Adventskalender einmal anders: 24 Adventsgeschichten
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Über dieses E-Book
Geschichten für Groß und Klein, zum Vorlesen und Selberlesen. Als Erwachsener mal wieder Kind sein dürfen, als Kind träumen dürfen und den Zauber der Adventszeit auf sich wirken lassen.
Egal ob es darum geht, einen Weihnachtsbaum zu kaufen, einen Mord aufzuklären (oder ist es gar keiner?), Plätzchen zu backen oder einfach mal vor der Familie und dem ganzen Weihnachtstrubel Reißaus zu nehmen, dieses Buch hält viele Geschichten bereit. Einige sind phantastisch, andere märchenhaft, einige regen zum Nachdenken an und andere wollen uns etwas lehren. Egal ob Rita Probleme mit dem Weihnachtsessen hat, Ochs und Esel ihre Sicht der Weihnachtsgeschichte schildern, oder das Geschenkesuchen tatkräftig von Graupapagei Lora unterstützt wird, die Weihnachtszeit lässt sich mit diesen Geschichten wunderbar verkürzen. Nicht fehlen bei Adventsgeschichten darf natürlich der Besuch vom Nikolaus, der doch recht schwierige Kauf des Weihnachtsbaums und das Christkind, das den Fehler von Santa Claus ausbügeln muss.
Kaum hat der Leser sich versehen, steht Weihnachten vor der Tür.
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Buchvorschau
Adventskalender einmal anders - Christiane Siegert
Vorwort
„Bloß keine Adventskalender, da sind zu viele Süßigkeiten drin. Und schon gar kein fertiger Schokoladenkalender, wer weiß, wie alt die Schokolade schon ist, die werden doch bestimmt auf Jahre im Voraus gefertigt." Aber mal ehrlich, Adventszeit ohne Adventskalender?
Fazit: Ein kalorienarmer, am besten -loser Adventskalender. Kein Ding der Unmöglichkeit, wie wäre es denn mit Adventsgeschichten, so bunt wie ein Adventskalender sein soll. Jeden Tag eine kleine Erzählung für Jung und Alt, manchmal zum Lachen oder zum Nachdenken, mit ein bisschen Fantasie, gelegentlich ein Märchen.
Als Erwachsener wieder ein bisschen Kind sein, als Kind träumen, sich verzaubern lassen dürfen. Kurz: eine Mischung, die die Adventszeit verschönert und das Warten auf Weihnachten verkürzt.
Viel Spaß beim Lesen!
1. Woher stammt der Adventskranz?
Drahtreste, Stroh und Überbleibsel von Garn liegen auf dem Boden. Der Geruch von frisch geschnittener Tanne erfüllt den Raum und vermischt sich mit dem Duft von Kaffee und Plätzchen.
Ungefähr 15 Menschen stehen oder sitzen um einen langen Tisch herum, alle mit demselben Ziel: Einen eigenen Adventskranz binden. An der Fensterseite stehen zwei weitere Tische, auf ihnen viele Packungen, Dosen, Plastikbehälter, gefüllt mit allerlei Deko für die zukünftigen Adventskränze.
Zu Beginn des Abends drehen sich die Gespräche um das Wetter, die Erkältungswelle und ähnliche hochinteressante Themen. Doch dann kommt eine Frage auf, auf die zunächst niemand eine Antwort weiß: Warum binden wir eigentlich Adventskränze?
Die Diskussion ist entfacht. „Weils Spaß macht, „Weils nach Weihnachten riecht
, „Weil es einfach gut aussieht" und noch weitere Antworten dieser Art sind zu hören. Schnell wird klar, eigentlich weiß es keiner. Die Ersten wollen schon zum Smartphone greifen um das Internet nach der Lösung des Problems zu befragen, als Oma Hanna den Raum betritt. Sie bekommt zwar nur noch das Ende der Diskussion mit, kann aber schnell nachvollziehen, worum es eigentlich geht.
„Also ihr seid mir welche, habt mindestens 10 Jahre die Schulbank gedrückt, teilweise sogar studiert und wisst trotzdem nicht, warum wir Adventskränze binden. Aber alte Leute wie ich mit „nur Volksschulkenntnissen, die wissen das. Kommt und lauschet, ich erzähle es euch.
Stühlerücken. Oma Hanna setzt sich an den Kopf des Tisches und beginnt zu erzählen während ihre Zuhörer/innen gespannt lauschen und leise weiterarbeiten.
„Vor vielen Jahren, Mitte des 19. Jahrhunderts um genau zu sein, lebte ein Mann mit Namen Johann Hinrich Wichern in der schönen Stadt Hamburg an der Elbe. Von Berufswegen her leitete er ein Waisenhaus. Bedenkt bitte, dass die damaligen Waisenhäuser mit unseren heutigen nicht zu vergleichen sind. Die Kinder, die dort lebten führten ein armes und streng geregeltes Leben. Versetzt euch in diese Zeit hinein, eine Zeit ohne fließendes Warm-Wasser, ohne Zentralheizung, mit Gaslampen, die übrigens nicht allzu hell brannten. Eine Zeit, in der die Menschen noch viel zu Fuß erledigten oder, wenn sie es sich leisten konnten, eine Kutsche nahmen. Vorwiegend auf noch unbefestigten Straßen.
Wir schreiben das Zeitalter der Industrialisierung, Kinderarbeit war nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht, weil äußerst kostengünstig. Die Schornsteine der Fabriken bliesen munter ihren Rauch in den Himmel. Könnt ihr euch ein ungefähres Bild machen?" Allgemeines Nicken.
„Gut. In dieser aus heutiger Sicht recht unbequemen Zeit lebte und arbeitete Johann Hinrich Wichern in seinem Waisenhaus. Ihm lag viel an seine Zöglingen und er versuchte, ihnen das Leben zumindest etwas zu verschönern.
Um die Weihnachtszeit herum wollte er etwas Freude und vermutlich auch Abwechslung in den grauen Waisenhaus-Alltag bringen und so kam ihm eine glänzende Idee. Ab dem ersten Dezember steckte er jeden Tag eine Kerze auf einem hölzernen Wagenrad fest."
Oma Hanna sah in die Runde ihrer Zuhörer und stellte fest, dass einige mit Nachdenken beschäftigt waren. Deshalb fügte sie hinzu: „Wer von euch schon mal so ein Wagenrad gesehen hat, der weiß, dass sie groß sind." Erst jetzt nickten einige und blickten verstehend auf Oma Hanna, die bereits fortfuhr.
„Durch die Kerzen wollte Herr Wichern seinen Kinder zeigen, wie lange sie noch auf Weihnachten warten mussten und gleichzeitig sollten die hellen Lichter der Kerzen den Kindern Hoffnung geben. Wichern nahm vier weiße Kerzen, für jeden Sonntag eine und 20 rote Kerzen für die Werktage. An Weihnachten erleuchteten so 24 Kerzen den Raum. Diese Idee gefiel den Menschen und sie begannen, ebenfalls einen Adventskranz aufzustellen.
Erst 20 Jahre nach Wicherns erstem Adventskranz kamen die Menschen auf die Idee, einen Kranz aus Tannengrün zu binden und statt 24 Kerzen nur vier, für jeden Sonntag eine, auf dem Kranz zu befestigen. Die 24 Kerzen ließen sich einerseits aus Platzgründen nicht erhalten, wer hatte schon Platz, ein ganzes Wagenrad aufzustellen und außerdem begannen die Menschen, ihre Adventskränze aufzuhängen, das Wagenrad wurde einfach zu schwer.
So, und jetzt wisst ihr, warum wir bis heute Adventskränze binden und Kerzen auf ihnen befestigen, damit auch wir sehen, dass Weihnachten näher rückt und damit wir die Hoffnung niemals aufgeben."
2. Beim Weihnachtsbaumverkauf
Auf einem Weihnachtsbaumverkauf, irgendwo in unserem Land. „Heinz, guck mal: DER da." Doch Heinz guckt nicht, der sieht den Baum vor lauter Bäumen nicht. Ich, als Eigentümer des Weihnachtsbaumverkaufs, eile zu Hilfe, doch bis ich da bin, bleibt Heinz hilflos.
„Heinz, nein, nicht den, Mensch, DER! Heinz versucht sein Bestes und wühlt in den Bäumen. Ich erreiche das Paar und kann Heinz endlich zur Seite stehen. „Ich glaube, Ihre Frau meint diesen hier
, sage ich und greife einen der Bäume heraus. „Ja, genau DER!, bekomme ich erleichtert zur Antwort, „können Sie den mal gerade halten?
Ich versuche mein Bestes. Die Frau umrundet den Baum. „Hmm, naja, eigentlich ganz schön. Außer hier. Sie deutet missbillig auf einige abgeknickte Äste. Jetzt ist meine Diplomatie gefragt. „Da haben Sie recht. Wo stellen Sie denn ihren Baum hin?
frage ich, „wenn er mitten im Raum stehen soll, dann geht das natürlich nicht."
„Nein, nein, der steht in der Ecke im Wohnzimmer, erfahre ich von der Frau, „Heinz? Was meinst du?
Meiner Meinung nach meint Heinz gar nichts, denn er hat den Glühweinstand entdeckt.
„Ähh, was ist?", fragt Heinz sichtbar abgelenkt.
„Na den Baum hier!"
„Jaaahhh? Hilfesuchend sieht Heinz mich an. „Ihre Frau hat gesehen, dass ein paar Äste abgeknickt sind
, springe ich helfend ein. „Ach so. Heinz scheint erleichtert und hat den Gesprächsfaden wieder gefunden. „Nicht schlimm, den Baum stellen wir in die Ecke.
„Habe ich doch auch gerade gesagt. Die Frau klingt langsam genervt. Ich schreite ein. „Wissen Sie was? Ich gebe Ihnen den Baum ein bisschen billiger und ihr Mann sägt die Äste einfach ab.
Ein Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht. „Oh, na dann nehmen wir ihn."
Heinz muss den Baum tragen, ich packe ihn ein, beide ziehen von dannen, ohne Glühwein.
Als nächstes eine Familie mit zwei Kinder im Alter von ca. 9 und 5 Jahren. „Einen großen Baum, einen großen Baum", ruft das Mädchen schon von Weitem.
„Ein großer Baum ist bestimmt sehr teuer, den können wir uns nicht leisten, versucht der Vater bereits im Voraus abzuwiegeln. „Aber er MUSS groß sein
, besteht die Kleine. Der ältere Bruder schaltet sich ein: „Ja, einen großen Baum."
Auch hier kann ich helfen. Ich lotse die Familie zu den nicht ganz so teure Bäume und zeige ihnen ein paar.
„Die Kinder sollen sich den Baum aussuchen, erklärt mir der Vater, „ihnen soll er gefallen, es ist doch Weihnachten. Nur mit dem Preis müssen wir halt schauen.