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Fernweh: mit dem Motorrad um die Welt
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eBook267 Seiten2 Stunden

Fernweh: mit dem Motorrad um die Welt

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Über dieses E-Book

Sibirien, Karakorum, Wladiwostok, Atacama Wüste, Feuerland... Bekommen Sie eine Gänsehaut beim Klang dieser entlegenen Orte? Dann kommen Sie doch mit auf eine abenteuerliche Reise bis ans Ende der Welt. Der Autor erzählt mit einem Augenzwinkern von all den großen und kleinen Erlebnissen seiner ungewöhnlichen Fahrt. In 14 Monaten war er abertausende von Kilometern unterwegs, mit dem Motorrad, Schiff, Bus, Bahn und Flugzeug.

Nehmen Sie Platz in der russischen Banja, der mongolischen Jurte oder am Lagerfeuer in der menschenleeren Pampa. Fahren Sie mit durch eiskalte Wüsten, über schwindelerregende Pässe, durch Sümpfe und endlose Wälder und erleben Sie die südlichste Stadt, die trockenste Wüste und den tiefsten See der Welt. Viel wichtiger als diese Superlative ist jedoch die Reise zu den Menschen. Die Hilfsbereitschaft und Begeisterung, die sie dem Reisenden entgegen bringen, machen die Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis.

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum6. Jan. 2012
ISBN9781465885968
Fernweh: mit dem Motorrad um die Welt

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    Buchvorschau

    Fernweh - Patrick Schweizer

    Wie alles begann

    Der Traum

    Im zarten Alter von vielleicht sechs oder sieben Jahren bekam ich von meiner Großtante einen Globus geschenkt. Es war ein sehr alter Globus. Er trug noch die politische Landschaft der Dreißigerjahre des letzten Jahrhunderts. Seinerzeit war der Globus ein sehr moderner gewesen, er hatte eine eingebaute Glühbirne. Knipste man sie an, so leuchteten die Ozeane magisch blau. Oft nahm ich mir diesen Globus zur Hand und malte mir aus, wo ich überall hinsegeln würde, wenn ich groß war. Ich würde ein Segelschiff wie mein Großvater haben und alle sieben Weltmeere befahren. Bis es soweit war, übte ich fleißig alle Arten von Knoten, denn diese Kunst muss man natürlich beherrschen, wenn man mal ein großer Segler werden möchte. Dann bekam ich meinen ersten Computer, einen Amiga 500. Ich durchpflügte die Karibik in Pirates und erlebte viele Abenteuer auf Monkey Island .

    Mit 18 kam ich zum Motorrad. Als sparsamer Schwabe erwarb ich zusammen mit der Fahrerlaubnis für Autos auch gleich die fürs Motorrad. Das ist ja bekanntlich im Doppelpack günstiger als einzeln. In den ersten Jahren meiner Kradfahrerkarriere knatterte ich auf einer ostdeutschen MZ ETZ 250 durch die Gegend. Die 21 PS des Einzylinders waren anfangs mehr als genug.

    Marokko

    Meine erste große Motorradreise führte mich nach Marokko. Zusammen mit meinem Freund Boris fuhr ich im Sommer 1999 durch das Atlasgebirge.

    Die letzten Prüfungen des Semesters waren mehr oder weniger erfolgreich überstanden. Das bedeutete Semesterferien – Freiheit! Die neuen Alukoffer standen schon in der Garage neben der Suzuki. Aus Kosten-gründen entschieden wir uns für den Selbstbau der Kofferträger. Das sollte ja mit etwas handwerklichem Geschick in ein paar Stunden geschwind erledigt sein, dachten wir. Dies war leider eine fatale Fehl-einschätzung. Wir brauchten fast zwei Wochen dafür. Nach endlosen Nächten hatten wir letztendlich zwei sehr solide Gepäckträger fabriziert. Um ganz ehrlich zu sein, hätten die Träger auch einem Panzer gut zu Gesicht gestanden.

    Es konnte endlich losgehen. Wir fuhren zuerst zu meinen Eltern an den Bodensee. Von dort ging es dann in Begleitung meines Vaters quer durch die Alpen. Er kennt diese wie seine Westentasche, so dass wir die grandiose Landschaft genießen konnten, ohne die Landkarte bemühen zu müssen. Wir verabschiedeten meinen Vater und schlugen kurz vor der französischen Grenze in Martigny unser Zelt auf einer Bergwiese auf.

    Heftiger Regen weckte uns am nächsten Morgen. Er sollte uns den ganzen Tag über treu bleiben. Wir fuhren auf die Autobahn und versuchten mit Vollgas der Nässe zu entfliehen. Das schlug sich leider auf den Benzinverbrauch nieder, die Tankstellen wurden zu unseren besten Freunden. Wir wurden auch Dauergäste des Schnellrestaurants mit dem goldenen M. Man mag es kaum glauben, aber wenn man im Dauerregen durch die Nacht fährt, völlig verfroren und übermüdet und dann nach endlosen Stunden stupiden Autobahnfressens am Horizont ein großes goldenes M aufleuchtet, durchströmt einen ein wohliges Gefühl von Heimat.

    Reise nach Marokko

    Wir waren durchgefroren und komplett nass. Nach endlosen Stunden kamen wir endlich nach Mitternacht in Spanien an. Und tatsächlich hörte es auf zu regnen. Die Spanier knöpften uns noch 80 Peseten Maut für zwei lausige Kilometer Schnellstraße ab. Wir bezahlten mit Kreditkarte und fragten uns ob sie wegen der Kartengebühr dabei nicht draufzahlten. Aber egal, wir suchten uns schnellstmöglich ein lauschiges Plätzchen.

    Am nächsten Morgen wurden wir liebevoll von Fliegen umschwärmt. Dies ließ in uns die Vermutung auf-kommen, dass unser lauschiges Plätzchen auf einer Müllkippe lag. Schnell gepackt und ab in die Stadt, etwas frühstücken. Dann machten wir uns auf die Suche nach einer Aluminiumschweißerei. Boris hatte seinen Spanngurt ins Hinterrad bekommen und seinen Koffer aufgerissen. Äh was schreib ich denn... er ist natürlich gegen eine Kamelkarawane gefahren!

    Die Spanier sind schon ein lustiges Völkchen. Es kennt zwar jeder jemanden, welcher Aluminium schweißen kann, aber derjenige kennt wieder nur jemanden. So fuhren wir dann den ganzen Tag von Schweißerei zu Schweißerei, bis wir jemanden fanden, der ein Blech drauf nietete. Zuerst einmal verkehrt herum. Der Koffer sah jetzt jedenfalls so aus, als wäre er in einer afrikanischen Buschwerkstatt repariert worden. Wir folgten dem kurvenreichen Küstensträßchen noch bis kurz vor Lloret de Mar. Lange nach Einbruch der Dunkelheit fanden wir einen Zeltplatz. Dessen sanitären Anlagen waren leider sehr rudimentär. Deswegen erkundeten wir die nahe liegende Hotelanlage. Wir fanden dort weitaus ansprechendere Toiletten. Kaum fertig, kam ein Hotelangestellter vorbei und erklärte uns, dass wir im Personalbereich fehl am Platz seien. Wir machten ein dummes unschuldiges Gesicht und fragten uns wie denn so etwas nur passieren konnte.

    Wir beschlossen einen Ruhetag einzulegen, es sollte unser letzter werden. Wir blieben nicht lange alleine, denn es kam eine BMW angefahren. Deren Fahrer machte ausgiebigen Gebrauch seiner sprachlichen Fähigkeiten. Er informierte uns den ganzen Tag über seine Lebensgeschichte, Gott und die Welt und sonstige immens wichtige Themen. Auch am Abend hielt sein Mitteilungsbedürfnis an. Es dämmerte uns langsam warum er alleine fahren musste.

    Nach einem ausgiebigem Abendessen mit Spaghetti Carbonara und einem Gläschen Wein aus dem Tetrapak erkundeten wir die Hoteldisco. Das Durchschnittsalter betrug vielleicht 15 Jahre. Naja. Erst mal gemütlich ein Bier an der Bar trinken. Neben mir saß ein älterer Herr, welcher offensichtlich schon einen über den Durst getrunken hatte. Zuerst erklärte er mir mit Hilfe seiner ausdrucksstarken Gesichtsmimik, wie ungünstig es ist, wenn man kein Geld hat. Daraufhin wollte er mich vernaschen. Als ich ihm schnell Boris vorstellte, war seiner etwas undifferenzierten Ausdrucksweise zu entnehmen, dass er sich auch mit uns beiden ein Schäferstündchen gönnen würde. Es war schwer ihm klar zumachen, dass wir mehr an weiblichen Zeitgenossen interessiert waren. Als die Diskothek ihre Pforten schloss, fuhr er mit seinem Roller in Schlangenlinien von dannen. Am Strand lernten wir „Crazy Harry" kennen. Einen Klubanimateur, der mit seinen 34 Lenzen etwas hängen geblieben wirkte. Am Lagerfeuer gab er seine Lebensgeschichte in aller Ausführlichkeit zum Besten. Nachdem uns die zu aufregend wurde, krochen wir hundemüde in unser Zelt.

    In Barcelonas Stadtverkehr waren uns die Rollerfahrer haushoch überlegen. Sie schlängelten sich mit Leichtigkeit durch die endlosen Blechkolonnen. Wir blieben mit unseren breiten Koffern darin stecken. Regenschauer begleiteten uns auf dem Weg Richtung Madrid. Wir fanden ein Nachtlager auf einem Feld, eingerahmt von idyllischen Steinmauern.

    Am nächsten Tag schafften wir es bis kurz vor Gibraltar. Wir fuhren bis zum Umfallen. Wie an jedem Tag unserer Reise war uns der Regen auch diesmal wieder ein treuer Begleiter. Wir suchten ewig nach einem Nachtlager und entschieden uns zuletzt für eine Baustelle auf einer Klippe. Die darüber fegenden Sturmböen rissen uns immer wieder das Zelt fast aus den Händen, es kostete uns große Mühe bis es endlich stand.

    Das inzwischen schon sehr bekannte Regenprasseln weckte uns am nächsten Morgen. Der Platz vor dem Zelt hatte sich in eine riesige Schlammpfütze verwandelt. Schon beim Losfahren waren wir komplett durchnässt. Aber Regen geht ja bekanntlich nur bis zur Haut. Inzwischen waren wir sowieso schon fast zu Amphibien mutiert.

    In Britannien regnet’s aber auch immer! Gibraltar ist ein recht begrenztes Fleckchen Erde. Daher müssen sich die Zufahrtsstraße und die Startbahn des Flughafens den selben Platz teilen. Wir warteten geduldig an einer Ampel bis die Flugzeuge gestartet waren. Dann reisten wir über den Flugplatz nach Großbritannien ein- und wegen den horrenden Preisen auch gleich wieder aus.

    Nach einem ausgiebigen Mahl gab es letzte Besorgungen vor Afrika. Wir kauften unter anderem ein Kilo Krabben, die wir noch vor der Abfahrt verzehrten. Mit der letzten Fähre legten wir ab und ließen Europa hinter uns. Afrika wartete. Schon bald wurde der Seegang recht heftig und die Krabben lagen proportional dazu immer schwerer im Magen. Jedenfalls wurde Boris unter seinem langsam sprießenden Räuberbart immer grüner. Seine Hände krampften in der Pfötchenstellung und der Atem ging nur noch stoßweise. Neptun spielte ihm nicht nur einen kleinen Streich, sondern griff tief in seine Trickkiste. Auch den anderen Passagieren war es nicht sehr wohl. Bald durchzog der säuerliche Gestank von Erbrochenem die Fähre. Nach einer knappen Stunde kam endlich die Erlösung: Die spanische Enklave Ceutas. Dort legten wir eine Erholungspause ein und einigten uns auf eine Route durch Marokko.

    Nachdem sich Boris' Magen einigermaßen von den Schrecken der Seefahrt erholt hatte, starteten wir ins Ungewisse: Die marokkanische Grenze. Ein spärlich beleuchtetes Ufersträßchen mit Matsch und Sandverwehungen. Heftige Windböen bliesen Gischt über die Straße. Die wenigen Straßenlaternen tauchten die Szenerie in ein gespenstisches Licht. Dann erschienen halbverfallene Betonbaracken, überall tauchten Uniformierte in den verschiedensten Auf-machungen auf. Einer hielt uns an:

    „Pässe bitte. Wo ist der Schein von der Polizeibehörde?"

    „Polizeibehörde? – Was ist das?"

    „Das ist da vorne ca. 50 m weiter."

    „Alles klar."

    50 m weiter fragten wir die Jungs, nach dem Polizeibüro. Aha, hier also. Einer von ihnen ging in die Hütte und machte den Schalter auf. Die Pässe angeguckt, irgendwas aufgeschrieben und eingetippt, Stempel in den Pass gemacht. Jetzt bekamen wir den Polizeischein. Wir gingen zurück zu den anderen Hanseln und zeigten brav Pass und Polizeischein vor.

    „Aha ok, – aber wo ist der KFZ – Passierschein?"

    „ KFZ – Passierschein? Äh wo gibt es den?"

    „ 100 m weiter bei dem bureaux aux voitures."

    Es war wieder die gleiche Prozedur wie vorher von Nöten nur diesmal beim Autobüro. Also liefen wir abermals zurück, suchten den zuständigen Beamten, dieser notierte wichtige Sachen und fütterte seinen Rechner damit. Dann gab es einen Stempel und wir konnten wieder zurück laufen. Dieses Mal hatte wohl alles gestimmt. Nun war unser Zöllner an der Reihe: aufschreiben, eintippen, Stempel. Nachdem unsere Papiere fertig waren, musste auch noch der Oberzöllner unsere Pässe stempeln.

    Mitten in der Nacht um zwei Uhr kamen wir übermüdet und verfroren in Marokko an. Wir hielten es für die beste Idee, für die erste Nacht ein Hotel zu suchen. Zum Glück fanden wir zu dieser späten Stunde noch etwas. Schon bald waren unsere nassen Kleider im ganzen Hotelzimmer zum Trocknen verstreut. Es sah aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Nur der mit abgehärteten Geruchsnerven ausgestattete Leser mag sich die Duftwolken, die diesem nassen Kleiderhaufen entströmten, im Detail ausmalen.

    Nach einem ausgiebigen Schlaf fuhren wir am nächsten Tag erst einmal nach Tetouane, um Bargeld abzuheben und etwas Essen zu fassen. Schon am Ortseingang kam ein junger Zeitgenosse auf einem Moped angefahren und bot an, uns zu helfen. „Für nix, only for practising English Also gut, dann tun wir eben etwas für die marokkanische Volksbildung. Wir ließen uns zur Bank dirigieren. So, nun etwas zu Essen. „Ischd am best in Medina. Na gut. Auf zur Medina. Die Motorräder parkten wir in einer „Garage official. Dann dackelten wir Mustafa hinterher. Nach dem Essen führte er uns ein bisschen herum, um uns dann seine Schule zu zeigen. Er stellte uns seinem Professor vor: „Der ischt die Professor von die Berber. Alles klar, Grüß Gott Herr Professor. Der

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