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Frühling auf dem Lande
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eBook247 Seiten3 Stunden

Frühling auf dem Lande

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Über dieses E-Book

Frühling auf dem Lande ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die von den persönlichen Erfahrungen der Kindheit und Jugend des Autors erzählen, der in Russland aufgewachsen ist. 

Die Geschichten, die in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren spielen, enthalten einige unvergessliche Episoden aus der Kindheit und Jugend des Autors, seinen Jahren beim Militär und seiner beruflichen Arbeit, die ihn durch das ganze Land führte. 

Der Autor teilt mit seinen Lesern die Atmosphäre dieser lang vergangenen Jahre und stellt eine Heerschar von kuriosen, skurrilen, dabei aber zutiefst menschlichen Charakteren vor, die der Autor persönlich getroffen hat – alle diese Menschen, die sein Leben bereichert haben, und dessen Erinnerungen an diese Menschen ihn dazu veranlasst haben, das Buch überhaupt zu schreiben.  


 

SpracheDeutsch
HerausgeberBadPress
Erscheinungsdatum20. März 2023
ISBN9781667453323
Frühling auf dem Lande

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    Buchvorschau

    Frühling auf dem Lande - Leo Egerev

    Leo Egerev

    Frühling auf dem Lande

    ––––––––

    übersetzt von Silke Haidekker  

    Frühling auf dem Lande

    von Leo Egerev

    Copyright © 2023 Leo Egerev

    Alle Rechte vorbehalten

    Herausgegeben von Babelcube, Inc.

    www.babelcube.com

    Übersetzt von Silke Haidekker

    Babelcube Books und Babelcube sind Schutzmarken der Babelcube Inc.

    Frühling auf dem Lande 

    Von Leo Egerev

    Der Autor möchte folgenden Personen aufrichtig für ihre redaktionellen Beiträge zu diesem Buch danken: Alex Egerev, Savita Egerev, Lisa Goldenberg und Alexei Soma.

    Copyright © 2012 Leo Egerev. Alle Rechte vorbehalten.

    Inhaltsverzeichnis

    ............................................5

    Teil I – Das Meer..............................6

    Ein Sommerabend mit den Filmemachern...........8

    Weißer Wüstensand...........................11

    Ein Märchen.................................15

    Das Fischerboot..............................20

    Teil II - Land und See..........................25

    Das Kino....................................26

    Skiunterricht.................................31

    Wahre Freunde...............................35

    Frühling auf dem Lande........................39

    Hechtfischen.................................44

    Pilze und Beeren..............................50

    Das Dach....................................53

    Hundeliebe..................................57

    Die Geschichte vom Dünger.....................62

    Das UFO....................................66

    Ausbildung als Koch...........................76

    Teil III – Menschen in Uniform..................82

    Dokumente..................................83

    Puschkin....................................86

    Soldat......................................89

    Teil IV – Die Stadt............................92

    Handschuhe..................................93

    Lauf schneller................................95

    Warten auf den Bus...........................117

    Ehrlichkeit..................................120

    Die Wahl...................................123

    Teil V – Wüste und Schnee.....................127

    Halt in Kirgistan.............................128

    Ein Bad an der Pumpstation....................133

    In Tadschikistan.............................139

    Suppe zuhause bei Mutter......................151

    Zwei Öfen..................................154

    Wie man ein Auto kauft.......................158

    Kapitel I................................158

    Kapitel II...............................167

    Kapitel III...............................171

    Kapitel IV...............................176

    Sankowski..................................184

    Offene Türen................................186

    Teil VI – Bauarbeiten.........................198

    Silvesterfeier................................199

    Nachbarn...................................204

    Hochzeitsfeier...............................213

    Teil VII – Ein anderer Kontinent................221

    Fast Food...................................221

    Reise ins Ausland............................225

    Ein Festmahl in Zeiten der Pest.................230

    Weihnachten auf Rhode Island..................235

    ––––––––

    Für meine Familie

    Kürzlich sind wir wieder umgezogen. Beim Auspacken fiel uns ein altes Fotoalbum mit Fotos  in die Hände, die ich zwischen den 1960er- und 1990er-Jahren in Russland aufgenommen  hatte. Meine Frau Savita und mein Sohn Alex stellten mir aufgeregt Fragen zu all diesen Fotos. „Wisst ihr, sagte ich, „hinter jedem Bild steckt eine Geschichte. Es wird einige Zeit dauern, sie alle zu erzählen, besonders, wenn ihr den Hintergrund und die Bedeutung einer jeden Geschichte verstehen wollt... Savita sagte: „Wir haben nicht einmal für die alltäglichen Dinge Zeit, wie Überweisungen zu tätigen und  Rechnungen rauszuschicken... Aber Geschichten hören... dafür nehmen wir uns auf jeden Fall Zeit. Wir möchten sie unbedingt hören, aber vielleicht ein bisschen später, wenn es die Zeit erlaubt... „Hör zu, Papa, meinte Alex, „wenn du deine Geschichten aufschreibst... vielleicht könnten wir sie in unserem eigenen Tempo lesen... und wenn sie uns nicht gefallen, können wir die entsprechenden Seiten einfach überspringen, ohne deine Gefühle zu verletzen und deine Zeit zu vergeuden... Was meinst du? „Ich verstehe schon, sagte ich, „aber noch eins – da ihr beim Lesen der Geschichten keine Fragen stellen könnt, werde ich alles aufschreiben, was ihr meiner Meinung nach wissen müsst – einverstanden? Einige  Geschichten werden daher unvollständig bleiben, und das bedeutet, dass ihr zu mir kommen müsst, wenn ihr wissen wollt, wie es weiterging."

    Teil I – Das Meer

    Als Kind, das in Russland aufgewachsen ist, reiste ich gern mit meiner  Mutter ans Schwarze Meer. Ihre Arbeit führte sie dorthin, und ich kam immer mit und habe alle meine Sommerferien dort verbracht. Damals, in den 1960er-Jahren, kamen mir die Sommer sehr lang vor. Jedes Jahr war ich, wie alle anderen Schulkinder auch, von Ende Mai bis zum ersten September frei wie ein Vogel.

    In dieser Zeit machte sich meine  Mutter einen Namen  als Maskenbildnerin in Russland. Sie arbeitete am Vakhtangov-Theater in der Arbat-Straße in der Innenstadt von Moskau, nur zwei Häuserblocks von unserer Wohnung entfernt.  Kurze Zeit  später wurde der Ostankino-Fernsehturm gebaut – damals in Russland das größe Fernsehstudio. Spielfilme, Fernsehserien und für das Fernsehen produzierte Kinofilme wurden alle dort gedreht. Als meine Mutter eine Stelle im Ostankino angeboten bekam, ergriff sie diese Gelegenheit natürlich sofort am Schopf, und am Ende arbeitete sie dort über viele Jahrzehnte.

    In einem dieser Sommer in den späten 60er-Jahren arbeitete sie mit einem Filmregisseur zusammen, der mit Hilfe staatlicher Zuschüsse propagandistische Kinofilme drehte. Diese hoben  besonders ‚die Kernwerte der kommunistischen Gesellschaft’ hervor. Ich bin sicher, dass der Regisseur und seine Mannschaft nicht aus reinem Zufall der Meinung waren, dass ihre Filme sehr viel besser zur Geltung kämen, wenn sie in angenehm kühlen Sommernächten an einer Küste gedreht wurden... Das war natürlich für die Film-Mannschaft und deren Familien eine tolle Gelegenheit, dem Alltag zu entkommen, und außerdem konnten wir alle umsonst wohnen! Und so bekam ich, wie es der Zufall wollte, auf diese Weise die Möglichkeit, die Sommer meiner Kindheit in der Sonne liegend am Schwarzen Meer  zu verbringen. 

    Ein Sommerabend mit den Filmemachern

    In jenem Sommer, als ich vier Jahre alt wurde, arbeiteten meine Mutter und der Rest der Mannschaft in der malerischen Umgebung des Schwarzen Meers an einem neuen Film. Ich liebte es, die Arbeit meiner Mutter als Maskenbildnerin zu bewundern und sie nahm mich immer gerne mit, um den  Sommern in der Stadt zu entfliehen.  Ich liebte es, während ihrer Arbeit am Set in ihrer Nähe zu sein. Normalerweise wurde immer tagsüber  gedreht, und anschließend gingen einige Mitglieder der Mannschaft in eine Bar, um dort frischen Wein der lokalen Weingüter zu genießen. Meine Mutter musste immer Überstunden machen, um den nächsten Tag vorzubereiten. Einmal fragte ich meine Mutter, ob ich mit einigen  Leuten  der Mannschaft in die Bar gehen könne. Nachdem einer der Kameramänner sich einverstanden erklärt hatte, auf mich aufzupassen, ließ sie mich gehen. 

    Auf dem Weg in die Bar überlegte der Kameramann jedoch, wie er es schaffen könnte, mit seinen Freunden zu trinken und trotzdem auf mich aufzupassen. Als wir in der  Bar ankamen, hatte er die Idee, mein Bein mit einem Stück Seil wie eine Leine an sein Bein zu binden, damit ich ihm nicht entwischen könnte. Alle Männer begannen zu trinken und zu lachen und für einige Zeit ging alles gut. 

    Ich spielte auf dem Fußboden, während  die Männer es sich mit ihrem Bier gutgehen ließen. Unterdessen wurde einer nach dem anderen sturzbetrunken. Ich spielte weiter friedlich auf dem Boden, ohne dass mir bewusst war, dass mein Leben in Gefahr geriet.

    Ein paar Stunden später begann mir langweilig zu werden und ich erinnerte meinen Babysitter, dass es Zeit zum Aufbrechen sei. Er war jedoch, wie der Rest der Mannschaft, sternhagelvoll  und unfähig, sich gerade auf den Beinen zu halten. Die Männer begannen eine mit viel Alkohol gewürzte hitzige Diskussion darüber, wie sie mich unbeschadet zurück nach Hause bringen könnten...wobei sie sehr wohl wussten, dass sie selber kaum in der Lage waren, den Weg nach Hause zu schaffen. Sie fragten mich, ob ich den Weg zu meinem Haus wüsste, aber ich erinnerte mich nicht, da dies mein erster Besuch in der Bar war. Sie fingen an, mir den Weg zu beschreiben, aber zwischen ihrem Rausch und meiner Jugend konnte ich immer noch nicht ausmachen, was sie sagten oder wie ich dorthin kommen würde.

    Nach ein paar weiteren Bierchen kamen die Männer mit einem ihrer Meinung nach angemessenen Lösungsvorschlag um die Ecke. Sie wiesen meinen Babysitter an, auf alle Viere zu gehen und setzten mich auf seinen Rücken, als wäre er ein Pferd und ich sein Reiter. Dann fingen sie an, mich mit einem Seil und ihren Gürteln auf seinem Rücken festzubinden, als säße ich auf einem Sattel, mit den Füßen in den Steigbügeln. Mein Babysitter schwankte ziemlich und konnte sich nicht sonderlich gleichmäßig fortbewegen. Selbst mit seinen Händen und Knien auf dem Boden hatte er keinen großen Halt. Die Männer schärften mir ein, die ganze Zeit zu reden und Weganweisungen zu geben, damit mein Babysitter nicht einschlafen würde. Dann begannen wir – mit dem Segen der Betrunkenen in der Bar versehen – unseren Heimweg. 

    Wir mussten quer durch eine ganze Kleinstadt spazieren und dann in dieser Haltung ungefähr zweihundert Betonstufen hochgehen und dann noch weiter. Es begann, dunkel zu werden und je später es wurde, umso weniger Menschen waren auf den Straßen unterwegs. Jeder, der uns dann doch erblickte, musste lachen und fragte, was für ein Spiel wir spielten – ohne zu verstehen, dass wir in einer verdammt ernsten Mission unterwegs waren. Ich gab weiterhin Weganweisungen, aber mein Babysitter konnte nichts sehen, geschweige denn irgendetwas verstehen, weil er so betrunken war – und es wurde noch schlimmer. Wir bewegten uns sehr langsam vorwärts. Da mir der Weg völlig unbekannt war und ich noch nicht alt genug war, um Straßennamen zu lesen, haben wir uns natürlich unweigerlich verlaufen. Durch reines Glück oder vielleicht auch nur, weil ausreichend lange Zeit verstrichen war, schafften wir es schließlich, im Dunkel der Nacht die Stadt zu durchqueren und die Treppenstufen an der Seite des Berges zu erreichen. 

    Wie ich später erfuhr, kam meine Mutter nach der Arbeit direkt in die Bar, um mich dort einzusammeln. Es war klar, dass sie dort weder mich noch meinen Babysitter vorfand. Die anderen Männer der Mannschaft waren noch da, aber sie waren zu betrunken, um die Fragen meiner Mutter oder selbst die Frage, nach wem sie suchte, zu kapieren. Am Ende  verstand wenigstens der nüchternste Mann in der Runde, wer sie war und stammelte nur ein Wort: „Heimweg". Sie verließ die Bar und ging zuversichtlich in Richtung unseres Hauses in der Annahme, uns dort vorzufinden oder zumindest auf dem Weg dorthin zu begegnen. Natürlich streiften wir um diese Zeit noch durch die Straßen der Stadt in dem Bemühen, unseren Weg nach Hause zu finden. 

    Meine Mutter erreichte  unser Haus, das auf der Spitze des Berges lag. Als sie mich dort nicht vorfand, war sie drauf und dran, die Polizei zu rufen. Sie entschied sich aber, zuerst selbst herauszufinden, ob wir auf dem richtigen Weg waren. Sie ging ungefähr einhundert Stufen den Berg herunter, um uns dann schlafend auf einer der Treppenstufen vorzufinden!

    Eine der Stufen war so steil, dass mein Babysitter sie nicht hochsteigen konnte. Er ging einfach nicht weiter, und am Ende waren wir beide – ich noch immer an seinen Rücken geklammert – direkt an Ort und Stelle eingeschlafen. Ich wachte auf, als meine Mutter gerade versuchte, uns aus den Seilen und Gürteln zu befreien, mit denen wir aneinander gebunden waren. Sie trug mich nach Hause und kehrte dann zurück, um meinen Babysitter zu wecken und ebenfalls nach Hause zu bringen. Gerade  als meine Mutter erschöpft durch die Stadt und zweihundert Stufen hoch zurück nach Hause gegangen war, ging  die Sonne am Horizont auf.  Ein neuer Tag war angebrochen...

    Weißer Wüstensand

    „Manchmal wird dieser Sand so heiß, dass man Spiegeleier darauf  braten kann", sagte Spartak zu mir. Er war einer der Hauptdarsteller  in einem Film, der gerade in den sandigen Hügeln über dem Schwarzen Meer gedreht wurde. Meine Mutter wurde schon wieder einer anderen  Film-Mannschaft zugewiesen, aber dieses Mal  erlaubte sie mir nicht, auch nur eine Sekunde lang unbeaufsichtigt zu bleiben.  Als kleiner Junge, der ich damals war, musste ich ihr überall hin folgen und den Tag damit verbringen, der gesamten Mannschaft bei der Arbeit zuzusehen.

    „Ich möchte Schauspieler werden, so wie du, sagte ich zu Spartak. „Warum? fragte er. „Die Arbeit ist schwer und manchmal sogar gefährlich... ganz abgesehen davon, dass man nicht viel verdient. Ich glaube, als Koch würde es mir besser gehen... ich liebe die gute Küche. „Aber du bist berühmt und jeder mag dich, sagte ich. „Nun ja, nur bis zu einem gewissen Grad... jetzt muss ich gehen – ich muss mich im Sand verstecken", antwortete er.

    Mit größter Neugier beobachtete ich, wie er sich auf die Dreharbeiten der nächsten Szene vorbereitete. Mehrere Männer gruben ein großes Loch in den Sand und Spartak sprang hinein. Dann deckten sie ihn mit Sand zu, sodass nur sein Kopf herausragte. Ich näherte mich ihm und berührte seinen rasierten Kopf. „Siehst du, sagte er zu mir, „dies ist mein Versuch, dem Ruhm zu entkommen, indem ich mich im Sand verstecke—obwohl ich es jetzt kaum erwarten kann, wieder herauszukommen! Der Sand ist an der Oberfläche sehr heiß, aber hier drinnen ist es wirklich kalt...

    Ich ging zu der Stelle,  wo meine Mutter stand. „Warum muss er sich im Sand verstecken?, fragte ich sie. „Es geht nur um eine Szene für den Film, antwortete sie. „Das war früher ein Wüstenbrauch – Gefangene stehend im Sand zu verbuddeln, sodass nur noch der Kopf herausschaute. Dadurch wurde garantiert, dass sie langsam und qualvoll starben..."

    „Action!", hörte ich die Stimme des Regisseurs rufen, während ich zusah, wie mit dem Drehen der Szene begonnen wurde. 

    Plötzlich erhob sich der stärkste Wind, den ich je erlebt hatte, und blies Sand in alle Richtungen. Die gesamte Mannschaft eilte mit ihren Kameras und anderen Ausrüstungsgegenständen auf dem Arm in ihre Wohnwagen.  Alle schrien durcheinander und es herrschte Panik und Chaos. Der Wind blies  stärker und stärker.  Der Himmel wurde dunkel wie die Nacht, weil so viele  Tonnen Sand in die Luft geblasen wurden. 

    In Windeseile fand sich jeder in seinem Wohnwagen ein. „Wo ist Spartak?, fragte jemand. „Oh, nein! Er steckt  wahrscheinlich immer noch im Sand... Er kann sich selber nicht ausgraben...

    Alle rannten wieder nach draußen. Der Wind stand  plötzlich still und der Himmel war wieder klar, aber überall war Sand. Dieser hatte die Landschaft so sehr verändert, dass wir das Drehset nicht mehr erkennen konnten. Spartaks Kopf war weit und breit nicht zu sehen. „Der Sand muss ihn zugedeckt haben.  Lasst uns langsam über das Feld gehen – vielleicht hören wir seine Stimme."

    Jedermann  begab sich auf alle Viere, um  durch das Feld zu kriechen, wobei die Rufe „ Spartak! ertönten. „Wir können ihn nicht hören.  Wir sollten unseren eigenen Fußabdrücken folgen und zurück zum Ausgangspunkt  gehen, sagte der Regisseur.  Plötzlich begann einer der Kameramänner wild im Sand zu graben, wobei er rief: „Ich kann ihn hören!" In diesem Moment sahen wir alle den rasierten Kopf von Spartak aus dem Sand herausragen. 

    Er war am Leben, aber der Sand war überall – in seinen Ohren, seinem Mund und seinen Augen.  Da nur sein Kopf erreichbar  war, wusch die Mannschaft zuerst seine Ohren und seinen Mund aus. Dann begann sie, Wasser auf seine Augen zu spritzen. „Bitte nicht meine Augen berühren – der Sand darin tut zu weh, sagte Spartak.  „Wir bringen dich ins Krankenhaus,  meinte  der Regisseur. Während alle Anstalten machten, Spartak aus dem Sand zu graben, rief er: „Bitte helft mir jetzt, ich kann nicht mehr länger warten. Es tut zu weh!"

    „Es gibt nur eine Möglichkeit, ihm zu helfen, sagte einer aus der Mannschaft, der behauptete, einige medizinische Kenntnisse zu besitzen. „Jemand sollte versuchen, ihm den Sand aus den Augen zu lecken.

    „Nein! Das will ich nicht, rief  Spartak aus. „ Obwohl ich furchtbare Schmerzen habe...ich will  es nur, wenn Tamara es macht.

    Also legte sich meine Mutter neben ihn hin und begann, seine Augen vom Sand zu säubern. In nur fünf Minuten waren die Augen vom Sand befreit.  „Jetzt fühle ich mich so viel besser, bitte grabt mich aus dem Sand heraus, damit ich meine Arme etwas bewegen kann", sagte Spartak.

    „Nur eine Minute, sagte der Regisseur. „Er sieht so müde aus, er sieht wie tot aus...das ist genau das, was ich für die Szene brauche!!... Action!!!

    Ich  ging zu  Spartak und berührte seinen glänzenden kahlen Kopf, der immer noch aus dem Sand ragte. „Willst du immer noch Schauspieler werden, mein Junge?", fragte er mich mit schwacher Stimme...

    Ein Märchen

    Die sanften Wellen der See drückten das kleine Boot des Fischers ans Ufer.  Als fünfjähriger Junge sah ich ihm auf dem Hang sitzend zu. „Der Fang war heute nicht schlecht", sagte einer der Fischer.  Er war der Sohn der alten Frau, in deren Haus meine Mutter und ich zu jener Zeit wohnten.  Meine Mutter war in dieser  kleinen Stadt am Meer, um bei einem Film mitzuwirken.

    Der Fischer begann, sich auf den Weg bergan zu seinem Haus zu machen. Ich rannte ihm entgegen. Er lächelte mich an, hob mich dann hoch und setzte mich auf seine Schultern. „Du hast Glück, dass du so jung bist, sagte er zu mir. „Warum?, fragte ich. „Weil du einer glänzenden Zukunft entgegensiehst, in der jeder Tag ein Festtag sein wird. Wir, die ältere Generation, arbeiten hart daran, dies zu ermöglichen...

    Der Fischer liebte es zu trinken, zu träumen und darüber zu sprechen, wie wunderbar das Leben in Zukunft sein würde. Jedes Mal nach dem Fischen ging er auf dem  Heimweg einen trinken  und sagte dann zu mir: „ Ich werde es wahrscheinlich nicht mehr erleben, wenn das Leben in diesem Teil der Welt schöner, sicherer und leichter wird.  Ich bin aber sicher, dass dich, wenn du erwachsen bist, ein Fest fürs Leben erwarten wird... ein wunderschönes Märchen..."

    Wir kamen vom Strand nach Hause. Der kleine Hund des Fischers begrüßte uns an der Tür, wobei er  vor Freude an uns hochsprang und bellte. „Ich muss die Hühner und die anderen Tiere füttern, sagte der Fischer zu mir. Ich folgte ihm, als  er das Futter vorbereitete und in den Garten brachte. „Dieses Wochenende muss ich das Dach reparieren, sagte er zu mir. „Wenn du erwachsen bist, werden die Menschen sich ein Leben lang einer niemals endenden glücklichen Kindheit erfreuen. Sie werden in entzückenden Häusern leben, in schöne Cafés und hübsche Geschäfte gehen ..."

    „Wie willst du das alles wissen?, fragte ich. „Da drüben, in der Ferne, er zeigte in Richtung der Berge, „ befinden sich supermoderne Städte mit unglaublichen Annehmlichkeiten...sie wurden alle von Designern, Architekten und Ingenieuren erschaffen... Du wirst auch so ein schönes, wenn nicht noch schöneres Leben haben – hier, auf diesem Boden..."

    „Erzähle mir mehr von diesen Städten", sagte ich zu ihm,  während ich mit seinem Hund spielte. Ich spielte so viel mit dem Hund, dass er  wahrscheinlich meiner schon überdrüssig war, besonders, seit ich ihn meine Kleidung tragen und ihn auf den Hinterpfoten herumgehen ließ! 

    Der Fischer meinte: „Diese modernen Städte haben  strenge Regeln, und man muss eine Gebühr zahlen, um dort zu leben; aber sie bieten Leistungen an, die  zu hoch

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