Dr. Norden Bestseller 126 – Arztroman: Was verschweigst du mir?
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Was verschweigst du mir? Es war ein wunderschöner Frühlingstag, an dem Dr. Daniel Norden Christl Wenzel kennenlernte, und sie sah selbst aus wie der leibhaftige Frühling, frisch und natürlich, ohne jede Tünche, die den gewissenhaften Arzt leider oftmals hinderte, schon aus der Hautfärbung festzustellen, wo es bei den jungen Patientinnen fehlen könnte. Christl hatte eine wunderbare glatte und reine Haut, und man spürte, dass sie sich viel an der frischen Luft bewegte. Sie brachte diese Frische sogar mit in das Behandlungszimmer. Krank konnte diese junge Frau nicht sein. Wollte sie vielleicht die Pille verschrieben haben? Dr. Norden konnte es sich bei dieser jungen Frau einfach nicht vorstellen. Es war seltsam, aber sie strahlte einfach zu viel Lebensfreude aus. »Wo fehlt es denn?«, fragte er. »Ich will es jetzt doch genau wissen«, sagte sie munter. »Was wollen Sie genau wissen?« »Ob ich ein Baby bekomme. Nach meiner Schätzung müsste ich im dritten Monat sein.« »Und Sie waren noch bei keinem Frauenarzt?«, fragte er verwundert. »Ach, die stellen so viel mit einem an, das kann doch nur schaden«
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Familie Dr. Norden - Neue Edition
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Buchvorschau
Dr. Norden Bestseller 126 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 126 –
Was verschweigst du mir?
Patricia Vandenberg
Es war ein wunderschöner Frühlingstag, an dem Dr. Daniel Norden Christl Wenzel kennenlernte, und sie sah selbst aus wie der leibhaftige Frühling, frisch und natürlich, ohne jede Tünche, die den gewissenhaften Arzt leider oftmals hinderte, schon aus der Hautfärbung festzustellen, wo es bei den jungen Patientinnen fehlen könnte.
Christl hatte eine wunderbare glatte und reine Haut, und man spürte, dass sie sich viel an der frischen Luft bewegte. Sie brachte diese Frische sogar mit in das Behandlungszimmer. Krank konnte diese junge Frau nicht sein.
Wollte sie vielleicht die Pille verschrieben haben? Dr. Norden konnte es sich bei dieser jungen Frau einfach nicht vorstellen. Es war seltsam, aber sie strahlte einfach zu viel Lebensfreude aus.
»Wo fehlt es denn?«, fragte er.
»Ich will es jetzt doch genau wissen«, sagte sie munter.
»Was wollen Sie genau wissen?«
»Ob ich ein Baby bekomme. Nach meiner Schätzung müsste ich im dritten Monat sein.«
»Und Sie waren noch bei keinem Frauenarzt?«, fragte er verwundert.
»Ach, die stellen so viel mit einem an, das kann doch nur schaden«, meinte sie. »Ich bin auf dem Lande groß geworden. Eine Bauerntochter bin ich, und stolz bin ich darauf, aber bei uns nimmt man auch heute noch das Kinderkriegen wie es eben kommt. Aber mein Mann ist Lehrer«, fuhr sie dann nachdenklicher fort, »und er meint halt, dass festgestellt werden müsste, ob alles in Ordnung ist. Walter sagt immer, dass Glauben gut ist, Überzeugen oder Beweise aber besser. Mein Mann ist sehr gescheit«, fügte sie stolz hinzu.
Und einen hübschen Ausgleich hat er sich mit dieser Frau auch ausgesucht, dachte Dr. Norden. Da hat aber bestimmt mehr das Gefühl mitgespielt als der Verstand.
»Und außerdem habe ich auch gehört, dass Sie ein guter Arzt sind, Herr Dr. Norden«, fuhr Christl fort, »kein so hochgestochener, der einem dumm kommt, wenn man mal eigene Ansichten hat.«
»Ich habe nichts dagegen, wenn Sie Ihre Ansichten äußern«, sagte er lächelnd. »Ihr Name ist Christl Wenzel?«
»Geborene Wiedinger, und eigentlich heiße ich ja Christine, aber alle nennen mich Christl, und das können Sie auch tun, Herr Doktor. Sie sind mir nämlich sehr sympathisch.«
Herzerfrischend war sie, und gerade an diesem Tag brauchte er solche Aufmunterung, denn in der Frühe war er schon zu einem Herzinfarkt gerufen worden, der tödlich ausging, und auch sonst hatte er in der Sprechstunde mit allerhand Kümmernissen fertig werden müssen.
»Ihr Alter, Christl?«, fragte er.
»Unser Alter ist ein guter Vater«, erwiderte sie, und da musste er doch richtig lachen. »Ich meinte, wie jung an Jahren Sie sind. Ich habe mich falsch ausgedrückt.«
»Ach so«, erwiderte sie errötend. »So jung bin ich eigentlich gar nicht mehr, schon fünfundzwanzig und seit zwei Jahren verheiratet, und mein Walter ist ganz narrisch mit Kindern, deshalb ist er ja auch Lehrer geworden. Er versteht sich prima mit unserm Papa, wenn er es auch gar nicht mit den Studierten hat. Aber eine anständige Mitgift hat er mir gegeben, und wir konnten uns ein kleines Reihenhaus kaufen. Es wär alles da für ein Kind, das soll auch gesagt sein.«
»Und Sie werden sicher eine gute Mutter werden«, sagte Dr. Norden.
Plötzlich wurde ihr hübsches Gesicht ernst. »Ja, wenn man solch einen Mann hat, dann freut man sich«, sagte sie leise. »Ein Kind braucht ja nicht nur eine gute Mutter, sondern auch einen anständigen Vater.«
Ob sie früher doch schon mal eine schlechte Erfahrung gemacht hat, fragte sich Dr. Norden, aber gleich war Christl dann wieder fröhlich, und als er ihr sagte, dass sie schon Anfang des vierten Monats sei, rollten ihr ein paar Freudentränen über die Wangen.
»Aber ich möchte doch, dass Sie von einem Gynäkologen gründlich untersucht werden, Frau Wenzel«, sagte er. »Und ich kann Ihnen versichern, dass Dr. Leitner, der auch mein persönlicher Freund ist, ebenfalls Ihre Ansichten gelten lässt. Schauen Sie, es können heute so viel kleine Probleme vermieden werden, wenn man alles ganz genau weiß. Die Blutgruppenbestimmung zum Beispiel, oder ist die bei Ihnen schon gemacht worden?«
»I wo, bei uns gibt man sich mit so was gar nicht ab. Außerdem muss man da schon froh sein, wenn ein Arzt wirklich kommt, wenn einer mal schwer krank ist. Wer geht denn schon in unsere Einsamkeit! Und die Leut wissen ja gar nicht, wie schön es bei uns ist.«
»Bei uns ist es doch auch ganz schön«, sagte Dr. Norden, da er große Sehnsucht aus ihren Worten heraushörte.
»Ja, weil ich mit meinem Walter beisammen bin. Ich habe gehört, dass Sie glücklich verheiratet sind, und das beruhigt einen doch, wenn man einen Arzt aufsucht. Was man so manchmal über Ärzte liest, schreckt einen schon, aber wenn ein Arzt selber Kinder hat, ist das doch ein bisschen anders.«
Sie hatte sich ihre Meinung geschaffen, sich ihr eigenes Bild gemacht, sollte er es ihr ausreden? Vielleicht hatte sie schon mal schlechte Erfahrungen mit einem Arzt gemacht! Dr. Norden war nicht so borniert, solche Vorurteile einfach abzutun. Er mochte es, wenn Patienten kritisch waren, und Christl Wenzel war kritisch in aller Naivität.
Sie war reizend und sympathisch und ließ sich auch etwas sagen, wenn man es hinreichend begründete. Er meldete sie bei seinem Freund und Kollegen Dr. Hans-Georg Leitner an, und sie konnte mithören, dass er ihm diese Patientin besonders ans Herz legte.
»Sie sind sehr nett, Herr Dr. Norden«, sagte Christl.
»Dr. Leitner ist auch sehr nett, außerdem auch glücklich verheiratet und Vater von zwei Kindern. Und außerdem wird er sich freuen, wenn eine werdende Mutter zu ihm kommt, die sich so sehr auf ihr Kind freut.«
*
Schon am nächsten Vormittag erschien Christl bei Dr. Leitner, pünktlich auf die Minute. So war sie erzogen, so liebte es auch ihr Mann, der Lehrer Walter Wenzel, der sehr korrekt war, doch darüber hinaus auch ein Lehrer, wie Eltern sich einen für ihre Kinder wünschten.
»Ja, dann werden wir mal alles genau feststellen, was für den Mutterpass notwendig ist«, sagte er.
»Was ist ein Mutterpass?«, fragte Christl. »Ich soll mir alles genau merken, hat mein Mann gesagt.«
»Sie werden es schwarz auf weiß bekommen, oder sagen wir besser auf hellgrau«, erwiderte Dr. Leitner lächelnd. »Zuerst die Blutgruppe. Es muss festgestellt werden, ob sich Ihre mit der Ihres Mannes verträgt.«
»Bei uns gibt es nichts, wo wir uns nicht vertragen, Herr Doktor«, sagte Christl. »Wir sind ein Herz und eine Seele. Sie können es mir glauben, bei uns stimmt alles.«
Ihr glaubte es Dr. Leitner aufs Wort. Aber dennoch fand die gründliche Untersuchung statt.
»Die Werte bekommen wir morgen, Frau Wenzel, und die werden dann in den Mutterpass eingetragen. Und wenn irgendetwas ist, eine Verletzung oder eine kleine Komplikation, dann brauchen wir nicht lange nachzuforschen.«
»Meine Mutter hat sechs Kinder zur Welt gebracht, und alle sind gesund«, sagte Christl. »Da ist so ein Theater nicht gemacht worden. Na ja, ein paar Fehlgeburten hat sie auch gehabt, aber manchmal ist das ja ganz gut.«
Es waren nicht die Worte, es war der Tonfall, in dem sie das sagte, der Dr. Leitner aufhorchen ließ.
Aber er äußerte sich nicht dazu, er merkte es sich nur. Und dann wollte er ihr erklären, dass sie eine Ultraschalluntersuchung machen sollten, aber da wehrte sie ab.
»Darüber haben wir gelesen«, sagte sie. »Das lasse ich nicht mit mir machen. Nachher schadet es dem Kind. Das sind doch Röntgenstrahlen. Mein Mann hat es mir erklärt. Ich habe viel von ihm gelernt, Herr Doktor. Seien Sie nicht böse, aber das mache ich nicht.«
»Ich zwinge Sie nicht dazu. Manchmal ist es nur gut, wenn es sich um Mehrlingsgeburten handelt.«
»Und wenn es ein paar sind«, sagte Christl, »mir macht das nichts aus. Ich lasse mich gern überraschen, noch dazu, wenn es eine Freude ist.«
*
Und dann wurde festgestellt, dass Christl Wenzel den Rhesus-Faktor negativ hatte. Zuerst telefonierte Dr. Leitner deswegen mit seinem Freund Daniel Norden.
»Dann müssen wir auch den Mann herbeizitieren«, sagte Daniel, und wenn er positiv ist, müssen wir feststellen, ob sie schon mal eine Fehlgeburt hatte.«
»Hast du auch so ein Gefühl?«, fragte Dr. Leitner.
»Es könnte ja sein«, erwiderte Daniel ausweichend. »Sie ist so unkompliziert. Sie würde solchem Umstand nicht die Bedeutung beimessen, die ihm beigemessen werden muss, Schorsch. Man muss es ihr ganz deutlich klarmachen.«
»Das werde ich, darauf kannst du dich verlassen, Kumpel«, erwiderte Dr. Leitner.
*
»Um was geht es denn?«, fragte Fee Norden.
»Um eine ganz besonders reizende Frau«, erwiderte Daniel.
»Ich habe mir schon so was gedacht«, erklärte Fee gelassen. »Wenn sogar Schorsch begeistert zu sein scheint.«
»Es ist eine Unschuld vom Lande, eine junge Lehrersfrau, Fee. Umwerfend naiv, aber durchaus nicht dumm. Jedenfalls mal was anderes als die, die entweder Pillen haben wollen oder gleich das große Jammern anfangen, wenn sie wirklich ein Kind bekommen.«
»Es gibt genug Frauen, die sich auf ein Kind freuen«, sagte Fee. »Oder bist du anderer Meinung?«
»Die kommen nicht zuerst zu mir, sondern gehen gleich zum Frauenarzt«, erwiderte er trocken. »Die können es gar nicht erwarten, um alles genau zu wissen. Aber diese Christl Wenzel ist noch ein richtiges Kind vom Lande. Und sie traut den Ärzten nicht ganz.«
»Was ich ihr nicht verdenken