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Weihnachtsgeschichten
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eBook148 Seiten1 Stunde

Weihnachtsgeschichten

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Über dieses E-Book

Alle Jahre wieder … wollen Menschen Weihnachtsgeschichten lesen.
22 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz präsentieren Weihnachten aus unterschiedlichen Perspektiven. Mal festlich, mal heiter, mal besinnlich, mal ernst, mal fröhlich …
SpracheDeutsch
HerausgeberHenss, Ronald
Erscheinungsdatum13. Juni 2011
ISBN9783939937579
Weihnachtsgeschichten

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    Buchvorschau

    Weihnachtsgeschichten - Ronald Henss

    Sabine Ludwigs

    Schneefreuden

    Im Sommer wurde im Haus gegenüber ein neues Geschäft eröffnet. Es war ein Trödelladen und der Besitzer hieß Herr Lukas.

    Herr Lukas war ein uralter Mann mit schlohweißen Haaren. Er hatte ein blaues und ein grünes Auge und mochte es gern, wenn sich Kinder an seinem kleinen Schaufenster die Nasen platt drückten. Und das taten sie häufig, allen voran Mario, denn bei Herrn Lukas gab es immer aufregende und seltsame Dinge zu entdecken.

    Als die Weihnachtszeit kam, schmückten die Händler in der Straße ihre Schaufenster mit Lichterketten, bunten Päckchen, Tannenbäumen und Spielzeug. Alles strahlte, funkelte und sah prächtig aus.

    Trotzdem war es das Schaufenster des Trödelladens, vor dem Mario am allerliebsten stehen blieb – denn da dampfte eine Modelleisenbahn durch eine Winterlandschaft. Ein Bahnhof stand neben einem hell erleuchteten Dorf. Es gab einen Weihnachtsmarkt und eine Kirche, vor der ein Christbaum aufgestellt war. Leute scharten sich um den Baum, hielten Notenblätter in der Hand und sangen. Ihre runden Münder waren weit aufgerissen. Mario stellte sich vor, dass sie gerade „O du fröhliche" angestimmt hatten, und manchmal pfiff er die Melodie vor sich hin.

    Der Zug fuhr mit rauchendem Schlot durch einen verschneiten Wald mit winzigen Rehen, Hasen und Füchsen. Daneben lag ein Rodelhang, auf dem Kinder mit wehenden Haaren und lachenden Gesichtern auf ihren Schlitten bergab sausten. Beinahe meinte Mario, ihr Rufen und Johlen hören zu können. Alles war so lebensecht und liebevoll dargestellt, dass er jeden Tag davor stehen blieb und nicht müde wurde es zu betrachten.

    Wenn der Alte ihn sah, winkte er ihm hereinzukommen. Dann stieß Mario die Ladentür so heftig auf, dass die kleinen Glöckchen aufgeregt bimmelten.

    „Möchtest du damit spielen?", fragte Herr Lukas mit krächzender Stimme. Mario konnte nur stumm nicken. Dass er vorsichtig sein musste, brauchte man ihm nicht zu sagen, außerdem spielte er sowieso immer das Gleiche. Er nahm einen Schlitten, auf dem ein Junge mit einer blauen Mütze saß, und lenkte ihn den Rodelhang hinab. Wieder und wieder. Dabei röteten sich Marios Wangen, als führe er selbst durch den Schnee.

    „Früher ist Papa oft mit mir ins Sauerland zum Rodeln gefahren, hatte er Herrn Lukas einmal erzählt. „Aber er wohnt nicht mehr bei uns. Und hier schneit es fast nie.

    „Ich vermisse den Schnee auch, sagte Herr Lukas wehmütig und schüttelte sich. „Ewig dieser Regen! Deswegen habe ich das Schaufenster gemacht. Dort bleibt der Schnee liegen, niemand schippt ihn weg oder streut Salz.

    Als Mario ein paar Tage vor Weihnachten im Trödelladen herumstöberte, entdeckte er in einem versteckten Winkel ein Regal, auf dem blanke Silberdosen aufgereiht waren. Vorn auf den Dosen hafteten Schildchen, auf die jemand in schnörkeliger Handschrift etwas geschrieben hatte: Weihnachtsmarkt, Krippenspiel, Schneefreuden, Himmelsbäckerei, Winterwald, las er zum Beispiel.

    „Was ist da drin, Herr Lukas?"

    „Nun, genau das, was draufsteht", antwortete der alte Mann.

    Mario nahm die Dose mit der Aufschrift Schneefreuden in die Hand. „Sind es Modelle für die Eisenbahn?"

    „Nein, nein. Darin ist etwas Einzigartiges. Etwas wirklich Einzigartiges. Ich verkaufe es nur ganz selten und nicht an jedermann, das kannst du mir glauben! Bei dir würde ich eine Ausnahme machen, mein Freund. Aber man muss sich überraschen lassen und darf die Büchse erst öffnen, wenn sie einem gehört."

    „Mutti würde sagen, dann kauft man die Katze im Sack."

    Herr Lukas lachte.

    „Was kostet die Dose?"

    „Die erste Münze, die du aus deiner Tasche ziehst. Egal, welche es ist."

    Schon kramte Mario in seiner Hosentasche nach Kleingeld und zog ein blankes Eurostück hervor, das er Herrn Lukas in die Hand drückte.

    „Nun gehört sie dir, mein Junge, krächzte der. „Doch ich rate dir, sie erst zu Hause zu öffnen.

    In seinem Zimmer nahm Mario den Deckel ab und verzog vor Enttäuschung das Gesicht. In der Büchse lagen ein Stück braune Kreide, ein bronzefarbener, runder Türknauf aus Plastik und ein Zettel, auf dem stand: „Male eine Tür an die Wand, pappe den Türgriff an und öffne sie."

    Er wusste, dass seine Mutter nicht begeistert sein würde, wenn er die Wand beschmierte, doch die Worte auf dem Zettel schienen zu glühen ... und sie war noch auf der Arbeit.

    Also tat er, was auf dem Papierchen stand. Um die obere Hälfte zeichnen zu können, musste er auf einen Stuhl klettern. Er malte alles aus, sodass es wie eine Holztür aussah, dann klebte er den Plastikknauf fest und trat zurück, um sein Werk zu bewundern.

    Eine prima Tür, gar keine Frage, und er hatte nicht ein Stäubchen Kreide überbehalten. Er holte einmal tief Luft, legte die Hand auf den Knauf und hätte sie beinahe vor Schreck wieder zurückgezogen, als der sich drehen ließ. Die Tür öffnete sich einen Spalt und schwang nach innen. Mario keuchte vor Überraschung und zog sie schließlich ganz auf.

    Dahinter lag, mitten in einer glitzernden Schneelandschaft unter der Wintersonne, der Rodelhang aus dem kleinen Dorf, das in Herrn Lukas’ Schaufenster aufgebaut war. Kein Zweifel, er erkannte es sofort, sah den Kirchturm, den Waldsaum und hörte von irgendwoher das Heulen der Lokomotive. Eine Windbö trieb ihm kalte Luft ins Gesicht.

    Direkt vor ihm lehnte an der Hüttenwand eines Schlittenverleihs ein großer Holzrodel. Obenauf lag eine blaue Mütze und da wusste er, dass es sein Schlitten war.

    Hastig holte Mario seine Jacke und Handschuhe, stülpte sich die Mütze über, ging durch die Kreidetür und versank bis zu den Knöcheln im Schnee. Kurz darauf brauste er inmitten anderer Kinder johlend und rufend den Rodelhang hinunter, zog den Schlitten bergauf, fuhr runter – immer und immer wieder. Sein Gesicht glühte vor Kälte, und erst als es anfing zu dämmern und sein Magen knurrte, dachte er an zu Hause.

    „Das muss ich unbedingt Mutti zeigen, sonst glaubt sie mir kein Wort!", überlegte Mario. Er ging zurück zum Schlittenverleih, stellte den Schlitten ab, öffnete die Kreidetür – und war wieder in seinem Zimmer.

    Als er sich umschaute, war alles verschwunden. Der Rodelhang, der Schlitten, die blaue Mütze. Auch die Tür war fort, weg, als hätte er sie nie gemalt. Nur die leere Dose und der Zettel lagen noch da. Beinahe hätte er geweint, doch da fiel ihm etwas ein: Er könnte zu Herrn Lukas gehen und ihm eine zweite Dose abkaufen. Diesmal die mit der Aufschrift Himmelsbäckerei. Mama aß doch so gerne Zimtsterne, hatte aber nie Zeit zum Backen.

    Mario war sicher, wenn er diese Kreidetüre öffnete, würde ein Engel dahinter stehen, um ihn zu begrüßen. Und darauf freute er sich so sehr, dass er meinte, es läge schon ein Hauch von Zimt in der Luft.

    Enrico Andreas Brodbeck

    Eine moderne Weihnachtsgeschichte

    „Pah, stieß Karl hervor, „ich und Weihnachten feiern – da müsste ich ja bekloppt sein! Dieses Jahr kann Weihnachten feiern wer will, aber ohne mich. Was ist denn schon vom traditionellen Weihnachtsfest übrig geblieben? In den Wochen zuvor werden die Weihnachtslieder in allen Variationen vorwärts und rückwärts abgedudelt, die Geschäftsleute versuchen, mit ihren Verkaufszahlen ins Guinnessbuch der Rekorde zu kommen und die Kids sind völlig durch den Wind, weil sie gar nicht mehr wissen, was sie sich vor lauter Überfluss noch wünschen sollen.

    Karl holte tief Luft, blickte in die Runde seiner Kollegen und wartete auf eine Reaktion.

    „Tja, Alter, so wie früher wird es nie wieder werden. Weihnachten, wie du es als Kind erlebt hast, schmierst du dir am besten von der Backe. Die Zeiten sind ein für allemal vorbei." Rudi legte die Füße auf den Schreibtisch und wippte mit seinem Drehstuhl.

    „Ja, früher war eben alles anders, besinnlicher, fügte eine Kollegin hinzu. „Da gab es noch weiße Weihnachten. Heute ist alles grau in grau. So wie das Wetter, so ist auch die allgemeine Stimmung. Trotzdem möchte ich nicht auf Weihnachten verzichten. Es ist eine alte Tradition, und Traditionen muss man pflegen.

    „Kommst du an Heiligabend wieder zu uns rüber?", fragte Rudi.

    Karl richtete sich auf und strahlte über das ganze Gesicht. „Nein, Rudi, dieses Jahr weigere ich mich, Weihnachten in alter Manier mitzufeiern. Dieses Jahr mache ich etwas ganz anderes. Über die Feiertage fahre ich in die Schweiz. Eine Woche vor Weihnachten besteige ich den Zug von Essen nach Chur. Von dort aus fahre ich einen Tag später auf einer der schönsten Bahnstrecken der Welt, nämlich mit dem Bernina Express über Albula, Bernina bis nach Tirano in Italien. Dann geht es wieder zurück in die Schweiz, ins Oberengadin nach Suvretta bei Sankt Moritz. Dort wohne ich für zwei Wochen im Hotel Suvretta. Zudem habe

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