Zeus, Aphrodite & Co.
Von Douglas Macauley
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Buchvorschau
Zeus, Aphrodite & Co. - Douglas Macauley
Impressum
Douglas Macauley
Zeus, Aphrodite & Co.
ISBN Print 978-3-86214-505-8
ISBN 978-3-86214-056-5
© 2012 Genehmigte Lizenzausgabe für die Allpart Media GmbH, Berlin
© 1968 Ophelia Press, 1970 Olympia Press, Frankfurt
Titel der Originalausgabe: A Certain Greek Tycoon
Aus dem Amerikanischen übertragen von Ingo Hartung
Umschlaggestaltung unter Verwendung einer Fotografie aus bigstock.com
und Layout Allpart Media GmbH
Layoutsatz Michael Roggemann (www.mr-typo.com)
Mehr Informationen zur Reihe Allpart erotica unter:
www.olympia-press.de
Zeus, Aphrodite & Co.
Douglas Macauley
Titel der Originalausgabe:
A Certain Greek Tycoon
Aus dem Amerikanischen übertragen
von Ingo Hartung
1
Es war die Art Traum, die sonst nur Hirten, Pfaffen und Leute haben, die lange im Gefängnis sitzen. Sein Inhalt: Große wogende Brüste, Glieder, die verführerisch zur Lust einladen, rhythmisches Crescendo ekstatisch wilder Hurerei. Es war die Art Traum, die gewöhnlich in der Wirklichkeit einem ebenbürtigen, bewusst erfahrenen Erlebnis weit überlegen ist. Aber wie das häufig bei dieser Sorte Traum ist, erwachte er gerade dann, als es anfing schön zu werden. Peter McSwain öffnete die Augen. Einige Zentimeter von seiner Nasenspitze entfernt war ein kunstvoll geformtes Ohr mit entzückenden Vertiefungen, halb versteckt durch einen feinen Blondhaarschleier. Gegen seine Brust drängten sich große Brüste, Arme und Beine hielten ihn liebevoll umschlungen. Im ungebrochenen Tempo der Wellenbewegungen beschleunigte das Kreisen ihres Tanzes sanft den Übergang vom Schlafen zum Wachen. Selbst eine musikalische Begleitmusik war da: Ihr schweres Atmen wurde durch kurzes, seufzendes Gestöhn der Ekstase paraphrasiert. Es ist die wohlklingende Hymne, das Danklied, das im Entzücken zu den Göttern aufsteigt, die den Praktikern leidenschaftlicher Vergnügungen den himmlischen Orgasmussegen zuteil werden lassen.
Da er die besseren Dinge des Lebens gehörig schätzte, war er dankbar und begeistert, dass das Traumwunder Wirklichkeit geworden war. Mit Freuden tauchte er noch tiefer in die warme Feuchtigkeit der saugenden Öffnung ein. Was kümmerte es ihn, dass er fast den Verstand verlor, als sie einen Schrei des Entzückens ausstieß und sie beide wie sprudelnde Geysire kamen.
Als er sich von dem Wahnsinnsaugenblick der Leidenschaft ein wenig erholt hatte, inspizierte er das Mädchen, das unter ihm auf dem Bett lag. Um ihren nackten Körper besser sehen zu können, rollte er runter. Nicht gerade eine Schönheit, doch ein ganz hübsches Wesen, dachte er. Sie hatte regelmäßige Züge; ihre blauen Augen, schläfrig und schimmernd vom Liebesspiel, blickten ihn zufrieden an, ganz wie die rosafarbenen Mundwarzen der üppigen Brüste, zufrieden wie das blondverbrämte »V« ihres Venushügels am Fixpunkt ihrer Schenkel.
Wer konnte sie nur sein, wo zum Teufel hatte er sie aufgegabelt?
Die Spekulation in diese Richtung erinnerte ihn auch daran, dass er Kopfweh und einen Kater hatte, unrasiert war und ziemlich sicher sein konnte, dass er sich in der vergangenen Nacht gut amüsiert hatte. Aus Erfahrung wusste er, dass, wenn er sich nur an die erste Hälfte des Abends erinnerte, das ein einigermaßen gutes Indiz für vergnügte Stunden war.
»Freut mich, dich kennenzulernen«, sagte Peter zu dem Mädchen. »Wo hab ich dich übrigens kennengelernt?«
»Wo hast du was?« brummte sie.
»Dich kennengelernt.«
»Du erinnerst dich nicht? In Dennys Bar auf der dreiundsiebzigsten Straße.«
»Vor oder nach der Schlägerei?«
»Vorher. Wenn du dich an die Schlägerei erinnern kannst, warum erinnerst du dich nicht, wo du mich getroffen hast?«
Als Peter sie angrinste, wurde ihm gleichzeitig klar, warum eine Gesichtshälfte beim Grinsen so weh tat, und warum die Knöchel seiner rechten Hand zerschunden waren. »Ich kann mich an die Schlägerei nicht erinnern, wenn ich aber in Dennys Bar war, war dort eine Schlägerei, dort ist immer eine.«
»Denny hat dich rausgeschmissen.«
»Na klar. Wie heißt du denn?«
»Annabelle Ashbury. Weil du kein Geld mehr hattest, konnten wir kein Taxi nehmen, den ganzen Weg bis hierher mussten wir laufen.«
»Na klar. «
Dann entschuldigte er sich, ging ins Badezimmer, duschte und rasierte sich. Gut, dass er einen elektrischen Rasierer hatte, das ersparte ihm die schmerzhafte Katastrophe seines Spiegelbildes. Er war dreiunddreißig, groß und muskulös. Er hatte lockiges, schwarzes Haar und dunkelblaue Augen. Diese vorwurfsvoll starrenden Augen musste er gar nicht sehen, um zu wissen, dass sie überreichlich die rotädrige Beweiskraft seiner nächtlichen Ausschweifung trugen. Seit er erwachsen war, hatten sie ihm zwei oder dreimal wöchentlich diesen Anblick geboten.
Während sich Annabelle duschte, durchsuchte er das Zimmer und fand eine Bourbonflasche, mit dreifingerhoch Whisky drin. Nach einem Glas suchte er gar nicht. Seine Anzughosen fand er sorglos über dem Fernseher hängen. Die emsige Jagd durch alle Taschen förderte nur eine arg zerquetschte Zigarette hervor. Er zündete sie an, zog eine Grimasse und drückte sie sofort wieder aus. Das ist genau der richtige Augenblick, das Rauchen aufzugeben, dachte er. Wenn der Geschmack in seinem Mund trotz des Zähneputzens und Mundwassergurgelns noch weiter so scheußlich blieb, könnte er außerdem auch noch das Trinken, Essen und Atmen aufgeben. Da kam aber Annabelle aus dem Bad. Vom Duschen und Abrubbeln rosafarben, erweckte sie sofort seine Lebensgeister.
»Du bist ein köstliches Fresserchen, dein Anblick gibt mir das Vertrauen in mich selbst zurück«, sagte er. »Zumindest weiß ich, dass ich stockbesoffen sein kann, und trotzdem nicht mein gutes Auge verliere, was die Auswahl von sinnlichverführerischer Weiblichkeit betrifft.«
Annabelle lächelte errötend, ihre Hüften antworteten ihm auf dieses Kompliment mit einer unbewusst lustvollen Bauchdrehung. »Du sagst ja hübsche Dinge«, erwiderte sie. »Du hast gestern Abend Gedichte vorgetragen. Drum gab’s die Schlägerei. Du wolltest, dass Denny unsere Drinks für die Gedichte eintauscht.«
»Das hätte er auch tun sollen«, antwortete Peter. »Er ist ein dämlicher, irischer Klotz, ein doofer Bauer. Komm doch her, meine süße Annabelle. Du hebst meinen Geist aus den Krusten der Verzagtheit.«
»Nicht nur das hebt sich«, kicherte Annabelle kindisch und blickte auf die untere Hälfte seines Körpers. »Ich mag dich, Peter. Du bist komisch und süß. Wenn das Ding da so grade ausgestreckt ist, kann ich nicht nahe genug rankommen, um dich zu küssen.«
»Dann spreiz die Beine und mach Platz dafür.«
»Oh, wär’s nicht besser auf dem Bett? Für das Stehgeschäft bist du zu groß.«
»Hmmm«, murmelte er, während seine Lippen auf dem duftenden Fleisch ihres Nackens und ihrer Schulter grasten.
»Peter, was machst du nun, wenn du kein Geld mehr hast?«
»Warum? Bist du ein Miesepeter?«, fragte er mit heruntergebeugtem Kopf.
»Ich hab einfach Schuldgefühle, weil ich es zuließ, dass du gestern dein ganzes Geld meinetwegen ausgegeben hast. Ich habe zu Hause zwölf Dollar. Die kannst du haben.«
»Du bist ein seltenes Juwel«, sagte Peter gefühlvoll, und küsste sie. »Schau, die Miete für die Wohnung kostet zweihundert im Monat, sie ist längst überfällig, ich erwähne erst gar nicht die verschiedenen Rechnungen, die ich an bestimmte Fress- und Trinkläden zahlen muss, auch nicht meinen Schneider und die Ratenzahlungen für die Stereoanlage. Vergessen wir doch das ganze traurige, unlösbare Problem und konzentrieren uns auf interessantere und dringlichere Nöte.«
Sie kicherte wieder. »Wenn du noch stärker drängelst, wirst du seinen Kopf durch meine Du-weißt-schon-was stoßen. Von was lebst du denn, Peter? Bist du ein Schriftsteller? Du sprichst wie einer.«
»Und du sprichst zu viel. Ich bin, oder sagen wir mal ich war, ein Werbefachmann. Außerdem spreche ich nicht immer so, nur wenn ich einen Kater habe und die Realität etwas aus dem Blickwinkel gerät. Verdammt! Wer ist denn das schon wieder? Sicher ein Geldeintreiber.«
Widerwillig zog er sich von Annabelle zurück, warf sich einen Bademantel über und ging zur Tür. Ein uniformierter Briefträger überreichte ihm ein Brieftelegramm, das er unterzeichnen musste. Da er kein Trinkgeld gab, blickte ihn der Mann mürrisch an, brummte und ging.
»Mensch, es ist aus Europa«, schrie Annabelle und drängte sich neben Peter, der auf der Bettkante saß.
»Genau gesagt aus Griechenland«, erwiderte er. »Komisch. Wem schulde ich denn Geld in Athen?« Er öffnete den Umschlag und las das Telegramm laut vor.
»PETER MCSWAIN DOPPELPUNKT SIE SIND EINGELADEN AM ZEHNTEN JUNI DER GROSSEN ERÖFFNUNGSFEIER DES HOTEL OLYMPUS IN ATHEN BEIZUWOHNEN STOP AUSLAGEN DEPONIERT BEI IHREM BANKKONTO NEW YORK STOP UNTERZEICHNET J MENELAOS KOMMA MANAGER HOTEL OLYMPUS STOP.«
»Da fahr ich doch gleich zur Hölle!«, sagte Peter vornehm. »Scheint, dass ich nach allem tatsächlich Geld auf der Bank habe, mysteriös bleibt trotzdem, warum man mich zur Eröffnung eines griechischen Hotels einlädt. Den wievielten haben wir heute, Zuckerpuppe?«
»Den siebten, glaub ich. Mensch Peter, willst du nicht mal die Bank anrufen und hören, wie viel sie dir geschickt haben? Kann ich mit dir nach Athen fahren? Bitte, Peterlein?«
»Klar, ich glaub schon. Gib mir mal das Telefon rüber.« Er rief die Bank an. Was er da von einem plötzlich ganz ehrerbietigen Bankangestellten zu hören bekam, ließ ihn vor Überraschung erblassen. Dann küsste er Annabelle geistesabwesend und rief ein Reisebüro an.
»Gut, dass vom letzten Jahr her noch mein Paß gültig ist, als ich für die Pickforth-Chemiewerke in London arbeitete«, sagte Peter.
»Ich hab auch einen«, fügte Annabelle mit glänzenden Augen hinzu. »Ich war im Mai in Frankreich und hab dort Nacktfilme gedreht. Willst du das wirklich, Peter? Kann ich wirklich mit dir fahren? Himmel, wir müssen uns beeilen. Ich wette, wir haben noch eine ganze Menge zu erledigen, bevor wir fahren.«
»Auf jeden Fall. Erstens müssen wir da weitermachen, wo wir von dem Kerl mit dem Telegramm unterbrochen worden sind.« Er drückte sie sanft aufs Bett und vergrub sein Gesicht in den prächtigen, duftenden Hügeln ihrer Brüste. Eine Hand tastete das weiche Fleisch an der Innenseite ihrer Schenkel ab, schob sich hoch, um zart die feuchten Lippen ihrer Vulva zu berühren.
»Peter!«, schrie sie ekstatisch. »Liebster, steck das Ding wieder in mich rein. Es ist herrlich, wenn du mich vögelst.«
»Genau das will ich tun, dich vögeln«, bekräftigte er, schob sich über sie und machte es sich über ihren weitgespreizten Beinen bequem. Ihre Hände umschlossen den Penisschaft und führten seine Spitze in die Öffnung der Vagina. Sobald er drinnen war und ihn das weiche warme Fleisch der Innenteile liebkoste, ließ sie ihre Zunge in seinen Mund gleiten und umschlang seine Hüften mit ihren langen Beinen. Ungeduldig schlug sie mit den Fersen auf seine Hinterbacken, um ihn aufzumuntern, noch tiefer in sie einzudringen.
Er fing an, die Hüften zu bewegen, sie passte sich der Bewegung an, streichelte seinen Rücken und grub ihm die Nägel ins Fleisch, als ihre Leidenschaft stieg. Er beugte den Kopf und küsste ihre Brüste.
»Kau an ihnen«, drängte sie ihn. »Nicht ganz fest, aber so, dass ich es spüren kann.«
Seine Zähne mahlten an ihren steifgewordenen Brustwarzen. Er sog den duftenden Geschmack ihres Fleisches ein, ließ die Erregung der körperlichen Berührung in ihm wachsen, sich an seinen Nervensträngen entlang ansammeln wie eine elektrische Spannung. Der warme gierige Mund ihrer Vagina saugte an ihm, als wolle er ihn verschlingen.
Annabelle ließ das Kreisen ihrer Hüften schneller werden.
»Du hast einen herrlichen Schwanz«, flüsterte sie keuchend vor Anstrengung. »Er ist so groß, so stark und hart! Oh mein Gott, Peter, ich muss kommen! Hör nicht auf, mich zu ficken, Liebling. Fick mich fester! Fick mich wilder, Peter!« Bevor ihr wildes Zucken und ihre unterdrückten Entzückensschreie abklangen, ließ er sich gehen, ergoss sich wie ein befreiter Sturzbach in sie, hämmerte, als wollte er mit Absicht ihren Körper zertrümmern und durch sie hindurch auf die Matratze stoßen.
In einem grotesken leidenschaftlichen Anfall verzerrte sich ihr Gesicht; sie klammerte sich an ihn, schlug und krallte seinen Rücken, biss in seine Schulter.
»Sag mal«, sagte er, »machst du das immer ... dass du die ganze Zeit sprichst, wenn man dich vögelt?«
»Allerdings.«
»Das nächste Mal werd ich ihn dir in den Mund stecken, wetten, dass du dann still bist?«
»Was für ein toller Einfall!«, rief sie und küsste ihn. »Du bist so nett zu mir, Peter!«
Für den Rest des Tages war Peter so beschäftigt, dass er nicht imstande war, seine Drohung wahr zu machen, er hatte nicht mal Zeit, sich einen anzusaufen. Er musste zur Bank, die Reservierung der Flugkarten bestätigen, Visa vom griechischen Konsulat holen, seine Rechnungen bezahlen. Bei diesen Unternehmen begleitete ihn eine aufgeregt plappernde Annabelle, obwohl sie für diese plötzliche Abfahrt wenig Vorbereitendes beitrug. Alles was sie tun musste, war, in ihre Wohnung zu gehen, die sie mit einem anderen Mädchen teilte, und dort zwei kleine Koffer zu packen, die ihr ganzes Hab und Gut aufnahmen.
Sie hatten noch zwanzig Minuten bis zum Abflug, Peter saß ihr im Warteraum des Flughafens gegenüber, wirbelte das Eis im Glas herum, seine dunkelblauen Augen blickten nachdenklich.
»Ich kann einfach nicht schlau draus werden«, sagte er zu ihr. »Ich bin zwar ein ziemlich guter Werbefachmann, aber kaum Weltformat. Man hat mich nicht mal in Time oder Life erwähnt. Ich bin sicher, dass ich niemanden in Athen kenne. Die Geldsumme, die dieser J. Menelaos für mich deponiert hat, reicht für zehn Griechenlandreisen aus. Sieht eher nach einer großzügigen Abschlagszahlung im Voraus aus, aber im Telegramm war nichts angedeutet, dass sie meine beruflichen Dienste beanspruchen wollen.«
»Wer ist denn jetzt der Miesepeter?«, erwiderte Annabelle.
»Keine Sorge, ist doch alles in Ordnung. Beim Packen hab ich schnell dein Horoskop gelesen. Dein Uranus verbindet sich mit deinem Saturn. Oder war’s deine Venus? Ist ja wurst, in den nächsten Tagen kann dir jedenfalls nichts passieren. Himmel! Schau mal rüber an die Bar, Peter. Nee, wenn ich so recht überlege, schau lieber nicht. Die ist so verdammt schön, dass ich dich verlieren kann.«
Da schaute er natürlich. Schön war ein mickriges Wort dafür. Das Mädchen an der Bar war mehr als schön. Sie trug ein weißes Kleid, das mit dem Dunkel ihres Gesichts, ihrer glatten Arme und Beine kontrastierte. Peter entging die Muskulatur nicht, die sich unter ihrer kaffeebraunen Haut verbarg, und er dachte an einen schwarzen Panther. Sie hatte die gleiche sinnliche Katzenhaftigkeit und wilde Anmut, die gleiche schwebende Balance, gepaart mit schlecht verhüllter Kraft. Der Gesamteindruck: geballte Macht, durchscheinende Sexualität. Er bewirkte, dass ein Zittern durch seine Lenden lief und sich sein Hodensack zusammenkrampfte. Ihr Gesicht widersprach jedoch diesem fast animalischen Einschlag. In dem verwundeten Reh-Blick ihrer großen dunklen Augen, an den sinnlich geschwungenen Lippen war etwas unvergleichlich Unschuldiges und ansprechend Süßes.
»Das ist Poppy Smith«, sagte er, und wandte sich unwillig Annabelle zu. Trotz der Klimaanlage in der Halle schwitzte er.
»Du hättest sie im Fernsehn sehen sollen. Sie ist die Supertänzerin des Schaugeschäfts. Letzte Woche hat sie der Ed Sullivan-Show mit einer russischen Tanzgruppe, drei Komödianten, zwei Virtuosentypen und den Beatles die Schau gestohlen. Als exotische Tänzerin ist sie die größte Künstlerin seit Salome.«
»Ich schau mir nie Ed-Sullivan-Shows an«, sagte Annabelle, »ich erinner’ mich auch nicht an Salome. Hat sie etwa in der Judy Garland-Show getanzt? Aber diese Poppy Smith ist tatsächlich Klasse. Das kann selbst ich spüren, wie die auf die Männer wirken muss, das ist ungeheuer. Sie ist Farbige, nicht wahr?«
»Halb nur. Ihre Mutter ist aus Haiti, ihr Vater ein amerikanischer Seemann. Das ist unser Flug, den sie jetzt ausrufen.«
Durch den dunklen Himmel über den dunklen Atlantik zu fliegen, ließ fast Traurigkeit in Peter aufkommen. Aber nur fast. Annabelle schlief schon, und wenn da nicht drei Störfaktoren gewesen wären, würde er auch schlafen. Der erste Tatbestand: Poppy Smith saß ihm gegenüber, nur der Gang war dazwischen. Zweitens war’s die Stewardess, drittens fühlte er sich von einer Dauererektion bedrängt. Poppy Smith im Minikleid förderte kaum seinen Schlummer. Auch nicht die Stewardeß, ein etwas gewöhnlicher, kurvenreicher Rotschopf, der die relative Strenge seiner Uniform durch Grübchenlächeln und charmantes Kreisschwenken des Hinterns wieder wettmachte.
»Haben Sie es bequem, mein Herr?«, fragte sie, als sie sich besorgt über Peter beugte.
»Nein«, sagte er offen, »gar nicht.«
Kann ich irgend etwas für Sie tun?«
»O ja, gewiss könnten Sie das, aber wahrscheinlich nicht, so lange wir in der Luft sind. Das wäre nicht sehr praktisch. Wo ist die Toilette? Sie können mir glauben, so ein großer Ärger ist’s auch wieder nicht.«
Sie errötete etwas, aber ihre Grübchen vertieften sich, auch das Zwinkern ihrer Augen nahm zu. »Im rückwärtigen Teil des Flugzeugs, mein Herr«, sagte sie, »aber das ist etwas schwierig. Dort sind zwei Türen, eine zum Waschraum, und eine, die zur Koje führt, die für die Stewardess vorgesehen ist. Jemand hat die Schilder entfernt und vergessen, sie wieder anzubringen. Der Waschraum wird zu Ihrer Rechten, halt, vielleicht doch zu Ihrer Linken sein. Ich vergesse es immer. Jedenfalls, viel Glück.« Immer noch lächelnd machte sie sich hüftenschwingend auf ihren Weg nach hinten.
Peter dachte sorgfältig über