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Er musste immer der Beste sein: Sophienlust 176 – Familienroman
Er musste immer der Beste sein: Sophienlust 176 – Familienroman
Er musste immer der Beste sein: Sophienlust 176 – Familienroman
eBook129 Seiten1 Stunde

Er musste immer der Beste sein: Sophienlust 176 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

»Und selbstverständlich ist Bernd auch in Englisch Klassenbester.« Manfred Richter führte wieder einmal das große Wort. Seine Stimme war so laut, dass den anderen Gästen gar nichts anderes übrig blieb, als ihm zuzuhören, obwohl niemand unter ihnen war, der sich für das Thema sonderlich erwärmen konnte.


Sie saßen in dem gemütlichen Gastraum einer Pension auf der Tauplitzalm beisammen und warteten auf das Abendessen. Da gerade Weihnachtsferien waren, handelte es sich durchweg um Familien mit Kindern, die zum größten Teil froh waren, der Schule für knapp zwei Wochen entronnen zu sein. Die Eltern hätten ganz gern Erfahrungen über die Erfolge und Misserfolge ihrer Sprösslinge ausgetauscht, aber sie schwiegen, denn mit Bernd Richter konnte sich keiner der anderen Kinder messen.


»So? Wirklich?«, murmelte seine Nachbarin, eine ungefähr fünfzigjährige Dame, die mit ihrer Enkelin Gerda in die Steiermark gekommen war. Gerda war ebenso wie Bernd Richter elf Jahre alt.


An dem gleichen Tisch wie die Richters und Frau Hofer mit ihrer Enkelin, saß noch ein Ehepaar mit Zwillingen, zwei dreizehnjährigen Jungen. Der Wirt hatte dieses Arrangement vorgeschlagen in dem Bestreben, es seinen Gästen recht zu machen. Er hatte angenommen, dass die Kinder schnell Freundschaft miteinander schließen würden, da sie gleichmäßig zusammenpassten. Doch Manfred Richters großsprecherische Art vereitelte diese Annahme. Statt sich wohlzufühlen, litten die anderen, nur, ohne dass Herr Richter das zu bemerken schien. Er war sichtlich in seinem Element.


Außer diesem einen großen Tisch gab es in der Gaststube nur noch kleinere Tische für je eine Familie. Aber obwohl die Inhaber der kleinen Tische nicht unmittelbar
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum9. Jan. 2018
ISBN9783740924881
Er musste immer der Beste sein: Sophienlust 176 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Er musste immer der Beste sein - Elisabeth Swoboda

    Sophienlust

    – 176 –

    Er musste immer der Beste sein

    … doch plötzlich gerät Bernds Leben aus den Fugen

    Elisabeth Swoboda

    »Und selbstverständlich ist Bernd auch in Englisch Klassenbester.« Manfred Richter führte wieder einmal das große Wort. Seine Stimme war so laut, dass den anderen Gästen gar nichts anderes übrig blieb, als ihm zuzuhören, obwohl niemand unter ihnen war, der sich für das Thema sonderlich erwärmen konnte.

    Sie saßen in dem gemütlichen Gastraum einer Pension auf der Tauplitzalm beisammen und warteten auf das Abendessen. Da gerade Weihnachtsferien waren, handelte es sich durchweg um Familien mit Kindern, die zum größten Teil froh waren, der Schule für knapp zwei Wochen entronnen zu sein. Die Eltern hätten ganz gern Erfahrungen über die Erfolge und Misserfolge ihrer Sprösslinge ausgetauscht, aber sie schwiegen, denn mit Bernd Richter konnte sich keiner der anderen Kinder messen.

    »So? Wirklich?«, murmelte seine Nachbarin, eine ungefähr fünfzigjährige Dame, die mit ihrer Enkelin Gerda in die Steiermark gekommen war. Gerda war ebenso wie Bernd Richter elf Jahre alt.

    An dem gleichen Tisch wie die Richters und Frau Hofer mit ihrer Enkelin, saß noch ein Ehepaar mit Zwillingen, zwei dreizehnjährigen Jungen. Der Wirt hatte dieses Arrangement vorgeschlagen in dem Bestreben, es seinen Gästen recht zu machen. Er hatte angenommen, dass die Kinder schnell Freundschaft miteinander schließen würden, da sie gleichmäßig zusammenpassten. Doch Manfred Richters großsprecherische Art vereitelte diese Annahme. Statt sich wohlzufühlen, litten die anderen, nur, ohne dass Herr Richter das zu bemerken schien. Er war sichtlich in seinem Element.

    Außer diesem einen großen Tisch gab es in der Gaststube nur noch kleinere Tische für je eine Familie. Aber obwohl die Inhaber der kleinen Tische nicht unmittelbar neben Manfred Richter saßen, konnten sie ihre Ohren nicht verschließen. Seine Stimme war zu durchdringend. Der einzige Vorteil, den sie hatten, bestand darin, dass sie wenigstens nicht antworten mussten.

    Obwohl Frau Hofers ›So? Wirklich?‹ durchaus nicht einladend geklungen hatte, floss der Redestrom von Bernds Vater unvermindert weiter.

    »Ja, Bernd war so gescheit, dass er schon mit fünf Jahren in die Schule hätte eintreten können«, betonte Manfred Richter. »Leider ist das nicht erlaubt. Eigentlich eine Frechheit, wie sehr die Gesetze die Bürger einschränken«, ereiferte er sich.

    »Ich halte das für richtig«, wagte Frau Hofer aufzumucken. »Ein fünf­jähriges Kind würde schon allein durch die strenge Schulordnung überfordert sein. Eine ganze Stunde hindurch still sitzen zu müssen …«

    »Nur eine Frage der Disziplin«, unterbrach der Abteilungsleiter seine Nachbarin. »Bernd hätte es spielend geschafft. Er war in der Volksschule seinen Mitschülern haushoch überlegen. Seine Lehrerin versicherte mir, dass ein so begabtes Kind eine Seltenheit sei. Es gibt kein Fach, in dem er abfällt. Er kann gut zeichnen, er hat ein musikalisches Gehör, und in Mathematik hat er seine Aufgaben immer spielend gelöst. Er ist auch ein hervorragender Turner. Dafür habe ich gesorgt. Früher war er ein wenig feige, denn seine Mutter verhätschelte ihn zu sehr. Er war wasserscheu und wollte nicht schwimmen lernen. Bis ich ihn eines Tages ins Wasser stieß. Im Hallenbad vom Sprungbrett. Da musste er dann schwimmen. Eine Weile strampelte er herum, und dann plötzlich schwamm er wunderschön.«

    »Er hätte ertrinken können«, warf Frau Heindel, die Mutter der Zwillinge, empört ein.

    »Unsinn. Ich lasse meinen Sohn doch nicht ertrinken«, verwahrte sich Manfred.

    Gerda und die Zwillinge stritten sich, allerdings nur im Scherz, um einen Stoß Gläseruntersätze. Gerda baute daraus kunstvolle Kartenhäuschen, die aber nie über die zweite Etage hinauswuchsen, denn einer der Zwillinge wurde unweigerlich von Zerstörungswut gepackt.

    Bernd beteiligte sich nicht an diesem Spiel. Er saß ruhig zwischen seinen Eltern und las ein Buch.

    »Zwei gegen einen ist unfair!«, rief Gerda den Zwillingen zu. »Was ist, Bernd? Magst du nicht das dumme Buch weglegen und mir helfen?«

    Bernd sah von seinem Buch auf. Man merkte, dass ihn Gerdas Aufforderung in einen Zwiespalt versetzt hatte. Einerseits hätte er sich gern an dem Spaß, den die anderen Kinder hatten, beteiligt, andererseits wollte er sich nicht von dem Buch trennen.

    »Zwei Seiten noch, dann ist das Kapitel zu Ende«, sagte er. »Dann tue ich mit euch mit.«

    »Karl May«, teilte Manfred Richter unaufgefordert der Tischrunde mit. »Ich bin ja nicht sehr dafür, dass Bernd so etwas liest, aber in den Ferien muss man eben ein Auge zudrücken. Lieber wäre es mir gewesen, wenn er sein Englischbuch mitgenommen hätte, um die nächsten Lektionen vorauszulernen.«

    »Vorauslernen? Das tun nur Streber!«, rief einer der Zwillinge.

    »Sei nicht vorlaut«, wies seine Mutter ihn mechanisch zurecht.

    »Nun, im Grunde hat es Bernd ja nicht nötig vorauszulernen«, stellte Manfred Richter ungerührt fest. »Mit seiner schnellen Auffassungsgabe in Englisch ist für ihn ein Kinderspiel, auch wenn die Anforderungen im Gymnasium höher sind als in der Grundschule. Aber Bernd wird uns nicht enttäuschen. Er wird sich auch im Gymnasium durchsetzen. Seit der ersten Grundschulklasse hat er nur die besten Noten heimgebracht. Er konnte auf Anhieb lesen und machte nie Rechtschreibfehler. Schon mit sechs Jahren verfasste er für seine Mutter ein Muttertagsgedicht. Erinnerst du dich, Ursula?«

    »Ja, ich erinnere mich«, sagte Frau Richter leise. Im Gegensatz zu ihrem Mann verhielt sie sich recht schweigsam.

    »Bernd ist so vielseitig begabt, dass es mir schwerfällt zu entscheiden, welche seiner Begabungen besonders gefördert werden soll«, fuhr der stolze Vater fort. »Seine Berufswahl …« Er war gezwungen innezuhalten, denn der Wirt schleppte gemeinsam mit seinem erwachsenen Sohn vollbeladene Tabletts heran. Mit spürbarer Erleichterung begannen die Gäste sich dem Essen zu widmen, wobei auch an den anderen Tischen leise geführte Gespräche aufflackerten.

    »Na, Filzchen«, wandte sich die junge Ärztin Dr. Anja Frey an ihr Stieftöchterchen Felicitas, »wann wirst du für mich etwas dichten?«

    Filzchen wollte etwas sagen, doch ihr Vater, Dr. Stefan Frey, kam ihr zuvor. »Nimmst du diese Angeberei etwa ernst?«, fragte er seine Frau erstaunt.

    Anja schüttelte lachend den Kopf. »Nein, natürlich nicht«, entgegnete sie. »Aber wir haben eben nur ein ganz und gar durchschnittliches Kind.«

    »Filzchen ist doch nicht durchschnittlich«, widersprach Stefan ihr. »Beim letzten Sprechtag sagte die Lehrerin, dass sie zu den Besten ihrer Klasse gehöre.«

    Anja, die gerade einen Schluck von ihrem Apfelsaft genommen hatte, stellte das Glas hastig zurück auf den Tisch und hielt sich die Hand vor den Mund.

    »Was hast du? Du willst doch nicht etwa ersticken?«, fragte Stefan.

    »Nein, ich …, aber …, mit vollem Mund kann man so schwer lachen«, prustete Anja. »Die Lehrerin sagte, dass sie zu den Besten ihrer Klasse gehöre«, wiederholte sie mit Betonung. »Das klang beinahe wie …, wie …!«

    »Vergleichst du mich etwa mit diesem widerlichen Menschen?«, fragte Stefan argwöhnisch, stimmte aber dann in Anjas Lachen ein. »Ja, diese Angeberei scheint ansteckend zu sein«, gab er zu. »Ich werde mich also in Zukunft in Acht nehmen.«

    »Das brauchst du nicht«, erwiderte Anja. »Selbstverständlich sind wir beide stolz auf unser Filzchen, aber unser Stolz beschränkt sich auf ein natürliches Ausmaß. Wir haben unser Kind eben lieb.«

    »Lieb genug, um es nicht ins Wasser zu stoßen, damit es schwimmen lernt«, sagte Stefan und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: »Ich fürchte, dieser Winterurlaub wird doch nicht so schön, wie ich mir vorgestellt hatte. Wenn ich denke, dass ich mir noch eine Woche lang dieses dumme Geschwätz anhören muss …«

    »Aber doch nur bei den Mahlzeiten. Sonst brauchen wir uns ja um diese Familie nicht zu kümmern. Iss deine Suppe, Filzchen«, befahl Anja, da sie merkte, dass das Kind die Ohren gespitzt hatte, um dem Gespräch der Eltern zu folgen.

    *

    Anja war einem Irrtum verfallen, als sie gemeint hatte, dass sich die Familie Frey um die Familie Richter ja nicht zu kümmern brauche. Manfred Richter war es, der trotz Stefans deutlicher Zurückhaltung die Bekanntschaft mit dem Arzt anknüpfte.

    »Ich sehe, Sie sind mit einem Hund hier«, eröffnete er am nächsten Morgen das Gespräch, und da sich der Spaniel Stoffel gerade zärtlich an Stefans Hosenbeine schmiegte, konnte der Arzt diese Tatsache nicht gut leugnen. »Er gehört meiner Tochter«, sagte er knapp und wollte sich damit entfernen.

    Doch Manfred ließ sich nicht so schnell abschütteln. »Das habe ich mir gedacht«, erwiderte er. »Ja, die Kinder und ihre vierbeinigen Freunde. Bernd hat mich auch herumgekriegt.«

    »So?«

    »Ja. Sein sehnlichster Wunsch war ein Hund. Zu Weihnachten bekam er ihn. Beinahe bereue ich es schon. So ein Tier ist doch recht lästig, aber was wollen Sie? Bernds Bitten war ich nicht gewachsen.« Er lachte und zuckte mit den Schultern.

    Aha, er kehrt den fürsorglichen und nachgiebigen Vater heraus, dachte Stefan Frey und ärgerte sich ein wenig, weil er Manfred Richter beim besten Willen nicht sympathisch finden konnte. Rasch fragte er: »Zu Weihnachten bekam Ihr Sohn einen Hund? Und so schnell trennte er sich wieder von ihm?«

    »Trennen? Nein. Wieso?«

    »Nun, Sie haben ihn nicht in den Urlaub mitgenommen.«

    »Aber ja, wir haben ihn mit. Er ist in Bernds Zimmer. Ich erlaube nicht, den Hund zum Essen mitzunehmen. Ein Hund in der Gaststube …« Er unterbrach sich, denn es fiel ihm plötzlich ein, dass die Arztfamilie

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