… doch die Wahrheit kommt ans Licht: Dr. Norden Bestseller 286 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
In der Praxis Dr. Norden herrschte Hochbetrieb, obgleich Schulferien waren, aber sicher war daran auch das schwüle, ja, fast tropische Wetter schuld, das schon seit Tagen auf der Stadt lastete. Kein Lüftchen bewegte sich, und die Abgase des Urlauberverkehrs belasteten die Luft. Da litten besonders die Herzkranken und Kreislaufgeschädigten, und es gab viele Unfälle. Auch an diesem Vormittag wurde Dr. Norden aus der Praxis weggerufen, weil es auf der Autobahnzufahrt zu einer Massenkarambolage gekommen war. Ein Notfall hatte Vorrang, und da gab es kaum einen Patienten, der dafür nicht Verständnis hatte, wenigstens nicht in Dr. Nordens Praxis. Seine Patienten wußten ja, daß er immer zur Stelle war, wenn er gebraucht wurde. Die Verletzten an der Unfallstelle brauchten rasch Hilfe. Zwei Schwerverletzte wurden schon im Notarztwagen zum Klinikum gebracht. Ein zweiter Notarztwagen kam gleichzeitig mit Dr. Norden an, aber für ihn gab es trotzdem noch etwas zu tun. Zuerst half er einer jungen Frau mit ihrem kleinen Sohn aus einem demolierten Wagen. Der Ehemann hatte zu den Schwerverletzten gehört. Die beiden sollten aber nun ebenfalls in die Klinik gebracht werden, um festzustellen, ob sie innere Verletzungen davongetragen hatten, denn bei Patienten in einem Schocktrauma konnte man das nicht gleich beurteilen. Dann sah Dr. Norden eine dunkelhaarige junge Frau neben einem ebenfalls stark beschädigten Wagen stehen, der französische Kennzeichen hatte. Er bemerkte, daß sie sich an der heraushängenden Autotür festklammerte und eilte zu ihr. Anscheinend hatte sich bisher noch niemand um sie gekümmert.
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… doch die Wahrheit kommt ans Licht - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 286–
… doch die Wahrheit kommt ans Licht
Patricia Vandenberg
In der Praxis Dr. Norden herrschte Hochbetrieb, obgleich Schulferien waren, aber sicher war daran auch das schwüle, ja, fast tropische Wetter schuld, das schon seit Tagen auf der Stadt lastete. Kein Lüftchen bewegte sich, und die Abgase des Urlauberverkehrs belasteten die Luft. Da litten besonders die Herzkranken und Kreislaufgeschädigten, und es gab viele Unfälle.
Auch an diesem Vormittag wurde Dr. Norden aus der Praxis weggerufen, weil es auf der Autobahnzufahrt zu einer Massenkarambolage gekommen war.
Ein Notfall hatte Vorrang, und da gab es kaum einen Patienten, der dafür nicht Verständnis hatte, wenigstens nicht in Dr. Nordens Praxis. Seine Patienten wußten ja, daß er immer zur Stelle war, wenn er gebraucht wurde.
Die Verletzten an der Unfallstelle brauchten rasch Hilfe. Zwei Schwerverletzte wurden schon im Notarztwagen zum Klinikum gebracht. Ein zweiter Notarztwagen kam gleichzeitig mit Dr. Norden an, aber für ihn gab es trotzdem noch etwas zu tun. Zuerst half er einer jungen Frau mit ihrem kleinen Sohn aus einem demolierten Wagen. Der Ehemann hatte zu den Schwerverletzten gehört. Die beiden sollten aber nun ebenfalls in die Klinik gebracht werden, um festzustellen, ob sie innere Verletzungen davongetragen hatten, denn bei Patienten in einem Schocktrauma konnte man das nicht gleich beurteilen.
Dann sah Dr. Norden eine dunkelhaarige junge Frau neben einem ebenfalls stark beschädigten Wagen stehen, der französische Kennzeichen hatte. Er bemerkte, daß sie sich an der heraushängenden Autotür festklammerte und eilte zu ihr. Anscheinend hatte sich bisher noch niemand um sie gekümmert.
Schnell erinnerte sich Daniel Norden an seine französischen Sprachkenntnisse und fragte, ob sie Schmerzen hätte. Allerdings schien er nicht die richtigen Vokabeln gefunden zu haben, denn sie versuchte ein klägliches Lächeln und sagte, daß er ruhig deutsch mit ihr reden könne, da sie Deutsche sei.
Ja, sie hatte Schmerzen und eine Platzwunde an der Stirn, die ziemlich stark blutete. Sie hatte ein Taschentuch dagegen gedrückt, aber Dr. Norden hatte ihre Hand mit dem Tuch behutsam weggezogen.
»Das sollten Sie lieber nicht machen wegen der möglichen Infektion«, sagte er.
»Ganz unbewußt«, murmelte sie. »Ich weiß überhaupt nicht, wie das passiert ist.«
Aber da kam schon ein Polizist und wollte sie befragen. »Die junge Dame muß versorgt werden«, sagte Dr. Norden. »Notieren Sie die Personalien. Ich nehme die Patientin mit.«
Ihr Name war Martina Heiberg, vierundzwanzig Jahre, Modezeichnerin und zur Zeit wohnhaft in Paris.
Sie gab an, in welchem Hotel sie hier wohnen wollte, es war eines in dieser Gegend, nämlich das Hotel zur Sonne, klein aber fein, wie man sagte.
Der Wagen mußte abgeschleppt werden. Der Beamte hatte zu bemängeln, daß sie ihren Paß nicht fand, und Dr. Norden merkte, daß sie dies in Verwirrung stürzte.
Den Führerschein und die Wagenpapiere konnte sie vorweisen, und Dr. Norden konnte sie mit in die Praxis nehmen. In eine Klinik wollte sie nicht, weil sie am Nachmittag eine wichtige Besprechung hätte, wie sie sagte.
Sie wurde in das Behandlungszimmer gelegt und bekam Beruhigungstropfen. Mit Injektionen war Dr. Norden vorsichtig, wenn er die Patienten nicht kannte, und es schien auch so, als wäre es vor allem der Schock, der sich nun auswirkte.
Franzi, die noch lernende Arzthelferin, kümmerte sich um Martina Heiberg, nachdem Dr. Norden die Platzwunde an der Stirn sorgfältig desinfiziert und versorgt hatte.
Martina konnte sich entspannen und erinnerte sich nun auch wieder, wie das passiert war. Sie konnte es Dr. Norden erzählen, der sich ihr widmen konnte, nachdem er die noch wartenden Patienten versorgt hatte.
»Ich hielt einen ziemlichen Abstand zu den vorausfahrenden Wagen, weil ich nicht genau wußte, wo ich abbiegen mußte«, berichtete sie. »Ich wurde schon ein paarmal angehupt, und dann raste ein Sportwagen an mir vorbei, beachtete den Gegenverkehr nicht, geriet ins Schleudern und fuhr auf einen Transporter auf. Was dann noch alles für Wagen darin verwickelt wurden, weiß ich nicht. Jedenfalls fuhr noch einer auf meinen Wagen auf, und deshalb wurde ich noch nach vorn gedrückt. Es ging alles wahnsinnig schnell. Es ist aber schrecklich, daß so viele Leute verletzt sind. Ich bin ja von Paris allerhand gewohnt, aber solchen Unfall habe ich noch nicht erlebt.«
Sie konnte jedoch reden, sich erinnern, und sie war auch nicht so schwer verletzt, daß sie noch in die Klinik gebracht werden mußte.
Die Spannung hatte sich gelöst, und Dr. Norden stellte fest, daß sie eine sehr aparte junge Dame war. Große topasfarbene Augen blickten ihn dankbar an.
»Ich verstehe nicht, wo mein Paß geblieben ist«, sagte sie geistesabwesend. »Ich hatte ihn an der Grenze noch. Das beschäftigt mich wirklich. Ich kann ihn doch nicht an der Unfallstelle verloren haben. Da habe ich nichts aus der Tasche genommen.«
»Doch, sicher das Taschentuch«, sagte Dr. Norden.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe die Papiere immer in der Seitentasche, damit ich nicht lange suchen muß. Merkwürdig.«
»Es wird sich schon herausstellen«, sagte Dr. Norden beruhigend. »Ruhen Sie sich gründlich aus, und wenn Sie wieder Beschwerden bekommen, stehe ich gern zur Verfügung.«
»Sie sind sehr nett«, sagte Martina. »Was bin ich Ihnen schuldig?«
»Lassen wir das, es war ein Samariterdienst«, erwiderte er lächelnd. »Gute Besserung, und hoffentlich geht das mit den Versicherungen alles klar.«
Sie seufzte. »Das wird wohl noch dauern, und ich würde den Wagen so dringend brauchen.«
»Wollten Sie bald wieder nach Paris zurück?«
»Ich habe hier eine Stellung angeboten bekommen. Wenn es klappt, bleibe ich, sonst mache ich nur ein paar Wochen Urlaub.«
Sie ließ ein Taxi rufen und sagte beim Abschied, daß sie bestimmt nochmals kommen würde.
»Das ist schon ein Pech, wenn einem so was passiert«, meinte Franzi.
»Jedenfalls lebt sie, das ist wohl am wichtigsten«, meinte Dorthe.
*
Trotz aller Aufregung sah Martina Heiberg dem Treffen mit Roger Pertain mit großer Spannung entgegen. Noch niemals hatte sie ein so großes Interesse an einem Mann gehabt wie an ihm.
Es machte sie glücklich, daß er ihr, obgleich sie sich noch gar nicht lange kannten, ein so großes Vertrauen entgegenbrachte, daß er sie gebeten hatte, für ihn sehr wichtige Papiere von einem Geschäftsfreund in Karlsruhe abzuholen und mit nach München zu bringen.
Das hatte sie auch getan. Sie hatte diesen Herrn Lambert in Karlsruhe getroffen, und sie hatte dann auch die Nacht dort verbracht, weil es ihr ohnehin zuviel geworden wäre, die ganze Strecke von Paris durchzufahren.
Freilich hätte sie auch fliegen können, aber da Roger vorgeschlagen hatte, doch ein paar Tage Urlaub mit ihm in Bayern zu machen, hatte sie gemeint, es wäre besser, mit dem Wagen zu kommen, da Roger geflogen war.
Es stimmte auch, daß sie ein sehr gutes Angebot von einem Münchener Modeschöpfer bekommen hatte, aber wenn sich alles erfüllte, was sie von Roger erhoffte, wollte sie in Paris bleiben.
Obwohl aber Roger eine solche Faszination auf sie ausübte, war sie nicht unkritisch. Sie war eine selbstbewußte junge Frau, hatte Erfolg im Beruf und sehr konkrete Vorstellungen von einer Partnerschaft. Gewisse Rätsel gab ihr Roger nämlich schon auf, und sie war nicht bereit, mit blindverliebten Augen in die Irre zu gehen.
Die Zimmer im Hotel zur Sonne hatte Roger bestellt. Wenn Martina in München war, wohnte sie sonst stets bei ihrer Tante Melanie Gormann, die auch eine hübsche Pension besaß, aber Roger hatte gemeint, daß sie dann zu viel Familienrücksicht nehmen müsse, und damit hätte er es gar nicht.
Martina vermochte nicht, ihm zu widersprechen. Wenn er sie ansah, war sie dazu nicht fähig, ja, sie war fast willenlos.
Als sie nun das Hotel zur Sonne erreichte, die Fahrt hatte nicht lange gedauert, wurde sie mit einem recht merkwürdigen Blick von einer Frau mittleren Alters empfangen. Als sie ihren Namen nannte, wurde die Miene der anderen freundlicher.
»Bitte, Madame, Monsieur Pertain ist noch nicht zurück. Er mußte nach Wien fliegen. Sie sind ohne Gepäck?«
»Ich hatte einen Unfall, und in der Aufregung habe ich die Koffer im Wagen gelassen. Ich bin noch ziemlich verwirrt.«
»Oh, das tut mir leid. Sie möchten sicher ruhen.«
»Ich müßte mich eigentlich um mein Gepäck kümmern«, sagte Martina nachdenklich.
»Es wird sichergestellt worden sein. Unsere Polizei ist sehr korrekt«, erklärte Frau Baumer. So hatte sie sich vorgestellt.
»Ich kann mich bei der Dienststelle erkundigen, wenn Sie mir die Kennzeichen Ihres Wagens sagen.«
»Sie sind sehr freundlich. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das tun würden. Sie haben sicher mehr Erfahrung als ich.«
»Ja, sicher, und wir sind ja auch als seriös bekannt.«
»Dann würde ich mich gern hinlegen«, sagte Martina.
»Ich bringe Ihnen gern noch einen