Notizen aus São Tomé und Príncipe: Ein Reiseblog
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Über dieses E-Book
Silvia Sturzenegger-Post
Die Autorin wuchs in Zürich auf als Tochter eines Schweizer Seemanns und einer Hamburgerin mit Sibirisch-Tschechisch-Jüdischen Wurzeln. Nach ihrer Lehre als Buchhändlerin arbeitete sie lange Jahre in der Kinderbetreuung. Heute ist sie glücklich verheiratet, lebt zusammen mit ihrem Mann und einem Rudel Katzen in der Nähe von Zürich, ist Deutschlehrerin für Asylsuchende, leitet seit einigen Jahren ein Café International für Migrantinnen. Ein Grund für ihre Suche nach Menschen und ihren Geschichten auf der ganzen Welt ist ihre Arbeit mit Migranten. Ihre drei erwachsenen Kinder nehmen jeweils in unterschiedlicher Zusammensetzung immer wieder an den Reisen der Eltern teil.
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Buchvorschau
Notizen aus São Tomé und Príncipe - Silvia Sturzenegger-Post
Inhaltsverzeichnis
Vorbereitungen 12.07.2017
Die grosse Reise14. Juli - 15 Juli 2017
Der erste Tag... 16.07.2017
Als Tourist in São Tomé Stadt 17.07.2017
Eine kleine Koffergeschichte 17.07.2017
Eine Fahrt mit Calisto und seinem Bridge-Car
17.07.2017
Kohle, Kies, Moneten 18.07.2017
Tudo bem? 19.07.2017
Daumen hoch! 21.07.2017
Das Wetter und die Kobras 21.07.2017
Reifen platt 21.07.2017
Standards hier und dort 22.07.2017
Schwanztier 22.07.2017
Zwischen viel und weniger 22.07.2017
Auf Príncipe in Santo António, der kleinsten Stadt der Welt 24.07.2017
Príncipesen und Príncipesinnen.... 24.07.2017
Hütten, Häuser, Roças - zwischen Zauber und Zerfall 26.07.2017
Abendessen? Nein, tut uns leid! Hier gibt es nichts. 27.07.2017
Trinkgeld? Oh, nein! Bitte lieber nicht. 27.07.2017
Ein bisschen rumfahren... 28.07.2017
Ein Vegetarisches Menü? Ja klar, zeig mir, wie... 29.07.2017
Bitte mehr Meer am Montag in Morro Peixe 31.07.2017
Anacleta ist auf Facebook... 01.08.2017
Südwestliche Ohrfeige 01.08.2017
Kizombaaaaa 01.08.2017
Ein Café besitzen aber nicht unbedingt gerne Gäste bewirten... 01.08.2017
Die am Rand 02.08.2017
Jetzt endlich mehr Meer! 02.08.2017
Alles hat sein Ende… 05.08.2017
Vorbereitungen
12.07.2017
Impfungen: Zum Glück ist unsere Gelbfieberimpfung lebenslang wirksam. Hepatitis und Polio sind aber schon wieder fällig...
Dass wir uns gegen Tollwut impfen, ist ein schneller Entscheid... schliesslich wird dies hoffentlich nicht unsere letzte Abenteuer-Fernreise sein. Schon in Madagaskar, Senegal und Ghana hatten wir immer ein mulmiges Gefühl gehabt, nachdem wir es jeweils einfach nicht hatten lassen können, die zahllosen herrenlosen Hunde und Katzen zu streicheln.
Malaria-Prophylaxe: Lukas, Nicola und Arda sind so vernünftig, dass sie schon vorher Malarone einnehmen. Mirjam und ich vertragen dieses Medikament äusserst schlecht: Den ganzen Tag, die ganze Ferienzeit über immer mit Brechreiz und Durchfall kämpfen, ist nicht unser Ding. So kommt das Anti-Malariamittel Riamet mit ins Gepäck. Etwa 10x billiger wäre, direkt vor Ort Artesunate einzukaufen, von der WHO wärmstens empfohlen, in der Schweiz aber aus Kartellgründen verboten. Im Falle eines Falles wäre das eine oder das andere sofort einzunehmen. Mit diesen Medikamenten im Gepäck haben wir schon Senegal bereist. Eine äusserst konsequente Moskito-Abwehr ist aber dabei Pflicht. Übrigens gibt es neben Malaria auch das Denguefieber... somit ist der Moskitospray für uns alle 24 Stunden lang ein Muss.
Warum eigentlich ausgerechnet diese Destination? Krankheiten, die tödliche schwarze Kobra, die weite und umständliche Reise... unsere Freunde und Kollegen verstehen nicht so recht, warum wir uns überhaupt nach São Tomé aufmachen. Ist es Masochismus? Ist es Verrücktheit? Abenteuerlust? ... Ich denke es ist einfach die Lust an einer anderen Welt und die Neugier auf neue Orte, Menschen und ihre Geschichten.
Die grosse Reise14. Juli - 15 Juli 2017
Die Reise ist lang. Start um 20.30 Uhr in Zürich. Barcelona überrascht uns um 23 Uhr mit tropisch feuchtem Klima. Der nette Taxifahrer bringt uns mit seinem Van ins 20 km entfernte Castel del Fels. Wir vereinbaren mit ihm ein Rendezvous am nächsten Morgen um 5 vor dem Hotel, wo er wirklich nach dieser tropischen Nacht schon um 4.45 Uhr auf uns wartet. Die Strassen sind um diese Zeit noch menschenleer. Aber im Flughafen Barcelona herrscht am Check-in bereits ziemliche Hektik und grosser Betrieb. Als Allerletzte checken wir ein. In Lissabon müssen wir unser Gepäck schon wieder in Empfang nehmen... Der erneute Checkin in ziemlich chaotischen Verhältnissen füllt uns die 2 Stunden Aufenthalt sinnvoll aus...
De Flug nach Accra (Ghana) verzögert sich. Der lustige Busfahrer hält die Flugpassagiere auf dem Flugfeld mit seinen vielsprachigen Durchsagen und Clownereien eine Stunde lang bei Laune, bis sich entscheidet, dass man das bereitstehende TAP-Flugzeug wegen technischer Mängel nicht besteigt. Unser Gepäck muss wieder entladen werden. Dabei hatten wir alle unsere Koffer beim Einladen einwandfrei identifiziert...Wir suchen per Bus ein neues funktionierendes Flugzeug. Nochmals warten bis alles bereit ist. Wie langweilig wäre die Warterei wohl gewesen ohne unseren Busfahrer? Er sollte eine Extra-Show bekommen beim Fernsehen.
Nicola erzählt später, wie er aus seinem Bus beobachtet hat, dass man Lukas', Ardas und mein Gepäck als einziges separiert und am Rand deponiert... und es kommt wie es muss... aber dazu später.
Der Flug nach Accra geht, bis auf den letzten Platz besetzt, um 90 Min verspätet. Über der Sahara tobt ein Sandsturm und färbt den Himmel unter uns gelb-braun-rot. Es geht über Mauretanien mit lauter Wolkenschäfchen, über Mali und die Côte d’Ivoire nach Accra. Im Anflug freuen wir uns über die Sicht und suchen altbekannte Orte. Wäre also auch toll, jetzt hier mal wieder Zeit zu haben.
Der Flieger leert sich in Accra zu 90%. Einige wenige steigen noch zu für den Rest der Reise. Ardas Rucksack mit der teuren Fotoausrüstung verselbständigt sich. Kurze Aufregung und Hektik. Dann wird das gute Stück eilig vom Flugfeld wieder zurückgebracht. Da wir alle separat sitzen mussten, hatten wir uns hinten im Flieger für einen kleinen Familienplausch versammelt. So galt Ardas Rucksack als verwaist und vergessen und wurde den abziehenden Passagieren hinterher geliefert.
Wir haben sehr viel Platz jetzt und hätten Fenster á discrétion mit jeder Menge Aussicht. Aber das Meer aus 10000 Meter bietet bekanntlich nicht allzu viel Abwechslung. Fabio hat uns schon erzählt, dass die Turbulenzen auf dieser Strecke nicht ohne seien... und so sind wir gut vorbereitet, denn die Rüttelei ist schon ziemlich heftig....
Es ist schon dunkel, als wir São Tomé ansteuern. Die Lichter der Hauptstadt glitzern im nachtschwarzen Meer. Wir könnten das Wasser berühren und schon haben wir ganz unerwartet Bodenkontakt. Die Piste ist plötzlich einfach da und sehr kurz, da muss der Pilot schnell bremsen, sonst gehen wir noch baden. Ein eigenartiges Gefühl, auszusteigen auf einem Flugplatz, auf dem gerade mal ein Flugzeug steht und zu Fuss über são-toméischen Boden zum Einreiseschalter zu gehen.
Wir sind wieder am Schluss der Kolonne und beschäftigen noch längere Zeit zwei bis sechs Personen mit unserer Einreise. Die Stempelkissen haben keine Farbe mehr und die Visaempfehlung sorgt für fröhliches Erstaunen. Aber alle geben ihr Bestes. Aus lauter Aufregung bekommt Lukas ein Visumstempel in seinen Pass, gültig von gestern bis heute. Aber kein Problem, man kann es ja einfach von Hand korrigieren.
...und ja: Die drei Koffer sind wirklich nicht mit dabei. Dafür sind die vielen fröhlichen Beamten im mittlerweile menschenleeren Flughafen sehr mitfühlend und versprechen uns, der Sache nachzugehen. Calisto arbeitet auch hier und er organisiert sofort seinen Kollegen Paulo für den Transport ins Hotel. Es tut mir nachträglich leid, dass ich über den Preis gelacht habe. Dabei hat er sich wohl wirklich sehr redlich bemüht, die Preisforderung seines Kollegen auf das Ortsübliche zu drosseln. 5 Passagiere hätten viel Platz in Paulos kleinem Auto in Anspruch genommen. Mit nur zwei Koffern passen wir gut hinein: Die vier hinten kann man ja stapeln.
Im Hotel Cocoa beziehen wir unsere Zimmer. Es ist klein, sauber und fein. Wir sitzen im Garten, es ist angenehm warm und wir schliessen Freundschaft mit dem Wachmann. Er spricht wegen seiner jahrelangen Arbeit in Gabun sehr gut Französisch und organisiert uns den Geldwechsler. Dieser kommt mit seinem Roller und einer Umhängetasche mit vielen Millionen Dobras angefahren. Er freut sich, als wir sagen, er sei eine mobile Bank und begrüsst alle mit Handschlag. Der Fixkurs ist 25000 Dobras = 1 Euro. So kann man überall wechseln ohne zu rechnen.
Natürlich möchte uns der Wachmann ein Restaurant zeigen, wo man gut essen kann. Wir sind nun wirklich todmüde und lassen uns auf das Angebot ein. Er führt uns in ein einfaches, sehr sauberes Lokal und bleibt bei uns bis er uns mit viel Dolmetscherenergie ein passendes Menü vermittelt hat. Er tut dies aus Freundlichkeit und natürlich auch, weil er wohl dem Restaurantbesitzer gern einen Gefallen tut.
