Ein neues Zuhause für Tommi: Sophienlust 224 – Familienroman
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Über dieses E-Book
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
»Ich finde, es wird allmählich Zeit, an Weihnachten zu denken!« rief Pünktchen, ein dreizehnjähriges blondes Mädchen mit intelligenten blauen Augen und einer von Sommersprossen übersäten Stupsnase, dem etwa drei Jahre älteren Nick zu. Ihr Zuruf hörte sich ziemlich atemlos an, denn die beiden befanden sich mitten in einem Tennismatch.
Nick verfehlte den Ball und knurrte: »Hör einmal, wenn das eine neue Art von Ablenkungsmanöver sein soll…«
»Nein«, beteuerte Pünktchen. Sie ließ den Schläger, den sie abwehrend schon halb erhoben hatte, sinken und ging auf das Netz zu. »Ich meine es im Ernst. Wir sollten an Weihnachten denken«, wiederholte sie.
»Und das mußt du mir mitten in unserem Match mitteilen?« fragte Nick. »Ganz abgesehen davon, daß wir Anfang Oktober haben, daß eine spätsommerliche Hitze herrscht und daß der Winter noch weit weg ist, hättest du dir für deine Mitteilung einen günstigeren Zeitpunkt aussuchen können.«
»Es ist mir eben gerade durch den Sinn gegangen«, entschuldigte sich Pünktchen. »Außerdem verliere ich ohnedies. Gegen dich habe ich keine Chance.«
»Weil du dich nicht ordentlich konzentrierst«, rügte Nick. »Du jagst deine Bälle weiß Gott wohin, und das ist kein Wunder, da du allem Anschein nach die ganze Zeit über an Weihnachten gedacht hast.«
»Die ganze Zeit über nicht«, widersprach ihm das Mädchen. »Ich weiß selbst nicht, wieso es mir plötzlich eingefallen ist.«
»Vergiß es. Denk erst in einem Monat wieder daran«, riet Nick ihr.
»Nein, in einem Monat ist es zu spät. Du hast ja keine Ahnung, was ich plane…«
»Spielt ihr hier Tennis oder diskutiert ihr? Wenn letzteres der Fall ist, könntet ihr
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Buchvorschau
Ein neues Zuhause für Tommi - Elisabeth Swoboda
Sophienlust –224–
Ein neues Zuhause für Tommi
Wie er endlich wieder glücklich wurde
Roman von Elisabeth Swoboda
»Ich finde, es wird allmählich Zeit, an Weihnachten zu denken!« rief Pünktchen, ein dreizehnjähriges blondes Mädchen mit intelligenten blauen Augen und einer von Sommersprossen übersäten Stupsnase, dem etwa drei Jahre älteren Nick zu. Ihr Zuruf hörte sich ziemlich atemlos an, denn die beiden befanden sich mitten in einem Tennismatch.
Nick verfehlte den Ball und knurrte: »Hör einmal, wenn das eine neue Art von Ablenkungsmanöver sein soll…«
»Nein«, beteuerte Pünktchen. Sie ließ den Schläger, den sie abwehrend schon halb erhoben hatte, sinken und ging auf das Netz zu. »Ich meine es im Ernst. Wir sollten an Weihnachten denken«, wiederholte sie.
»Und das mußt du mir mitten in unserem Match mitteilen?« fragte Nick. »Ganz abgesehen davon, daß wir Anfang Oktober haben, daß eine spätsommerliche Hitze herrscht und daß der Winter noch weit weg ist, hättest du dir für deine Mitteilung einen günstigeren Zeitpunkt aussuchen können.«
»Es ist mir eben gerade durch den Sinn gegangen«, entschuldigte sich Pünktchen. »Außerdem verliere ich ohnedies. Gegen dich habe ich keine Chance.«
»Weil du dich nicht ordentlich konzentrierst«, rügte Nick. »Du jagst deine Bälle weiß Gott wohin, und das ist kein Wunder, da du allem Anschein nach die ganze Zeit über an Weihnachten gedacht hast.«
»Die ganze Zeit über nicht«, widersprach ihm das Mädchen. »Ich weiß selbst nicht, wieso es mir plötzlich eingefallen ist.«
»Vergiß es. Denk erst in einem Monat wieder daran«, riet Nick ihr.
»Nein, in einem Monat ist es zu spät. Du hast ja keine Ahnung, was ich plane…«
»Spielt ihr hier Tennis oder diskutiert ihr? Wenn letzteres der Fall ist, könntet ihr den Platz eigentlich Michael und mir überlassen«, mischte sich Sascha von Schoenecker, Nicks Stiefbruder, in das Gespräch ein. Er hielt sich für gewöhnlich in Heidelberg auf, wo er Jura studierte, und war im Augenblick nur über das Wochenende nach Gut Schoeneich, dem Stammsitz seiner Familie, gekommen.
»Komm, Nick, wir wollen Schluß machen und das Feld räumen«, meinte Pünktchen. »Ich bin sowieso schon müde.«
»Ich aber nicht«, entgegnete Nick und wandte sich an Sascha: »Tragen wir beide ein Match aus?«
»Gern, aber zuvor spiele ich mit Michael«, erwiderte der Student freundlich.
»Na gut, dann werden Pünktchen und ich zusehen. Paß gut auf, Pünktchen. Von Sascha kannst du einiges lernen.«
»Ich will jetzt nichts lernen, sondern mit dir über Weihnachten reden.«
Nick sah seine Freundin erstaunt an. »Ist das eine fixe Idee von dir?« erkundigte er sich. »Was gibt es denn über Weihnachten zu reden? Noch dazu jetzt, im Oktober?«
»Man kann nicht früh genug mit der Planung anfangen«, behauptete Pünktchen weise. »In erster Linie denke ich dabei natürlich an die Geschenke, und da vor allem…«
»Aber da brauchen doch wir nichts zu planen!« unterbrach Nick das Mädchen. »Das erledigen Mutti und die Kinderschwester.«
»Ja, ich weiß. Aber mir ist etwas Besonderes eingefallen. Ein besonders schönes Geschenk für Heidi, das ihr sicher Freude machen wird. Nur fürchte ich, daß ich es allein nicht fertigbringe. Du müßtest mir helfen.«
»Ich müßte dir helfen?« Nick zögerte.
Pünktchen blickte ihn flehend an. »Du bist beim Basteln wesentlich geschickter als ich«, schmeichelte sie. »Wenn du es machst, wird es bestimmt wunderschön. Du kannst gar nichts verpatzen. Versprichst du mir, daß du mir helfen wirst?«
»Zuerst möchte ich aber wissen, worum es sich überhaupt handelt«, sagte Nick.
»Um ein Puppenhaus. Ich möchte Heidi so gern ein Puppenhaus schenken«, platzte Pünktchen heraus. »Nur sind die fertigen Puppenhäuser leider schrecklich teuer. Aber ich
stelle mir vor, daß es einfach ist, selbst ein Puppenhaus zu basteln. Man braucht bloß Holzbretter zusammenzunageln oder -schrauben oder vielleicht zusammenzukleben. An die Wände kommen innen Tapetenreste. Für den Fußboden würde ich Teppiche häkeln und für die Fenster Vorhänge nähen. Oh – und es wäre hübsch, wenn man die Fenster auf- und zumachen könnte. Und richtige kleine Lampen könnten wir kaufen, die man an- und ausschalten kann. Und für die Küche brauchen wir winziges Puppengeschirr. Ich muß Irmela, Vicky und Angelika fragen, ob sie sich mit ihrem Taschengeld an unserem Geschenk beteiligen werden.«
»An unserem Geschenk!« wiederholte Nick. »Und man braucht es bloß zu nageln, schrauben oder kleben!«
»Bist du vielleicht nicht einverstanden, Nick?« fragte Pünktchen zaghaft. »Ich habe gedacht, daß es eine ausgezeichnete Idee ist.«
»Wünscht sich Heidi denn ein Puppenhaus?«
»Bestimmt. Jedes kleine Mädchen wünscht sich so etwas.«
»Hast du sie nicht danach gefragt?«
»Nein. Dann wäre es ja keine Überraschung mehr für sie«, stellte Pünktchen fest.
»Hoffentlich ist die Überraschung für Heidi dann nicht unangenehm«, brummte Nick. »Vielleicht macht sie sich gar nichts aus einem Puppenhaus. Ich jedenfalls habe nie einen derartigen Wunsch gehabt.«
»Du warst ja auch nie ein kleines Mädchen«, entgegnete Pünktchen. Ihre blauen Augen verdüsterten sich. »Gib zu, du…, du willst mir nicht helfen«, beschuldigte sie den Jungen.
»O doch. Natürlich helfe ich dir«, beeilte Nick sich zu versichern. »Wenn du überzeugt bist, daß wir Heidi damit eine Freude machen, bin ich einverstanden. Aber ich möchte mir einmal ein fertiges Puppenhaus ansehen. Ich habe mich noch nie für ein solches Ding interessiert und weiß daher nicht, wie es aussehen soll.«
»Dann wollen wir morgen nach der Schule in ein Spielzeuggeschäft gehen«, schlug Pünktchen eifrig vor. »In das große in der Hauptstraße. Dort haben sie sicher mehrere Puppenhäuser zur Auswahl.«
»Und was sagen wir, wenn uns eine Verkäuferin nach unseren Wünschen fragt? Wir können doch nicht sagen, daß wir uns Puppenhäuser anschauen wollen, um danach selbst eines zu basteln.«
»Warum nicht? Laß das nur meine Sorge sein«, meinte Pünktchen zuversichtlich.
*
Die fünfjährige Heidi – vorläufig noch ahnungslose zukünftige Besitzerin eines selbstgebastelten Puppenhauses – war im Augenblick das jüngste der Kinder, die in dem Kinderheim Sophienlust eine sichere Zuflucht und ein neues Zuhause gefunden hatten. Pünktchen zählte mit ihren dreizehn Jahren bereits zu den größeren Kindern.
Der eigentliche Besitzer von Sophienlust war Dominik von Wellentin-Schoenecker, von allen kurz Nick genannt. Seine Mutter, Denise von Schoenecker, verwaltete das Heim für ihn. Sie erfüllte diese Aufgabe mit allen Kräften, die ihr zu Gebote standen. Ihr Ziel war es, verlassenen und verwaisten Kindern Schutz und Hilfe zu bieten.
Sophienlust lag in dem kleinen Ort Wildmoos, in unmittelbarer Nachbarschaft von Gut Schoeneich. Die größeren Kinder besuchten das Gymnasium in Maibach, der nächstgelegenen Kreisstadt.
Am Morgen nach dem von Pünktchen so abrupt beendeten Tennisspiel meinte Nick zu seiner Mutter: »Heute wird es später werden. Pünktchen und ich wollen nach der Schule einen Spielzeugladen aufsuchen.«
»Seid ihr nicht schon etwas zu alt für Spielzeug?« fragte Denise lächelnd.
»Wir wollen nichts kaufen«, wehrte Nick ab. »Höchstens…, Pünktchen hat etwas von Lampen und Puppengeschirr gesagt. Aber das werden wir erst besorgen, sobald wir alles andere fertig haben.«
»Alles andere?«
»Pünktchen und ich möchten Heidi zu Weihnachten ein Puppenhaus schenken«, klärte Nick seine Mutter auf. »Da die fertigen sehr teuer sind, wie Pünktchen behauptet, werden wir das Puppenhaus selbst basteln. Das heißt – ich hoffe, es wird uns gelingen.«
»Ein Puppenhaus! Was für ein hübscher Einfall!« rief Denise aus. Ihre dunklen Augen leuchteten auf. »Bestimmt gelingt es euch. Falls ihr für die Einrichtung – die Möbel und die übrigen Kleinigkeiten, die dazugehören – zuwenig Geld habt, wendet euch an mich. Wie wollt ihr die Türen und Fenster machen? Man sollte sie öffnen und schließen und die Vorhänge zuziehen können.«
»Ja, und die Lampen sollen auf Knopfdruck wirklich leuchten«, sagte Nick. »Das alles hat Pünktchen mir bereits erläutert. Anfangs war ich von ihrer Idee nicht besonders begeistert. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wozu so ein Puppenhaus gut sein soll.«
»Zum Spielen. Man kann wunderbar damit spielen. Als ich ein kleines Mädchen war, hatte ich auch ein Puppenhaus. Ich kann mich noch genau an die Möbel des Schlafzimmers erinnern. Das Bett hatte eine dunkelblaue seidene Bettdecke, die Vorhänge waren rosa, und neben der Küche gab es eine Art Bauernstube mit einem Tisch und vier kleinen geschnitzten Stühlen und…« Denise hielt inne und lachte ein wenig verlegen. »Ich langweile dich mit meiner Schwärmerei«, meinte sie. »Buben verstehen das nicht. Die spielen lieber mit Autos und Eisenbahnen.«
»Stimmt. Aber da auch du sicher bist, daß Heidi sich über ein Puppenhaus freuen wird, werde ich mir beim Basteln besondere Mühe geben. Zuvor muß ich aber wissen, wie das fertige Puppenhaus aussehen soll. Ich muß die Höhe und die Größe der Zimmer kennen und das Material. Pünktchen hat etwas