weiter kam Dr. Norden nicht.
Schon hatte Milan die Hand ausgestreckt und rollte auf Katharina zu.
»Milan Aydin. Seit ein paar Tagen verbessere ich die Behindertenquote an dieser Klinik. Neurochirurgie.« Er legte den Kopf schief