Regenbogenherz
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Über dieses E-Book
Silvia Sturzenegger-Post
Die Autorin wuchs in Zürich auf als Tochter eines Schweizer Seemanns und einer Hamburgerin mit Sibirisch-Tschechisch-Jüdischen Wurzeln. Nach ihrer Lehre als Buchhändlerin arbeitete sie lange Jahre in der Kinderbetreuung. Heute ist sie glücklich verheiratet, lebt zusammen mit ihrem Mann und einem Rudel Katzen in der Nähe von Zürich, ist Deutschlehrerin für Asylsuchende, leitet seit einigen Jahren ein Café International für Migrantinnen. Ein Grund für ihre Suche nach Menschen und ihren Geschichten auf der ganzen Welt ist ihre Arbeit mit Migranten. Ihre drei erwachsenen Kinder nehmen jeweils in unterschiedlicher Zusammensetzung immer wieder an den Reisen der Eltern teil.
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Buchvorschau
Regenbogenherz - Silvia Sturzenegger-Post
Mitten in unser Leben pflanzt uns der Himmel
seine bunten, weiten Regenbogen,
wenn wir die Sonne und den Regen
auf unserer Wanderung akzeptieren.
Für meine Familie
Inhaltsverzeichnis
Die Erschaffung Welt und der Zeit
Postdienst
Das rote Sofa
Pralinen
Der Tag, an dem der Hund den Schinken klaute
Durchbruch!
Rosie
Vogelfrei
Physik
Winner and Loser
Räuber
Jugo
Juden wie euch
Waldweihnacht
Intarsien
Besonderer Tag
Glücksparfüm
Risiko
Keine Macht den Finsteren dieser Welt
Die Erschaffung Welt und der Zeit
Am Anfang hatte Gott genug von Stille und Leere. Das grosse Nichts langweilte ihn und machte ihn müde. Er sehnte sich nach etwas Neuem. Als er spürte, wie sich in seinem Innern etwas zu regen begann, hielt er neugierig inne und wartete. Erstaunt bemerkte er, wie etwas in ihm wuchs und wuchs, unaufhörlich in alle Richtungen. Gott lächelte. Er freute sich. Das war ganz neu für ihn. Bisher hatte er keinen Grund gehabt, sich zu freuen, denn bis jetzt hatte um ihn herum immer nur Leere geherrscht. Gott wurde ganz aufgeregt und ging in sich, um zu sehen, was sich da noch so alles bewegte. Begeistert entdeckte er, dass hier nicht nur Freude sprudelte, sondern auch Liebe und Neugier, Glück und Lust. Schnell warf er alles hinaus in die Leere, die nun zu einer wahren Fülle geworden war. Der Strom aus Neuem riss nicht ab. Neben der Sympathie strömte nun die Vorfreude ganz von selbst hinaus und mit ihr die Gelassenheit und das Mitgefühl. Aber auch eine Gruppe aus Neid und Traurigkeit, aus Enttäuschung, Angst und Verzweiflung drängte vorbei. „Schade, dachte Gott, „Diese fünf sind nicht so gut gelungen!
Doch dann bemerkte er, dass die anderen intensiver leuchteten, seit sich die fünf Düsteren dazu gesellt hatten.
Gott sah, dass das gut war.
Auf einmal fühlte er, wie all das Licht und Dunkel, wie all diese Farben aus ihm herausquollen und sich um ihn ausbreiteten. Er erkannte, dass das Licht nur leuchtete, weil das Dunkle danebenstand und dass die bunten Farben noch mehr strahlten, wenn sie von Grau begleitet wurden.
Und er sah, dass das schön war.
Gott langweilte sich nun nicht mehr. Er war lange damit beschäftigt, zu staunen, sich zu freuen, zu begreifen und zu ordnen. Alles war wohlgeordnet mit Gott zufrieden mittendrin. Er beschäftigte sich damit, alles immer wieder von Neuem zu betrachten. Irgendwann kam nichts mehr Neues dazu, und bald fing er wieder an sich zu langweilen und gähnte: „Was soll ich denn mit all dem? Wozu kann ich es gebrauchen? Da kitzelte ihn eine Idee, und so schuf er das Wasser und die Luft, auf dass sie mit den Farben, dem Licht und dem Dunkel harmonierten. Das Ergebnis war wunderbar und es gefiel Gott so gut, dass er grosse Lust bekam, noch mehr zu erschaffen. Nachdenklich spielte er mit dem Wasser und der Luft. „Das Licht strahlt heller, wenn das Dunkle danebensteht. Die bunten Farben leuchten stärker, wenn sie von Grautönen umspielt werden. Das Glück schmeckt süsser neben der Verzweiflung. Ich muss mir auch so etwas für Luft und Wasser ausdenken.
Es dauerte nicht lange, da hatte Gott etwas Festes dazwischengeworfen. Er nannte es Erde und war für eine Weile zufrieden. Er beschäftigte sich damit, zu staunen, sich zu freuen, zu begreifen und zu ordnen. Doch da stand Gott plötzlich vor einem Problem: Wohin mit den vielen Farben? Was tun mit dem Licht und dem Dunkel? Gott seufzte. Dann streute er kurz entschlossen alle Farben gleichmässig über Erde und Wasser und schleuderte sodann in einem Schwung Sonne, Mond und die Sterne in die Luft. Aus den Farben erwuchsen die Pflanzen. Für das Licht waren nun Sonne, Mond und Sterne zuständig. Das Dunkel kam ohnehin automatisch. Doch irgendwie war Gott noch immer nicht ganz zufrieden. Er dachte nach. Luft und Wasser schienen ihm noch immer etwas leer, vor allem, wenn man sie mit der farbigen Erde verglich. Es steht geschrieben, dass Gott dann die Idee von Fischen und Vögeln, Tieren und Menschen mit Leichtigkeit umsetzte. Und alles bekam seine Ordnung; all die vielen Farben, Gerüche, Formen und Gefühle erhielten ihren Platz. Gott kuschelte sich in seine Wolke, um sich auszuruhen. Es war Sonntag und eine Pause musste sein! Gott schwebte lange in seiner Wolke und war rechtschaffen müde. Bei Mondschein betrachtete er sein Werk und freute sich darüber. Der Montag brach an. Gott wurde ganz kribbelig. Ungeduldig spähte er nach unten, um zu sehen, was sich dort tat. Nichts hatte sich seit gestern verändert. Alles war ganz ordentlich aufgereiht. Bewegungslos die Menschen und Tiere, wie aus einem Guss die Pflanzen, obwohl doch eine leise Brise ging. Gott schaute und schaute. Nichts rührte sich. Er spürte eine leise Ungeduld in sich aufsteigen. Es war ja alles wunderschön. Aber irgendwie trotzdem schrecklich langweilig. „Was hat dies alles bloss für einen Sinn? Ich kann ja nicht ständig Neues erfinden, sonst wird bald alles überfüllt dort unten. Gott war ratlos. Wie konnte er bloss mehr Schwung in die Sache bringen? Er überlegte hin und her. Wog diesen Gedanken gegen jenen ab. „Mehr Schwung… Bewegung…
, murmelte er. Gott hätte fast die Geduld verloren. Wenn nicht… ja wenn er nicht plötzlich eine Idee gehabt hätte. Gott holte tief Luft und hauchte allen Pflanzen, Tieren und Menschen Leben ein. Plötzlich funktionierte der Stoffwechsel der Pflanzen, und die Herzen der Tiere und Menschen begannen zu schlagen. Alles bewegte sich. Gott jubelte. Nun hatte er sich